Nr. 51 49. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Sonntag, 31. Januar 1932
1. Beilage
5000 fanden Arbeit
Der Wald wird
RK
aufgebaut.
Seit sieben Jahren wird immer in der letzten Januarwoche der Frühling in die Messestadt getragen. Vor einem Jahr war das noch viel sinnfälliger als heute: rie der alte Winter einsam und verlassen im nahen Grunewald saß und drinnen in den Hallen hatte die Technik ihr Zauberreich aufgebaut und spottete der Natur. Es ist,
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als wäre die Strafe auf dem Fuße gefolgt. Die Maschinerie des Kapitalismus hat eine ganze Welt der Technik aus der Taufe gehoben und es mag alles gut, alles schön sein: die Turbinen wie die Traktoren. Nur allein in Deutschland haben zehn Millionen Menschen kein Brot. Es ist Nacht geworden trotz aller Quarzlampen. Aber diese Messestadt draußen an der Westgrenze unserer Stadt ist nicht tot zu kriegen. Man kann heute von Reinickendorf über Wittenau , Borsigwalde und Tegel bis nach Hennigsdorf spazieren: nur an den Rändern weniger Straßen wird noch ein Schornstein rauchen. Man kann an viele schwere und hohe Fabriktore pochen und es wird einem von niemand mehr aufgetan. Zwischen den Pflastersteinen der Auffahrten sprießen Grasnarben empor und von den blind gewordenen Hallenfenstern segnet eines nach dem anderen das Zeitliche und zerspringt. Es ist nicht mehr schön im 20. Berliner Bezirk. Zwischen Witzleben und Westkreuz dagegen knattern die Motoren, pochen die Hämmer, fallen die Kisten von den Rollwagen, als lebten wir noch in etwas besseren Tagen. Anscheinend hat das emsige Schaffen beim Aufbau der„ Grünen Woche" ringsum ansteckend gewirkt. Eine Baustelle neben der anderen. Wollen einmal sehen, was die da machen.
Ein Theater und eine Straße.
Die beiden alten Leute, die sich am Rand der Messestadt jeder einen unterstand gebaut hatten und dort hausten, mußten inzwischen ziehen. Auch der Seefahrer mit dem roten Fliegenbart, der weiter unten nach der Heerstraße zu mit seiner Fee in einer Höhle hockte, ist nicht mehr da. Im vorigen Sommer schon wollte er an die Ostsee , aber wie die Leute erzählen, ist er geblieben. Mit ihnen blieben die ,, Bienen", und als es der Seebär nicht mehr aushalten konnte, hat er seinen Kraal angesteckt, daß es lichterloh brannte. So, wie es die Araber unter gleichen Umständen auch tun. Jetzt stehen an den Stellen der Höhlen Maschinen und Berge von Baumaterialien. Es wird feste gearbeitet. Das entstehende Werk sieht aus wie ein Amphitheater. ,, Wollen Sie hier demnächst den König Dedipus des Sophokles aufführen?" fragen wir einen der Herren.„ Nein", antwortet er ,,, das gehört imjerer Sommerschau, aber verraten Sie bitte nichts. Jetzt ist erst einmal Winter." Wir haben es auch nur ganz leise weiter gefagt.
Unterdessen kommt vom Bahnhof Bestkreuz her ein Auto gefahren. Eine Tafel mit fünf roten Punkten bietet ihm: Halt! Der Fahrer schimpft: Es ist zum Verrücktwerden. Warum schimpft der Mann, denn endlich wird ja die ersehnte Fahrffraße von NeuWestend nach Halensee gebaut. Ueber hundert fleißige Hände find dabei, aus dem alten unbenutzten Bahndamm der einstigen Strece von Charlottenburg über Heerstraße nach Pichelsberg eine breite Straße zu bauen. Denn so wie bisher ging es tatsächlich nicht mehr. Bom ganzen Südwesten her, von Stegliz , Schmargendorf gab es keinen Verbindungsweg zur Avus, keinen zur Heerstraße. Quer durch den Grunewald durfte niemand fahren, alle Berliner Forsten sind für jeden Kraftverkehr gesperrt. Wer von Steglitz rach Pichelsdorf wollte, mußte über Bahnhof Charlottenburg fahren, und das war ein etwas reichlicher Umweg. Obwohl es von Halen see nach Neu- Westend nur ein Kazensprung ist. Und die Luftlinie dieses Kazensprungs wird jetzt die Straße.
