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Morgenausgabe

Nr. 51 A 26

49.Jahrgang

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Der Bormärts erscheint mochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit bem itel Der Abend". Suuftrierte Sonntagsbellage Bolt und Zeit".,

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Sonntag

31. Januar 1932

Groß Berlin 15 Pf. Auswärts 20 Pf.

Die einfpalt. Millimeterzeile 30 t. Reflamezeile 2.- M. Kleine An­zeigen" bas fettgebrudte Wort 20 Bf. Gauläffig amet fettgebrudte Worte jedes weitere Bort 10 Bf. Rabatt It. Tarif. Morte über 15 Buchstaben zählen für amei Worte. Arbeitsmarkt Millimeter­zelle 25 Pf. Familienanzeigen Milli meterzeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr Der Berlag behält sich das Recht der Ah­lehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

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Keine Kriegserklärung!

Vermittlungsversuche in Schanghai .

Aus der Fülle der Meldungen, die im Laufe des gefrigen Abends über den Konflikt im Fernen Osten eingelaufen sind, seien nur die wichtigsten registriert:

Zunächst scheint sich herauszustellen, daß die Reuter­Meldungen aus Schanghai über eine bereits erfolgte oder zumindest beschlossene Kriegserklärung Chinas an Japan den Tatsachen nicht entsprechen.

Richtig ist, daß ein Teil der Regierung in Nanking zu diesem Schritte drängt, und das Marschall Tschian faischer einen Aufruf an sämtliche Truppenführer erlassen hat, in dem er die Armee auffordert, sich gegen die japanischen Angriffe mit Waffengewalt zu wehren. Allgemein besteht die auch von uns fchon zum Ausdrud ge­brachte Auffaffung, daß eine förmliche Kriegserklärung durch China ein schwerer Fehler wäre, weil sie Japan lediglich einen bequemen Borwand geben würde, die Schuldfrage völkerrechtlich zu ver­

tafchen.

In Schanghai versuchen der britische und der amerikanische Generaltonful zwischen den Japanern und den Chinesen zu vermitteln. In ihrer Gegenwart foll am Sonntagvormittag eine Sufammenkunft zwischen dem kommandierenden japanischen Admiral und dem örtlichen chinesischen Oberbefehlshaber ftattfinden.

600 Todesopfer der Fliegerbomben.

Die chinesischen Behörden in Shanghai teilen offiziell mit, daß bei den Kämpfen um den Schapei- Distrikt bis jezt 600 Chinesen getötet und 400 verwundet wurden. Die meisten von ihnen seien Flugzeug bomben zum Opfer gefallen.

Chinesischer Regierungsfig nach Honanfu verlegt. Der Sitz der chinesischen Nationalregierung soll von Nanking nach Sonanfu in der westlichen Provinz Sonan verlegt werden.

Die amerikanische Oftafienflotte in Manilla ( Philippinen ) hält sich zum Auslaufen nach China bereit. Inzwischen entfendet Japan weitere Kriegsschiffe und Flugzeuge nach Schanghai . Der amerikanische Generaltonful in Ranting ersuchte un Ent­fendung weiterer Torpedobootzerstörer nach Ranting und Wuhu . Deutsche Staatsangehörige und ihr Eigentum find bisher in Shanghai nicht zu Schaden gekommen.

Anglo- Amerikanischer Protest in Tofio. Inzwischen haben Amerika und England bei Japan formell Protest gegen die Befehung Schanghais eingelegt. Freilich be­schränkt sich der Proteft darauf, daß japanische Truppen in die internationale Niederlaffung eingedrungen wären und diese als Operationsbasis gegen China benutten. Es handelt sich also um einen rein egoistischen Protest zur Wahrung der eigenen Belange und nicht im Intereffe der Respektierung infernationaler Verträge

Untersuchungskommiffion wegen Schanghai .

Genf , 30. Januar. ( Eigenbericht.)

Ueber der mehr als vier Stunden langen Sonnabend figung des Völkerbundsrates lagerte der Drud der Kriegsbefürchtungen, die durch die kaum verhüllten Drohungen des japanischen Delegierten noch verstärkt wurden. breitete sich die Kunde von einer alarmierenden Reuter- Depesche Mitten in einer Scheindebatte um nichtige Einwände Japans ver­über eine bevorstehende Kriegserflärung Chinas an Japan im brechend überfüllten Ratssaale. Obwohl offiziell feine Notiz davon genommen wurde und Chinas Vertreter sie auf schriftliche Anfrage der Pressevertreter dementierte, waren die abschließenden Erklärungen sehr abgekürzt und nicht mehr zu verstehen.

