nicht die Folgen zu erleben, die eine solche» Politik der Provo- tationen nach sich ziehen würde! So unsinnig das Verhallen der„nationalen Opposition" in außenpolitischer Beziehung ist, so schloer ist es überlegt als innenpolitischer Plan. Alle Tixiber und alle Hunde sind auf dein richtigen Platz, um. wenn es losgeht, das Wild vor den Flintenlauf zu bringen. Man hetzt die Regierung in eine unmögliche Situation, versieht sie mit unmöglichen Ratschlägen. unterwühlt nach Kräfte« ihre Stellung im Ausland. indem man versichert, sie sei nicht mehr verhandlungsfähig— — und nachdem man alles getan, um die Niederlage herbei- zuführen, bereitet man auch alles vor. um über diese Nieder- tage die Regierung zu stürzen. Bis dahin muß feste gelogen werden:„Die Sozialdemo- kratie will die Unterwerfung!"„Die Regierung ist zu schlapp!" Dolchstoßlegenden werden fabriziert am lausenden Band und auf Vorrat. So las man beispielsweise gestern im„Angriff": Die regierende Sozialdemvkraite bildet sogar eine„Eiserne Fron t" zur Lersrändigung mit Frairkrejä), zur Eintreibung der Tribute. Verräterisches Rheiiibüvdlertum von Schwarzen imd Roten verpestet die Atmosphäre. Diese kreise werden Schuld tragen, wenn die Tribulkonscrenz keine Befreiung vom Joungplan bringt. Schon heute müssen sie vor dem Volke in Anklogezufland vorseht werden! Das ist die bolschewistische„Entlarvungsstrategie", ins Nationalistische übersetzt. Der Reichskanzler Bxuning steht vor einer sehr schweren außenpolitischen Aufgabe— vor einer unlösbaren sogar, wenn es ihm nicht gelingt, zunächst das innenpolitische Vorfeld zu bereinigen. Wird der„Frontsoldat", der Mann mit dem„Mut zur Unpopularität". den Mut dazu auf- bringen? Bringt er ihn nicht auf, gelingt es ihm nicht, noch recht- zeitig das Netz zu zerreißen, das um ihn gesponnen wird, so wird er darin erwürgt werden. Es geht aber nicht nur um fein eigenes, es geht um das Schicksal des ganzen Volkes. Aufgabe und Pflicht des verantwortlichen Staadsmannes ist, die Nation vor ihrem Berderber zu schützen: dem Ratio- n a l i s in u s! Hitlers englischer Lobredner gegen Deutschland . London . 15. Januar.(Etgonberichs.) Die reaktionäre..Daily Mail", die bisher aus ihrer Sympathie für die hitlerianer nie ein hehl gemacht hat, hak seht eine Kampagne eröffnet, die dartun soll, daß Deutschland die Reparationen nicht nur zahlen könne. sonderu im englischen Interesse auch zahlen müsse, da soust die deutsche Wirtschast durch die Reparatiousenllasluug vor der englischen einen gefährlichen Konkurreuzvorfprung gewinnen würde. Das Blatf versteift sich gar zu der für die englische Industrie uichl sehr ichmeichelhaflcn Behauptung, daß der Erlaß der Reparatioaeu die britische Industrie ein für allemal auswischen würde. Als Kronzeuge wird der englische Experte des Baseler Komilee». Sir Walter Laytou. herangezogen. L a y t o n hat in einer Rede festgestclU, daß nach der Streichung der Reparationen und Kriegsschulden die englische, größtenteils während des Krieges angehäufte Staatsschuld pro Kopf der Levölkerung eiwa da» Zehnfache der deutschen uud das Dreifache der amerikaaischea und französischen Belastung durch die Staatsschulden ausmache. Lies« Feststellung hat aber Sir Walter Layton nicht verhindert, in derselben Rede zu sagen, daß es im höchsten Grade wünschen»- wert sei, wenn man durch ein gemeinsames Uebereinkommen reinen Tisch mit Reparationen und Kriegsschulden inochen würde. Um diesen Teil der Rede kümmert sich die„Daily Mail" nicht. Sic oerhält sich, als habe sie schon die viel erörterte Tatsache vergessen, daß gerade die Reparationszahlungen den der englischen Industrie gefährlichen Konkurrenzdruck hervorrufen und als wisse sie nicht, daß Deutschland seine inneren Kriegsschulden, die ursprünglich den englischen um nichts nachstanden, durch den radi- taten Prozeß der Inflation, Vernichtung aller Ersparnisse und Proletaristerung ganzer Volksklassen abgeschrieben hat. Ein ein- foches Rechenexcmpel ergibt überdies, daß die deutschen Reparation»- Zahlungen, um dieselbe Belastung pro Kopf der Bevölkerung wie die englische Kriegsschuld zu erreichen, das Vierfache der jetzigen Aoung-Annuitatcu ausmachen müßte. Im übrigen ist über die Reparatwnssrag« in England zu melden, daß am Freitag nicht nur Beneduce, der italienische Reparationssachverständige� mit seinem Kollegen die zuständigen englischen Minister sowie Sir Frederic L e i t h- R o tz vom Schatz gesprochen hat. Ferner Hot sich der Ralionalötonom Seynes mit der Auffassung der Eily einverstanden erklärk, daß die Lausann« Konferenz am besten verschoben würde und vorerst nur ein Akora- torivm bi» zum Ende de» Zahre» vereinbart werden solle. Belgien nicht im Schlepptau von Frankreich . Brüssel . 