der festgenommenen Nationalsozialisten verlangte. Die Freilas» sung erfolgte am gleichen Tage. Vergeblich versucht eine ErNärung des Amtsgerichts, diese Angelegenheit als bedeu- tungslos hinzustellen. * Das hiesige Amtsgericht verurteilte am Donnerstag den Rs- dakteur des„Volksfreund", Genossen Thielemann, wegen an» geblicher Beleidigung des früheren Ministers Frick zu 800 Mark Geldstrafe. Der Staatsanwalt hatte 3 Monate Ge- fängnis beantragt. Die Verurteilung erfolgte wegen eines Artikels im„Volksfreund" aus dem Mai 1930! Heute Wahl im Rathaus. Nie et sie(Sitzung des Etadtparlaments im neuen Jahr. Die Berliner Stadtverordnelenversammlung tritt heute nachmittag zu ihrer ersten Sitzung im neuen Zahr zusammen. Aus der Tagesordnung steht an erster Stelle die Vahldes Vorstehers und der drei Stellvertreter. Nach der Geschäftsordnung der Stadtverordnetenversammlung werden der Vorsteher und die Stellvertreter immer nur aus ein Zahr gewählt. Die Sozialdemokraten. als die stärkste Fraktion des Hauses, nominieren wiederum den bisherigen Vorsteher. Genossen h a h. der die Geschäfte des Stadtparlaments bereits feit acht Zahren führt und heute zum elften Male zur Wahl fleht, haß, der wegen seiner objektiven Geschäfts- führung und der hervorragenden Kenntnis aller Geschäftsordnungsfragen allgemeine Anerkennung und Achtung genießt, dürfte schon im ersten Wahlgaug gewählt werden. Immerhin ist es nicht ausgeschlossen. daß es zu einem zweiten wahlgang kommt, wenn nämlich die Opposilion stärker vertreten sein sollte als die geschlossen hinter haß stehenden Fraktionen. Nach der Wahl des Vorstehers werden die nach der Geschäfts» ordming festgesetzten sechs Beisitzer und sechs Bcisitzerstellver. treter gewählt werden. Dann wird man die Bestätigung der Mit- glieder in den ständigen Ausschüssen vornehmen. Bei der Be- ratung der auf der Tagesordnung stehenden weiteren Punkte wird sich das Hauptinteresse auf die Beratung des sozialdemokratischen Antrages wegen der Inkraftsetzung und Verkündigung des Orts- gesetzes über Reichsheimstätten-Gartengebiete und Dauertleingörten konzentrieren. Zusammenstöße imLangsam-prozeß. Die Autorität des Gerichts spielt keine Rolle. Eine Episode aus der heutigen Sitzung im Helldorf-Prozeß verdient festgehalten zu werden— ein nicht unwichtiger Beitrag zum Kapitel: Autorität des Gerichts! Ein neuer Zeuge wird vernommen, geladen auf Antrag der Verteidigung. Worüber er aussagen soll, ist unbekannt. Der Vorsitzende richtet an ihn die Frage nach seiner Partei» Zugehörigkeit. Der Zeuge verweigert darüber die Aus- sage—„aus prinzipiellen Gründen". Der Staatsanwalt macht das Gericht darauf aufmerksam,, daß der Zeuge kein Recht zur Verweigerung der Aussage über seine Parteizugehörigkeit habe. Cr bittet, falls erforderlich, ihn in eine Ordnungsstrafe in höhe von ö0 M. zu nehmen. Der Vorsitzend« versucht dem jungen Menschen klarzu- machen, daß ihm ein Zeugnisverweigerungsrecht nur insofern zu- stehe, als er sich durch feine Aussage st r a f b a r machen würde. „Eben deshalb verweigere ich meine Aussage", erklärt der Zeuge. Stoatsanwaltschaftsrat herf:„Die Parteizugehörigkeit kann nicht strafbar sein. Ich bitte, den Zeugen nötigenfalls dem Zeugnis- Zwangsverfahren zu unterziehen." Rechtsanw. Dr. Triebet:„Der Zeuge ist im Recht. Dieser Prozeß hat ja gezeigt. daßdiebloßeParteizugehörigkeit zur Anklage und zur Verurteilung genüge. Der Zeuge läuft unter Umständen Gefahr, auch selbst in den Anklagezustand versetzt zu werden, hätte man alle diejenigen, die sich auf dem Kurfürsten - dämm unliebsam bemerkbar gemacht, zur Verantwortung gezogen, so säßen hier nicht 40, sondern 140 Angeklagte. Der Prozeß hier wird nicht aus juristischen, sondern aus politischen Erwägungen heraus geführt." Staatsanwaltschaftsrat herf protestiert gegen diesen Vorwurf. Cr ist der Ansicht, daß der subjektive Tatbestand selbstverständlich in diesem Falle eine Rolle hat spielen müssen.