Morgenausgabe
Nr. 25
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Babettin and noged.
49.Jahrgang
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Der„ Borwärts" erscheint mochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abenbausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel„ Der Abend", Jlluftrierte Gonntagsbeilage Bolt und Zeit".
Sonnabend
16. Januar 1932
Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.
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Sie wollen die Niederlage!
Das Kesseltreiben der Nationalen". Brüning rüftet zur Konferenz von Lausanne . Er hat zu ihrer Vorbereitung die deutsche These über die Reparationshelle Aufregung geriet, ja, im ersten Schred meinte, in Deutsch land sei schon die Hitlerei ausgebrochen.
Reichsbannerkundgebung gegen nationalsozialistischen Verrat. frage mit folder Schärfe vertreten, daß man in Paris in
Diesmal hatte das Reichsbanner eine seiner großen Bersamm, fungen, die es feit kurzem unter der Devise: Wir greifen an! Unser der Staat, unser die Macht! veranstaltet, nach dem Westen in die Spichernfäle gelegt. Auch hier, wie bei allen bisherigen Beranstaltungen, zeigte sich das ungewöhnlich starke Interesse der Bevölke
rung. Als die Veranstaltung pünktlich zur festgesetzten Zeit er
Man raubt uns die deutschen Namen, Bozen mard Bolzano, Meran mard Merano und auf den Friedhöfen mußte der Name Josef durch Giuseppe und Johann durch Giovanni ersetzt werden.( Neue Protest funbgebungen.) Ein freies Bauernvolt verlor feine Rechte, die es nie mißbraucht hatte, und kann es Deutsche geben, dic, nachdem, was wir im Weltkrieg erlebten, an ein bündnis
In diesem Augenblick fordert die nationale Opposition" den Rüdtritt Brünings.
Hier wiederholt sich, was wir schon duzendmal erlebt haben. Während die Leute, die Gefühl für Verantwortung haben, harte Arbeit leisten, um Deutschlands Lage zu er
öffnet wurde, mar der große Saal bis hinauf zu den Galerien fo treues Italien glauben? a duallatus asociales leichtern, benugt eine verantwortungslose Opposition die
gefüllt, daß viele stehen mußten.
Mit dem Bruder- Lager- Marsch, schneidig und flott von dem Reichsbanner- Tambourtorps Tiergarten unter der Leitung des Kameraden Fengler gespielt, wurde die Veranstaltung eröffnet.
( Zurufe: Nein, nein!) Wir wären Berräter, wenn wir schweigen würden, und wir können nicht fassen, daß Deutsche so herzlos find, auf unsere Worte nicht zu hören.( Zurufe: Der, staatenlose Hifler.)
Pfarrer, Lehrer, Gemeindevorsteher, Bauern wurden ausgewiesen,
außenpolitische Situation nur zum Sprungbrett für ihr innerpolitisches Machtstreben. Spaßeshalber nennt. sich dann diese Gesellschaft sogar nationale" Opposition.
Kreisleiter Kamerad Holze vom Kreis Tiergarten sprach einige die Tiroler werden bedrückt und bespizzelt und leben in Sklaverei. aller Kriegsschulden, die Befreiung von den Reparationen?
Worte der Eröffnung und Begrüßung. Dann betrat der mit größter Spannung erwartete Gast Pater Innertofler vom Hilfs bund für Südtirol aus Wien das Podium. Eine Beifallsfalve empfing ihn. Freundliche Zurufe grüßten ihn. In eine schlichte schwarze Priestersoutane gekleidet, steht, freundlich und doch Ernst im klugen Antlig, der unermüdliche begeisterte Borkämpfer für das Deutschtum in Südtirol vor den Versammelten.
