Die Konferenz wird verschoben. Hoover -Moratorium soll verlängert werden. London , 19. Januar. �Eigenbericht.) Tie französische Regierung hat am Montag in London eine Verschiebung der Reparationskonfereuz in Lausanne bis zum Zusammentritt der Wcltabrüjtungskonferenz am 2. Februar in Gens vorgeschlagen. Der leitende Gedanke bei diesem Vorschlage ist, dag die Außenminister der Gläubigerstaaten und Deutschlands auf der Ab- rüstnngskonfereuz anwesend sind und unter Hinzuziehung einiger Finanzexperten die Tagesordnung der Repara» tionskonfereuz in Genf im kleinen Rahme» erledigt werden kann. Vor allem ist die frauzöfische Regierung bei ihrem Borschlag auch von dem Gesichtspunkt aus- gegangen, daß auf der betreffenden Konferenz nur eine Verlängerung des Hoover-Moratoriums beschlossen werde« kau« und deshalb Beratungen im größere« Kreis bzw. unter großem Aufwand zunächst nicht angebracht erscheinen. Nur Konferenz der Finanzminister. Paris , 19. Januar. (Eigenbericht) Looal wird sich nach dem„Matin" in seiner heutigen Regie- rungserklürung. die er vor der Kammer und dem Senat verlesen wird, in bezug auf die Reparationen für eine kurze Verlange- rung des Hoover-Moratoriums aussprechen, er dürste aber keine Anspielung auf die wünschenswert« und mehr als wahrscheinliche Vertagung der Konferenz machen. Das Blatt meint, daß eine der- artige Anregung von London ausgehen möchte. Die französisch -eng- lischen Vorverhandlungen seien noch nicht beendet und es sei zweifel- hast, daß sie bis zum offiziell festgesetzten Beginn der Konferenz zu einer Einigung führen. Die Großmächte seien sich vollkommen dar- über klar, daß die bevorstehende Reparationsdebatt« nur dann Zweck haben würde, wenn die Gläubiger und der Schuldner vorher ein« Einheitsfront geschaffen haben. Die Lausanner Konferenz würde sich so aus«in« einfache Versammlung der Finanz- minister oder finanziellen Sachverständigen beschränken können. die die Verlängerung des Hoover-Moratoriums empfehlen. Ueber diese Möglichkeit habe Ministerpräsident Lovol am Montag mit Boffchafter von Hoesch gesprochen. Vor Ablauf des neuen Mora- tortums werde man dann sehen, was weiter zu geschehen habe. Pertinax im„Echo de Paris" erklärt, daß eine gewisse An- Näherung zwischen der französischen und der englischen These festzustellen sei. Die englische Regierung scheine jetzt auch für eine einfache Verlängerung des Hoover-Moratoriums um ein halbes oder ein Jahr zu fein, während sie bisher für die völlige Einstellung der deutschen Zahlungen während eines Jahres«ingetreten sei, ohne also das Prinzip der Zahlung der ungeschützten Annuitäten aufrecht- zuerhallen. Die Sympathie für Vriand. Paris , 19. Januar. (Eigenbericht.) Briand wird nicht an der heutigen Kammersitzung teilnehmen, um zu vermeiden, daß seine Anwesenheit in tendenziöser Weise aus- genützt wird. Der bisherige Außenminister erhält täglich aus allen Teilen Frankreichs und aus dem Ausland Sympathie-Tele- g r a m m e, die von Gemeindeverwaltungen, politischen Verbänden, Kriegsteilnehmervereinigungen mtd dergleichen ausgehen.
