Ohnesorge macht Schule.
Die Zeugen Deierding, Die dem Auio des Grefe« Velldorf nachgefahren waren und feine Kesiflellung veranlaßt Haien, bheben imKurfürflendamm-prozeß wegen„Berdachis der Minäterscha� unvereidigt.
»Wie, Zeuge, Sie sind dem Raubmörder nachgegangen, Sie haben ihn nicht aus den Augen gelassen, Sie haben dann einen Schutzmann auf ihn aufmerksam gemacht, der ihn festnahm?!- Ha, Sie Mittäter, Sie bleiben unvereidigt?�
Koreanische Attentate. Verzweiflungsakte gegen brutale Fremdherrsthast.
Anläßlich des jüngsten Attentats eines Koreaners auf den Kaiser von Zapan schreibt uns der koreanische Volkswirt- schafller und Ethnograph hon Aengkong: Es ist bedauerlich, daß einem Monarchen so oft von Sühnen einer fremden Nation das Leben unsicher gemacht wird. Nicht allein der Mikado, auch seine hohen Beamten sind ständig bedroht. Solange das japanische Inselvolk zurückgezogen lebte, hat man seinen Großen nicht nachgestellt; erst als Japan die Halbinsel Korea sich aneitznet«, begannen Attentate. Der erst« Anschlag in Charbin 1909 richtete sich gegen den japanischen Premierminister I t o: seitdem hörte man oft von Bomben- und Revolveranschlägen an hellichten Tagen mitten in Tokio oder in Söul. Die Täter waren stets Koreaner. Wiederum erlobt« vor einigen Tagen der japanische Kaiser inmitten Tokios zum viertenmäl einen solchen Schreckensmoment. Fremde Rationen verstehen die Ursachen meist nicht, oder wenn sie den Grund wissen, schweigen sie entweder oder geben dem Schwachen Unrecht. Die Beziehungen Mischen Japan und Korea sind fast AM Jahr« alt. Ohne Korea wäre Japan heute nicht in der Lage, mit seiner alten Kultur zu prahlen, seine Baukunst, Religion, Literatur. Keramik usw. ist größtenteils von Korea übernommen. Japan versuchte schon 1S92 sein Meisterland zu besetzen, was aber nicht gelang, ermordete rund 3 Millionen Menschen und vernichtete fast sämtliche Kulturstätten des Landes. Seit 1895 verhinderte Japan direkt und indirekt das Erwachen des koreanischen Volkes. Die japanfeindliche Königin von Korea haben sie grausam ermordet. 1901 währeud des russisch -japanischen Krieges wurde Korea ge< zwungen, unentgelllich von Süden nach Norden eine Eisenbahnlinie zu bauen, Mannschaft und Proviant zu liefern. Das japanische Mllitär bezahlte mit„Notgeld" aus Papier, das niemals ein- g e l ö st wurde. Di« japanische Regierung verfälschte in großen Mengen koreanische Münzen und verursachte dadurch den Staats- bankrott. Die Auflösung des koreanischen Heeres, die Aufhebung der diplomatischen Beziehungen mit fremden Mächten, die Ab- dantung des Kaisers sowie die Wiederherstellung der öffentlichen Ruhe erzwang man nur mit Waffengewalt. Von 1895 bis zur ge-
lungenen Annexion 1919 hat das Intrigenspiel der Japaner in Korea fast 19 000 Menschen das Lehen gekostet. Die neuen Straßen sind fast alle durch Zwangsarbeit und Frondienst geschaffen worden. Jede koreanische Familie wurde gezwungen, zährlich 15 Tage Bau- arbeit zu leisten. Man sieht neue Dämme und Kanäle zur Boden- kultur— im Interesse der Koreaner? 70 Proz. bester Ackerboden ist im Besitz der Japaner! Das Schulwesen wird beleuchtet durch die Tatsache, daß kaum 1ls aller schulpflichtigen Kinder Schulen besuchen können. Die Hälfte der Schulen sind Privatschulen, zum großen Teil amerikanischer Initiative zu verdanken. Krankenhäuser und Spitäler sind unzureichend, in jeder Provinz sind kaum zwei vorhanden und gewöhnlich liegen in der III. Klasse in'einem Zimmer von 3 mal 4 Quadratmetern 5 bis 8 Patienten, selten ohne geziefer. Noch vor 20 Jahren sah man in.Korea selten einen Bettler,' ober jetzt in den Städte« immerzu Leitet banden— dank der gehobenen" wirtschaftlichen