Die Mordvefiie. Die Blutschuld der Natioualsozialisten und Kommunisten. Gestern abend wurde der Kommunist Fritz Klemke eingeäschert, der bei dem nationalsozialistischen Angriff auf dl» Laubenkolonie Felseneck von Nationalsozialisten erschossen wurde. Der„Vorwärts� hat die Schuld der Notionalsozia- listen im Fall Felseneck nachgewiesen und damit eine ent» scheidende Wendung in der öffentlichen Meinung herbei- geführt, die zunächst geneigt war, die«chuld bei den Kommu- nisten zu suchen. Das hat natürlich die„Rote Fahne" nicht gehindert, ihren Lesern vorzulügen, wir hätten die Partei der chakenkreuzler ergriffen. Nach FelsenÄ befanden sich die Kommunisten den Nazis gegenüber in einer günstigen moralischen Situa. t i o n. Die Kommunisten müßten aber keine Kommuniftev sein, wenn sie sich nicht beeilt hätten, das wieder zu ändern. Am Sonntag wurde der Nationalsozialist N o r k u s, ein sechzehnjähriger Jun�e, auf offener Straße mit Messerstichen niedergemetzelt. Die entfesselte Mordbestie fordert Opfer, Opfer aus den Reihen der beiden Parteien, die der Pistole und dem Messer huldigen und die brutale Gewalt anbeten. Die Waffe allein, die die Anhänger dieser Parteien in der Tasche tragen, ist nicht schuld— mörderischer noch ist der dunkle, hetzerische Geist der Blutgier, der Nichtachtung des Menschenlebens. Diese Schuld trifft nicht nur die Nationalsozialisten, sondern auch invollerSchärfedieKommunisten! Statt den politischen und geistigen Kampf gegen den Faschis- mus aufzunehmen, haben sie sich den Methoden des individu - ellen Terrors zugewandt. Statt in Reih und Glied der klaffen- bewußten Arbeiterschaft zu marschieren, haben sie den Ruf ausgestoßen: Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft! Sie haben den Faschisten damit in die Hände gespielt, daß sie die terroristischen faschistischen Methoden selb st übernommen haben. Nun schieben Kommu- nisten und Faschisten einander die Schuld zu, jede Partei sucht die andere zu der alleinschuldigen zu stempeln und da- mit die öffentliche Sympathie für die eigenen verbrecherischen Taten zu gewinnen! Sympathie für die Mordbestie, gleichviel mit welchem Parteiabzeichen, wird niemals bei der wahrhaft klaffen- bewußten Arbeiterschaft zu finden sein! Sie sammelt sich ernst und entschlossen, um den Bürgerkrieg zu oerhindern, u m d e n Frieden zu erhalten, in den Reihen der Eisernen Front. Mit den Mordbuben, die mit Revolver und Messer in den Straßen umherschleichen, hat sie nichts zu tun. Von SA. erschossen. Ein Geständnis vnd ein Zeugnis gegen Hitler . In Essen wurde der Nationalsozialist<I u f e beerdigt, der von einem seiner eigenen Kameraden erschossen wurde. In der Trauer- seier erklärte der Essener Ortsgruppensiihrer der NSDAP . Ziltens, daß es durchaus möglich sei, daß Guse von einem Kameraden erschossen worden sei! Auch im Kriege seien deut- sche Soldaten versehentlich von eigenen Kameraden erschossen worden. Hitlers Befehl, daß jeder aus der Partei ausgeschlossen werde, der Waffen trag«, werde respektiert werden, abe? dieser Befehl HUlers gäbe nicht seine wahre Meinung wieder, er sei erlassen ans iakkischen Granden, um dem„Kystem" keine Handhabe gegen die Partei zn geben. Da sieht man, was Hitlers Legalitötseid« bedeuten und wie sie 'von seinen linterführern interpretiert werden! Naziterror m— Prag . Gegen deutsche Sozialdemokraten. Prag , 25. Januar. (Eigenbericht.) Am Sonntagabend acht Uhr kam es bei einem Dortrag in Prag zu Ausschreitungen hakenkreuzlerischer Studenten. Der deutsche sozialdemokratische Verein veranstaltete im großen Saal de? städtischen Bibliothek einen gut besuchten Vortrag des Berliner Arztes Dr. Hodann. In den Saal drangen etwa 2M Nazistudenten ein, um den Dortrag durch Schreien und Lieder- gröhleu zu stören. Zg Polizisten mußten einschreiten und die Ruhe- störer hinausschaffen. Erst dann konnte der Vortrag und die an- schließende Diskussion in Ruhe durchgeführt werden.
