Deutschnationalen Volkspartei ebenfalls die Ablehnung auch durch die Deutschnatwnalen endgültig bestätigte. Am Dienstagvormittag wurde die Denkschrift Adolf Hitlers an den Reichspräsidenten durch Göring dem Staatssekretär Meißner überreicht * Räch dieser Darstellung wollte also Hitler die Ablehnung des Planes nicht selber aussprechen, sondern dem Reichspräsidenten die Initiative zum Rückzug überlassen. Hugenberg war weniger zimperlich und sprach die Ablehnung offen aus. Hitler kam es vor allem darauf an, bei Hindenburg Eindruck zu schinden und als braver Untertan zu erscheinen: Hugenberg lag offenbar an der Gunst des derzeitigen Reichspräsidenten viel weniger. Hitlsr ist ganz„Staatsmann", er quillt über von Denk- schriften und klagt über„Taktlosigkeit der Presse"— wann wären Hitler und seine Presse„taktlos" gewesen!?— Hugenberg hält es mehr mit den goldenen Rücksichtslosigkeiten und der Feste- druff-Taktik. Die Rollen sind vertauscht, und Hiller erscheint auf einmal als der„Bürgerliche". Mit welchem Erfolg für ihn selber und für seine Partei, wird sich zeigen.
Das Wunder von Braunschweig . Angriffe der Nazis auf die Staatsbank bringen Nutzen! Braunschweig , 13. Januar. Vom Staatsministerium wird folgende Verlautbarung ausgegeben: „Pressemeldungen über eine angebliche Erschütterung der Braunschweigischen Staatsbank geben Veranlassung zu folgender Erklärung: Gegen den Präsidenten und einen anderen Beamten der Staatsbank erhobene Beschuldigungen betreffen per- s ö n l i ch c Angelegenheiten dieser Beamten. Der Stand und die Sicherheit der Bank werden dadurch in keiner Weise berührt. Die Behauptung, daß infolge dieser Vorgänge Abzüge in großem Maße stattgefunden hätten, ist unzutreffend. Im Gegenteil haben die Einlagen bei der Staatsbank und der Landesspar- lasse im neuen Jahr ständig zugenommen, so daß ein Zu- wachs und nicht ein Abgang zu oerzeichnen ist. Staats- dank und Londessparkasse zählen dank ihrer starken Liquidttäts- reserve zu den anerkannt flüssigsten und sichersten deutschen Geld- instituten. Beide genießen nach wie vor das volle Vertrauen ihrer Einleger. Nachrichten über angebliche Fusionsverhandlungen mit anderen Banken beruhen auf freier Erfindung." Jede der Banken, die bisher in Schwierigkeiten geraten sind, hat zunächst immer erklärt, daß bei ihr alles in Ordnung fei und daß kein Grund zu Mißtrauen vorliege. In Braunschweig aber vollzieht sich ein glattes Wund er I Dort wird seit Wochen gegen die Leitung der Staatsbank öffentlich vorgegangen, ein parlamentarischer Untersuchungsausschuh beschäf- tigt sich mit den Hakentreuz-Angriffen aus die Staatsbank, alle Welt spricht davon. Aber— wenn man der Erklärung des Staats- Ministeriums Kllchenthal- Klagges glauben soll— je mehr die Klagges-Leute öffentlich gegen die Staatsbankleitung anrennen, desto größer wird das Vertrauen zur Bank und desto zahlreicher die Einlagen! Ist das etwa nicht«in Wunder?! * Die Nazis traktieren ihre Koalitionsfreunde mit Fußtritten. Der nationalsozialistische Landtagsabgeordnete, Parteisekretär Schmalz, nannte in einer Holzmindener-Versammlung die deutschnationalen und volksparteilichen Führer„feiste, dicke Bonzen und Bourgeois in weichen Klubsesseln", für die kein Platz in den Reihen der Nationalsozialisten sein dürfe. Solche Elemente dürsten keinen Einfluß auf die nationalsozialistische Be- wegung erhalten, denn sie wirkten sehr zersetzend und demorali- sierond auf den Kampfgeist der„Pg." Diese sollten nicht ungeduldig werden, auch wenn der„Endsieg" doch noch Wochen, vielleicht auch Monat« oder gar noch Jahre dauere.