— Rechtsanwalt Dr. Triebe! entgegnet in scharfer Form unter Anspielung auf den ersten Prozeß. Es folgen weitere Auseinandersetzungen zwischen Verteidiger und Staatsanwalt. Landgerichtsdirektor O h n e s o r g e macht diesen Auseinandersetzungen ein Ende, indem er die Frage nach der Parteizugehörigkeit zurückstellt und den Zeugen zur Sache vernimmt! Das einzige, was dieser weiß, ist, daß ein Schupo gegen irgend- einen Passanten scharf vorgegangen sei. Landgerichtsdirektor'O h» e s o r g e:„Ich habe keine Fragen mehr an den Zeugen." Staatsanwalt herf:„Ich halte die Frage nach der Parteizugehörigkeit des Zeugen für unerheblich." Die Frage nach der Parteizugehörigkeit war vom Bor - sitzenden gestellt worden. Der Vorsitzende hat klein beigegeben. Die„Autorität des Gerichts" ist gewahrt. Der I u n g- h i t-l e r- M a n n, der aus„politischen Motiven" hie Scheibe eines Autos zerschlagen hat. schildert sein« Heldentat. Er ist vom Jugendgericht zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Tornado in Südamerika . Zahlreiche Tote und Verletzte am Mississippi -llfer. New Bork, 14. Aanuar.(Eigenbericht.) Zim Süden Amerikas , im Staate Alabama , am Ufergcbiet des Mississippi , herrschte» am Mittwoch schwere Stürme und Sturmflute«, die bisher vierzehn Menschen das Leben gekostet und hnndertfünfzig Verletzte gefordert haben; Hunderte sind obdachlos. Der Schaden ist beträchtlich. Manche Ortschaften sind halb zerstört. Es werden Epidemien befürchtet.
halle, 14. Zauuar.(Eigen berichk.) Ein«Raubüberfall" auf Bestellung wurde, wie sich jehk heraus- stellt, am 9. Dezember vorigen Zahres iu den Räumen des Zngend- amk, der Stadt Halle verübt. Mitten in der Dienstzeit knallte auf dem Korridor plötzlich ein Schuß. Hinzueilende Beamte stellten fest, daß der Stadtobersekretär Göhre schwerverwuvdet sich iu einer Blutlache wälzte. Ein ans seine« Namen lautendes Sparkassenbuch lag zerr'ffen neben ihm. Da am Tatort eine Waffe nicht gesuuden wurde, glaubte man allen Ernstes an einen Raubüberfall. Erst als durch Revisionen seslgestellt wurde, daß Göhre erhebliche Derun- treuungen als Pfleger einer Privatperson und zum Schaden der Stadkkasse begangen hat, wurde man stutzig und lenkte die Ermitk- luugen noch einer anderen Richtung. Und nun stellte fich heraus, daß der ganze Raubübersall fingiert und auf eigenes Verlangen gegen ein Honorar von 800 M. ausgeführt worden war. * Göhve wandte sich zuerst an den 26jährigen, seit langem arbeits» losen Zujchläger Willi Pfeifer und verabredete mit ihm all« Einzel» heilen des„Raul Überfalles". Pfeifer bekam es, obwohl ihm ur- sprünglich 5000 M. zugesichert worden waren, im entscheidenden Augenblick jedoch mit der Angst zu tun. Er besann sich auf.die Folgen, wenn aus dem„Roubübersall"«in Raubmord entstünde und brachte deshatb seinen Schwager, den ZZsährigen Wohlfahrtserwerbs- losen Karl Haller mil. Göhre händigte dem«Räuber" das verein» barte Honorar au-s, zerriß