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49.Jahrgang

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Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Freitag

5. Februar 1932 Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

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Großfampftag in Schanghai .

Japanischer Generalangriff- bisher noch erfolglos.

Moskau , 4. Februar.

Wie die Telegraphen- Agentur der Sowjetunion aus Schanghai meldet, haben Donnerstagmorgen 15 schwere japanische Bombenflugzeuge, alle japani. schen Kriegsschiffe und die 2andbatterien ein starkes Feuer auf die chinesischen Stellungen eröffnet. Schapei wurde furchtbar zerstört. Der Nordbahn hof ist volkommen zusammengeschossen. Beide Parteien hatten große Verluste. Nach dem Artillerie­feuer gingen die Japaner vor. Der Kampf ist jedoch noch unentschieden. Die Beschiehung von Wusung wurde für zwei Stunden unterbrochen.

Schapei in Flammen nach vier Stunden Luft­bombardement.

Schanghai , 4. Februar.( Reuter.). Auf zwei Kilometer Länge ist nach dem furcht. Auf zwei Kilometer Länge ist nach dem furcht. baren japanischen Luftbombardement auf Schapei, das volle vier Stunden andauerte, der Abendhimmel vom Schein der Brände erleuchtet. Die Chinesen sind noch im Besik der Ruinen des Bahn­hofes vou Schapei. Sie halten auch noch die Wusung­forts, obwohl die Befestigungen nochmals von den Japanern bombardiert sind.

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Staatsangehörigen, läßt es aber faltblütig geschehen, daß ein paar Rilometer weiter chinesische Frauen und Kinder vier Stunden lang einem Luftbombardement größten Stils ausgesetzt werden. Wo bleibt der Kellogg - Paft, wo der Washingtoner Neun- Mächte- Bertrag, wo das Völkerbunds ftatut, wo überhaupt die elementarsten Begriffe von Recht und Menschlichkeit? Das alles ist Nebensache Hauptfache war und bleibt für die inter­nationale Diplomatie, daß feinem Weißen etwas paffiere. Als Antwort auf den Vermittlungsvorschlag der Mächte hat Japan nicht nur ausweichende, zweideutige und in Wirklichkeit klar ablehnende Gegenvorschläge" überreicht, sondern ein paar tausend Granaten abgefeuert und ein paar hundert Flugzeugbomben abgeworfen. Die sogenannten Mächte" werden diese neue Herausforderung ebenso ruhig hinnehmen wie die bisherigen, wenn man in den internatio­nalen Konzessionen Schanghais weiter ungefährdet Rumba tanzen und Pferderennen veranstalten kann. Kapitalisten der Erde, wahrt eure heiligsten Güterin Shanghai ; daß Daneben in Scha pei Mütter und Kinder lebendig im Flammenmeer verbrennen, das ist nicht so wichtig. Charbin vor dem Fall".

ven Folk( 1) An

Charbin , 4. Februar.( Reuter.) Mit dem Fall(!) von Charbin iff in den allernächsten Stunden zu rechnen. Die japanische Borhut befindet sich bereits in unmittelbarer Nähe der Stadt, nachdem sie die chinesischen Ver­zurückgeworfen hat.

Chinesischer Gegenangriff., tomateidigungskräfte

Condon, 4 Februar.

Nach den hier vorliegenden Meldungen aus Schanghai find die Chinesen beim Nordbahnhof bei Regen und leichten Schneefällen nach Artillerievorbereitung 3um. Gegen­angriff vorgegangen. 3eitweise fonnten die Chinesen zwei Bataillone japanischer Seefoldaten um 3 ingeln. Hunderte von Häusern in Schapei wurden durch Feuer zerstört. Die inter nationale Niederlassung ist durch die Brände start bedroht

Auch in das japanische Hauptquartier fielen chinesische Granaten. Die Japaner beziffern vorläufig ihre Verluste auf 4 Tote und 18 Verwundete. Auf der Straße nach Wufung hatten sich hine fische Frauen in behelfsmäßiger Uniform in einem Schüßen­graben verschanzt, um einen möglichen japanischen Angriff von dieser Seite her abzuwehren.

In den gleichen Stunden, wie dieses neue japanische Massafer vor sich ging, erklärte man im Washingtoner Staatsdepartement, die Lage in Schanghai sei als mefent lich entspannt" anzusehen, weil nämlich durch Verein barungen zwischen den amerikanischen und den japanischen Behörden die Gefahr einer Beschießung der internatio: nalen Niederlassung erheblich vermindert morden sei!

Diese Erklärung enthüllt bligartig die ganze Erbärmlich keit des bisherigen Verhaltens der Mächte. Man interessiert sich eben nur für das Leben und Eigentum der eigenen

Denkt an die Rüstwoche!

Zeichnet Euch ein!

Die Rüstwoche der Eisernen Front ist ein großer Er­folg! Wer bisher säumig war, der zeichne sich ein! Kein Republikaner darf zurückbleiben!

