Selma
Jacoby: Falsches Zweimarkstück
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was
Es ist jetzt alles so teuer und das Geld ist schwer verbient. Im Stadtviertel hinter der Brücke, wo die fleinen Leute wohnen, fauft man viel billiger. Ich werde mal hinübergehen und dort meine Einkäufe besorgen. Auch wenn ich nur etwas billiger kaufe man spart, braucht man nicht erst zu verdienen hat unter Bater immer gesagt. Ich stecke mir also zehn Mark ein, gehe über die Brücke und faufe ein: Eier, das Stüd einen Pfennig billiger, Butter, fünf Pfennig billiger, Fleisch zwar nicht ganz so schön wie bei uns- aber um zehn Pfennig billiger das Pfund. Ebenso sind Gemüse und Obst billiger. Ich nehme gleich fünf Pfund Aepfel auf einmal. Die Kuchenstüde sind viel größer als bei unserem Bäder. Ich kaufe, faufe, meine Last wird immer größer und mein Portemonnaie immer leichter. Schließlich habe ich nur noch zwei Mart; ich möchte auch sie noch ausgeben, aber ich habe den Grundsay, wenigstens immer soviel bei mir zu haben, wie eine Autofahrt fostet. Soll ich mir ein Auto nehmen? Die beiden Taschen werden um so schwerer, je länger ich trage. Doch die Fahrt würde alles, was ich durch den billigen Einkauf gespart habe, wieder verschlingen und ber Mühe 3wed wäre verfehlt. Also alle paar Minuten die Taschen auf eine Bant am Wege gestellt, etwas ausgeruht und dann weiter. Während meine Arme ermüden, rechnet mein Kopf aus, wieviel ich durch den Einkauf in dem billigeren Viertel erspart habe, ich befomme es nicht heraus. Ich rechne und rechne, jedesmal finde ich eine andere Endzahl, einmal ist's eine Mart, einmal sogar 1,50, dann wieder find's nur 75 Pfennige. Ich werde zu Hause die Rechnung noch einmal schriftlich machen, um ganz genau zu wissen, was der weite Weg einbrachte. Etwas ist es jedenfalls. Ich beschließe, den Kaufgang wenigstens zweimal in der Woche zu wiederholen. Es ist eine einfache Rechnung: Wenn ich auch nur zweimal wöchentlich je eine Mark spare, so sind das neun Mark im Monat. Dafür fann ich mir schon schon allerlei taufen: Feine seidene Strümpfe, wie meine Freundin sie trägt und ich sie mir sonst nicht leisten kann, einen neuen Schirm, den ich nötig brauche, oder sonst etwas. Na, ich werde ja sehen. Jedenfalls bin ich in gehobener Stimmung, obgleich ich für den Hin- und Rückweg zwei Stunden Zeit gebraucht habe ich weiß noch nicht, wie ich fie einholen soll. Plöglich furz vor meinem Hause fällt mir ein: Ich habe fa teinen Kaffee für den Nachmittag. Also schnell noch ein Biertel Kaffee geholt. Zwei Mart habe ich ja noch bei mir. Ich sage zum Kaufmann: Bitte, ein Biertel Kaffee wie immer. Hier..." Ich hole mein Geldstück aus der Tasche und gebe es dem Verkäufer. Er wirft es auf den Tisch, fährt mit dem Finger darüber hin, hält es gegen das Licht und schiebt es mir wieder zurüd. Bebaure! Das Geld ist falsch, gnädige Frau, wahrscheinlich von dem berühmten
Mann..."
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PT
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Falsches Geld?" Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Un erhört! Am liebsten ginge ich gleich wieder zurück ins andere Viertel, doch mer hat mir das Gefditück aufgehalft? War's der Bäter? der Schlächter? der Obsthändler? Ich fann doch nicht alle zur Berantwortung ziehen. Da ich nicht weiß, wer der Freuler war. Dazu der meite Beg, die schwere Laft, die ich will mir nichts vor. machen zum Teil minderwertige Bare! Ich fönnte heulen und die ganze Welt zerschlagen.