fein Sparkassenbuch, um«inen Raub vorzutäuschen, dann schoß Haller den Stadtsekretär aus ganz kurzer Entfernung mit einem alten Trommelreoolver nieder. Die schieu» nigst ergriffene Flucht gelang. Niemand wäre hinter die mysteriöse Geschichte gekommen, wenn mit den Veruntreuungen nicht auch festgestellt worden wäre, daß Göhre sich mll 18 000'M. gegen setzen Unfall versichert hatte. Durch diesen Versicherungsbetrug'vollte er seine Veruntreuungen, deren genaue höhe nicht festgestellt werden kann, weil Göhre etwa 900 Belege durch Einbruch beseitigt hat, abdecken. Daneden wollte er den ehrgeizigen Ansprüchen seiner Frau, die im Königin-Luise-Bund eifrig tätig ist. nochkommen. Das Tragische an der ganzen Geschichte ist, daß sich tatsächlich zwei arme Teufel von Arbeitslosen zur Ausführung einer solchen verwegenen Tat gefunden haben, deren Folgen unter Um- ständen geradezu unabsehbar hätten sein können. Schlimm genug wird sie ohnehin für sie sein. lteberfall auf Luwelierladen. Räuber im Auto- 72 Brillontringe erbeutet. Eio schwerer Raubübersall wurde heule früh von Auloräuberu aus da» Zuweliergeschäft von Heinrich hüsselmann, Sonntag st raße Z in Lichtenberg , verübt. Die Verbrecher I schlugen die Scheibe ein, raubten für 10 000 HL Brillantringe. bedrohten den Inhaber mit Pistolen, flüchteten und entkamen. Das Geschäft von hüsselmann in der Sonntagstraße 3 ist in der Nähe des Bahnhofes Stralau-Rummelsburg gelegen. Der Juwelier hatte—• wie allmorgendlich— die schweren Jalousien hochgezogen und die Auslagen in den Schaufenstern arrangiert. Kurz nach 9 Uhr hört« er ein lautes Klirren. Als er auf die Straße> eilte, sah er eine grüne Limousine, in der ein Mann am| Steuer saß, während zwei andere gerade einsteigen wollten. Di«! Räuber bedrohten ihn mit Pistolen und jagten in dem Wagen I
davon. Es hatte sich folgendes abgespielt: Trotz des lebhaften Per- kehrs war plötzlich die Limousine vor dem Geschäft vorgefahren und zwei Männer stiegen aus. Der eine faßte tn der Nähe des Haus- flurs Posten, während der andere direkt auf das Geschäft zuging. Er zog«inen Hammer aus der Tasche, führte gegen die große Scheibe einen wuchtigen Schlag, dann griff er durch das Loch und Holle ein Brett mit Brillantringen heraus. In der Zwischenzeit war ein Zeitungsträger aus dem Flur des Hauses herausgekommen. Der Räuber, der hier Posten stand, hielt ihm die Pistole vor die Brust. Blitzschnell sprangen dann beide Männer in das wartende Auto zurück und rasten davon. Auf die lauten Rufe des Juweliers ellten zwar einige Passanten den Räubern nach, konnten sie aber natürlich nicht einholen. Ein Auto, mit dem man sie hätte verfolgen können, war leider nicht in der Nähe. Zwischen der Hollei- und Gryphiusstraße fuhren die Räuber an einem Bierwagen vorbei. Der Bierkutscher er- griff einen Kasten mll Flaschen und schleuderte ihn nach dem Wagen. Er traf nur die rechte Türselle. Der zu dem Ueberfall benutzte Wagen trug die Nummer M 75381. Er ist in der ver- gangenen Nacht vor einem Hause in der Zimmerstraße von unbe- kannten Dieben seinem Besitzer, dem Ingenieur Ferdinand Becker aus der Glasgower Straße 13, gestohlen worden. Die Beute der Räuber hat nach Angaben des Geschäfts- mannes einen Wert von etwa 10 000 M. Die Räuber ergriffen ein Samellablett, auf dem sich 7 2 B r i l l a n t r i n g e befanden. Die Täter sind jüngere Burschen im Aller von etwa 25 Jahren. Einer von ihnen trug eine Lederjacke.
