Nr. 27 49. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
Elis Stahl: Das alte Buch
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Einerlei, wie es eigentlich in meine Wohnung fam ich| ärgerte ich mich, denn solches stoffliche Interesse an den Dingen ist beziehe sonst feine Bücher aus Leihbibliotheken aber als ich sehr gewöhnlich und sehr unliterarisch. um 12 Uhr abends meine Schreibtischuhr aufziehen wollte, lag es da, im schwarzen erbärmlichen Wachstuchüberzug, durch den die schadhaften Ecken eines gelben Leineneinbandes hindurchstachen, ließ zu allem Ueberfluß noch ein mit Fettflecken bedecktes Blatt heraus hängen und wußte auch nicht das Geringste anzuführen, was seine Anwesenheit oder seinen Zustand entschuldigt hätte.
,, Ziemlich übel, Ihre Verfassung", sagte ich also indigniert. Das Wachstuchwesen lächelte bescheiden. Nicht so verwunderlich, wenn Sie gestatten nicht so verwunderlich, nein. Bedenken Sie nur die Zeit, die ich nun schon im Leben stehe im Leben, verstehen Sie mich bitte recht, nicht im Bücherschrank!" Diese Spize auf meine besten Freunde ärgerte mich. mich hin und schlug das schwarze Ding auf.
Ich setzte
,, Wie heißen Sie eigentlich?" Die Schicksale der Schwestern Isabell und Susanna."„ Nie gehört, den Titel! Müller hieß Ihr Vater? Ausgerechnet Müller! Glauben Sie, daß ich alle Müllers kennen muß, die so irrsinnig sind, ein Buch in die Welt zu setzen?" ,, Er ist tot", sagte das Schwarzwesen leise ,,, von den Toten ,, Gilt hier nicht!" sagte ich gereizt und blätterte weiter. Ein Tintenfled grinste mich an, groß wie die Not Deutschlands . Ich wurde eiskalt vor Berachtung.
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,, Es war ein magistratliches Tintenfaß", entschuldigte sich der Schwarzrod ,,, der fleine Schreiber stieß es in seiner Aufregung um, als der Stadtinspektor eintrat er hatte ihn ganz vergessen über dieser Schilderung eines Mastenfestes in einem venezianischen Luxushotel. Sehen Sie, solche Schilderungen waren alles, was er hatte. Sonst hatte er nur hundertundzwanzig Mark Gehalt und eine Mutter, die nicht leben und nicht sterben konnte Ich überflog die Seite. ,, Dilettantismus, so und so!" sagte ich, Ihr Vater hat weder jemals Benedig gefannt noch ein Lurushotel von innen gesehen!"
,, Natürlich nicht!" gab das schwarze Ding verwundert zu ,,, er mußte in seinem Schreibtischstuhl bleiben, er war ja etmas törper: lich behindert, wie man das nennt. Der Schreibtischstuhl war übrigens eigentlich ein alter Friseurstuhl, aber mer das nicht genau fannte, merfte das gar nicht."
,, Und diese Eselsohren, das ganze Buch hindurch!" sagte ich wütend ,,, man wird sie niemals mehr hinaustriegen!"
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„ Sie hieß Anna Kleinte", erwiderten die Schicksale Isabells und Susammas ,,, und war eine richtige alte Jungfer. Niemand unter uns gesagt, denn sie würde sterben vor Jammer und Schande, wenn es einer erführe niemand hat ihr je eine Liebeserklärung gemacht aber sehen Sie hier, der Graf d'Orseville, der macht in einem fort Liebeserklärungen. Und da hat Anna Kleinfe alle Liebeserklärungen des Grafen zusammengesucht und auf die betreffende Seite ein Gjelsohr gemacht, damit sie schnell zu finden find, und wenn sie sich eine schöne Stunde machen wollte, setzte sie sich feierlich mit mir in einen alten Sessel, bei verschlossener Tür und verhangenen Fenstern und Kerzenlicht, und las jich laut und leidenschaftlich eine Liebeserklärung des Grafen nach der anderen vor, statt Isabell sagte sie immer Anna. Glauben Sie mir, es waren herrliche Stunden, wir waren beide berauscht von Glück, sie und ich, und ist Glück überhaupt jemals mehr als eine Illusion?" Ich las: fabell, Himmel meiner Seele, Erlösung meines götterlösen Lebens", und schlug, rot von peinlichen und wider strebenden Gefühlen, rasch weiter um. Drei völlig zerfetzte Seiten - ,, Unerhört!" rief ich.
