Mittwoch. Kundgebung im Sportpalast
20 Uhr:
Rotverordnung gegen Reichsminister fällig!
Der Reichsminister Trepiranus liebt es, die Welt von Zeit zu Zeit durch seine geistigen Leistungen in Erstaunen zu sehen. Darum hat er jegt wieder einen Artifel geschrieben.
In diesem Artikel erzählt er, wie schlecht alles in Deutsch land gewesen ist-bis zum März 1930.
Aus der Dunkelfammer Labusens
Genfationelles Geheimschreiben des Bremer Wollkönigs.
In Bremen hat heute der Auftakt zu dem Monftreprozeß gegen die Wirtschaftsverbrecher Cahusen eingesetzt. Die Große Straffammer unter Borjih des Landgerichtsdirettors Pewe untersucht auf Antrag der Verteidiger von Karl Cahufen im Haftprüfungstermin die Frage, ob nach den bisherigen Feststellungen und Untersuchungsergebniffen noch) Verdunkelungsgefahr besteht.
3wölf Jahre lang hatten wir eine absolute Herrschaft der Parteien, Parlamente und Interessenten". Und meiter: Die notwendige Einstellung auf einen organischen Um. hau bes Staates mar perfäumt worden. Für ben national Jm Berlaufe dieses Termins wird auch die Frage geflärt wergefährdeten Often, für die Landwirtschaft insgesamt, bei der ja die Krise am ersten ausbrach, murde nur zögernd Hilfe den, ob neben der Anklage auf Bilanzuerschleierung von der Staatsgeboten. Der Freiheits- und ehrwille der anwaltschaft auch Anklage wegen& on fursverbrechen erhoben Ration murbe geschmächt, ob gewollt oder ungewollt, wird. Der am Sonnabend veröffentlichte 3. Bericht des Kouturs. bleibe offen. Kulturbolichemistische Propaganda verwalters wird dem Gericht hierzu wichtiges Material liefern. machte sich immer breiter und zerjezte die christlichen Grundlagen Außerdem hat sich die Staatsanwaltschaft von der Deutschen Treubes deutschen Lebens. So stand bei den außenpolitischen Verhand- hand Aktien- Gesellschaft in Berlin über den gesamten Kompler der lungen fein lebensfräftiger ille hinter ben Cahufen- Geschäfte ein Gutachten ausarbeiten laffen, das fünf Bände Unterhändlern. umfaßt.
,, Wie denn, was denn?" fragt der Befer erstaunt. Hatten mir im März 1930 nicht schon fünf Jahre hinden| burg ? War nicht das 3entrum die ganzen Jahre in der Regierung ausschlaggebend und zumeist an der Spige? Satte es nicht auch deutsch nationale Minister die fhmere Menge gegeben: Ranig, Schiele, Schlieben , Neuhaus, Reudell, Hergt usw.? Haite nicht der Boltsparteiler Stresemann der Außenpolitit seinen Stempel aufgebrüdt? Und trotzdem nur zögernde Hilfe für die Landwirtschaft"? Troßdem Kulturbolichemismus"? Trogdem fein lebensfräftiger Wille in der Außenpolitit"? Wie denn, was denn?" fragt der Leser erstaunt ,,, was ist denn im März 1930 groß anders geworden?" Ja, merkst Du es nicht? Jm März 1930 wurde doch Trepiranus zum Minister ohne Portefeuille ernannt! Und seitdem wird die Welt schöner mit jedem Tag. Bir merken es alle!
Seit Treviranus Minister ist, haben wir eine Regierung ..unabhängig von Parteizmang". In der Außenpolitik ist ber Kursmechsel vollzogen". Schluß wurde mit der Unterwerfung unter Interessentenwünsche gemacht!"( Das flingt besonders gut für den, der meiß, daß fich bei der Verabschiedung der Vierten Notverordnung fogar der Reichskanzler den Interessentenwünschen der Arbeitgebernerbände beugen mußte!) Außerdem besteht feine Herr. fchaft der Parteien mehr". Kurzum- das spürt jeber in feinen Knochen, wir gehen wieber einmal herr fichen Beiten entgegen!