Karl
Ich gehe nach Hause, pade meine Sachen aus und grüble, wie ich zu meinen zwei Mart fomme. Ich will mich nicht betrügen laffen, noch umsonst den meiten Weg gemacht haben.
In die Geschäfte zurüdzugehen hat feinen 3wed. Alle werden natürlich leugnen, das Gelbstück sei durch ihre Hand gegangen. Da fällt mir etwas ein: hat man es mir angehängt, so habe ich moh! das Recht auf dasselbe Vergehen. Je mehr ich nachsinne, um so mehr bestärte ich mich darin, bis ich fest daran glaube und ent schloffen bin, bei meinem nächsten Einkauf, den ich aber hier im Biertel machen werde, die zwei Mark an den Mann zu bringen. Noch nie hat eine Münze mir soviel zu schaffen gemacht. Den Noch nie hat eine Münze mir soviel zu schaffen gemacht. Den ganzen Nachmittag denke ich daran, wie ich es anstellen soll, sie loszuwerden. In der Nacht träume ich davon...
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Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg. Zuerst zur Schneiderin, der ich eine Rechnung bezahle. Der kann ich die zwei Mart nicht geben, sie muß schwer genug arbeiten, um ihr Geld zu verdienen. Also zum Schlächter! Das ist ein reicher Mann. Ich taufe mein Fleisch und als es zum Zahlen kommt schon habe ich das Geldstück in der Hand da bekomme ich Herzklopfen, werde dunkelrot und lege es wieder zurück, um ein vollgültiges hervorzuholen.
Neines geht nicht. Betrügen, auch nur wenig, ist nicht leicht. Ber geschädigt ist, gewinnt damit noch nicht die Kraft, Bergeltung zu üben. Eine Lehre sie gibt mir aber nicht die zwei Mark zurück und ich will sie haben. Ich finde nicht eher Ruhe. Da kommt mir ein Gedanke. Ich stürze nach Hause und bringe mein Erlebnis zu Papier . Daß dabei meine Wut über die falsche Doppelmart abtlingt, ist der erste Gewinn. Der zweite wird sein, daß andere das Geschriebene lesen. So geht das Ungemach für mich | doch noch zum Guten aus.
Galante Näschereien
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hielten:
Meinen ganzen Wochenlohn Hab' mit dir vertanzt ich schon"
Das Rokoko ist die Zeit des verfeinerten Lebensgenusses. Die, wie Zuckerwerf überhaupt pflegte man mit allerhand Figuren Aristokratie, noch voller Ueberzeugung bewußt ihrer politischen und Sprüchen zu verzieren. Manchmal flebten an den Zuder. Macht und gesellschaftlichen Position, fühlt sich in die Rolle des puppen Zettelchen, die 3meizeiler etwa folgenden Wortlauts ent bevorrechteten Standes und stellt ihr Dasein ganz auf das Auskosten aller irdischen Annehmlichkeiten ein. Ob man Menschen, Kunst, Literatur, Philosophie, Liebe, Gesellschaft, Lebensart betrachtet, allem scheint in der Ausdrucksform etwas gemeinsam, das möchte oder: man fagen als das Fluidum jener Zeit bezeichnet werden fann. Es drückt sich in dem Wort., galant" aus. Rofofo ohne Galanterie ist nicht vorstellbar. Galant bedeutet aber nicht nur angenehmes Wesen, geschliffene Form, liebenswürdiges Betragen, erotisches Spiel, galant schließt damals den Begriff überhaupt von allem ein, was irgendwie zur Erhöhung und zum Genuß des Daseins beiträgt. in diesem Sinne spricht man damals auch von galanter Küche, galanten Getränken, galanten Näschereien.
