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Nr. 4749. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Das Europafartell für Kohle.

Die Stationen der Kohlenverständigung sind Leidensstationen der Bergabeiter.

Das Wirtschaftskomitee des Völkerbundes haf dem Böllerbundsrat die Empfehlungen zugeleitet, die es als Er­gebnis der Mitte Januar abgehaltenen Genfer   Kohlen­fonferenz formuliert hat. Diefe Konferenz, der ursprüng­lich allenthalben mit einer geradezu hoffnungslosen Stepjis begegnet worden ist, hat in ihrem Verlauf doch zu Ergeb­nissen geführt, die zu einer Fortsetzung der fohlenwirtschaft­

er­

lichen Arbeiten des Völkerbundes unter Anteilnahme von Unternehmer, Arbeiter- und Verbrauchervertretern mufigen.

Was die Bergarbeitervertreter den übrigen Teil­nehmern an der Genfer   Kohlenkonferenz als soziale Folgen des kohlenwirtschaftlichen Wirrwarrs in Europa   darstellen mußten, war ein Leidensbild von höchster dramatischer Spannung. Wenn die Menschheit die technischen Energien, die die Kohle liefert, nur gewinnen kann durch Vernichtung sozialer Energien, durch Zerstörung des Lebensglüds und aller Lebens­hoffnungen von Hunderttausenden von Bergleuten, die schon, wenn sie Arbeit haben, niemand eigentlich um ihr Los beneidet, dann wird

der Fortschritt zu einer Grimajje.

Der Kohlenbergbau war ein ökonomischer und so zialer Krankheitsherd unseres Erdteils lange bevor die Weltwirtschaftskrise zu einer grotesken Ueberspigung der verhäng­risvollen Unausgeglichenheiten von Produktionsmöglichkeiten und Absatzgelegenheiten führte. Eine Reihe großer Bergarbeiter­fireiks- den langwierigsten kämpften die englischen Bergarbeiter im Jahre 1926- geben davon ebenjo Kunde wie die protektio nistischen Maßnahmen, die dem Bergbau der verschiedenen Länder Mittel der Allgemeinheit und sonstige Sondervorteile zuschanzten, ohne daß damit eine Gesundung sich auch nur anbahnen konnte.

In einer mit zunehmender Dauer immer sinnloseren Jagd nach einer höheren internationalen Absah quote erschöpften sich nicht nur die finanziellen Kräfte der Berg­bauindustrie, nein, auch die übrigen Industrien und sonstigen Kohlenverbraucher wurden durch einen verhältnismäßig über­teuerten Inlandstohlenpreis ebenfalls in ihrer wirt­schaftlichen Marschfähigkeit gelähmt.

und

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einigen Jahren eine Mitbeteiligung der Regierungen und der Arbeitnehmer an dem wirtschaftlichen Berständigungsmert glaubten meit abweisen zu dürfen, war diesmal nicht mehr viel übrig ge­blieben, ja, nach dem eingestandenen Fehlschlag der pri= vaten Verständigungsbemühungen schienen eine Reihe Don Unternehmern froh zu sein, daß im Schoße des Bölferbundes ein offizieller Brückenbau begonnen wurde, an dem die Regie­

rungen und die Arbeiter mitarbeiten werden.

Freitag, 29. Januar 1932

I 1927 Einfuhrbeschränkungen von Deutschland   zu fordern. Das Ziel der Berhandlungen war, eine zollpolitische Einfuhrerschwerung zu verhindern, man hat sich daher auf die Festsetzung bestimmter Kontingente( Einfuhrmengen) geeinigt. Diese Kontingente sind in ein festes Berhältnis zu dem jeweiligen Beschäftigungsgrad

der franzöfifchen Glettroinduftric gebracht, so daß fie alſo eine

gleitende Stala bilden. Bon Vierteljahr zu Bierteljahr festgesetzt. Als Bafis des Abkommens gilt das Jahr 1931. werden die Kontingente dem Beschäftigungsgrad entsprechend neu Für das erste Quartal 1932 liegen die deutschen Einfuhrkontingente um durchschnittlich 10 bis 30 Proz. unter den freien Einfuhr­mengen des Vorjahres.

Frankreich   ernstere handelspolitische Konflikte infolge gegenseitiger Wenn es auch erfreulich ist, daß zwischen Deutschland   und Bugeständnisse vermieden werden konnten, bleibt doch die unerfreu­liche Tatsache der systematischen Einfuhrdrosselung durch Frankreich  . Die allgemein vorherrschende Tendenz der Ein­fuhrbeschränkung zum Schaden aller wird auch durch dieses Ab­tommen bestätigt, das nur eine Notbrücke ist, um Schlimmeres zu verhüten.

