Nazi- Unruheftifter.
Schon seit Jahren terrorisieren sie den Norden.
Seit Monaten und Jahren beunruhigen die S.- Horden der Nazi die Gegend zwischen Tegel , Hermsdorf und Waidmannslust . Ihre Zentrale ist das dicht am Bahnhof Waidmannslust hochgelegene 2ofal Bergschloß. Aber auch eines jener Nester, die die Nazis gerne ,, Kaserne" nennen, befindet sich unmittelbar am Bahnhof Waidmannsluft. Beides sind die schlimmsten Unruheherde der Gegend.
Bereits im Jayre 1929, zur Zeit der Stadtverordnetenwahl, gelang es hier den Nazis als einzige in ganz Groß- Berlin eine fozialdemokratische Wahiversammlung zu sprengen, in der der Reichstagsabgeordnete Litte sprach. Am 18. Dezember vorigen Jahres lam es dann wieder zu einem bezeichnenden Zwischenfall. Der Landtagsabgeordnete Genosse Maderholz hatte m einer Abteilungsversammlung gesprochen und wurde von vier jungen Reichs bannerkameraden, die aber ohne Bannerkleidung waren, zum Bahn hof gebracht. In der Vorhalle mußte man noch etwas warten. Blötzlich erschien ein etwa 40 Mann starter Trupp Nazis, die sich natürlich sofort- 40 gegen 4, welch teutscher Heldenmut- an die vier Reichsbannerleute heranmachten. Auf den einen, der ein schwarzrotgoldenes Abzeichen trug, hatte man es be= sonders abgesehen und überschüttete ihn mit den unflätigsten Ausdrücken Genosse Maderholz ließ es sich nicht nehmen, dem feigen Gesindel gründlich die Meinung zu sagen. Als dann der Zug tam, stiegen die Nazis in denselben Wagen, in dem Genosse" naderholz Blah nahm, und lärmten und tobten vährend der ganzen Fahrt. Auf dem Bahnhof Schönholz standen dann zu ihrem Empfang mehrere inzwischen alarmierte Schutzpolizeibeamte bereit, die die verblüfften Krachmacher und Unruhestifter festnahmen. Wahrscheinlich wird es wegen des Vorfalles noch zu einer Gerichtsverhandlung kommen. Der Beweis ist aber auch hier wieder geliefert, daß es die Nationalsoziasten sind, die den Landfrieden brechen, eine friedliche Bevölkerung terrorisieren und die deutschen Hoheitszeichen beschimpfen. Wie lange soll das noch so weitergehen?
Razis gegen Kommuniffen. Vier Schwerverlette. In wüften Tumultszenen endete gestern abend eine öffentliche Bersammlung der Nationalsozialisten in den Kolibrisälen in Schöneberg . Es tam zu einer schweren Schlägerei, in deren Verauf vier Personen schwer und eine ganze Reihe leicht verlegt wurden. Die Schwerverletzten mußten zur nächsten Rettungsftelle gebracht werden.
Die Versammlung war von etwa 450 Personen besucht, unter
dnen sich etwa 30 bis 40 Rommunisten befanden. Nach dem über zwei Stunden dauernden Referat des Naziredners sprach ein fommunistischer Korreferent etwa 45 Minuten lang. Bald darauf mar die Schlägerei im Gange. Mit Bierjeibeln und Koppetschlössern hieben die Gegner aufeinander ein. Die Versammlungsteilnehmer. unter denen sich annähernd 200 Frauen befanden, drängten fluchtartig dem Ausgang zu, so daß die Versammlung als die Polizei einschritt, sich von selbst aufgelöst hatte. Bei dem heillosen Durch einander, das fast eine Viertelstunde lang währte, war es der Polizei zunächst nicht gleich möglich, Ordnung zu schaffen. Nur sechs an der Saalschlacht Beteiligte, die später Lei ihrem Verhör behaupteten, parteilos zu sein, fonnten festgenommen werben. Ein starkes Ueberfälltommando sorgte dafür, daß sich die Tätlichkeiten auf der Straße nicht fortjenten.
Polizeibeamter von Nazi niedergeschlagen.