,, Es war ein Student", versetzte das Buchwesen ,,, er saß vor mir und wartete auf den Glockenschlag, der ihn zum Examen rief. Er
Ich weiß es nicht", erwiderte das Wachstuchwesen ,,, ich sah ihn nie wieder. Er fam nicht zurück. Aber bitte, schelten, Sie jetzt nicht über die Fettflecke, die hier überall sind. Es würde mich sehr tränken, denn ich habe das junge Mädchen sehr geliebt. Es lag im Krankenhaus, es war viele Male operiert worden, jetzt würde es leben bleiben, sagten die Aerzte, aber wahrscheinlich würde es auch zeitlebens gelähmt bleiben, sagten sie. Das junge Mädchen wußte alles, aber es weinte nicht, es lag still da, und wenn es einmal träftig genug war, las es von Isabells Wanderungen in die Berge und von Martin, der so weit ins Meer hinausschwimmen fonnte. ,, Wie wundervoll, daß es das noch gibt", sagte das junge Mädchen und lächelte."
Ich blättere schweigend weiter.
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Sonntag, 17. Januar 1932
ich. Deshalb habe ich ihm auch auf einer Zeichming im ,, Simpliciffimus" die Worte in den Mund gelegt: ,, Das Volk ahnt ja gar nicht, wie schwer das Regieren ist. Jeden Tag die Sorge, foll ich heute malen, dichten oder die soziale Frage lösen?" Der Unterfuchungsrichter rief erregt aus: ,, ln Majestät wird die soziale Frage lösen, allen Sozialdemokraten zum Troz. Sin Sie vielleicht ood so ä vaterlandsloser Gefelle?" Ich beruhigte ihn: Nein, Sozialdemokrat bin ich nicht. Aber viele Leute sind mit dem Kaiser unzufrieden. Wenn ich dann etwas über ihn zeichne, müssen die Leute lachen, und die gefährliche Spannung ist gelöst. Ich bin eine Art Sicherheitsventil."
Das sah der Untersuchungsrichter nicht recht ein, aber tatsächlich ist es so ähnlich. Ohne es zu wollen, ist die Satire in Wort und Bild eine Kunst, die, von Unluftgefühlen befreit, viele Schärfen mit der milden Salbe des Humors bedeckt. Wer lacht, ist nicht mehr mißgestimmt. Der Richter unterhielt sich dann sehr leutselig mit mir über Kunst und Natur und zeigte mir sogar seine schöne Kafteenfammlung, die auf dem Bürofenster gedieh. Ich fragte ihn: ,, Warum gerade Kakteen? Die sind doch unter den Pflanzen die Satiriker? Die haben es gut bei Ihnen. Sie dürfen ihre Stacheln behalten. Gleiches Recht für alle, Herr Amtsrichter!" Vielleicht ist es mir fogar gelungen, ihn zu überzeugen, daß die Künstler ihre satirischen Zeichnungen ebenso naturnotwendig hervorbringen, wie der Kaktus feine Stacheln.
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Es ist etwas, das man nicht lassen fann und nicht lernen. Es beruht auf einem geistigen Zustand. Der kann durch seine Unterweifung beseitigt oder hergestellt werden.