Nussisch-polnischer Nichiangriffspatt. Zu Warschau paraphiert. Warschan. DZ. Januar. Um sieben Uhr abends wurde heute in Moskau im Volkskommissariat für auswärtige Angelegenheiten vom polnische« Gesandten iu Moskau Patek und de» sowjet- russischen Volkskommissar für auswärtige Angelegen- Herten Lltwinow der polnisch-russische Nichtan- griffspakt paraphiert. Der Vertrag besteht ans einer Einleitung, acht Artikeln und zwei Zusatiprotokolle«. Der Nichtangriffspakt besagt in seinen Hauptpunkten: 1. Die beiden Vertragspartner verzichten auf die Siegelung nffyi- Streitigkeiten durch das Mittel eines Krieges. 2. Beide Staaten verpflichten sich, keine Vereinbarungen mit dritten Ländern zu treffen, die gegen ein« der Vertragsparteien gerichtet sind. Die Abmachungen, die zwischen einem der Vertragschließenden und einem dritten Staat getroffen worden sind, bleiben auch nach Abschluß des Nichtangriffsvertrages in Kraft, wenn es sich nicht um Vereinbarungen handelt, die An- griffsabsichten in sich bergen. 3. Der Vertrag gilt für eine Zell von drei Jahren. Cr kann fünf Monate vor Ablauf der Vsrtragszeit gekündigt werden. Er- folgt keine Künd'gung, so verlängert er sich'automatisch um weitere zwei Jahre. 4. Der Vertrag muß 20 Tage nach der Paraphierung ratifiziert werden. Die Übrigen Abschnitt« de« Vertrages beziehen sich auf die Der- pflichtungen der beiden Partner für den Fall, daß einer von ihnen von einer dritten Seite angegriffen wird. In einem solchen Fall« muß der andere Vertragspartner Neutralität bewahren. Der Vertrag wird von Polen erst dann unterzeichnet werden, wenn sämtliche übrigen Nichtangriffsverträge Sowjeiruß- lands, vor allem der Vertrag mit Rumänien , unterzeichnet worden sind. Der Zefuikenorden in Spanien anfoeläst worden. Die Jesuiten können im Lande bleiben, dürfen sich aber nicht mehr öjsenllich als Mitglieder ihres Ordens betätigen.
„Ich sage Euch, es gibt keine Republikaner---. Verflixt, was kommt denn da?"
