« Die Reden von Kaure, Nenn«, Lobe Gegen den Faschismus, für miernationale VerAändigung!
Zaren! Es lohnt heute noch, das Buch zu lesen, das der ermordete Kurt Eisner damals über diesen Prozeß verfaßt bat. Dieser Prozeß ist ein Schandmal der Liebedienerei und Kriecherei des toilhelmtnischen Regiments vor dem russischen Zarismus. Fast hätte dieser Prozeß Qtto Brauns Leben vernichtet: er erkrankte in der Untersuchungshaft an Blind- darmentzündung. Staatsanwalt und Gericht verweiger- ten ihm Urlaub zur Pornahme der Operation, das Ge- richt mit der frivolen Begründung: e-.« läge Fluchtverdacht vor wegen Nähe der— russischen Grenze...(bei Hoch- verrat gegen den Zaren!) Der Prozeß endete mit einer grossen Blamage der über- eifrigen Anklage und dem Freispruch der Angeklagten. Otto Braun wurde 1911 als Kassierer indenParteivorstand berufen und oerlegte damit seinen Wcthnsitz nach Berlin . Bei der Preußenmahl von 1913 entsandte ihn der Wahlkreis Ober- und Niederbarnim , der die nördlichen Vor- orte Berlins umfaßte, zusamm.en mit Konrad H a e n i s ch und Adolf H o f e r in das pröyßische Dreiklafsenparlament. Als Mitglied der sozialistischen Ziehn-Mann-Fraktion kämpfte Braun wacker gegen den Uebernmt der Junkermehrheit, zu- mal auf seinem Spezialgebiet, der Agrarfrage, die ihm immer wieder Gelegenheit bot, für die Interessen des verelendeten Landproletariats einzutreten. Man darf von ihm sagn, daß er als Minister seine Reden, die er als Abgeordneter hielt, nicht vergessen hat. Als die Revolution Otto Braun auf den Posten eines preußischen Landwirtschaftsministers stellte, hat er den Landarbeitern das volle Koalitionsrecht, die volle soziale Versicherung und die Tarifverträge gegeben, hat er die Landarbeitersiedlung und den Bau von Landarbeitcrwohnungen in Angriff genommen. Kein preußischer Minister ist dem Junkertum und der Reaktion so verhaßt gewesen wie der Landwirtschaftsministcr Braun. Zur Siedehitze stieg ihre Wut, als er im Jahre 1919 die streikenden Landarbeiter verteidigte und die Schuld des Junkertums feststellte, das durch seine halsstarrige Ablehnung der Tarifverträge und aller Schlichtungsversuche diese Streiks heraufbeschworen hatte. Ebenso stürinte im Landtag der Haß des Ostelbiertums gegen Otto Braun an, als er im Winter 1919/20 durch Notoerordnung der systema- tischen Aussperrung der organisierten Landarbeiter durch die Junker ein Ende bereitete. Kein Wunder, daß Otto Braun an die Spitze des Staats- Ministeriums berufen wurde, als nach dem K a p p- P u t s ch ein Mann mit fester Hand und starken Nerven erforderlich wurde, um die sich ausbäumende Reaktion niederzukämpfen. Otto Brauns Berufung zum preußischen M i n i st e r p r ä s i- denken zusammen mit der Ernennung Carl Severings zum preußischen Innenminister bedeutet die eigentliche Ge- burtsstunde des„republikanischen Preußens". Abgesehen von der sechsmonatigen Unterbrechung durch die Stegerwald- Episode hat Otto Braun das Steuer des preußischen Staats- schiffs bis heute in der Hand behalten. Cr hat alle Versuche der vereinigten Reaktion von Hugenberg bis Thäl- mann, ihm dieses Steuer zu entwinden, mit kaltem Blut und überlegener Staatskunst niedergekämpft. Weder die fünfmalige Ministerstürzer« des ersten Ouartalsjahres 192.?. noch die alljährlichen Mißtrauensanträge der vereinigten- Opposition von rechts und links, noch der schwarzweitzrote Äowjetvalksentscheid von 1931 haben Braun aus dem Sattel zu heben vermocht. Aber die zwölf Jahre Ministerpräsidentschaft Braun be> deuten keineswegs ein Sichanklgmmern an Ministersesiel, sondern sie bedeuten eine wirkliche Führung, eine staatsmännifche Leitung. Otto Braun ist es gelungen, im Gegensatz zu den ständigen Regierungswirren des Reiches, das republikanische Preußen als festes«md stabiles Element in die deutsche Politik einzufügen, an