Zu einer gut besuchten Bersammlung im ehemaligen Herrenhause hatte sich die Sozialistische Studentenschaft zu= fammengefunden, um der Deffentlichkeit zu zeigen, daß die Mehrzahl der Studenten durchaus nicht auf der Seite der Nationalsozialisten stehen.
Als erster Redner in der Versammlung sprach der Vorsitzende des ADGB Peter Graßmann: In den letzten Wochen hatte es den Anschein, als ob die ganze politische Aktivität nur noch von einer Partei vertreten würde, die in ihrem Programm vieles bringt, um jedem etwas zu bringen. Es hatte auch den Anschein, als ob die Arbeiter schon refigniert hätten. Das ist jedoch keineswegs der Fall.
Die Arbeiter zeigen heute überall in riesigen Kundgebungen, daß sie da sind und sich zu dem jezigen Staat bekennen. Zu einem Staate, dem sie doch manche Veranlassung haben, gram zu sein Aber die Arbeiter bejahen den Staat. Er ist ihnen teine Erfüllung, kein Ideal, aber er ist ihnen wesentlich näher als der alte Staat der politischen Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Der Arbeiter verteidigt den neuen Staat gegenüber seinen Gegnern, denn er hat ihm die vollen staatsbürgerlichen Rechte gegeben und er betrachtet den Schutz der menschlichen Arbeitskraft mit als eine seiner ersten Aufgaben. Freilich ist sehr oft erst nur die Basis, der Rahmen geschaffen, aber die Möglichkeiten zum Ausbau find vorhanden. Die Arbeiter fordern heute:
Schluß mit den Reparationen, mit Handelsfriegen, mit allen Feindseligkeiten zwischen den Wölfern; fie fordern Abrüstung und Berständigung,
M
Bittere Tränen...
Bilder von der Not der Arbeitsinvaliden
Die über ganz Berlin verteilten ehrenamtlich wirkenden Rechts-| Frau also 30 Mart. Die Frau, die in die Sprechstunde kommt, auskunftsstellen des Zentralverbandes der Arbeits- fagt, da nun die 24 Mart in Wegfall fämen, gäbe ihr der invaliden werden gegenwärtig bestürmt von betagten Renten Schwiegersohn, bei dem sie wohnt, nichts mehr zu essen. Ein Prüfer empfängern, denen die ohnedies fargen Bezüge durch die letzte geht zu dem Schwiegerjohn, der Mann lehnt jedoch jede Auskunft Notverordnung überaus hart gefürzt wurden. In ab. Das Bezirkswohlfahrtsamt greift ein und gibt der Frau sofort vielen Fällen fönnen aber auch die Funktionäre nicht helfen, da es 10 Mart, damit sie sich etwas zu essen taufen tann. Dann erhält gegen die Bestimmungen der Notverordnung faum ein Einspruchss sie ein Stübchen im Gemeindehaus. Nachdem alle Formalitäten recht gibt. erledigt sind, sagt sie zu dem Prüfer: Ach lassen Sie mich doch hier noch ein wenig aufwärmen, ich habe heute erst ein Brötchen gegessen."
So kommt in die Sprechstunde eines Ortsvereins des Zentralverbandes ein Kutscher. Als er noch im Beruf stand, wurde ihm ein Bein überfahren. ein Bein überfahren. Die Kniescheibe wurde dabei ge= spalten; man billigte ihm 20 Proz. Unfalirente zu. Ungefähr zwei Jahrzehnte lang betam er monatlich etwa 20 Mart. Das war für den Mann viel Geld, da kaum ein Fuhrherr bei dem Ueberangebot an gefunden Kutschern einen lahmen beschäftigte. Nach der letzten Notverordnung sind alle diese Renten gestrichen. Sowohl Unfall. renten unter 20 Proz. fallen weg wie auch die 20prozentigen, sofern sie länger als zwei Jahre gezahlt wurden. Rechtsmittel sind hiersie länger als zwei Jahre gezahlt wurden. Rechtsmittel sind hiergegen nicht gegeben.