Weltabrüstung oder Krieg. Im gut besuchten Spichernsaal veranstalteten die Deutsche Liga für Menschenrechte und die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit eine Kundgebung zur bevorstehenden Abrüstungs- konferenz. Otto Lehmann-Rußbüldt sprach kurz über die Bestrebungen und Forderungen der Liga zur Herbeiführung des Friedens. Oberstudiendirektor Dr. Siegfried Kawerau : „Wir brauchen auch die seelische, die geistige Abrüstung. Bei der Erziehung der Jugend liegt die Entscheidung, in der Willensbildung der jungen Leute zum Frieden." Dr. R e i n e m a n n für die Welt- jugendliga:„Weil der nationalistische Teil der Jugend heute am lautesten schreit, wird er am meisten gehört. Aber eine große Zahl junger enffchiedener Menschen arbeitet, weniger laut als tatkräftig, für den Frieden und den Sozialismus. Wir müssen der inter - nationalen Front der Rüstungsindustriellen die internationale Front der pazifistischen Jugend gegenüberstellen." Frau Dr. Schlüter von der Katholischen Frauenliga und Superintendent U n g n a d vertraten die Friedenzforderungen ihrer Konfessionen. Dann sprach die französische Friedensfreundin Marcelle Capy :„Ich spreche im Namen von Hunderttausenden Franzosen, die für eine wahre Abrüstung kämpfen wollen. Wirkliche Sicherheit kann nur erreicht werden, wenn alle abrüsten. Zusammen mit Romain Rolland haben wir in Frankreich eine Liga gegründet, die im ganzen Lande für Frieden und Abrüstung durch Aufklärung arbeitet. Es ist vorgekommen, daß die Bauern auf ihren Rädern stundenlang gefahren sind und begeistert den For- derungen auf völlige Abrüstung zugestimmt haben. Auch in Frank- reich gibt es Rot und Elend, nur eine Kaste hat profitiert vom Kriege, das ist die internationale Rüstungsindustrie. Wir müssen einen Druck auf die Regierungen aller Staaten ausüben, damit der Friedenswille des Volkes sich endlich durchsetzt. Und die Voraus- fetzung für den Frieden ist die Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich . Zum Schluß sprach Reichstagsabgeordnete Ge- nosstn Toni Sender :„Die Lösung aus dem Chaos ist seit langem gezeigt worden von der Sozialistischen Internationale. Es muß ein Ende gemacht werden mit den Entschädigungen. Die französischen Friedensfreunde kämpfen mit uns auf der selben Basis. Wenn es uns gelingt, diese Forderung durchzusetzen, ist auch die Voraussetzung einer Annäherung Deutschlands und Frank reichs gegeben. Warum ist es so schwer, das Vernünftige durch- zuführen? Weil es so viel« Nutznießer der heutigen Not gibt und well das Denken außer Mode gekommen ist. Was haben die „Befreier" Deuffchlands denn für die Frecheit getan? In jedem Augenblick, in dem wir durch Verhandlungen erfolgreich für die Freiheit arbeiten, treten sie auf, um den Erfolg zu sabotieren. Die Nazis sind nicht Deutschland . Die Front der Arbeiter und Republikaner wird den Nationalsozialismus vernichten, damit der Weg geebnet ist zur Befreiung der Menschheit und zum Aufbau einer neuen Gemeinschaft endliib freier Menschen. Giillegung von Briteitfabriken. Im Konzen» der[Kiebeckschen Montanwerke. hall«. 19. Januar. Die Grubenverwattung der Riebeckschen Montanwerke hat. nachdem Anfang Januar bereits die Brikettfabrik Kupfer- Hammer bei Oberröblingen stillgelegt worden war. die Stillegung des Wertes„W alters Hoffnung" bei Stedten beantragt. Die Brikettfabrik und der größte Teil der Grude wird am 5. Februar außer Betrieb gefetzt werden. 109 Arbeiter werden entlassen. Ab 1.3. Februar wird voraus» sichtlich Schwelerei und Tagebau Stedten ebenfalls stillgelegt.
VonGlovanniSabrieli bis Wladimir Vogel
Blaferkonzeri in der Städtischen Oper
Daß die Berliner Posauni st en-Verbindung 19 20 zugunsten ihrer Wohlfahrtskasse ein Bläserkon.zert zu veranstalten wünschte, hat uns eines der interessantesten Programme, eine der anregendreichsten Aufführungen der ganzen Saison beschert. Trompeten, Tuben, Posaunen— das ist freilich eine andere Welt, als die unseres normalen Konzertorchesters. Die klangliche Diffe- renzierung im gewohnten Ausmaß— eigentlich Uebermaß— fällt hier völlig weg. hier ist nicht der Reichtum an Kontrasten das Wich- tige, sondern, im Gegenteil, das Zusammenspiel gleichberechtigter Partner, was so ein Ensemble von vornherein auf Polyphonie, alte wie neue, einstellt. Aus Stücken alter und neuer Polyphonie war auch das Programm zusammengesetzt, das charokieristischerweise lediglich für diese Aufführung bearbeitete oder neu komponierte Musik enthielt, da bisher(von Märschen und trivialen Perball- hornungen abgesehen) so gut wie keine ernst zu nehmende Literatur für Blasorchester existierte. Hans David gebührt das Verdienst der Auswahl und Ein- richtung einiger ganz herrlicher Stücke der Barockmustk: einer zwei- chörigen Sonata, einer zwei- und