d
Kurune: Hoch der Retter! TC
,, Namu?" sagte der Schupo.
,, Mein Wecker ist wohl verrüdt geworden!" lachte Franz. Ich nehm' ihn immer zur Nachtschicht mit. Wegen der Pause, verstehen Sie?" metai moted
,, Ich denke, Sie sind arbeitslos, Sie haben es doch vorhin so erzählt?" Der Schupo sah Franz plötzlich mit anderen Augen an. ..Hab' ich Ihnen erzählt?" fragte Franz. Da war ich wohl noch ein bißchen dösig vom kalten Bade. Aber das stimmt auch. Die Nachtschicht ist auch nur Gelegenheitsarbeit." Der Menschenkreis um Franz und den Schupo murde trotz der späten Stunde immer größer.
Hier find fra Möglichteffen: Bublo macht die Wäsche fein Was hältst du davon?"
der beste ist," seufzte meine Frau. Bublo macht die Wäsche rein Wer fann ohne Bublo sein? Ausgezeichnet," stimmte ich zu.„ Du brauchst nur noch Halle,
song. Aber mas mir not tut, ist eine neue Variation der Buchstaben des Wortes„ Schindler". Ich habe bis jetzt nur 37 qu< sammenbekommen."
Doch wir hatten bereits unsere Geistesfräfte erschöpft. Die Suche nach neuen Buchstabenzusammenstellungen lastet wie ein Alpdrud auf mir. Sobald mein Auge auf gedruckte Buchstaben fiel, rüttelte ich sie ganz von selbst durcheinander. Ich ertappte mich dabei, daß ich in den Zeitungen Meldungen über Manchina und Japuria las, und im Gasthaus bestellte ich so erotische Speisen wie Steefbeat mit getratenen Bartoffeln und andere.
Borsichtig bog ein Mann um die Ece. Er trug eine alte Aften- Franz die Tasche endlich im Arm hielt, begann innen der Becker lujah" am Ende hinzuzufügen und haft einen ausgezeichneten Nigger. tasche unter dem Arm. Man hätte ihn für einen soliden Arbeiter loszurasseln. halten können, der von der Nachtschicht kommt. Franz Kerr aber hatte foeben einen Uhrmacherladen besucht. In der Aktentasche befanden sich Einbruchswerkzeuge und erbeutete Uhren, Ringe, feine außergewöhnlichen Sachen dann wären wohl auch die Hindernisse schwieriger, vielleicht unüberwindlich gewesen. Immerhin hatte dieser zweite Einbruch gelohnt. In einem Gebüsch im Park, der in der Nähe lag, hatte er sein Fahrrad angefettet und versteckt. Es war nicht mehr weit bis dorthin. Wenn er erst auf dem Rade saß, konnte er in einer halben Stunde bei Padde, dem Hehler, sein und die Ware verschärfen. Dann wollte er sich erst mal Tabat taufen. Und vom Bubifer eine Bulle Rum und ein paar ,, Buletten" mitnehmen. Er wohnte in einer Laube. Franz Kerr schritt schneller aus. Eine Wärme fuhr durch seine Glieder, als hätte er bereits ein paar Gläser Rum getrunken. In der Aktentasche tickte der Wecker, den er für eigenen Gebrauch gnädigst hatte mitgehen heißen, wie das böse Gewiffen. Dummes Luder!" fnurrte Franz ,,, mach nicht so'n Krach!" Er hatte nur noch über die Brücke zu gehen und dann links in den Bart abzubiegen. Dort lag sein Rad. Aber vor Frang', als er die Brücke überquerte, ließ sich plötzlich ein Mädchen vom Geländer in den Kanal fallen. Franz bekam einen Schreck, als hätte ihn ein Schupo gestellt und ihm die Hand auf die Schulter gelegt:„ Sie sind perhaftet!"
Sein erster Gedanke war: Mensch, lauf fort!" Aber dann bengte er sich doch über das Geländer und sah hinunter. ,, Soll ich...? Soll ich nicht?" zauderte er in blitzschnellen Betrachtungen...