Danach tommt ein alter Invalide. Er bezog bisher 30 Mart Invaliden- und dazu 45 Mark Unfallrente im Monat. Nun ruhen aber bei solchem gleichzeitigen Bezug zweier Renten die Bezüge aus der Invalidenversicherung. Lediglich ein Betrag von 25 Mart aus der Unfallrente bleibt anrechnungsfrei. Die restlichen 20 Mark werden auf die 30 Mart Invalidenrente angerechnet, der Mann erhält also nur noch 10 Mart Invalidenrente plus 45 Mark Unfallrente. Da sich die alten Leute natürlich durch dieses Dickicht der Notverordnungen nicht durchfinden, fommen sie zu den Funktionären des Zentralverbandes. Dort meinen sie über die ver= lorenen 20 Mart, denn das sind 27 Proz. ihres fargen Einkommens, die ihnen die letzte Notverordnung nahm.
denn die Leiden der Arbeiter der ganzen Welt sind die gleichen. Als zweiter Redner sprach der Reichstagsabgeordnete Soll mann: Die Geschichte fennt kein so gewaltiges Ringen um die Staatsform, das alle Bolkskreise umfaßt, wie wir es heute erleben. Drei große Staatsideen kämpfen heute gegeneinander: Die faschistische Diktatur, die bolschwewistische Diktatur und die soziale Demokratie. In den Reihen des Faschismus kämpfen viele Studenten, weil sie die alten Vorrechte über die Proletarier zurückhaben Bisher bekamen, Witwen, deren Männer vor 1912 gestorben roollen. Hitler hat in einer Versammlung Berliner Studenten ge= maren, seit 1929 eine fleine Witwenrente. Es war nicht viel, aber fagt: Wir brauchten ein Gesez, das die Erörterung von Problemen, immerhin doch 24 bis 32 Mart im Monat. Diese Renten sind die das Volk spalten fönnten, verbietet! Das fonnte der größte ebenfalls gestrichen. Es ist den Auskunft erteilenden Schwäger Deutschlands in einer Versammlung sagen, die aus hohlen Funktionären gar nicht mehr möglich, die alten Frauen einzeln Köpfen bestanden haben muß. Es ist zu verstehen, wenn diese Leute abzufertigen, fie fragen nur, was haben Sie, Mütterchen. Dann Köpfe rollen lassen wollen, denn ihnen muß jeder Kopf gefährlich antworten gleich fünf mit einem Mal: Wir erhalten teine Rente roerden. Uns aber muß diefe ständige Drohung bald als ein Romplimehr." Und das furchtbare ist, es gibt kein Einspruchsrecht gegen ment erscheinen. Die deutsche Demokratie leidet heute an einer diese Bestimmung. Dann gab es für die Kinder solange eine kleine Sünde aller demokratischen Regierungen seit 1918. Rente, bis die Berufsausbildung der Waisen beendet war. Diese aum Waisenrenten werden nunmehr nur noch bis
Sie hat versäumt, in den Schulen energisch den Kampf gegen alle Geschichtsfälschung zu führen.
Die Entscheidung fällt in Preußen. Halten wir Preußen, dann halten wir alles. Wir müssen für drei, vier Monate das Therbretisieren und Diskutieren lassen. Es gibt nur eine Losung: Nieder mit dem Dritten Reich! Nieder mit allen Spaltern! Vorwärts zur fozialen Republik!
Mit brausendem Beifall stimmten die Studenten dem Kampfruf der sozialdemokratischen Führer zu.
André Germain fpricht am Montag, 1. Februar, 21 Uhr, im ,, Bodium"( im Blauen Saal" des Edenhotel, Budapester Straße), über das Thema Les mangeurs des grands hommes et les autres biograpne( Emil Ludwig , André Maurois , Guy de Pourtalès , Jacques Bainville , Bernanos .) Heinrich Steiner ( Klavier) spielt Bach und Chopin . Ein Teil der Einnahme wird der Studentenstiftung überwiesen.
