Die Visionen einer Greisin Und wie Betrüger sie auszunutzen verstanden
50 Tage Eklarek-Prozeß. Fälschungen von 216 Llnterschristen. 5m Sklarek-Proz>eß wurde gestern der Ü0. Verhandlung s° tag erreicht. Zunächst unterhielt man sich eingehend über den Alkohol, der Leo Sklorck während der Haft in die Zelle geschmuggelt wurde. Rechtsanwalt Dr. Pindar stellte zu Beginn den bereits an- gekündigten Beweicantrag, den Vernehmungsrichter, Amtsgerichts- rat Dr. Lubliner, darüber als Zeugen zu hören, da st sich Leo S k l a r e k nach seiner Verhaftung wegen der ungewohnten Alloholentziehung in einem krankhasten Erregungszustand de- funden habe. Rechtsanwalt Dr. Pindari Leo Sklarek war früher jede Nacht in einem Rauschzu st and. Di« Verhaftung. die ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf, hat ihn so tief er- jchüttert, dah er in den ersten zehn bis, zwölf Tagen in seiner Zelle direkt getobt hat und sich eine Haftpsychose bemerkbar machte. Jetzt trinkt Leo Sklarek ja auch nicht mehr. Rechtsanwalt Bahn: Wenn sich Leo Sklarek vor seiner Verhaftung in einem fortdauernden Rauschzustand befunden hat, so wird man sich ein Bild darüber machen können, was auf seine Behauptungen über den Inhalt von Unterhaltungen zu geben ist, die damals stattgefunden haben. Auch Rechtsanwalt Puppe, der Verteidiger Lehmanns, unterstützte den Antrag auf Ladung des Vernehmungsrichters. Nach diesen Erörterungen beschäftigte inan sich wieder mit den Fälschungen der 218 Unterschriften, und der An° geklagte Buchhalter Lehmann blieb dabei, die Sklareks hätten ihm gesagt, dast alle die Unterlagen nur Formalitäten seien. Vors.: Hat man nur deshalb zu Ihnen von Formalitiäten gesprochen, um Sie zu den Fälschungen zu veranlassen? Lehmann: Das ist möglich, wenn man mir nicht gesagt hätte, dast es sich nur um Formalitäten handelt, so hätte ich die Fälschungen nicht verübt.— Ferner erörterte man. dost der Sklarrk-Kredik im November 1928 6 Millionen Mark erreicht halte, wovon der Kreditausschuh Kenntnis nahm. Er befastte sich dann mit der Frag«, ihn auf 7 Millionen Mark zu erhöhen, und im Kreditausjchuh, in dem auch der Stadtverordnete Rosenthal sah, war nur Stadlrat Iursch gegen die Erhöhung. Schmitt erstattete dem Kämmerer Bericht über den Kredit, der gleichfalls einverstanden war und die Erhöhung begrüßte. In der N a ch m i t t a g s f i ft u n g kam es zu einer sehr tem- peramentoollen Diskussion über die Frage, woh«r die Sklareks die Mittel für ihren jetzigen Lebensunterhalt nehmen, wobei auch die Tatfache erörtert wurde, dast sie des öfteren von und nach Moabit Autos und Kraftdroschken benutzen. Ausgelöst wurde diese Auseinandersetzung durch energische Vorhalte des Bar- sitzenden an Willy Sklarek über die Umstand«, die zu der Gewäh- rung des letzten Kredites von 2 Millionen geführt haben. Willy Sklarek verteidigte sich wiederum sehr hartnäckig und schleuderte schließlich dem Vorsitzenden die Worte entgegen:„Wir sind keine Betrüger. Herr Vorsitzender, und haben kein Geld beifeitegebracht." Vors.: Und woher nehmen Sie die Mittel, die Sie jetzt zu Ihrem Leben haben? Willy Sklarek: Darüber kann ich Ihnen genau Rechnung legen. Gleich nach meiner Verhaftung habe ich von einem »mserer Jockeys 2000 Dollar bekommen. Ich bin fetzt schon wieder fünf Monate die Miete schuldig und komme mit 6 bis 8 Mark am Tage aus. Im Anschluß daran kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Rechtsanwalt Dr. Pindar und dem Vorsitzenden über die Lebensführung der Sklareks. Schließlich wurde die V«r- Handlung auf Montag, 9 Uhr, vertagt.