15. Januar.(Eigenbericht.) Der Pariser „T e m p s" enthält in seiner Freitogausgabe einen langen Bericht aus Brüssel , in dem in sehr bestimmter Form, die aus eine offiziöse Quell« schließen läßt, der angebliche Stand- punkt der belgischen Regierung in der Reporo- tionsfrage dargestellt wird. Inhaltlich deckt sich dieser«rngeb- liche belgische Standpunkt mit dem, was man in der Pariser osfi- ziöfen Presse als den Standpunkt der französischen Regierung be- trachten müßte. In dem„Ten>ps"-Artikel wird vor allem behauptet, daß die belgische Regierung keine einseitige Verleugnung de» Noung-Plans dulden und gegebenenfalls mit anderen Mäubigerstaaten zu S t r a f- maßnahmen insbesondere aus wirtschaftlichem Gebiete schreiten würde. Im übrigen will die belgische Regierung nur einem Moratorium von ganz kurzer Dauer zustimmen und namentlich angesichts der Haltung des amerikanischen Kongresses zunächst keine endgültige Lösung zulassen. � Zum Schluß kommt der „Temps" zu der Folgerung, daß die allgemeine Streichung nur unter dem Vorbehalt akzeptiert werden könne, daß Belgien und/ Frankreich für die Herstellung der zerstörten Gebiete noch während einer Reihe von Jahren entschädigt würden. Dazu erfährt der Korrespondent de»„Soz. Presiedienst" tu Brüssel von gul unlerrichteler Seite, daß die Darstellung des .Temps" in keiner weife wil der Aussasfung der belgischen Re- gierung übereinstimmt. In Wirklichkeit hat dl« belgisch « Regierung zu der Frage überhaupt noch nicht endgültig Stellung genommen. Mit Bestimmtheit wird vielmehr versichert, daß »och t.?r Aufsassung der belgischen Regierung zur Stunde gar lein Anlaß vorliegt, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ob und welche Sanktionsmaßnahmen für den Fall zu er» greifen wären, daß Deutschland seine Reparationwerpslichtungen
Go begann das Dritte Mich! Eine Giudie aus Mecklenburgs ersten Amtsveriretersihungen.
Grevrsmühlen. 15. Januar.(Eigenbericht.) Fast überall fanden üi Mecklenburg die ersten Sitzungen der neuen Amisvertreter statt. Fast überall rückten die von den ver- schluckten Rechtsparteien dickbäuchigen Nazis als die lautesten in das Amt. Fast überoll gelang es ihnen, mit dem kläglichen Rest der Rechten ihr Regiment anzutreten, ihren Willen durchzusetzen. Da es sich allgemein um die gleiche Tagesordnung handelte: Wahl des Amtshauptmannes, seines Vertreters und der Aus- s ch Ü s s e, so mag ein örtliches Bild genügen, um einen Eindruck über die allgemeine Situation zu erhalten. „Weh euch, Sauer! Weh euch Amtshaüptmonn Lüben! Di« erste Laterne für euch!" Mit diesen Worten führt« der Obernazi, Gauleiter Hildcbrandt, hier bei uns seinen Wahlkampf, seinen „heiligen Kamps gegen das marxistische Bonzentum und seine korrupte Krippen- und Parteibuchpolitik!" Jetzt fand, wie überall, auch bei uns die erste A m t s v e r- tretersitzung statt. Die Nazis hatten ö, die Rechte i(vorher 7), wir 5(6) und die Kommunisten 1(li) Vertreter gesandt. Jetzt sollt« die„neue Aera", das„Dritte Reich" beginnen! Deutschland er» wache!" hatte nian überall tage- und wochenlang geschrien. Sie haben Erfolg gehabt damit— nur nicht in ihrem Sinne! Der Amlseinwohner hol bei etwas gutem willen und etwas klarem Verstand überoll schon nach der ersten Sitzung erkennen müssen, daß er einem unerhörten und wüsten Schwindel zum Opfer gefallen ist! Die Wahlen sollten Platz schassen„für Männer, die aus Kampf und Glauben zusammengeschweißt", wie die Ostpreußische Land- wirtschustskannncr(a. 2.) sagt, oder wie der Obernazi im Prozeß um die Schande vom Kurfurstendomm sich