Genf , 25. llanuar.(Eigenbericht.) Die SS. Tagung de» volkerbundsrals, die am Man- tag eröffnet wurde, wird von Paul Boncour präsidierl. Die Montagssitzung begann mll einem von allen Delegierten ausgesprochenen Bedauern über Briands schlechten Desundhestszu- stand und dem allgemeinen Wunsch für seine Besserung. Der nach Ablösung des vorläufigen Abrüstungskonoentions- Entwurfes von Deutschland unternommen« Versuch auf Abschluß eines Zivilluftfahrt-Abtommens mll dem' Ziel, die Zimllustfahrt aus den Abrüstungsverhandlungen herauszuhalten, wurde der Ab- rüftungskonfsrenz zur Erledigung zugeschoben. Die mächtigen Ein- flüsse, die Deutschlands Zivilluftfahrt in die Abrüstungsbestimmungen einbeziehen wollen, haben erreicht, daß zur Sache selbst nur eine Materialsammlung veranstaltet wurde. Sie enthalt Angaben über gegenseitige Luftoerlehrsverträge, über die Zahl der Flugzeuge so- wie Methoden der Veröffentlichung und wurde de? Abrüstungs- konferenz alz Material überwiesen. In der Nachmittagssitzung wurde die Aussprache über den mandschurischen KonflM begonnen. In der vorbereitenden Geheimsttzunz war Ehina eröffnet worden, daß der Rat kein« Möglichkeit für die Anwendung der Artikel IS und 16 des Völekrbundspaktes mll ihren wirtschaftlichen Sanktionen finden werde.(!) Deshalb beschränkte sich Chinas Vertreter Ben auf die erschütternde Schll- derung der immer schwereren Unterdrückung Chinas durch Japan . Er stellt« keinerlei Anträge und fragte den Rat nur. ob jetzt die vermittelnde Roll« nicht wirklich beendet sei und stä r« kere Mittel notwendig wären, um dem Konflikt endlich ein Ende zu berellen. Der japanische Vertreter Salo antwortete höhnisch, es seien noch immer die 25 Millionen Chinesen in der Mandschurei , also könne van einer großen Unterdrückung keine Rede sein(!) Ueher die Mandschurei hinaus sei die Besetzung notwendig geworden, da in Tschmtschau chinesische Truppen tonzentriert worden seien. In Schanghai sei die Lage sehr kritisch, aber nicht durch die Schuld der Japaner(?) Sato schilderte dann die angeblichen An» griffe und provozierten Zusammenstöße mll Chinesen und schloß mll der Versicherung, daß Japan keine territorialen Absichten auf die Mandschurei Hab«, aber es wolle die Mandschurei sichern für China (!) und alle anderen Mächte, die dort in Frieden arbeiten wollten. Japan warte das Ergebnis der Untersuchung der Kom- Mission ob, die gerade jetzt nach der Mandschurei abreisen werde. Mll dem Material dieser Kommission werde der Rat besser urteilen tonnen. Zen-Ehlua erwiderte mll der deutlichen Feststellung, der Zweck der japanischen Besetzung und der neve japanisch« Vorstoß sei, den chinesischen Boykott zu brechen. Man könne immer und immer wieder mehr Truppen hinschicken, keine Regierung könne aber die Bevölkerung zwingen. Maren zu kaufen, die sie nicht wolle. Zum drittenmal seit 15 Jahren habe Japan chinesische» Land besetzt. Man brauche sich daher nicht zu wunöern, daß das ganze Volk verzweifelt fei und nunmehr Gegenmaßnahmen ergreife. Er hoffe auf«ine gerecht« Behandlung durch den Völterbundsrat. Paul Boncour faßte die Debatte zusammen: Der Rat werde sich überlegen, was zu tun fei. Bezüglich der Mandschurei s« der Rat an die Resolution vom 10. Dezember gebunden. Jetzt aber müßten die Ereignisse, die seither eingetreten seien, untersucht werden. Sie seien sehr schwer und«r bitte«instweisen die Parteien, bei ihren Regierungen vorstellig zu werden, damll jede Feindseligkell vermieden werde. Damit schloß die Debatte. — Die Fortsetzung der chinesisch-japanischen Aussprache findet am Dienstag- vormittag statt. Gozialifiifche Internationale brandmarkt den japanischen Imperialismus. Sölu. 25. Januar.(Eigenbericht.) Außer mll den Fragen der Reparationen, der Kriegsschulden und der Abrüstung beschäftigt« sich das Büro der Sozia- listischen Lrbeiterinteruational« in Köln auch mll de» kriegerischen Operationen der Japaner in der
