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NA. Qr auliges Srle Kurt und Lisa hatten im Vorortzug ein leeres Abteil erwischt, das ausserdem noch den bedeutenden Borteil hatte, von den Nachbar- abteilen vollständig getrennt zu sein. Es war ein alter, unmoderner Wagen, der in besseren Zeiten schon längst ausrangiert worden wäre. Kurt und Lisa segneten die gespannte Kassenlage der Reichs- bahn, den Verkehrsrückgang und den unbekannten Mann mit der roten Mütze, der diesen Wagen gerade an diesen Zug hatte hängen lassen Der Zug ratterte durch Walder und Felder, an prächtigen Villen vorüber, über glitzernde Gewässer hinweg. Kurt und Lisa sahen nichts davon Sie saßen in ihrem Abteil und nutzten den gebotenen Raum so gut wie gar nicht aus. Sieben Sitzplätze blieben frei. Sie hatten viel zu reden. Aber nicht vom legten Boxkamps oder Tennis- turnier, vom geplanten neuen Ozeanflug und vom mißglückten Ra- ketenabschuß, sondern von so unmodernen und untcchnischsn wie Liebe, und sogar Treue. Jeder Satz, den sie sprachen, endete mit einem Ausrusungszeichen mit einem Kuß. Es waren erstaunlich kurz« Sätze mit erstaunlich vielen Ausrusungszeichen... So erfreulich es war, daß der Zug kein Eilzug, sondern ein ausgesprochener Bummelzug war, so peinlich war es, daß er auf jeder Station hielt, und daß es auf jeder Station Leute gab, die in dem Wahn lebten, sie mußten gerade mit diesem Zug fahren. Schon dreimal war die entzückende Zweisamkeit ernsthaft bedroht gewesen. erst von einer kinderreichen Familie, dann von vier Damen, die von ihrem Wochenkaffeeklalsch zurückkehrten, und schließlich von illu- minierten Mitglieder» eines Kegelklubs, die von einer sehr feuchten Sitzung kamen. Immer war es Kurt und Lisa gelungen, durch Vortäuschen von Gedränge am Fenster die Gefahr im letzten Mo- ment abzuwenden. Aber auf der vierten Station geschah das Unglück: Ein« würdige alte Dame erschien auf dem Bahnsteig und sing an, gemessenen Schrilles am Zuge entlangzugehcn und durch ihre Lorgnette in jedes Abteil hineinzuäugen. Sie schien nicht zu finden, was sie suchte, denn immer wieder schüttelte sie unwillig den Kopf und ging zur nächsten Tür. Ein Bahnbeamter, der Interesse an der baldigen Abfahrt des Zuges hatte, riß eine Abtelltür für sie aus und lud sie durch eine chandbewegung zum Einsteigen ein. Aber nach einem Blick durch ihre Stielbrille schrllt sie weller Voller Angst sahen Kurt und Lisa das Unglück nahen. Vor dem Nebenabtell blieb die

Jiuj dem flitdelbreU Jtunderl Itorle Theater Keine Berufssprache ist so mit Ironie durchsetzt wie die des Schauspielers: der Mime scheint geradezu Angst zu haben, die Ding« seiner Umwett mit den ihnen von Rechts wegen zukonunenden Namen zu benennen. Viel lieber hüllt er ihre Größe und Be- deutung in den Mantel spöttischer, auch die eigene Person nicht schonender Geringschätzung. Seck es Schauspieler gibt, sind sie abergläubisch gewesen! Und gleich abergläubischen Menschen fürchten sie, daß eine allzu selbstbewußte Ausdrucksweise den Zorn und die Rache der Götter herausfordern könne, weshalb sie vor wichttgen Ereignissen sich ja auch nicht«alles Gut«" oderviel Glück", sondern ausschließlichchals und Beinbruch" wünschen. Natürlich bedeutet Nudelbrell im Jargon der Schauspieler die geliebte Bühne. Und täglich aufz neue packt Lampenfieber nicht rrnnder den ausgekochten Talentkotzer als