Man liebte in dem philosophischen 18. Jahrhundert Süßig teiten. Der feminine Charakter der Zeit machte sich auch darin bemerkbar. Die Zuderbäder und vor allem die Apotheker hatten mit der Herstellung von mannigfaltigem Konfekt alle Hände voll zu tun. Zum ältesten deutschen Naschwerk gehören die Lebkuchen. Die Zunft der Lebtüchler oder Lebzelter gab es schon gegen Ausgang des Mittelalters in allen größeren Städten. Ulm , Thorn , Basel lieferten gute Ware. Aber sie wurden bald von Nürnberg überflügelt. Die rechten guten Nürnberger Lebkuchen oder Pfeffer fuchen, welche angenehm von Geschmad und eine rechte Magenstärkung, auch angenehm bei Trunk sein", schreibt der Altdorfer Professor Wagenfeil ,,, haben noch niemals, wie sehr man sich auch darum bemühet, andermärts können nachgemacht werden, ob man gleich Nürnberger Lebfüchner und alle ihre Zutat und Würzung dazu gebrauchen und verschrieben hat." Auch die Ulmer Lebkuchen scheinen sehr beliebt gewefen zu sein, wird doch berichtet, daß der Graf von Werdenberg feine Grafschaft bed mehrenteils in ulmischen Lebkuchen verschlucket und immer gerufen hat:„ Wie schmeden sie so gut! Mehr her! Mehr her!" Sowohl Lebkuchen
Moeller: Das Mädel auf der Grufia
Das Murren der Menge übertönt die schrille Lautsprechermusit,| lange nicht abzusehen ist, trozdem die Swedlosigkeit von Dornherein bie vom Schiff herüber zum Ufer schallt. Hundertundfünfzig feststeht, meil jede Gruppe auf ihrer Meinung beharrt und die alten Mensen wurden nach vielen Tagen Wartens foeben vom Schalter Schlagwortargumente auf den Gegner losläßt. wieder zurückgeschickt, meil tein Plaz mehr für die Fahrt übers Schwarze Meer frei ist. Die Glücklichen, die noch eine Karte erobert haben, legen sich zu ihrem Gepäck auf die Straße und warten weiter, bis man sie durch die vom Militär befezte Absperrlinie läßt. Schmußige, wahrscheinlich obdachlose Jungens schreien um die Wette ihr Trinkwasser aus, das sie aus einem umhängenden Tontrug immer wieder in demselben Glas für eine Kupfermünze feilbieten. Einige haben auch gebratene Birnen und nebenbei werden fie alle stehlen.
Trotzdem wir auch nur Dritter Klasse Passage von Batum nach Odessa bezahlt haben, wird unsere Gruppe deutscher Touristen, die aus dem türkischen Transkautajus tommt, von einem jungen Kommunisten durch die Sperre geführt und in eine besondere Kabine gebracht. Eine Vorzugsbehandlung, um die wir nicht gebeten hatten und die uns fast peinlich wird, als wir sehen, daß die Ruffen uns mit böser Miene betrachten. Aber vielleicht sollen wir auch zwangsweise von den übrigen Passagieren getrennt werden. Wer weiß das? Nun verstummt die Musit. Die Schornsteine qualmen. Auf Der Kommandobrücke erscheinen die Offiziere in schmucker, weißer Uniform. Schubweise läßt man jezt auch die anderen durch. Sie brängen fich in beängstigender Weise auf der schmalen Passagiertreppe zusammen. Plöglich fliegt das fleine Bündel eines Bauern ins Baffer. Schmerzlich sieht er ihm nad), wie es furze Zeit swimmt und dann untergeht. Und die nachfolgende Menge stößt thn meiter.
Bor unsere Kabine, in der für uns fünfzehn Leute über zwanzig Holzpritschen stehen, hat sich irgendein Mann auf höheren Befehl mit einer amtlichen Müge postiert und läßt niemanden mehr herein. Das Schiff ist vor der Abfahrt so voll gepfropft, daß man nicht mehr durch die Gänge tommen tann. Der leise einfegende Regen hat fie alle von Déd vertrieben und nun figen sie unter den Treppen und selbst auf der Toilette und sind froh, überhaupt mitzukommen.
