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Neue Vorstöße in Ein Gespräch n Unser Mitarbeiter hatte kürzlich Gelegenheit zu einer Unter- redung mit Prof. Piccard, in deren Verlauf der Bezwinger der Stratosphäre einige sehr interessante Mitteilungen machte namentlich über die für die nächste Zeit geplanten neuen Aufstiege. In der Hotelhall« sitzt Pros. Piccard, umgeben von einigen prominenten Gelehrten, dazwischen Journalisten, denen Prof. Piccard in der liebenswürdigsten Weise Auskunft auf ihre wie immer recht neugierigen Fragen gibt. Man stellt sich den Inhaber eines Höhen- rekords, einen wagemutigen Luftschiffer, gewöhnlich ganz anders vor Prof. Piccard ist das extreme Gegenteil einesRekord­menschen", und seine Rekord« sind ihm bei den wissenschaftlicheii Untersuchungen sozusagen nebenbei mit unterlaufen. Es interessiert ihn deshalb auch sehr wenig, ob die geplante nächste Fahrt in die Stratosphäre ein paar tausend Metter höher führen wird oder nicht:Vielleicht nehmen wir etwas mehr Ballast mit und kommen 800 bis 1000 Meter höher das ist wenig wichtig." Wenn Prof. Piccard nicht zufällig ein Schweizer   er stammt aus dem Waadland wäre, würde man ihn als Typ desdeutschen Gelehrten" in bestem Sinne reklamieren: still, bescheiden und durch- aus abhold jeder Rekord- und Sensationshascherei(er ist recht erbost über die mancherlei falschen Sensationen, die seinerzeit im Zu- fammenhang mit seinem Fluge oerbreitet wurden): ihn interessiert allein die wissenschaftliche Seite seiner Arbeiten. Don den Gefahren, die mit solchen Unternehmungen vor allen Dingen der ersten verbunden sind, macht er wenig Aufhebens:es war ja alles gut vorbereitet, warum sollte etwas passieren"? Daß bei seinem Fluge doch einiges nicht so rechtgeklappt" hat, ist teilweise auf einig« Versehen bei den Startvorbereitungen zurückzuführen: ein Seil wurde ohne Prof. Piccards Wisien und entgegen seinen Angaben falsch angebracht und oersing sich dann später mit der Ventilleine, so daß diese vom Innern der Kugel aus nicht mehr richtig bedient werden konnte. Außerdem hatte die Gondel vor dem Start einig« Beschädigungen erlitten, so daß die beiden Insassen zunächst genug damit zu tun hatten, die Gondel abzudichten. So ist es zu er- klären, daß die eigentlichen Messungen erst in IS und 16 Kilometer Höhe angestellt werden konnten. Es fehlen also die Vergleichs- Messungen aus geringerer Höhe bekanntlich diente der Flug in die Stratosphäre ja hauptsächlich der Untersuchung und Messung jener geheimnisvollenHöhenstrahlung", die von irgendwoher ans dem Weltall zu uns kommt und den Wissenschaftlern vorläufig noch Rätsel über Rätsel aufgibt. Auf die Frage nach dem nächsten Start äußerte sich der Ge-
die Stratosphäre ii Prof. piccard lehrte etwa folgendes:«Für das nächst« Jahr sind neue Auffliege in die Stratosphäre geplant, die zunächst vom alten Startort Augs- bürg aus erfolgen werden. Ich verwende wieder dieselbe Ballon- hülle, wie das letzte Mal das empfiehlt sich schon aus finanziellen Gründen, denn sie hat immerhin 32 000 Mark gekostet. Die Gondel liegt zur Zell   auf dem Gurgler Ferner und kommt also nicht in Betracht, außerdem ist sie billig(etwa 2000 Mark). Natürlich werden wir auf Grund der Erfahrungen mit unserem ersten Fluge einige kleine Aenderungen anbringen so wird die Kugel, in der künstlich durch Sauerstofflaschen und entsprechende Apparate für Erneuerung und Verbesserung der Atmugsluft gesorgt wird, nicht mehr, wie bisher, zur Hälft« schwarz gestrichen werden, denn das hat sich als überflüssig erwiesen." Um diese Gondel droht übrigens ein Streit derInteressenten" auszubrechen: der Ort Obergurgel, in dessen Bereich sie liegt, möchte sie natürlich gern behalten, aber auch die Universität Brüssel und das Deutsche Museum   in München   reflektieren darauf. Wie Prof. Piccard erwähnte, würde er sie am liebsten dem Deutschen  Museum überlassen vorläufig ist aber die Frage noch nicht entschieden. 