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Morgenausgabe

Nr. 41

A 21

49.Jahrgang

Böchentlich 75 Bf., monatlich 3,25 M. ( davon 87 Bf. monatlich für Zuftel­Jung ins Haus) im voraus zahlbar. Boftbezug 3,97 M. einschließlich 60 Pf. Boitzeitungs- und 72 Pf. Postbestellge bühren. Auslandsabonnement 5,65 M. pro Monat; für Länder mit ermäßig tem Drucksachenporto 4,65 M.

Der Borwärts" erscheint mochentäg lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Dec Abend", Jllustrierte Gonntagsbeilage Bolt und Zeit".

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Dienstag

26. Januar 1932

Groß- Berlin 10 Pf.

Auswärts 15 Pf.

Die einspalt. Millimeterzeile 30 f. Reflamezeile 2.- M. Kleine An­zeigen" das fettgedrudte Wort 20 Bf. ( zuläffig zwei fettgedruckte Worte, jedes weitere Wort 10 Pf. Rabatt It. Tarif. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Millimeter­geile 25 Pf. Familienanzeigen Milli­meterzeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr. Der Verlag behält sich das Recht der Ab lehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Redaktion und Verlag: Berlin SW 68, Lindenstr. 3 Vorwärts- Verlag G. m. b. H.

Fernspr.: Dönhoff( A 7) 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin .

Eiserne Front

Bostschecktonto: Berlin 37 536.- Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Lindenstr. 3. Dt. B. u. Disc.- Gef., Depofitent., Jerusalemer Str. 65/66.

für Volksrechte gegen Diktatur!

An alle deutschen Männer und Frauen freiheitlicher Gesinnung!

Vorbel sind die Monate der bloßen Verteidigung und Abwehr! Das Deutschland der Republik und Demokratie steht auf für Volksrechte gegen Diktatur. Widerstandswille ist aufgeflammt in allen deutschen Gauen. Es hat keiner Propagandakünste und keiner Befehle bedurft. Ein Anstoß wenige organisatorische Hammerschläge genügten: in Stadt und Land wuchs empor die

Eiserne Front für Volksrechte

gegen Diktatur!

Neben die Einheiten des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold traten die Arbeitersportler und in den Betrieben formieren sich alle freiheitlich gesinnten Gewerkschafter als Hammer­schaften der Eisernen Front.

Eine Millionenarmee- nicht für gewaltsame Angriffe, sondern wider alle Bürgerkriegspläne! Die Existenz dieser durch eine wahre Volkserhebung auf­gerichteten Eisernen Front muß jeden Gedanken auf Raub politischer, gewerk­

schaftlicher und kultureller Freiheiten ersticken.

Die Eiserne Front ist keine Parteisache und will nicht eine Partei sein. Ihr Dienst gilt der bedrohten Freiheit des deutschen Volkes, der Erfüllung der Verheißungen in der Verfassung von Weimar .

Viele bittere Tage, harte Wochen und schwere Monate der Abwehr und des Ausharrens liegen hinter uns. Bis in die Fundamente hat eine unerhörte Krise die deutsche Wirtschaft erschüttert, Industrie, Handel und Gewerbe sowohl wie Landwirtschaft. Millionen der besten deutschen Arbeiter, darunter hunderttausende Kriegsteilnehmer, stehen an den Stempelstellen; mit ihnen

sind hochqualifizierte Angestellte, Techniker und Ingenieure zu qualvollem Feiernmüssen verurteilt. Tausende und aber Tausende junger, arbeits­durstiger Männer und Frauen der freien Berufe sehnen den Tag herbei, der ihnen Gelegenheit gibt, die in jahrelangen Studien erworbenen Kenntnisse zu ihrem und des deutschen Volkes Nutzen zu verwerten. Sie alle leben von kärglicher Unterstützung oder sind angewiesen auf die Hilfe ihrer Familien. Wer ist noch sicher, daß nicht auch ihn und seine Familie die Lawine der Wirtschaftsnot in den Abgrund reißt?

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Der Arbeiter nicht und nicht der Angestellte. Der Bauer nicht und nicht der Handwerksmeister. Kein Unternehmer mehr und sei er ein persönlich noch so einsichtiger und tüchtiger Mann hat die Sicherheit, seinen Betrieb hat die Sicherheit, seinen Betrieb aufrechterhalten zu können. Ist ein Volk in Not, trifft's auch die Beamten in Reich, Staat und Gemeinden.

-

Diese Zeit der Not wird seit Jahr und Tag verlängert und verschärft von herrschsüchtigen Egoisten, die für die Massen des Volkes zu Arbeitslosigkeit,

zu Lohn- und Gehaltsabbau auch noch den

Raub der Rechte eines freien Staatsbürgers

fügen wollen. Mit Millionen, die von Lohn und Gehalt abgezogen wurden, sind Bürgerkriegsarmeen aufgestellt und ausgerüstet worden; ganze

Schwärme von Schwadroneuren werden durch Stadt und Land geschickt; wird Propaganda bezahlt, die als, Retter" die Verderber Deutschlands an­preist. Der Kampf Deutschlands um Aufhebung der würgenden Reparations­zahlungen ist jenen Leuten nur ein Mittel zur innerpolitischen Verhetzung. Ein Volk, das sich durch Drohung mit Gewalt und bezahlte Demagogie das Recht der Selbstregierung nehmen läßt, wird nie die äußere Freiheit erringen und erhalten können.