,, Diese dicken Striche unter den Zeilen und am Rande hat ein Mann gemacht, den ich einfach ,, den Vater" zu nennen pflege," sagte das Buch ,,, er hatte vier Kinder aufgezogen und ausgestattet, und nun war er alt, arm und sehnsüchtig, und wollte gerne bei einem seiner Kinder bleiben. Aber es ging nicht, wirklich nicht, wirklich, es ging nicht. Da waren die Schwiegerfinder, die sich nicht mit ihm stellen konnten, und da war die Wohnung zu klein und da störte der Pfeifenrauch ja, es war nicht anders, er tam ins Armenhaus. Sehen Manchmal find junge Leute zu mir gekommen, um mich zu Sie, hier hat er unterstrichen:„ Wenn der Mensch alt wird, ist er überflüffig wie der Schmutz auf der Straße" und: ,, Einsam sterben, fragen, wie sie es machen sollten, um satirische Zeichner zu werden. Ich konnte ihnen feine Anleitungen, dazu geben und ihnen nur raten, ausgestoßen und verachtet wie ein Hund an der Landstraße ,, Es ist überhaupt so vieles unterstrichen," sagte ich leise ,,, hier- thre handwerkliche Ausbildung zu vervollkommnen. Das übrige. ,, Das war Marie," erwiderte das schwarze Geschöpf ,,, ihr Mann tommt von selbst. Ich erzählte ihnen, daß ich in Düsseldorf bei Eduard von Gebhardt , dem ausgezeichneten Maler religiöser Bilder, hatte sie verlassen, aber sie fonnte ihn nicht vergessen, nie und niemals, sie pflegte immer am Fenster mit mir zu sitzen und bei jedem viel gelernt habe. Jede Woche mußten wir Schüler nach einer geich glaube, sie hat überhaupt nur das ge- gebenen Aufgabe eine Komposition entwerfen. Einmal war das Salz hinauszuschauen ich glaube, fie hat überhaupt nur das gelesen, was sie angestrichen hat. Ich will ja alles verzeihen, fomm Thema: Ein Wiedersehen. Ich zeichnete einen Schnapsbruder, der mur wieder" und: Meine Liebe ist so groß, sie muß dich her- fich an einem Alleebaum aufgehängt hat. Seine Freunde finden ihn und trinken dem Toten aus ihren Schnapsflaschen zu. ziehen." fromme Meister hat mich nicht getadelt. Er hat mir gesagt: ,, Sie werden nie ein Historienmaler."
teit des stofflichen Interesses zu denken. ,, Und?" fragte ich atemlos, ohne an die literarische Unzufäffig,, Er fam wieder. Einen Tag, ehe ich zurückgebracht wurde. Er tam, um einen Anzug zu holen, den er vergessen hatte."
,, Hier fehlen zwei Blätter," murmelte ich nach einer Weile. Das Buch schwieg lange Zeit.
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,, Die junge Frau erwartete ein Kind," sagte es dann ,,, und sie freute sich furchtbar daraus. Sie wollte mich nicht abgeben, fie war so entzückt von den Kindern Susannes. Hundertmal hat sie alle Streiche von Hans und Elli gelesen, und die Tränen sind ihr immer über die schmalen Wangen gelaufen, vor Glück, wenn sie daron dachte, daß sie auch solch ein Kindchen haben sollte. Sie finden die Geschichte sicherlich ziemlich titschig, nicht wahr? Nun einerlei dann kam der Tag und als sie aus einer tiefen Bewußtlosigkeit aufwachte, war das Korbbettchen, das schon immer in ihrem Zimmer gestanden hatte, fort. Das Kindchen sei zu zart, es habe sofort in ärztliche Pflege kommen müssen, sagte ihr Mann, und erzählte ihr jeden Tag, wie es sich erhole und gedeihe fonnte er ihr sagen, daß es gleich nach der Geburt gestorben war? Aber einmal fie hielt mich gerade wieder in der Hand und las von den Streichen der Kinder Susannes- da kam ihr die Wahrheit plötzlich durch den Raum zugeflogen, zugestürzt und da fiel sie zurück und riß im Fallen diese beiden Blätter heraus. Hätte sie noch ein menig weiter gelesen, bis dahin, wo es heißt, daß die Freude an Kindern der größte Selbstbetrug sei, vielleicht wäre sie nicht geftorben-viel leicht-"
