Der Goebbels-Spuk. (Fortsetzung von der I.Seite.) Goebbels : Für mich ist nur das Gebot der öffentlichen Sauberkeit maßgebend. Vors.: Sie haben nichi das Recht. Ihre Aussage zu verweigern. Goebbels , der seine letzten Sätze bereits laut hinaus- gestoßen hat. kreischt hysterisch: Ich nehme mir das Recht! R.-A. Dr. Sack ruft dazwischen: Der Zeuge kann ja als Reichstagsabgeordneter seine Aussag« verweigern. Dr. Goebbels : Daraus berufe ich mich nicht. Mir ver- bietet die öffentliche Sauberkeit, hier meine Aussage zu machen. Der beisitzende Richter versucht dem ausgeregten Dr. Goebbels gut zuzureden, es sei ja im Interesse des Angeklagten Helldorf selbst, daß die Sache hier geklärt würde, das Gericht könnte unter Umständen aus der Aussageverweigerung für die Angeklagten ungünstige Schlüsse ziehen. Landgerichtsdirektor Ohnesorge will etwas sagen. R.-A. Dr. F r e i ß l e r schreit dazwischen: Ich bitte ums Wort! Der B o r s i tz e n d e erteitt ihm nicht das Wort. R.-A. F r e I ß l e r schreit weiter: Ich bitte ums Wort. Er läßt sich schließlich beruhigen. Landgerichtsdirektor Ohnesorge: Ich bitte Sie, Herr Zeuge, sich eines ruhigeren Tones zu befleißigen. Eine derarttge Erregung ist im Gerichtssaal nicht üblich. Auch ich möchte Ihnen vorhalten, daß es im Interesse der Angeklagten liegen könnte, daß Sie hier aussagen. Goebbels : Für mich handelt es sich hier um das Prinzip. Wenn das Prinzip des Nationalsozialismus mir gebietet, meine Aussage in diesem Falle zu verweigern, so kann die Strafprozeßordnung mich nicht zwingen, hier eine Aussage zu machen. Die Angeklagten haben mich selbst gebeten, eine Aussage unter diesen Umständen nicht zu machen. � Fragen Sie doch die Angeklagten. R.-A. Areißler: Gerade zu diesem Punkte habe ich ums Wort gebeten. Die Ange- klagten bitten den Zeugen, seine Aussage selbst dann zu verweigern, wenn das für sie zum Schaden sein könnte. Dr. Goebbels (wieder laut schreiend): Die Frage könnte binnen 5 Minuten geklärt werden, wenn das Polizeipräsidium den Namen des feigen Denunzianten nennen wollte. Es sind skandalöse Zustände, daß hier der Name eines Denunzianten verschwiegen wird. Ich handle im Interesse meiner Partei und der Parteiführung, wenn ich die Aussage verweigere. Staatsanwaltschaftsrat Dr. S t e h n i g: Ich bitte, den Zeugen zur Ruhe zu ermahnen. Ich bitte ferner, das Polizeipräsidium gegen Beschimpfung zu schützen. Landgerichtsdirektor Ohnesorge versucht etwas zu sagen. Goebbels unterbricht ihn laut schreiend, Landgerichtsdirektor Ohne- sorge ruft gleichfalls mit größter Kraftanstrengung:„Ich bttte, mich nicht zu unterbrechen! Auch Rechtsanwalt Dr. Freißler schreit etwas dazwischen. Landgerichtsdirektor Ohnesorge: Ich bitte, mich nicht zu unterbrechen! Nachdem einige Ruhe eingetreten ist, wendet er sich gegen Goebbels mit der Aufforderung, seine Angriffe gegen das Polizei- Präsidium zu unterlassen und Ruhe zu bewahren. Dann fragt er ihn: Sie beharren also auf Ihrem Standpunkt, Ihre Aussage so- lange zu verweigern, bis das Polizeipräsidium seinen Gewährsmann genannt hat. Goebbels schimpft laut schreiend weiter. Gs folgt wieder sin' wildes D u r ch s i n a n d er. Staats- anwaltschaftsrat Dr. Stehnig verwahrt sich gegen die Be- schimpfungen der Polizei, R.-A. Freißler schrett dazwischen und bittet ums Wort. Der Vorsitzende macht Dr. Goebbels darauf aufmerksam, daß seine Aussageverweigerung zu Pro- tokoll genommen werden würde und richtet an Dr. Goebbels noch einmal die Frage, ob er also seine Aussage verweigere. Dr. Goebbels : Nach den Erfahrungen, die ich mit der Presse gemacht habe, muß ich meine Aussage im Interesse meiner Person und meiner Partei verweigern. Landgerichtsrat Ohnesorge richtet an den Staatsanwalt- lchaftsrat Dr. Stehnig die Frage, ob er irgendwelche Anträge stelle. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Stehnig: Ich bttte den Zeugen vorläufig zu beurlauben, Anträge behalte ich mir vor. Die Aussageverweigerung des Dr. Goebbels wird zu Protokoll genommen. Es tritt eine Pause«in.