Im Hitlerismus hat sich diese wirre Zeit einen gewalttätigen Götzen gegeben. Scharlatane fordern die unumschränkte Herrschaft über Leben und Tod, Arbeitskraft und Eigentum aller Deutschen . Nicht die Spur einer schöpfe­rischen Idee- nichts weiter als Blutphantasien hat der sogenannte National­sozialismus aus eigenem hervorgebracht.

Großes steht auf dem Spiel Großes muß von allen freiheitlich ge­sinnten Männern und Frauen in den kommenden Wochen und Monaten

gefordert und geleistet werden.

In allen Bezirken des Reiches muß bis zum 21. Februar 1932 die Eiserne Front formiert sein! am 21. Februar in ganz Deutschland müssen Freunden und Gegnern die Wucht und Kraft der Eisernen Front sinnfällig vor Augen führen.

Kundgebungen

Verfügung. Sie hoffen, durch Riesenaufwand an Propaganda die Demokratie Gewaltige Geldmittel stehen den Feinden des Staates von Weimar zur niederringen zu können. Auch diese Spekulation wird und muß fehlschlagen. In allen Bezirken sind unverzüglich Maßnahmen zur Durchführung einer Rüstwoche der Eisernen Front

zu treffen und öffentliche Sammellisten aufzulegen.

Es gilt, der Zerstörung von Deutschlands letzter Wirtschaftskraft Einhalt zu tun; jetzt heißt es, die gewaltigen Energien, die allein die Demokratie zu entfesseln vermag, für die wirtschaftliche Gesundung Deutschlands einzu­setzen. Voraussetzung dafür ist der Sieg der politischen Vernunft über die Propheten des Chaos.

Eiserne Front für soziale Gerechtigkeit! Eiserne Front für wirtschaftliche Gesundung! Eiserne Front für außenpolitische Freiheit, Frieden und Völkerverständigung!

Eiserne Front wider alle Feinde der demokratischen Republik ! Eiserne Front für Volksrechte gegen Diktatur! BERLIN , den 25. Januar 1932

Die Reichskampfleitung der Eisernen Front!

Die Stimme der Internationale.

Eine Entschließung der Kölner Sigung der SAJ.

Köln, 25., Januar.( Eigenbericht.)

Am Sonntag und Montag tagte in Köln das Büro der Sozialistischen Arbeiter Internationale. Deutsch­ land war vertreten durch Rudolf Breitscheid , Rudolf Hilfer ding und Otto Wels , Belgien durch de Brouckère, Emil Bander­velde, Frankreich durch Léon Blum , Alexander Bracke und Jean Longuet , Großbritannien durch William Gilles, Holland durch Albarda, Italien durch Modigliani , Desterreich durch Otto Bauer , Rußland durch Dan, Schweden durch Gustav Moeller , die Schweiz durch Robert Grimm . Außerdem waren anwesend der Sekretär Friedrich Adler und der Kassierer Josef van Rosbroed.

! schaft von dem Druck der politischen Schulden, ohne die Eindämmung der Zollfämpfe, die immer mehr verschärft werden und ohne eine internationale Kooperation zur Wieder­herstellung beständiger Währungen. Angesichts diefer Lage ftellt das Büro der Sozialistischen Arbeiter- Internationale feft:

Selbst die Regierungen der unmittelbar betroffenen Länder stellen fest, daß Deutschland bei der gegenwärtigen Lage der Dinge nicht in der Lage ist, die Verpflichtungen zu erfüllen, die es im Young- Plan übernommen hat. Andererseits würden die Staaten, die Kriegsschulden an die Vereinigten Staaten von Amerika zu zahlen haben, in eine unerträgliche finanzielle Cage gerafen, wenn sie zwar die deutschen Zahlungen nicht mehr er­Das Büro der Arbeiter- Internationale nahm folgende Enthalten, aber ihre Zahlungen an die Vereinigten Staaten von schließung an: Die Arbeitslosigkeit und der Lohndrud werden Amerifa weiterleisten müßten. in der ganzen fapitalistischen Welt durch die infernationale Kredit­trije immer mehr verschärft. Diese rise tann nicht über wanden werden ohne die Befreiung der Weltwirt.

Weder dürfen internationale Verträge einseitig zerriffen, noch zur Erzwingung ihrer Erfüllung Drud oder Gewalt angewendet werden, deren für alle furchtbaren Folgen

die Ruhrbesetzung gezeigt hat und gegen die sich schließlich die Sozialistische Arbeiter- Internationale einmütig wenden würde.

Die Fragen der Abrüstung, der Reparationen und der Kriegsschulden, deren Streichung die Sozialistische Arbeiter- Internationale ftets verlangt hat, find finanziell und politisch 3u eng verknüpft, als daß eine endgültige Regelung ohne Gesamt­löfung möglich wäre.

Die der Sozialistischen Arbeiter- Internationale angeschlossenen fozialistischen Parteien Europas müssen daher wie bisher Drud auf die Regierungen und die Parlamente ihrer Länder ausüben, damit sich die europäischen Staaten über einen Plan zum Wiederaufbau der Wirtschaft, über die Eindämmung des Protet­fionismus und über ihre Zusammenwirkung zur dauernden Stabili fierung ihrer Währungen verständigen und die Annullierung der kriegsschulden erlangen.

Solche Lösungen werden nur dann erreichbar sein, wenn es den sozialistischen Parteien gelingt, bei den bevorstehenden Wahlen den Nationalismus in Deutschland einzudämmen und die nationalistische Reaktion in Frankreich zu zerschlagen. Die Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich im Einvernehmen mit Großbritannien bleibt die wichtigste Voraus. sehung der Abwendung nicht nur der größten Gefahr für den Weltfrieden, fandern auch der schwersten Hinder­niffe der Wiederherstellung der Weltwirtschaft."