Durch einen gemeinen hinterhältigen Ueberfall wurde der Bolizeiobermachtmeister Bansemer vom 127. Polizeirenier, wie erst jetzt bekannt wird, in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag voriger Woche ich mer verlegt. Der Täter, ein 36 Jahre alter Nationalsozialist Arnold von der Becke aus der Augsburger Straße 6, wurde der Politischen Polizei übergeben. In der Freitagnacht wollte der Polizeioberwachtmeister Bansemer am Wittenberg plag einen Mann wegen politischer Ausschreitungen festnehmen. Der Nazimann von der Becke, der einen Biersyphon in der Hand hatte, sprach auf den Beamten ein und verlangte, den 3wangsgestellten wieder freizulassen. Als der Beamte das selbstverständlich ablehnte, schlug der Hakenkreuzler auf ihn mit dem schweren Syphon hinterrüds ein. Der Beamte erlitt durch den Schlag so schwere Verlegungen, daß er ins Staatsfranfenhaus gebracht werden mußte, wo er noch immer daniederliegt. Becke konnte von anderen Polizeibeamten festgenommen und der Politischen Polizei
übergeben werden.
Industriesanierung auf Reichsfoften?
Haushaltsaussprache über Oberschlesien .
Der Haushaltsausschuß des Reichstages beschäftigte fich in ausführlicher Aussprache mit der industriellen Situation in Ober schlesien ; das entsprach einem Antrage der Sozialdemokraten, die nicht dulden wollen, daß die oberschlesische Industrie zur Zeit, im besonderen die Oberschlesische Hüttenwerke A.-G., sich auf die Art saniert, daß es die vom Reich und Preußen zugeflossenen erheblichen Mittel( 36 Millionen) zu Lasten der öffentlichen Hand uneinbringlich macht. Nach sozialdemokratischer Auffassung hat die öfentliche Hand die Pflicht, die für die hingegebenen Geld mittel entstandenen Vermögensansprüche poll durch= zusehen, am besten durch Zusammenfassung der Betriebe in öffentlicher Hand.
Da zur Zeit die Verhandlungen mit den beteiligten Banken usw. geführt werden, bat der Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums um Bertraulichkeit der Verhandlungen. Es wurde entsprechend beschlossen.
Es wurde festgelegt, daß die Regierung mit der oberschlesischen Industrie ohne vorherige Kenntnisnahme und Beschlußfassung des Haushaltsausschusses feine bindenden Abmachungen treffen barf.
Bluttat eines Familienvaters.
Die Tochter getötet, Frau und Sohn schwer verletzt.
Memmingen ( Schwaben ), 20. Januar. Eine blutige Familienfragödie hat sich gestern abend hier abgespielt. Der Arbeiter 3o os verletzte durch Mefferstiche seine Frau, feine Tochter und seinen Sohn schwer. Nach der Tat versuchte der Täter sich selbst das Leben zu nehmen. Der Grund zu der Bluttat scheint in Familienzwiftigteiten zu liegen. Der Sohn war mit einem Stich im Salse vom 1. Stod heruntergesprungen. Die Tochter ist bereits ihren schweren Verletzungen erlegen.
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Schnellverfahren, das feins ist
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Nazi- Krause ist flüchtig- Erft verleumden, dann kneifen! 10.0%
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Abg. Kuttner hat im Bandtag die folgende Kleine Anfrage | Wohnung, noch in der Redaktion des Angriff" anzutreffen war. eingebracht: Nach Aussage feiner Ehefrau hatte er bereits drei Tage lang nicht in seiner Wohnung genächtigt. Das Gericht erließ nunmehr Haft. befehl gegen Krause. Obwohl dieser Haftbefehl seit 14. Januar 1932 ausgefertigt ist, hat er bisher nicht durchgeführt werden fönnen, da Krause ständig mit unbekanntem Aufenthalt von seiner Wohnung abwesend ist. Obwohl Krause für die Polizei unauffindbar ist, zeichnet er gleichwohl jede erscheinende Nummer des Angriff" als verantwortlicher Rebatteur.
,, Das durch die vierte Notverordnung zur Verstärkung des Ehrenschuß es eingeführte Schnellverfahren wird von den Elementen, gegen die es sich hauptsächlich richtet, plan. mäßig sabotiert, ohne daß anscheinend die Behörden trotz ihrer Bemühungen Abhilfe zu schaffen imstande sind. Dafür ein eklatantes Beispiel:
Der verantwortliche Lokal- Redakteur des nationalsozialistischen Angriff", Willi Krause , follte fich am 30. Dezember vor dem Schnellschöffengericht Berlin- Mitte wegen öffentlicher Beleidigung verantworten. Er erschien nicht und entschuldigte sich telephonisch mit Fieber und Bettlägerigkeit. Eine von der Staatsanwaltschaft unternommene polizeiliche Recherche führte zu dem Resultat, daß der angeblich frante Krause fich nicht einmal zu Hause aufhielt und nach Aussage seiner Ehefrau seiner Arbeit nachging.