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Unsere zwangsweise Absperrung wurde zuerst von einem unserer Teilnehmer durchbrochen, der gegen den Protest des Postens ein junges Mädel mit hereinzieht. Es ist eine Deutsche", erklärt er, ,, ich tonnte sie nicht draußen in dem Gestank lassen." Bald darauf bekommen wir weiteren Zuwachs. Ein junger Arbeiter, der 1923 aus dem Ruhrgebiet nach Rußland geflüchtet ist, quartiert sich mit einer russischen Lehrerin ein, die ebenfalls gut deutsch spricht. War bas wieder nur Zufall oder wohlgemeinte Absicht des Schiffs tommandanten? Jedenfalls kam danach eine gewaltige Invasion Don draußen, bis sämtliche Bettstellen und der Boden dicht besetzt
waren.
So wende ich mich an das Mädchen, das sich auf eines der unteren Holzbettstellen zurückgezogen hat. Als ich ihr zum ersten Male bei Licht ins Gesicht sehe, erschrede ich vor diesem zerfurchten Greifinnengesicht, das mit bider Schminte eine jugendliche Farbe vortäuscht. Dabei versucht sie zu lächeln und streicht ihr dünnes Kleid glatt, das an den Enden ausgefranft und nicht gerade sauber ist.
Wohin fährst du?" frage ich sie. ,, Nach Odeffa, dahin kommen jegt mehr ausländische Matrosen", antwortet fie gleichgültig.
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,, Warum interessiert dich das?" erwidere ich dummerweise. Warum? Weil sie Geld haben, ausländisches Geld, gute Baluta, wofür ich mir Essen, Kleider und Wohnung faufen tann und vielleicht bleibt auch noch etwas für meine alte Mutter übrig." Und langsam, nach vielem Stoden erzählt mir die Kleine, die faum zwanzig Jahre alt sein fann, ihre Geschichte:
Mein Vater ist während der Revolutionstage irgendwo draußen auf der Seite der Bolschewisten gefallen. Man weiß nicht wo, aber jedenfalls ist er nach einem Vorstoß auf's Land nicht mehr zurückgekommen. Danach wollten sie meiner Mutter nicht glauben, daß wir gar nichts gegen das politische Regime haben und zerstörten unseren Laden. Wochenlang mußten wir im Freien so lafen, bis uns ehemalige Freunde aufnahmen. Aber weiter unterstützen fonnten fie uns auch nicht. Ich war gerade aus der Schule und fonnte außer ein paar fremdsprachigen Broden nichts, was meine Mutter mit ernährt hätte. So gina ich den letzten Wea. Die Matrosen auf den amerikanischen und englischen Deldampfern in Batum wollten gerne russische Mädels und da ich mich mit ihnen unterhalten fonnte, war ich immer sehr begehrt. Neuerdings war ich Kellnerin in einem Genossenschaftstaffee, aber dort habe ich nicht genug verbient, um meine Mutter miternähren zu können, die ja teinerlei Vorzugskarten bekommt. Nun ja, jekt gehe ich nach Odeffa. Dort fennt man mich noch nitt und die jungen Komfomolzinnen werden mich nicht gleich wieder belästigen. So und jezt laß' mich bitte schlafen", endet fie furz.
Am nächsten Morgen auf Deck, wo die Sonne wieder heiß brennt und wir vom Reeling aus den glänzenden Neuschnee auf den fernen Kaufafusbergen bewundern, taut das Mädel etwas auf. das in dem schäbigen, ehemals feidenen, modischen Kleid gegenüber den sonnengebrannten Lantmäten in weißen Leinenfleidern unvorteilhaft absticht. Sie läkt sich viel von Deutschland erzählen, das sie nur von ihren deutschen Eltern her fennt. Kurz vor dem Mittagessen verschwindet sie plöslich und ich habe sie während der ganzen Fahrt nicht wiedergesehen. Ein Steward holte ihren papiernen offer ab.
,, Hier, du fleine Lose, Nimm die Aprikose."