„ Soll ich? Soll ich nicht?" So hatte er auch vor dem UhrBacherladen geschwankt.
Unte im Kanal gludste und gurgelte das Wasser, das Mädchen mar untergegangen und wieder hochgerissen worden, es schrie nicht, hug aber mit den Armen, und einmal sah Franz im Schein der Brüdenlaternen ihr blasses Gesicht zum Himmel gerichtet.
In diesem Augenblick ließ er die Tasche fallen. Franz sprang ins Waffer, um einen Menschen zu retten. Er bekam das Mädchen zu paden. Man schnell," dachte er.„, Raus aus der dreckigen Tumfe!"
Er hatte gar nicht bemerkt, daß sich inzwischen auf der Brücke Bassanten angesammelt hatten. Erst als es aufmunternde Zurufe von oben gab, stellte er es mit Schrecken fest. Auch der Tschato eines Schupos tauchte da oben auf.
Franz wäre jetzt gern untergetaucht, wie ein Fisch, auf den ein Bogel Jagd macht, aber von der Kaitreppe streckten sich ihm schon viele hilfreiche Hände entgegen und ein paar Stimmen riefen begeistert: Hoch der Retter!" Franz wurde mehr getragen, gezogen, geschüttelt, als er ging. Ein Sanitäter aus irgendeiner Sportorganifation, der sich zufällig in der Menge befand, nahm sich sofort des Mädchens an, das bereits die Augen aufschlug. Ein Tagi brachte die Lebensmrüde zur nächsten Rettungsstelle.
Der Schupo aber hielt Kerrs Tasche in der Hand. Franz murde bei diesem Anblick übel. Doch der Schupo schüttelte ihm herzlich die Hand. Sie haben ein gutes Werk getan! Wie heißen Sie? Sie haben sich die Rettungsmedaille verdient!"
Franz winkte erschroden ab. Machen Sie nur fein Aufhebens davon. So was fann alle Tage vorkommen. Ich hab' ja nichts anderes zu tun. Und wenn man arbeitslos ist, ist es ziemlich egal, ob man hier oben herumläuft oder dort unten schwimmt." Die Umstehenden mischten sich lebhaft ein.
Sie haben eine Belohnung verdient. Es wäre falsche Bethebeitheit, wenn Sie von vornherein auf eine Belohming verzichten wollten."
,, Hoch der Retter!" riefen ein paar Leute, die hinzugetreten waren und von anderen Aufklärung über diese Ansammlung erhalten
hatten.
Franz stand verlegen und am ganzen Leibe zitternd in der Menge.
Sie brauchen trodene Sachen. Kommen Sie mit zum nächsten Revier. Es find fünf Minuten!"
,, Danke!" sagte Franz. Danke! Ich komme schon so nach Sause. Ich wohne gar nicht weit."
Jemand lud Franz in das nächste Lokal zu ein paar Schnäpsen. „ Das könnte man machen!" nahm Franz aufatmend die Eintabung an.
,, Na, wie Sie wollen!" sagte der Schupo und hielt die Tasche hoch. Die gehört wohl Ihnen, was?"
,, Ja!" fagte Franz. Er sagte es so undeutlich, daß man aus einer Antwort auch ein Nein!" hätte heraushören fönnen. Als
zu,
Sehen Sie nicht!" rief ein Herr mit einer Brille dem Schupo der Mann muß andere Sachen bekommen. Er holt sich hier noch eine Lungenentzündung dafür, daß er einen Menschen aus dem Wasser gezogen hat!" ,, Was eigentlich Ihre Pflicht gewesen wäre!" setzte ein anderer Wozu haben Sie Nachtdienst? Wozu bekommen Sie Ihr Gehalt? Nachher fujonieren Sie noch den Mann, der für Sie ins Wasser gehopst ist."
hinzu.
..Hoch der Retter!" riefen einige dazwischen.
