Der rollende Schilling. Die Liste der Bestochenen: Voran das Hakenkreuz. Men. 4. Februar.(Eigenbericht.) Die Organisation der Wiener Presse hat heute das E r g e b- nis ihrer Untersuchung über die Behauptung der Kredit- anstalt verösfenllicht, daß eine Reihe Journalisten größere Geldbeträge von dieser Bank erhalten haben. Unter diesen Journalisten ist auch ein Redakteur der haken- kreuzlerischen„Deutschösterreichischen Tageszeitung"(Deuz), der 700 Schilling bekommen hat. Ein Redakteur der christlich- sozialen„Neuen Zeitung" erscheint mit 1700 ScMling, einer des ch r i st l i ch s o z i a l e n„Wiener Montagblattes" mit 1000 Schilling, der Redakteur Waclawiczek vom christlichsozialen „Neuigkeits-Weltblatt" mit 800 Schilling. Er hat übrigens in einem unslätigen Brief an den Untersuchungsausschuß das Er- scheinen vor ihm abgelehnt. Auch ein Redakteur der S e i p c l- schen„Reichspost" hat 1Z00 Schilling bekommen! Die angeblichen Vorkämpfer gegen die Korruption sind also in dieser Bestechungsliste stark vertreten. Den Löwenanteil hat der Ehefredakteur des antimarxistischen„Neuen Wiener Journals", Dr. Naglstock, mit 5000 Schilling erhalten. Außerdem stehen in der Liste noch einige liberale Journalisten, sowie der Musik- referent des chakenkreuzler-Blattes mit 800 Schi!- ling für ein Mozart-Album, was vielleicht sein« Richtigkeü hat. Schließlich ist auch ein« Anzahl ausländischer Presse- Vertreter unter den Geldempfängern, jedoch kein einziger Bertreter reichsdeutscher Blätter, wie die„Vereini- gung der reichsdeutschen Berichterstatter in Wien " auch ausdrücklich feststellt. Di« zwei Vermittler dieser Bestechungsgelder haben je 12 000 Schilling bekommen, außerdem sind 10 000 Schilling nicht aufzuklären, darunter auch Summen, die an Journalisten geschickt, von ihnen aber sofort zurückgesandt worden sind. Die Untersuchung ergab, daß lediglich fünf Journalisten, die der Organisation der Wiener Presse angehören, Geld für ihre Person angenommen haben, und zwar insgesamt 5100 - Schilling. Der Ehrenrat der Organisation hat 23 Fälle in Unter- suchung gezogen. Davon wurde nur in einem Falle die Strafe der Streichung aus der Mitgliederliste verhängt und in mehreren anderen Fällen wurden Rügen ausgesprochen. Die übrigen wurden freigesprochen. Ehrenfest freigelassen. Lissabon , 4. Februar. Der wegen betrügerischen Bankrotts von den öfter- reichischen Behörden gesuchte Bankier E h r e n f e st, der hier ver- haftet worden war, wurde auf Beschluß de- Innenministers nach 45tägiger Inhaftierung freigelassen. Die portugiesischen Gesetze lassen eine längere AnHaltung in Auslieserungssachen nicht zu.
Oer Pensionsfonds der Aordwolle. Die Pensionäre nm ZV- Millionen Mark betrogen. Bremen , 4. Februar. In der Berufungsinstanz unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Dr. Schmincke kam vor dem Arbeitsgericht Bremen die Klage des früheren O b e r m e i st e r s bei der Nordwolle , Schramm- Delmenhorst.erneut zur Verhandlung. Dieser hotte bekanntlich gegenüber dem Konkursoerwalter der Nvrdwolle die Forderung aus Zahlung aus dem Pensionsfonds nach dem 30 Juni 1031 erhoben. In erster Instanz war die Klag« abgewiesen worden, beide Parteien hatten gegen das Urteil Berufung eingelegt. In der jetzigen Verhandlung erklärte der Konkursoerwalter, daß der Fonds der penstouekasse am Tage der SonkurserSsfauug nicht vorhanden gewesen sei. Der Kläger stand aus dem Standpunkt, daß der bei Konkurseröffnung 3�4 Millionen Mark betragende Fonds der Pensionskasse aus der Konkursmasse heraus- genommen werden müsse. Das Urteil ging dahin, daß die Berufung des Klägers als unbegründet zurückgewiesen wird. Es wurde erkannt, daß dem Kläger Massenansprüch« gegen den Be> klagten nicht zustehen. Dem Kläger wurden obendrein die Kosten des Verfahrens auferlegt. Ebenso wie die Gewerbeordnung das Trucksystem verboten hat, muß sie Wertssparkassen und Pensionskassen der Unternehmer ver- bieten gleich allen sonstigen Einrichtungen, zu denen die Arbeiter und Angestellten Beiträge leisten, da die Gegenleistungen völlig ungesichert sind.