In einer Pressebesprechung teilte der Pressemart der Eisernen Front Wiegn er und das Borstandsmitglied des Reichsbanners Nowat die bisherigen Ergebnisse dieses groß angelegten republi tanischen Werbefeldzuges mit: Der Erfolg ist über alles Erwarten groß. In Berlin haben sich Zehntausende in die Eifernen Bücher eingetragen, täglich gehen neue Anträge von Gastwirten ein, in thren Räumen Eiferne Bücher auszulegen. Auch aus der Provinz und dem ganzen Reiche werden täglich telegraphisch und brieflich Hunderte von Eifernen Büchern angefordert. Man hat in Preußen diese neue eigenartige Werbung mit Begeisterung aufgegriffen. Gestern wurden in Berlin eine Million Handzettel verbreitet, heute werden Millionen Flugblätter verbreitet. Am Donnerstag hat sich Ministerpräsident Otto Braun ein­gezeichnet.

Strafanzeige gegen Klagges . Das Reichsbanner wirft ihm Begünstigung vor. Braunschweig , 4. Februar. Der Rechtsvertreter des Reichsbanners hat heute gegen den braunschmeigisen minister logges bei der Staats­

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Die Mächte beraten...

London , 4. Februar.( Eigenbericht.) Die englische Regierung beabsichtigt heute mit den Regierun­gen von Frankreich , Amerita, Italien und Deutsch land Fühlung zu nehmen, um über die fich aus der japanischen Antwort auf die Note der Mächte ergebenden Schritte zu beraten. Die Einschränkungen, die Japan macht, werden im englischen Aus­ wärtigen Amt als sehr wichtig angesehen. Die qualifizierte An­nahme(?) der Japaner tommt einer Ablehnung noch näher im Lichte der Nachricht, daß die japanische Regierung beschlossen hat, eine Division von 10 000 Mann nach Schanghai zu entsenden.

Japan beruhigt Moskau .

Tofio, 4. Februar.

Nach dem Einmarsch der japanischen Truppen in Charbin hat die japanische Regierung ihren Botschafter in Moskau beauftragt, der Sowjetregierung mitzuteilen, daß die japanische Regierung gezwungen(!) gewesen sei, Charbin zu besetzen. Das japanische Oberkommando habe strenge Anweisung erhalten, teine Schritte zu unternehmen, die gegen die russischen Inter effen verstießen. Nach Wiederherstellung normaler Berhältnisse(!) würden die japanischen Truppen Charbin wieder räumen(!) Die japanischen Truppen hätten Anweisungen erhalten, irgendwelche Sonflitte mit russischen Beamten zu vermeiden.

amwaltschaft Anzeige wegen Begünstigung und wegen Versuches einer Strafvereitelung erstattet. Die Anzeige wendet sich gegen eine amtliche Erklärung des Ministers, in der behauptet worden war, der fürzlich verstorbene Reichsbannermann Meter fei von einem Gesinnungsgenossen erschossen worden. Das Reichsbanner erblickt in dieser Darstellung, die mit den polizeilichen Ermittlungen nicht im Einklang stände, einen Angriff in ein schwebendes Ber­fahren, wodurch von dem wirklich Schuldigen abgelenkt worden sei.

Holländischer Messeboykott.

Die Folgen der Butterzollerhöhungen.

Japans Militarismus.

Die Hintergründe des Angriffsfrieges in China .

Japans Ueberfall auf die Mandschurei ist das Muster­beispiel eines imperialistischen Krieges. Es geht nicht um Geist, Blut, Raffe oder was sonst eine idealistische Ge­schichtsschreibung als Kriegsursache tennt; es geht um Eisen­bahnen, Bergwerke, um Sojabohnen und Banken, also um höchst massive Dinge. Solange sich die japanische Aktion auf die Mandschurei beschränkte, konnte ein Zweifel an den öko­nomischen Triebfräften nicht möglich sein. Was hat aber das Bombardement von Schanghai , was haben die Bomben­abwürfe auf wehrlose Frauen und Kinder in Schapei, was hat die Beschießung Nankings mit der Mandschurei zu tun? Geht es noch immer um die Mandschurei oder haben sich nicht vielleicht die japanischen Zielsetzungen geändert? Will Japan heute nicht schon mehr als es vor drei Monaten gewollt hat?