Der Schupo, etwas verärgert durch die letzten Aurempelmgen, drehte sich nach den Rufern um und es schien fast, als wollte er hier Demonstrationen" verbieten, dann fiel ihm wohl wieder ein, um was es sich hier handelte.
11
,, Na, gute Erholung!" sagte er zu Franz und legte die Hand grüßend an den Tschako.
Franz ging davon. Nicht zu langsam, nicht zu schnell, in kluger Borsicht, während er doch am liebsten losgerannt wäre. Er hörte immer noch die Stimmen auf der Brüde. Sein Schritt wurde immer noch die Stimmen auf der Brücke. leichter. Er lachte.
Aber wie als Antwort auf dieses Lachen erscholl plötzlich eine laute bekannte Stimme, die Stimme des Schupos: ,, Halt! Barten Sie noch! Halt!" Den guten Leuten auf der Brücke war nämlich etwas eingefallen. ,, Wir hätten für den armen, tapferen Kerl wenigstens jammeln können!" sagte jemand.
,, Los!" ermunterte ein anderer. Geld flog in den Tschako des Schupos.
,, Halt! Warten Sie noch! Halt!" schrien einige in die Richtung, in der Franz even davongegangen war. Man hielt ein Tari an und fuhr ihm nach. Erreichte ihn.
Und jetzt beging Franz eine Dummheit. Er rannte wie ein Irrsinniger davon. Eine Viertelstunde lang hatte er den bescheidenen Retter glänzend gespielt, jetzt benahm er sich plötzlich wie ein Dilettant. Er rannte davon.
,, Da stimmt etwas nicht!" fagte der Schups, dem auch vorhin nicht alles ganz klar geworden war. Das Auto fief schneller als Warum sind Sie denn fort Franz. Der Schupo holte ihn ein. gelaufen?" fragte er den Keuchenden. So weit geht Ihre Be. scheidenheit denn doch nicht, wie?"
Die anderen Leute, die noch im Auto saßen, nahmen jetzt energisch für Franz Partei.„ Es ist unerhört! Hat der Mann einen Menschen totgeschlagen oder einen Menschen gerettet?"
,, Und jetzt hat er bestimmt eine Lungenentzündung weg!" tonstatierte der Herr mit der Brille.
Bitte!" sagte der Schupo, sein Gesicht war jetzt sehr dienstlich, steigen Sie in die Tage, Herr.. Herr..." Sterr! fenigte der Lebensretter. „ Herr Kerr! Sie fommen mit zur Bache. Dort können Sie Dort können wir Ihre Bersonalien auf Ihre Kleider trodnen. nehmen. Dort können Sie auch für die Rettungsmedaille vorgemerkt
werden."
,, Er hätte schon längst im Bett liegen und eine heiße Zitrone trinten müssen!" meinte der Herr mit der Brille. Schon längst!" dachte Franz.
"
Dann stieg er, weil ihm nichts anderes übrig blieb, in das Auto. ., Hallo! Vergessen Sie die Tasche nicht!" bemerkte der Schupo. Sein Gesicht wurde immer dienstlicher.
,, Schön. Auch das!" dachte Franz und nahm die Tasche auf, die er vorsichtig hatte vergessen" wollen.
,, Und das Geld, das wir gesammelt haben?" fragte jemand, ehe das Auto abfuhr.
Nun, das Geld war unbestritten Franz' Eigentum. Das nahm man ihm nicht auf der Wache ab. Davon forte er sich später im Gefängnis Tabat, Brötchen und Marmelade kaufen.
Weare Holbrook: Buchstabenkoller
Im Restaurant machte mich meine Frau auf einen Mann am Nebentisch aufmerksam.„ Sieh nur, ist er nicht der vollkommene Bohemien?" fragte fie mich. Sicherlich ein Künstler!"
Es war ein junger Mann in einer Samtjacke und mit mehender Künstlerschleife. Die interessante Blässe seines Gesichts stand in eigenartigem Gegensatze zu seinem tiefschwarzen langen Haar.„ Schau nur, er schreibt etwas nieder," murmelte meine Frau. ,, Er ist be stimmt ein Dichter."