Memeler Gensaiion. Litauische Zensurkunststücke. Im„Memeler Dampfboot" liest man in einem Leitaufsatz mit der Ueberschrift„Verfehlte Sensationshascherei" das folgende: Wenn man das alles liest, so kann man sich eines Kopf- schüttelns nicht erwehren. Jedenfalls leugnen die national- litauischen Blätter selbst jede„absurde Sensation", die man anderen zum Vorwurf macht, ab. Nirgends anderswo würden die Fest- stellungen. daß die„Sensationen" der letzten Zell keine sein sollen, mit größerer Befriedigung aufgenommen werden, als im Memel - gebiö. wenn mau Steiusuhböden. wie sie in Küchen, Badezimmern und Hausfluren üblich sind, stets nur mit Wasser behandelt, werden sie bald unansehnlich. Darum solche mit Steinfliesen belegte Fußböden einmal im Monat mit Seifenlauge scheuern, dann mit heißem Wasser, dem man wenig Salmiak zufügte, nachspülen und nach dem Trocknen ganz dünn mit Leinöl einreiben. Der Zensor in Memel streicht, was er kann. Zensurlücken dürfen nicht bleiben, also füllt die Redaktion mit Ratschlägen für die Hausfrau. Wir möchten einen Ratschlag für litauische Zensoren hinzufügen: sie sollen aufhören mit ihren idiotischen Streichen, mit denen sie ihrem Vaterlande den größten Schaden zufügen.
Oeliankdampfer explodieri. Acht Personen getötet, viele Verletzte. New Bork. 4. Februar. 3n den Docks der Sinclair Oll Compagny in Marens-hook(Pennsylvania ) flog der Oeltankdampser„D i d- m e ll" in die Lust. Acht Personen wurden getötet, 15 verletzt. Die Zahl der vermißten beträgt 14. Das Tankschiff ist durch die Gewalt der Explosion völlig zerstört worden. Die Ursache des Unglücks Ist unbekannt.
Kitsch oder Kunst? Bemerkungen zu zwei Büchern über den Film
Zwei Bücher liegen vor, die sich mit der Kunstform und der geistigen Basis des Films auseinandersetzen. Allerdings wählen sie als Objekt chrer Untersuchung den stummen Film, weil hier das filmische Element stärker zum Ausdruck kommt und weil der Tonfilm eine ausgeprägte Gestalt bisher nicht gefunden hat. Wie ist der Film entstanden? Und welche Zwecke verfolgte man, als die Erfindung der bewegten Photographie allmählich von emer ausblühenden Industrie verwertet wurde? Aus der Entstehung des Films leitet Rene Fülöp-Miller in seiner„Phantasie- Maschine"(Verlag Paul Zsolnay ) die Elemente der neuen Kunst ab. Es geht bei ihm nicht um die Spitzenerscheinungen, sondern um die Durchschnittsware, um den gewöhnlichen Film, der nur der Unterhaltung dienen soll und darüber hinaus keinen Ehrgeiz kennt. Fülöp-Miller beschränkt sich aus die amerikanische Industrie, da diese am reinsten die entscheidenden Dinge klarlegt. Pelzhändler und Konfektionäre, deren Fingerspitzen vor Kon- junkturgefühl juckten, griffen ganz impulsiv nach der Erfindung. Das Publikum, ermüdet im Theater, Zirkus und Variete, sehnte sich nach etwas Neuem, das die Nerven ankitzelte und keine besondere Anforderungen an den Verstand stellte. Und dieses Publikum erhielt den Fllm serviert. Man kannte kein anderes Ziel, als die Wünsche der Masse zu erforschen. Dollarkonten sollten das Resultat sein und nichts weiter. Daß nebenbei noch eine neue Kunst entstand, inter- essierte die Unternehmer nur sehr wenig oder überhaupt nicht, und das künstlerische Element hat sich gegen ihren Willen dank der Energie und Begabung einiger Regisseure und Darsteller durch- gesetzt. Was will das Publikum? Diese Frage zermarterte