Spaltung einer Sekte. Ärandler will zv Stalin zurück. Die von Brandler und Thalheimer beherrschte Reichsleitung der KPD.-Opposltüm hat in ihrer Sitzung vom 12. Januar die einstigen Spartakisten Walcher, Frölich, M. Köhler, Enderle, Frank und einige andere ausgeschlossen. Die Ausgeschlossenen haben in letzter Zeit eine von dem Kurs der Brandler-Gruppe abweichende Haltung eingenommen. Der Be- schluß bedeutet eine von Brandler und Thalheimer angestrebte Rückversicherung, zu gegebener Zeit unter die Fittiche Stalins zurückkehren zu können. Eine Sowjet-Oiskusfion. Theodor Dan gegen Alfons Goldschmidt . Die Deutsche Liga für Menschenrechte hatte unter dem Titel „Ein Querschnitt durch Sowjetrußland" einen Vortrag von Fritz Schirokauer angesagt. Da der Referent abgesagt hott«, hielt Prof. Alfons G a l df ch m t d t das einleitende Referat. In brüllendem Pathos sprach er von„Retseeindrücken", die man in jedem Russen- film exakter und weit vollständiger wahrnehmen kann. Herr Gold- jchmtdt versichert zwar öfter, daß er kein Partei? ommumst sei, aber er muß sich schon sagen lassen, daß er ein harmloser kommunistischer Wanderprediger ist, auf den wohl nur geschniegelte„Weltbühnen"- Leser und-Leserinnen hereinfallen, die dann auch frenetisch Beifall klatschten, während andere Hörer— und wohl die überwiegende Zahl— Herrn Goldschmidt dringend nahelegten, aufzuhören. Herr Gotdschmidt spricht zwar geschraubt vom Kostenproblem, von Akku- mulation usw. usw., ober das ist alles so wirr und so unverdautes, aufgefchwenrmtes ökonomisches Zeug, daß wir unsere Leser damit verschonen müssen. Genosse Theodor Dan, dem die undankbare Aufgabe zu- siel, diesem„Referat" zu opponieren, wies eindrucksvoll nach, daß da« Problem des sozialistischen Aufbaus kein bloß wirtschaftliches oder technisches sei, vlslmehr sei Sozialismus eine mensch- liche Angelegenheit. Ohne Freiheit gibt es keinen Sozialis- mus, und alle Erfahrung zeigt, daß die russische Arbeiterschaft nicht frei ist, vielmehr schwer leidet unter dem Druck der Minoritätsdiktatur. Dan forderte die S s l b st l i q u i d i e r u n g dieser Diktatur, damit Sowjetrußland vor einem konter- revolutionären Umsturz bewahrt bleibe.
Paria, 13. Januar.(Eigenbericht.) Während die offiziös« Presse die Demission des Kabinetts Laval so hinstellt, als fei sie auf ganz natürliche Weise erfolgt, schäumt die nationalistische Presse vor Wut über den erfolgreichen � Schachzug B r ia n ds: sie erklärt, daß dl« Krise unter den unangenehmsten und zweideutigsten Bedingungen in einem Augenblick ausgebrochen sei, in dem das Land vor den größten Schwierigkeiten stehe. Die Krise habe einen sehr ernsten Charakter, über den sich niemand täuschen könne. Die radikale und die sozialistische Presse sreuk sich darüber, daß die Versuche der Rechten, Briand auszubooten. mißlungen sind. Leon Blum nennt im„Populaire" den Sturz der Regierung eine ministerielle Tragikomödie. Laval habe 48 Stunden lang geglaubt, daß seine doppelte Absicht, Briand auszujchijsen und selbst das Außenministerium zu übernehmen, gelungen sei. In Wirklichkeit sei nichts Wahres daran gewesen. Briand Hab« zwar zurücktreten wollen, aber nicht allein wie ein bestrafter Schüler, den man aus der Schule jagt.