dem so und so oft auch die Reichspolitik ihren Halt gesucht«md gefunden hat. Ohne Braun und das republikanische Preußen hätte S t r e s e- mann keine Verständigungspolitik machen können, ohne Braun und das republikanische Preußen wäre im Jahre 1923 bereits der Hitler -Putsch geglückt, ohne Braun und das republikanische Preußen wäre es mindestens zweifelhaft, ob nicht heute schon der Faschismus in der Reichs- rcgierung säße. Otto Brauns Wirken ist aus der deutschen Geschichte nicht mehr fortzudenken. In ihm verkörpert sich heute das Zentrum der republikanischen Front, die heute noch eine Abwehrfront ist, aber morgen wieder eine Angriffsfront sein wird. Was er uns lehren kann, das hat er uns in zahlreichen Reden gesagt, die im Gegensatz zum Phrasenschwall eines Hitler so ganz und gar des rauschenden Pathos entbehren und ganz auf kalte Sachlichkeit eingestellt sind. In fast jeder seiner Reden betont Braun den Grundgedanken, daß es in der Politik nicht darauf ankommt, sich Wunfchträume auszumalen, sondern daß es gilt, klar die Tatsachen zu erkennen und nach ihnen sein Handeln einzurichten. Daß Otto Braun seiner eigenen Lehre in der Praxis stets gefolgt ist, bildet das Geheimnis seines Erfolges.' Seine klare Energie hat sich durchgesetzt, wenn andere die Nerven verloren. Er hat niemals sich oder andere an Phrasen be- rauscht, er hat sich auch nie gescheut, das Bittere und Un- populäre zu wn, wenn es nötig war. Aber gerade das hat ihn populär gemacht. Denn es besteht— trotz allem— im Volk eine feine Witterung dafür, ob einer eine Wetterfahne ist, die sich mit dem Winde der Bolksgunst dreht, oder der Mann, auf den man sich verlassen kann. Hart wie seine Energie ist auch der äußere Lebensgang Otto Brauns gewesen. Mit schwerer Hand hat das Schicksal in sein Familienglück eingegriffen: es hat ihm den einzigen Sohn genommen, es hat über seine treue Lebensgefährtin jahrelange Krankheit gebracht. Heute aber, an seinem 60. Ge- burtstag, umgibt Otto Braun die dankbare Liebe von Mil- lionen von Republikanern, die mit Vertrauen und Ehr- erbietung zu ihm aufblicken als dem Mann, der durch ein Jahrzehnt die Republik von allen Anschlägen der Reaktion geschützt hat und der sie auch weiter schützen wird. Daß mir ihm hierbei mit Aufbietung aller Kräfte zur Seite stehen, als Eiserne Front um unseren Führer geschart, das sei unser Gelöbnis, das fei unsere Gabe zu Otto Brauns 60. Gebttrts- tag.
Nach der Rede der Genossin Juchacz im Sportpalost(siehe 1. Seite) sprach Paul Faure: Das französische Proletariat habe alle Sorgen der deutschen Arbeiterschaft miterlebt; es habe auch gefragt, ob die deutsche Sozial» demokratie nicht etroa doch noch vom Faschismus hinmeggesthwemmt werden könne. Nach den gewaltigen Kundgebungen, die er, der Redner, in den letzten Tagen erlebt habe, könne er seiiien fran- zösischen Parteigenossen aus tiefster Ueberzeugung sagen, daß in Deutschland die Eisern« Front siegen werde. (Tosender Beifall, immer wieder erneuerte Zustimmung.) Jedesmal, so erklärte Faure weiter, wenn ich nach Deutschland komme, sind politische und wirtschaslliche Notzeiten. Ich habe damals im b e- setzten Ruhrgebiet gesprochen, ich spreche heute wieder zu den deutschen Parteigenossen, wo die Regierungen um das ernste Problem der Reparationen oerhandeln. Aber immer tonnten wir französischen Sozialisten der deutschen Arbeiterschaft mit reinem Herzen Und aus reinem Wollen die Hand reichen, weil wir keine Schuld am Kriege und seine Folgeerscheinungen haben. Nie haben wir den Haß gekannt, die Ströme von Blut, die während des Krieges flössen, haben uns nicht trennen können.