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Tr. 55 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Neue Ordnung in Berlin  

Mittwoch, 3. Februar 1932

aire Frauenmord in Steglit.

Sozialdemokratische Kommunalkonferenz im Rathaus Freie Bahn für Vereinfachung

3m

Stadtverordnetenjigungsjaal des Berliner   Rathaujes hatten sich gestern abend die sozialdemokratischen Mitglieder des Magistrats, der Bezirksämter, die Mitglieder der Stadt­verordnetenfraktion sowie die Borsitzenden der Bezirks­verordnetenfraktionen und einige Mitglieder des Berliner   Bezirks­vorstandes zu einer tommunalpolitischen Konferenz zusammengefunden, in der über den Entwurf der neuen Orts. fatung beraten wurde. Die Konferenz tagte unter der Leitung des kommunalen Sekretärs der Berliner   Partei, Stadtverordneten Paul Robinson. Das einleitende Referat hielt Bürgermeister Friedrich Lange.

Als man 1920, nach der Schaffung der neuen Einheitsgemeinde Groß- Berlin, vor der Aufgabe stand, eine Abgrenzung der Zu­ständigkeiten zwischen den Bezirken und der Zentralverwaltung vorzunehmen, war die Lösung ungeheuer schwierig. Sowohl die alte Berliner   Zentralverwaltung, wie die ehemaligen Stadt­gemeinden mußten Zuständigkeiten abgeben. Zudem mar der frühere Oberbürgermeister alles andere als ein Freund der De­zentralisation. Das neue Berlin   Gesez, das der Landtag dann verabschiedete, gab der Stadtgemeinde die Möglichkeit, in einer besonderen Ortsjagung die Dinge neu zu regeln. Diese Drts­satzung ist neben der Städteordnung und dem alten Berliner   Stadt­Verfassungsrecht die Rechtsgrundlage für die Zuständig feitsabgrenzung innerhalb der Gesamtverwaltung. Der Entwurf foul soll die Grundlage sein, alle Verwaltungsangelegenheiten, die örtlich besser als von der zentralen Stelle verwaltet werden können, an die Bezirksverwaltung zu geben. Die Zentralverwaltung soll so die Möglichkeit bekommen, wahrhaft führend die großen Ber­waltungsgesichtspunkte herauszuarbeiten. Genosse Lange ging dann im einzelnen auf die Bestimmungen der Drtssagung ein. Seine Gedankengänge sind unseren Lesern bereits durch den Bericht über eine Pressekonferenz, in der der Bürgermeister sich in gleicher Weise aussprach, bekannt. Er legte der Stadtverordnetenversamm lung nahe, genau nachzuprüfen, ob nicht noch einige städtische Anstalten, die der Entwurf für die Zentralverwaltung vorbehalten will, besser von den Bezirksämtern verwaltet würden. Die Innen­bezirke follen zukünftig auch in der Schulfrage nicht anders be­handelt werden als die übrigen Bezirke. Im Hochbaumesen hat der Magistrat sich auf den Standpunkt gestellt, daß die großen allgemeinen Bauangelegenheiten bei der Zentrale ausgearbeitet werden müssen.

Man solle nicht am Bezirk fleben. Wir sind Berlin  , wir find eine einheitliche Stadt.

Die tüchtigsten Leute müssen ausgewählt und für die großen Auf­gaben der Stadtverwaltung in der Zentrale zusammengefaßt mer den. Abschließend stellte Bürgermeister Lange fest, daß bei der vernünftigen Teilung zwischen den Aufgaben der Zentralverwaltung und denen der Bezirksverwaltungen mit dem Entwurf quantitativ noch nicht das erreicht worden sei, mas hätte erreicht werden müffen. Es sei Aufgabe der Stadtverordnetenverfam m- Iung, hier noch Verbesserungen zu schaffen. Die Zentral­verwaltung darf nicht mit Kleintram belastet sein, wie es bisher der Fall mar. Sie muß freie Hand für die Entwicklung der großen Berwaltungsgesichtspunkte erhalten. Die in kommunalpolitischen Kreisen in letzter Zeit viel diskutierte Frage über eine eventuelle Zusammenlegung der Bezirke wird von dieser Orts­jagung nicht berührt.