„Echo de Paris" meint, daß das bisherige Kabinett mit folgenden Veränderungen wiederkommen werde: Laval Präsidium und Außenminister, Tardieu Kriegsminister, C a s a l a Innenminister und Senator Fernand David Ackerbau- minister. Der offiziöse„Petit Paristen" erklärt dagegen, Laoal versuche, sein Sabine« etwa« nach link« zu erweitern, er wolle da« Äuhenministerium Paul Boncour anbieten, der sich am Dienstag in einem.,Temps "-Jnteroiew für ein Kabinett der nationalen Einigkeit ausgesprochen habe, während Painleoe Kriegsminister werden soll.„Oeuvre" behauptet sogar, daß der Präsident der Republik den Senator Paul Boncour mit der Kabinettsbildung beaustragen werde. Auch der„Populaire" glaubt, daß Laval keine große Aussicht hat, das neue Ministerium zu bilden, und daß die Krise nicht so schnell gelöst werden könne. Eine Nachrichtenagentur meldet, daß Briand sich end- gültig zurückziehen wolle. Er sei weder geneigt, ein Portefeuille in einem neuen Ministerium, noch den Posten eines „Staatsminssters" anzunehmen. Seine Abreise nach seinem Land- gut Cocherel stehe bevor.
Der Hugenberg-Landbankskandal Das Ergebnis der parlamentarischen Llutersuchung
Der Untersuchungsausschuß des Landtages, der zur Nach- Prüfung der Finanzgeschäste der Preußenkasse mit den H u g e n» berg-Unternehmungen im Osten eingesetzt war, steht vor dem Abschluß seiner Arbeiten. Am Dienstag erstattete der Berichterstatter Abg. K u t t n e r(Soz.) einen sehr ausführlichen Bericht in Form eines Feststellungsantrages, den er dem Ausschuß zur Annahme empfahl. Aus den Darlegungen dieses Antrages sei erwähnt, daß der Berichterstatter den Standpunkt des Landwirt- schaftsministeriums, die Interessen der Siedler der Land- bank unter allen Umständen zu schützen, aber die Aktionäre der Landbank nicht noch aus Staatsmitteln für die Mißwirtschaft ihrer Direktoren schadlos zu halten, völlig billigt. Dann heißt es weiter: Dagegen bedeuten die Angriffe der Hugenberg- Presse auf das Landwirtschaftsministerium, besonders die von dieser Presse ausgestellte unwahre Behauptung, daß das Landwirtschaftsministerium die Interessen der Siedler und der Grenzmark aus innenpolitischen Gründen verrate, sowie die Drohung einer parlamentarischen Abrechnung mit dem Landwirt- schaftsmimsterium, einen unlauteren versuch, den Staat zum Ab- schluß eines für ihn nnvorteilhasten Geschäftes mit den Mitteln publizistischer Angriffe und Drohungen zu zwingen. Die K o n k u r s l a g e der Landbank ist nicht durch das Land- wirtschaftsministerium herbeigeführt worden Sie bestand spätestens schon am 1. Dezember 1923, als zu diesem Zeitpuntt die Land- bank außerstande war, den ersten Ratenwechsel wegen des Dar- ichens der Prooinzialbank Grenzmark einzulösen. Die inneren Gründe für die Konkurslage der Landbank waren Mißgriffe und Fehlschlüge ihrer Verwaltung. Troß dieser Lage wäre bereits im Zahre 1823 eine Sanierung der Landbaal durch das Landwirlschafksmiulsterlum und eine Ab- wendung der Sonknrslage herbeizuführen gewesen, wenn Geheim- rat hugenberg sich rechtzeitig hätte entschließen könne«,«mf feinen Ausflchtsratsvorfih in der Landbank nnd ans den von ihm ge- forderten Ueberpreis für die seiner Grnppe gehörenden Landbank- aktien zn verzichten. Nachdem der Bericht im einzelnen darlegt, daß das Landwirt-
fchaftsministerium in gewissen entscheidenden Dingen nicht oder nur unvollkommen und verspätet unterrichtet wurde, sagt er zum Schluß: Die Herausnahme der an die Opriba(Hugenbergs Ost-Privat- Bank) vergebenen Objekte aus der Mass- der Landbank ist unter Beteiligung von deren Organen, besonders unter B e- teiligung des Aussichtsratsvorsitzenden Geheim- ratHugenberg, erfolgt. Der hierin liegende verfloß gegen die Pslichi der leiienden Organe einer AG., das Vermögen der AG. nach besten Kräften zu erhalten, kann für die Person des Geheim- rats Hugenberg nicht damit entschuldigt werden, daß er in einer Zwangslage zur Vermeidung des sonst unabwendbaren Konkurses gehandelt habe. Wie ausgeführt, hatte es gerade in der Hand des Geheimrats Hugenberg gelegen, durch Nachgeben gegenüber dem Ministerium diese Lage zu vermeiden. Das Verhalten des Geheimrats Hugenberg ist um so bedenklicher, als sein hartnäckiges Verhalten