Drei Borte spricht er nur und hat sofort mit einer humorvallen Bemerkung die Bersammlung für sich. Er meint, er habe von der Reise aus dem Süden herauf einen Kapuzinerschluden mit gebracht, d. h. er sei ein wenig heiser, und die Versammelten mögen das entschuldigen. Dann sofort eine weitere Freundlichkeit, die Frage: Bersteht man mich auch guat, und als vielstimmig Sawohl" zurückiönt, sagt er gemütlich: Dann gehts guat. So ist die Verbindung zwischen Süd und Nord, zwischen Tirol und Berlin sofort hergestellt, und die Bersammlung folgt mit größter Aufmerksamkeit den ganz volkstümlich gehaltenen, mit mancherlei charakteristischen Episoden und Anekdoten gewürzten Ausführungen des Priesters. Ausdrücklich erklärt er zu Anfang seiner Rede: Das Leid in Süd tirol ist so groß, daß wir teine Zeit haben zu fragen, ob einer schwarz oder rot, marristisch oder christlich ist. Ich selber gehöre teiner Partei an und will nur von dem Leid meiner Heimat sprechen. Dann ersteht vor den gespannt lauschenden Zuhörern das ferne, schöne, von den Italienern erbeutete Südtirol mit seiner urdeutschen, von dem italienischen Faschismus bis aufs Blut gequälten Bauern bevölkerung in plastischer Deutlichkeit. In ergreifenden Worten bittet er zum Schluß, Südtirol nicht zu vergessen! Brausender, sich immer wiederholender Beifall lohnt ihn. Dann sprach der österreichische Kamerad Dr. Mischler.
Pater Innertofler führte aus: Wenn er als fatholischer Geistlicher in einer hochpolitischen Versammlung das Wort ergreife, so täte er es, weil es sich um eine überparteiliche Frage handelt, 11 m die Leiden der deutschen Landsleute faschistisch regierten Südtirol Ist ein Kind ins Waffer gefallen, dann müssen alle helfen, die helfen fönnen.
Ihr deutschen Brüder könnt helfen, indem Ihr unsere Leiden verkündet.
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Die Italienifierung will die deutsche Sprache unterdrücken. Aber
jezt lernen die Tiroler Buben und Mädels gar nichts, weder deutsch noch italienisch! Tirol, seit 1500 Jahren deutsch , soll um Kultur und Sprache gebracht werden. 1919 freilich haben die Italiener verkündet, daß für sie als freies Volk die Beschuldigung, sie würden die Minderheiten nicht schüßen, eine Beleidigung wäre, und das römische Parlament hat verkündet, daß es die Eigenart Südtirols gelten lassen werde, und vor allem feine Schulen nicht auflöse. Auch der König hat sein Wort verpfändet. Dadurch ist die Tiroler Frage auch Angelegenheit des Bölferbundes geworden, und Seipel beging einen Fehler, als er dem Glauben Ausdruck gab, Klagen über die Behandlung Südtirols durch Italien in Genf würden einen unfreundlichen Att gegen Rom darstellen.
Der Freundschaftspakt, den Bundeskanzler Schober mit Italien schloß, hat der Unterdrüdung nicht abgeholfen, sondern nur den Schaden gehabt, daß die deutsche Presse verstummte.
Wir sind enteignet worden, wir sind in Armut und Not gestürzt
morden, wir werden durch eine zentralisierte, unserem Volkstum widersprechende Verwaltung unterdrückt, jedes Kalb, jedes Huhn, jedes Ei wird besteuert. Ungeheuerliche Verwaltungsstrafen werden verhängt, Konzeffionen werden jählings entzogen, das faschistische Italien verehrt den Gott Nimm, und wenn der Drud unter dem wir seit 1923 stehen, von manchem Deutschen nicht
beachtet wird,
wenn sich sogar Deutsche gegen uns wenden( stürmische Pfuirufe), dann ist das für uns bitter.( Pater Innerkofler , der die letzten Worte in leidenschaftlicher Erregung, mit erhobenen Händen prach, werden fürmliche Quafionen gebracht.)
Bir haben keinen Haß gegen das italienische Bolt, aber wir glauben, daß Italien sich selbst geschändet hat. ( Stürmische Zurufe.) Wir sind 230 000 Deutsche . Nehmen Sie eine deutsche Stadt dieser Größe, die fünf Gymnasien, vier Realschulen, zwei Lehrerseminare und 400 Volfsbürgerschulen hat. Wir Süd tiroler hatten es. Alles ist ausgelöscht, alles ist fort!( Stürmische Erregung.)
