Der Abend
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Nr. 30
B 15 49. Jahrgang
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Das Reich als Banfier
Riesenbeteiligung des Reiches an schwankenden Banken
Bei Wiederbegim der Beratungen des Haushaltsaus schusses des Reichstags find die Deutschnationalen auf ihren Plätzen, die Nationalsozialisten ,, vernichten" die Republik auf ihre ,, bewährte Art", sie beteiligen sich nicht an der sachlichen Arbeit.
Die Sigung des Haushaltsausschusses führt sehr rasch nach Erledigung verschiedener Kleinigkeiten zu einem entscheidenden Distuffionspunkt. Es handelt sich um die
sozialdemokratische Anfrage, was die Regierung mit der ihr wider Willen zugefallenen Bankenmacht zu tun gedenkt.
Der Bantenfommissar des Reichs eröffnet die Debatte, er macht nur allgemeine Randbemerkungen, fie genügen nicht, der Reichsfinanzminister mill selbst Erklärungen abgeben. Der Ausschuß vertagt sich auf furze Zeit. Minister Dietrich kommt dann|
und erklärt etma:
Beschlüsse können nicht nur über Danatbant und Dresdner Bant gefaßt werden. Das Bantenproblem muß aber in der Gefamtheit gesehen werden. Deffentlich kann man über den tatfächlichen Umfang der Krankheit und die notwendig gewesene Reichshilfe überhaupt nicht reden, dazu find die notwendigen Unterstützungen zu weitreichend. Wir leiden in Deutschland unter einer fünftlichen Hebergrößerung der Banken. Es sind schon die ver schiedensten Pläne für Reform und Gesundung beraten worden. Eine Entscheidung wird in den nächsten Tagen und Wochen durch die Entwidlung erzwungen. Mit der Zusammenlegung verschiedener Banken hat das nichts mehr zu tun. Die Reichsregie. rung ist der Meinung, daß es richtig sei, den Einfluß des Reichs auf die Banken so bald als möglich wieder abzubauen. Das ist die Tendenz der Regierung.
Zwei Opfer der Mordpest.
Nächtliche Schlacht in Reinickendorf zwischen Nazis und Kommunisten.
In der Laubenkolonie Felsened in Reinicken dorf Ost, Am Schönholzer Weg, kam es heute früh Furz vor 1 Uhr zu einer schweren Schießerei zwischen Nationalsozialisten und Kommu= nisten. Bisher sind zwei Zote, ein schwer und fechs Leichtberlekte zu verzeichnen. Bei den Toten handelt es sich um den 60jährigen Professor und Kunstmaler Ernst Schwarz aus der Burgfrauenstr. 15 zu Frohnau , der der Nationalsozialistischen Partei an
gehört, und um den 50 Jahre alten Arbeiter Fritz Klemke aus der Kolonie Felsened, Laube 20, der der KPD. angehört. Der Kunstmaler wurde durch einen Messerstich in die Herzgegend, der Arbeiter Klemke durch Brust- und Kopfschuß getötet.
Die politische Polizei und die Mordkommission weilen zur Klärung des Tatbestandes an Ort und Stelle. Bisher wurden etwa 50 Verhaftungen vorgenommen. Die Verlekten wurden nach ihrer Vernehmung dem Krankenhause Reinickendorf zugeführt.
Die ersten Ermittelungen.
Die blutige Schießerei in der Reinickendorfer Laubenkolonie Der Redner der Sozialemokratie, Abg. Hilferding, greiftelsened" ist zur Zeit Gegenstand der polizeilichen Unterdie grundsäglichen Bemerkungen des Reichsfinanzministers auf und fuchung. Bereits in der Nacht hatten zahlreiche Beamte an Ort führt sie in pofitivem Sinne weiter: und Stelle die ersten Ermittlungen aufgenommen, im Polizeipräsidium wurde heute vormittag die Bernehmung
Das Reich verfügt heute von sich aus über einen erheblichen Teil des deutschen Kreditsystems, rund
60 Proz. des Kredilapparafes find heute öffentlich kontrolliert. Das ist ohne Zutun und ohne den Willen des Reiches geworden. Diese Entwicklung hat niemand vorausgesehen, aber beim ersten Echritte sei die Regierung frei gewesen, das weitere entwidle fich zwingend. Die Regierung fonnte gar nicht anders als mit den Mitteln des Reiches helfen. Sie fann deswegen auch nichts anderes tun als eine gewisse Kontrolle über die unterstützten Institutionen ausüben. Das ist ein Entwicklungsprozeß, der nicht rückgängig gemacht werden kann. Der jezige Schwebezustand ist unerträglich. Er führt dazu, daß das Reich zuletzt auf den Verlusten der von ihm geftüßten Privatbanken figen bleibt, das Richtigste wäre, das ganze Berhältnis zwischen Banken und Industrie neu zu gestalten, etwa durch eine Trennung zwischen reinen Finanzierungsbanken und Kreditinstituten. Dabei fönnte so verfahren werden, daß das Reich zuerst die Depofitenbanken in der Hand behält, und das industrielle Finanzierungsgeschäft davon trennt. Es müßten grundsägliche Lösungen im Sinne der Weiterentwicklung gesucht
werden.