Die Diskussion.

-

Stadtrat Genosse Holz- Zehlendorf äußerte gleichfalls große Bedenken gegen die völlige Zentralisierung der Bauaufgaben. Bürgermeister Genoffe Karl Herz- Kreuzberg vertrat die An­ficht, daß es politisch, organisatorisch und fachlich besser gewesen wäre, wenn die Frage der Zusammenlegung der Bezirke vor der Schaffung der Ortsfagung gelöst worden wäre. Unsere gesamte Verwaltung frante daran, daß sie in viel zu viele fleine Verwal­

Stadtrat Genosse Wermuth vom Bezirksamt   Treptow meinte, daß die Ortsfagung doch Bestimmungen und Arbeitseinteilungen schaffen würde, die schon in allernächster Zeit zu großen Erschwerun­gen der fachlichen Erledigung von Verwaltungsdingen führen wird. Er wandte sich besonders gegen die Uebertragung aller Bau­angelegenheiten an die Zentralverwaltung.

4]

Anita

NOVELLE

VON

BÜSING

and Cowboy

CHINERY

Auch er tröstet den Ingenieur und sagt: Ob einer Schlangen tanzen läßt oder weiße Mäuse frißt, das ist ganz gleich, das Publikum will dabei gewesen sein."

"

Wir werden für sie etwas finden."

Eiserne Front ruft!

Reiht euch ein, der Würfel fällt! Trage auch du dich ein! Sammelstellen in allen Bezirken Gausammelstelle Potsdamer Str. 131

überantworten.

tungsbezirke eingeteilt sei. Eine große Verantwortung liege bei der Stadtverordnetenversammlung. Die Verwaltung müsse jetzt unter allen Umständen in Ordnung gebracht werden! Die Zentralver­maltung habe in einem so riesigen Berwaltungskörper, wie ihn  Berlin darstelle, und in einer so bewegten Zeit, alle Hände voll zu tun, die entscheidenden Richtlinien für eine ordnungsge­mäße Verwaltung herauszuarbeiten. In der Zentrale müsse die geistige Führung liegen. Zum Schluß seiner Ausführungen wandte sich der Redner sehr scharf gegen die Bestrebungen, das Rudolf- Virchow- Krankenhaus der Zentralverwaltung zu Man wolle hier ein Modellkrankenhaus schaffen. Der   Berliner Bürger habe aber das Recht zu verlangen, daß alle Krankenhäuser auf gleicher Höhe gehalten würden. Genosse Stadtrat Löwenstein- Neukölln begrüßte besonders den Gedanken der Planwirtſchaft, der jetzt Einzug in der gesamten Berwaltung halten soll. Man dürfe darüber aber nicht vergessen, daß es planwirtschaftliche Arbeit auch bei den Bezirken gibt, die dadurch nicht gestört werden dürfe. Den Bezirken müsse auch die Möglichkeit gegeben werden, nach der Berabschiedung des Etats durch den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung mit diesem Etat wirtschaften, d. h. richtig disponieren zu fönnen. Die Arbeiter- Abiturientenfurse lasse man besser wie bisher bei der Be­zirksverwaltung, mit der sie eng verbunden seien.

Billy aber schießt sich auf Manegenentfernung ein. Er schießt Anita alle möglichen Gegenstände vom Kopf, bis der Rapitän es verbietet, weil er die Verwendung von scharfer Munition für zu gefährlich hält.

Darob ist Billy im Ernst ergrimmt; denn erstens ist es eines Cowboys unwürdig, sich Plakpatronen zu bedienen und zweitens fann man mit ihnen niemand etwas vom Kopf schießen, und drittens, wo foll er jetzt, mitten auf dem Meer, Plakpatronen hernehmen?

Die Millionenstadt. Das Schiff läuft   Hamburg an. Der junge Thormeilen steht an den St. Pauli Landungsbrücken, jung, übermütig, den Schelm im Naden und Grübchen im Gesicht.

John, John", ruft er und platzt beinahe von Neuig­feiten. Hat er doch von dem eigenartigen Schicksal des Ingenieurs gehört und selber gleich Schicksal gespielt.