gegenüber dem Landwirtschafts- Ministerium die Erreichung eines Vorteils für die von ihm vertretene Aktionärgruppe bezweckte und als die Her- ausnähme der Objekte aus der Aktivmasse der Landbank wiederum zum Vorteil seiner eigenen Aktionärgruppe geschah. Eine Zwangslage, deren Wesen darin besteht, daß jemand sich bzw. der von ihm vertretenen Jnteressentengruppe durchaus einen Vorteil sichern will, ist nicht anzuerkennen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hugenberg und der Führer der Aktienmehrheit Huyenberg waren nicht zwei getrennte Personen, sondern ein und dieselbe Person. Es konnte sich daher nicht der ein« darauf berufen, durch das Per- hallen des anderen in eine Zwangslage versetzt zu sein. Der Berichterstatter hob besonders hervor, daß bei Angriffen gegen Hugenberg er als Vertreter der von ihm oer- tretenen Gruppe und nicht persönlich gemeint sei. Im Anschluß an diesen offiziellen Bericht gab der deutsch- nationale Wg. Könnecke einen Gegenbericht, der die Taten des Herrn Hugenberg als unbestreitbare Verdienste hinstellt und dafür die preußischen Ministerien tadell, daß sie nicht bereitwillig auf alle Wünsch« Hugenbergs eingegangen sind. Die Verhandlungen wurden heute fortgesetzt. Im Laufe des Nachmittags soll die Abstimmung über die vorliegenden Anträge erfolgen.
Das neue Sirafrecht. Die Ausschußberatung wieder aufgenommen. Der Strafrechtsausschuß des Reichstages trat nach längerer' Pause am Dienstag wieder zusammen. Der Ausschußoorsitzende, Abgeordneter Dr. Kahl(DDP.) verwte» auf den vielseitigen Wunsch, die Arbeiten der Strasrechtsresorm, mit denen jetzt der S. Jahrgang,
begonnen werde, zu färdern, soweit es in den Kräften des Aus« schusses liege. Von den politischen und den parteipolitischen Hem- mungen abgesehen, lägen die Schwierigkeiten im wesentlichen darin. daß in den wichtigsten Hauptfragen eine Verständigung selbst inner- halb des Ausschusses nicht erzielt worden sei. Der Ausschuß trat dann— in Abwesenheit der Nationalsozialisten und der Deutsch - nationalen— in die sachlichen Beratungen ein und beschäftigte sich zunächst mit den Strafbestimmungen über die gemeingefährlichen Handlungen. Zweites Todesopfer des Bobunglücks. Auch ein junger Berliner in Lebensgefahr. Leiter hat das furchtbare Sporlnaglnck auf der Zackelfallbahn in Schreiberhau bereits ein zweites Todesopfer gefordert. Der 73 Zahre alle Oswald Riedel aus Schreiberhau ist seinen schweren Sopsverlehnngen erlegen. Aenßerfl besorgniserregend ist auch der Zustand des Schülers der wilmersdorfer Oberrealschule Waller Ziedrich au» der Mehlihstraße 6 in Wilmersdorf , der schwere Sopsverlehnngen erlitten hat. und der gleichfalls schwer verletzten Frau Amlsgerichtsrat T hü f fing aus Breslau . Breslau , 13. Januar. (Eigenbericht.) lieber den Hergang des schweren Bobunglücks in Schreiberhau werden folgende Einzelheiten gemeldet: Nachdem neun Bobs ohne Zwischenfall die Bahn passiert hatten, starteten die Fahrer Eifert und Adolf aus Schreiberhau auf dem 10. Bob, der den Namen„Poitz" trägt. Dieser Bob war der einzige, der mit Selbststeuerung fuhr. Er nahm den ersten Bogen etwas zu hoch und sauste daher mit ungeheurem Schwung in die zweite S-Kurve. Plötzlich brach aus bisher nicht geklärter Ursache eine Kufe, der Schlillen stellte sich, was bisher in der Geschichte des Bobsports bisher noch nie beob- achtet wurde, steil aus und stürzte über den Kurvenrand sowie über die ein Meter hohe Holzschutzwand und einige Fichten, deren Stämme er durchschlug, mit voller Wucht in dos Publi- k u m hinein. Sofort entstand ein furchtbares Durcheinander. Mit Hilfe einer-Lautsprecheranlage gelang es aber der Leitung, die Ruhe bald wieder herzustellen. Das Rennen mußte jedoch a b g e- krochen werden. Der schwer verletzte Berliner , der junge Walter Ziedrich, Sohn eines Postasststenten in Wilmersdorf , hielt sich mit anderen Käme- raden der Wilmersdorfer Oberrealschule im Schülerheim Mär- kische Baude in Agnetendorf auf: Die jungen Leute waren I mit ihren Lehrern zum Boorennen gefahren. Die Schülerschar stand leider gerade an der Unglücksstelle, so daß auch außer Waller Ziedrich noch drei weitere Kameraden glücklicherweise leichtere Ber- letzungen erlitten haben.