Die Bildung des internationalen Kohlenkartells, das die geschäftliche Seite der Kohlenmarktregelung umschließen das die geschäftliche Seite der Kohlenmarktregelung umschließen wird, soll nach der Genfer   Diskussion nicht ohne Billigung der beteiligten Regierungen, die dabei sowohl auf die Wahrung der Interessen der Arbeiter wie die der Verbraucher zu halten haben, vor sich gehen. Das ist schon deswegen geboten, weil es die Regierungen ja in der Hand haben, die jetzigen Kohlen= handels erschwernisse aufzuheben oder fortbestehen zu Nicht einmal um die 10 Prozent der Notverordnung werden lajsen. Im letzteren Falle würde der internationale Kartellvertrag nur wertloses Papier sein.

Vielleicht ist es in der handelspolitischen Wüste der Gegenwart schon ein Geminn, daß die Regierungen allesamt in Aussicht gestellt haben, daß mit einer geeigneten wirtschaftlichen Regelung die heu­tigen Schranken für den Kohlenaußenhandel fallen sollen. Weiter hin wurde llebereinstimmung darüber erzielt, daß im Rahmen der Genfer   Kohlenkommission den Vertretern der Unter­nehmer, Arbeiter und Regierungen bald, schon im Laufe des Som­mers, wieder Gelegenheit gegeben werden soll, die Fortschritte der internationalen Kohlenorganisation zu beraten und weitere Borschläge dafür zu entwickeln, insbesondere hinsichtlich

eines wirksamen Verbraucherschutzes,

auf den vor allem der Regierungsvertreter der Verbraucherländer großes Gewicht legte, aber auch hinsichtlich einer ständigen Gelegen­heit zur Wahrung der Arbeiterinteressen.

Wiewohl alle diese Borschläge, zu denen die Genfer   Kohlen konferenz gelangt ist, lediglich als erste Umrisse einer mög­lichen Lösung gelten fönnen, gibt doch die willensbetonte Atmo sphäre, in der sie entstanden sind, einigen Mut zu der Erwartung, daß dieser Impuls nicht wiederum an dem Widerstand nationaler Borurteile erlahmt und zerbricht, wie das leider so oft schon mit Genfer   Arbeiten geschehen ist. Insbesondere ist es die allerdings noch recht bescheidene Mitbeteiligung von Arbeitneh mern, die den Topf am Kochen halten wird. Dafür ist es erforderlich, daß mit großer Entschiedenheit Bestrebungen ent­gegengetreten wird, die auf eine Verschärfung der Kohlenhandels­hemmungen hinaustaufen.

Bohl faum ein Land ist so nachdrücklich davon betroffen worden mie Deutschland  , das jährlich Hunderte von Mil­Itonen dem Kohlenerport zum Opfer gebracht - das ist die fatale Kehrseite dessen Inland sabias am stärksten von allen Rohlenländern gelitten hat. Das Niederganstempo der deutschen Kohlenwirtschaft hält den Rekord, wenn auch in den absoluten Maßen England einige Punkte ungünstiger dasteht. Man begreift mur schwer, daß es unter diesen traurigen Umständen so lange dauern mußte, bis der bloß theore- schaft eine Begleitung gegeben, die aus der Sackgasse hinaus­tischen Verkündung des Verständigungsgedankens die

erften praktischen Anjähe einer Berständigungspolitif gefolgt find. Daß überhaupt solche Ansäße sichtbar geworden sind, ist dem Bölkerbund zu danken, der nach anfänglichein Widerstreben doch der Initiative der Bergarbeiter= internationale nachgegeben hat und eine umfassende Lösung des arg verwickelten Kohlenproblems in Angriff nahm. Das war vor etwa drei Jahren. Inzwischen ist auch eine gewisse sozial­politische Annäherung in die Wege geleitet worden, indem nach mancherlei Zwischenstationen und Zwischenfällen die letzte Internationale Arbeitskonferenz eine Vereinheitlichung und Ver­fürzung ber bergbaulichen Schichtzeit auf 7% 4 Stunden beschloß.

Der Bierpreisskandal.

die Bierpreise gesenkt!

Es wird offiziell bestätigt, daß die Bierpreise ab 1. Februar nur um 2 Mart je Hektoliter gesenkt werden. Die amtliche Verlautbarung stellt selbst fest, daß diese Preissenkung, berechnet auf den viersteuerfreien Teil des Brauereipreises, die von der Bierten Notverordnung vorgeschriebenen 10 Broz. noch nicht erreicht. Dem Geiste des Reichsernährungs ministeriums, das die letzten Verhandlungen führte, die Preise wo auch immer hochzuhalten, entspricht die Begründung dieses standalösen Verhandlungsergebnisses. Der außerordentlich starke Rückgang des Bierverbrauchs habe die wirtschaftliche Lage besonders der mittleren und kleineren Betriebe sehr geschwächt. Eine über 2 Mark hinausgehende Preissenkung wäre nur bei einer damit ver­bundenen Steigerung des Konjums vertretbar. Da diese aber bei der jezigen Preisjentung nicht zu erwarten sei, sei eine stärkere herabsetzung des Brauereipreises nicht möglich.

