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BERLIN  Montag 25. Januar

1932

Der Abend

Erscheinttäglich außer Sonntags. Bugleich Abendausgabe des Borwärts". Bezugspreis für beide Ausgaben 75 f. pro Woche, 3,25 M. pro Monat ( davon 87 Pf. monatlich für Zustellung ins Haus) im voraus zahlbar. Vost bezug 3,97 m. einschließlich 60 Pf. Postzeitungs­und 72 Pf. Vostbestellgebühren.

Spätausgabe des Vorwärts"

10 Pf.

Nr. 40

B 20 49. Jahrgang

Anzeigenpreis: Die einspaltige Millimeterzeile 30 Vf., Reklamezeile 2.-M. Ermäßigungen nach Tarif. Vostscheckkonto: Borwärts- Berlag G. m. b. H., Berlin   Nr. 37 536.- Der Verlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor! Redaktion und Erpedition: Berlin   SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Dönhoff( A 7) 292–297.

Skandinavien   ruft Amerika

Nordeuropas Appell gegen die Untätigkeit der USA  .

leber die amerikanischen   Columbia- Sender haben die Regierungen der drei skandinavischen Staaten Mahn­worte an Amerika   gerichtet, sich der Rettung aus der Wirtschaftskrise nicht zu entziehen. Es sprachen die Ministerpräsidenten Dänemarks   und Schwedens   sowie ein hoher norwegischer Beamter. Die Reden, die den Mil­lionen Skandinaviern drüben ein Gruß aus der Heimat waren, sind sogleich auf Englisch   wiederholt worden.

Ministerpräsident Stauning- Dänemark führte aus: Von der großen Not der ganzen Welt ist kein Volt verschont geblieben. Auch Amerika   fühlt jetzt die Arbeitslosigkeit. Aus dieser internationalen Krise gibt es aber nur einen Ausweg durch internationale 3usammenarbeit aller Bölfer. Die beste Friedensarbeit ist die allgemeine Entwaffnung. Ich merde nie ruhen, wenn es gilt, dafür zu arbeiten. Wenn die Ver­ einigten Staaten   den 14 Puntten Woodrow Wilsons   ge= recht werben wollen, die den Weltkrieg beendet haben, so dürfen sie fich zu den brennenden Aufgaben aus der Weltwirtschaftskrise nicht passiv verhalten!

Der pazifistische deutsche Tonfilm ,, Niemandsland" wurde. fürzlich in Dänemark   vorgeführt. Nachdem Stauning ihn gesehen hatte, erklärte er, eine Friedensansprache zu diesem Film halten zu wollen. Diese Rede Staunings wurde als Prolog ton­filmisch aufgenommen und läuft jest in ganz Standinavien als Ein­leitung zu Niemandsland". In dieser Tonfilmrede appelliert Stauning an das menschliche Gefühl, er erinnert daran, wie man

Todesopfer in Braunschweig  

1570 600 411 S

Die Folgen nationalsozialistischer Ueberfälle

Nortus, dessen Eltern in der Chemisch- Technischen Reichsanstalt in Plößensee eine Dienstwohnung haben, erstochen wurde.

Braunschweig  , 25. Januar.  ( Eigenbericht.) Der Straßenkampf in Braunschweig   hat wieder ein Todesopfer gefordert. Der Jungbanner­Gegen 8 Uhr ging eine Gruppe von 6 bis 8 National= mann Kurt Meier, der bei den Kämpfen vor den sozialisten durch die Gozkowskystraße, wo sie Flugblätter ver­teilten. Kurz vor der Zwinglistraße tauchte plöglich ein Trupp von Fabriktoren des Miag- Konzerns von Nationalsozialisten 20 bis 25 Rommunisten auf, die mit den Hakenkreuzlern einen Rückenschuß erhalten hatte, ist seinen Verlegungen sofort in ein Handgemenge gerieten. Die Nationalsozialisten flüch­erlegen. Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold hat der teten, einer von ihnen, der 16jährige Herbert Norkus  , wurde von Polizei eine Liste von Angehörigen des techni- seinen Gegnern eingeholt und durch mehrere Messerstiche

Gegen Faschismus!

Für Sozialismus!