Razzia— Alexanderplatz . Das nächtliche Stelldichein in der Bahnhofswirtschofi. Auf dem Bahnhof Alexanderplatz wurde heute früh gegeu 4 Uhr eine größere Razzia unternommen. Seit längerer Zeit ist auf dem Bahnhof für den Schankwirts chaftsbetrieb die Nachtkonzession erteilt worden. Um 3 Uhr— wenn die anderen Lokal« schließen— zieht sich hier alles her, um dunkle Geschäfte zu machen, Hehlerware abzusetzen, oder sonst irgendwie im trüben zu� fischen. Aus dem Publikum und von Reisenden waren schon mehr-" fach Klagen über dieses Treiben erhoben worden. Die Razzia, die in aller Stille vorbereitet wurde, galt hauptsächlichst«iner Kon- trolle aller Personen, die hier verkehrten. In den Warte- säten wurden die Ausgänge besetzt und die zahlreichen An- wescnden mußten ihre Ausweispapiere vorzeigen. Dies« Prüfung ging nicht ganz reibungslos vor sich und an verschiedenen Stellen mußten die Schupos eingreifen. Zu erheblichen Widerständen ist es aber nirgends gekommen. Gleichzeitig haben ander« Beamte in der Umgegend der Zentralmarkthalle herumlungernde Burschen aufgegriffen. Unter ihnen befanden sich zwei entlaufene Fürsorgezöglinge. Ein Teil der Angehallenen wurde zum Präsidium gebracht. Im Anschluß an diese Aktion wurden die wilden Händler, die sich in der Zentralmarkthalle einfinden und mit Wildbret zu handeln pflegen, kontrolliert. Si« mußten die Herkunft des Wildes nachweisen, was verschiedene nicht konnten.
pathologischer Rauschzustand. Am 14. Oktober v. I. hatte der Gutsinspektor Karl Krause vom Rittergut Wesendahl zu tief ins Glas geguckt und als er reichlich„voll" nach seiner Arbeitsstätte kam, traf er hier mit der Wirtschafterin zusammen. Er versuchte, sich dem Mädchen zu nähern, stieß aber auf Widerstand. Das bracht« den jungen Mann in Wut: er fiel plötzlich über das Mädchen her und belegte es mit unflätigen Ausdrücken und wollte sie, als si« sich wehrt«, kurzer- Hand vergewaltigen. Dabei passierte es, daß er das Mädchen in dem Kampf, der sich nun entspann, körperlich nicht un- erheblich verletzte. Erst auf die Hilferufe der Ueber- fallenen ließ er von der Wirtschafterin ab. Zu der Verhandlung vor dem Schöffengericht Lichtenberg war ein ärztlicher Sachver- ständiger geladen, der in seinem Gutachten ausführte, daß der An- geklagte in einem sogenannten pathologischen Rauschzustand ge- handelt habe, der die freie Willensbestimmung ausschließe. Krause sei daher für seine Tat nicht verantwortlich ju machen. Das Gericht war daher genötigt, den Angeklagten gemäߧ 31 aus Kosten der Staatskasse freizusprechen.