Stadtschulrat Genosse Nydahl arbeitete in seinen Ausfüh­rungen flar heraus, daß die zentrale Schulverwaltung selbst das höchste Interesse daran habe, von der Kleinarbeit im Interesse der gesamten Schulverwaltung freizutommen.

Junge Händlerin erschossen.- Der Geliebte als Täter?

nachmittagsstunden im Hause Schlosstraße 9 in

Ein entsetzlicher Frauenmord ist in den gestrigen

Steglit entdeckt worden. Als eine Hausbewohnerin den Treppenaufgang hinaufging, fand sie die 33 Jahre alte Cilly Liesker, die im zweiten Stockwerk in Untermiete wohnte, mit einer schweren Schußverlekung tot auf. Die   Steglitzer Kriminalpolizei wurde benach richtigt, die das Polizeipräsidium alarmierte. Die erste Reservemordkommission unter Leitung von Kriminal­kommissar Zapfe wurde an den Tatort beordert. Ueber den Vorgang erfahren wir folgende Einzelheiten:

Der Bürgermeister des Bezirks Prenzlauer   Berg, Genosse Ostrowiti, äußerte Bedenten gegen die Regelung, die die Straßen­reinigung nach den Entwurf finden folf. Not tue eine Reformierung der Verwaltung des Wohlfahrtswesens: Genosse Paul Robinson betonte, daß man sich gegen die Trennung des Krankentransport wesens vom Rettungsamt und feiner Angliederung an die Feuer­wehr wenden müsse. Der Vorwärts" hat diese Gedankengänge des öfteren schon vertreten.

Thormeilen jun. weiß doch, in welchen verräucherten Beintneipen unternehmungsluftige junge Leute hoden. Sie fizen in diesen Weinkneipen, die einen gut fituierten Eindruck machen und an deren Wänden man echte Delgemälde findet. Das ist doch der Zuschnitt von Anno dazumal. Das Aeußere bewahrt man auch, aber im Innern ist diese Generation von heute anders, ganz anders als ihre Vorfahren. In diesen Weinkneipen haben früher die gut fundierten, einwandfrei foliden Kaufleute gesessen und   Domino gespielt, wenn sie sich entspannen wollten.

Darüber lachen die unternehmungsluftigen jungen Leute yon heute, Die fogen:   Domino laß die Leutchen in den

Alle in der Diskussion vorgetragenen Bedenten faßte der Bor­sitzende der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfrattion Genosse Erich Flatau dahin zusammen, daß die Aussprache sehr gute An­regungen für die parlamentarische Bearbeitung des Entwurfes ge­geben habe. Die Fraktion werde ihre ganze Kraft einsehen, um zu einer flaren Kompetenzabgrenzung zwischen Zentrale und Bezirken zu tommen. Mit einem Appell an alle Teilnehmer der Kon­ferenz, sich umgehend in die Eisernen Bücher einzutragen, schloß der Genosse Robinson die für das kommunalpolitische Leben   Berlins wichtige Konferenz.

Buchthäusern spielen, die haben ja Zeit dazu. Wir wollen etwas erleben."

Die unverheiratete Cilly Liesker wohnte bereits seit geraumer Zeit in dem Hause in Untermiete; sie war eine sehr stille, fleißige Frau, die sich ihren Lebensunterhalt dadurch verdient, daß sie mit Spitzen handelte. Am gestrigen Dienstag hatte die Frau den Steg­lizzer Markt aufgesucht und dort mit ihren Spitzen gehandelt. Der Markt schließt um 2 Uhr. Von dieser Zeit an haben Hausbewohner auf der Treppe einen jüngeren Mann beobachtet, der dort nervös auf und ab lief. Bald darauf betrat Frau Liesker, vom Markt tommend, das Haus. Auf der Treppe ist sie anscheinend von diesem Mann erschossen worden, denn bald nachdem ein Schuß gefallen mar, rannte der Mann davon. Die Hausbewohnerin, bie jetzt den Treppenaufgang betrat, fand die Leiche der Cilly L. Nach den Aussagen verschiedener Zeugen handelt es sich bei dem Täter wahrscheinlich um den Geliebten der Frau, von dem sie ein zweijähriges Töchterchen- Ilse- hat und seit zwei Jahren getrennt lebt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie einmal mit diesem Manne eine heftige Auseinandersetzung, in deren Verlauf der Mann ihr zahl reiche Messerstiche in den Kopf beibrachte. Er kommte ergriffen werden und man brachte ihn dann in eine Heilanstalt. Es wird jetzt vermutet, daß der Mann wieder versuchte, mit Cilly 2. zusammen­zukommen. Wahrscheinlich hat sie ihn aber abgewiesen. Der Mann ist den Hausbewohnern leider nicht genau bekannt. Als Cilly 2. ausi dem Treppenpodest des ersten Stockwerks aufgefunden wurde, zeigte fich unterhalb des Kinns rechts der Einschuß. Die Revolverfuge! ist durch den Kopf gegangen.