Ich betrachtete erneut den Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit. Er hatte Papier und Bleistift hervorgezogen und schrieb wütend darauf los. Dann hielt er für einen Augenblick inne, fuhr sich mit der Hand über die Augen und starrte auf die vor ihm stehende Flasche mit Suppenwürze. Schließlich zertnitterte er mit einem unterdrüd ten Ausschrei der Wut das Papier, warf es weg, nahm seinen breit frempigen Hut und eilte von dannen.
-
-
-
-
-
Kaum hatte er sich entfernt, als meine Frau das zerknitterte Blatt Papier vom Boden aufhob und glättete. Es trug folgende Gnu Leu Keule Unfe Inschrift: Lug- flug. Ulf." „ Das ergibt feinen Sinn," bemerkte ich.„ Das muß Lyrik fein. Aber die Augen meiner Frau wanderten suchend durch den Raum und blieben schließlich an der Flasche Suppenwürze haften. „ Glunde!" rief fie triumphierend aus.
Wie?!"
Glundes Suppenwürze! Weißt du denn nicht? Sie geben demjenigen einen Preis von 50 000 Dollar, der die meisten Wörter aus den Buchstaben in dem Namen Glunde bildet!" " Ja, aber warum denn?"
„ Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen. Bemühe bich lieber, die 50 000 Dollar zu gewinnen!" Dies war, geneigter Leser, der Anfang meines Zusammenbruchs. Auf dem Heimmeg brachte ich allerlei seltsame Kehllaute hinter meinem Kragenknopf hervor. Mein Nachtar in der Untergrundbahn setzte sich weg von mir: er argwöhnte, daß ich ein wenig um den Verstand gekommen sei. Aber ich versuchte bloß, ein neues
Wort zu erfinden, das zur Mehrung des Ruhmes der Suppenwürze Glundes beitragen sollte.
Indem wir die einzelnen Buchstaben auf fleine Stückchen Papier schrieben und diese tüchtig durcheinanderschüttelten, gelang es uns, ein Dugend wortähnlicher Variationen über das Thema Glunde zu schaffen. Die meisten schienen mir der Babysprache entnommen zu sein; aber meine Frau behauptete, daß sie mittelhochdeutschen Ursprungs seien.
Bald aber wandten wir uns anderen Zielen zu. Die Aufregung des großen Schindler- Schuhpasta- Wettbewerbs ließ uns Glundes Suppenwürze vergessen. Wir vernahmen die Einzelheiten aus unserem Lautsprecher, aus dem sie zwischen zwei Bruchstücken aus Tristan und Isolde " hervorsiderten. Demjenigen, der die größte 3ahl von Wörtern, gebildet aus den Buchstaben des Namens Schindler, einsenden würde, winfte ein Siegespreis in Gestalt einer Gratisreise nach Bayreuth . Natürlich würde man den Sieger nicht mit roher Gewalt zwingen, nach Bayreuth zu fahren; wenn er es vorzöge, fönnte er auch zu Hause bleiben und sich auf seinen Lorbezren ausruhen. Aber in jedem Falle würde der Name des Siegers an allen Straßeneden platatiert werden als derjenige, der die meisten Wörter aus dem Namen Schindler herausgeholt hat".
Es war eine Herausforderung. Meine Frau und ich machten uns sofort an die Arbeit und bemühten uns wochenlang im Schweiße unseres Angesichts. Fast zu jeder beliebigen Tages- und NachtRind Hilde stunde fonnte man uns murmeln hören:„ Schild. Reich Linde Schrei Reis Unsere Wohnung war mit Papierstückchen mit geheimnisvollen Inschriften überfät. Noch vor fünfzehn Jahren wären wir als deutsche Spione verhaftet
worden.