ausdrückte, für Leute, die man„am aufrechten Gang als unsere erkennt"! Man hätte also mit Recht erwarten müssen, daß von den Nazis fünf Hünen mit klaren blauen Augen, semmelblondem Haar und scharfen Ge- sichtszügen einen imposanten Einzug gehalten hätten! Aber nichts davon— zwei unter der Wachstumsnorm stehende, der dritte und älteste ein auffallend kleiner dicker behäbiger Herr, der vierte«ine long aufgeschossene auffallend hagere Gestalt mtt Augensäckchen und verschlafene» Gesichtszügen, der fünfte eine zwar kräftige Figur, aber mtt aufsollend jugendlichen, von keinem Innenleben gezeichneten Gesichtszügen— alles Dutzendware, Ramsch! Und das nach solchem Tamtam! Die'meisten von ihnen haben weder Krieg noch Inflation, noch sonst all das Elend einer kapitalistischen Weltordnung bewußt erlebt, da sie noch klein waren damals. Die anderen aber haben auf Grund ihres Milieus weder Sinn noch Verständnis für solche Gedanken— dürfen es auch go? nicht, um nicht Stellung und Beruf zu verlieren! Nur einer ist Arbctter, und auch dieser gehört«— o Ironie des Schicksals— bislang zu uns! Und die Einstellung dieser„Eltte deutscher Art" zu der in heutiger Aett, weiß Gatt, besonders ernsten Arbettsstätte, an die sie berufen? Wie sahen sie das Amt, das besonders dort zur unentbehr- lichen Einrichtung geworden, wo der kleine und der klcmst«, der Acrmste der Armen einer verpfuschten Wirtschaft, ja oft sogar einer verpfuschten Persönlichkeit so unbedingt mtt Leib und Seele ver- schrieben, wie auf Mecklenburgs Rittergütern und Bauern stellen? Die heutig« Zeit besonders bringt täglich Beispiele der geistigen, seelischen und materiellen Not, denen unser« Volksgenossen hier auf dem Lande oft schütz- und rechtlos preisgegeben! Alle, sogar meine Fraktionsfreunde mtt wstt. wett weniger Ein- kommen als ich und«in großer Teil der Nazis, waren in ihren Sonntagskleidern erschienen, um dem ihnen selbstverständlichen Ernst der Sttuation und Arbeit schon rein äußerlich Rechnung zu tragen! Die Reiniger und Retter deutschen Wesens aber, diese„Essenz jeder und aller nationalen Ehre und Würde" erscheint zum Teil in ihrer mostrichsarbenen Parteihose oder Kniehose und Wadenstrümpfen. Nur einer, der ollere behäbige Herr Landwirt geht gut gekleidet. Mein Gegenüber kommt dagegen sogar in Kniestiefeln und derartig dreckigen Fingern und Nägeln, daß man, falls überhaupt nach der Sitzung noch Appetit zum Essen geblieben, man sich bemühen muß, sie zu vergessen! Der„Wortführer"— die anderen vier haben während der ganzen Tagung kein Slerdenswörtlein verbluten lassen— muß sich von uns sagen lassen, ihm erscheine da» Amt mit seiner ernsten Arbeit wohl mehr als ein Zirkus, da er andauernd grinset Man stelle sich da», bitte, einmal vor: Der verzweifelte Mtttelstond hat sie in letzter Minute und letzter Angst gerufen an einen bitter- ernsten Posten, zu einer bitterernsten Arbeit— st« kommen, als ginge es zum Spargelstechen—---- und grinsen, grinsen, grinsen! Entsprechend dieser verantwortungslosen Einstellung ist auch ihre ganze Arbeit! Der bisherige Amtshauptmann ist 68 Jahre. Als Jurist steht ihm seit langem ein Regierungsrat zur Seite. Da man doch über kurz und lang eine Neuwahl vorzunehmen hat, falls der bisherige bleibt, ist die gewiesene und verantwortungsvolle Lösung nur die Wahl des»ingearbeiteten bisherigen Regierungsrats zum Amtshauptmann. Aber schon darin, daß die Nazis, obwohl dieser Herr bestimmt nicht„marxistisch" angehaucht, einen eigenen Vorschlag machen müssen,
liegt eine derartig verantwortungslose Demagogie uud Krlppen- Politik, die sogar wir verfluchten Warxisten gegenüber den Amts- iusassen eiofach nicht verantworten konuten! So bekamen die Rechten mit unserer Hilfe ihren vernünftigen Vorschlag durch. Wir wiesen dem Nazi die Tür — ich glaube das einzige Amt in Mecklenburg , wo es geschah! Wir schützten die Wähler vor dem verheerenden Unfug ihrer eigenen Abgeordneten. Wir sparten deni Amt und seinen Steuerzahlern für die sechsjährige Periode rund 36000 Mark. Unser Vsrant- wortungsgefühl mar, wie parteiüblich, größer als das Partei» interesse, denn wirklich liebend gern hätten wir