(Langanhaltender Beifall.) So wie dos französische Proletariat gegen die Besehung der Ruhr prolesiierle, so fordert es heute, daß endlich die Frage der Reparationen zu einem Abschluß gebracht werde, der es beiden Völkern ermöglicht, die Arbeitslosen hüben und drüben wieder in die Fabriken zu bringen. Genossen! Ich vertrete im französischen Parlament«inen Wahlkreis, in dem die Rüstungsindustrie beheimatet ist: das hindert mich nicht, die vollkommene Abrüstung zu verlangen. Den Mut dazu finde ich in der Gewißheit, daß es möglich ist, statt Kanonen und Kriegsbedarf Instrumente für die Erhaltung� des Friedens herzustellen. Der weg des Friedens gehl von Verlin nach Paris und von Paris nach Berlin . (Stürmische Zustimmung.) So müssen sich die Völker verständigen. wenn sie zu leiblicher und geistiger Wohlfahrt, wenn sie zum Frieden kommen wollen. Das liegt allerdings nicht im Sinne der ftan - zösischen Nationalisten, die alles daran, setzen, die französischen Parlamentswahlen bis nach den Preußenwahlen zu verschieben, weil sie von einem etwaigen. reaktionären Ausfall der Preußen- wählen eine entsprechende-Einwirkung aus das Ergebnis der fran- zösischen Wahlen'erhoffen. Aber des bin ist gewiß, schloß Genosse Faure : die Eiserne Front wird das zu verhindern wissen! Ein Tieg der Eisernen Front in Deutschland und in Frankreich ist nicht nur ein Sieg des Friedens, sondern der Menschheit überhaupt!(Stürmischer, immer wieder- Holter Beifall.) Gleichfalls mit besonderer Herzlichkeit empfangen, sprach sodann Genosse pieteo Nenni-Zkal en. „Vor einem Jahre durfte ich Ihnen an dieser Stelle hie- Grüße der italienischen Sozialist«� üb ermiWm-Seildem haben wir ße- sehen, wie die Krise, die kkffiji zum wenigsten An«' der schrecklichen Folgen des Krieges ist. weitergrtff'und vor allem auf Deutschland und England verhängnisvoll einwirkte. Die wahren Kriegs- folgen sind«inzig von den Sozialisten voraus- gesehen worden. Am g. Juli 1902 wollten Jaures und Bebel zu den Berliner Arbeitern über die Sorgen der Sozialisten ange- sichts der europäischen Entwicklung sprechen. Der kaiserliche Reichs- kanzker, Graf Bülow. verbot die Kundgebung, und es war der „Vorwärts", der die Gedanken von Jaurös den deutschen Arbeitern mitteilte. Jaures wies- darauf hin. daß au« einem europäischen Kriege nicht nur Revolutionen, sondern auch tonter» revolutionäre Bewegungen entstehen würden, die verbunden seien mit reaktionärster Diktatur, schrossstem Militarismus und niedrigsten Haßausbrüchen zwischen den Dölkern. Was wir in Italien erleben, hat Jaures vorauegesehen. Hat aber die wirkschaflskcise, die jetzt die Welt bedrückt, da» saschisi-sche Paradies Italien etwa nicht betroffen? Im Gegenteil! Die ArbeilerNasse in Italien leidet schwer, sie hat nicht nur die Freiheit, sondern auch den Unterhall verloren. Prozentual gleicht die italienische Arbeltslosenziffer der Deutschlands und Englands, und an Arbeitslosenunterstützung bekommen die italienischen Arbeitslosen für sechs Wochen je St) Pf. täglich. Die Mittelschicht, die in hysterischem Patriotismus den Slngriff gegen die Arbeiterschaft mitgemacht hat, sieht sich bitter getäuscht und reilst sich der antifaschistischen Front ein. Wir Sozialisten aber nehmen uns ein Beispiel an der deutschen Sozialdemokratie zur Zeit des Bismärckschen Sozialistengesetzes ! Unsere italienischen Gelehrten sind heute vor eine Lag« gestellt, in der sich vor rund hundert Jahren die deutschen Professoren von Göltingen befanden, die mutig die Freiheit des Geistes und der Wissenschaft gegenüber der Reaktion verteidigten. Genau so haben in diesen Tagen sreiheitsmutige ' italienische Professoren gehandelt.(Stürmischer Beifall.) Heute blickt die Menschheit auf Deutschland , und wir italienischen Sozialisten sagen, euer Schicksal ist unser Schicksal! Triumphiert der Faschismus in Deutschland (an- haltende Zurufe: niemals, niemals), dann ist es mit der Freiheit Europas zu Ende. Beherzigt auch den Geist unseres erniordeten Kämpfers Matteotti , damit euer Kampf für die Freiheit zum Lege« von Volk und Ar- beiterfchaft siegreich zu Ende gehe.