Einzelbild herunterladen
 

BERLIN Dienstag 2. Februar

1932

Der Abend

Erscheint täglich außer Sonntags. Zugleich Abendausgabe des Vorwärts" Bezugspreis für beide Ausgaben 75 Df. pro Woche, 3,25 M. pro Monat ( davon 87 Vf. monatlich für 3uftellung ins Haus) im voraus zahlbar. Vo ft bezug 3,97 m. einschließlich 60 Vf. Postzeitungs und 72 Vf. Vostbestelgebühren.

Spätausgabe des Vorwärts"

10 Pf.

Nr. 54 B 27 49. Jahrgang

Anzeigenpreis: Die einspaltige Minimeterzetle 30 Pf., Reklamezeile 2.-M. Ermäßigungen nach Zarif. Boſtſcheckkonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin Nr. 37 536. Der Berlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor! Redaktion und Expedition: Berlin SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Donboff( A 7) 292-297.

Terror: Anklage gegen Nazi

Wels überreicht Groener neues Material

Schon um die Weihnachtszeit hat der Parteivorstand dem Reichsinnenminister Groener einen stattlichen Band von Aftenmaterial überreicht, das die Terror methoden der Nationalsozialisten darstellt. Diesem ersten Band hat er jetzt acht weitere folgen lassen, die durch­schnittlich etwa 200 Seiten stark sind und 363 Terrorfälle der letzten Zeit behandeln.

Es handelt sich um Beleidigungen, Bedrohungen, Verletzungen, teilweise mit Todeserfolg. Die einzelnen Vorgänge sind zum größten Teil durch Zeugenaussagen, durch offizielle Polizeiberichte, einzelne auch bereits durch Gerichtsurteile belegt. handelt sich um Provokation, Herausforde $ 1: 2017

Es

Japans Verbrechen

Moro and

V- VIII

Das Material gegen die Nazis.

rungen, Mikhandlungen in Versammlun gen, auf der Straße, nach Versammlungen, oder bei Demonstrationen, oder nach demonstrationen. Auch um Vorgänge, die sich mit politischem Hintergrund aus Wirtshausstreit heraus entwickelt haben, und auch um Fälle, wo ohne jede Veranlassung auf der Straße Anders­denkende von Nationalsozialisten gereizt, provoziert und dann mißhandelt worden sind. Uebersicht man die ganzen Vorgänge, so zeigt es sich, daß in ganz Deutschland , mag es Ostpreußen oder Baden , mag es Mecklenburg oder Württemberg , mag es Braunschweig oder Thüringen sein, immer nach derselben Methode ge handelt wird.

Das Material ist heute mittag dem Reichsinnen. minister Groener durch Genossen Wels überreicht worden. Auch der Reichskanzler und der preußische Innen. minister haben Abschriften erhalten.

Das japanische Flugzeugmutterschiff, Kaga" vor Schanghai

Neuer Kampf um Schanghai .

Die Japaner greifen wieder an.

Schanghai , 2. Februar.

Die Japaner haben mit vier Feldgeschützen die Be­schießung Schapeis wieder aufgenommen. 2000 japa­nische Marineschützen bereiten sich zum Angriff vor.

Die chinesischen Behörden erklären, sie seien fest dazu entschlossen, die Japaner aus Schanghai herauszuwerfen, 15 000 chinesische Soldaten sind zu diesem Zwecke in und vor Schapei gesammelt worden.

Der Kampf im Gange.

Schanghai , 2. Februar. Am Dienstag früh begann ein neuer Angriff der japanischen Marinesoldaten auf die chinesischen Stellungen in Tschapei und beim Nordbahnhof, der mit Feldgeschützen und Maschinengewehren beschossen wurde. Die Japaner besetzten den Zungtai Hügel, einen wichtigen strategischen Punkt, der die ganze Stadt beherrscht. Die Chinesen bemühen sich zur Zeit, den Hügel zurückzuerobern. Von den japanischen Kriegsschiffen wurden weitere Landungsabteilungen ausgefandt, die mehrere Stellungen am Flußufer besetzten.

Im Chinesenviertel herrscht eine unbeschreibliche Panit. Die Bevölkerung flieht in Scharen aus der Stadt.

Zur größten Ueberraschung der chinesischen Behörden erschienen am Dienstag früh japanische Marineoffiziere im Außenministerium in Nanking und erhoben Protest gegen die Beschießung japanischer Kriegsschiffe vor Nanking.

