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Morgenausgabe

Nr. 53 A 27

49.Jahrgang

Böchentlich 73 Pt, monatlich 3,23 M. ( davon 87 Pf. monatlich für Zustel lung ins Haus) im voraus zahlbar, Bostbezug 3,97 m. einschließlich 60 Pf. Boitzeitungs- und 72 Bf. Postbestellge bühren. Auslandsabonnement 5,65 pro Monat; für Länder mit ermäßig tem Drucksachenporto 4,65 M

Der Borwärts erscheint wochentäg lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin  und im Handel mit dem Titel Der Abend", Jllustrierte Gonntagsbeilage Bolt und Zeit.

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Dienstag

2. Februar 1932

Groß- Berlin 10 Pf.

Auswärts 15 Pf.

Die einspalt. Millimeterzeile 30 31. Reklamezetle 2.- M. Kleine An zeigen" das fettgebrudte Wort 20 Bf. ( zulässig zwei fettgedrudte Worte jedes weitere Wort 10 Bf. Rabatt It. Tarif. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Willimeter. geile 25 Pf. Familienanzeigen Milli. meterzeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr. Der Berlag behält sich das Recht der Ab­lehnung nicht genehmer Anzeigen vorl

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Bartei Deutschlands  

Redaktion und Berlag: Berlin   SW 68, Lindenstr. 3. Vorwärts- Verlag G. m. b. H.

Fernspr.. Dönhoff  ( A 7) 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin  .

Nanking   wird beschossen!

Nach dem Großhafen die Hauptstadt!

Washington  , 2. Februar. Der amerikanische   Zerstörer ,, Simpson" benachrich tigte das Marincamt, daß ein japanischer Kreuzer Nan­fing beschieße.

In der Stadt Nanking   brach eine Panit aus. Alle Läden wurden geschlossen. Der englische und amerika nische Generalkonsul rieten ihren Staatsangehörigen, Nanking   schleunigst zu verlassen. Der Bürger­meister von Nanking   bat den japanischen Generalkonsul, für Einstellung der Beschießung zu sorgen. Der General­Tonsul wies demgegenüber darauf hin, daß das japa­nische Geschwader nicht ihm unterstehe und er daher der Bitte des Bürgermeisters nicht entsprechen könne. leber die Zahl der Opfer der Beschießung ist noch nichts

Lekannt.

Japanische Marinetruppen gelandet.

London  , 1. Februar. ( Reuter.) Heber die japanische Landungsaktion bei Nanking wird in einem Telegramm mitgeteilt, daß die japanischen Kriegsschiffe um 23.15 Uhr Ortszeit be­gonnen haben, Nanking   mit Geschütfeuer zu be­Tegen. Die japanischen Marinesoldaten wurden im Schute heftigsten Sperrfeuers an 2and gebracht. Erbitterte Kämpfe sind im Gange.

Bor Nanking   liegen vier japanische Kreuzer und drei Zerstörer, während die Chinesen dort drei Kanonenboote, die Vereinigten Staaten und Großbritannien   je ein Kanonenboot liegen haben.

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Wenn in Schanghai   antijapanische Demonstrationen und angebliche Ausschreitungen gegen Japaner   zur Begründung" herhalten mußten, um alle Schreden moderner Völkerner nichtung gegen die Bewohner der größten Hafenstadt Chinas  zu entfeffeln, so fehlt für die Beschießung seiner Hauptstadt

Unsere Parole:

selbst der leiseste Schatten auch nur einer solchen Lügen begründung.

Auf seiner Pariser Tagung im September hat der Auf seiner Pariser Tagung im September hat der Völkerbundsrat die Entsendung einer Untersuchungsfom­mission nach der Mandschurei   beschlossen. Jetzt im Februar ist es damit glücklich so weit, daß diese internationale Reise­gesellschaft in den nächsten Tagen abfährt aber nicht etwa auf dem kürzeren Weg über Rußland  , wobei die Unter brechung des mandschurischen Eisenbahnverkehrs als Ausrede dient, sondern über Amerika  .