3<h selbst", erklärte der Gelehrte wester,werde nicht mst auf- steigen, denn es hat sich herausgestellt, daß ich vor allem für einen absolut einwandfreien Start sorgen muß, und das kann ich besser von außen. Auch Dr. Ktpfer wird nicht mstfliegen. Aus der Tatsache, daß ich andere mst meinem Ballon aufsteigen lassen will, können Sie schon ersehen, wie ungefährlich die Sache ist. sonst würde ist das ja nie verantworten können. Vom wissenschaftlicken Standpunkte aus würde sich sehr gern einen Start in die Strato- sphäre vom magnetischen Nordpol   aus vornehmen. Ein solcher Aufftieg würde wegen der dort besonders interessanten physikalischen Verhältnisse in höheren Luftschichten besonders reiche Ergebnisse versprechen. Es ist durchaus möglich, daß ein derartiger Aufstieg im Laufe des nächsten Jahres erfolgt." Mit seinem Ballon hat Pros. Piccard bekanntlich eine Höhe van 16 000 Meter erreicht wenn man wesentlich höher kommen will, müßte man einen ganz unverhältnismäßig größeren Ballon oerwenden, und dazu liegt vorläufig noch kein zwingender Grund vor. Für den zukünftigen Flugverkehr in der Stratosphäre hat Prof. Piccard durch die Ergebnisse seines Ausstieges recht günstige Erfahrungen gesammelt der Vorstoß als solcher beweist ja schon, daß unter den richtigen technischen Voraussetzungen ein Aufenthalt in großen Höhen für den Menschen keinerlei Gefahr bedeutet. Dr. H. W o 1 1 e r e c k.
Es wird gearbeitet. Haushaltungsausschuß des Geichs ages. Wieder tagte heute der 5, Ausschuß(Reichshaushalt) wie er offiziell heißt, es ist die gl. Sitzung in dieser Legislatur- period«. Die Sitzungen des wichtigsten Reichstagsausschujses sind Arbeits sitzungen, deswegen nehmen die National» sozial! sten an ihnen nicht teil: die Deutschnationalen haben sichzurückgefunden". Die Nazis haben keine Lücke hinterlassen, waren sie doch zumeist swmm(Schreien und Schimpfen ist im Haus- Hallsausschuß nicht üblich). Von dem Verhandlungsstofs hatten sie zumeist keine Ahnung, sie sahen herum wie Schuljungen, die ver- sehenttich eine Klasse zu hoch oersetzt wurden. Wie sah die heutige Tagesordnung aus? Wir geben einen Auszug: Gutachten des Reichssparkommissars über das Beschaffungs- wefen der Reichspost, Gutachten des Reichssparkommissars über das Reichspost- finanzgesetz, Neueinstellungen bei der Deuffchen Reichspost, Uebersicht des Reichsernährungsministeriums über die Ver- Wendung der Ileberschüsse der Reichsmaisstell« G. m. b. H., Richllinien für die Bewirtschaftung der Ausgabemittel des Reichsernährungsministeriums, Nachweisung über bestimmte vom Reichsernährungsministerium gewährte Darlehen, Nachweisung über die Zal� der noch nicht beschäftigten Warte- standsbeamten, Ausnahmen vom Z 40 des Besoldungsgesetzes(jede dritte freiwerdende Stelle fällt weg), Entwurf einer Verordnung über die Eingruppierung von Wartegeldempsängern, Uebersührung von nlchtbeamteten Hilfskräften beim Reichs­patentamt in das Beamtenoerhältnis. Das ist Material, dessen Beratung wirtliche Sachkenntnis er- fordert und bei dessen Erledigung die Interessen der Allgemeinhett wirksam wenn auch ohne Agstationslärm vertreten sind. Amüsant bleibt, daß die Kommuni st en an den Sitzungen des Haushallsausschusses ganz ordentlich teilnehmen. Sie stimmen nach der üblichen Ablehnung chrerprinzipiellen" Anträge in der Regel für die sozialdemokratischen Forderungen.