Große Kundgebung

am Mittwoch, dem 27. Januar, 20 Uhr

noch heute unter den schrecklichen Folgen des Krieges leibet. 3um im Sportpalast, Potsdamer Str  . 72

Schluß ruft Stauning die, die guten Willens in allen Völkern sind, auf. für den Frieden zu kämpfen, und so wie die Soldaten der Feindesvölker" sich in diesem Film einigen, um für den Frieden zu lämpfen, fo follen alle Menschen unter der Parole ,, Wir wollen Frieden!" in dem Kampf gegen Unvernunft und Bös­willigkeit ziehen.

Arbeiterzug verunglückt.

12 französische Arbeiter lebensgefährlich verletzt.

Paris  , 25. Januar.

In der Nähe von Gannat   stießen im Nebel zwei Güterzüge zusammen, in denen 30 Arbeiter saßen. 15 Arbeiter wurden verletzt, davon zwölf lebens: gefährlich. Der Materialschaden ist bedeutend.

Was der Krieg gekostet hat. Friedenspropaganda der französischen   Sozialisten. Die Nationalisten hüben und drüben wittern Morgenluft. Sie denken, ihre Zeit ist gekommen, weil der Kampf um die Reparationen das Verhält­nis zwischen Frankreich   und Deutschland   un­günstig beeinflußt. Aber gerade in dieser Zeit müssen alle, die dem Frieden dienen wollen, ihrem Willen Ausdruck geben. Fort mit der Haßpropaganda

hüben und drüben!

Redner:

Generalsekretär der französisch.

Paul Faure  , sozialistischen Partei Marie Juchacz  , M. d. R. Pietro Nenni  , ehemaliger Redakteur des Paul Löbe  , Reichstagspräsident

Fahneneinmarsch

,, Avanti" in Mailand  

Musik:: Gesang der Sozialistischen Arbeiterjugend Unkostenbeitrag 20 Pf. Erwerbslose gegen Vorzeigung des Parteimitgliedsbuches und der Stempelkarte frei!

schen Büros des Miag- Konzerns und von Stu benten und höheren Schülern überreicht, die sich an den Kämpfen beteiligt haben. Unter den benannten Personen muß sich der Täter bestimmt befinden.

Diesmal

Die Braunschweigische Landeszeitung" ist noch immer nicht verboten, lügt infolgedessen weiter und behauptet, der Reichsbannermann sei von seinen eigenen Kameraden ermordet worden! Die Unruhen in Braunschweig   nehmen wieder an Bedeutung zu. Das I e berfallkommando Die französischen   Sozialisten wenden sich in ist fast dauernd unterwegs. Am Sonntag wurden Flugblättern gegen die nationalistischen Heter im eigenen mehrere große Schaufensterscheiben von Geschäften und Lande. In einem dieser Flugblätter bringt die Partei Scheiben von Gastwirtschaften eingeworfen. eine sehr lehrreiche und aufschlußreiche Statistit über die hatten sich die Täter Geschäftsleute ausgesucht, die ein Kriegsausgaben, die für alle kriegführenden wandfrei als Nationalsozialisten bekannt sind. Mächte nicht weniger als 10000 Milliarden Franken Polizei veranstaltete eine Nazzia in einem Verkehrslokal ausmachten. Hätte man diese Mittel, anstatt sie in der der Kommunisten und stellte 60 Personen fest. Bei der Kriegführung Zit verschwenden, für friedliche Durchsuchung des Lokals fand man eine Waffe und etwas Zwecke benutzt, dann hätte man, so heißt es in dem Munition. Die Kommunisten suchen die erbitterte Stim­Flugblatt weiter, für jede Familie in Frank­ reich  , England, Belgien  , Deutschland  , Rumung, die bei der braunschweigischen Arbeiterschaft land, den Vereinigten Staaten   und Kanada   gegen Klagges herrscht, für sich auszunutzen und zu einem eine Villa im Werte von 100 000 Franken erbauen Streik aufzuputschen. Es dürfte den Gewerkschaften je­doch gelingen, dieses unsinnige Tun abzubiegen.

können.

Man hätte in jeder Stadt von über 200 000 Ein­wohnern ein Hospital im Werte von 125 Millionen, eine Bibliothet im gleichen Werte, eine Univer. fität für 250 Millionen erbauen können. Man hätte dazu noch 125 000 Professoren und dieselbe Zahl von Aerzten einstellen können. Aber auch dann wäre immer noch ein Betrag übriggeblieben, der dem Gesamtbermögen von Frankreich   und Belgien  

entspreche

Blutopfer in Moabit  !