Lage. Industrie. Bergbau, Fischfang und die besten Handelsplätze sind zn 90 proz. in japanischem Besitz. Ein Industriearbelker verdient bei llstündiger Arbeitsleistung 50 bis S0 Pfennig täglich. Arbeiterinnen erreichen kaum die Hälfte. Den Koreanern ist seit 1910 jeglicher Ex- und Import ver- boten. Jährlich wandern rund 50 000 Menschen nach der Man- dschurei und nach Sibirien vollkommen mittellos aus, außerdem herrscht Rassenvorrecht und schärffte Klassenjustiz. Früher kannten die Koreaner keine Zuchthäuser— aber 1932 schmachten allein fast 9 000 politische Gefangene in eisernen Ketten. Ordnung muß sein— aber wegen 16 Pfennig Steuerrückstand wird sogar der einzige Kochkesiel weggenommen. Unerträglich hohe Steuern, scharfe Pressezensur, skandalöse Haussuchungen und Masfenverhaftungen, alle Macht der Polizei und nicht zuletzt das Bestreben der Japaner, die Koreaner im Auslande zu verdächtigen, sind die Hauptgründe des Hasses gegen die brutale Fremdherrschaft. Das Erwachen des Nationa- lismus in Korea ist feft 10 Jahren wie lodernde Flammen. Japan hat die Macht, 70 000 Soldaten, 50 Bombenflugzeug«, 10 000 Poli- ziften, Gendarmerie und tüchtige Spione in Korea . Die Koreaner selbst haben nicht einmal«in verrostetes Luntengewehr. Auf solche Weise will man ein 4000 Jahr« alles Kulturland, ein« Nation von 23 Millionen aus der Wellgeschichte streichen. '
Faschistenschwindel! Gefälschte Dokumente gegen die Arbeiterschost. Wien . 18. Januar(Eigenbericht.) Die Meldung eines chrifwch-sozialen Wiener Montagblaites, noch der bei den Haussuchungen im Ottakringer Ar» b e iterh eim außer Waffen und Munition in einer eisernen Kasselle auch zahlreiche Schriftstücke mit einem bis in die kleinsten Einzelheiten ausgearbeiteten Plan für ein bewaffnetes Vorgehen der sozialdemokratischen Parteigruppen im innerpvlitffchen Ernstfalle gefunden sein sollen, wird von der„Arbeiter» Zeitung" dahin kommentiert, daß dieses Schwindeldokument ursprünglich als angebliche Richtlinien der K o m- munistifchen Arbeiterwehr ausgegeben und später dem „Schutzbund " in bi« Schuhe geschoben worden sei. In beiden Fällen sei es als Fälschung enthüllt worden. e Es versteht sich von selbst, daß die Hugenbergpress« es sich nicht hat nehmen lassen, diese Fälschung in großer Aufmachung gegen die Sozialdemokratie auszuspielen. Starhemberg provoziert. Wien , 18. Januar. Auf einem Führerappell des Oberösterreichischen Heimatschutzes in Wels erklärt« Starhemberg : Wenn die wirtschaftlichen For- derungen des Heimatschutzes nicht durchgehen, wollen wir öffentlich zeigen, daß die Mehrheit des Volkes hinter uns steht (8 Abgeordnete von 100! D. Red.), und zwar in Gestalt von Protest- kundgebungen und eines großen Bolksaufmarfches Wir lassen uns nicht auf verfassungswidrige Art daran hindern, und wenn man uns hindern will dann soll eben die Revolution beginnen. Wir werden jedenfalls Wege gehen, auf denen uns die Staatsexekutioe nicht entgegentreten kann. Rücksichtslos und be- waffnet werden wir jedenfalls auftreten, wenn der Republikanische Schutzbund in irgendeiner Form in Erscheinung tritt. * Das kennt man! Jede Arbeiter gruppe ist dann„Schutzbund " und die Heimwehr schietztl