Nächst dem Lebkuchen spielte der Marzipan als Naschwert eine wichtige Rolle. In Venedig soll er zuerst hergestellt worden sein. Doch haben die Venezianer ihn wohl aus dem Orient übernommen. Beim Marzipan fonnte der fünstlerische Gestaltungstrieb in einem noch größeren Formenreichtum als in der Lebkuchenbäderei schwelgen. Darauf deuten die erhaltenen hölzernen Marzipanmodelle des 16 und 17. Jahrhunderts, die kunstvoll ausgearbeitete biblische Szenen mit schönster ornamentaler Umrahmung darstellen. Ebenso verstand man es auch damals vorzüglich, Früchte, Gemüse und allerhand Sachen der Küche in Marzipan täuschend ähnlich nachzubilden. Marzipan war ein beliebtes Naschwerf zur Zeit der Klassiter. Goethe selbst hatte die Vorliebe für Süßigkeiten von seiner Mutter geerbt. Die Schokoladennachmittage mit den dazugehörigen„ Bonbons“ und„ Bißquittgern" haben im Hause am Hirschgraben immer eine besondere Eigenart gehabt, und allen, die Gelegenheit hatten, an diesem luftigen Samstagtränzchen der Frau Rat mit teilzunehmen, sind sie eine liebe Erinnerung geblieben. Frau Rat versorgte auch ständig ihren Hätschelhans zu Weihnachten mit Marzipan- und Zuckerwerksendungen. Als Goethe später mit feiner kleinen Familie in das Haus am Frauenplan übersiedelte, erhielten Christine und der kleine August oft von der Schwiegerund Großmama Batete, die für die liebe Tochter" Pommeranzenschalen und Quittenpasten, für den lieben Augst" jedoch Lebkuchen und allerhand Badmert enthielten. Manchmal trafen die Weihnachtspatete auch nicht ein. Dann war der Inhalt unterwegs von zweibeinigen Mardern verzehrt worden.
Goethe bemahrte bis in fein hohes Alter eine große Borliebe für Süßigkeiten. Er empfing gern und verschentte gern dergleichen und quittierte danfend oder begleitete feine Gaben mit sinnigen Bersen. In Goethes Dichtungen gibt es eine Fülle solchen poeti fchen Buderbrots". Den bevorzugten Blak unter den Näschereien behauptete jedoch bei ihm die Schokolade. Ihr hat er von Kindesbeinen an bis ins hohe Greifenalter seine Neigung bewahrt.
Die Schokolade ist unter dem Zepter des Rototo erst das ge= worden, was sie heute noch in gewissem Sinne ift: eine galante Näscherei.
Die Spanier hatten sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts in
Merito entbedt, und bald waren die Kakaobohnen, die in ihrer
Heimat nicht nur als Genußmittel, sondern auch als Zahlungsmittel verwendet wurden, ein beliebter Ausfuhrartikel nach Europa . Bon Spanien aus verbreitete sich dann die Schokolade allmählich über ganz Europa , fam aber im 18. Jahrhundert eigentlich erst in Mode. Sie wurde zumeist auf ziemlich primitive Art in Apotheken hergestellt. Erst 1756 begann der Fürst Wilhelm von SchaumburgLippe in Steinhude die Schokolade fabritationsmäßig herzustellen. In Spanien , Frankreich und Italien war man schon früher zu einem gewerbsmäßigen Betriebe übergegangen.