Girasanträge gegen Devisenschieber. Außer Gefängnis und Geldstrafen Einziehung der Werte. Zm Devisenschieber-Prozeß Oppenheimer, Sukherz und Parlagi stellte der Staatsanwalt heule folgende Strafanträge: Gegen Gutherz ein Zahr Gefängnis und 150 000 Mark Geldstrafe, bei bereu INchteinlreibung eiu weiteres Zahr Gefängnis hinzutritt. von einer Zuchthausstrafe soll nur wegen seines Abhänglgkeilsoerhällnlsses' abgesehen werden; gegen Oppen- heimer neun Monate Gefängnis und 40 000 Mark Geldstrafe, gegen Parlagi ein Zahr Gefängnis und 50 000 Mark Geldstrafe, bei deren Mchteintreibung ein weiteres Zahr Gefängnis tritt. Die werte in Höhe von SSO 000 Mark 163 000 Mark auf Konto Frledländer in der Commerz- und Privat- Pauk und 527 000 Mark Aktien sind einzuziehen. Außerdem beantragt der Staatsanwalt eventuelle Beschlußfassung über ein besonderes verfahren gegen Zriedländer. In seinem Plädoyer führte Staatsanwaltschaftsrat Iaeoby aus, daß es in acht Tagen gelungen sei, restlose Klarheft über das System von Kanälen der Devisenschiebungen zu schaffen. Es wäre vielleicht besser, von einem Devisenoerfchiebungsbahn- Hof Singer und Friedlönder mit dem Sitz London   zu sprechen, mit der hervorragenden Block st ation Gutherz und der Kops st ation Oppenheimer und P a r l a g i, wo die Reisenden Trinke, Adler, Mauksch und Alexander ausstiegen, um die Gelder"an die Stationskasse abzuliefern. Gutherz hat sich als hervor- ragender Weichensteller bewiesen. Er traf sich in München   mft dem englischen Ingenieur Trinke, der sich mehr als sechs Monate in Deutschland   aufhielt. Trink« hatte mit seinem ersten Geschäft wenig Glück: als er in Berlin   Louis Hagen 60 000 Mark Reichsbahn- Vorzugsaktien verkaufen will, wird er nach der Herkunft der Aktien gefragt und erklärt, daß sie vom Bankhaus Singer u. Friedländer   in London   stammen. Da wird er abgewiesen. Jetzt trifft sich Gutherz im Hotel Adlon   mit seinem Chef Ernst Friedländer  , Adler wird vorgespannt, Friedlönder reist ab, Gutherz entwickelt eine geradezu fieberhafte Tätigkeit. Der Staatsanwalt schildert ausführlich samt- liche Etappen der Gutherzschen Tätigkeit und meint zu- sammenfassend, es liege im Schicksal des Gutherz eine gewisse Tragik: seine Firma habe die mit ihm schwebende Vertcagsverhandlungen immer hinausgeschoben, um ihn gefügig zu machen. Zwar sei er von London   aus angestiftet, er sei aber als Selbsttäter zu betrachten. Der Angeklagte P a r l a g i hat im Gegensatz zu Gucherz leichten Herzens als Verwandter von Friedlönder zu dessen Gunsten gegen die Gesetze verstoßen. Er hat den Ertrag aus den von chm aus- gelösten Obligationen auf das Londoner   Konto der Bant abgeführt. Das stellte einen groben Verstoß gegen die Devisenverordnung dar und war geeignet, das Stillhalleabkommen zu verletzen. Der Änge- klagte Oppenheimer war am besten gepanzert. Aus dem Briefwechsel Gutherz mit London   wie auch aus seiner Aussage geht hervor, daß Oppenheimer über alles vollkommen im Bilde war.