Zusammengebrochene Lüge. Aerleumdung gegen den„Vorwärts" zurückgenommen. Kassel . 23. Januar.(Eigenbericht.) Heute fand vor der Strafkammer des Landgerichts die Be» rusungsverhandlung gegen den Nationalsozialisten Claus statt, der den„Vorwärts" öffentlich der Bestechlichkeit be- schuldigt hatte und dafür von dem Amtsgerichtsrat Tuntel in Rothenburg (Fulda ) freigesprochen war. Heute schlug der Vorsitzende folgenden V e r g l e ich vor: Der Angeklagte erklärt, daß er die hier fragliche Aeußerung über geldliche Unterstützung des„Vorwärts" durch den Bankdttettor Jakeb Goldschmidt bzw. durch die von diesem vertretene Danatbank nicht in der Absicht, die Prtoatkläger zu beleidigen, gemacht habe, sondern- daß er lediglich in Vertretung seines politischen Stand- Punktes dem gegnerischen Versammlungsredner Braunholz das vor« gehatten habe, was er über die fraglichen Beziehungen des„Vor- wärts" gelesen oder gehört habe. Der Angeklagte will und kann nicht behaupten, daß der„Vorwärts" oder dessen Redakteure vom Bankdireklor Jakob Goldschmidt oder von der Danatbank geldliche Zuwendungen unter der Bedingung erhalten haben, daß der„vor- wärt?" oder dessen Redakteure sich diesem gegenüber verpflichtet hätten, nichts gegen die Zuden zu schreiben. Der Angeklagte übernimmt die Kosten des Ver- fahrens. Die Piivctttläger nehmen hiervon Kenntnis und sind damtt einverstanden. Sie ziehen die Prioalklage zurück, Di« Privatkläger sind berechtigt, diesen Vergleich innerhalb eines Monats nach Zustellung einer Ausfertigung desselben einmal auf Kosten des Angeklagten in folgenden Zettungen zu veröffent- lichen:„Vorwärts",„Hessische Volkswacht".„Rothenburger Kreis. blatt". Beide Parteien behalten sich W i d e r r u f s r e ch t zu den Gerichtsakten vor und zwar die Privatkläger bis zum 3t). Januar 1932, mittags 12 Uhr, der Angeklagte bis zum 26. Januar 1932, mittags 12 Uhr._
Entwischt und wieder geschnappt. Paris , 23. Januar. (Eigenbericht.) Der elsäfsisch« Spion Uhrig, der am Montag in Straßburg auf dem Wege vom Gefängnis zum Büro des Unter! uchungsrichters den ihn begleitenden Beamten entflohen war. ist am Freitag in Straßburg wieder verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert worden. Er hatte sich in der Rumpelkammer eines Hauses versteckt gehatten.
