1932
09100 Quin
Der Abend
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Spälausgabe des„ Vorwärts"
100 2001
10 Pf.
pelbimNr. 56
B 28
49. Jahrgang
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Erdbeben auf Ruba
Die Stadt Santiago teilweise zerstört- 1500 Tote
Die deutsche Regierung hat ihre Botschaft in Tokio und ihre Gesandtschaft in Nanking telegraphisch beauftragt, der japanischen und der chinesischen Regierung in freundschaftlicher Form zu erklären, daß die deutsche Regierung angesichts der Entwicklung in Ostasien , im Interesse der Wiederherstellung fried: licher Zustände, sich gegenüber beiden Regierungen Die Insel Ruba ist der Schauplatz einer furchtbaren fand man die Leichen von 14 Personen, die beim Einsturz des Hauses | dem Vorschlage der anderen Mächte an= Erdbebenkatastrophe geworden. Der dritte Teil der erschlagen wurden. Im ganzen wurden etwa 500 Häuser zum schließt, daß 1. alle triegerischen Maßregeln und Stadt Santiago wurde zerstört. Die Zahl der Einsturz gebracht. Kriegsvorbereitungen eingestellt werden, besonders Toten wird auf 1500 geschäkt. die Feindseligkeiten in Schanghai alsbald ihr Ende finden.. 2. zwischen den beiden beteiligten Regierun gen sofort Verhandlungen im Geiste des Kellogg : Baktes und der Entschließung des Völkerbundsrates vom 10. Dezember 1931 beginnen möchten.
Bombardement der Schanghai - Forts.
Schanghai , 3. Februar. Der japanische Generalkonsul teilte dem britischen und dem amerikanischen Generalfonful offiziell mit, dan Japan die Absicht habe, die Wusung- Forts sofort zu besetzen. Das Bombardement der japanischen Kreuzer und Flugzeuge, das auf den Forts Wufung und Puschan Tiegt, ist außerordentlich heftig.
Die Gefechte um Schapei dauerten am Dienstag mit unverminderter Heftigteit an, ohne daß es den Japanern ge. fungen wäre, meitere wesentliche Fortschritte zu erzielen. Die Nahrungsmittelversorgung gibt zu großen Besorgnissen Anlaß und die Verwirrung wird noch dadurch vermehrt, daß die chinesischen Banten sich weigern, ihre Schalter zu öffnen, so daß es an Zahlungsmitteln fehlt.
Heute früh dröhnte wieder Artilleriefeuer.
Eine Anzahl Ausländer, besonders Amerikaner, sind abgereist.
Weißgardistische Judenheze in Schanghai . Der Kurzwellensender Chabarowsk ( Ostsibirien) meldet von der chinesischen Grenze, daß russische Weißgardisten in Schanghai Ju denverfolgungen veranstaltet haben. In dieser Großstadt leben etwa 15 000 meist russische, aber auch amerikanische Juden. Sollte es zu dem angekündigten amerikanischen Protest gegen diese llebertragung altruffischer Volksbeluftigungen nach Schanghai kommen, so wetten wir, daß die Japaner antworten merden, das gehe sie nichts an, denn Schanghai sei chinesisch, Japan sei aber auf Ersuchen bereit, gegen das verantwortliche China die nötigen Maßnahmen einzuleiten...
Japan stellt den Krieg nicht ein.
Totiv, 3. Februar.( Reuter.)
An zuständiger japanischer Stelle wird erklärt, Japan würde sich sehr glücklich schätzen, wenn die Feindselig feiten eingestellt würden, es sei jedoch nicht in der Lage, den Punkt 5 der Vorschläge der drei Mächte anzunehmen, der bestimmt, daß sofortige Maßnahmen zur Beilegung der Meinungsverschiedenheiten ergriffen würden.
Granatfeuer aus Mißverständnis.
Nanking , 3. Februar.( Reuter.) Die Beschießung von Nanking soll auf ein Mißverständnis zurückzuführen sein. Nach einer amtlichen Mitteilung gingen einige japanische Matrosen an Land, um Lebensmittel einzufaufen. Sie wurden von einer chinesischen Patrouille gestellt, die auf sie schoß, weil sie auf Anruf nicht antworteten. Die Matrosen flohen und kehrten auf ihr Schiff zurück, wo sie meldeten, die chinesischen Truppen griffen an.