Geisteskranker erschießt seinen Vaier. Eine schwere Bluttat ereignete sich am Donnerstagabend gegen 8 Uhr in Schöneberg . Im Haufe Hauptstraße 86 betreibt dort der 67 Jahre alte Schneidermeister Georg Schutts neben seiner Schneiderei eine Gastwirtschaft. Er befand sich mit seinem 81 Jahre alten Sohn Heinrich, der eben erst aus der Nervenheil- an st alt Herzberge entlassen worden ist, in einem kleinen, hinter dem Laden gelegenen Raum. Der Vater war mit dem Bügeln von Anzügen beschäftigt. Der Sohn hat wohl seine Rückkehr in» Elternhaus mit reichlichem Altoholgenuß gefeiert. Er zog uaver- mukek eine Pistole und gab auf seinen Vater von hinken mehrere Schflsie ab. 3n die Lungen getroffen brach er zusammen und wurde vo» seineu Angehörigen schwerverletzt ins Auguste-Vikkoria-Sranteu- haus gebrachk. Die Kriminalpolizei hat den Tatbestand sofort unter- sucht und den unglückseligen Schützen, der immer noch stark be- trunken war, in Haft genommen.
„Bitte überflüssiges Hupe« zu vermeiden!" Die Berkehrswacht Berlin-Brandenburg E. V. oerteilt an Krastwagenführrr, die durch übermäßiges Hupen den Straßen- verkehr stören, kleine Zettel folgenden Inhalts: Die Berkehrswacht Berlin-Brandenburg bittet höflichst, mit Rücksicht auf den übrigen Straßenverkehr cknd die Anwohner der Straße, übermäßiges Hupen zu oermeiden. Kraft- jahrcr, die das Hupenzeichen mißbrauchen, um sich beim Warten vor einem Haufe bemerkbar zu machen, übertreten die Polizei-
Die Notverordnvng beginnt sich auszuwirken. Die Ge- richte gewöhnen sich allmählich an den Gedanken, daß gegen unbefugte» Führen von Waffen scharf durchgegriffen werden muß. Vor dem Schnellschösfengericht stand neulich der Arbeiter H.: ab er Mitglied der KPD. ist oder nur mit ihr sympathisiert, blieb ungeklärt. Jedenfalls siel er am IS. d. M. gemeinsam mit einer größeren Anzahl Kommunisten in der Nähe des Arbeitsamts Ecke Boxhagener und Reue Vahnhosf trotze über den Nationalfozia- ftsten N. her. dem Gesinnungsgenossen zu Hilfe eilten. H. zog einen Revolver und schoß: die Kugel sauste hart an N. vorbei. Alles stob «»einander. Ein Polizeibeamter, der zufällig des Weges kam, verhaftete H. Man fand bei ihm den Revolver. Eine Kugel war «dgefchoffen, fünf waren noch im Lauf. In der Verhandlung bestritt H.. wegen Fuhrung eines Tot- fchlägers bereit» einmal vorbestraft, geschaffen zu haben: die Pistole habe er einem anderen Arbeiter abgenommen. Der Staatsanwalt beantragte zwei Jahre Gefängnis. H. war wie aus allen Wolken gefallen. Das Urteil lautete: Zwei Jahr« Gefängnis. In der Urteilsbegründung führte der Lorfitzendc aus, daß eigentlich
In der Wohnung der 60jährigcn Witwe des norwegischen Kunst- malers und Professors Grönwald in der Hohenzollern- st r a ß e verkehrten wunderliche Leute und gingen wunderliche Dinge vor sich. Die Greisin,«inst eine steinreiche Frau, auch noch der Inflation noch Besitzerin eines großen Vermögens, lebte nach dem Tode ihres Mannes in noch innigerer geistiger Gemeinschaft mit ihm als früher. Er erschien ihr in ihren Visionen, erteilt« ihr Befehle und ermunterte sie zu guten Taten. Sie versammelte um sich Nutznießer ihrer Bisionen und verschenkte wahllos ihr Vermögen. Der Geist des seligen Professors, des Berndt, wie man ihn in dem Hause der Greisin nannte, erschien nun, erteilte Befehle, die auch für das materielle Wohlergehen der Freunde von großem Nutzen waren. Die Greisin glaubte aber blind an Berndts Kundgebungen, einerlei, wcm diese zuteil wurden. Eines Tages brach aber der ganze Zauber zusammen, die alte Frau mit sich selbst entzweit und an Berndts