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Belagerungszustand!

Braunschweig unter Klagges- Dittatur.

verboten.

Spazierengehen

Braunschweig , 27. Januar. ( Eigenbericht.) In der Stadt Braunschweig ist angesichts der am Donnerstag vorgesehenen Beerdigung des von Nazis erschossenen Reichsbannermannes Meier der kleine Belagerungszustand verhängt verhängt worden. Das Polizeipräsidium hat folgende Polizeiverordnung erlassen:

Das Stehenbleiben ohne ersichtlichen Grund, das müßige Auf- und Abgehen und jedes Ansammeln von Personen auf Straßen, Wegen und Plähen oder an anderen öffentlichen Orten ist verboten. Zuwiderhand lungen gegen dieses Verbot werden mit Geldstrafen bis zu 150 M. oder mit Haft bis zu 6 Wochen bestraft, wenn nicht andere Gesetze ein höheres Strafmaß zulassen.

Der Leiter des Polizeipräsidiums erklärte zu dieser Verordnung, daß die Polizei bisher zwei Augen zu= gedrückt habe, daß aber in Zukunft mit den schärfsten Mitteln durchgegriffen werden solle und die Schutzpolizei entsprechende Anweisung habe.

Obstruktion in der Kammer.

Kampf der Linfen gegen reaktionäre Wahlreform.

Paris , 27. Januar. ( Eigenbericht.)

In der Kammer stand der Bericht der Wahlrechtskommission zur Beratung. Dazu tam es nicht. Der GSozialist Bra de be­gründete einen Bertagungsantrag damit, daß die Sozia­liften nicht für einen Vorschlag stimmen fönnen, der darauf hinaus­läuft, daß im Parlament die Minderheit der Wähler die Mehrheit erlange. Die Sozialisten sind stets für die Verhält. nis mahl eingetreten und auch heute noch bereit, für jede der­artige Reform zu stimmen. Der Ausschußberichterstatter sprach sich gegen die Bertagung aus, ebenso ein Kommunist, der die sofortige Beratung seines Vorschlags über die Einführung der Verhältnis wahl verlangte.

Der sozialistische Abg. Frossard beantragte dann, die Fort­fetzung der Debatte auf Donnerstag zu vertagen. Dagegen wandte sich der Ausschußoorsigende Mandel, der Weiterberatung am Nachmittag verlangte. Der Antrag Frossard wurde schließlich mit 313 gegen 250 Stimmen abgelehnt. Als nun Mandel Weiter­beratung um 3 Uhr nachmittags vorschlug, gab es heftige Tumult­izenen. Der sozialistische Abg. Grumbach wandte sich gegen die Beratung um 3 Uhr, da am Nachmittag verschiedene Kommissionen tagten, in denen nügliche Arbeit geleistet werde, während

die Debatte um die Wahlreform reine Zeitverschwendung sei. ( Großer Lärm und Pultdedelappern rechts) Auf einen Vorschlag des Sozialisten Lafont, die Sigung um 6 Uhr wieder aufzunch­men, machte die Rechte derartigen Lärm, daß der Präsident die Sigung eine Viertelstunde unterbrechen mußte. Die Kammer lehnte den Antrag Lafont mit 314 gegen 250 Stimmen ab und beschloß, um 3% Uhr weiterzuberaten.

Am Nachmittag fette die Linke ihre Obstruktion fort. Zunächst beantragte Abg. Grumbach Unterbrechung bis 6% Uhr, um den Kommissionen Beit zu geben. Die Geschäftsordnung schreibt vor, daß am Mittwochnachmittag, abgefehen non Ausnahmefällen, Bolligungen ausfallen. Der Antrag Grumbach wurde mit 315 gegen 247 Stimmen abgelehnt.

Mun beantragte der Sozialist Monnet, die Bohlreform debatte überhaupt au vertagen, da die Rammer über zahlreiche Gesezentwürfe hinsichtlich der Rrise in der Sandwirtschaft zu beraten habe. Selbst wenn die Kammerwahi bis zum Mai pers tagt werden sollte, habe die Kammer noch genügend andere Arbeiten zu erledigen. Der wahre Grund für die Berlegung der Wahlen sei aber, daß

die Rechtsmehrheit erst das Ergebnis der Preußenwahl ab. marten wolle, weil sie für ihre Propaganda die Politik des Schlimmsten in Deutschland wünsche.

Ich erfare, jo fuhr Monnet zur Rechten fort, offen, was Sie heimlich denten." Diese Worte lösten unbeschreiblichen Tumult der Rechten aus. Monnet wurde am Weiterreden ge­hindert und der Präsident mußte die Sigung wieder unterbrechen. Danach wurde der Antrag Monnet mit 313 gegen 250 Stimmen abgelehnt. Darauf begründete 5 erriot im Namen der Radikalen einen Antrag auf Verweisung der Wahlreformvorschläge an eine Kommission und forderte namentliche Abstimmung auf der Tribüne.