Der staatsparteiliche Abgeordnete Stolper meint, daß die Schwierigkeiten wie in Deutschland auch in anderen Ländern vorhanden seien und dort sich schon erwiesen habe, daß bestimmte Methoden der Staatshilfe unbrauchbar feien. Der Faschismus z. B. habe geglaubt, niedrige Börsenkurse nicht ertragen zu können, des wegen sei durch eine besondere Bantgründung mit Regierungsmitteln die hochhaltung der Kurse durchgeführt worden. Heute size die italienische Regierung auf den Aktienpaketen, die sie nicht los werden könne und müsse außerdem noch für die von ihr beherrschte Industrie die Finanzierungsforgen tragen.
der festgenommenen 49 Hakenkreuzler und der 12 aubentolonist en fortgesetzt. Bei den Kolonisten handelt Schlägerei Beteiligten beschuldigen sich gegenseitig, den Anfang es fich zum Teil um Kommunisten. Die an der Schießerei und gemacht zu haben.
Die Borgänge haben sich nach den bisherigen Feststellungen etwa fo abgespielt: Die Nationalsozialisten veranstalteten gestern abend in Waidmannslust eine Kundgebung, zu der SA. Trupps aus der ganzen Umgebung herangezogen worden waren.
Nach Schluß der Beranstaltung 30gen etwa 200 Hakenkreuzler in lofen Trupps nach Reinidendorf- Oft.
Die Zollkampf- Verordnung.
Ausgleichszuschläge gegen Valuta- Dumping. Amtlich wird folgende Verordnung des Reichspräsidenten über außerordentliche 3011maßnahmen mitgeteilt: Auf Grund des Art. 48 Abs. 2 der Reichsverfassung wird folgendes verordnet:
Artitel 1. Die Reichsregierung wird ermächtigt, im Falle eines dringenden wirtschaftlichen Bedürfnisses 1. bei der Einfuhr von Waren, die aus Ländern stammen, deren Währung unter die Goldparität gefunten ist, für einzelne Waren oder Warengruppen Ausgleichszuschläge zu erheben,
2. für Waren, die aus einem Lande stammen, mit welchem das Deutsche Reich nicht in einem handelsvertraglichen Berhältnis steht oder welches die deutschen Waren ungünstiger behandelt als die Waren eines dritten Landes, erhöhte 3oll= fäße festzusetzen. Von der Erhebung der erhöhten Zollfäze fann bis zur Dauer von höchstens 6 Monaten Abstand genommen werden, wenn mit diesem Lande Handelsvertragsverhandlungen schweben oder bevorstehen. Die Reichsregierung fann bei einzelnen Waren von der Anwendung der erhöhten Zollfäße ganz oder teilweise absehen.
Artitel 2. Die Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Berlin , den 18. Januar 1932.
Der Reichspräsident. gez. von Hindenburg.
Der Reichskanzler.
gez. Dr. Brüning.
wirrung in den Währungsverhältniffen zeitigt Gegenmaßnahmen. Der llebergang Englands zur Schußzzollpolitik und die Ber Die Lösung der Weltwirtschaftskrise wird auf diese Weise immer schwieriger.