Zu einem neuen Termin, der Anfang Januar stattfand, wurde nunmehr gegen Krause Vorführungsbefehl erlassen. Dieser fonnte jedoch nicht durchgeführt werden, da Krause weder in seiner
Ich frage an:
1. Auf welche Weise gedenkt die Regierung die Durchführung des verstärkten Ehrenschutzes gegen solche Elemente zu sichern, denen es offenkundig darauf ankommt, Verleumdungen in die Welt zu feßen und sich hinterher der Verantwortung mit allen Mitteln zu entziehen.
2. Hält die Regierung es für angängig, daß eine Tageszeitung von einem Redakteur verantwortlich gezeichnet wird. der so unauffindbar ist, daß nicht einmal ein gerichtlicher Haftbefehl gegen ihn vollstreckt werden kann?
Die Geschäfte der Inneren Mission
slovangelische Zentralbank in Schwierigkeiten
Die Evangelische Zentralbank G. m. b. S. in Berlin , eine der größten Genossenschaftsbanken, ist in ernste Bedrängnis geraten. Die Schwierigkeiten hängen mit der Devaheim- Affäre zusammen, aus der die Bank einen Zahlungsanspruch an den Zentral ausschuß der Inneren Mission herleitet. Be reits in den letzten Tagen sollen Schecks der Evangelischen Zentralbank, die präsentiert wurden, nicht eingelöst worden sein.
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Schon im letzten Sommer, als der Devaheim- Skandal ins Rollen fam, wurde angenommen, daß auch die Evangelische Zentral. bank mit in den Zusammenbruch des Devaheim- Konzerns hineingezogen würde, wenngleich fie direkt mit dieser Affäre nichts zu tun hatte, vielmehr in der Hauptsache Bant. und Geldabwicklungen für die Organisationen des Zentralausschusses der Inneren Mission vornahm.
Die jetzt eingetretene Juliquidität der Evangelischen Zentralbank soll darauf zurückzuführen sein, daß sie für den Zentralausschuß eine Bürgschaft in Höhe von 800 000 Mart gegenüber der Dresdner Bant und der Bau handlungen zwischen der Direktion der Bant und dem Zentral. Kredit A.-G. übernommen habe. Augenblicklich find Verausschuß im Gange, über deren Ergebnis, wie überhaupt über die im die Lage der Bant heute noch eine offizielle Berlautbarung erfolgen soll.
Für die geschädigten Devaheim- Sparer dürften die Schwierigfeiten bei der Evangelischen Zentralbank besonders deshalb von Interesse sein, weil zu Beginn der Devaheim- Sanierungsaktion Bemühungen von gewiffer Seite einsetzten, dieses ganze Hilfswerk über die Evangelische Zentralbank zu leiten, wobei schon damals die Behauptung auftauchte, daß sich hinter dieser Forderung in Wirklich feit der Plan verbarg, mit Hilfe der Devaheim- Sanierung auch gleich die Zentralbant zu fanieren.
Eiferne Front marschiert
Samburg, 20. Januar.( Eigenbericht.)
Nachdem schon innerhalb der letzten zehn Tage 104 Ber. fammlungen in Schleswig- Holstein mit einer außergewöhnlich starken Beteiligung Zeugnis abgelegt haffen von der schnellen Bildung der Eifernen Front, brachte am Dienstagabend in Altona eine Riefenversammlung die Krönung Krönung der ersten fchleswig- holsteinischen Versammlungswelle und gab kunde von der Begeisterung, mit der der Ruf von der Eisernen Front auch in Schleswig- Holstein von den Massen aufgenommen worden ist.
Front in Altona in der letzten Woche, reichte der größte, mehrere Obwohl schon die dritte öffentliche Versammlung der Eisernen tausend Personen faffende Saal nicht aus, die große Zahl der anströmenden Waffen zu fassen. Schon eine halbe Stunde vor
Beginn mußte die Hauptversammlung polizeilich gesperrt werden. 3wei Parallelversammlungen mußten zur Hilfe geversammlung der Einmarsch der Fahnenabordnungen und je einer nommen werden. Unter stürmischem Beifall erfolgte in der HauptAbteilung der neuen Schußformationen der Partei, Gewerkschaften, Arbeiterjugend, Arbeitersportler und der Vereinigung Republif im Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold. Darauf hielt Prof. Nölting
Reisender Schwerverbrecher. Gefährlicher Revolverschüße in Händen der Polizei.
Auf ungewöhnliche Art hat ein schwerer Verbrecher, der feit langem gefucht wird, sich selbst den Strasbehörden ausgeliefert.
In seinem Referat Hitlers Flucht in die Legalität" eine schneidige Abrechnung mit den Hitler, Straßer, Goebbels und Co.