Nazi bedroht Verkäuferin. Ein kaum glaublicher Vorfall trug sich gestern abend in einem Herrenartikelxeschäft in der Großen Frankfurter Straße 10 zu. Gegen 6% Uhr erschien in dem Laden der 22 Jahre alle Schrift- setzer Georg F. aus Der Erasmusstraße und wollte angeblich einen Kragen kaufen. Plötzlich fragte der vermeintliche Käufer die ihn bedienende Verkäuferin, ob sie Jüdin sei. Als die Frau das bejahte, begann F., der sich nun als Nazi entpuppte, zu schimpfen und erklärt«, daß olle Juden nach Palästina gehörien Plötzlich zog der hakenkreuzler ein Messer und wollte sich damit auf die Verkäuferin stürzen. Andere Kunden traten jedoch rechtzeitig da- zwischen und verhüteten schweres Unheii. Der Nazimesserheid, der auf eine wehrlose Angestellte einstechen wollte, wurde der Polizei übergeben, die sich wahrscheinlich für seinen Geisteszustand interessieren wird. Nazi-Lokale. die früh schließen müssen. Das nationalsozialistische Verkehrslokal in der huttenstrrße 23 in Moabll ist jetzt auf Anordnung des Polizeipräsidenten auf Grüns der 3. Notverordnung zunächst für vier Wochen für die Zeit von 18— 6 Uhr geschlossen worden. In der Begründung dieser Maß- nahm« wird daraus hingewiesen, daß die Schließung für die Auf- rechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung erforderlich ist, weil die Besorgnis besteht, daß das Lokal a's S t ü tz p u n k t für Gewalttaten gegen Personen und Sachen dienen könne. Außer- dem hat der Polizeipräsident aus den gleichen Gründen die Schließung des nationalsozialistischen Verkehrslokals„Zur Alt- st ad t" in der Hebbelstraße 20 in Charlottenburg auf die Dauer von 3 Monaten für die Zell von 18— 6 Uhr oerfügt.
Iiundfunkhorsiunde: Lehrfpiel Arbeiterwelt. Anläßlich einer Lehrspiel-Uebertrogung von Bruno Schönlanks „A r b e i t e r w e l t" findet in Anwesenheit von Dr. Würzburger und des Autors«ine grundsätzliche Aussprache über„Das Lshrspiel im Rundfunk", Sonnabend. 16. Januar, 18'il Uhr, im Vortragssaal des Parteihauses, Linden st raße 3, 2. Hof, 2 Treppen links, statt. Teilnehmerkarten in der Buch- Handlung Dietz, Lindenstr. 2, oder telephonisch unter Dönhoff 1886 (Arbeiter-Radio-Bund). Der Unkostenbeitrag von 10 Pfennig wird am Saaleingang erhoben.
Vierteljahr Gklarek-prozeß. Lärmende Auseinandersetzung über die stillen Zessionen. Der Sklarek-Prozeß hat jehk die Dauer eines Vierteljahrs er- reicht, da er bekanntlich am gestrigen Mittwoch genau drei Monate seit dem 13. Oktober abrollte. Ein Ende dieses Monstreprozestes ist jedoch noch nicht mit Bestimmtheil abzusehen, da dle Vernehmung der Angeklagten über den gegenwärtig zur Verhandlung stehenden Stadlbankkomplex mindestens bis Mitte Februar dauern wird. Die Beweisaufnahme zu diesem Teil glaubt man bis Ende März bewältigen zu können, und auch für den letzten Teil der Anklage. der das konkursverbrecheu behandelt, werden mindestens einige Wochen gebraucht. In der heutigen Verhandlung beschäftigte man sich mit einem neuen Abschnitt der Anklage, nämlich mit den stillen Zessio» nen, bei deren Erörterung es wiederum zwischen Leo Sklaret und Stadtbankdirektor hoffmann ganz im Gegensatz zu der Materie zu lärmenden Auseinandersetzungen kam. Bei der Er- örterung der stillen Zessionen erklärte hoffmann, daß Direktor Schmitt genau so wie er informiert worden sei. Es kam hier zu einem kleinen Zwischenfall, da Direktor Schmitt eine Frage des Vorsitzenden sitzend beantwortet«, worauf Amtsgerichtsrat Keßner darauf aufmerksam machte, es fei üblich, daß ein Angeklagter auf- stehe, wenn er auf Fragen antworte. Als Stadtbankdirektor hoff- mann dann wiederum auf das große Vertrauen Bezug nahm, das er den Sklareks entgegengebracht habe, so daß er gar nicht auf den Gedanken kommen komlle, daß die stillen Zessionen nicht ein- wondfrei abgewickelt wurden, meinte der Vorsitzende:„D i e Sklareks waren doch keine Päpste, die unfehl- bar waren." Di« Gewährung der stillen Zessionen wurde, wie der