Eiferne Front.

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Sonntag im Sportpalast. Vorbereitung der Rüffwoche In einer Pressebesprechung berichtete der Leiter der Pressestelle des Reichsbanners, Wiegner, über die nächsten Aktionen der Eisernen Front.

Im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit steht bereits die erste große Demonstration der Eisernen Front am tommenden Sonntagnachmittag um 5 Uhr im Sportpalast, mo für das Reichsbanner der Bundesleiter Höltermann, für die Sozialdemokratie der Parteivorsigende Crispien, für die Ge­wertschaften Eggert und für die Arbeitersportler ellert sprechen werden. Das riesige Parterre des Sportpalastes wird für diese Beranstaltung zum erstenmal von allen Sigplägen frei bleiben, so daß ein Aufmarsch des Reichsbanners, der gemerfschaftlichen Hammerschaften und der Arbeitersporfler unter Borantritt von 300 Fahnen in einer riesigen Front erfolgen wird.

Der Sechzigjährige.

Schwarz- weiß Roter

Volks­Entscheld

MISSTRAD

VOTUM

MESTRAUENS 592

YOTUM NR. 873

Die Gegner:, weh, er nimmt an Jahren zu, aber nicht an Kräften ab!"

Ein Hindenburg - Ausschuß".

Initiative für Hindenburgs Wiederwahl zum Reichspräsidenten.

Wolffbüro teilt mit: Der Oberbürgermeister der Reichshauptstadt

Aufruf für Hindenburg aus München .

Dr. Sahm ist wie wir erfahren seit mehreren Tagen um Eine große Anzahl von Persönlichkeiten aus Politik und Wirt­die Bildung eines überparteilichen Ausschusses schaft, Wissenschaft, Kunst und Bresse veröffentlichen unter Führung führender Persönlichkeiten aus allen Kreisen des deutschaft, Wissenschaft, Kunst und Presse veröffentlichen unter Führung des früheren Präsidenten des Reichsfinanzhofs Jahn einen Aufruf schen Volkes bemüht, der die Wiederwahl des gegen für die Wiederwahl von Hindenburg Aus außenpolitischen wärtigen Reichspräsidenten von Hindenburg in Gründen wie um des inneren Friedens willen müsse Hindenburg die Wege leiten soll. auf den Schild gehoben werden.

Gleichzeitig beginnt am Sonntag die sogenannte Rüffwoche der Eifernen Front. Diese eindrudsvolle Parole soll, das sei besonders betont, der feelischen und materiellen Bereitschaft der republikanischen Bevölkerung, foll der Befestigung und Wahrung des inneren und damit des äußeren Friedens dienen. Es werden sogenannte Eiserne Bücher in öffentlich zugänglichen Lofalen in allen Stadtteilen aufgelegt, die für die Eintragung aller derer bereifliegen follen, die die Eiferne Front materiell und ideell unterstützen wollen. Bon Republikanern, die sich nicht affiv in der Abwehrfront einreihen fönnen, muß, foweit sie nicht arbeitslos find, ein Opfer erwartet werden.

Brüning bei Hindenburg .

Es ist dabei an Männer und Frauen gedacht, die in maß­gebender Stellung mit großen Bevölkerungsschichten in enger Jüh­Der Reichspräsident hat Besprechungen mit dem Reichs. lung stehen. Dr. Sahm wird die Einladungen an die in Aussicht genommenen Persönlichkeiten in kürzester Frist hinausgehen taffentangler und dem Reichsaußenminister gehabt. Es with amulich fo daß der Hindenburg - Ausschuß schon Anfang nädter mitgeteilt, daß die Besprechungen außenpolitischen Fragen gegoften haben. Woche mit einem Aufruf an die Deffentlichkeit treten dürfte.

Sofort hat hier bereits nationalistischer Terror eingesezt. Gast­mirte im Berliner Westen, die sich bereit erklärt hatten, in ihren Lotalen die Eifernen Bücher aufzulegen, ist das von ihren national­fozialistischen ausbesitzern mit dem Hinweis verboten morden, daß, wenn sie die Listen boch auslegten, ihnen gefündigt werden würde.

Dr. Now at vom Gauvorstand des Reichsbanners ergänzte diese Ausführungen, an die sich eine Aussprache anschloß, in der die Befriedigung der republikanischen Bresse über die starte Attivität der Eisernen Front und der Wunsch nach Steigerung dieser Aktivität zum Ausdrud famen.

Regierungsfrise in Wien .

Seipel auf der Lauer.

Wien , 27. Januar. ( Eigenbericht.) Ganz überraschend ist heute die Bundesregierung zurückgetreten. Bundeskanzler Dr. Buresch und die anderen Minister führen die Amtsgeschäfte bis zur Neu­bildung der Regierung weiter.