Das Rototo bemühte sich, aus der Schokolade alle Feinheiten herauszuholen, die sie nur herzugeben vermochte. Sie war eben das beliebte Gaumenfabsal des schönen Geschlechts, die lockere Ber ftreuung in leeren Stunden, die angenehme Beigabe galanter Unterhaltung. Gern ließen sich daher die Damen bei einer Taffe Schokolabe porträtieren. Sie wußten, daß ihnen diese süße Marotte ein gutes Air verlieh. Ueberhaupt haben die Maler und Kupferstecher jener Zeit mit Borliebe die Schokolade trinkende Dame dargestellt. Ob es sich um ein Lever handelt und der galante Abbé Madame bei der Toilette assistiert und sie unterhält, ob bei der Promenade oder der Partie L'hombre, ob im Salon oder beim Ball, immer und immer begleitet der amerikanische Nektar. den Linné auf den Namen Theobroma( Götterspeise) taufte, den Tageslauf der Da.ne. Und warum sollte man auf diese bescheidene Freude verzichten, mar doch der Chocolat ", wie ein galanter, mit Bersen unterschrifteter Augsburger Stich verrät, das Verjüngungseligier comme il faut:
,, Hier hast du ein Getränk aus dem so fernen Westen, Wiewohl der nahen Lieb' gewiß zum allerbesten; Es reißet deinen Muth, erneuert deine Jahr.
Du toftest es, mein Schaz, drauff wer' ich auch genießen. Ich reiche dir's zugleich mit meinem Herzen dar, Weil wir der späten Welt noch Enkel geben müssen."
Wie fief finken die Temperaturen in den Tropen? Ueber die Temperaturen der Troven matt man sich vielfach noch recht irrige Vorstellungen. Das Charakteristische an dem Tropenklima find weniger die ungewöhnlich bohen Temperaturen, die zeitweise erreicht werden, als die geringen Temperaturinterifiede. Während bei uns die Temperatur von 30 Grad Käfte bis 35 Grad Wärme schwankt, werden in den Tropen nit annähernd solche Unterschiede erreicht. In den Regenflimaten berrien selbst während der fä'testen Monate immer noch 18 Grad Wärme, so daß also die Schwankungen im äußersten Falle taum halb so grek find wie bei uns. In den Trodenflimaten allerdings, also zum Beispiel in der Wüste Sahara , find die Unterschiede größer, und zwar hauptsächlich deshalb, weil bier infolge des geringen Baumbestandes ein großer Temperaturunterstien zwischen Tag und Nacht besteht. Die Nacht ist nach einem heißen Tage oft empfindlich falt, und zwar sinkt das Thermometer in der Nacht auf+ 10 Grad, ja, wohl auch auf +8 Grad Celfius. Es läkt sich denken, daß die. Eingeborenen da vor Kälte zittern. Man tann also am Aeruator ebenso frieren wie bei uns. Auf die Gewöhnung fommt schließlich alles an. Der größte Binnensee der Erde ist das Kasvische Meer. Es ist In Dressa wehen rote Fahnen und leuchten die Plakate der so groß mie Deutschland ohne Pommern und über achthundertmal Arbeiterflubs. so groß als der Bodensee .
Die Grufia", das Sowjetschiff, das von Krupp gebaut wurde, fährt die Küste entlang an der Krim vorbei und erscheint den staunenden Bauern als Offenbarung des Forts tritts mit seinen elektrischen Drehtränen und furzen. diden Delfeuerungsschornsteinen.
In der niedrigen Kabine bildet sich eine entsetzliche Luft. Die Ausdünstungen der lumpigen Bauernkleider, der ewige Knoblauchgeruch und der Geftant der Tiere, die von den Leuten mitgebracht wurden, mischen sich zu einem derart unbeschreiblichen Dunst, zusammen mit dem Knasterrauch aus den langen Pfeifen, daß mir jedenfalls lieber draußen im Regen geblieben wären. Um das Stilleben richtig zu machen, weiht mich mein Na+ bar in sein Geheimnis, ein. Er liegt an der Holzwand und zeigt mir mit viel- Oberdeck, als die Kleine unten in einer ratternden Kutsche schon fagendem Blid ein paar frische, fleine Blutpunkte auf der weißen Tünche..Wanzenjaad", flüstert er, worauf ich mich stillschweigend umtehre. An Schlafen ist unter diesen Umständen vorläufig nicht zu denken. Einige von uns haben sich bereits mit dem tommunistischen Paar in eine Diskussion eingelassen, deren Ende noch
nach der Stadt fährt. Einige Bursten von der Besakung minten ihr nach, sie schaut zurück, doch als sie uns sieht, blickt sie wieder gerade aus.