-
Um ein wenig Abwechslung in die Eintönigkeit unseres Daseins zu bringen, arbeitete meine Frau an einem Merkspruch für BubbloSeifenflocken( mit nicht mehr als dreißig Buchstaben). Er interessierte mich nicht besonders, da der Preis bloß in einer elektrischen Waschmaschine bestand. Ich weiß wirklich nicht, welcher Spruch
|
Als es immer schlimmer wurde, schickte mich meine Frau ins Bett und holte den Arzt. Der Arzt verschrieb mir vollständige Ruhe und einfache einfilbige Nahrung.„ Es ist bloß leveranstrengung durch Teilnahme an diesen Wettbewerben," sagte er.„ Sie haben einen geistigen Muskelkrampf. Halten Sie alle Lautsprecher und Zeitungen von sich fern und Sie werden wieder gesund werden!" Ich hielt mich genauestens an die ärztlichen Vorschriften und erholte mich tatsächlich. Aber es war eine ernste Lehre für mich gemejen, und ich hütete mich vor den Radiowettbewerben. Nur manchmal reißt mich noch mein alter Kampfgeist fort, und ich zähle die Punkte in meinem Kreise zusammen oder stelle zerschnittene Porträts von Washington oder Hoover zusammen. Manchmal winft ein Klavier oder ein 56teiliges Teeservice als Siegespreis. Ich habe bis jetzt noch kein Klavier und auch kein 56teiliges Teeservice gewonnen, aber ich werde stets mit ehrenvollen Erwähnungen in der Gewinnerliste bedacht. Einmal wurde mir sogar ein dritter Preis zugedacht. Er besteht aus einem herrlich ausgestatteten Diplomin grünem und schwarzem Druck mit einem purpurroten Siegel und berechtigt den Inhaber bei Einkauf eines Klaviers zu einem Preisnachlaß von 25 Dollar. Wer Luft hat, fann es in meinem ( Autorisierte Uebersehung von Leo Korten.) Trophäenzimmer besichtigen.
-
Erna Büsing: Ramadan
-
Mindestens 350 Millionen Moslems fasten zur Zeit. Ob sie in einer Lehmhütte wohnen oder in einem Palast, ob sie in einer Großstadt zusammengepfercht leben oder das Himmelszelt als Decke über fich haben, sie halten ihn heilig den Monat Ramadan. Sie fasten von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Das berechnet man, 3. B. für Deutschland in diesem Jahre von 6 Uhr bis ein Biertel nach 16 Uhr. Da der Mondmonat Ramadan 30 oder 29 Tage hat, jedes Jahr aber elf Tage früher beginnt als das Sonnenjahr, fällt er im Verlaufe von 30 Jahren in alle vier JahresBeiten.
Wie jedoch kommt es, daß noch heute selbst sehr aufgeklärte Moslems innerlich so bereit sind, Mohammeds Gebot mit lebendigem Geist zu erfüllen? Der Grund ist darin zu suchen, daß der Islam nicht nur Religion, sondern auch Staat, Gesez und Kultur ist. Als Mohammed auf Erden wirkte, war sein Bolt nahe daran, an der Blutrache zugrunde zu gehen. Der tägliche Ueberfall auf Bolks: genossen war zur Selbstverständlichkeit geworden. Wer vor seine Haustür oder in seinen Garten ging, wer geschäftliche Angelegenheiten besorgte, mußte gewärtig sein, der Blutrache zum Opfer zu fallen. Da trat Mohammed , dieser erdverbundene, start diesseitige Mensch, mit den Lehren der Demokratie hervor. Er predigte das Gemeinschaftsgefühl, er erließ religiöse Gebote, die es fest verankern. lind es ist grundfalsch, Mohammed nur als Religionsstifter zu be trachten; denn er war ein Staatsmann. Er schuf, bei bemußter Ausschaltung des Raffe, und Nationalgedankens, allein auf den flam gegründet, ein Reich. Genau wie das Christentum heidnische Sitten bestehen ließ, ging Mohammed nicht achilos an den eingewurzelten Gebräuchen seines Volkes vorüber. So übernahm er den Monat Ramadan, der bereits in vorislamischer Zeit zum Monat des Burgfriedens bestimmt war. Hieß es doch schon damals:„ Wenn Dich einer belästigt, so sage ihm Ich faste". Und es wurden auch tatsächlich alle Stammesstreitigkeiten aufgehoben oder verschoben und die besten Gelegenheiten zur Blutrache unbenutzt gelassen.