einer dreichörigen Canzone von Giovanni Gabrieli : einer symphonia sacra für Singstimme, Trombonen und Orgel von Heinrich Schütz (von Karl Solomon gesungen), sowie dreier vierstimmiger Stücke in chorischer Ausführung von Frescobaldi, die mehr als satz- technisch interessant, die einfach unglaublich gute, packende Musik sind. Die Frescobaldi- Stücke, deren Interpretation viel besser gelang als die der Gabrielischen, hatten einen ausgesprochenen Publikumserfolg zu oerzeichnen: Beweis ihrer Lebendigkeit und Gegenwartsnähe. Von zeitgenössischen Werken war ein ,L)fscrtorium für zwei Posaunenchöre" von Erwin Lendvai zu hören, ein reichlich schwaches Stück von H i n d e m i t h(Fürst Kraft, ein bearbeiteter Männerchor), eine in den Ecksätzen insbesondere interessante Blas- musik von Werner Egk , ein„kultisches Stück" von Ernst Toch
,, iotrcxiucious, cborale e marcia" von A l f r e d o C c s e l l a, eine nicht völlig selbständige, aber schwung- und wirtungs- volle Sache: ferner: zwei Aischylos-Ehöre mit. Schlagzeug von Darius Milhaud (Ausführende Carola Neher und der Ber - liner Funkchor als Sprechchor). Eine Arbeit, die die allergrößte Beachtung verdient, mag sie in diesem Einzelsall nun mehr oder weniger gelungen sein. Zum Schluß sangen der Berliner Schubert- Chor und Berliner Sängerchor das„Solidaritätslied" von E i s l e r und Brecht, ein Lied, das zugunsten seiner eindeutigen Haltung, zugunsten hinreißender Wirkung fast auf Musik verzichtet. Aber: es wirkt, es reißt mit. es erfüllt seine Sendung hundertprozentig und ist aus diesem Grunde hundertprozentig zu bejahen. Bleibt nur übrig, von dem„Swrm-Marsch" Wladimir Vogels zu sprechen. Das ist ein klassenbewußtes Stück voll un- glaublichen Elans, voll rabiater Wildheit, ein prachtvolles Stück, in dessen obstinater Thematik, in dessen faszinierender Rhythmik die Signale dröhnen und hämmern, von denen die Proletarier aller Länder singen— eins der wenigen Stücke wirklich proletarischer Musik. Hier zeigt sich endlich der für uns so sehr wichtige Charakter � der Blasmusik: das Proletariat braucht eine ihm eigentümliche, aus seinem Geist erwachsene, in seinem Leben verwurzelnde, eine das proletarische Bewußtsein zum Ausdruck bringende und stärkende Musik, die nur durch Preisgabe vieler(durchaus nicht aller) Reiz- Momente der bisher alleinherrschenden guten, der bürgerlichen Musik, zu erreichen sein wird. Da können, werden und müssen Blasorchester die größte Rolle spielen es ist durchaus nicht nötig, daß wir sie den Militärmärschen des Faschismus überlassen. Die Leitung dieser in jeder Beziehung interessanten wertvollen und viel zu wenig besuchten Aufführung lag in den Händen Her» mann Scherchens, dem für Mühe und Leistung größte An- erkennung und Dankbarkeit gezollt werden muß. Arnold Walter.
„Es lebe die Freiheit!" Ein neuer Rene-Elair-Film im Mozart-Gaal
Der Tonfilm — welch eine Bereicherung der Filmmöglichkeiten schien er zunächst zu bedeuten und welch eine Enttäuschung ist er geworden! Der stumme Film, der wenigstens in einem TeU seiner Leistungen künstlerischen Zielen zustrebte, ist völlig verschwunden, und der Tonfilm hat sein künstlerisches Erbe nicht angetreten. Dafür überschwemmt er uns mit nachgemachten Operetten und Possen. Nur einer scheint bislang die Tonfilmweise zu meistern, und so etwas wie einen neuen StU in ihr zu ahnen. Es ist der junge Franzose Renc Clair, dem wir die beiden Filme verdanken,„Unter den Dächern von Paris" und„Die Million". Auch mit seinem neuen Film setzt er diese Linie fort. Er war, wie vorauszusehen, wieder ein großer Erfolg unter den Filmliebhabern und wird sicher auch das große Publikum lebhaft interessieren. Rens Clair versteht es, die überragende Bedeutung des Bildlichen auch im Tonfilm hervor- zukehren und das Sprachliche nur ergänzend und steigernd zu benützen. Auch von der Musik macht er keinerlei aufdrmglichen Gebrauch, belästigt uns nicht an jeder unmöglichen Stelle mit Schlagern, untermalt aber das Ganze musikalisch und läßt das Couplet nur an einigen Stellen zur Geltung kommen, wo es dann aber auch die ganze Situation am vollkommensten zum Ausdruck bringt. Der in Paris mit Tobis-Aufnahme-Apparaten gedrehte Film läuft wieder mit französischem Dialog, aber e« bedarf auch gar nicht einer deutschen Uebersetzung. „Es lebe die Frecheit" ist aus einem Guß, denn der Autor des Manuskripts ist sein eigener Regisseur und umgekehrt, und die Musik von Georges A u r i c ist aus dem gleichen Geiste geboren. Typische gallische Leichtigkeit und Beschwingt!) eit beseelt das Ganze, ein Witz, der in die Dinge dringt, pulvert alles auf: er spielt mit den Menschen und Dingen, wenn er auch gelegentlich die ernstere Satire anklingen läßt, urtd den Finger in die Wundenmal« der Zeit legt.