täglich die Gehirne der frisch gebackenen Jndustriebarone. Vor allem will man nicht die Wirklichkeit sehen. Die Stoffe brauchen trotzdem nicht in fremden oder versunkenen Welten angesiedelt zu sein, aber die Gegenwart, das moderne Leben muß eine Maske tragen, geschminkt sein. Probleme besonders sozialer, wirtschaftlicher und politischer Art sind von vornherein ausgeschaltet. Nichts darf an den Schlaf der Welt rühren, oder zu Meinungsverschiedenheiten im Publikum führen. Es handelt sich darum, einen Wunschtraum des Publikums zu erfüllen, einen Traum von Glück und rauschendem Reichtum. Die Welt wird gezeigt, wie sie nach der Phantasie der Menge sein sollte, und aus dieser Einstellung resultiert auch das glückliche Ende und die Typisierung der dargestellten Personen im amerikanischen Film:
Der brave, junge Mann, das keusche, blonde Mädchen, die es dank ihrer Tüchtigkeit zu etwas im Leben bringen und schnell die soziale Stufenleiter emportlettern, der rachebrütende Finsterling und der Vamp, deren Heldenlaufbahn meistens hinter Kerkermauern endete. Es gibt eine moralische Weltordnung, und diese Ordnung ist die des arrivierten amerikanischen Bürgertums. Der Film sammelt in sich alle Dinge, die die Phantasie des Durchschnittsmenschen beschäftigen. Er ist eine Phantasiemaschine, die dem Publikum keinen Raum zu eigenen Vorstellungsprozessen läßt und deshalb zu einer absoluten Banalisierung führt. Eine Aus- nähme bilden allein die Grotesken eines Chaplin, Lloyd oder Keaton. Fülöp-Miller will nur diesen Tatsachenkomplex aufdecken. Er sucht einen Generalnenner, auf den der Film aufgeht. Das genügt ihm Hierbei gelingt es ihm nicht, das Ganze zu erfassen, ein Fehler, der jeder Schematisierung unterläuft. Abgesehen von den Grotesken, sind auch gerade in der letzten Zeit des stummen Films und gerade in Amerika Werke entstanden, die das Schema sprengen. Erinnert sei an die Inszenierungen von Ernst Lubitsch oder an einige Lust- spiele mit Menjou, Monte Blue und Norma Shearer , an Dramen mit Lilian Gish und Lars Hansen. Es geht nicht an, die Form völlig zu übersehen und sich nur an den Stoff zu klammern, denn die Art der Inszenierung und des Spiels haben oft ein banales Sujet geadelt und es zu einem Kunstwerk erhoben. Von einem ganz anderen Standpunkt tritt Kurt A r n h e i m an den Film heran. Sein Buch„Film als Kunst"(Ernst Rowohlt Verlag) untersucht in erster Linie die tünsllerischen und technischen Ergebnisse des Films. Arnheim liebt den Film. Der analysierende Kritiker möchte nicht nur den Leser in die diffizllen Techniken einführen, sondern auch den Film fördern. Entscheidet bei Fülöp Miller das Was. so bei Arnheim das Wie. Es kommt ihm darauf an, zu zeigen, wie der Film den Menschen wieder zum Sehen erzogen hat, wie die Welt ein neues Gesicht erhält, aus wieviel verschiedenen Perspektiven ein Mensch oder ein Gegenstand zu erfassen ist und wie er in jeder seine Erscheinung wechselt. Ein paar ausgezeichnete Kritiken geben dem Leser das Wissen um die Beschaffenheit eines Manuskripts, um den Aufbau einer Szene, um die Art einer Inszenierung, um die Unterscheidung von Wesentlichem und Unwesentlichen. Eine interessante, überraschende Aufnahme etwa ist sinnlos, wenn sie nur Selbstzweck hat und nicht die Hand- lung weitertreibt oder zur Klärung einer Situation beiträgt. Jeden- falls ist Arnheims Buch sehr instruktiv.?. Sek.