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Japaner auch in Kanton gelandet?

Nach einer Meldung der Telegraphenagentur der Sowjetunion  wurden am Montag in Kanton 600 japanische Matrosen an Land gesetzt. Die Matrosen übernahmen sofort die Bewachung des japanischen Konsulats und der anderen Staatsgebäude.

Ultimatum an Swatau

Tofio, 1. Februar. Der japanische Generalkonsul übermittelte den Behörden in Swatau, mie jest erst befannt wird, ein auf 48 Stunden be­fristetes Ultimatum, in dem verlangt wird, daß alle japanfeindlichen Vereinigungen sofort aufgelöst und umfangreiche Maßnahmen zum Schuße des japanischen Handels getroffen werden. Falls die Forde­rung bis Montag abend nicht erfüllt sein sollte, werde Swatau von japanischen Marinetruppen besetzt werden. Die Antwort der Chinesen ist noch nicht bekannt. Bier japanische Berstörer sind nach Swatau unterwegs.

Die Schanghai  - Untersuchung.

Genf  , 1. Februar.( Eigenbericht.)

Auf Anfrage des Generalsekretärs hat die Regierung der Ver­ einigten Staaten   ihre Teilnahme an der Untersuchungstommiffion der Ratsmächte in Shanghai   zugesagt. Chinesen und Japaner geben weiter völlig widersprechende Darstellungen über die friege­rischen Ereignisse.

1000 Versammlungen in den nächsten Wochen!:

Dienstag, den 2. Februar:

20. Kreis, Reinickendorf  : 20 Uhr, im Strandschloß in Tegel  . Redner: Dr. Richard Mischler.

Bezirksamt Wedding   und Virchow- Krankenhaus: 16% Uhr, Hochschulbrauerei, See- Ecke Amrumer Straße. Redner: Carl Litke, MdR.

Zentraler Magistrat: 19% Uhr, Musikersäle, Kaiser- Wilhelm­straße 31. Redner: Stadtrat Dr. Heuer. Betriebswerkstätte Nordsüd, Müllerstraße: 16 Uhr, Lokal Stein­acker, See- Ecke- Müllerstraße. Redner: Kurt Löwenstein  , MdR. Bahnhof 2, Müllerstraße; Bahnhof 6, Tegel  ; Bahnmeisterei Sellerstraße: 19 Uhr, Gelber Saal, Hochschulbrauerei, See­Ecke Amrumer Straße. Redner: Eduard Zachert, MdL. Hauptwerkstatt Grunewald: 16 Uhr, Spandauer Bock. Redner: Stadtrat Otto Ortmann.

Bahnhof 16, Königin- Elisabeth- Straße: 19 Uhr, Schellbach  , Char­ lottenburg  , Königin- Elisabeth- Straße 6. Redner: Kar! Hanebuth( Einheitsverband der Eisenbahner). Hauptwerkstatt Treptow  : 16 Uhr, Rennbahn, Treptow  , Elsen­straße 115/116. Redner: Paul Eckert. Bahnhof 20, ABOAG- Hof Treptow, Bahnmeisterei 11: 19 Uhr, Rennbahn, Treptow  , Elsenstr. 115/116. Redner: Gustav Eckhardt.

Hauptwerkstatt Uferstraße: 16 Uhr, Löwenbrauerei, Hoch­straße 1. Redner: Franz Künstler  , MdR. Bahnhof 15, Oberschöneweide  ; Bahnhof 26, Köpenick  ; Bahn­meisterei 10; ABOAG, Köpenick  : 19 Uhr, Keglerheim Schulze, Köpenick  , Müggelheimer Ecke Wendenschloßstraße. Redner: Hans Flieger.

Bahnhof 24, Lichtenberg  : Bahnmeisterei 9: 19 Uhr, Lokal Tempel, Friedrichsfelde  , Prinzenallee 45. Redner: Dr. Fritz

Schloß.