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Schweigend schloß ich das Buch und ging schlafen. Ich warf feinen Blick auf meine glatten sauberen Freunde, die mohlbehütet und
Der
Damals war die Blütezeit der preußischen Historiennalerei. Berherrlichung militärischer Großtaten war für jeden Maler ein sicherer Weg zum Erfolge; und diese Maler heranzuzüchten war der ausgesprochene 3med der Kunstakademien. Palitische Karikaturen gab es in Deutschland faum mehr. Es hatte sie wohl früher gegeben, in bewegteren Zeiten, im Mittelalter, zur Napoleonzeit und in der Gärung von 1848. Jetzt, in den achtziger Jahren, war jedermann mit sich und der Welt zufrieden. Man fühlte sich geborgen in Bismarcks Schoß. Mit seiner Entlassung brach die neue Zeit heran. Alle neuen Zeiten verkünden sich zuerst der ahnenden Seele des Künstlers, wie auch Krieg und Revolution sich lange vor 1914. durch ein Ueberbordwerfen aller bewährter Traditionen in der Malerei bemerkbar machten.
So trat fast gleichzeitig mit Bismards Verschwinden, aus innerer Notwendigkeit geboren, die fatirische Wochenschrift ,, Simpliciffimus" mit ihrem Wappentier, der roten Bulldogge, auf den Plan. Sie hat alles, was faul war im Staate, zuun Gegenstand ihrer Kunst erwählt. Man hat ihr deshalb zuerst den Vorwurf gemacht, sie habe eine negative Einstellung. Ich kann mir unter negativer Kunst nichts vorstellen. Jedes Kunstwerk ist eine Schöpfung, also etmas Positives. Deutschlands heutiger Zustand ist so beschaffen, daß es dem satirischen Zeichner nie an Motiven fellen kann. Welch ein Unterschied gegen die Zeichmmgen der früheren humoristischen Familienblätter!
ſtarrte ich mich hinein, aber ob er etwas gelesen hat, weiß ich nicht. anmaßlich an den Wänden standen. Und halb im Traum schon hörte Die, Münze" auf der Südseeinfel
In der Hand hielt er einen Bleistift ohne Spitze, mit dem machte er gedankenlos Risse in diefe, Blätter. Wenn ich durchfalle, ist alles aus, alles aus", sagte er, und jedesmal, wenn die Angst einen Riß in seine Seele, machte, machte er einen in das Papier. Dann ging er zum Examen, ich fiel unter den Tisch. Da lag ich, bis seine wirtin mich zurückbrachte."
,, und hat er. bestanden?" fragte ich hastig, aber gleichzeitig
ich das alte schwarze Buch sagen:
,, Ja, es ist sehr leicht, ansehnlich zu bleiben und keine Flecken zu friegen, wenn man sich von fremden Schicksalen fern hält und nur das eigene kleine Leben lebt. Alber, fagen Sie selbst? Welchen Wert hat solch ein Mensch?"
,, Sprachen wir nicht von Büchern?" murmelte ich. ,, Alles dasselbe," sagte das Wachstuchwesen ,,, alles dasselbe."
Der Satiriker mit dem Zeichenstift
Viele Leute stellen sich den satirischen Zeichner als ein ganz besonders bösartiges Individuum vor, das auf nichts anderes sinnt, als jeine Mitmenschen zu ärgern, und sich täglich mit dem Gedanken an den Zeichentisch setzt: Wie sag ich's meinem Feinde?
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Das ist eine irrige Vorstellung. Ich kann Ihnen verraten: selbst Der bisfigste Satiriker ist persönlich meist ein ganz harmloser Mensch, ein Künstler, der ein braves, bürgerliches Leben führt, Blumen und Tiere liebt und sogar Menschen. Er hat durchaus nicht die vorgefaßte Absicht, irgend etwas zu vernichten oder umzustürzen. Er ist nur etwas empfindlicher als andere für alles, was ihm in der Welt häßlich oder gefährlich oder verlogen erscheint; und fast unbewußt formt sich in ihm daraus ein Bild, das er gestalten muß. Die Welt ist kein Paradies, und jeder mehrt sich gegen fie auf seine Weife.
