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Der Abend
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Terror: Anklage gegen Nazi
Wels überreicht Groener neues Material
Schon um die Weihnachtszeit hat der Parteivorstand dem Reichsinnenminister Groener einen stattlichen Band von Aftenmaterial überreicht, das die Terror methoden der Nationalsozialisten darstellt. Diesem ersten Band hat er jetzt acht weitere folgen lassen, die durchschnittlich etwa 200 Seiten stark sind und 363 Terrorfälle der letzten Zeit behandeln.
Es handelt sich um Beleidigungen, Bedrohungen, Verletzungen, teilweise mit Todeserfolg. Die einzelnen Vorgänge sind zum größten Teil durch Zeugenaussagen, durch offizielle Polizeiberichte, einzelne auch bereits durch Gerichtsurteile belegt. handelt sich um Provokation, Herausforde $ 1: 2017
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V- VIII
Das Material gegen die Nazis.
rungen, Mikhandlungen in Versammlun gen, auf der Straße, nach Versammlungen, oder bei Demonstrationen, oder nach demonstrationen. Auch um Vorgänge, die sich mit politischem Hintergrund aus Wirtshausstreit heraus entwickelt haben, und auch um Fälle, wo ohne jede Veranlassung auf der Straße Andersdenkende von Nationalsozialisten gereizt, provoziert und dann mißhandelt worden sind. Uebersicht man die ganzen Vorgänge, so zeigt es sich, daß in ganz Deutschland , mag es Ostpreußen oder Baden , mag es Mecklenburg oder Württemberg , mag es Braunschweig oder Thüringen sein, immer nach derselben Methode ge handelt wird.
Das Material ist heute mittag dem Reichsinnen. minister Groener durch Genossen Wels überreicht worden. Auch der Reichskanzler und der preußische Innen. minister haben Abschriften erhalten.
Die Japaner haben mit vier Feldgeschützen die Beschießung Schapeis wieder aufgenommen. 2000 japanische Marineschützen bereiten sich zum Angriff vor.
Die chinesischen Behörden erklären, sie seien fest dazu entschlossen, die Japaner aus Schanghai herauszuwerfen, 15 000 chinesische Soldaten sind zu diesem Zwecke in und vor Schapei gesammelt worden.
Der Kampf im Gange.
Schanghai , 2. Februar. Am Dienstag früh begann ein neuer Angriff der japanischen Marinesoldaten auf die chinesischen Stellungen in Tschapei und beim Nordbahnhof, der mit Feldgeschützen und Maschinengewehren beschossen wurde. Die Japaner besetzten den Zungtai Hügel, einen wichtigen strategischen Punkt, der die ganze Stadt beherrscht. Die Chinesen bemühen sich zur Zeit, den Hügel zurückzuerobern. Von den japanischen Kriegsschiffen wurden weitere Landungsabteilungen ausgefandt, die mehrere Stellungen am Flußufer besetzten.
Im Chinesenviertel herrscht eine unbeschreibliche Panit. Die Bevölkerung flieht in Scharen aus der Stadt.
Zur größten Ueberraschung der chinesischen Behörden erschienen am Dienstag früh japanische Marineoffiziere im Außenministerium in Nanking und erhoben Protest gegen die Beschießung japanischer Kriegsschiffe vor Nanking.
Wieder Ruhe" in Nanking.
anfing, 2. Februar.
Seit 1 Uhr nachts Ortszeit herrscht Ruhe in der Stadt. Gleich nach Beginn der Beschießung begannen die ausländischen Konjulate in größter Elle Maßnahmen zum Abtransport ihrer Staatsangehörigen zu treffen; ein Abreisebefehl wurde indes noch nicht
erteilt.
Chinesische Augenzeugen der Zusammenstöße berichten, daß japanische Matrosen auf eine chinesische Patrouille gefeuert und gleich danach japanische Kriegsschiffe die Forts auf dem Löwenhügel nahe dem Ufer mit Granaten belegt hätten. Offiziell wird erklärt, daß die Forts das Feuer nicht erwidert und die in der Stadt befindlichen Truppen Befehl erhalten hätten, nicht zurückzuschießen. Insgesamt seien 20 Granaten von den japanischen äriegsschiffen abgefeuert worden. Auf Anordnung der Behörden ist nach Geschäftsschluß die ganze Stadt in Dunkel gehüllt,
Hinrichtung gefangener Chinesen?
Schanghai , 2. februar.( Reuter.) Chinesische Blätter behaupten, daß etwa 150 gefangene Chinesen von den Sapanern erschossen worden seien; bei den meisten der
Blick auf Nanking, das von japanischen Schiffen beschossen wurde
Hingerichteten soll es sich um Freischärler handeln. Weiterhin berichten die Blätter, daß ganze Wagenladungen toter Chinesen heute morgen von japanischen Landungstruppen forts geschafft worden seien.
Jetzt schießen sie gar auf Amerikaner.
London , 2. Februar.( Eigenbericht.) Troß des zwischen Japanern und Chinesen vereinbarten Waffenstillstandes haben in und um Schanghai auch in der letzten Zeit wieder erbitterte Gefechte stattgefunden. Selbst ameri tanische Marinesoldaten, die im Begriff standen, die amerikanische Methodistenkirche mit Sandsackbarrikaden zu befestigen, wurden von den Japanern beschossen und zum Rückzuge gezwungen. Das Sternenbanner holten die Japaner von der Kirche herunter.
Inzwischen sind auch flußaufwärts am Yangtse japanische Truppen gelandet. Da hier starke chinesische Kräfte konzentriert sind, werden weitere Kämpfe erwartet. Amerikanische Entrüftung mit Rüstungsnebenabsichten.
New York , 2. Februar.( Eigenbericht.)
Die antijapanische Stimmung in Amerika ist ständig im Wachsen. iäufer und verurteilen schärfstens die Aktion in Schanghai , die Die Zeitungen nennen Japan in ihren Leitartikeln einen 2 moteinen unauslöschlichen Fleck auf dem japanischen Namen bedeute. Die Ostasienkrise findet auch starken Widerhall im Bundeskongres, wo der Vorsitzende der Marinekommission des Bundessenats Hale die sofortige Inangriffnahme eines riesigen Flottenbauprogramms(!) forderte. Die amerikanische Flotte wird als ungenügend und minderwertig bezeichnet. Die Budgetkommission des Repräsentantenhauses stellte sämtliche Heeresfürzungsvorschläge zu rück und trat für eine neue Prüfung des Armeebudgets ein. Außerordentliche Sitzung des Völkerbundsrais. Genf , 2. Februar.
Das Völkerbundssekretariat gab am Dienstagmittag völlig unerwartet bekannt, daß der Völkerbundsrat für heute nachmittag 14.30 Uhr zu einer außerordentlichen Sigung einberufen worden sei, und daß die Eröffnungsfißung der Abrüstungskonferenz von 15.30 auf 16.30 Uhr verschoben werden müsse. Obwohl Gründe für diese außergewöhnliche Maßnahme nicht angegeben werden, ist anzunehmen, daß die Entwicklung im Fernen Osten diese Programmänderung erforderlich gemacht hat. Alle Maßnahmen, insbesondere die Uebertragung der Er öffnungsrede Hendersons auf die verschiedenen Sender, werden durch die Verschiebung umgeworfen.
Die Falschmeldung der Kriegserklärung. Genf , 1. Februar.( Ctgenbericht.) Die chinesische Regierung hat in einem Telegrammm an den Generalsekretär des Bölterbundes die Meldungen über die angeblich bevorstehende Kriegserklärung an Japan als aus der Luft ge.