Waffensuche im SA.-Heim. 21 Nationalsozialisten festgenommen. Die Politische Polizei   nahm in der letzten Nacht kurz nach 12 Uhr überraschend ein« Durchsuchung des SA.-Heims in Weidmannslust vor, wobei 4 P i st o l e n mit Munition, drei Dolchmesser und ein Totschläger gefunden wurden. 21 Nationalsozialisten wurden festgenommen und der AbteUung I zugeführt.___ Der litauische Gesandte Saulys erklarte dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, daß die litauische Regierung stets ihre inter  - nationalen Verpflichtungen in bezug auf das Memelgebiet hallen und achten werde. Reichsbanner. Ortsgruppe vaumschulenweg. Heute, 20 Uhr, öffentliche Versammlung bei Falkenhagen.Neu-Twoli, Neue Krugallee 33. Referent: Dr. Hellmut Klotz. Kapftan- leutnant a. D., ehemaliger persönlicher Adjutant Adolf Hitlers  . Wetter für Berlin  : Etwas milder, größtenteils trocken mit Neigung zu leichten Niederschlägen, mäßig« nordwestlich« Winde. Für Deutschland  : Im Nordosten veränderlich und ziemlich kühl, im übrigen Reiche etwas milder mft vorwiegend trübem und zu Nieder» schlagen neigendem Wetter.
-165 Sklaven arbeiten für dich! «Wir haben zu wenig Maschinen, nicht zu viele" das ist das Ergebnis, zu dem Dr. E. E. Furnas, Professor der Pale Universität, in seinem soeben in New Aork erschienenen Buch Amerika  » morgiger Tag. Ein Ausslug in das Zeftaller des 2-Stunden-Arbeftstages", gelangt. Er stellt sich damft im bewußten Gegensatz zu jenen, die in den Maschinen eine Hauptursache der Not unserer Zeit sehen wollen. Nicht in der Beschäftigungslosigkeit, zu der die Maschinen führen, liegt das Uebel, sondern in dem Mangel an Existenzmitteln. Muße aber ist eine der wertvollsten Gaben, die uns die zunehmende Industrialisierung des Lebens schenken kann. Man hat berechnet, daß in den Tagen, da die ersten Ansiedler sich in Nordamerika   ansässig mochten, einem jeden durchschnittlich die Kräfte dreier Sklaven in der Form von Menschen» oder Pferde- kräften oder auch von Wasserrädern zur Verfügung standen. Heute aber hat ein jeder von uns 165 Sklaven in seinem Dienst, meistens in der Gestalt von Kupferdrähten oder Benzintanks. Aber ist darum uiffer« Arbeitszeit auf den 55. Teil jener gesunken, die die ersten Ansiedler ihrem Werk gewidmet haben? Hier liegt offensichtlich der Rechenfehler, unter dem wir heute leiden. Zwei Wege hätte es gegeben, diese Entwicklung zu vermeiden: entweder ein« Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichzeitiger Erhöhung der Löhne unter Bei- beHaltung der gleichen Arbeiterzahl: oder aber man hätte die Maschinen ruhig mehr Waren erzeugen lassen können, aber auch neue Erwerbszweige schaffen müssen. Und weiter ging die Entwicklung: Eisenbahnen, Dampfer, Dampspumpen, Dampfpflüge, Krane und viele andere Maschinen, zu denen sich später die dienstbar gemachte Elellrizftät gesellte, arbeiteten für die Menschheit: aber noch immer stand der Arbeiter nach wie vor 12 Stunden aus seinem Posten in der Fabrik, um einen Lohn zu verdienen, von dem er gerade leben konnte. Wir. haben heute, dank