Bir fragen den Herrn Reichstanzler: Uebernimmt er für hie gehäuften Taftlosigkeiten feines Kollegen Treviranus bie Berantwortung? Ist es richtig, daß er einen Kurswechsel in Der Außenpolitit vollzogen hat, und worin besteht er? Ist ferner das Reichsfabinett mit Herrn Treniranus einig in der bficht, einen Rüdfall in den Barlamentarismus", das heißt die Wiederherstellung normal- verfassungsmäßiger Zustände, zu verhindern?
Dder ist der Reichstanzler vielleicht mit uns einig in der Ueberzeugung, daß eine Notverordnung gegen Minister, die Den inneren Frieden gefährden, das Gebot der Stunde ist? Dann gehe er zum Reichspräsidenten!
Konferenz der Unterrichtsminister.)
Am Donnerstag bei Groener.
3u Donnerstag, den 28. Januar, hat Reich sinnenminister Groaner, der bereits vor einigen Wochen eine Konferenz mit den Innenministern der Länder abgehalten hatte, eine Konferenz Der Unterrichtsminister einberufen. Hauptthema dieser Besprechung foll sein, die Ent politisierung der Schulen.
Hoffentlich wird man vor allem darüber beraten, mie man ben um fich greifenden standalösen Zuständen an den Hochschulen fiehe Halle, Berlin usw. mirtjam entgegentreten will.
Das gesamte Zeitungspersonal entlassen.
Frankfurt a. M., 25. Januar. ( Eigenbericht.) Nach dem Wechsel im Bezirkssetretariat der Kommunistischen Bartei Heffen- Frankfurt ist nun auch im Frankfurter Zeitungsbetrieb Der Kommunistischen Partei ,, reiner Tisch" gemacht worden. Dem gesamten technischen Personal der Frankfurter fommunistischen Arbeiter- Zeitung" ist mit attägiger rift ge tünbigt worden. Als Begründung wurde mitgeteilt, daß bie Abonnenten im Bezirt Hessen- Frankfurt fünftig das Mannheimer tommunistische Blatt zugestellt erhalten.
Redeverbot für Goebbels . Der Polizeipräsident hat dem b geordneten Goebbels megen Beschimpfung der Polizei bei seiner Bernehmung im Kurfürstendamm - Prozeß am Sonnabend verboten, in einer nationalsozialistischen Versammlung am Montagabend als
Redner aufzutreten.
Dr. Marion Philipps, die Leiterin des Frauenorganisations. tomitees der englischen Arbeiterpartei, ist nach längerer Krantheit an den Folgen einer Operation gestorben. Sie war in Mel bourne ( Australien ) geboren und gehörte dem letzten Bariament an. Sie war die Seele der Frauenbewegung in der Labour Party . Paul M. Warburg , der amerikanische Bantier, der seinerzeit ber Finanzberater Wilsons mar, ist in New Dort gestorben. Er mar Der Bruder des Hamburger Bantters Mag Warburg und hat an der
Wir haben gestern bereits Einzelheiten aus dem neuen Bericht des Stontursverwalters veröffentlicht, die einen Einblid in die gewiffenlosen Geschäftspraftiten des Nordwollefonzerns haben. In Ergänzung hierzu veröffentlichen wir
einen Geheimbrief des verantwortlichen Konzernherrschers Karl Cahusen
an den Direktor des holländischen Verschiebebahnhofs, ber Gefell fchaft Ultra Mare, der ein geradezu sensationelles Beweis ftüd für die Geriffenheit und Gewissenlosigkeit des Bremer Handelskammerpräsidenten Karl Lahusen" bildet. Wir geben diesen Brief im Wortlaut wieder:
Direktion
Herrn
Bremen, den 2. Dezember 1930. Bostamt Nordwollehaus.
Streng vertraulich! Persönlich! dechefollow
J. Don Bosen
Handelmaatschappij Ultra Mare
Lieber Herr Don Gosen!
forrespondiert würde. Das Sonto löft fich ja auch in vier Monaten dann auf.