A
15. Lebensjahr gezahlt. Viele Witwen wissen nicht mehr, wie sie ihre Söhne oder Töchter, die in der Lehre sind, weiter durchhalten sollen. Gleich danach kommt ein alter Mann, der schon 30 Jahre lang taub ist. Er betam bisher 64 Mart Rente. Durch den Auf und Anrechnungswirrwarr der Notverordnungsparagraphen wurde seine Rente auf den Berliner Fürsorgerichtsatz Don 51 Mart gefürzt. Er ist ganz zusammengebrochen über die 13 Mart, die man ihm genommen hat.
Wenn eine Frau weiter eigene Invalidenmarken getlebt hatte, bekam sie bisher auf diese Marken ihre Rente und dazu noch eine Witwenrente auf Grund der geklebten Marten ihres verstorbenen Mannes. Sie selbst bekam zum Beispiel 30 Marf und für den Mann 24 Mart. Jetzt wird aber nur noch eine Rente gezahlt, die fleinere tommt in Wegföll Es bleiben der
Das kleine Leihhaus
Die schwere Zeit pocht überall an. Sie macht selbst vor der fleinen Tür, an der Herren" steht, nicht halt. Das sollen die nach folgenden Aufzeichnungen eines leßten Mannes" beweisen.
Borerst führt der alte Mann Klage über die hohe Pacht. Mußte er doch in einem großen Etablissement am Tiergarten 125 Mart monatlich zahlen. Gleich im ersten Monat setzte er 100 m. zu, nachdem er 70 m. für Wäsche und andere Dinge angelegt hatte. Doch jetzt soll er selbst sprechen:
,, Wenn man erst bei den Gästen bekannt ist, dann wird versucht, den Toilettenwärter anzupumpen. Als ich das merkte, flebte ich einen Zettel über das Waschbeden mit der Aufschrift:
,, Wer borgt ohne Pfand,
Der hat einen Wurm im Verstand!"
Dann wird in der Tasche herumgeframt und endlich was gefunden, zum Beispiel ein Rasierapparat als Pfand für 50 Pfennig. Ich hole ihn morgen wieder ab."
Der foll heute noch tommen. Dann kommt wieder ein anderer und versucht zu pumpen. Ich zeige auf den Zettel. Er holt ein Dußend nagelneuer Messer hervor. 50 Pfennig. Morgen hole ich sie wieder ab." Er ließ nichts mehr von sich hören.
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Ein anderer versette gegen 2 Mart seinen Führerschein bei mir. Der tam ihn sich aber am anderen Tag wieder abholen.
Ein anderer bittet mich um Fahrgeld, nachdem er 50 Mark vertrunken hat. Borher hat er feine 5 Pf. für mich übrig gehabt.
Ich habe noch eine Uhr mit Rette, einen Ueber= zieher und einen Pullover da, die nicht wieder abgeholt sind. Einer, dem 15 Pf. an der Zeche fehlten, ließ mir seine hornbrille da.
Seit drei Monaten habe ich eine goldene Armbanduhr als Pfand für 3 Mark in Verwahrung.
Einmal ließ mir jemand gegen 20 Pf. ein Paket da. Als ich es nach vier Wochen aufmachte, waren zwei Ziegelsteine darin.
Ein Studierender bat mich um 5 Mart. Da er feinen Wertgegenstand bei sich hatte, ließ er mir seine Anmeldung da.- Er fam nicht wieder. Ich habe auf der Universität nach seiher Adresse gefragt und an seinen Bater geschrieben. Ich habe dann das Geld mit meinen Unkosten erhalten.
So könnte ich noch viel erzählen, denn die Not ist groß. aber man foll nicht allzuviel dieser Geschäftsgeheimnisse" ausplaudern.