„Ich Hab' mein Sach' auf nichts gestellt", dieser alte fröhliche Vagantenspruch ist der Weisheit letzter Schluß auch in diesem Fwin. Illustriert wird er aus dem Leben zweier Vagabunden, von denen der eine aus dem Zuchthaus ausbricht, und eine große Karriere macht als Begründer einer riesigen Grammophonsabrik. Der anoere landet noch Jahren wieder bei seinem Kumpan, und zum Schluß kehren beide wieder zur Mutter Landstraße zurück. Der Film ist eine einzige Persiflage auf das Zuchthaus, das das moderne Leben für den freiheitsdurstigen einzelnen bedeutet. Ob es sich um Straf- linge, ob es sich um Arbeiter handelt, die am fließenden Bande ihr eintöniges Werk verrichten, und ihr ganzes Leben geregelt haben— es ist das gleiche Bild und das gleiche Schicksal. Und der Herr der großen Unternehmungen ist genau so gesesselt und von den Aufgaben seines Berufes und den gesellschaftlichen Verpflichtungen, wie er es in anderer Weise im Zuchthaus auch war. Er ist daher auch keineswegs unglücklich, als das ganze stolze Gebäude zusammenkracht, auf die Denunziation feiner ehemaligen Zuchthauskollegen hin, und in einem grandiosen Finale voll infernalischer Satire die Festfeier der Fabrik mit ihren offiziösen Reden sich in Sturm und Regen auflöst, der den ganzen errafften Reichtum in alle Winde bläst. Tausend Einzelheiten bilden das Entzücken jedes Filmfreundes. Wie pracht- voll ist nicht die Szene, wenn der eine Vagabund die ganz« Arbeit am fließenden Band und damit die ganze Fabrik in Unordnung bringt, weil er sich mit seinem Schatz unterhallen muß. Köstlich ist Llberhaupt die ganze Liebesgeschichte ironisiert(die zunächst gefährlich nach happy end aussah). Freilich ist nicht zu leugnen, daß dos Detail sich teilweise zu brell macht, die Tendenz sich ins Spielerische verliert. Aber trotzdem: hätten wir nur mehr solcher Tonfilme. Voran ging eine urlustige Micky-Mouse-Geschichte: Sonntags- jäger und fein getreuer Hund, zum Heulen rührend. O.