Als im Verlauf seiner Ausführungen der Redner auf die vor einigen Tagen von fompetenter Seite in Hamburg erfolgte Er. flärung hinwies,
daß für ein Hiller- Deutschland sich keine Arbeitskraft finden würde, befräftigte ein Beifallsorkan diese Feststellung als deutliche Warnung für alle, die sich das Kommen eines Hitler- Reiches denn doch zu einfach vorstellen.
Im Anschluß an die Ausführungen Nöltings brachten der Gau vorsitzende des Hamburger Reichsbanner Steinfeld und der Borsitzende des Ortsausschusses Groß- Hamburg, Ehrenteit, burch turze Erklärungen zum Ausdrud, daß die Eiserne Front im Bierstädtegebiet Groß- Hamburg nun organisatorisch so festgefügt sei, daß sich die Köpferoller die Schädel einrennen würden.
Steinfeld erklärte: Wir sind in diesem Augenblid mit unseren Führern im Reich eins und wir werden, wenn wir aufgerufen werden, im vollen Bewußtsein dessen, was auf dem Spiel steht, als feste Front unseren Mann stehen."
allein, teils mit Romplizen verübte, aus Bottrop , Essen, Bochum und anderen Städten Westdeutschlands gesucht. Er ist der Mann, der bei den zahlreichen Ueberfällen im vergangenen Jahre rüdfichtslos von der Waffe Gebrauch machte und die Begleiter Don Geldtransporten oder einzelne Raffierer sofort niederschoß. Inzwischen ist Fuß soweit wiederhergestellt, daß er aus dem Krankenhaus entlassen werden und ins Untersuchungsgefängnis überführt werden konnte. Er wird in den nächsten Tagen den zuständigen Strafbehörden in Westdeutschland ausgeliefert werden.
Natrium- Explosion in Norwegen .
Durch Hochwasser verursacht.
mil Bergen, 20. Januar.
In den Morgenstunden des 21. Dezembers betrat ein zunächst unbekannter Mann ein Lokal in der Ruheplasstraße 21. Da er angetrunken war, verweigerte ihm der Wirt den Ausschant. Sofort zog der unheimliche Gast einen Revolver und feuerte auf den Wirt und die Gäste. Glücklicherweise wurde nur einer der Anwesenden leicht an der linken Hand verletzt. Die Gäste stürzten sich auf den Schüßen, entrissen ihm die Waffe und ver prügelten ihn. Das Ueberfallkommando mußte den Mann ins Krantenhaus bringen. Da seine Verlegungen recht erheblich waren, fonnte er zunächst im Staatstrantenhause nicht perhört werden. In seinen Taschen fand man mehrere Gepäd fcheine über Gepädstücke, die auf dem Bahnhof Friedrichstraße lagerten. Zu aller Ueberraschung fand man darin nicht nur Mundvorrat, der aus Burst, Schinken, zwei Flaschen Sett, einer Flasche Cognat usw. bestand, sondern auch Schmud- und Goldsachen im Werte von 6000 m. In der Aktentasche wurden drei geschiedene kleinere Lagerschuppen und das Holzlager der Fabrik in ladene Pistolen und etwa 150 Schuß Munition gefunden. Der Verletzte wurde schließlich durch den Erkennungsdienst als ein berüchtigter Ein- und Ausbrecher Emil Fuß festgestellt. Inzwischen hat die Dienststelle II 7 die Herkunft der Waffen und der Schmudsaches feststellen können. Die Waffen sind im Juli ver gangenen Jahres in einem Waffengeschäft in Stralsund bei einem Einbruch gestohlen worden. Die Goldfachen stammen aus einem Juwelengeschäft in Rothenburg bei Hannover , in dem am 5. November vergangenen Jahres ebenfalls ein Einbruch aus geführt wurde. Fuß wird wegen schweren Raubes, den er teils
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Infolge der Ueberschwemmungen in Badheim bei Hpenanger drang das Wasser in ein Natriumlagerhaus einer chemischen Fabrit ein. Da befanntlich Natrium bei der Berührung mit Wasser sich entzündet, entstand eine Erplosion, die das Gebäude und ein daneben liegendes zweite Natriumlagerhaus in Brand steckte. Die herumschwimmenden brennenden Natriumbehälter setzten noch verBrand. das vollständig eingeäschert wurde. Infolge er Explosionen brach eine Panik unter den Einwohnern aus, von denen zahlreiche fich talaufwärts in Sicherheit brachten. In den Lagerhäusern befanden sich insgesamt 62 Tonnen Natrium.