Krach bei den Aazis. Rebellion in der Stuttgarter Hitler-Fikale. Stuttgart . 18. Januar.(Eigeubericht.) Im Gau Württemberg der Nationalsozialisti- scheu Partei sind schwere Differenzen ans- gebrochen. Eine aus etwa 1000 Anhängern— darunter sehr viele ES.— bestehende Oppositionsgruppe hat dem Stuttgarter Spitzen- kandidaten bei der letzten Gemeinderatswahl Hauptmann a. D. Stroelin ein Memorandum mit 20 Punkten überreicht, deren Er- füllung verlangt wird. Stroelin ist zugleich aufgefordert worden, eine Stellungnahme der Ortsgruppe Stuttgart und de? Gaues Würllemberg zu den Forderungen herbeizuführen. Antwort war bis zum letzten Sonnabend verlangt worden. Nachdem diese Frist ohne Erteilung der Antwort verstrichen ist, hat die Opposftion beschlossen, in einer öffentlichen Versammlung inch durch Flugschriften auf die Mißstände bei den Führerstellen und bei der Vergebung der Posten und Mandate für Nazis in Würllemberg hinzuweisen I» den 20 Punkten ist als Hauptforderung die so- fortig« Entfernung des Gauleiters Reichstagsabge- ordneten M n r r enthalten, dem Korruptionswirt- schaft vorgeworfen wird. Ferner ist die Oppofition mit dem SA.-Gruppen fuhrer Süd-West v. Jagow unzufrieden, der ein ausgesprochener Korruptionspollliker fein soll und dessen sofortige Entfernung verlangt wird. Gewissen Prominenten der Partei wird vorgeworfen, daß sie größeres In- teresse für die weiblichen Hilfskräfte des Parteibüros als für die Parteiangelegenheiten hallen. Auch mit dem Parteiblall, dem NS.» Kurier, ist mau unzufrieden. Es wird gefordert, die Zeitung sofort dem Besitz des Abgeordneten Murr zu entziehen, damit sie direkt von der Partei übernommen wird. Die Reichsparteileitung der Nazis hat bereits einen Kommissar nach Stullgart entsandt, der die Verhältnisse eingehend prüfen soll.
Oer preußen-Eiat. Interfraktionelle Besprechungen über die Ausgleichs- Möglichkeit. Der interfraktionelle Ausschuß der preußischen Rsgierungs« Parteien beschäftigte sich am Montag in Anwesenheit der Minister Severing und Klepper mit der Frage des Ausgleichs des preußischen Etats. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. well die Besprechungen des preußischen Finanzministers m i t der Reichsregierung über etwaige Slbzahlungen des Reiches auf preußische Entschädigungsansprüche bzw. die Besprechungen über die Einräumung eines Bankkredits an Preußen noch nicht abgeschlossen sind. Uebereinstimnumg herrschte jedoch darüber, daß der Plan einer Schlachtsteuer nicht durchgeführt werden dorf, der preußische Etat dem Landtag aber unbedingt ausgeglichen vorgelegt werden soll. Die preußische Staatsregierung wird sich am Freitag mit der Frag« befassen, wie der Etat dem Landtag ausgeglichen vorgelegt werden kann.___ Die Lehrerfrage in Preußen. Grimme und Severing zum Lehrerabbao. Im Unterrichtsausschuß des Preußischen Landtags äußerte sich Kultu-minister Grimm«. Innenminister Severing und für das Finanzministerium Staatssekretär Schleusener über den Lehrerabbau. Zur Beratung stand«in bereits vor längerer Zell vorgelegter Antrag König(Soz.) auf Einschränkung des geplanten Abbaus von 7000 Lehrerstellen. Kultusminister Grimme wies darauf hin, daß der Hauptanloß zu den Ersparnismaßnahmen die Finanzschwierig- kell der Gemeinden gewesen sei. Am 31. März diese- Jahres würden etwa 2300 Lohrer in de» Ruhestand treten. Dadurch könnte ein« gleich« Anzahl von Junglehrern ein- rücken: außerdem könnten die sonst notwendigen Versetzungen aus einem Bezirk in den anderen größtenteils unterbleiben. Innenminister Severing schildert« die große Härte für alle Betroffenen, die aber besonders durch die Rücksichtnahme auf die Wohlfahrts-Rentenempfänger herbeigeführt worden fei. Ein Eni- gegenkommen gegenüber den Wünschen des Antrags König könne er mit Rücksicht auf di« Lage der Gemeinde« nicht i» Ausficht
stellen. In ähnlicher Weise äußerte sich Staatssekretär S ch l e u- sener, der auf den großen Fehlbetrag im preußischen Haushalt und feine Beseitigung durch tiefe Kingriffe hinwies. Auf Antrag König(Soz.) wurde hierauf die Wellerberatung dieser Angelegenheit vertagt, bis eine Ileberficht über die Aus- Wirkung der neuesten Maßnahmen des Kultusministeriums mög- lich sei.