den jungen, unerfahrenen Hund, wenn sie von Premierenügern oder gewöhnlichen Sitzflöhen nun ihre Rollen oerzapsen sollen. Der Wachtmeister(Jnspiziem) oder die Stallwache(diensttuender Regisseur) gibt das Signal zum Ziehen des Leichentuchs. Ein ängstlicher Blick nach der Flüsterlotte oder dem Kastengeist: ein stiller Fluch über den Flimmermaxe(Beleuchter), der wieder einmal das Auge Gottes, den großen Scheinwerfer so eingestellt hat, daß er blendet und falsche Tränen(also echte, aber nicht zum Stück ge- hörende!) in die Augen des Spielers treibt, und es kann losgehen. Wer gut gelernt hat, legt feine Rolle hin. Wer nicht gelernt hat, der muß sie aus dem Kasten ziehen: er versucht zu schwimmen. Nützt dies alles nichts, macht der Darsteller zu viel Löcher in den Text, so stinkt er ab oder wird sogar angeblasen(fällt durch, wird in ernster Rolle ausgelacht). Den Talentkotzer, einen arroganten, bei jeder noch so kloinen Rolle, jeder Würzen, fest auftrumpfenden Kollegen, haben wir bereits erwähnt. In seiner Nähe findet sich der Kulissenreißer, der durch sein maßlos heftiges Agieren die Sicherheit der Mitspieler und auch der Küchenschürzen und Bettschirme und Pellen(Dekorationen, Kulisien) gefährdet. Im Gegensatz zu diesen beiden Vertretern des hestigen Typs steht der Seelenmaler. Der Ausdruck ist zur Zett der Meiniger entstanden und traf speziell den Histrionen, der mit einem gut angestrichenen Lederzeug(Maske) besonder« tragische Wirkung hervorzurufen glaubte. Heute trifft das Wort jeden, der sich allzu gerne sentimentaler Darstellung befleißigt und schon ge- wohnheitsmäßig Stimmungskiste macht. Eine Gattung für sich sind die Darstellungsbeanrten, ein Aus- druck, der meines Wisiens erst in den letzten Jahren entstanden ist. Er trifft einen Schauspieler, auf den man sich zwar immer oerlasien kann, der nie Äokolores macht(unsicher ist), der als Mädchen für Alles singt, spricht, tanzt: Helden, Väter und Liebhaber gleicher- weis« spielen kann, dem aber nach Ansicht seiner Kollegen das Schmäh zu schien pflegt. Unbelicht bei den Mitgliedern des Schauspiels sind die Opern- bullen, mit welch freundlicher Bezeichnung alle singenden Kollegen gemeint sind, und sänrtliche Primadonnen und Primvhuomini, wie in früheren Jahren die berühinten Starz genannt wurden. Der männliche Star erscheint meist mit einer Knochenbeilage, seiner Frau oder Freundin. Sie ist unfähig, hochmütig: bekommt aber für die kleine Rolle, in der sie austritt, dank ihres Proteges unverhättnismäßig viel Holz, womit die Gage gemeint ist Auch der Star selbst, der große Tournero, begegnet seinen Kollegen nicht mit genügender Aufmerksamkeit und behandelt sie, als ob sie Meer- schweinchen(Mitglieder kleinster Wanderschmiercn) und nicht Mit- glieder eines Theaters mit richtigen Kulissen(gute Bühne) wären. Und wenn am Abend der Star seinen Laden ausmacht, drückt er alle Mitspieler an die Wand und erniedrigt sie zu unwesentlichen Reifeichaltern, mit deren Hikfe er seine Sprünge den wiehernden Parketthengsten(Publikum) vorführt. Zahlreich sind natürlich mich die Ausdrücke des Schauspielers für den inneren Betrieb des Theaters Wer med was zum Bau gehört, hat sein« eigene, nur den Eingeweihten verständliche Be- zeichnung. Theaterdirektor und Agent sind Talentjäger oder Talent- Pächter. Tiefsinnig wird der Dramaturg Dummer August genannt! Poetisch ist die Bezeichnung Wassermann für die Feuerwehr. Ein« etwas aridere Entwicklung haben die Ausdrücke für di« «eiblichen Mitglieder des Ensembles genommen. Diese Bezeich- nungen waren nicht immer stubenrein und sind in ihrer Geschichte «in gutes Beispiel für den kulturellen und sozialen Aufstieg des Schauspielerstandes in den letzten Jahrzehnten. Während die bisher