Wachtmeister Adolf. Von Erich Gottgetreu . Ort der Handlung: Hildburghausen >. Thür. Zeit: Eines Nachts. Vom Rathausturm schlägt es 13. Adolf Hitler schreitet im Schmuck seiner Gendarmen- uniform über die Szene. Er singt mit halblauter Stimm«: Steh' ich in finstrer Mitternacht-- Bürger(herbeieilend): Herr Wachtmeister! Herr Gendarm! Da hinten liegt jemand auf der Straße. Er ist besoffen! Hitler : Besoffen? Hat er den„Angriff" gelesen? Bürger: Angegriffen ist er schon. Aber bloß, weil er zuviel getrunken hat. Hitler : Warum hat er mir nicht eine Maß abgegeben? Bürger: Mit Respekt— Sie sind doch im Dienst. Hitler : Aber auch wenn ich im Dienst bin, bin ich es doch mit Maßen. Sechst wenn ein Grüner aus Braunau stammt, ist er manchmal gern blau. Bürger: Aber was wird nun mit dem, der da liegt? Hitler : Ist er Nazi? Bürger: Nein. Hitler : Da liegt er mir sowieso nicht am Herzen, sondern im Magen. Nach der Gesetzgebung des Dritten Reichs wird er erschossen. Aber im übrigen liegt er doch überhaupt um die Ecke herum, und für das, was um die Ecke herum passiert, bin ich nicht zuständig. Bürger: Soll ich ihn um die Ecke bringen? Hitler : Ausgezeichnet« Idee! Bringen Sie ihn um die Ecke! Lassen Sie das Köpfchen rollen! Was brauchen wir im Drüten Reich Köpfe? Bürger: Uebernehmen Sie die Verantwortung? Hitler : Ja, ich kann natürlich nicht über alles im Bilde sein, was in einer so großen Stadt wie Hildburghausen passiert. Bürger: Aber wie wird dann der Richter entscheiden? Hitler : Ich verschaff' Ihnen einen nationalsympathischen. Bei meinen Beziehungen--. Bürger: Beziehungen? Wäre dos nicht eine Schiebung? Hitler : Na, wenn schon. Kommen Sie mit, lieber Freund, und ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen, wie man unter einem Minister Frick in Hikdburghausen Gendarmeriewachtmeister wird—. Beide Arm in Arm ab. Verklingend hört man Wachtmeister Hitler singen: Steh' ich in finstrer Mitternacht—. „Meisterschaft und Mittelmaß." Ein unglückliches Kunsterziehungs-Experiment. Seit Jahrzehnten ist in der Kunsterziehung unseres Volkes die Gegenüberstellung von Gut und Schlecht üblich. Pazaurek hat eine berühmte Schreckenskammer von kunstgewerblichen Greueln in Stuttgart eingerichtet, Wichert dehnte in Mannheim das Prinzip auf Kontrastierung von Beispiel und Gegenbeispiel aus, um durch Anschauung, mit hinweisenden Unterschriften, das Publikum zum Nachdenken über Schund und zu seiner Ablehnung zu erziehen. Eben jetzt sehen wir in der vielbesuchten ,.Bauwelt"-Musterschau eine derartige Erziehungsmethode angewendet:„Wohnen falsch und richtig." Im K u p f e r st i ch k a b i n e t t hat man augenscheinlich soeben etwas von diesen Dingen gehört. Und die Kenner alter Zeichnungen suchen Blätter von Dürer und Schongauer und TIntoretto und Rembrandt nebst einigen geringeren Göttern der Zeichentunst heraus und fertigten zu je zwei als Gegensätze gedachten Zeichnungen. genaue Erklärungen an, warum das eine Blatt vortrefflich und das andere schwächlich, zerfahren, unoriginell sei. Man muh schon sagen, daß eine ungeschicktere Art. oergleichende Kunstbetrachtung zu treiben und dem Laien Werturteile beizu- bringen, kaum zu erfinden ist. Wollte man die Unterschiede genialer
und talentvoller Kunst demonstrieren, so war von den verschiedenen Schaffensbedingungen auszugehen, in allen Fällen aber das Stil- gesetz aus jedem Künstler einzeln zu ziehen. Auch ein kleiner Mann mutz in der Kunst als ein Mann gelten: niemand hat ein Recht zu sagen: er ist minderwertig, nur weil er an den Großen nicht heranreicht. Die Tageskritik bemüht sich, jeden Künsller aus seinen eigenen Werken zu verstehen und aus ihnen allen das Beste zu ziehen: die Herren vom Kupferstichkabinett aber belehren die Laien, daß sie einen Künstler mit irreführenden Ausdrücken belegen dürfen. Man höre mit diesen Ausstellungen lieber aus oder gebe sein Wissen in einer anderen Form zum besten, wouz allerdings nicht nur Kenntnisse gehören, sondern auch Kunstverständnis aus dem Gefft der lebenden Kunst, p, f. seh.