Vielleicht war der erste satirische Zeichner ein höhlenbewohner der Urzeit, der an Felswänden den Umriß feines Feindes, des Höhlenbären oder des gefährlichen Mammuts, einrigte, ganz naturgetreu, mur mit kleinen llebertreibungen der Charakteristik. Von da bis zu einer Zeichnung im ,, Simpliciffimus" hat sich das Wesen der Karikatur faum verändert. Nur bedrohen uns jetzt andere Gewalten als in der Urzeit. Nicht mehr der Höhlenbär wurde faritiert, fondern zum Beispiel Fürst Bülow als Reichskanzler, mie er die Germania im Auto dem Abgrund zulentte. Als ich diese Zeichnung für den„ Simpliciffimuus" machte, bildete ich mir nicht etwa ein, Deutschland vor schredlichen Gefahren erretten zu können. Es mar ganz einfach Darstellung einer Vision, die die Zeitereignisse in mir hervorriefen.
So auch bei vielen fatirischen Zeichnungen, die sich mit Wilhelm dem zweiten beschäftigten. Ich hatte wohl taum die deutliche Ertenntnis von allem, was hier auf dem Spiele stand. Nur die dunkle Ahnung, daß er das Baterland um so traurigeren Zeiten entgegenführte, je spaßiger er uns erschien. Und alles an und um ihn war voll von komischen Motiven. Ich erinnere mich meiner einzigen Begegnung mit dem Kaiser. Er ritt in draller Husarenuniform durch Wiesbaden und warf einen Zigarettenstummel fort. Ein älterer,
elegant gefleideter Herr, vielleicht höherer Beamter a. D., hob den Stummel auf und legte ihn andächtig in seine Brieftasche. Daraus entstand die Zeichnung: Der Zigarettenstummel des Fürsten ", auf der eine begeisterte Menschenmenge sich auf die Reliquie stürzt. Es war auch nicht mein Bestreben, vor den Gefahren der faiserlichen Orientreisen zu warnen, als ich die Geister Barbarossas und Gottfrieds von Bouillon zeichnete, die auf den Ruinen von Jerusalem einen Tropenhelm gefunden hatten, wozu ich Gottfried sagen ließ: Lady nicht so dreckig, Barbarossa, unsere Kreuzzüge haben ja auch feinen Zweck gehabt." Ich halte das noch heute für einen sehr harm losen Humor und werde nie begreifen, warum ich damals sechs Monate eingesperrt worden bin. Allerdings hatte mich der Leipziger Staatsanwalt( der Simpliciffimus" wurde nämlich damals in Leipzig gedruckt) unter der Hand schon einige Male verwarnen lassen, ich sollte nichts mehr über Seine Majestät zeichnen, er wäre von Berlin aus wiederholt aufgefordert worden, einzugreifen.
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Die Unterschungshaft schentte mir viele Anregungen. Wie föstlich war es, als ich bei der Einlieferung mit einem berüchtigten Und dann Leipziger schweren Jungen zusammen gebadet wurde. knöpfte mir der Gefängniswärter die Hosenträger ab. Auf meine erstaunte Frage belehrte er mich:„ Das machen mer, dermit Se sich nich ufhängen genn, un außerdem, wenn eener eegal de Hosen nufhalten muß, gann er nich so fut wechloofen." Ich trug damals eine sehr lange Krawatte und sagte ihm, daß die auch zum Aufhängen genüge, aber so schlimm werde es wohl im Untersuchungsgefängnis nicht sein.„ Danke scheen," antwortete er ,,, da wärn mer den Schlips ähm Doch wegnähm, un wie es hier bei uns is, da wärn Se sich awwer wundern. Das is Se nähmlich, wenn's die hier zu kut hädden un se wärn freigesprochen, da dähd'n Se's eegal wieder."