bnis im Vovorlmug wählerische Matrone stehen und zeigte Neigung einzusteigen. Zwei Lungen schickten sich zu erleichtertem Aufatmen an. Da erspähte sie die beiden, die am Fenster Gedränge markierten. Ein tückisches Lächeln glitt über ihre welken Züge, und mit greiser, aber fester Hand öffnete sie die Tür. Gegenüber von dem unglücklichen Pärchen nahm sie mit gezückter Lorgnette Platz. Der Zug ratterte weiter. Kurt und Lisa bemühten sich, gleich- güllig auszusehen und Heuchellen lebhaftes Interesse für die Land- schaft. Aber in ihnen kochte es vulkanisch. Die Augen der Matrone, die durch die dicken Gläser der Lorgnette so groß wie Teetassen aus- sahen, hüllten die beiden vom Kops bis zu den Füßen in strafende mißbilligende Blicke ein. Alle vierzig Sekunden erfolgte ein ent- rüstetes Kopfschütteln. Da blickte Kurt sich recht auffällig und recht argwöhnisch um, näherte seinen Mund Lisas Ohr und sagte mit dumpfer, aber un­gedämpfter Stimme:Haft du auch den Ehloroformlappen nicht vergessen?" Lisa begriff sofort und erwiderte mit grausamem Lächein:Na. türlich habe ich ihn in meiner Handtasche. Willst du denn jetzt schon...?" Nein, noch nicht. Hinter der nächsten Station kommt ein Tunnel. Das paßt wunderbar Aber es muß rasch gehen und ohne Geschrei. Bei dem alten Mann vorgestern warst du zu langsam..." Ein Klappern. Di« Stielbrille war der Matrone entglitten und auf den Boden gefallen. Ihre Augen hatten jetzt auch ohne Gläser die Größe von Teetassen und starrten entgeistert aus die beiden. Sie öffnete den Mund, aber sie konnte nuri" sagen. Ein dumpfes Rollen: die Bremsklötze begannen auf die Räder .zu wirken, der Zug verlangsamte seine Fahrt. Ein Ruck, und er hrell auf der Station. D'e alle Dame starrte noch immer mit runden Augen auf das Pärchen. Doch Kurt konnte ihre Gedanken lesen. Er bückie sich, hob die Stielbrille auf, drückte sie der alten Dame in die Hand, stand auf, bot ihr den Arm, öffnete die Abteiltür und half ihr die Stufen hinunter. Denn Kurt weiß, was sich gehört. Die Augen der Matrone gingen langsam auf ihre natürliche Größe zurück, während sie dem abfahrenden Zuge nachstarrte. Der Zug ratterte durch Wälder und Felder. Kurt und Lisa sahen nichts davon...

angeführten Ausdrücke nachweisbar im Bezirk der Schauspieler ent- standen sind, stammen die folgenden aus der Sprache der Besucher, die Abend für Abend die Trampellogen, den Olymp oder Juchhe des Theaters füllten. So sind die Ratten des Balletts aus dem Französischen ein- geführt worden, wo die Bezeichnung zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufkam und ursprünglich anderes bedeutet hat: so auch die heute oft noch verwendeten Wörter Lerche fiir eine Sängerin oder Nymphe für eine Tänzerin. Hierher gehört auch die Theater- Prinzessin, die gar nichts mit der etwaigen Darstellung einer Prin- zessin auf der Bühne zu tun hat sondern mit anderen derartigen Titeln dem Studentendeuffch des 18. Jahrhunderts entnommen ist, und lange einen heute vergessenen Beigeschmack besaß.