Kundgebungen zweifelnd, legte sich aufs Fasten, starb und vereinigte sich im Jenseits mit ihrem Mann. Die Kriminalpolizei hatte eingegrifscn und das Dctrügergewebe um die Professorssrau zerrissen. Der Schauspieler W i st u b«, der in Hollywood einen Film mit Bernds Geist drehen sollte, in Wirt- lichkeit aber das zu diesem Zweck empfangene Geld in Berlin ver- lebt«, ist bereits zu einemIahr neun Monaten Gefäng- nis verurieilt worden. Nunmehr standen vor Gericht der Schrift- stcller Meyrowitz- Ehringhausen, die Schriftstellerin Fahrenkamp und die Kausmannsfrau Hartogk. Meyrowitz-Ehringhausen, der„jüngste Soldat des Weltkrieges', wie ihn im Jahre 1013 ein Berliner illustriertes Blatt nannte, hat dos übliche Heldenschicksal dieser Kinder-Krieger erlitten. Sein Heldentum war ihm zum Kopf gestiegen, er fand sich im Leb�n nicht zurecht. Seiner ersten Straftat im Jahre 1920 folgten in den nächsten Iahren weitere, er versuchte sich mit Erfolg als Schriftsteller. Wieder- holt nahmen sich seiner Wohlfahrtseinrichtungen und bekannte Per» fönlichkeitcn an— ohne Erfolg. In der Rathenau -Gesellfchaft lernte er Frau Grönwald kennen, wurde ständiger Besucher in ihrem Hause und ging auf ihre Visionen und okkultistischen Liebhabereien«in. Frau Grönwald wollte das„Neue Reich' verwirklicht sehen und die Idee des Neuen Reiches sollte überall propagiert werden. Meyrowitz schrieb phantastische Briefe an Frau Grönwald, in denen er sie.Minneschwester im Neuen Reich ' anredete. Dann wurden für die.Minneaktion', die von oben vorgeschrieben sein sollte,
Verordnung. Die Berkehrswacht Berlin-Brandenburg ist sich jedoch sicher, daß dieser kleine Hinweis genügend Beachtung erfährt, und sieht von polizeilichen Meldungen ab. Die Llniersuchung über„Kelseneck". GtaatSanwalischast sichtet das Material. Die Staalsanwaltfchaflhal gestern die Akken über die polizeilichen Ermilllungen wegen der blutigen 7t a; i a u»- schreitungen in der Kolonie Felseneck in Rcinickendors-Ost erhalten. Danach bcläuft sich die Zahl der in dieser Angelegenheit von der Polizei festgenommene« Personen jetzt auf ö 8. Es ist dam» za rechnen, daß die Entscheidung, gegen wen von diesen Sislierte» Hastbefehl erlassen werden wird, in Anbetracht de» sehr umfangreichen Ptalerials erst Ansang der kommenden Woche fallen wird. Wieder Nazi-kleberfatt in Spandau Zwei Mitglieder des Deutschen Metallarbeiteroerbandes kamen gestern abend von den Freien Schwimmern in Spandau über den Marktplatz: sie wurden dort von Nationalsozialisten angepöbelt und in der Nähe des Bahnhofs Spandau -West plötzlich mit Eisenstangen und Fußtritten zu Boden geschlagen. Der Polizei gelang es, von den etwa 35 Rowdys 14 festzunehmen.
Oer 90000v-Mark-Oefraudani. Oer ehemalige Schahmeister des Sängerbundes verhastet. Gütersloh , 22. Januar. Cm guter Fang gelang der Polizei in Verl (Kreis Wieden - brück). Dort wurde in der Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf, die zu den Bodelschwinghschen Anstalten gehört, der ehemalige Schahmeister des Deutschen Sängerbundes, Gerichtsassessor Johann Reblin au, Perlin-Eharlotkenburg, verhaftet. Redlin hatte als Schatzmeister des Deutschen Sängerbundes 900 000 Mark unterschlagen und war in Berlin zu einem Jahr neun Monaten Gefängnis ver- urteilt worden. Seitdem war er flüchtig und wurde steckbrieflich gesucht. In der Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf hielt er sich seit den, 4. Januar 1932 auf. Redlin wurde in das Polizeigefängnis in Derl eingeliefert und wird von dort aus über das Amtsgericht Gütersloh nach Berlin gebracht werden.