Es ist bekannt, daß die Brauereien selbst eine Preis­fenfung von 2,50 Mart angeboten hatten. Es ist ebenso bekannt, daß eine Preisherabseßung um 5 Mark nach den Produktionskosten möglich wäre. Dennoch bringen die Reichsbehörden es fertig, sich nicht nur mit einer Preissenkung von 2 Mart zu bescheiden, son­bern sich auch noch die Argumente der Großbrauereien zu eigen zu machen. Die großen und größeren Brauereien liefern 60 Broz. der deutschen Bierproduktion. Es steht fest, daß es diesen Brauereien wirtschaftlich immer noch glänzend geht, und daß ihnen aus der Vergangenheit mächtige Gewinnreserven zur Verfügung stehen. Wenn allgemein in der deutschen Wirtschaft nach den auch von den Reichsbehörden jetzt akzeptierten Auffassungen der Großbrauereien die Preisjentungsmaßnahme der Bierten Notver­

Die Genfer Kohlertonferenz hat der europäischen   Kohlenwirt­meift. Dieser Ruf erfordert einige Konsequenz in der Haltung der Beteiligten, denn jede Zwiespältigteit Der zögert die Heilung des zerichundenen Europas  , in deifen Mitte zuordnung durchzuführen gewesen wären, dann wäre in Deutschland  fizen unser nicht angenehmes, aber unentrinnbares Schidjal ist. Dr. Georg Berger, Bochum  .

zwar

Der deutsch  - französische Vertrag. Einzelheiten zu dem Abkommen der Elektroindustrie.

Zu dem Kontingentsabkommen der deutschen und franzöfifchen Elektroindustrie, dessen Abschluß wir bereits gemeldet haben, er­fuhren mir noch folgende Einzelheiten:

Bei den von dem Vertrage erfaßten Fabrikaten, elektrischen Maschinen, Transformatoren, Apparaten, Staubsaugern somie Koch­und Heizgeräten hat sich die Einfuhr nach Frankreich   von 1927 bis 1929 von 7,7 bis auf 15 Millionen Mark erhöht, ist sodann einen 5) ö ch st stand von 36 millionen Mart. Diese an­haltende starke Steigerung der Einfuhr hat zu Protesten der französischen   Elektroindustrie bei der Regierung geführt, so daß diese sich veranlaßt jah, auf Grund der sogenannten Rata­strophenflaufel des deutsch  - franzöfifchen Handelsvertrages von

Der Borrang der sozialpolitischen Regelung war eigentlich mehr aus der Verlegenheit des Bölkerbundes gegenüber wirtschafts­politischen Lösungen entstanden. Erst die Berabschiedung dieser Konvention eröffnete dann wieder den wirtschaftspolitiim folgenden Jahr auf 34 Millionen gestiegen und erreichte 1931 fchen eg, der zunächst durch ein ökonomisches Trichter feld führt. Das Schaudern tonnte einem fommen, als es jetzt in Genf   unter den Scheinwerfer sozialer, wirtschaftlicher und politischer Kritit gestellt wurde.

Bon der Arroganz mancher Unternehmervertreter, die noch vor

Freitag u. Sonnabend Vorverkauf

SCHES

Ab Montag im 2. Stock

eine Preissenkung überhaupt ausgeschlossen gewesen. Die Zu stimmung von Reichsbehörden zu den Wünschen der Brauereien ist eine offenbare Sabotage der Preisjenkungsmaßnahmen der Reichsregierung

überhaupt.

Angesichts der fatastrophalen Finanzlage von Reich und Ge meinden wirft es wie ein Sohn, wenn die amtliche Verlaut­barung von der gnädigen Bereitwilligkeit der Brau­industrie Mitteilung macht, für den Fall ciner Senkung der Biersteuer die Preissentungsvorschrift der letzten Notverord­nung auch durchführen zu wollen. Die ganze Behandlung der Bierpreisfrage ist ein einziger und unerhörter Standal. Sie wirft als eine Anklage gegen die Reichsregierung, von der der Eindruck entsteht, daß sie das Versprechen des Reichstanzlers, eine Senkung der Realtauftraft durch entsprechende Preisfenfung nicht eintreten lassen zu wollen, einfach nicht erfüllen will. Die Konsumenten und auch die meist von den Brauereien ab­hängigen Gastwirte merden einfach um ihr Recht geprellt.

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