Elid war eine regelrechte Schlacht Mann gegen Mann im Gange. Mit Dolchen, Totschlägern und Zaunlatten schlugen die Gegner aufeinander ein, dazwischen ertönten unausgefeßt Pistolenschüsse. Zwei Polizeibeamte, die in der Dunkelheit ihre Dienstwaffen nicht Sechs Polizeibeamte begleiteten die Nationalsozialisten, da ziehen konnten, gerieten in das Handgemenge. Bolizeiwachtmeister man offenbar mit 3wischenfällen gerechnet hatte. Trotz des polizei- Hellwig wurde mit einem Baumstamm niedergeschlagen lichen Begleitfonmandos tam es dann in der Laubenkolonie zu der und so schwer verletzt, daß er später ins Staatsfrankenhaus gebracht verhängnisvollen Schießerei. merden mußte. Der zweite Beamte erlitt leichtere Kopfver= legungen. Zwei Tote blieben auf dem nächtlichen Kampfplatz. Der 29 Jahre alte fommunistische Arbeiter Frig Klemte aus der Kolonie Felsened" wurde von zwei Kugeln in den Kopf und in die Brust getroffen. Er brach sofort tot zusammen. Von den Hakenkreuzlern wurde der 49jährige Kunstmaler Ernst Schwarz aus Frohnau , Burgfrauenstr. 15, durch einen, Messer= stich niedergestredt. Sch. starb auf dem Transport ins Krankenhaus. Zwei weitere Nationalisozialisten, der 21 Jahre alte Bernhard Wittkowski aus Neu- Heiligensee und der 31 Jahre alte Angestellte Mandaler aus Hermsdorf erlitten leichte Verlegungen durch Schläge.
Es scheint sonderbar, daß die nationalsozialistischen Trupps ihren Rüdweg ausgerechnet durch Laubengelände nehmen mußten, von dem in der ganzen Gegend befannt ist, daß die dort wohnenden Siedler zum großen Teil Kommunisten sind. Die Hakenkreuzler wollten zweifellos provozieren, denn sonst hätten sie sehr wohl einen anderen Weg wählen tönen. In den dunklen Laubengängen mußten die Polizeibeamten den Ueberblick über den nationalsozialistischen Trupp verlieren, so daß selbst die Beamten nicht mit Sicherheit behaupten tönnen, wer die ersten Schüsse abgefeuert hat.
fie
Der Kampf im Dunkeln. Blößlich frachten mehrere Schüsse- die Nazis behaupten, Plötzlich frachten mehrere Schüsse die Nazis behaupten, und im Augenfeien aus dem Hinterhalt abgegeben worden und im Augen
Stolper ist für flare Einzellösungen bei den Banten, an denen heute das Reich wider Willen engagiert ist, lehnt also allgemeine Dauerlösungen durch den Staatswillen ab. Heute feien viele zu Politische pessimistisch, wenn erst die Börsenkurse wieder einmal sechs Wochen im Steigen feien, dann würde vieles von heute völlig vergeffen sein. Funktionärinnen Der Reichsfinanzminister erklärte schließlich sein Einverständnis mit dem Silferdingschen Vorschlag, in einem vertraulichen Unterausschuß des Haushaltsaus schuffes eingehende Auskünfte über die Hilfsmaßnahmen des Reiches gegenüber Industrie und Banken und über die allgemeinen Pläne des Reiches geben zu wollen. Der Ausschuh wurde eingefekt.
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Versammlung
Freitag, den 22. Januar, 19%, Uhr, in den Musiker- Festsälen, großer Saal, Kaiser Wilhelm- Straße. Tagesordnung: 1. Was können die Hausfrauen für den Preisabbau tun? 2. Diskussion. 3. Aufstellung des Wahlvorschlages der Frauen für den Bezirksvorstand.- Der Referent wird morgen bekanntgegeben.
Die Polizeibeamten hatten inzwischen durch Beamte des zuständigen Reviers Verstärkung erhalten und das ganze Laubengelände wurde umstellt. Auch das Polizeipräsidium war von der blutigen Schlacht im Laubengelände sofort in Kenntnis gesetzt gelände wurde um stellt. Auch das Polizeipräsidium war von worden und ein ganzer Stab von Beamten der Politischen Polizei begab sich unverzüglich nach Reinickendorf . Leider war es in der abgelegenen und völlig dunklen Kolonie nicht möglich, alle an der
Schießerei Beteiligte zu fassen. Die Mehrzahl der Nazis, unter denen fich verschiedene Burschen mit Schußmaffen befunden haben müffen, setzte über die Zäune hinweg und flüchtete. Ins gefamt konnten von dem 200 Mann starten Trupp der Nazis nur noch 49 Mann festgestellt werden. Von den Beamten der Poli tischen Bolizei wurden zum Teil aus ihren Lauben heraus 12 Koloniften feftgenommen, die im Berdacht stehen, an dem Kampf teilgenommen zu haben. Auf Lastwagen wurden die Festgenommenen ins Polizeipräsidium transportiert.