Ganz Deutschland will die Endlösung, will die Streichung wirklich ganz Deutschland ? Oh nein! Den Nationalen" würde das ganze Geschäft verdorben sein, wenn Brüning mit der Endlösung" nach Hause käme!
" 1
Sie wollen nicht den deutschen Erfolg, sie wollen die deutsche Niederlage. Ja, sie tun alles, um die Niederlage herbeizuführen. Denn auf der einen Seite versuchen sie die Regierung zu einem Borgehen zu verleiten, das, wie jeder verWir vertrauen auf euch, wir bajuvarischen Deutschen , die viel- nünftige Mensch weiß, zur Niederlage führen muß, auf der leicht nicht zur nordischen Edelraſſe gehören. Kümmert euch um uns, anderen Seite tun sie alles, um die Stellung der eigenen Refchweigt nicht, vergeßt die 20 000 gefallenen Südtiroler nicht. Wir gehören zusammen, wir wollen zusammen.( Stürmischer, fich immer gierung im Auslande und dem Auslande gegenüber zu untergraben. Siehe die anmutigen Geständnisse des Herrn Alfred Rosenberg über sein Treiben in London !
wiederholender Beifall.)
den Beweis, daß nicht die rechtsstehenden Gruppen, sondern die Kamerad Dr. Mischler stellte in den Mittelpunkt seiner Rede Linke, das Reichsbanner, und die republikanischen Parteien die mahren nationalen Belange vertreten. Wer sich zu seinem Volf bekennt, ist deutsch . Nicht wer andere Böller haßt, wer sein Bolf liebt, ist wahrhaft national. Das schwarzrotgoldene Banner ist das Banner der deutschen Einheit. Und diese Einheit haben wir erlebt, wenn unter diesem Zeichen Reichsdeutsche in Desterreich, Dester reicher im Reich waren. Chriftliche und sozialistische Arbeiter, republikanische Angestellte und Beamte haben gezeigt, daß immer der ärmste Sohn der getreueste war.( Begeisterte Zustimmung.) In Südtirol , im Burgenland , im Sudetendeutschland , in Siebenbürgen haben die Nationalsozialisten immer wieder das Deutschtum verraten. Schießen und Stechen ist nicht deutsch, sondern allenfalls albanisch. Judenpogrome find nicht deutsch, sondern russisch - zaristisch, Hitler- Anbetung ist nicht deutsch, sondern byzantinisch. Kommt ins Lager der wahren anständigen Deutschen , kommt zum Reichsbanner, kommt zur Eifernen Front!"( Immer erneuter, lang anhaltener Beifall!)
Mit dem gemeinsamen Gefang des Reichsbannerliedes schloß die erhebende Kundgebung.
Frick, Hitler und die DAZ.
Ausflüchte statt Klarheit.
Als Antwort auf die Enthüllungen des Deutschen " über das Komplott der Harzburger zur Präsidentenfrage wird die folgende nationalsozialistische Berlautbarung verbreitet:
Wie die Pressestelle der Reichsleitung der NSDAP . mitteilt, sind die von verschiedenen Blättern verbreiteten Meldungen, daß in den Verhandlungen um die parlamentarische Verlängerung der Amtszeit des Herrn Reichspräsidenten seitens der nationalsozialistifchen Parteiführung über die Kandidatenfrage für die verfassungsmäßige Volkswahl verhandelt oder auch nur gesprochen worden sei, völlig unzutreffend. In den Verhandlungen habe nur die Liquidierung der verfehlten Brüning Aftion" in einer für die Interessen des deutschen Volkes erträglichen und angemessenen Weise zur Debatte gestanden. Darüber hinaus habe die NSDAP . zur Volkswahl selbst in den Verhandlungen teinerlei Stellung genommen und sich ihre Entschlüsse vorbehalten.