Muri mielhke: D»» SnlCTVieW Hände hoch!" sagte der kleine, dünne Mann mit der Sport- mütze und zielte mit dem Revolver auf den dicken Bauch des Direktors Randolph Charst, Besitzer eines der größten Zeitung«- konzerne der Welt. Direktor Charst zog ängstlich seinen dicken Bauch ein, sah sich hilfesuchend um und hob schließlich mit einer kläglichen Miene seme fetten Aermchen in die Höhe.Was wollen Sie?" fragte er Ich verlange eine Anstellung als Reporter in Ihrem Zeitungs- konzern." Nein." Der Revolver knackte.Nein? Dann schieße ich Sie über den Hausen!" Also hm. Sind Sie denn überhaupt befähigt, Reporter zu spielen?" Ich? Sehr. Ich bin bereit, jeden Beweis anzutreten." Gut, junger Mann. Tun Sie Ihren Revolver weg! Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Sie anzustellen, wenn es Ihnen gelingt, den Leberwurstkönig James B. Knickerbocker zu einem Interview zu bewegen." Gemacht. Uebrigens, mein lüame ist Pearl", erwiderte der Mann mit der Sportmütze und steckte den Revolver «im Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, daß James B. Knicker- bocker noch nie ein Interview gewährt hat. Er haßt Interviewer. Und dann besitzt er eine große Bulldogge, die extra auf Zeitungs- rsporter abgerichtet ist." Werde schon damit fertig werden. Addio." Mister Pearl oerschwand. Direktor Charst freute sich. Der kam bestimmt nicht wieder. Knickerbocker schmiß feden hochkantig zum Tempel hinaus, der es wagte, ihn um einige Daten aus feinem Leben zu bitten. Pearl aber ging in das nächste Speakeasy, bestellte einen Sherry-Cobbler. daraus noch einen Sherry-Cobbler und trank dann ein großes Glas unverdünnten schottischen Whiskys. Ein Einfall erleuchtete fein Gesicht. Er zahlle, hüpfte in ein Auto, fuhr nach Haufe, legte Frack und weiße Binde an, stülpte sich einen Zylinder auf und begab sich in diesem Aufzuge in den Wolkenkratzer der Sixth Avenue, wo James B. Knickerbocker hauste. Dem Portier. der ihn nach feinem Namen fragte, sagte er:Sennor Don Manuel Perez de Saragosia y Valdepenas". Er wurde sofort vorgelassen, machte«ine grandiose Verbeugung vor James B. Knickerbocker, der das komische Männchen sehr verblüfft anstarrte, und hob zu sprechen an:Großer Wohltäter der Menschen! Die Universität meiner spanischen Hehnafftadt Cocolores bei Rio beabsichtigt, Ihnen in Anerkennung der Verdienste, die Sie sich um die hungernde Mensch- heit erworben haben, den goldenen Hausorden der Universität Cocolores del Rio zu überreichen." Die Züge James B. Kinckerbocker hellten sich auf. Da jedoch zu diesem Zwecke der Lebenslauf Eurer Gnaden in das Goldene Buch der Universität Cocolores del Rio eingetragen werden mühte und es uns, dem Rektor und Prosessorcnrat der alt- ehrwürdigen Universität, noch nicht gelungen ist, Tatsachen aus Ihrem zweisellos sehr iltteresianteu Leben zu erfahren, bitten wir Sie, uns einiges zu erzählen." James B. Knickerbocher erzählte. Bon der Wiege an. Erzählte eine Stund« lang, zwei Stunden, drei Stunden. Pearl stenogra- phierte mit, bis ihm die Anns schmerzten Zum Schluß erklärte sich James B. Knickerbocker bereit, der Universität Cocolores del Rio eine größere Stiftung nach Aushändigung des Ordens zu über- weisen, und begleitete seinenspanischen" Besucher eigenhändig bzw. eigenfüßig, bis zum Fahrstuhl. Darauf ging er in sein Kontor zurück und versank in angenehme Träume von dem goldenen