Hausfrauen, achtet auf die preise! Berliner Zrauenorganisaiion unterstützt die Arbeit des Preiskommissars
vor de» Berliner Funkilonärinnen sprach Genosse Stadtrat Dr. Heuer über das aktuelle und wichtige Thema:„was können die Hausfrauen für den Preisabbau tun?" Genosse heuer legte in seinem Referat dar, in welche Lage die Arbellerschast durch Lohn- und Gehaltsabbau und Arbeitslosigkeit gekommen sei, daß demgegenüber das Streben nach einem gewissen Ausgleich durch Preisabbau um so mehr unlerslühl werden müsse. Dabei umriß er den Ausgabenkreis des Kommissars für den Preisabbau, der in seioer Arbeil wesentlich auf die Unterstützung und An- regnng der housfraueu, die ja alle Ausgaben für den läglicheu Bedarf zu machen Höllen, angewiesen sei. Ueber die Aussichten der Arbeit auf den Preisabbau hin dürfe man sich keine Illusionen machen. Gewiß seien dem Prelskommissar durch die Notoerordnung juristisch weitreichende Vollmachten gegeben worden. Aber die tatsächlichen Einwirkungsmöglich- ketten auf die Wirtschaft seien doch begrenzt einfach Infolge der Tatsache, daß unsere Wirtschast nach wie vor privatkapitalistisch ge- führt werde. Deswegen sei aber die Arbett des Preiskommissars keineswegs gering zu schätzen. Daß man den Lohnabbau durch eine entsprechende Senkung der Preise, also durch Hebung des Realem- kommens ausgleichen könnte, das hält auch Genosse Heuer für unmöglich. Aber gerade deswegen, weil das Realeinkommen der Arbetterschaft so stark gesunken ist, erhält der Preisabbau eine um so stärkere Bedeutung. Den Hausfrauen käme bei dieser Arbett eine besondere Aufgabe zu. Sie seien am ehesten in der Lage, bei ihren Einkäufen durch- den Vergleich der Verhältnisse in den verschiedenen Läden nachzuprüfen, ob überall der Notwendigkett des Preis- abbaues Rechnung getragen würde. So sei insbesondere darauf zu achten, daß überall die vom Prelskommissar verordneten Preis- s ch i l d e r aushängen. Wichtig sei auch festzustellen, daß überall tatsächlich Waren zu den angebrachten Preisen vorhanden seien. Schließlich sei darauf zu achten, daß nicht durch Oualttätsverschlechte- rung der Preisabbau illusorisch gemacht werde. An das Referat schloß sich eine eingehende Aussprache an. Genossin Wurm legte insbesondere dar, wie sehr die von der Regierung befolgte Wirtschaftspolttik im Widerspruch zur Ab- ficht der Preissenkung stände. Gewiß gehe es der Landwirtschaft nicht glänzend, aber warum? Doch nur deswegen, weil die breiten Massen nicht kaufen könnten! Auf den Binnenmarkt, aus den Absatz an die Arbeiterschaft sei die Landwirtschaft aber angewiesen. Mit Recht sei das bekannte Sprichwort in folgender Form abzu- ändern: Hat der Arbeiter Geld, dann hat es auch der Bauer, dann hat es auch die Welt!" Die jüngste Zolloerordnung, die nichts wetter als eine Preiserhöhung sür Butter bezweckt, wird
dazu führen, daß noch mchr Arbetter und Angestellte zum Margarinekonsum übergehen werden. Dann wird die Landwirtichaft in noch größere Schwierigketten als vor der Butterzollerhöhung kommen. Die Wirtschaftspolttik der Regierung habe es auch dahin gebracht, daß eine Brotpreiserhöhuag wieder droht. Die Arbetterschaft müsse aber verlangen, daß die Bäckerspanne, dia zwischen 14 und 24 Ps. pro Kilogramm Brot in Deutschland schwankt, auf einen angemessenen Satz gesenkt werde. Die Haus- frauen müßten sich daran gewöhnen, Brot und Brötchen beim Bäcker genau wie alle anderen Waren sich vorwiegen zu lassen. Wie wichtig das ist. geht aus folgendem Beispiel hervor: Im Bereich eines Berliner Polizeireviers wurden folgende Gewichte und Preise für je zehn Schrippen festgestellt: 1. 349 Gramm— 25 Pf., 2. 350 Gramm--- 30 Pf., 3. 400 Gramm= 30 Ps. Diese Unterschiede im Preis und Gewicht seien skandalös und keinesfalls zu dulden. Bei der Wstellung solcher Zustände könnten die Haus- frauen die wichtigste Arbett leisten. Im Fortgang der Diskussion kam immer wieder zum Ausdruck, wie sehr man mit dem Gefühl des Betrogenseins dem Preisabbau gegenübersteht. Die Löhne seien rigoros und sofort um die vorgeschriebenen Prozentsätze gekürzt worden: die Preise aber kämen sehr langsam und sehr ungenügend nach. Allgemein wurde aber die Einsicht betont, daß gerade unter den heutigen schlimmen Berhciltnissen die Preisabbauaktion in jeder Hinsicht zu unterstützen sei. Die Funktionärinnen gaben ihrer Bereitwilligkeit Ausdruck, dabei nach Kräften mitzuwirken. Man wurde sich dabei einig, daß alle Parteigenossinnen daraus achten sollten, daß überall in der vorgeschriebenen und notwendigen Werse die Preise abgebaut würden. Wenn Mißstände festgestellt werden, dann sollen Beschwerden In begründeter Form an die Kreisleiterinnen wettergegeben werden. Die Kreisletterinnen leiten die Beschwerden dann ans Bezirkssekretariat, das sie an den Preiskommissar zur wetteren Verfolgung weitergibt. Auf diese Weise werden die Berliner Frauenorganisationen der Partei die wichtige Arbett des Preiskommissars wesentlich fördern können.— Also Hausfrauen, achtet auf die Preise! Mit der Wiederwahl der alten Vertreterinnen für den erweiterten Bezirksvorstand und mit der einstimmigen A n- nähme der Friedensresolution— angesichts der scharfen Debatten zwischen Deutschland und Frankreich sei die Be- tonung des Friedensgedankcns besonders wichtig— schloß die Versammlung.