Bahnhof 10, Schöneberg  ; Bahnhof 11, Hindenburgdamm; Bahn­hof 13, Halensee  : 19 Uhr, Schellhase, Steglitz  , Ahornstr. 15a. Redner Jahn( Einheitsverband der Eisenbahner). Bahnhof 12, Wiebestraße; ABOAG, Helmholtzstraße: 19 Uhr, Bahnhof 12, Wiebestraße; ABOAG, Helmholtzstraße: 19 Uhr, Arminiussäle, Bremer Straße 72/73. Redner: Dr. Franz Neumann  

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Bahnhof 3, Nordend: 19 Uhr, Sanssouci  , Kaiser- Wilhelmstr. 43 Bahnhof 1, Reinickendorf  ; ABOAG, Usedomstraße: Löwen­

in Pankow. Redner: Karl Dressel.

brauerei, Hochstr. 1. Redner: Marie Kunert  , MdR. Bahnhof 22, Weißensee  ; ABOAG, Weißensee  ; Bahnhof 25, Kniprodestraße: 15 Uhr, Seifert, Weißensee  , Lichtenberger Straße 15b. Redner: Gustav Schaum( Gesamtverband). Bahnhof 28, Spandau  : 19 Uhr ,,, Roter Adler", Spandau  , Pots­ damer Straße  . Redner: Dr. J. Moses, MdR.

Verkehrspersonal U- Bahn: 19 Uhr, Lokal Krüger, Tempelhofer Ufer 30. Redner: Lorenz Breunig  . Technisches Personal U- Bahn Bam. S'M. und Ufo  : 15 Uhr, Kammersäle, Teltower Str. 1/3. Redner: Karl Oltersdorf. Angestellten- Fraktion der BVG. und Nord- Süd- Bahn A.G.: 19 Uhr, Kammersäle, Teltower Straße 1/3. Redner: Pro­fessor Chajes, MdL. Bahnhof 5, Tempelhof  ; Bahnhof 14, Kreuzberg  ; Bahnhof 17, Britz  ; Oberleitung, Markusstraße: 19 Uhr, kleiner Saal Bock­brauerei, Fidicinstraße. Redner: Dr. S. Drucker. Hauptlager Grängel: 16 Uhr, Heese, Reinickendorf- West, Ber­Stadtgut Albertshof: 17% Uhr. Redner: Genosse Heymuth. ( Weitere Versammlungen siehe 1. Bellage)

liner Straße 73. Redner: Bruno Lösche.

Postichedlonto: Berlin   37 536.- Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Lindenstr. 3 Di B.u.Dist.- Gej.. Depofitent., Jerusalemer Str.   65/66.

Weimar   in Madrid  .

Die spanische Verfassung in Kraft.

Seit dem 9. Dezember 1931 befißt Spanien   eine republis tanische Verfassung, seit dem 10. Dezember einen Präsidenten der Republik  . Diese beiden Tage waren Feiertage, die die spanische Nation als ein Jubelfest beging. Bom Präsidenten der Cortes Constituyentes( Berfassunggebenden National­vorsitzenden und Professor der Philosophie an der Madrider versammlung) Genossen Julian Besteiro  , dem Partei­Universität, begleitet, fuhr der neugewählte Präsident Alcalá 3amora y Castillo im Triumph durch die Hauptstadt. Heer, Marine und Polizei huldigten ihm und damit der Republik  . Die Bedürftigsten wurden an diesem Tage bewirtet und gekleidet und zu Festvorstellungen ge­laden. Gleichzeitig wurde eine allgemeine Amnestie erlassen. So wurde der Freude über die Wahl des Mannes Ausdrud verliehen, der fein großes Bermögen im Kampfe gegen die Diktatur, gegen die Felonie des Königs geopfert und trotz seiner Vergangenheit als Minister des Königs sein Leben in gemeinsamer Sache mit den sozialdemokratischen und frei­gewerkschaftlichen Führern in die Schanze geschlagen, um der revolutionären Boltsbewegung zum Siege zu verhelfen; zugleich kam die Freude über die Verfassung zum Ausdruck, die zum ersten Male in der Geschichte Spaniens  allen arbeitenden Menschen der Nation das Bürgerrecht ge­sichert hat.