Orden der Universität Cocolores des Rio, den er nächstens«halte« würde. Ein seliges Lächeln oerschönte seine harten Züge noch bis zu dem Moment, in dem ihm«in Angestellter die neuesten Abend- zeitungen brachte. Da las er gleich aus der ersten Seite desNew Tort Universal, seines bestgehaßten Blattes:James B. Knicker- bocker erzähtt sein Leben!New Jork Universal", die erste Zeitung der Well, der James B. Knickerbocker ein Interview gewährte. Erscheint in zwölf Fortsetzungen! Heute: Von der Milchilasche zum ersten Hustenbonbon. Kindheitserlebnisse des großen Leberwurst. königs..." James B Knickerbocker las. James B. Knickerbccker keuchte. James B. Knickerbocker heulte vor Wut. Dann klingelte er bei dem nächsten Warenhaus an und oerlangte die sofortige Uebersendung von fünfhundert Tellern und ebenso vielen Tosten. Die briucbte er nämlich, um sie an die Wand zu schmeißen, denn nur so konnte cr seinen ungeheuren Zorn abreagieren. Zur gleichen Stunde aber erhiell Mister Pearl nicht nur einen großen Scheck in die Hand gedrückt, sondern sogar einen Anstellungs- vertrag auf Lebenszell. Denn was dem einen stn Uhl, dos stt schon immer dem andern stn Nachtigall gewesen. fflans Mein rieh Slrälner: 01* 5* II? O Zu Großvaters Zeiten, vor sechzig und mehr Jahren, soll es im Falkentrug einen verteufelt scharfen Kornschnaps gegeben haben. Wer davon ein halbes Dutzend genehmigt hatte, der fand nur mit Not den Weg nach Hause.' Man kennt das ja: einen Schritt nach links, einen nach rechts und den dritten bestenfalls nach vorn. Den Dörflern aus der Ilmgegeird wurde der Heimweg dazu manchmal verdammt sauer. Zuerst passierte es Simon Berkenbusch, als er in einer dunklen Winternacht aus der Stadt kam. Er kehrte ein halbes Stündchen im Falkenkrug ein, ironk ein oder zwei Gläschen und steckte sich eine Pfeife an. Dann komm man gut nach Hause, Simon: es ist tüchtig dunkel", sagte der Wirt. Werd' ich ja wohl", brummte es aus dem hochgeschlagenen Rockkragen zurück. Bald hatte cr die Pappeln auf der Anhöhe erreicht. Noch zwanzig Minuten, Simon, dann bist du daheim. Wenn es Tag wäre, könntest du den Schornstein rauchen sehen. Eigentlich müßte man helle Fenster bemerken: es ist doch klare Luft. Doch da liegen wohl schon alle in den Federn.... Da grad an der Wegbiegung Simon wäre beinahe in die Kniee gesunken. Ein Ungetüm jaß aus seinem Rücken. Die Hinterbeine preßten sich ihm in die Hüstgegend. Die Vorderfllßs krallten sich ihm um den Hals. Simons Hände berührten ein rauhes Fell. Hinter den Ohren zischte ein heißer Atem. Zuerst versuchte er. das Ungetüm mit einem Ruck abzuwerfen. Doch es klammerte sich nur noch fester an ihn. Fast blieb dem Simon der Atem weg. Schweiß lies ihm von der Stirn und ver- fing sich in seinen Augenwimpern. Er wollte die Hand heben: sis blieb wie gelähmt hängen Nur die Beine taten mechanisch einen Schritt nach dem andern. Was hatte der Faltenkrüger gesagt? Komm man gut nach Hause...! Wenn der die Bescherung jetzt sähe! Berfl...! Wollte ihm denn nichts einfallen, wie er das Tier loswerden könnte? Nun war der einsame Baum links erreicht. Ein Ruck ein Stoß Simon siel aus die Knie, schlug mll den Händen auf die Straße. Ehe er sich umsehen konnte, scheu von der Seite, war das Untier in den Büschen verschwunden. Simon Berkenbusch lies. Kam das Ungetüm hinter ihm her? Wenn dich jetzt die Leute sähen! So bin ich zuletzt gelaufen, als ich noch ein Schuljunge war und die Großen aus dem Nachbardorfe