Das Deutsch dieser Berlautbarung ist herzlich schlecht, und der Inhalt ist dunkel. Zielt diese Verlautbarung auch auf
Herrn Frid? Die Deutsche Allgemeine Zeitung" will
folgendes wissen:
Wie stehen denn die Dinge? Deutschland tann nicht zahlen, das weiß jeder Deutsche , jeder Engländer, jeder Franzose, darüber gibt es feinen Streit. Deutschland wird auch nach Ablauf des Hoover- Jahres nicht zahlen können- auch darüber herrscht nur eine Meinung. Deutschland hält es aber für notwendig, jetzt schon ein Einverständnis darüber zu erzielen, daß es auch später nichts mehr zu bezahlen braucht.
Dieses Einverständnis zu erzielen wäre leichter, wenn Amerika seine Schuldner freiließe, denn dann fönnten sie ohne Schaden auch als Gläubiger Deutschlands großzügig sein. Aber Amerika läßt einstweilen seine Schuldner nicht frei. Dadurch wird es ihnen schwer gemacht, auf Ansprüche zu verzichten, die recht zweifelhafter Natur sind, die aber später einmal doch wieder einen gewissen Wert bekommen könnten: die Ansprüche an Deutschland .
Wir sagen ihnen: ,, Laßt euch von uns nichts bezahlen und bezahlt auch nicht!" Das wäre der europäische Schuldnergeneralstreit gegen Amerika . Werden sie sich zu ihm entschließen?
Auf alle Fälle: Die Befreiung Deutschlands vom Young Plan ist nur mit 3ustimmung Frankreichs möglich. Das fann niemand bestreiten, denn wenn Frankreich auf die Ansprüche aus diesem Vertrag nicht verzichtet, dann bleibt alles in Schwebe, dann wird die Wirkung, die von der Streichung der Reparationen erwartet wird, die Sicherung und Belebung der Wirtschaft, nicht erreicht.
Wenn man von der deutschen Regierung verlangt, sie solle ohne Verständigung mit Frankreich die Streichung der Reparationen durchsetzen, so fann man genau so gut von ihr verlangen, sie solle an einer Stange auf den Mond klettern.
Wer von der deutschen Regierung verlangt, sie solle aus Lausanne die Endlösung mitbringen und wer dabei im gleichen Atemzuge die Verständigung mit Frankreich für Landesverrat erklärt, der weiß nicht, was er will. Oder vielleicht, weiß er es doch? Dann will er eben den diplomatischen Mißerfolg, will er die Niederlage der eige nen Regierung, weil er sich von dem Schaden, den Deutschland hat, Nutzen für seine Partei verspricht.
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Man erklärt sich mit der Regierung unzufrieden, weil sie pathetisch, daß Deutschland auch nicht zahlen wird und daß ,, Wie wir von gut unterrichteter nationalsozialistischer Seite es nicht zahlen will. Auch solche Versicherungen können erfahren, ist aber auch die zweite Rede Frids mit der das Vorhandensein eines gefunden Hirnes vorausgesetzt- Ankündigung einer Sonderkandidatur von der Partei nur von Leuten abgegeben werden, die der Regierung absichtleitung nicht ge billigt worden. Es empfiehlt sich nicht, an die lich das Verhandeln erschweren wollen. In dem Augenblick, hier offen zutage tretenden Meinungsverschiedenheiten allzu weit in dem alle Welt zugibt, daß Deutschland nicht zu zahlen gehende Schlußfolgerungen zu knüpfen; doch tam fein Zweifel braucht, weil es nicht zahlen kann, soll sich die Regierung herrschen, daß Adalf Hitler sich in dieser Richtung nicht zu übereilten hinstellen und sagen: Auch wenn wir zahlen könnten, Handlungen drängen lassen will." würden wir nicht zahlen!" Eine deutsche Regierung, die fich aus Dummheit oder Feigheit solchen unsinnigen Forde rungen fügt, hoffen wir nicht zu erleben! Wir hoffen auch