Und sie laufen übereifrig jeder Sensation nach, sie ver­stehen es, Nebensächlichkeiten aufzubauschen, und meinen, sie stillten auf diese Weise ihren Lebenshunger. Das tun fie ganz bestimmt nicht, es reifen bei ihnen auch keine großen Taten oder irgendwelche Pläne von Bedeutung, weil beide Ruhe und eine gewisse Beschaulichkeit gebrauchen. Doch lassen die jungen Leute geschickt die Sensation für sich Reklame machen. Darauf verstehen sie sich auf dem ff.

Deshalb nehmen sie sich auch des Ingenieurs an. Von seinem Schicksal haben sie bereits den eifrigen Reportern der  Berliner Schreibblätter erzählt und man hat von ihm be­richtet. Und der junge Thormeilen hat tatsächlich schon ein Engagement für den Ingenieur und auf die zu erwartenden Prozente bereits mehrere Runden ausgegeben.

Der Ingenieur fommt, er wird vorgestellt, er greift zu, es bleibt ihm ja gar nichts anderes übrig. Er hat den Kon­traft unterzeichnet und weiß faum, wie er dazu kommt.

Billy lernt den Chef einer Wild- West- Schau kennen. Dieser Chef hat tatsächlich einmal bei der Herde gestanden, fennt also aus eigenem Erleben die Prärie und ist von Billy entzückt, ob des frischen Hauches der Natürlichkeit. Es ist nachgerade Zeit gewesen, der Schau neues Blut zuzuführen. Billy und der Chef freunden sich schnell an.

Die junge Spigenhändlerin, die aus   Polen stammt, wird als

eine sehr ordentliche Frau geschildert, die überall beliebt war.

Die Schau hat nahezu auf Billy und Anita gewartet, denn ein paar Artisten, die gute Lassoarbeit liefern und Bumerang merfen fönnen, haben den regelrechten Größen­mahn bekommen, und alle die Arbeitslosen, die Abend für Abend als Füllsel für Stunden gemietet werden, machen meistens nur einen schlechten Eindrud. Sie geben fich red­liche Mühe, aber sie fönnen doch bloß mit mehr oder weniger Geschrei beim Posttutschenüberfall und Blodhausbrand mit tun, sonst sind sie gezwungen, notgedrungen lebende Kuliffe zu bilden.

Billy zeigt seine Kunststücke in einem ungemütlichen Gaal, der probenden Artisten zur Verfügung steht. Der Chef ist zufrieden mit Billy und desgleichen mit Anita. Das Mädel hat Mut, das muß man ihm lassen. Die beiden müssen nur ordentlich herausstaffiert werden, und diese Auf­machung will der Chef, der sich auf das Schaugeschäft versteht, selbst besorgen.

Billy hat feinen rechten Eindrud von   Hamburg. Hier

Saalschlacht in   Treptow.

Holzfloben als Waffen der Nazis.

Die Bersammlung des Reichsbanners Schwarz­Rot- Gold, Ortsgruppe   Baumschulenweg, die gestern im Restaurant Meu- Tivoli", Neue Krugallee 33, flattfand, endete mit einer durch Nationalsozialisten hervorgerufenen Saalschlacht, der durch die Schutzpolizei ein Ende gemacht wurde.