der ständig zunehmenden Tätigkeit des Erfinder- geistes, mindestens hundermal so viele verschiedene Waren zu unserer Verfügung wie vor einem Jahrhundert. Aber die Nach- frage nach neuen Dingen sinkt bereits. Da« hat zu einer Herab- setzung der Arbeitszeft in den letzten zwei Jahrzehnten geführt. Und hier liegt nach der Meinung des Dr. Furnas der einzige Weg zur Rettung: die von den Maschinen den Menschenkräften übrig gelassene Arbeit muh in jedem Lande unter Kürzung der Arbeitszeit verteill werden. Wir müssen noch etwas anderes finden, was wir tun können, außer der Arbeit. Die Zell   wird nicht mehr fern sein, da vier Stunden Arbeit täglich genügen, die später auf drei, ja sogar auf zwei sinken werden. Ein Zeftaller der Muße wird anbrechen. Menschliche Arbeitskräfte sollen dann nur an jenen Stellen verwendet werden, an denen menschliches Denken, menschlich« Urteilskraft erforderlich ist, nicht aber dort, wo es sich um Dinge handelt, die von mechanischen Händen besser verrichtet werden können.
Die Mausefalle" konnte im Kleinen Theater Unter den Linden ihre 50. Aufführung erleben ein schöner Beweis dafür, welches Interesse die Dinge erwecken, um die es hier geht. Text, Musik, Darstellung, die ganzeMontage" stammt von der Truppe 1 S 3 1", einem Kollektiv, das darauf aus ist,die Wirklichkeit in ihren Zusammenhängen zu erfassen". Auf diese unsere heutige Wirklichkeit ist alles gestellt, das Stück ist nichts als Desillusionierung und Diskussion, Auseinandersetzung mit den brennenden Fragen dieser brennenden Zeit, Zertrümmerung abge- brauchter Ideologie, Zerfall gestriger Werte, Untergang des Klein. bürgertums in materiellem Elend und geistiger Lächerlichkeft all dies zum Zweck der Geburt des neuen Bewußtseins und der klaren Erkenntnis dieses Heute. Keine artistische, sondern eine politische, keine äschetisch-tünsllerische. sondern eine praNisch-echische Angelegenheft und wertvoll trotz kleiner Schönheitsfehler(wie der Moskauer   Propaganda zum Schluß) als Zeftstück, als was dasselbe ist sozialistisches Stück. Das Kollektiv spielt ohne Star, ohne Rollen, ohne äußere Mittel fast, hingegeben und begeistert und (wie selten und wie schön) mft Ueberzeugung,
Neues Wohnen neues Bauen." Filmreportage. Die Deutsche   Liga für unabhängigen Film veranstallete am Sonntag in derAlhambra" eine Filmmattnee unter der Devise Neues Wohnen neues Bauen". Die beiden ersten Filme, die gezeigt wurden:Wo wohnen alte Leute?" von E. Berg- mann-Michel ein recht freundliches Bild vom Frankfurter   Alters- heim(Architekten: Stam, Moser, Kramer) sowie Hans Richters krftische ReportageDie neue Wohnung", behandeln zwar das Thema nur andeutungsweise, aber doch so offen, daß sie zur Stellungnahme zwingen. Nur die ewig Gestrigen können sich dem Geiste und den praktischen Erfolgen des neuen Bauens gegenüber ablehnend oerhatten. Aber welche tatsächlichen Erleichterungen hat den Nichtbesitzenden das neue Bauen gebracht? Wer kann sich modernes Wohnen leisten? Wenig« genießen das Glück, an ihrem Lebensabend in einem so herrlichen Altersheim, wie