Bltiiige Schießerei in Bilbao . Wer Tote bei einem Zusammenstoß Mischen Repoblikanem und Monarchisten. Madrid . l8. Januar.(Eigenbericht.) Im Anschluß an eine Versammlung der rechtsstehenden Xra-t ditions-Partei kam es in Bilbao zwischen Mitglieoern der Versammlung und Sozialisten bzw. Republikanern zu einer schweren Schießerei. Vier Personen wurden getötet, neun verwundet. Die aufgeregte Voltsmenge versuchte, mehrere Mitglieder der Tradllions-Partei zu lynchen. Nur unter dem Schutze der PoLzei konnten sie ihr nacktes Leben rellen. JnMffchcn sind im Zusammenhang mll dem Vorfall 35 Personen verhastet worden. Nach dem Zusammenstoß wurden auf mehrere Nonnen- kl öfter in der Umgebung von Bilbao zahlreiche Schüsse abgegeben. Strenge Maßnahmen der Regierung. Madrid . IL. Januar- Di« Regierung hat wegen der blutigen Zusammenstöße Mischen Tradllionalisten und Sozialisten in Bilbao strenge Schutzmaßnahmen angeordnet. Bisher find 51 Per» fönen verhaftet worden. Die Stadt wird militärisch bewacht. In Sagunto und anderen Städten der'Provinz Valencia ijt es zu ernst«» SlleikMischenscillen gekommen. Aus Valencia
sind Truppen nach Sagunto abgegangen. In Barcelona traten 20000 Metall- und Textilarbeiter in den Streik. Sprengstoffunde in Westfalen . Ein Zentner Dynamit— � Kommunisten verhastet. Hagen i. W.. 18. Januar. (Eigenbericht.) In Hagen wurden von der Polizei in einer Pvivatwohnung ei« Zentner Dynamit, 400 Sprengkapseln. 200 Hand- granaten, 2 Militärgewehre(Modell 98) und ein Militär- karabiner, ebenfalls Modell 98, mll der dazu gehörigen Mumtüm beschlagnahmt. Im Zufarnmenhang damit wurden bisher vier Mitglieder der Kommunistischen Partei verhaftet. Der beschlagnahmte Sprengstoff stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus Vorhalle und Gestcke, wo in letzter Zell wiederholt größere Mengen Sprengstoff gestohlen worden sind. Tschirikow gestorben. In Prag ist der dort als Emigrant lebende russische Dichter Tschirikow im Aller von 63 Jahren verstorben. Tschirikow gehörte jener Gruppe der russischen Schriftsteller an, die in den neunziger Jahren und zu Beginn des Jahrhunderts eine starke anklägerische Note in ihre belletristischen und dramatischen Werke hineintrugen. Unter Anlehnung an Tschechow versuchte Tschirikow in Novellen und Dramen den Naturalismus Gorkischer Prägung mll einer lyrischen Schilderung des russischen Volkslebens zu verbinden. Großen Erfolg hatte er hauptsächlich mit seinem Drama„Die -Juden", in dem er scharfe Anklage erhob gegen die von der Zarenregierung geförderte Pogrompolllik gegen die Juden. Dieses Stück ist seinerzeit auch in der Berliner Volksbühne mit großem Erfolg aufgeführt worden.