Die

Kommunisten gegen Nazis.- Ein Sechzehnjähriger getötet.

In den Morgenstunden des geftrigen Sonntags fam es in der Gohtowitystraße in Moabit   zu einer folgenschweren Schlä­gerel zwischen Nationalsozialisten und kommunisten. in deren Berlauf der 16 Jahre alte Gymnasiaft Herbert

in den Rücken niedergestreckt. Der Verletzte starb wenige Minuten darauf. Als das alarmierte Ueberfallkommando auf dem Kampfplatz erschien, waren sämtliche an der Schlägerei Beteiligte von der Bild­fläche verschwunden.

Die Ermittlungen der Politischen   Polizei stehen bereits furz vor dem Abschluß, und man glaubt die Täter bereits zu tennen. Nach den Zeugenaussagen scheint es sich um zwei junge Burschen zu handeln. Einer der beiden wohnt schon längere Zeit nicht mehr bei seinen Eltern, und der zweite Verdächtige ist seit der Tat nicht mehr in die Wohnung seiner Eltern zurüd­gefehrt. Die Politische Polizei   glaubt nicht an eine Flucht der mut­maßlichen Täter, sondern nimmt vielmehr an, daß sie sich in Berlin  bei Gesinnungsgenossen verborgen halten. Zur Zeit sind Beamte der Politischen   Polizei unterwegs, um die Besuchten ausfindig zu machen.

Sporttag der Eisernen Front.

Ein Maffenaufmarsch in Magdeburg  . Magdeburg  , 25. Januar.  ( Eigenbericht.) Die Eiserne Front veranstaltete am Sonntag im Rahmen einer großen Sportkundgebung einen Aufmarsch, an dem etwa 6000 bis 7000 Menschen teil­nahmen.

Die Feier begann mit dem Aufmarsch mehrerer Sturmabteilungen des Reichsbanners. Anschließend nahm der Führer des Magdeburger   Gewerkschaftskartells Kaulfers das Wort zu einer Ansprache, in der er betonte, daß sich nunmehr all­gemein der Wille zur Sicherung der Republik   und zur Abwehr des nationalsozialistischen Terrors durchgesetzt habe. Die Eiserne Front suche den Zusammenschluß aller an den demokratischen und republi­tanischen Grundsätzen intereffierten Kräfte durchzuführen. Sie müsse eine so starte Ausdehnung erfahren, daß sie sich bis in das letzte Dorf und in den Städten bis in die kleinste Gasse erstrecke. Die Gegner, die heute noch die Eiserne Front verhöhnten, würden diesen Hohn bald verlernen. Heute bereits ständen hinter der Eisernen Front insgesamt 8 bis 10 Millionen Menschen aus den Gewerkschaften, den politischen Parteien, den Arbeitersportlern und dem Reichsbanner.

Abends gegen 6 Uhr erreichten die sportlichen Kämpfe, über die wir im Sportteil berichten, ihren Höhepunkt mit dem Einmarsch von Sturmabteilungen des Reichsbanners, die von einem Gepäckmarsch zurückkehrten. Sie wurden begeistert begrüßt.

Motorstaffel der Eisernen Front.

Ende vergangener Woche fand in Berlin   eine Zusammenkunft führender Mitglieder der Eisernen Front statt, die zu der Bildung einer Motor staffel Stellung nahm. An der Sitzung nahmen teil, die festen Willens sind, ihre Fahrzeuge und sich selbst voll­selbstverständlich nur solche Besizer von Motorfahrzeugen aller Art fommen in den Dienst der Eisernen Front zu stellen. Bereits in den wenigen Tagen seit der Besprechung haben sich 112 Auto­besiger, 130 Motorradfahrer und 7 Besizer von Flug zeugen bei der Motorstaffel gemeldet.

Eferne Front in Potsdam  .

Das Arbeiter- Sport- und Kulturfartell sowie die Sozialdemo fratische Partei Potsdams   ließen am Sonnabend die erste Kund­gebung der Eisernen Front" starten. Das Referat des Genossen Adolf Buck   von der Zentralkommission für Arbeitersport und Körper­pflege über Zeitfragen des Arbeitersport und die Eiserne Front

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