Die Freude der Arbeitslosen.
Von Ruhleben her kommen Lastwagen angesaust. An den hochgetürmten Risten hängen grünumrandete Zettel im Winde. ,, Aus= stellungsgut" steht drauf geschrieben. Ausstellungen geben Arbeit und heben den Umsatz. Es werden rund 5000 Menschen sein, die allein durch die„ Grüne Woche " Lohn und Brot finden. Und wenn dieser oder jener Gutsbesizer bei den ausstellenden Industriefirmen einen Motorenschlepper oder einen Getreidespeicher bestellt, dann werden weit über die neun Tage der„ Grünen Woche" hinaus bei der Landmaschinenindustrie die Schlote rauchen. Das war eine große Freude auf dem Berliner Tischlernachweis, als das Messeamt für den Aufbau der gestern eröffneten Ausstellung nicht weniger als siebzig Tischler anforderte.„ Es war auch mal nötig, daß ein warmer Regen kam", sagt ein Tischler, der eben dabei ist, die Käseschau zurechtzuhämmern, schade, daß solche Ausstellung nicht ein ganzes Jahr dauert." Uebrigens hat der Vermittler auf dem Tischlernachweis gesagt, lassen wir die paar Wochen den Aermiten zukommen, und so wurden aus dem Heer der 25 000 arbeitslosen
Die
weisse
PT
Holzarbeiter 70 herausgesucht, die längst ausgesteuert sind und Wohl- I mit Stoff verkleidet. Ja, wir sind alles Fachleute," sagt stolz ein fahrtsunterstützung beziehen. Die haben auch den Hammer ge= zwungen als gelte es Rom aufzubauen. Ein Elektromonteur, den wir auf dem Freigelände treffen, stellt seinen Werkzeugkasten beiseite und macht ein trauriges Gesicht. Warum so traurig, lieber Freund?" Ja, die Tischler und Tapezierer haben gut reden, von uns haben sie nur fünf Mann vom Nachweis geholt." So menig, mur?" ,, Nun, erst mal hat das Messeamt eine Stammtolonne von acht Kollegen, und dann haben wir mit der Beleuchtung der Stände nichts zu tun. Das macht ein Monteur von der AEG. mit zwanzig Gehilfen. Also Strippenzieher sind schon genug da, bloß vom Nachweis sind wir nur fünf Mann." ,, Was gibt es denn die Stunde?" Wir friegen 1,14 M., früher gab es 1,27 M." ,, Ist viel zu tun?" ,, Gewiß, es muß doch jede| Lampe zum mindesten abgestaubt werden. Nun nehmen Sie nur eine der kleinen Hallen, die haben schon sechzig Stromkreise, da hängen Lampen genug dran."
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Auch die Tapezierer sind feste bei der Arbeit. Siebzig Mann hat man von ihrer Gilde vom Arbeitsnachweis geholt. Ausftellungen wie die in der Berliner Messestadt erfordern ja immer ihren erheblichen Teil Tapeziererarbeit. Bände und Stände werden
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alter Tapezierer ,,, diesmal sind keine Schuster und Sattler darunter. Für zwölf Lage find wir angenommen, in der Stunde gibt es 1,17 M. an Lohn; die Tischler haben mehr, die kriegen 1,26 M." So, wo ist jetzt ein Maler. Da steht ja einer auf der Leiter und pinselt in der Abteilung ,, Landwirtschaftliche Verpackungsschau" die Stände rot. ,, Ach," stöhnt er und taucht den Pinsel ein ,,, uns geht es wie den Elektrikern. Wir sind auch nur fünf Mann vom Nachweis. Sonnabend" das war gestern ,, ist die Herrlichkeit aus, dann sind unsere drei Wochen Aushilfe vorbei. An ständigen Kräften hat das Messeamt drei Maler; für die Schilder, die Sie hier überall sehen, sind extra wohl fünf Schildermaler da und die Stände, die wir machen, erfordern nicht soviel Personal Auf der Bauausstellung war es besser, da waren wir dreißig Maler. Aber au den Hallen selber war diesmal nichts zu machen, die sind erst, renoviert worden. Lohn haben sie uns auch gekürzt nach der Notverordnung. Früher hatten wir immer mehr als die Tischler, lezzthin ned) 1,49 M. in der Stunde, jetzt haben wir nur noch 1,25 M. in der Stunde."