(Anhaltende stürmische Zustimmung.) Auch Rennis.in französischer Sprach« gehalten« Rede wurde von der Genossin Sender vortrefflich wiecergegeben� Dann nahm, von einem minutenlangen Orkan der Begeisterung und des Beifalls begrüßt, Reichstagspräsident Genosse Paul Lobe das Wort.„Im Namen der Taufende, die diesen Raum bis zum Dach füllen, im Namen der vielen, die keinen Eintritt mehr fanden, sage ich unserm Genossen Nennt Dank, der uns den Faschismus In seiner ganzen Härte zeigte. Bor wenigen Tagen sprach von dieser Stell« ein Südtiroler Pater,'der uns vom anderen Lager aus ele Unterdrückungsmethoden eines faschistischen Regiments schilderte. Es ist das Regiment, das unsere Nationalsozialisten wie einen Götzen, wie«inen Fetisch anbeten. Aber das einige Proletariat wird ihnen sagen:-, Hände weg von der deutschen Republik. (Stürmischer Beifall.) Im Namen aller drücke ich Faure die Hand, der immer ein Dorkämpfer der deutsch -ftanzösischen Verständigung
war.- Durch fahrhundertelange Verhetzung wird sie behiichort, immer wieder erlebt der große Gedanke Rückschläge, aber das Berliner Proletariat hält das Banner der Verständigung hoch und wird jeden zurückweisen, der das Einvernehmen zwischen den beiden Völkern verhindern will.(Erneute stürmische Zustimmung.) So stehen wir vor innen» und außenpolitischen Erwägungen. In diesen Tagen ist Herr Adolf Hitler von der Gruppe Rord- west zum Appell befohlen worden. Die Bezeichnung Nordwest deutet daraus hin, daß dieser Gruppe auch Herr Lahusen angehörte, der einst mit freigiebigen Händen die Nationalsozialisten unterstützte. Der Appell hat bei geschlossenen Jalousien in Abwesenheit der Presse stattgefunden denn Herr Hitler empfing Instruktionen, wie er den Sozialismus aufzufassen und wie er die Arbeiter zu behandeln habe.(Sehr richtig.) Wenn Herr Goebbels im Sportpalast seine Phrasen ertönen läßt, dann darf„das Volk" zuhören. Wenn aber Herr Hitler an der Ruhr oder in Hamburg seine Befehle erhält, dann werden die Jalousien heruntergelassen.(Er- neutes lebhaftes: Sehr richtig.) Bei den schmerzlichen Zusammenstößen, die in den letzten Wochen und Monaten die deutsche Oesfenllichkeit beschäftigten, hat man in der nationalsozialistischen Presse behauptet, daß die Re- publikaner und Sozialisten, daß unsere Kameraden vom Reichs- banner die Mordbubcn seien sstürmische Pfuiruse in der ganzen Versammlung), die ftiedliche Ztationaksozialisten überfallen.(Er- ncute Rufe: Lüge, Lüge.) Die sechzigjährige Geschichte der Sozialdemokratie und die ge- samle sozialistische Literatur von Auer und Bebel und Liebknecht an beweisen, daß unser Streben niemals das Einschlagen, son- dcrn immer das Erleuchten der köpfe war.(Stürmischer, an- haltender Beifall.) Erst seit die Radikalen von rechts und links sich auf den Straßen betätigen, ist die Entartung zu verzeichnen, lzat die Aera der Schlachten und Ueberfälle begonnen.(Anhaltendes Sehr richtig!) Seitdem werden Messer und Revolver benutzt, die in dieser Weise wahrlich auch 1918 nicht die Rolle spielten, wofür sich damals viele bedankten, die heute wieder Helden sein wollen.(Starker Beifall.) Wenn Hitler sogar vor dem Reichsgericht vom Köpfe- rollen spricht, wenn Straßer, Rosenberg, Frick und Stoehr immer wieder den gewaltsamen Too ihrer Gegner ver- künden, dann dürfen sie sich nicht wundern, wenn Anhänger von ihnen ihre Worte in die Tat umsetzen, wenn aber in der Nolweyr auch gegen diese Anwender der Gewalt gleiche Mittel benutzt weroen. (Stürmische Zustimmung.) Hak gegenüber dieser Verhetzung die Republik , haben Schule Justiz und presse immer ihre Pflicht getan? (Zurufe: Nein, nein.) Lehrer verschweigen die Wahrheit, republita- nssch gesinnte Professoren werden ohne Sühne angepöbelt. Ein Mann wie der frühere Reichskanzler Marx muht« sagen, daß er sich Nicht mehr an deutsche Gerichte wende, weil er bei ihnen keinen Schutz zu finden glaube, ein Goebbels aber benimmt sich vor Gericht wie«in rasender Roland , ohne daß der Richter augenblicklich die Courage findet, gigen ihn einzuschreiten.