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An allen Ecken und Enden wird gespart. Alle Renten werden jeßt nicht mehr mit 5 Pf. nach oben, sondern mit 10 Bf. nach unten abgerundet. Gewiß nur eine Kleinigkeit, aber die Invalidenverficherung spart dadurch 4 Millionen Mart im Jahr. Der Zentralverband der Arbeitsinvaliden hat berechnet, daß Hunderttausende Berufsverlegte ihre geringe Unfallrente und Behntausende von Witwen ihre Witwenrente verloren haben. Dazu kommt die Erschwerung der Anwartschaft für den Rentenbezug. Früher brauchte man nur 200 Beitragsmarken in der Invalidenversicherung zu haben, heute muß man 250 Marken auf Grund einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nachweisen; fann man dies nicht, sind 500 Marken notwendig. Für den Bezug der Rente wegen Vollendung des 65. Lebensjahres find in Zukunft statt 200 fogar 750 Wochenmarten nötig.
Das Ergebnis dieser Streichungen ist, daß diese Aermsten nun die Wohlfahrtsämter überlaufen und daß die ohnehin leistungsschwachen Kommunen einspringen müssen, soweit fie es tönnen. Aber in jedem Fall hat die Notverordnung den Invaliden mehr genommen, als ihnen die Kommunen notdürftig erfeßen fönnen.
Wer hat die Gans gestohlen?
Freitagnachmittag in einem großen Kaufhaus des Zentrums, Hochbetrieb in der Lebensmittelabteilung, allmo es zum Wochenende günstige Kaufgelegenheiten in fast sämtlichen Nahrungsmitteln gibt. Am Ausnahmetisch" der gefrorenen Gänse und Hühner herrscht Aufregung; ein paar weißbefittelte Verkäuferinnen zucken hochgeröteten Antliges, Angst im Blicke, die Achseln, ein lebhafter Disput geht her und hin und alles starrt gebannt auf einen Bunft: auf der mit Gänserümpfen deforierten Tischplatte war ein Loch entstanden, einer war verschwunden. Dadurch gerieten die benachbarten Gänseleiber ins Wanten und Kullern, es herrschte das Chaos des heimlichen Eingriffs in fremdes Gut. Großes Rätselraten nach dem Geflügeldieb. Wie nach einem ungesprochenen fein Mensch verläßt das Lokal" stand alles voll banger Erwartung im Umkreis, aufrechten Hauptes im Gefühl völliger Schuldlosigkeit und eines blütenreinen Gewissens. Wer eine Gans im Arme trug, der zückte sein Alibi in Form des Kaffenzettels, immer größer wurde der Kreis des Tribunals, denn alles was vorüberfam, schloß sich naturgemäß an. Inzwischen war auch der Abteilungschef auf dem Plan erschienen, er wechselte ein paar turze Worte mit dem Verkaufspersonal, nichts von Erregung, schon gar nichts von Aerger lag auf seinen Zügen. Mit liebenswürdigem Lächeln sagte er: ,, Bom Erzeuger direkt zum Verbraucher, hoffentlich war's wenigstens einer, dem zum Besitz einer Gans bloß dieser Ausweg blieb!"
Dann ging er weiter, die Verkäuferin ordnete den Tisch und wenig enttäuscht, seiner Wege verdeckte damit den Freiplah". Die Schar der Frauen zog, ein
Wetteraussichten für Berlin : Kälteres und zeitweise heiteres Wetter mit frischen nördlichen Winden. Für Deutschland : Im größten Teil des Reiches merkliche Abkühlung, im Nordosten noch windig und veränderlich mit einzelnen Schauern, sonst nur in Gebirgsgegenden Schneefälle.
Berantwortlich für Politik: Bictor Schiff: Wirtschaft: G. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schitowski; Lokales und Constiges: Frik Karstäbt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag Gm b. S., Berlin . Druck; Vorwärts- Buchdruckeret und Berlagsanstalt Baul Einger u. Co., Berlin SW 68, Lindenstraße 3. Hierzu 4 Beilagen.
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