Vorsitzende erläuterte, so gehandhabt, daß die Sklareks auf ihre Liefcruugeu an die Bezirksämier Vorschüsse erhielten, ohne daß die Bezirksämter davon Kenntnis hallen, also nicht kontroMerl werden konnte, ob die Forderungen zu Recht bestanden. Der Vorsitzende erwähnte hierbei auch, daß der Stadtbankdirektor Lehmann gegen die stillen Zessionen Bedenken gehabt und oerlangt Hobe, daß die Bezirksämter die Forderungen bestätigen sollten. Schmitt und Hofs- mann hätten chm dies aber ausgeredet, weil offene Zessionen eine Kreditschädigung für die Sklareks bedeuten würden. Rechtsanwalt Dr. P i n d a r:„Durch die füllen Zessionen sollten also den Be- zirksämtern die Kredite an die Sklareks verheimlicht werden?"— hoffmann:„Der Wunsch dazu ging doch aber von den Sklareks aus."— Leo Sklarek sprang erregt auf und hielt Stadtbank- direktor hoffmann vor:„Sie haben doch alles gewußt, Herr hoff- mann, es geht hier nicht bloß um Ihren Kopf. Sie haben doch erklärt, daß Sie die Revisoren rausschmeißen würden."— hoffmann bestritt das ebenso energisch, und der heftigen Auseinandersetzung wurde bloß dadurch ein unerwartetes Ende gemacht, daß ein hilfs- schösse wegen Unpäßlichkeit plötzlich den Saal verlassen mußte, was auf die Ueberheizung des großen Schwurgerichtssaals zurückzuführen war. Da auch die anderen Prozeßbeteiligten über die unerträgliche Hitze klagten, ließ der Vorsitzende eine Lüftungspause eintreten. Nach Wiedereröffnung der Verhandlung erklärte der Angeklagte Stadtbankdirektor h o f f m a n n, daß er nie an einen Konkurs
der Sklareks überhaupt nur gedacht habe. Vors.:„Wenn man von Ihnen immer hört, welches Vertrauen Sie in die Sklareks gesetzt haben, dann muß man sich geradezu wundern, daß Sie noch am Leben sind, denn das muh doch für Sie einen völligen Zusammen- bruch bedeutet haben, als Ihr Vertrauen getäuscht wurde." hoff- mann(schluchzend):„Jawohl, Herr Vorsitzender, es ist furchtbar. Ich kann darüber auch nicht hier sprechen. Das habe ich vielleicht vor dem Untersuchungsrichter sagen können, aber hier nicht vor allen Leuten in öffentlicher Verhandlung." Die Verhandlung erfuhr dann wieder nach kurzer Zeit eine neue Unterbrechung, und zwar wurde dem Verteidiger von Stadtbankdirektor Hoffmann, Rechtsanwalt Bahn, davon Mit- teilung gemacht, daß in seiner Familie sich ein Unglücksfall ereignet habe. Da zur Zeit kein Vertreter für ihn zur Stelle war, mußte.die Verhandlung wiederum unterbrochen werden.
Gelbstmord im eigenen Auio. Student erhängt und erschossen aufgefunden. In den heutigen Morgenstunden wurde im Grunewald. in der Nähe des Restaurants«Onkel Toms hülle", von einer Schupostreise der Selbstmord des Sohnes eines bekannten Berliner Anwaltes, des 22 Jahre alten Studenten Hans Walter B., entdeckt. Die Beamten sahen auf ihrer Streife am Rande des Waldes ein Auto stehen, daß sich auch noch dort befand, als sie später die- selb« Stelle noch einmal passierten. Da im Wagen niemand zu sehen war, schöpften die Polizisten Verdacht und öffneten den Ver- schlag. Zu ihrer Ueberraschung sahen sie einen jungen Mann leblos auf dem Boden liegen. Der Tote hatte um den hals eine dünne h a n f s ch l i n g e. die fest zugezogen war. Außerdem zeigte sich an der linken Schläfe ein Einschuß. Die Pistole wurde neben-dem jugendlichen Lebensmüden gefunden. Zunächst wurde ein Verbrechen vermutet, die nähere Untersuchung hat aber ziemlich einwandfrei ergeben, daß der Student freiwillig aus noch un- bekannten Gründen in den Tod gegangen ist. Der Selbstmörder ist, nachdem er sich den tödlichen Schläfenschuß beigebracht hat, vom Sitz heruntergerutscht und dabei hat siej� die hanfschlinge um seinen hals fest zusammengezogen. Die Leiche wurde beschlagnahmt und ins Schauhaus gebracht. Gnadengesuch des Briefträgermörders. Ernst Rems hat die gegen das Todesurteil des Schwurgerichts des Landgerichts II vom 12. Dezember 1931 eingelegte Revision zurückgezogen und ein Gnadengesuch eingereicht.