(Zuruf: Er heißt ja auch Ohnesbrge.) Ich möchte sehen, wie man in einem solchen Falle einen kommunistischen oder einen lozlaldemotratischen Zeugen behandelte) wem» aber auch staalllche Organe versagen, wem« gewMcn bürgerllchen Kreisen das Klappern ins Gebein kommt, dann wird das Prolekarlat dafür sorgen, daß trotz alledem das vrlttc Reich nicht kommt.(Stürmische, minutenlange Zustimmung.) Lobe schilderte sodann das Lerhalten der 197 national- sozialistischen Abgeordneten im R«ich»tag,.die immer dann zu ihren lauten Worten nicht standen, wenn sie zu Taten schreiten sollten. Die proklamierte Enteignung der Bank- uno Börsenfürsten wurd. damit eingeleitet, daß man den Aussichtsrat der Internationalen Handelsbank, Dr. Scholz, als Reichstags- Präsidenten präsentierte. Als es darum ging, die von den National- svzialisten in Plakaten verlangte Aufhebung der Poung- Gesetz« im Ausschuß zu beraten, da drückten sich ihre Vertreter. Ihr Ruf: weg mit den Bonzen, wurde dajsin beantwortet, daß 33 nationalsozialistisch« Bonzen neu in den Reichstag zogen, der Ruf: fort mit Doppelverdienern, fand Erfüllung darin, daß 31 national- sozialistische Doppelverdiener im Reichstag sitzen.(Anhaltende Eni- rüstungsruse.) Man hat geprahlt: wir werden ausmisten. Man hat ausgemistet: Otto Straßer . Major Buch- rucker, Stennes mit seinen SA. -Leuten, F r a n z e n in Braun- schweig und S ch.ä f e r in Hessen . Man hatte wohl mit dem Aus- misten im eigenen Lager soviel zu tun. daß man bis zu uns Republi- konern nicht gekommen ist.(Heiterkeit und Beifall.) Als am 13. Ok- tcber 1939 die Nationalsozialisten in den Reichstag einzogen, machten sie einen Mordsspektakel, schrien Hell Hitler und Juda verrecke, trugen lange Stiefel und braune Hemden, und man fragte sich, was machen die eigentlich für Politik? Ich glaube, sie haben im alten Testament nachgelesen, daß einmal die Mauern von Jerichow durch lauter Blasen umgefallen sind. Wir lassen uns aber nicht umblasen. (Stürmische Heiterkeit.) Und wir haben erlebt, daß sie etwas später einige Seiten zurückblätterten und die Geschichte vom Auszug der Kinder Israel studiert hatten.(Erneute stürmische Heiterkeit,) Unsere Pflicht ist es., bei solchem Versagen unseren verführten Volksgenossen die Augen zu öffnen. Wir können nicht warten, bis ihnen von allein die Erkenntnis kommt. Daneben sind gewiß positive Maßnahmen zur Behebung der Wirtschaftsnot unbedingt lwtwendig. Zehk aber ist die Eiserne Front zu bilde«. Dem Reichsbanner, das mit einer Opferwilligkeit ohnegleichen Dörfer und Städte besucht, oft viele unter ihnen mit zerschlissenen Sohlen, haben sich die Arbeitersportler zugssellt, die wissen, daß unter der Herrschaft des Faschismus jede freie Körperkultur beendet ist und Drillkommando und Kommiß wieder das Wort haben.(Stürmische Zustimmung.) In allen Betrieben haben sich- die Hammerschasten der Gewerkschaften gebildet, um dem Gegner ein„Hände weg oom Arbeitsrecht" zuzurufen. Di« Arbeiterschaft hat keine Angst vor Spießbürger» und abgetakelten Offizieren. Die Nationalsazialisten sollen nur kommen. I? eher, brfto besser, wir sind bereit, sie zu empfange«!(Stürmischer Beifall.) Hunderte von Arbeiterjungen und Arbeitermädel sangen: Jung- volk,.Kameraden. Zum Ausmarsch der Fahnen erklang, von Taufen- den angestimmt, die Internationale. während des Schlußliedes standen Reuni. Faure und Künstler Hand in Hand auf der Rednertribüne. Angesichts dieser Symbolisierung der internationalen Berständi- gung brach die Versammlung in«in« jubelnde, minutenlang« Ooa» tum aus.