Schon anderthalb Stunden vor Beginn der Versammlung hatten sich zahlreiche nationalsozialistische SA  .- Leute eingefunden, und es war von vornherein deutlich die Absicht zu erkennen, daß  Hitlers Gefolgsmänner es auf eine Störung der Versammlung ab­gesehen hatten. Der Redner, Kapitänleutnant a. D. Dr. Kloz. fonnte trog wiederholter lärmender Unterbrechungen sein sehr auf­schlußreiches Referat über das Wesen des Nationalsozialismus, das unter der Parole ,, Wir greifen an!" stand, zu Ende führen. Als der Bersammlungsleiter dann den Schluß der Kundgebung anfagen wollte, setzte ein Mordsspektakel ein. Die SA.- Leute fingen an zu gröhlen und griffen zu den für die Heizung des Raumes bestimmten Holzkloben, um sie gegen den Redner zu schleudern. In dem Tumult wurde von den jugendlichen Nazis, die sich wie die Wilden aufführten, ein mehr als sechzig Jahre alter Partei­genoffe nicht unerheblich verletzt.

Die Polizei sorgte für die Räumung des Saales. Ein National­sozialist wurde zwangsgestellt.

ist er nur ein Mensch, der etwas erledigt, der Kontrakte unterschreibt und an seine und Anitas Zukunft denkt. Hier gilt es, das Schicksal einzufangen.

Er weiß, die Ueberfahrt war für ihn nur Reiseerlebnis, noch nicht einmal ein Stückchen Welterfahrung. Er muß noch viel, viel lernen. Menschen sind bestimmt gefährlicher als Bullen, aber ein echter Cowboy muß auch mit ihnen fertig werden. Na, und ob, das wäre doch gelacht!

Billy fommt nach   Berlin. Er geht allein durch diese Stadt. Sie ist für ihn voller Neuheiten, alles in ihr ist ihni so ungewohnt, daß er feine Begleitung erträgt aus Furcht, er fönne fich blamieren. Er sieht sich die Schaufensteraus­lagen an und wird gestoßen. Er wirst den Kopf in den Nacken und sieht die Mietskasernen in die Höhe. Ein paar Jungen lachen ihn aus und fragen, ob es dort irgendwo brenne oder ob er eine abgelegte Braut suche.

Billy nimmt es den Kindern nicht übel, daß sie ihn ver­albern. Ueberschäumende Kraft muß sich doch irgendeine Form suchen. Austoben können die Bleichgesichter sich nicht in den gefahrvollen Straßen der Stadt, nun, da werden die Bengel eben frech. Billi ist mit diesem Tatbestand schnell fertig.

Billy sieht in die Höfe, Billy guckt in die Treppenhäuser. hier fällt er nicht mehr auf. Man hält ihn ohne weiteres für einen Untermieter. Wer kennt sich denn in einer Miets­tajerne? Es riecht nach Bratkartoffeln und dem herausge­flopften Staub von Teppichen. Die Menschen kommen und gehen, und Billy sagt zu sich, reinewegs beschwörend: ,, Billy, Billy, gehe nie in die muffige Einsamkeit großer Miets­fafernen."

Billy steht vor den Zeitungsverkaufsständen. O, das viele Papier. Er fouft sich Zeitungen und lieft eine halbe Nacht. Er liest gewissenhaft 3eile für Zeile und kommt dann zu der Ueberzeugung, daß fein Mensch das Zeug alles lesen fann. Schnell ist er mit seinem Urteil fertig und er weiß: Ach, die Zeitungen sind die Friedhöfe für die Gedanken der Menschen. Gedanken werden hier nicht miteinander durch­gesprochen, die werden in den Zeitungen begraben."

Die Unruhe der Stadt läuft an seinem eigenen Innern vorbei. Er ist Zuschauer der Hast, er wird von ihr nicht an­gesteckt. Er weiß, in der Großstadt lebt der Friede nicht. Lichtreklame ist Schrei, Autohupe ist Schrei und das Gott zugedachte Konzert der   Heilsarmee ist auch Schrei.

( Fortsetzung folgt.)