Nie wieder Krieg!

Genf und Schanghai .

Am Dienstag, dem 2. Februar 1932, wird in Genf die Weltabrüstungstonferenz feierlich eröffnet...

Fünf Jahre lang hat eine Vorbereitende Kommission nebst zahlreichen Unterausschüssen daran gearbeitet, daß dieser Konferenz konkrete Unterlagen für einen internationalen, alle Staaten der Welt umfassenden Vertrag geliefert merden, durch den sich alle Länder verpflichten sollen, ihre Diese Borarbeiten werden mit Recht von Deutschland scharf Rüstungen und Rüftungsausgaben wesentlich einzuschränken. kritisiert. Der Kommissionsentwurf, der aus diesen langjährigen Beratungen hervorging, ist ein schlechtes Kompromiß zwischen den naturgemäß radikalen Forde­rungen des schon weitgehend abgerüsteten Deutschland und der passiven Resistenz der gegenwärtig stärksten militärischen Großmacht Frankreich . Das auf die Erhaltung seiner lleber­macht bedachte Frankreich hat sich nur wenige Zugeständnisse abringen laffen. Das zunächst für einen loŋalen Rüstungs­ausgleich zwischen Siegern und Besiegten kämpfende Groß­ britannien wurde schließlich mürbe und stellte sich in wichtigen Fragen auf die Seite Frankreichs , damit man überhaupt zu einem vorläufigen Ergebnis gelange und die eigentliche Kon­ferenz endlich einberufen könne.

Ebenso die Vereinigten Staaten , ebenso Italien , ebenso die Gruppe der kleinen neutralen Länder. Schließlich oppo­nierte Deutschland ganz allein gegen den Kommissionsentwurf, unterstüßt lediglich von der Sowjetunion . Jetzt ist am Vor­abend der Konferenz eine Annäherung Moskaus an die andere Seite zu verzeichnen. Deutschlands tattische Isolierung ist eine bittere, aber unleugbare Tatsache.

Der Generalsekretär ließ zur Erlangung von Nachrichten in Anwendung des Artikels 15 des Bölkerbundspattes die im Rat und Daß auf dieser ersten Weltabrüstungsfonferenz eine in Schhanghai vertretenen Regierungen zu Beginn der großen Aus­sprache auffordern, aus ihren Beauftragten in Schanghai sofort eine fofortige, restlose Entwaffnung aller Staaten beschlossen außerordentliche Untersuchungsfommission bilden zu werden könnte, wie es die Sowjetunion zunächst aus rein lassen, die umgehend einen Bericht über die Lage in Schanghai und agitatorischen Gründen seinerzeit beantragte, werden nur deren Entstehung erstatten soll. Die Vertreter von Italien , Eng- harmlose Narren erwarten. Es ist bestenfalls eine erste land, Deutschland , Spanien , Norwegen und Japan erklärten die Etappe auf dem Wege zur völligen Abrüftung zu erhoffen. nötigen Anweisungen geben würden. Dann bestritt der Japaner die finanzielle Laft der Rüstungen wesentlich verringert wird, Bereitwilligkeit ihrer Regierungen, die unmittelbar die Dafür zu sorgen, daß diese Etappe möglichst weit geht, daß Sato vor allem, daß die Prozedur des Artikels 15 automatisch auf daß die bestehende unerträgliche Diskrepanz zwischen den Anrufung von einer Seite in Aftion treten müsse. Seine Aus­führungen wurden jedoch von Lord Cecil - England, Marinkowitsch- Objekten der einseitigen Friedensdiktate von 1919 und den Jugoslawien und Zulusta- Spanien unmißverständlich scharf zu bisher keiner Schranke und keiner Kontrolle unterliegenden zu: Siegerstaaten aufhört, ist die Aufgabe der internatio­rüdgewiefen. Paul Boncour beschränkte sich zum Schluß auf die Feststellung, daß der Rat seine erste Pflicht, so schnell wie möglich nalen Arbeiterklasse. Mit ihrer großzügigen Propa für Nachrichtenunterlagen zu sorgen, erfüllt habe. Damit ist trop ganda der letzten Zeit, mit ihrem Betitionssturm auf Genf , aller scheinjuristischen Winkelzüge Japans der erste tatsächliche mit ihren jüngsten Massenfundgebungen in den wichtigsten Schritt gegen diesen Friedensstörer vom Rat gewagt worden. Hauptstädten Europas hat die Sozialistische Internationale die Abrüstungsforderungen der Massen zum Ausdruck ge­bracht. Eine deutsche Regierung, die sich auf den Friedens­willen dieser Millionen von Sozialisten aller Länder stützen würde, hätte den stärksten Bundesgenossen in ihrem schweren Kampf, vorausgesezt natürlich, daß sie unzweideutig gegen die Nationalisten und Ausrüster im eigenen Lande Front macht. Damit würde Deutschland der Welt beweisen, daß es in Genf nicht nur im eigenen Interesse, sondern für die ganze Menschheit kämpft, daß es wirklich und ohne Hinter­gedanken die Abrüftung will; jene Abrüstung, die vor zwölf Jahren Millionen von leidenden Männern im Schlamm des Schüßengrabens und in der Hölle des Trommelfeuers herbei­sehnten, damit es nie wieder Krieg gäbe...