Berlin im Nebel. Krühverkehr im Schneckentempo. Ganz Berlin war heule früh in einen undurchdring- lichen Rebelschleier gehüllt. Zelkweije war der Rebel so stark, daß die Sicht auf kaum IS bis 20 Schritt möglich war. Ratur- gemäß wirkte sich der Rebel als verkehrshiudernts aus und die Fahrzeuge kannten sich nur im Schaeckenlempo vorwärts bewegen. Straßenbahnen, Autobusse und Autos mußten beleuchtet fahren und gespenstisch leuchten die Lichtkegel der Fahrzeuge in dem Dunst- schleier aus. Sowett bisher bekannt geworden ist, Hoden sich Unfälle nirgends ereignet. Die beretts fett Tagen herrschende Nebelneigung ist aus feuchte und milde Luftmassen zurückzuführen, die fett Beginn der Woche das Reich überfluten und langsam abkühlen. Diese ab- gekühlte Luft erreichte«inen bestimmten Sättigungsgrad und der Wasserdampf kondensierte sich zu Nebel. Die Lage läßt erkennen, daß der neblige Witterungscharatter auch für den morgigen Sonntag noch andauern wird. Zeitweise ist über Mittag vielleicht mit Aufheiterung zu rechnen. Die Temperaturen werden bei null Grad liegen. Im allgemeinen ist für die nächste Zeit mit schönem Wetter zu rechnen, da sich über ga� Europa bis nach Skandinavien und Sibirien ein riesiges Hochdruckgebiet erstreckt.
Vulkanausbruch in Guaiemala. Drei Städte zerstört.— 60 Erdstöße. New Bort, 23. Januar. Durch einen Ansbruch des Vulkans Agat- n a u g u tu Guatemala wurde« die Städte Antigua . Santa Lucia und Geteuualhuapa vollständig zerstört. Mehrere ander« Städte haben erheblich nuter dem Aschenregen gelitten. Einzelheiten über etwaige Verluste an Menschenleben siub bis jetzt noch nicht bekannt. Mau befürchtet, daß sie erheblich sind. Am Freitag wurde« 60 Erdstöße verspürt, während die Vulkane Fnego und Acatcnango in der Nähe der Stadt Guatemala in voller Tätigkeit waren. In der Stadt Guatemala sowie au der Grenze zwischen Gnatemale und San Salvador ist der Himmel durch Aschenregen völlig verdunkelt. Das Lbservatorium von San Salvador hat weiter« starke Erdstöße ver- zeichnet.
Bergungsarbeiten ergebnislos. Vorläufige Einstellung der Rettungsaktion auf Karsten« Zentrum. Veukhea. 23. Januar. Nachdem die Bergungsmannschaften aus der Karsten-Zentrum» Grube die mit eisernen Ringen vermauerte Rettungsstrecke bis zu der Stelle vorgetrieben haben, wo die Bruchstellen zusammenstoßen, haben sich infolge der dauernden Bewegung des Ge- b i r g e s unüberwindliche Schwierigkeiten ergeben. Bereits gestern mußte die Rettungsmannschaft mehrmals zurück, und im Laufe des gestrigen Tages wurden die Bergungsarbetten vorerst eingestellt. Die Entscheidung der Bergbehörde darüber, ob die Arbeiten zur Bergung der drei noch vermißten Berg- leute fortgesetzt werden sollen, wird heute fallen. Schwerer Unglücksfall auf einer Zeche. Duisburg -Hambarn. 23. Januar. Am Freitag ereignete sich aus der Zeche„W e st e n d e" der Bereinigten Stahlwerke Hamborn ein schwerer Un- glücksfall. Beim Befahren der Strecke auf der vierten Sohle schlug
aus der Verbauung ein Unterzug um, wodurch erhebliche Gesteins- Massen aus dem Hangenden niederprassellen und den Reviersteiger G a w l i k aus Meiderich und den Maschinenfahrsteiger T i l l y unter sich begruben. Während man Gawlik nur als Leiche bergen konnte, kam sein Begleiter mit schweren Knochcnbrüchen davon.