„Seine Kinder." Taoenhien. Seine fünf Kinder sind die fünf Ursachen, die den Schriftsteller am Schassen hindern. Er schreibt kein« Bücher mehr, er arbellet in einem Büro, um Geld zu Verdiener». Do kommt seine Jugend- geliebte, die geschäftlich Karriere gemocht hat, reißt ihn aus dem Schlamassel und von seiner Familie. Seine Frau will nicht, daß die Kinder ihm im Wege stehen. Sie geht von ihm und zieht die Kinder allein auf. Nach zehn Jahren findet er sie wieder. Er ist inzwischen ein berühmter Mann geworden, hat die andere geheiratet und nimmt der Mutter dle Kinder weg, bannt sie studieren können und gut« Berussaussichten haben. Vereinsamt bleibt die Mutter zurück. Die zweite Frau aber tröstet sie mit den Worten:„Du hast gesiegt: denn seine Kinder hat er nie vergessen." In diesem Film steht vor der Regie und dem Spiel der Inhalt. Die Amerikaner gestatten die Handlung so, daß sie selbst für deutsche Begriff« erträglich wird. G. T o b i n, die geschäftstüchtige Frau, zieht sich vor jedem Gefühlsausbruch erst ein neues Kleid an. L o i s Wilson, die Mutter, behält trotz ihrer fünf Kinder und ihrer schweren Arbeit ihre eckst amerikanische Girlfigur und ein puppenhaftes Aussehen. Hervorragend jedoch versteht der Regisseur John M. Stahl sich darauf. Kinder vor die Kamera zu locken. In den Kinderszenen offenbart sich stets echtes Leben. Sonst legt der Regisseur sein Wert auf den großen Reißer an, und das schluchzende Publikum synchro- nisiert auf sein« Wesse höchst individuell den Film Mit der deutschen Sprache klappt es diesmal gar nicht. Nickst einen Augenblick hat man das Gefühl, es reden Menschen, dafür aber immer den Ein- druck, es sprechen Schatten.__ c. b. Kritik nach zehn Vorstellungen! Von dem Gesichtspunkt aus, daß abgespielt« oder mit zweiten Garnituren besetzte Stück« anders wirken als eben erst auf dem Spielplan erschienene, hat man gelegentlich eine zweite, erst später erfolgend« Kritik gefordert,»in Wunsch, dessen Erfüllborkest freilich schon di« Ueberlastung der Kritik« entgegensteht In gewissem Sinn soll der Gedanke aber jetzt, allerdings von anderen Gesichtspunkten aus, in Poris verwirklicht werde»». Di« dortigen Theaterdirektoren wollen die Kritik von tum an überhaupt erst zur zehnten Borstellung
einladen, wobei sie als Grund angeben, man wolle den zünftigen Beurteilern nur gut eingespielte, völlig abgeschliffene Aufführungen vorsetzen. Ob dies das wahr« Motiv ist oder ob man es vielleicht darin zu suchen hat. daß die Direktoren zunächst den Eindruck auf ein unbeeinflußtes Publikum abroarten und danach gewisse Aenderungcn vornehmen oder, wie sich Böswillige ausdrücken, sich wenigstens zehn Tage lang das Geschäft nicht verderben lassen wollen, jeden- falls erhebt die Kritik entschiedenen Einspruch gegen eine solche Neuerung. Zwei Drittel der Erdbevölkeruug Analphabeten. Wie aus einer neuen amerikanischen Statistik hervorgeht, können 62 Proz. der auf dem Erdball lebenden, über 10 Jahre alten Menschen nicht lesen und schreiben. In 18 Ländern beträgt d>e Zahl der Analphabeten mehr als die Hälfte: ihre Einwohnerzahl belauft sich auf etwa 618 M'l- Honen. In den 43 Ländern, in denen weniger als 50 Proz. ohne die Kenntnis des Lesens und Schreibens sind- wohnen 468 Millionen. Von den 1364 Millionen Menschen auf der Erde, die über 10 Jahre all sind, besitzen mehr als 850 Millionen keiire Kenntnis der Buch- stoben. Der Krieg Im Rundfunk. Zum ersten Male seit Bestehen des Rundfunks ist jetzt durch den japanischen Sender die Reportage einer Schlacht übertragen worden. Nach Meldungen der„Times waren am Ufer des Telang Mikrophone und Sender aufgestellt, um den japanischen Hörern das Kriegsgetümmel der Schlacht bei Mukden zu übertragen. Der Sender tn Tokio vermittelte den Rundfunkteil- nehmern durch den Kanonendonner und das Rattern der Maschinen- gewehre, das Geschrei und den Lärm des Kampfgetümmels, natur- getreu den ganzen Schrecken eines Krieges. In der Urania hält Dr. Carl Hamburger Freitag 314 Uhr im Robert- Schumann-Saal. Lützowstr. 76, einen Bortrag:„Bom Sinn der Farbe". Pank Graetz wiederholt seinen Vortragsabend„Berliner Bilder- bogen" in der Volksbühne Sonntag vormittag UM Uhr. Sie erst« Sabarettoper. Tai Kabarett her Komiker wird Anfang Fe- bruar die erste Kabarettoper zur Uraufführung bringen:„Rufen Sie Herrn Wim!". Musik von Mifcha Spolianfly.. Marek Weber mit feinem Orchester und die Comedian Harmonift� musizieren am?t. Januar in der Philharmonie für die Berliner Winter- hilf« und die Künstler-AlterKhilse. Theodor Kapvitem spricht Mittwoch 7 Uhr Dorotbeenstr. 18 über die ftgenannten„Ernsten Bibelforscher" und di-„Apostolischen al« Berliner Sa« Sentsch« KLnftler-The-t« hat seine Eintritt«» mse um durchschnitt- lich 80 Prozent herabgesetzt Die neuen Preise gelten ab DieuStag.