Wenn Sie im übrigen aus irgendwelchen Gründen, die ich im Augenblid nicht übersehe, die Buchung nicht gern bei der Hum felbft haben wollen, dann läßt sie sich ja ohne meiteres über das Konto Nord" leiten. Ich hoffe Sie mit diesem Vorschlage ein. verstanden und bin mit besten Grüßen ber Ihrige
Der Konturenermalter bementt zu diesem sensationellen Brief: Ein Durchschlag dieses Schreibens, welches dem Kontursverwalter Betriebe der Nordwolle in Bremen nicht vorhanden." von drifter Seite zuging, ist nach den bisherigen Ermittlungen im
mit zu jener berüchtigten Korrespondenz, die der Konzernleiter der Dieses sensationelle Geheimschreiben Karl Lahusens gehört also Nordwolle ohne Durchschlag und ohne einen Erinnerungspermerk in die Amsterdamer Dunteltammer der Ultra- Mare ge fidt hat, die für Karl Lahusen die Zentrale für die großen Betrugsmanöver darstellte. Nur dadurch, daß dem Kontursverwalter pon britter Seite ein Durchschlag dieses sensationellen Dofumentes zugesandt murde, ist er
der Quelle einer Millionenschiebung
auf die Spur gekommen. Die Frage liegt nahe, mieniet andere Geheim briefe aus der Geschäftspragis der Gebrüder Lahusen noch ariftieren, von denen teine Durchschläge auf den Schreibtish des Kontursverwalters geflattert sind.
Das hier veröffentlichte Geheimschreiben Karl Lahusens sollte eine Millionenschiebung in die Wege leiten, die unter Mißbrauch der Bremer Staatshaupttaffe, und auch phne Wissen der Danatbant durchgeführt werden sollte. Daher findet sich auch in dem Briefe der nachdrückliche Hinweis, daß die Ultra Mare in Amsterdam wegen dieser Angelegenheit mit der Danatbant Bremen nicht torrespondieren dürfe. Ganz offensichtlich sollte die Danatbant über die hier verabredeten Buchungsmanöver im unflaren gelassen werden, damit Lahusen für die Nordmolle neue Kredite aus dieser Bant herausquetschen fonnte.
Mit den intimen Beziehungen, von denen Bahusen in seinem Briefe spricht, ist ganz offensichtlich
die enge Freundschaft mit dem Bremer Senator Bomers gemeint, ber der Inspektor ber Bremer Staatshaupt Mergerlicherweise habe ich gestern vergessen, bie folgende Anlegt hat, wird der Verlauf des Brozesses ergeben. Jedenfalls hat Anasse war. Die meit Bömers feine Pflichten in diesem Falle pers gelegenheit mit Ihnen zu besprechen. Ich teile die Einzelheiten Bahusen die enge persönliche Freundschaft mit Senator Bömers danur Ihnen mit, da es sich um eine ganz vertrauliche Sache zu ausgenugt, die Hauptfaffe des Staates Bremen zu Scheinhandelt. Ich darf Ihnen überlassen, was Sie davon für gut und manövern übelſter Art zu mißbrauchen. notwendig befinden, Herrn Trebbe mitzuteilen:
Da unser Debetsaldo bei der Darmstädter und Stationalbant unter heutigen Berhältnissen reichlich hoch erscheint, obwohl der uns zugefagte Strebit nicht in voller Höhe ausgenugt ist, haben mir von der Staatshaupttaffe Bremen 10 000 000 Mart bis Ende nächsten Jahres bekommen und diese an die Danatbant abgeführt. Die Hergabe des Geldes feitens des Staates muß natürlich geheim gehalten werden, da fonft politische Schwierigkeiten für die leitenden Herren, die auf Grund von persönlichen Beziehungen für die Sache
gewonnen werden fonnten, entstehen tönnten.
Ich habe mun natürlich den Wunsch, diesen Betrag über das Konto Der Hum laufen zu laffen, um den hohen Debetfalbo der Hum bei ber NM. zu brüden. Da bei uns außer den Herren Wertgen und Semler noch niemand etwas non der Transattion weiß, und im besonderen noch feine Buchungsaufgabe durch die Buchhaltung gelaufen ist, ist die Sache so zu machen, daß die Hum an die NR. mit Datum 20. November 1930 schreibt:
Wir vergüten Ihnen durch die Darmstädter und National bank Kall, Bremen , einen Betrag von 10 000 000 Mart Wert, 21. November 1930, morüber wir Ihrer Gufschriftsaufgabe auf Sonderfonto entgegensehen."