Mohammed aber mußte sein Volk zur Gemeinschaft erziehen, er mußte, es ist gut, wenn der Reiche weiß, wie dem Armen der Hunger tut, und darum erhob er das Fasten zur religiösen Pflicht. Sie braucht freilich nur dann ausgeübt zu werden, wenn ihre Erfüllung möglich ist. So entbinden Krankheit, Reise und Schwangerschaft von der Pflicht des Fastens. Ebenso soll der Jugendliche nicht fasten und der Moslem fastet meistens das erstemal in seinem 18. Lebensjahre. Während des Fastenmonats soll man sich aber auch aller bösen Worte enthalten. Ferner ist der Monat Ramadan bei ihrer eigenwilligen Aussprache des arabischen Alphabets nennen die Türken ihn Ramasan - der Monat der Wohltätigkeit und der sozialen Fürsorge. Es ist die selbstverständliche Pflicht eines jeden, dafür zu sorgen, daß in seiner Nachbarschaft feiner hungert und über das Notwendigste hinaus jogar noch etwas Warmes 311 essen hat.
-
Bis der allabendliche Kanonenschuß das Ende des Fastens anfündigt, darf der Moslem weder essen noch trinken noch rauchen. Dann aber steht der Tisch gedeckt und die selbsthergestellten Fruchtfäfte und Yoghurt , Getränke, die sich auch der Arme leisten kann, spielen eine große Rolle. Die Moscheen bleiben bis zum Morgendämmern geöffnet und nach dem Abendbrot kann der einzelne freiwillige Gebete verrichten, die eine ausgezeichnete rhythmische Bewegung des ganzen Körpers bedeuten und dem ermüdeten Magen die Verdauungsarbeit erleichtern. Das wirkliche Leben beginnt im Monat Ramadan erst nachts. Die Kaffeehäuser machen die besten Geschäfte des ganzen Jahres, alle Verkaufsstände sind geöffnet und des Bolt ergötzt sich an den Schattenspielen des Kara Gös ( Schwarzes Auge). Die Märchen und andere Erzähler berichten vom großen Saladin, den Kreuzfahrern und Malefed Sacher, der die Kreuzfahrer schlug.
Und was das beste von all' dem Schönen ist, die Kinder dürfen des Nachts aufbleiben. Die liebevollen aber straffen Fesseln der islamischen Erziehung sind gelockert. In Horden durchziehen die Kinder die Straßen und begeistert von den lebendigen Kriegserzählungen aus grauer Vorzeit erproben sie praktisch den eigenen Heldenmut und liefern sich mit Nachbarsjöhnen regelrechte Schlachten. Darum fommen die Jungens sehr oft- die Eltern enthalten sich ja heillos verschrammt und mit Beulen verziert aller bösen Worte nach Hause im munderbaren Burgfriedenmonat Ramadan.
-
Wo bleiben die Eisberge? Im Nordatlantischen Ozean gab es im vergangenen Jahre feine Eisberge. Ein Ausbleiben ist für die Schiffahrt natürlich sehr erfreulich, aber nun sind die Naturwissen schaftler darüber in Verlegenheit geraten, denn sie haben noch feine Erklärung dafür gefunden.
Amerikanische Lynchjuftiz. Seit 1889 find in den Vereinigten Staaten insgesamt 3693 Neger durch Lynchjustiz ermordet worden; das sind im Durchschnitt 115 Fälle jährlich. In den letzten sechs Jahren ist allerdings die Zahl der Böbelmorde auf durchschnittlich; 16 jährlich zurückgegangen.