Die neue Schere.

Die Preissenfung bleibt hinter der Lohnsenkung zurück.

Wie das Reichsstatistische Amt mitteilt, hat sich der Teuerungsindeg im Januar, dem ersten Monat nach der Notverordnung vom 8. Dezember, von 130,4 auf 124,5 gesenkt. Ohne Zweifel entspricht diese Senkung nicht dem vorgenommenen Lohnabbau. Die Preissenkung hat mit der Lohnsenkung nicht Schritt gehalten.

Ueber die Entwicklung des Inder teilt das Statistische Reichsamt folgendes mit: Die Reichsinderziffer für die Lebenshaltungskosten( Ernährung, Wohnung, Heizung, Be­leuchtung, Bekleidung und Sonstigen Bedarf") beläuft sich nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamts für den Durchschnitt des Monats Januar 1932 auf 124,5 gegenüber 130,4 im Dezember 1931; der Rüdgang beträgt somit 4,5 Proz. An dem Rückgang sind sämtliche Bedarfsgruppen beteiligt.

Am 12. Dezember 1931 richtete der Reichskanzler einen Brief an den Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei, den Genossen Wels, in dem es hieß:

,, Die schicksalhafte Berbundenheit von Löhnen und Preifen bleibt selbstverständlich auch für die Zukunft erhalten. Sollten heute noch nicht übersehbare Umstände eintreten, die diese Wechselbeziehungen zwischen Löhnen und Preisen wesentlich ver­ändern, so wäre eine neue Lage entstanden Gerade um eine unerträgliche Schrumpfung der Kauftraft des deutschen Bottes zu vermeiden, wird die Reichsregierung es als ihre vor nehmste Pflicht ansehen, darauf zu achten, daß der jezige Stand von Löhnen und Gehältern nur bei einem entsprechend tief ge­haltenen Stande aller Preise aufrechterhalten bleiben kann."

Die Veröffentlichung des Reichsstatistischen Amts über die Preisbewegung sollte die Reichsregierung zu ernsthafter Brüfung der Frage veranlassen, ob diese neue Lage nicht bereits gegeben ist!

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Der Zusammentritt der Weltabrüstungsfonferenz fönnte und sollte ein Ereignis in der Weltgeschichte sein; daß er gerade im jetzigen Augenblid erfolgt, mutet aber wie ein blutiger i der Weltgeschichte an

Wer in den heutigen Tagen, in denen die Spalten der Beitungen gefüllt sind mit den Kriegsnachrichten aus dem Fernen Osten, es wagt, von der Abrüstungskonferenz. ihrer Bedeutung und ihren Aus chten zu reden, dem wird von allen Seiten Hohnla chen antworten: schadenfrohes, hochmütiges Hohnlachen, wenn er mit einem Militaristen und Nationalisten spricht( ,, Wir haben es ja stets gesagt, Kriege

Heute, 17 Uhr, Eiserne Front im Sportpalast!

Eintritt 50 Pfennig

Arbeitslose Republikaner gegen Ausweis freien Einlaẞ