In dem ersten Absatz des ersten Artikels über ,, die nationale Struktur" erklärt die Verfassung, daß ,, Spanien  eine demokratische Republik von Arbeitern" sei. Der geistreiche Philosoph José Ortega y Gasset  , der in der deutschen   Wissenschaft gründlich zu Hause ist und der sich jetzt der aktiven Politik widmet, wehrte sich vergeb lich gegen den Zusatz ,, von Arbeitern". Ortega meinte, daß die Verfassung nichts versprechen solle, was: sie nicht halten tönne, und daß die Nation nicht nur aus Arbeitern bestehe. Aber der bekannte Schriftsteller Luis Araquista in führte in einer historisch- soziologischen Rede vor den Cortes aus, der Zusatz von Arbeitern" nicht im sowjetrussischen oder im faschistischen Sinne zu deuten sei, sondern nur so, daß Spanien   eine Republik von Arbeitenden aller Klassen und von der eigenen Arbeit lebenden Volksgenossen fei, eine Republit, welche die Arbeitenden würdigt und schüßt. Deshalb sind auch nur bei den städtischen und staat­lichen Arbeitern gewerkschaftliche Rechte gegen den Willen der sozialistischen   Partei soweit eingeschränkt worden, daß ihnen das Streifrecht nicht zusteht.

Das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und den Arbeit­nehmern ist durch ein besonderes aus 94 Artikeln bestehendes Gesetz über den Arbeitsvertrag( Ley de contrato de trabajo) geregelt worden. Es trägt die Unterschriften des Ministerpräsidenten Azan a und des Ministers für Arbeit und soziale Fürsorge Genossen Largo Caballero  , des Ge­neralsekretärs der freien Gewerkschaften Spaniens  . Caballero hatte den Mut, dieses Gesetz als das Wert eines Sozialisten, aber als nicht sozialistisch" zu be­zeichnen. Jedoch sichert dieses Gesetz dem spanischen Arbeiter foziale Errungenschaften, die der Weimarer   Berfassung ent nommen sind. Es stellt Arbeitgeber und Arbeitnehmer juristisch gleich, und ebenso in der Land- wie in der In­bustriewirtschaft. Geseze über die Sozialversicherung werden folgen. Der Staat schützt die Arbeit, um jedem, auch dem im Ausland lebenden Bürger ein Eristenzminimum zu sichern. Die Arbeit spielt in der Verfassung der vornehmste Rolle. Gemäß Artikel 48 soll die Arbeit der Mittelpunkt sein, um den sich auch der Schulunterricht dreht. Die Verfassung ertennt die Gewerkschaften als Organe des öffentlichen Rechtes an und sichert ihnen die Mitwirkung an der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Staates.

Das Eigentum ist verfassungsmäßig in seinen indivi­Suellen und kollektiven Formen zulässig, sofern es eine foziale Funktion erfüllt. Jede gewaltsame Enteignung ist zu vergüten. Sozialisierungen sind mit einer einfachen Parlamentsmehrheit durchzuführen.

Was das Schulwesen betrifft, hat der Staat auch für den höheren Unterricht der unbemittelten Bevölkerungsschichten Gorge zu tragen. Der Religionsunterricht ist auf Wunsch zulässig und fann vom Lehrer, wenn dies im Einklang mit ſeinem Gewissen steht, erteilt werden. Eine ,, Staats­religion existiert nicht". Die katholische Kirche   wird, gleich worfen werden. Dieses wird den Verfassungsartikel 24 zur allen anderen Konfessionen, einem besonderen Gesetz unter­Grundlage haben, der folgendes besagt: ,, Alle Konfessionen find als Vereine anzusehen. Eine finanzielle Unter­