Mandschurei . Dazu wurde eine Entschließung gefaßt, in der es u. a. heißt: Das Büro der SAJ. prangert die Gefahr für den Weltfrieden an, die diese Vergewaltigung des Selb st best im- mungsrechtes eines Volkes, diese Verletzung der internationale!, Verträge, diese Diskreditierung der internationalen Instrumente. die die Herbeiführung der friedlichen Lösung von Konflikten de- zwecken, bedeutet. Das Büro stellt fest, daß die Anwesenhell des Vertreters von Japan bei der Abrüstungskonferenz als Verhöhnung und Herausforderung so lange erscheinen wird, als Japan die Mandschurei besetzt hall. Das Büro sendet im Namen aller sozialistischen Arbeiter den organisierten Arbeitern Chinas , die,,, die Hilfe der Internationale verlangt haben, feine sozialistischen Grüße. Di« SAJ. rechnet darauf, daß das Proletariat der beiden Länder sich gemeinsam gegen die imperialistische Politik, die ihnen beiden großen Schaden bringen wird, wenden wird. Das Büro fordert die Arbeiter aller der Sozialistischen Arbellerinternationale angeschlossenen Parteien auf. jede Gelegenhell zu benutzen, um die Verbrechen de» japanischen Militarismus am Völkerrecht zu brandmarken. Das Büro der Sozialistischen Arbellerinternationale sandte ferner an die Verurteilten im Brest -Litowsker Prozeß«in Telegramm, in dem es seiner Bewunderung Aus- druck gibt für den Mut, mit dem die Angeklagten während der Pro- zeßtage unermüdlich die Wahrhsll über die traurige Lage Polens aller Well zum Bewußtsein gebracht haben. Das Büro erwartet. daß das Urteil, das mll dem Rechtsbewußtsein in scharfem Wider- spruÄ steht, niemals zur Dollstreckung gewngt. MinlsterprSsident Gunfo zurückgetreten. Nanking. 25. Januar. (Reut «.) Der zur Zell ia Schanghai weilende chinesische Miaisierpräfldent Snnso ist zurückgelreteu. weil die Regierung mit seiner Politik der „pasllloen Aktion" gegen Japan nicht einverstanden war. Inzwischen verhandeln die chinesischen Behörden in Schanghai zum Zwecke der friedlichen Beilegung der chinesisch-japanischen Schwierigkeiten über die Auflösung aller antijapanilchen Der- einigimgen, die den ersten Schritt zur Annahme der japanischen Forderungen darstellen soll Neues Mimatum des Admirals. Schanghai . 25. Januar. Der Bürgermeister des chinesischen Viertels von Schanghai wurde am Montag vom japanischen Flollenchef in Schanghai , A d m i r a l Schirosawa, empfangen. Der Bürgermeister brachte seine Bemühungen um die Erfüllung der japanischen Forderungen zum Ausdruck. Er hatte am Sonntag ein« Besprechung mll Vertretern chinesischer Gesellschaften in Schanghai , uM mll diesen über die von Japan geforderte Auflösung der japanfeindlichen Verbände zu sprechen. Der Bürgermeister drückte dem Admtral die Hoffnung aus, daß es ihm noch im Laufe des Montag gelingen werde, die Auflösung dieser Verbände durchzusetzen. Admtral Schirosawa teilte dem Bürgermeister mit. daß Japan unbedingt darauf besiehe, seine Forderungen innerhalb 4L Stunden erfüllt zu sehen. Eine weitere Befristung des japanischen UlliMatmps komme nicht in Frage. Zwei Munitionskähue explodiert.— 40 Tote. Schanghai . 25. Januar. Ztoe! chinesische, mll Munition beladen« Lastkähne explodierten aus unbekannter Ursach«. Die gesamte Besatzung von vier- zig Mann wurde getätet. Die Explosion hatte ein« große Panik zur Folge, da die Bevölkerung glaubt«, daß die Japaner die Stadt beschossen hätten. Am Abend wurde in einem großen Kino in der internatio- nalen Niederlassung ein« geladene Bombe entdeckt. Das Theater konnte noch rechtzellig geräumt und die Bombe entfernt werden.