Wieder Ruhe" in Nanking.

anfing, 2. Februar.

Seit 1 Uhr nachts Ortszeit herrscht Ruhe in der Stadt. Gleich nach Beginn der Beschießung begannen die ausländischen Konjulate in größter Elle Maßnahmen zum Abtransport ihrer Staats­angehörigen zu treffen; ein Abreisebefehl wurde indes noch nicht

erteilt.

Chinesische Augenzeugen der Zusammenstöße berichten, daß japanische Matrosen auf eine chinesische Patrouille gefeuert und gleich danach japanische Kriegsschiffe die Forts auf dem Löwenhügel nahe dem Ufer mit Granaten belegt hätten. Offiziell wird erklärt, daß die Forts das Feuer nicht erwidert und die in der Stadt befind­lichen Truppen Befehl erhalten hätten, nicht zurückzu­schießen. Insgesamt seien 20 Granaten von den japanischen äriegsschiffen abgefeuert worden. Auf Anordnung der Behörden ist nach Geschäftsschluß die ganze Stadt in Dunkel gehüllt,

Hinrichtung gefangener Chinesen?

Schanghai , 2. februar.( Reuter.) Chinesische Blätter behaupten, daß etwa 150 gefangene Chinesen von den Sapanern erschossen worden seien; bei den meisten der

Blick auf Nanking, das von japanischen Schiffen beschossen wurde

Hingerichteten soll es sich um Freischärler handeln. Weiterhin berichten die Blätter, daß ganze Wagenladungen toter Chinesen heute morgen von japanischen Landungstruppen forts geschafft worden seien.

Jetzt schießen sie gar auf Amerikaner.

London , 2. Februar.( Eigenbericht.) Troß des zwischen Japanern und Chinesen vereinbarten Waffen­stillstandes haben in und um Schanghai auch in der letzten Zeit wieder erbitterte Gefechte stattgefunden. Selbst ameri tanische Marinesoldaten, die im Begriff standen, die amerikanische Methodistenkirche mit Sandsackbarrikaden zu befestigen, wurden von den Japanern beschossen und zum Rückzuge ge­zwungen. Das Sternenbanner holten die Japaner von der Kirche herunter.

Inzwischen sind auch flußaufwärts am Yangtse japanische Truppen gelandet. Da hier starke chinesische Kräfte konzentriert sind, werden weitere Kämpfe erwartet. Amerikanische Entrüftung mit Rüstungsneben­absichten.

New York , 2. Februar.( Eigenbericht.)

Die antijapanische Stimmung in Amerika ist ständig im Wachsen. iäufer und verurteilen schärfstens die Aktion in Schanghai , die Die Zeitungen nennen Japan in ihren Leitartikeln einen 2 mot­einen unauslöschlichen Fleck auf dem japanischen Namen bedeute. Die Ostasienkrise findet auch starken Widerhall im Bundeskongres, wo der Vorsitzende der Marinekommission des Bundessenats Hale die sofortige Inangriffnahme eines riesigen Flottenbau­programms(!) forderte. Die amerikanische Flotte wird als un­genügend und minderwertig bezeichnet. Die Budgetkommission des Repräsentantenhauses stellte sämtliche Heeresfürzungsvorschläge zu rück und trat für eine neue Prüfung des Armeebudgets ein. Außerordentliche Sitzung des Völkerbundsrais. Genf , 2. Februar.

Das Völkerbundssekretariat gab am Dienstagmittag völlig un­erwartet bekannt, daß der Völkerbundsrat für heute nachmittag 14.30 Uhr zu einer außerordentlichen Sigung einberufen worden sei, und daß die Eröffnungsfißung der Abrüstungskonferenz von 15.30 auf 16.30 Uhr verschoben werden müsse. Obwohl Gründe für diese außergewöhnliche Maßnahme nicht angegeben werden, ist anzunehmen, daß die Entwicklung im Fernen Osten diese Programmänderung erforderlich gemacht hat. Alle Maßnahmen, insbesondere die Uebertragung der Er öffnungsrede Hendersons auf die verschiedenen Sender, werden durch die Verschiebung umgeworfen.

Die Falschmeldung der Kriegserklärung. Genf , 1. Februar.( Ctgenbericht.) Die chinesische Regierung hat in einem Telegrammm an den Generalsekretär des Bölterbundes die Meldungen über die angeblich bevorstehende Kriegserklärung an Japan als aus der Luft ge.