mitgeholfen, den Ztaziwähiern die quittierte Rechnung über ihr Wahlveiholten zu verschaffen! Aber eine bodenlos taktische Dummheit begingen diese Retter Deutschlands zu unserer Freude doch: sie drängten uns zwar aus jeder Verantwortung restlos heraus, aber sie haben damtt ihr größtes Propagandamittel über Bord geworfen, uns für jeden Dod und Deubsl, für alles Wellgeschehen verantwortlich zu machen! Alles mußte fliegen, was nicht Hakenkreuz trug oder nicht in dem kläglichen Rest der Rechten sah, auch wenn die„nationale Gesinnung" noch so feststand! Die Rechte stand unter polizeiwidrigster Suggestion der Nazis und mußte mttmachen! Ein Pastor gor, ein bekannter noch, der lange„Auzschub"-Pulver roch— er mutzte dahin! Dafür Holle man aus einer entfernten Stadt einen anderen Pastor? Der trug wenigstens das Hakenkreuz und hatte ja somit besonders heftig gegen marxistische Parteibuchpolitik gegeifert! wachten auch den eigenen Wählern noch so viele Mehrkosten erwachsen durch den Ersah hiesiger Ausschußmitglieder durch oft weil entfernt wohneode Parteibuchbonzen mit Hakenkreuz— wozu bekämpft man Bonzentum und Korruption! Laßt doch das Bürgertum— diesen„stinkenden Misthaufen", wie ein Ober-Obernazi es einmal bezeichnete, für seine Dummheit, Nazi zu wählen, geirost blechen! Eine Liebe ist schon der anderen wert! Zum slellvertreteodea Amtshauptmann wählte mau mit Hilfe der Rechten(wir enthielten uns bald jeden Vorschlages und jeder Handlung) einen für dieses Amt viel zu jungen, unerfahrenen, unbekannten, also wirklich ungeeigneten Mann. aber dafür, was wichtiger, einen Parteibonzen! Tauscnde von Ge- schäftsleuten und Mittelständler haben die Naziliste gewählt. Als ob unter diesen vielen wirklich nicht einer wäre mtt Persönlichkeit. Verantwortungsgefühl und Können! Gewiß schon— aber nicht alz eingeschriebenes Mitgliedl Andere„durfte" man„grundsätzlich" nicht wählen! Und trotzdem schlug man ewmol aber ganz gehörig daneben: Da die Nazis für den Beirat zum Kriegsbeschädigten« Fürsorgeausschuß begreiflicherweise keinen Vorschlag machen konnten, well ihr« Jugend keine Kriegsverletzungen aufzu- weisen hat. nennt der Amlshauptmann als Wortführer einige Namen. Einer der Vorgeschlagenen Hot einen Sohn in vorderster Linie der Httler-Bewegung stehen— also ein Name mit Naziklang! Sofort findet seine Wahl stall! Gerne greift man zu! Im Zuhörerraum aber setzt sofort«in furchtbares Brüllen ein! Glocke des„Präsi- denten"! Was»v«?«Der Ist so«ingeschriebeucs Mitglied der SPD. !' Verlegenheitspause!— Zu spät— et ist gewählt! „Nun," meint sich selber tröstend der Nazisuhrer.„was ist denn schon dabei!"— Schon recht— aber warum nicht immer so?! Aber was sollt« man machen! Die Vorschläge kamen immer zögernder. die Zahl der verfügbaren Kräfte wurde knapp und knapper! Und in dieser Totsack)« liegt für uns dos günstig« Zeichen: Viele Wähler — wtnig gefährlich« Mttglieder— viel Geschrei und wenig W o l l«: als ob ein Schwein geschossen würde! Das beweist auch der Umstand, daß alle„Vertrauten" vorher nach Schwerin kominm und sich genau auf einen Zettel schreiben mußten, was ss« sollten— man traute ihnen von oben nicht! Man konnte sich am Schlüsse der ganzen Tragödie des Eindrucks nicht erwehren, daß all dies Geschehen die nielen blutjungen M't- läufor— ander« Nazis sah man nicht— selber enttäuscht hatte. Sie wußten nicht, ob sie lachen oder gar weinen sollten. Möge es bald überall so sein und bleiben! dl. hlez'er.'.�mtsvortreter. Nozi-Enttäupchung in Rostock . Rostock , 1Z. Januar. Die neue Amtsoertreteroersamnllung des Amtsbezirks Rostock wählle mtt den Stimmen der Bürgerliche» und der Sozialdema- kraten den bisherigen deutschnationalen Amts- Hauptmann Ihlefeldt gegen die Nationalsozialisten und Kommunisten wiederum zum Amtshauptmann. Bei der Wahl der Amtsausschußmitglieder ergab sich in allen Fällen Stimmengleichheit, so daß dos Los entscheiden mußt«. Es fiel in sedein einzelnen Falle auf einen nationalsozialistischen Äandi- daten, so daß sich der gesamic Amtsausschuß nur aus Nationalsozia- listen zusammensetzt. Auch in die übrigen Ausschüsse wurden vor- wiegend Abgeordnete der Rechten gewähll.