Die offizielle Begründung für das brutale Vorgehen der Japaner in Schanghai ist die Notwendigkeit, dem Boykott japanischer Waren durch die Chinesen Einhalt zu gebieten. In dem Ultimatum, das dem chinesischen Bürgermeister der Stadt überreicht wurde, lautete die erste Forderung: Verbot aller antijapanischen Boykottorganisationen. Zweifellos trifft der Boykott den japanischen Handel außerordentlich schwer. Nach einer vorläufigen Schäzung belaufen sich die Verluste, die er allein in Hongkong und Schanghai erlitten hat, bis Ende 1931 auf etwa 11 Millionen Pfund Sterling. Wahr­scheinlich sind die Schäden noch bedeutend größer. Es haben nicht nur alle Chinesen aufgehört, japanische Waren zu kaufen. Schon bestellte Waren werden nicht abgenommen, Aufträge storniert, Chinesen ziehen ihre Guthaben bei japanischen Banten zurüd. Und zwar nicht etwa bloß in China . In allen Ländern um den Stillen Dezan herum nehmen chinesische Kaufleute einen hervorragenden Plag ein. In Niederländisch­Indien ist nahezu der ganze Kleinhandel in chinesischen Händen und auch ein ansehnlicher Teil des Großhandels. Der Bontott wird auch dort rigoros durchgeführt. Japan muß Reis einführen. Seit Wochen haben die Reisverschiffungen aus Siam nach Japan so gut wie aufgehört. Die Besitzer der Reismühlen und die Reisgroßhändler in Siam sind Chinesen! was für Siam gilt, gilt auch für Singapore , für Französisch­Was für Siam gilt, gilt auch für Singapore , für Französisch­Hinterindien, für die Malayen- Staaten. Die Wirkungen des Boykotts reichen bis nach Amerika . Der japanische Handel mit Merito ist empfindlich geschädigt. In Kalifornien sind japanische Banken zusammengebrochen, weil ihre chinesischen Kunden einen organisierten Run auf sie veranstaltet haben. Die Auslandschinesen marschieren an der Spitze der Boykott­bewegung.

Es ist klar, daß unter diesen Umständen die Beschießung chinesischer Hafenstädte dem Boykott nichts anhaben tann. Im Gegenteil. Er wird sich nur noch verstärken. Selbst menn die lokalen Behörden die Boykottorganisationen ver­bieten wollten, wäre ein solches Verbot ganz unwirksam. Alle Kanonen der Welt sind nicht imstande, den chinesischen Käufer zu zwingen, japanische Waren zu kaufen. Und Fliegerbomben sind die allerungeeignetste Reklame für japanische Zündhölzer und Hosenträger.

Wenn also die offizielle Begründung falsch ist, was find dann die wirklichen Triebfräfte Japans ? Man versteht die Ereignisse in Ostafien nur ganz unvollkommen, wenn man wie gebannt nur auf die unmittelbaren wirtschaftlichen Inter­effen Japans starrt. Gewiß, die Eroberung der Mandschurei geschieht im Interesse der japanischen Industrie, des japani­fchen Kapitalismus. Aber die Art, wie diese Ziele verfolgt merden, das jezige Vorgehen Japans ist nur zu verstehen, wenn man weiß, wie starf der japanische Militaris mus ist.

Japan ist eine fonstitutionelle Monarchie. So steht es in der Verfassung. Alles ist ganz wie in Europa . Es gibt ein Die Folgen der deutschen Zollwirtschaft, besonders der Erhöhung Barlament, es gibt Barteien, es wird gewählt. In Wirklich­des Butterzolls, bekommt die Kölner Messe fühlbar zu spüren. feit ist das alles nur eine Fassade, hinter der sich etwas Die Spitzenorganisationen der holländischen Landwirtschaft haben be- ganz anderes verbirgt. In Japan herrschen einige Adels­schlossen, sich an der Kölner Messe nicht zu beteiligen, weil geschlechter, das Regieren ist die Angelegenheit einiger die von Deutschland gegen die Einfuhr holländischer landwirtschaft großer Familien. Nichts kann besser zeigen, wie sehr trotz licher Erzeugniffe getroffenen Maßnahmen nicht als Ansporn be- allen ,, europäischen " Formen noch immer das alte Adelsjapan trachtet werden fönnten, sich an einer solchen deutschen Beranstaltung lebt, als wenn man sich etwa die gegenwärtige Regierung be­zu beteiligen. Die Holländer haben von den Ausländern immer noch trachtet. Es ist eine Regierung von Sippengenossen. Der am besten auf der Kölner Meffe getauft. Wenn sie jetzt nicht mehr Ministerpräsident Juntai hat Söhne, die find Staats­faufen fönnen und wollen, bedeutet das geringere Beschäftisefretäre; er hat eine Tochter, die ist die Frau des Außen­gung des Kölner Handels und der rheinischen ministers Yoschisawa. Ein Verwandter ist der Justizminister Industrie mit allen ihren furchtbaren Folgen. Dieser Vorgang Suzuki. Sein Schwager Hatoyama ist Unterrichtsminister. ist ein Musterbeispiel dafür, wohin das deutsche Volt fäme, wenn Die ganze Regierung ist untereinander versippt Deutschnationale und Nazis Gelegenheft hätten, ihre Autartie in und verschwägert. Die politischen Parteien Japans find, mit Ausnahme natürlich der jungen Arbeiterparteien, Deutschland durchzuführen. ins