Wenn Sie dem folgen, würde die Hum also die NK. zu belaften und ein ,, Sondertonto Danatbant, Bremen ", zu ertennen haben Es müßte nur Borsorge getroffen werden, daß nicht etwa wegen diefes Sonderfontos von der Hum( Handelsgefelschaft Ultra Mare) aus mit der Danatbant, Bremen , einmal
Reparationsfonferenz im Juni?
Weitere englisch - französische Besprechungen
Paris , 25. Januar. ( Eigenbericht.) Ministerpräsident aval hatte am Montag im Außenministerium in Gegenwart des Finansministers Flandin eine fast zweistündige Aussprache mit dem englischen Butsch after Lord Tyrrell, die sich auf das Reparationsproblem bezog. Nach dem ,, Temps" ist im Laufe dieser Unterrebung versucht worden, eine An näherung zwischen der französischen und englischen These herbeizuführen und ein Abkommen zwischen belben
Weitere Blüten aus dem Revisionsbericht.
Der neue Bericht des Stontursverwalters Heinemann behenbelt insbesondere den Konflitt amischen der Bremer Hanjabant, einem Bantinstitut des Bremer Staates, und der Danatbant, fomie verschiedene merkwürdige Buchungsmanöver, die am Zusammenhang mit der befannten Stügungsaftion der Hansabant und der ReedereiDereinigung bei der Nordmolle entstanden sind.
Aus der Darstellung des Kontursverwalters werfen einige Bunfte ein bezeichnendes Licht auf die Geschäftspraktiken bei der Storbmolle. So hat die Hansabant der Nordwolle- Gesellschaft Ultramare in Holland nach ihrer Stühungszusage einen Kredit Don 2.4 Millionen Dollar eingeräumt, da in entsprechender höhe amerikanische Wechsel bei dieser Gesellschaft fällig geworden waren. Diese erwähnten Rembourstrebite stellten einen alten Strebit der Nordwolle bei der Danatbant dar, der durch Wechselziehungen der Nordwolle auf amerikanische Banten laufend neu mobilisiert murde. Diese Wechsel wurden wie Handelswechsel gegen Wollverschiffungen ausgestellt, waren aber in Wirklichkeit reine Finanzwechiel.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist, daß am 30. Juni 1931 auf Veranlassung der Danat zwischen Nordwolle und Hansabant ein Bertrag abgeschlossen wurde, monach die Nordmolle dieser ant Forderungen in Höhe von 1,25 millionen abtrat. Die aus diesen Forderungen einlaufenden Gelder hat aber die Hansabant trog An. forderung nicht erhalten, vielmehr wurden dieje vertraglich abgetretenen Außenstände von der Nordwolle bei Eingang der Gelder für eigene Zwede verbraacht.
England zahlt Schulden zurück.
30 Millionen Pfund am 1. Februar. Condon, 25. Januar.
Wie die Bant Don England mitteilt, hat sie die Absicht, den gesamten Restbetrag des im August vorigen Jahres aufgenommenen französisch- amerikanischen Balutakredits in Höhe von 30 Millionen Pfund Sterling zum Fälligkeitstermin am 1. Februar zurüdzuzahlen. Die Zurückzahlung werde ohne jede weitere Inanspruchnahme der Goldreserven der Bank möglich sein.
Diese Mitteilung zeigt, daß sich der Status der Bant von England weiter günstig entwidelt hat. Die Bant erhält damit ihre polje Bewegungsfreiheit zurück und ist in Butunft gegen jeden französischen oder amerikanischen Drud, der auf das Pfund ausgeübt fache auch politisch ausmirten.
bem Striege zwischen seiner alten und seiner neuen Heimat führenden Regierungen vorzubereiten. Schließlich sei eine Formel werden sollte, weitgehend geschüßt. Zweifellos wird sich diese Tat
Anteil genommen.
Das Saargebiet wählt am 13. März jeinen Landesrat nau. Er hat nur das Amt eines Gutachters für die Regierung, die vom Bölferbundsrat ernannt wird. Der gegenwärtige Landesrat murde 1928 gewählt und legt sich so zusammen: Zentrum 14, Sozial bemofraten 5, Rommuniften 3, Kommunistische Opposition 2, Deutsch - Saarländische Boltspartei 3 Size, Deutschnationale 1, Chriftlich- Soziale 1 und Wirtschaftspartei 1 Sig.