In der Halle VIII, in der in Verbindung mit dem Reit- und Fahrturnier die große Pferdeschau, untergebracht ist ,. stecken gerade
Das Ende des Leoparden
Vom Zoo- Sachverständigen im Beisein der Polizei erschossen
Die Anordnung des Berliner Polizeipräsidenten, den Leoparden, der am Freitagvormittag in der Kaiserallee ein zweijähriges Kind getötet hatte, zu erschießen, wurde am geftrigen Sonnabendnachmittag durchgeführt, aber erst nach Ueberwindung zahlreicher Schwierigkeiten.
Der Dompteur Walldorf vom Vergnügungspart Fortuna in der Belle Alliance Straße, der nach dem traurigen Vorfall in der Kaiserallee das Tier erworben und im Einverständnis mit der Polizei in einem Käfigwagen in dem Vergnügungspart untergebracht hatte, erhob gegen die Erschießung Einspruch. Er weigerte sich, die eiserne Klappe, die die Gitterseite des Käfigs verschloß, zu öffnen und betonte dabei, daß das Tier sich in einem vorschriftsmäßigen Wagen befinde und auch von dem zuständigen Polizeiveterinär als gesund anerkannt sei. Die Polizei sah sich daher vor der Aufgabe, selbst zur Tat zu schreiten, um den Befehl des Polizeipräsidenten auszuführen. Man hielt es aber doch für richtiger, zunächst die Hilfe des Zoologischen Gartens in Anspruch zu nehmen. Der Vertreter des zur Zeit. von Berlin abwesenden Dr. Luz Heck begleitete zusammen mit dem alten Raubtierwärter Ohlsen die Polizeibeamten auf ihren ausdrücklichen Wunsch zum Fortuna- Part, wo inzwischen die entsprechenden polizeilichen Vorkehrungen getroffen worden waren. Da der Dompteur bei seiner
Weigerung, die mit einem Vorhängeschloß befestigte Eisentür zu öffnen, blieb, mußten die Polizeibeamten unter Assistenz des Raubtierwärters, der dafür sorgte, daß keine Unvorsichtigkeiten passierten, friedlich in sein Stroh gerollt, den Todeskandidaten. Das Tier blieb die Eisenklappe aufbrechen, und im Scheine der Laternen sah man, auch ruhig liegen, als Ohlsen mit einer Stange das Stroh beiseite= schob, um das Schußfeld freizumachen. Dann endlich, gegen % 6 Uhr abends, war es soweit. Der Sachverständige des 300 trat mit einem Polizeifarabiner an das Gitter, ein Schuß knallte, ein leises Knurren ertönte, dann streckte sich der Leopard und war tot. Sicherheitshalber wurde noch ein zweiter Schuß abgegeben, und damit war dann die Altion beendet und das Polizeitommando, dessen Anwesenheit vor dem Vergnügungspark eine große Menschenansammlung zur Folge hatte, konnte abrücken.
Der Maler von Othegraven wurde gestern nach Abschluß seiner eingehenden Vernehmung im Polizeipräsidium festgenommen und wird dem Vernehmungsrichter wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung vorgeführt. Das Verfahren gegen ihn dürfte sich hauptsächlich auf die Tatsache stützen, daß der Maler schon seinerzeit durch den Strafbefehl des Polizeiamtes Charlottenburg hinreichend darüber unterrichtet war, daß er ein Raubtier nicht in seiner Wohnung lassen durfte und daß er für alle etwaigen Schäden, die das Tier anrichtete, haftbar gemacht werden konnte.
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