dem Frank- furter, ausruhen zu können. Der Richtersche Film verschweigt daher auch nicht, daß 16 Proz. der Arbefterschast ohne eigene Wohnung dahinleben und daß die Besitzer der mangelhaften Altwohnungen finanziell nicht in der Lage sind, den geringen Wohnraum voll aus- zunutzen. Auch die Berbilligung von zweckmäßigem Gebrauchs- gerät durch maschinelle Serienfabrikation, wie sie richtig gefordert wird, hat natürlich ihre Grenzen. Neues Bauen ist von neuem Wohnen abhängig. Der Proletarier wird aber in der bürgerlichen Gesellschaft nicht den Tarum vom neuen Wohnen verwirklicht sehen. Wer wir besahen dieses neue Bauen wegen seiner prinzipiellen Bedeutung und freuen uns auch über diese beiden Filme. Zum Schluß wurde ein von den interessierten Firmen l)«rgcst«llter Film Ein Ries« aus Stahl" gezeigt, der die Konstruktion und Montage des höchsten New-Dorker Stahlfkelettbaus veranschaulicht. fs. H. W.
Das erste Klemperer- Konzert. Viele Generalmusikdirektoren verderben ein Orchester: der Staatsopernkapell« merkt mau immer mehr an. wie sehr ihr ein. heitliche Erziehung, planmäßige Pflege der Orchesterkultur, wie sehr ihr ein hingegebener Führer fehlt, dessen Ehrgeiz darüber hinaus- ging«, mit ein paar Proben möglichst rasch alles zusammenzureißen. Die Streicher insbesondere sind auf einer ganz bemerkenswerten Höhe unkullivierter Roheit angelangt; ein Zustand, der für diese berühmte Orchestervereinigung wirklich beschämend ist. .Klemperer dirigierte nach der O-Dur-Suite von Bach Anton. Bruckners 8. Sinfonie mit Leidenschaft und Fanatismus, mft der elementaren Gewall seiner inneren Ueberzeugung seltsam starr aber und flächenhaft, unter starker Betonung der barocken Klang- pracht, unter Vernachlässigung der thematischen und dynamischen Kontraste, der Spannungsoerhättnisse, der architektonischen Bögen und der großen Linien; in einem fast übermenschlichen Gleichmaß, das, scheint uns, Bruckner eher ferner rückt alz   näher bringt. Immerhin, wir wünschten uns mehr solcher Aufführungen der Werke dieses viel zu wenig gekannten, fast gar»och nicht be- grifsenen Meisters, der so wenig ein« katholische Angelegenheit ist wie Bach   etwa eine pietistisch«, nicht mehr und nicht weniger als der größte Sinfoniker seit Beethoven..V W. Schaljapw in Rußland  . Schatjapin dementiert die Nachricht. daß er nach Rußland   zurückkehre. Er will so wenig von der Sowjetregieruno wissen, wie sie von ihm. Er will ein..Sänger des Volkes" auf seine Art bleiben. Ein Esperanto-Konzert unter Mitwirkung von Margit Paldern-Brandes (Sopran) und Roberto Spiombi(Bariton) findet Mittwoch. 20 Uhr, im Lessing-Museum", Brüderstt. 13, statt. Maria Nenreth, die Hervorraaende Sopranistin der Wiener StaatSoPcr, gastiert in der Städtischen Oper Donnerstag als91 i d a". Im Museum sitt Meereskunde sprechen heut« und ffreitag. 8 Uhr, Prof. Johan Hjort   überW a l e und Walsang" und Wolsang von Gronau überIm Flugzeug über Grönlands   Inlandeis". UeberTiere im Film" spricht in der Urania Freitag. 8Z4 Uhr (Luistnstr. 58-69), Dr. Ulrich S. T. Schul«.