versuchter Totschlag vorliege: S). könne von Glück sagen, daß die Kugel vorbeigegangen war. Der Angeklagte konnte immer noch nicht begreifen, was mit chm geschehen. Im Zuhörerraum schluchzte laut«ine Frau. Glimpflicher kam das Mitglied des Turnoereins Ficht« davon Im Laubengelände gerieten am 4. November v. I. Nationalsoziali st en und Kommunisten anein- ander. Wen diesmal die Schuld traf, tonnte nicht festgestellt wer- den: der Angeklagte soll aber seinen Revolver gezogen und gedroht haben Ein Nationalsozialist erhielt»wen Steckschuß in den Mantel. Der Angeklagte lief davon und wurde im 4. Stockwerk eines Hauses gefaßt. Einen Revolver hatte er nicht bei sich. Der Gegenstand, den er in der Hand gehabt haben wollt« und in dem seine Verfolger ein« Pistole vermuteten, soll seiner Behauptung nach das Futteral von einem Schlüssel gewesen sein. Der Staatsanwalt beantragt« sechs Monats Gekängnis. Do« Gericht sprach den Angeklagten frei, da ihm nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen wer- den konnte, ob er der Schütze gewesen ist. Uebrigens hatte der junge Mensch bereits«ins Strafe wegen Widerstand hinter sich. ein Verfahren wegen Landfriedenbruch schwebt gegen ihn.
600 Mark für die Plakate gefordert. Meyrowitz«rhiell nur 150 Mark, im ganzen flössen in seine Tasche etwa 2000 Mark. Amüsanter als dieses„zitterige Menschchen'— so nannte ihn Sanitätsra: Dr. Leppmann— ist aber die Schriftstellerin Fahren- k o m p. Ihre Bekanntschaft mit Frau Grönwald vermittelt« die berüchtigte religiöse Schriftstellerin Gertrud Prcllwitz. ischon seit Jahren mystisch oeranlogt, ergab sich Fräulein Fahrenkamp umer dem Einfluß der Frau Grönwald dem Okkultismus. Zuerst hatte sie„Schau ungen', dann erhielt sie von jenseits„Kund- gedungen'--- immer wieder war es Bernds Geist, der ihr er- schien, und schließlich dichtete sie unter dem Diktat Christi ganze Werke, in dem die Minne zu„Minke'— so nannte sie Frau Grön- wald— die Hauptrolle spielte. Bernds Befehle waren wie immer auch für sie sehr vorteilhaft. So befahl er ihr einmal eine Ferien- reise zu unternehmen, als sie durch die geistig« Arbeit mit ihm ganz erschöpft war, und... sie erhielt auch von Frau Grönwald das Geld dazu. In ihren Briefen an ihre Gönnerin, die ihr ein« Rente von 100 Mark monatlich ausgesetzt hatte, spiel!« die Gemeinschaft mit Bernd eine hervorragende Rolle. Auch im Gerichtssaal wirkte sie fast visionär, eine verzückte Prophetin, eine von religiösem Wahn Besessene. Die dritte Angeklagte, Fran Hartogk. hott« den Auftrag erhalten. Frau Grönwald von ihren Visionen zu befreien und die Nutznießer dieser Visionen zu entlarven: sie verfiel aber selbst in dieselben Visionen und auch für sie waren sie vorteilhoff, Frau Fahrenkamps bezeichnete ihren Mitangeklagten als Betrüger: sie hätten Frau Grönwald erpreßt und keine Visionen gehabt: sie selbst hätte die Visionen tatsächlich gehabt, aber nicht erpreßt. Die Schriftstellerin Gertrud Prellwitz , die an die Christus-Diktate des Fräulein Fahrenkamp unbedingt glaubt, schilderte in bewegte» Worten und mit bewegter Stimme, wie Frau Grönwald sich in den Tod gefastet habe, als ihr Gtaube an Bernds Kund- gedungen erschüttert worden sei. Der Staatsanwalt beantragte Freispruch für die An- geklagten Fahrenkamp und Frau Hartogk und beantragte ein Ialn Gefängnis wegen fortgesetzten Betruges gegen Meyrowitz. Das Gericht sprach die Angeklagte Fahrenkamp frei und verurteilte de» Angeklagten Meyrowitz wegen fortgesetzten Betruges im Rückfall. zum Teil in Tateinheit mit Urkundenfälschung zulJahrliMo naten Gefängnis und 3 Iahren Ehrverlust, Frau Hartogk wegen Betruges zu 7 Monaten Gefängnis.