Als ich dann den Abort meiner Zelle reinigen mußte, beschwerte ich mich bei dem Untersuchungsrichter. Der war ein sehr netter, liebenswürdiger Mann; und er ermahnte mich: Malen Se doch lieber wieder Landschaften, da kann Ihnen so was nich paffieren." Weshalb veralbern Se denn eegal den guten Kaiser? Der hat's doch, weeß Stott nich leicht!" Ja, er hat es nicht leicht," antwortete
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Inflation bei den Yap Infulanern
Bon all den Geldsorten, die die Menschheit erdacht und in Um lauf gesetzt hat, ist wohl feine so grotest ausgefallen, wie das Mühlsteingeld der Yap- Insulaner. Es tursierte" noch zu Zeiten unserer Kolonialherrschaft und machte unseren Finanzbehörden bei Eintreibung der Steuern nicht geringe Ropfschmerzen. Dieses Geld, fä" genannt, besteht nämlich aus radförmigen Aragonitplatien von verschieden großem Durchmesser. Das größte Geldſtüd dieser Art maß drei Meter(!) im Durchmesser.
Die Münze" der Yap- Insulaner befand sich auf der südlich gelegenen Insel Palau , wo der Aragonit, ein Ralfspat, in hohen Wänden ansteht. Herrschte Ebbe in der„ Gemeindekasse", so ordnete der betreffende Dorfhäuptling, eine Expedition an, die das Geld auf der Nachbarinsel beschaffen mußte. An den steilen Felswänden wurden große Gerüste errichtet und ein Steinblock herausgearbeitet. Der Fels wurde dann durch ein Holzfeuer erhitzt und durch Ueberschütten mit Wasser geschreckt. Das Gestein löfte sich dann in Platten ab. Zum leichteren Transport wurden die Geldplatten durchbohrt, auf einen Baumftamm gesteckt und so zum Strand gerollt. Der Abtransport geschah auf Bambusflößen, die die Eingeborenen mit dem Südwestwind nach der Heimatinsel treiben ließen. Mit den eigenen Segelbooten holte man die wertvolle Fracht und schleppte sie dann in den Heimathasen. Von der Ausbeute behielt der Häuptling die größten Stücke und zwei Fünftel der kleineren für sich, die übrigen verteilte er an die Expeditions
mitglieder.
Es ist verständlich, daß bei der Last der Ladung und den einfachen Transportmitteln gar manche Geldsendung unterging. So hatte das Steingeld immer einen beträchtlichen und festen Wert. Seitdem jedoch der Transport durch europäische Schiffe wesentlich erleichtert wird, auch der zu befördernden Menge feine Grenzen gesetzt sind, hat der„ Umlauf" an Steingeld rasch zugenommen, wodurch starke Geldentwertung eingetreten ist. Wie so manche Kulturpölfer, find also auch Naturvölker von den zweifelhaften Freuden der Inflation nicht verschont worden.
Warum werden Gesicht und Hände bei Kälte blau? Die Kälte zieht die Arterien, welche das frische, rote Blut leiten, so zusammen, daß der rote Schimmer verschwindet, und dadurch ist den Benen, die das noch nicht durchs Herz gereinigte Blut meiterführen, Gelegenheit gegeben, sehr zum Vorschein zu treten und durch die Haut hindurch sichtbar zu sein.
In Deutschland beffehen 23 Universitäten, davon 12 in Preußen, 3 in Bayern, 2 in Baden , je eine in Sachsen , Württemberg , Thüringen , Heffen, Hamburg und Mecklenburg- Schwerin. Außer dem bestehen 10 Technische Hochschulen, 6 Handelshochschulen, 4 Landwirtschaftliche, 3. Tierärztliche und 3 Forstwirtschaftliche Hochschulen, 2 Bergafademien, 16 Hochschulen für bildende Künfte und 11 Hochschulen für Mufit.