mich verprügeln wollten.... Gott sei Dank, die Haustür! Schnell den Riegel vor! Den dicken Hauklotz auch noch! Wieschen, seine Frau, schlief schon. Er zündete die Oellampe an und sank zu Tode erschöpft auf die Bank am Ofen. So fand ihn am anderen Morgen Wieschen. Sie schimpft« nicht wenig über den Kornschnaps, de» es im Falkenkruge gab. Simon sagte nur:.Wenn du wüßtest.. Bald ging das Gerücht im Dorfe, ein Werwolf hause am Wege noch der Stadt. Die Männer schlugen auf den Tisch und lachten. Wenn sie aber abends von der Stadt kamen, wartete im Falkenkrug einer auf den andern. Einige Städter, die in der Wirtschaft ihren Doppelkopf spielten, fragten dann wohl mll listigem Augenzwin- kern:Ihr wollt heute abend wohl den Werwols fangen?" Krischan Merk, der Dorfschmied, trank am Silvesterabend schon den achten Schnaps im Falkenkruge. Am Nachbartisch flüsterie man und sah ihn spöttisch an. Einer fragte herüber, aus wen er noch warte. Krischan verstand die Andeutung, legte seine Arme aus den Eichentisch und knurrte:Lott den Wuls man kummen!" Um elf Uhr machte er sich auf den Weg. Bergan ging es sich schwer. Der Schnee war geftoren. Cr ließ die Pappeln und die Wegbiegung hinter sich und tonnte schon das Bellen eines Dors- köters hören____ Eigentlich hatte er das nicht anders erwartet. Das Untier hing schwer auf seinem Rücken. Das Fell schien einen rötlichen Schimmer zu haben. Bei der Eiche wollte der Wols abspringen. aber Krischan hatte ihm seinen rechten Arm um die Hinterbeine und den linken Arm um den Hals gelegt und ließ nicht lock«. Wo der Krischan hinfaßt, da wächst kein Gras mehr. Da hatten die Leute wohl recht. Das Ungetüm bog sich nach hinten, legte sich zur Seite, zerrte und schnaubte. Der Krischan dachte: Und wenn es der Teufel selber ist, ich laß nicht los! Einmal glaubte er ein menschliches Stöhnen zu hören. Schon waren die ersten Häuser in Sicht. Jetzt stand er vor seiner Haustür. Mit einem derben Fuß- tritt stieß er sie auf. Seine Frau sprang aus dem Bette.Mach mal Licht! Schwupp warf er das Tier ab. Ruck riß er das rote Ochsenfell auseinandcr Bethkes Knecht stand vor ihm. Mit einer kleinen Wagendeichsel, dt« unaufhörlich aus den Knecht nieder- sauste, hielt sich Krischan schadlos für die Mühe des Weges. Ein Teufelskerl, dieser Krischan!" sagten die Leute.

Ünstioklsicherheil bei noch nngeschlüpften Kücken. Die folgende interessante Beobachtung sendet demKosmos" das Mitglied A. Bogati in Eiscnstadt(Burgenland ): Eine zahm« Gluckhenne war an dem Tage, als die Hühnchen schon ausschlüpfen sollten, die Eier schon leichte Sprünge aufwiesen und auch schon piepsende Stimmen aus den Eiern erschallten, aus dem Nest herausgenommen worden, da sie in ihrem Bruteifer zu verhungern drohte. Sie nahm Nahrung zu sich, streckte und reinigte sich, da erschallten wieder mehrere«timmen aus den Eiern. In diesem Augenblick flog eine Krähe nahe dem Fenster vorüber. Die Henne stieß ihren Warnung?- ruf aus, worauf alle Stimmen in den Eiern plötzlich oerstumntten, wie es bei den schon laufenden Hühnchen beobachtet werden kann Erst als die Henne wieder beruhigt war und ihre Lockstllnme laur werdcn ließ, begann das Gepiepse in den Eiern wieder. Versuche vor dem Fenster mit einem schwarzen Gegenstand, den die Henne für einen Vogel hatten konnte, hatten stets das gleiche Ergebnis: Die noch nicht ausgeschlüpften Küchlein oerstehen also beretts die Stimme der Mutter...