Salabans falscher Anwalt. In der Affäre des Falschmünzers Dr. Calaban. i» der nach dem angeblichen Helfershelfer Ehristiansen gefahndet wird. ist fttzt ein zweiter Unbekannter aufgetaucht. Dieser Tage erschien ein Herr im Untersuchungsgefängnis und beantragt« eine Sprecherlaubnis mit Dr. Salaban. wobei er sich als Rechtsanwalt Dr. R. vorstelle. Da Salaban bereits durch Rechtsanwalt Dr. Julius Meyer I verteidigt ist. wurde man stutzig und ersuchte den angeblichen Anwalt, eine Weile zu warten. Darauf verschwand der Unbekannte. Hinterher stellte sich heraus, daß«in LnwaU des Namens, den der Unbekannte genannt hatte, in Berlin völlig unbekannt ist. Bisher haben die Ermittelungen nicht ergeben. wer der mysteriöse„'Anwalt' gewesen ist. Di« Möglichkeit, daß es ein Komplice des Salaban war, wird von der Polizei auzgeschaftei. Beim Gericht vermutet man. daß ver unbekannte Besucher, deffcn Name nicht richtig verstanden wurde, vielleicht ein alter Bck an»- ter des Verhafteten ist, der ihm irgendwie etwa« zugute knrrnr.--» lassen wollte. Die andere Vermutung geht aber dahin, daß es sich um einen Photoreporter handelt, der irgendwie mit Salabrn zusammenkommen wollte, um eine Ausnahme von ihm zu mach:» Der Prozeß wird übrigens vor dem Großen Schöffen- geeicht Schöneberg zur Verhandlung kommen.
Oer Herr Rrasiläi. Eine dunkle Persönlichkeit und ein falscher paß. Am 21. Dezember v. I. veranstaltete die Politische Polizei i» den Räumen der„Liga gegen den Jmperilismus". Friedrichstr. 124, eine Durchsuchung. Ob sonst etwas Wichtiges gefunden wurde, ist nicht bekanntgeworden: jedenfalls fand man ober da einen Herrn mit einem deutschen Reisepaß auf den Namen Friedrich Stahl, gebürtig aus Königsberg . Die Aussprache dieses Königsbergers klang eigentümlich fremdartig, unter allen Umstände» nicht ostpreußlsch. Als man ihn auf dem Polizeirevier aufforderte. unter Hinweis, daß das Revierbuch eine Urkunde darstelle, seine Per- fonalicn zu beurkunden, zog er es vor. feine Unterschrift zu ver- weigern. Er erklärte darauf, nicht Friedrich Schwarz zu heißen, auch nicht aus Königsberg zu stammen, sondern ein gewisser Isidor B r a s i l ä> zu sein, in Krakau geboren und vor zwölf Jahren nach Palästina ausgewandert. Er habe sich da als Mitglied der revolu- tionären kommunistischen Opposition gegen die englische Regierung betätigt, man habe ihn, deshalb die englische Staatsangehörigkeit verweigert und ihm schließlich seine Papiere entzogen. Er sei des- halb nach Deutschland gekommen, als einziges Land, in dem er Ünterkunft zu finden hofft«. Seine Freunde hätten ihm eine poli- zeiliche Abmeldung von Leipzig nach Berlin auf den Namen Stahl besorgt, auf die er beim Polizeirevier 92 anstandslos einen deutschen Reisepaß erhallen habe. Er stand vor dem Schnellschöffe n- geeicht und hatte sich wegen Urkundenfälschung verschic- denster Art zu verantworten. Ob er auch wirklich B r a s i l ä i heiße, fragte ihn der Vorsitzende. Weshalb nicht Argentinäi? Brasilät sei sein richtiger Name, erklärt der Herr aus Krakau . Was er in Berlin eigentlich getrieben habe? Ob er etwa mit irgendeiner Aufgabe beauftragt worden fei. Nein, er hätte nur Studien getrieben. Wo er gewohnt habe? Das wolle er nicht jagen. Das Gericht verurteille Isidor Brasiläi zu Zwei Monaten Ge- f ä n g n i 2 und einer Woche Hast. Die Politische Polizei wird ihn aus Deutschland ausweisen. Ein Z-Ührrrhund für Schwerhörige wird vorgefiihri. Der Schutz- verband der Schwerhörigen Ortsgruppe Berlin , will am Sonntag. dem 31 Januar, vormittags*11 Uhr. auf dem Hofe der Städti- sehen Taubstummenschnle. NW. 6. Albrechtstraße 27. einen für Sibwerhörige und Taube geeigneten Führerhund vorführen. Die Anregung zu dieser Vorführung geht von dem Deutschen Schäfer- hundverband aus. der. wie für die Blindenfürsorge, auch für die Schwerhörigen und Tauben einen Führerhund schaffen wvl.
Wakken sind verboten! Scharfes Durchgreifen der Gerichte