Krach bei den Harzburgern. Man streitet om den Kaiser, am Hugenberg und Schwarzweißrot. Dar Krach im Lager der Harzburger Front wird immer großer. Die Anweisung an alle Nattonalsozlalisten, aus dem Stahl- Helm auszutreten, hat die gegenseitige jAebe stark getrübt. Inzwischen sind neue Affären im Gange. Auf einer tiatwnalsozialistischen Kundgebung in Hannooer hat der Gauführer Ruft u. a. gesagt: Das Dritte Reich werde sich von seinen Vorgängern nicht nur dadurch unterscheiden, daß d> e schwarzweißrote Fahne dem Hakenkreuz-Symbol werde weichen müssen und die Kaiserkrone der Vergangen- heit angehören werde, sondern auch dadurch, daß. im neuen deut- schen Volksttcm Klassenkampf und auf der anderen Seite Standes- bewußtfein ihre Bedeutung verlieren müßten. Der Vorsitzende des Landesverbandes Hannover -Süd der Deutschnationalen Bolkspartei, Oberstleutnant a. D. von Feldmann, richtet« aus diesem Anlaß folgende„Offene Anfrage" an die NSDAP. :„1. Ist aus den Worten des Gauführers zu entnehmen, daß die NSDAP , für die Zukunft endgültig den Kaisergedanken aufge- geben hat? 2. Erblickt die NSDAP , in einer nationalsozialistischen Republik die gegebene Staatssorm für Deutschland ?" In einer Versammlung der NSDAP , im Burghaussaale in Hannooer sprach ferner der Nationalsozialist Karwahne , und bemerkte in seinen Ausführungen in bezug auf die Führung im „Dritten Reich" nach dem Bericht der„Niedcrsächsischen Tage-- zettung" u. a.,„wenn in kurzer Zett endlich die segensreiche Wen- dung«intrete, so sei das einzig und allein das Verdien st Adolf Hitlers und der tapferen SA.-Männer. Gegenüber den anmaßenden Ansprüchen aller möglichen„nationalen" Parteien und Gruppen erklären wir mit Nachdruck: Das kommende Reich wird nicht zentrümlich oder deutschnational sein, sondern: Das Dritte Reich wird nationalsozialistisch sein. Allein Adolf Hit- ler hat ein Recht auf Führung, denn er ist der einzige Führer,„über den das deutsche Volk verfügt". Er rühmte weiter die Verdienste Hitlers und fuhr fort:„Die übrigen Partei- führ er, die die ganzen Jahre hindurch untätig waren, heute aber unter dem Schutze der braunen Armee laut chre Stimme er- heben, mögen das erst einmal nachmachen. Bis dcch�n aber haben sie sich zu bescheiden." Darüber sind die Deutschnattonalen in Hannover in begreifliche Erregung geraten. Die Bundesgenossen von Harzburg liegen sich gründlich in den Haaren.__ 3n Ryboik(polnisch-Obersch'eflen) sind zwei der Arbettslssen gestorben, die durch Polizeikugeln verwundet worden waren, Zahl- reiche Arbeitslose sind verhastet. Der 2Ziährige Arbeitslose Mar- call zog bei seiner Verhaftung eine Pistole und schoß einen Be- amten meder, der schwer verwundet ist. Marcoll flüchtete dann auf den Boden eines Hauses, von wo er die Beamten beschoß. Erst am Freitagmorqen gelang es der Polizei, mit Hilfe von Rauchgas- bomben den Boden zu stürmen. Marcoll hatte sich kurz vorher erschossen.— In Könitz (Korridor) wurde die Polizei mit Demon- sttanten nicht fertig: Militär vertrieb mtt dem aufgepflanzten Bajonett die Menge von der Straße. Vankcuausschuß nächste Woche. Der Haushaltsausschuß des Reichstages hat sich am Freitag bis zum Dienstag, dem 2. Februar, vertagt, so daß m der nächsten Woche Vollsitzungen des Ausschusses nicht stattfinden. Dagegen tagen die Unterausschusse des Haushalts- ausschusses. wobei besondere Bedeutung dem neuen Bankenunter- ausschuß zukommt, der seine Beratungen am Donnerstag nächster Woche beginnt.