Der Befehlshaber der Floffe war im Zweifel, ob die Meldung richtig sei, befahl aber Geschüßfeuer.
Es wurden einige Granaten in die 2uft abgefeuert, um zu sehen, ob die chinesischen Forts antworten. Da diefe aber schwiegen, ftellten die Japaner das Feuer wieder ein.
Im Anschluß an eine chinesische Konferenz, die vier chinesische Beamte, ber japanische Konsul und der japanische Marinebefehls
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New Bort, 3. Februar. Wie weiter aus Santiago de Kuba gemeldet wird, find große Teile der Stadt in völliges Dunkel gehüllt, was die unter der Bevölkerung herrschende Panik erhöht. Aus den Trümmern der eingestürzten Häuser, die die Straßen bedecken, tönt Schreien und klagen. Im unteren Stofwerk eines großen Gebäudes
haber an Bord eines japanischen Kriegsschiffes hatten, einigte. man sich dahin, daß teine Partei feuern solle, verhängt worden. Der Befehlshaber der chinesischen Garnison hat außer wenn sie angegriffen merde. Der Belagerungszustand ist die Militär- und Polizeibehörden angewiesen, besondere Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Ausländer zu treffen.
Die chinesische Ostbahn.
Peking , 3. Februar.( Somjetagentur.) Troz des Widerstandes der chinesischen Truppen nähern sich Die japanischen Truppen Charbin . Auf eine Bitte des japanischen Kommandos um Beförderung der japani. schen Truppen aus Tsitsikar erklärte der sowjetrussische Vize= vorsigende der Verwaltung der oftchinesischen Bahn, daß dies von den chinesischen Verwaltungsstellen abhänge. Nur bei deren Einverständnis könne die Frage zustimmend entschieden werden.
Die Gerüchte, der Eisenbahnverkehr in Sibirien fei unterbrochen, entspricht nicht den Tatsachen. Die Expreßzüge verkehrten fahrplanmäßig und der Eisenbahnverkehr mit dem Fernen Osten wird aufrechterhalten.
Keine Debatte im Unterhaus.
Die neue Parlamentsfeffion ist für England von historischer Bedeutung, weil sie den Uebergang des Freihandelslandes zum Schutzollsystem bringen wird. Diesen Weg zeigt das Gesetz, das am Donnerstag eingebracht werden wird, wenn auch der vorläufige allgemeine Einfuhrzoll von 10 Prozent noch nicht ausgesprochenen Schuhzollcharakter hat. Man kann die Bedeutung der neuen Seffion mit der Tagung vor 100 Jahren vergleichen, als die Einführung des neuen Wahlrechts die Periode des Liberalismus in England einleitete.
Die Dienstagfihung verlief schon recht bewegt.
in Ostasien , die Lage in Schanghai und die letzten VermittlungsDer Außenminister gab Erklärungen über die englische Politit vorschläge der Mächte ab, die sich mit der Mitteilung des Ministers Thomas vor dem Völkerbundsrat decken.
Die Forderung des Führers der Opposition, Lansbury , nach einer Aussprache über die Lage in Schanghai wurde mit der Begründung abgelehnt, daß sie nicht tunlich wäre. Es kam zu einem erregten Auftritt. Lansbury sprang auf und rief:„ Bis zu diesem Augenblick haben sich die Japaner eines internationalen Piratenstreichs schuldig gemacht." Seinen Worten folgte un= geheure Aufregung bei allen Abgeordneten. Der Sprecher erklärte Lansbury , daß derartige Aeußerungen nicht über eine freundlich gesinnte Macht getan werden dürften. Ich fenne meine Berantwortlichkeiten" erwiderte Lansbury , sowie daß er als Mitglied des Unterhauses das Recht habe, in einer internationalen Frage Protest zu erheben.
Abg Marton unterstützte Lansbury . Ministerpräsident Macdonald gab seiner persönlichen Auffassung Ausdrud, daß der gegenwärtige Augenblick für eine solche Debatte, die unabseh baren Schaden verursachen und nichts nügen fönne, un geeignet sei.