Aeußerlich hat die Forderung der Christlichsozialen, daß Bize­fanzler Schober das Außenministerium abgebe, den Ausbruch der Krise herbeigeführt. Aber schon lange hat

ein Teil der Chriftlich- Sozialen, befonders auch die Tiroler und fteierischen Heimwehrfreunde unter ihnen, gegen die Regierung Buresch geheht, weil diese zu wenig heimwehrfreundlich und die demokratische Verfassung zu verteidigen entfchloffen ift. Ganz besonders waren diese Angriffe auch gegen den landbünd lerischen Innenminister Winkler gerichtet. Der heimliche Draht­zieher dieser Treibereien ist wieder einmal Dr. Seipel, der zmar gelegentlich erklärt, ein Heimwehrputsch sei unzulässig, der aber vor allem wieder Unordnung im Staate haben will, um dann als deffen Retter auftreten zu können.

Der Bundeskanzler, der dieser Tage erst in Genf ziemlich ergebnislos über eine ausgiebige Finanzhilfe für Deutschösterreich verhandelt hat, deutete den Großdeutschen an, es fei aus mirtschaftlichen Rücksichten erwünscht, daß Schober zurüdtrete. Man wollte dann Schober ein Mini­fterium ohne Portefeuille, zur Vorbereitung einer Berwaltungs. reform geben und den christlich- sozialen steirischen Heimwehr

Harzburger Krach. Reichsgründungsfeier mit Nazi- Krafeel.

Der Angriff" des Herrn Goebbels wütet gegen den Stahlhelm führer von Stephani. Erbost berichtet er:

,, Am 17. Januar veranstaltete der Dessauer Stahlhelm eine Reichsgründungsfeier. Neben Darbietungen einer Kapelle Sprach noch der Berliner Stahlhelmführer Herr Don Stephani. Zu dieser Reichsgründungsfeier hatten sich zahlreiche Nationalsozialisten eingefunden. Herr von Stephani ermähnte im Laufe feiner Ausführungen auch die NSDAP . Er fagte unter anderem, daß in Deutschland für Sozialismus gleidh welcher Art fein Platz fei, erklärte dann pathetisch, daß Partei programme nie und nimmer verwirklicht würden und verbat fim bann energisch, daß die NSDAP die Füh. rung beanspruche Die Harzburger Front lag ihm jehr am Herzen, fie bat ihm millkommene Gelegenheit zu mallinen

Landeshauptmann Rintelen in das Kabinett aufnehmen. Die Großdeutschen lehnten diese Zumutung ganz entschieben ab und zwar mit der Begründung, es wäre

dann feine Gewähr mehr gegeben für die unveränderte Beiter­führung des bisherigen außenpolitischen Kurses. Run will Buresch ein Minberheitstabinett aus den Chriftlich- Sozialen und den Landbündlern bilden und um die zur Mehrheit fehlenden Stimmen hinzuzugewinnen, wird auch die Even­tualität einer Regierungsbildung angekündigt, die außer diesen beiden Parteien auch die Fraktion des Heimatblodes( Heimwehr ) einbeziehen würde. Eine solche Koalition mürde jedoch auch nur über 83 von den insgesamt 165 Stimmen im Nationalrat verfügen. Dabei ist ta um anzunehmen, daß der Landbund mit dem Heimatblock zusammengehen wird. Für diesen Fall soll Prälat Seipel schon ein Minderheitskabinett aus Chriftlich- Sozialen und Heimatblock in Aussicht

haben. Die Arbeiter Zeitung " hält es nicht für unmöglich, daß Buresch den Bopanz Seipel herausstede, um leichter feine Minderheitsregierung durchzusehen. Es ist aber so gut wie ficher, daß Seipel feine Hand in Spiele hat und schließlich als Staats­retter auftritt.

Dr. Karl Renner , der Präsident des Nationalrates, ist für den heutigen Donnerstag, 8 Uhr früh, zum Bundespräsidenten Millas gebeten worden. Ain gleichen Vormittag tritt die Parteileitung mit der Frattion der Chriftlich- Sozialen zusammen.

Die anwesenden Nazis verließen unter Protest die Versamm­fung, der Angriff" entrüstet sich über die unverschämte Rede dieses Berliner Herrn", und der Naziabgeordnete 2oeper fündigt Abrechnung mit dem Stahlhelm und Heil Hugenberg! der sonstigen Reattion" an

Komödienhaus.

Pohl: Kampf um Kolbenou."

Lauter arbeitslose Bühnenangehörige spielen ein Drama aus der Spartakuszeit nach Weltkrieg und Revolution. Kampf der Spar­tatiften gegen die Militärmacht, die den Bürgerkrieg verhindern mill. Der geachtete junge Schriftsteller Gerhart Pohl , der sein Werk M.H. erst nach jahrelangen Bemühungen aufgeführt fieht, fann einen ftarten Erfolg verzeichnen.