durch einen einseitigen Willensakt verleugnet. Rur soviel ist richtig. daß die belgische Regierung bei der anerkannten Gewißheit, daß Deutschland gegenwärtig nicht zahlen kann und die Vereinigten Staaten sich unnachgiebig zeigen könnten, mit großer Sorg« die schweren finanziellen Folgen der verschiedenen Möglichkeiten sieht. Konflikte, die gelöst werden müssen. pari». 15. Januar.(Eigenbericht.) Den gewissermaßen offiziellen Standpunkt der französischen sozialistischen Partei zu den Erklärungen Brünings in per Reparationsfrage fetzt der Abgeordnet« K r u m b a ch in der am Sonnabend erscheinenden Nummer der Wochenzeitschrift „Lumiere" auseinander. Grumbach stellt zunächst fest, daß die Mitteilungen der eng. lisch«« R«ut«r-Agentur über die Unterredung Brüning- Rumbold, die nach seinen Ermittlungen auf eine Indiskretion zurückzuführen seien und den Reichskanzler selbst in Erstaunen ge- setzt haben, in allen Kreisen Frankreichs «in« ungeheure Ver- wunderung, ja sogar Bestürzung hervorgerufen haben, und daß entgegen den Mitteilungen der deutschen Press«„in Frankreich absolute Einstimmigkeit darüber bestanden habe, die dem Reichs- kanzler zugeschriebene Haltung als unzulässig zu bezeichnen". Dann geht Grumbach auf da« Interview«tn, das Brüning nach der Ver- öffentlichung der Reuter-Melduug hat verbreiten lasse» und erklärt
dazu, daß die darin von Brüning gebrauchten Worte sich erheblich von der Formulierung der Reuter-Meldung unterscheiden. Di« These de? Reichskanzlers sei„Ich kann nicht mehr zahlen" und nicht „Ich will nicht mehr zahlen". Man könne, so fährt Grumbach fort, über die Zweckmäßigkeit selbst dieser Formel streiten. Auf jeden Fall habe sie nicht denselben Charakter wie das Telegramm des Reuter-Büros. Dieser Zwischenfall könne vielleicht ein« heilsame Wirkung haben, denn er werde einem großen Teil des deutschen Volkes, das der Republik , der Demokratie und dem Frieden treu bleibt, gezeigt haben, wie sehr«s unrecht haben würde, in der Reparations- und Abrüstungsfrage gewisse übertrieben« For- mein des Httler- und Hugenberg-Rationalismus zu übernehmen. Wie ernst aber auch die Lage und der Rückschlag sein möge, den die Idee der Zusammenarbeit zwischen den Völkern und besonder» zwischen Frankreich und Deutschland durch die Erklärungen Brünings erlitten habe, so sei doch noch nichts Unheilbares ver» l o r e n. Je mehr die von beiden Parteien verteidigten Thesen sich zu widersprechen scheinen, desto mehr seien die ver- antwortlichen Führer verpflichtet, zu verhin- der«, daß dies« Widersprüche sich in unlösbare Konflikte umwandelten. Wenn man nicht mit nalionalistifcher Blindhett ge- schlagen sei. sondern kaltes Blut bewcchre und den loyalen Willen habe, über all« Schwierigkeiten hinweg zu einer Verständigung zu komme», dann gebe es Äsungen für alles.