Lansburys scharfe Kritik an Japans Borgehen verursachte ziem liche Aufregung. Der fonfervative Lord Winterton forderte Lansbury auf, das Wort Piratentum" zurüdzunehmen, mas diefer aber rundweg ablehnte.
Kuba ist die größte Insel der Großen Antillen im westindischen Archipel zwischen dem Golf von Merito und dem Karibischen Meer mit einer Längenausdehnung von 1200 Kilometer. Wirbelstürme und Erdbeben fordern häufig viele Opfer. Haupterwerbsquelle ist der Zuckerrohr-, Tabat- und Kaffeebau. Das Klima ist tropisch und fördert, besonders in den Küstengebieten, die Malariaerkrankungen.
Der Kampf um Brüning.
Meißner will nichts damit zu tun haben.
Der Staatssekretär beim Reichspräsidenten , Dr. Meißner, erklärt zu einer Meldung der Münchener Neuesten Nachrichten" über angeblich von ihm betriebene Vorbereitungen zur Umbildung der Reichsregierung, daß diese Meldungen jeglicher Grundlage entbehren. Besonders habe er feinerlei Verhandlungen darüber mit oppofitionellen Persönlichkeiten geführt.
Das fleine Land Hessen muß 590 000 Goldmark zahlen!
Je länger die Beratung des sozialdemokratischen Gesezent murfs über die Fürsten abfindung im Rechtsausschuß des Reichstags dauert, um so deutlicher wird es, daß der Antrag den bürgerlichen Parteien außerordentlich unangenehm ist und um so mehr Material tommt zum Vorschein.
In der Mittwochvormittagssitzung des Rechtsausschusses ergänzte der Regierungsvertreter das dem Ausschuß inzwischen schriftlich zugegangene Material durch sehr interessante Darlegungen über die Lage in Hessen . Dieses Land, dessen Finanznot befannt ist,
Alle Genossinnen und Genossen, Reichsbannerkameraden und bundestreuen Arbeitersportler beteiligen sich am Freitag, dem 5. Februar, ab 18 Uhr, an der allgemeinen Flugblattverbreitung für die Eiserne Front für die Eife von den bekannten Stellen aus.
hat nicht nur die gesamten Lasten der früher im herzoglichen Hause bediensteten Personen übernommen, sondern es muß, beginnend mit und außerdem eine einmalige Summe von 1 Million Mark! Es dem Jahre 1928, 20 Jahre lang jährlich 590 000 m. zahlen ist daher kein Wunder, daß erst im vorigen Herbst vom Hessis.hen Landtag ein staatsparteilicher Antrag angenommen wurde, durch den die hessische Regierung aufgefordert wurde, wegen der Schaffung der gesetzlichen Voraussetzungen einer Neuregelung an das Reich heranzutreten.
Diesem berechtigten Verlangen kommt nun der sozialdemokra tische Antrag entgegen. Es nüßte auch nichts, daß der Regierungsvertreter darzulegen versuchte, der sozialdemokratische Gesezentwurf sei verfassungswidrig.
Abg. Mahrum( Soz.) erwiderte, daß eine Enteignung zum allgemeinen Wohl durchaus im Wege des einfachen Gesetzes vorgenommen werden könne. Um den von ihm nicht geteilten Bedenken der Reichsregierung ihre Wirkung zu nehmen, stelle er den Zusatzantrag, die durch die Neuregelung freiwerdenden Mittel für die beffere Versorgung der Kriegsbeschädigten zu verwenden. Bei dieser Gelegenheit wandte sich Genosse Mahrum außerdem gegen die Aus weitung des Enteignungsbegriffes durch das Reichsgericht.
Der Ausschuß beschloß dann, die Fortsetzung der Beratungen zu vertagen bis Freitag, den 12. Februar, weil einem Wunsche des Zentrums folgend, die Reichsregierung beauftragt werden foll, bis zu diesem Termin eine Stellungnahme der Länder. regierungen zu der Frage ihrer Ermächtigung im Sinne des fozialdemokratischen Antrags herbeizuführen.