Ltm den Münchener Glaspalast . Der Haushaltsausschuß des Bayerischen Landtags befaßte sich mit der Frage des Neubaues des Münchener Glas- p o l a st« s, der in der Nacht zum 6. Juni v. I. durch einen Brand zerstört wurde. Die Deutschnationalen und die Nationalsozialisten hatten Anträge gestellt, wonach ein freier Wettbewerb in Bayern für das neue Kunst- und Ausftellungsgebäude ausgeschrieben werden soll. Die Nationalsozialisten hatten außerdem oerlangt, daß be- amtete Architekten von diesem Wettbewerb ausgeschlossen sein müßten. In der Debatte erklärte der Kultusminister, daß im Etat- Voranschlag für 1032 Mittel für den Bau im Hinblick aus die Finanzlage des Landes nicht enthalten seien. Er sei aber ernstlich bemüht, jede Gelegenheit auszunützen, um so bald wie möglich an die Ausführung heranzutreten. Der Minister legte im einzelnen die Gründe dar, aus denen es ihm nicht notwendig erscheine, jetzt einen Wettbewerb auszuschreiben. Der Vorentwurf, mit dessen Ausführung der Architekt und Pros. Abel an der Münchener Technischen Hochschule beauftragt sei, dürfte eine brauchbare Grund- lag« für die weitere Behandlung der Angelegenheit bilden. Der Minister bat daher, die Anträge abzulehnen. Die Abstimmung erfolgt heute.
20 Proz. aller Selbstmorde aus Rahrungesorgen. Nach den soeben beendeten amtlichen Ermittlungen des Preußischen Statistischen Amtes sind im Jahre 1030 10 355 Personen freiwillig in den Tod gegangen, 6,1 Proz. mehr als im Vorjahre. Durch Nahrungs- sorgen, bestehende oder drohende Arbeitslosigkeit, geschäftliche oder Vermögensoerluste wurden insgesamt. 2025 Personen zum Selbst- mord oeranlaßt. Dazu kommt ntxh eine ganze Reihe von Selbst- morden, bei denen Beweggründe anderer Art, wie z. P. Schwermut, zerrüttete Familienverhältnisse usw. genannt sind, die tiefer liegende Ursacbe aber in ungünstigen wirffchaftlichen Umständen zu erblicken ist. Unter den Provinzen steht das überwiegend großstädtische Berlin mit 12,1 Fällen auf 100 000 Lebende weitaus voran. Für das ganze Jahr 1031 liegen Zählungen noch nicht vor. jedoch läßt die Entwicklung der Selbstmordsterblichkeit im ersten Halbjahr 1031 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Jahres 1030 eine Zunahme nicht erkennen. Berlin lelephonjerl weniger. Das in diesen Tagen erscheinende Berliner Telephonbuch, für 1032 weist zum ersten Male in seiner Geschichte ein Sinken der Teilnehmerzahl auf: gegen 305 0O0 im letzten Jahr haben sich die Teilnehmer aus 303 800 vermindert. Millicnen-Theakerdesizit auch in Kopenhagen . Das Königlich« Theater in Kopenhagen hat einen Fehlbetrag von 1 813 000 Kronen. Tie Staatliche Kuastdibliothek, Prmz-Albrechtstr. 7a, veranstaltet wahrend des Fehruar in ihrem Lesesaal eine Ausstellung: Süddeutsche Illustration der Rokokozeit. Sie ist wochentäglich von 10 bis 22 Uhr hei freiem Eintritt geöffnet. Die Äenosseuschast Deutscher Bühueu-Angehöriger veranstaltet Montag, den 8. Februar, 9 Uhr, im Edenhotel die Rosenmvntagsredoute. Karten bei Wertheim , im KdW. und Edenhotel. Otto Heller , der Autor des Buches„Der Untergang des Judentums" spricht am Freitag. 20 Uhr, über sein Buch für den Deutschen Monistenbund und die Freireligiöse Gemeinde im Staatlichen Friedrich-Wilhclm-Gvmna- sinm, SW. 68, Kochstr. 13.• Kapellmeister Bruno Seidler-Wintler wird insplge Erkrankung von Dr. Hermann Schercken das V Konzert der BolkSbuhne,„Erster Tag im Karneval", am Sonntagmittag, 12 Uhr, im Theater am Bülowplatz leiten. Lotte L c n j a trägt Songs vor.