Gegen nationalstaatliche Anarchie. Alfons Paquet vor den Berliner Kaufleuten.

Es ist sicher ein Gedanke, der der Klärung des Krisenproblems dienlich sein kann, wenn der Verein Berliner Kaufleute und In­dustrieller" auch Redner zu Worte fommen läßt, die die Problem­stellung nach der soziologischen, politischen, ethischen Seite hin er­weitern. So sprach kürzlich Dr. Alfons Paquet , der Welt­beobachter und Dichter, über das Thema:" Unsere Verantwortung in der Krise." Verantwortung im Denken und Handeln, das geht zunächst jeden einzelnen an, dann aber auch die Parteien, die Regierungen, die Völker. Für Paquet steht die Alternative so: entweder wird der Weltmarkt wieder funktionsfähig gemacht oder aber der Uebergang zu einer neuen( irgendwie sozialistischen) Ordnung wird notwendig. Eine Lösung erhofft er von einer europäischen Planwirtschaft, die den tausendjährigen Gegensatz zwischen Frankreich und Deutschland beteitigt und in fruchtbare Zusammenarbeit verwandelt. Die Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen der Völker zur Weltwirtschaft er­fordere dringend, daß die nationalstaatliche Anarchie erblich beseitigt werde.

Jugend diskutiert.

Ort: Berräuchertes Hinterzimmer eines Lokals im Berliner Westen. Der enge Raum ist gedrängt voll Menschen, die darauf lauern, ihr Glaubensbekenntnis loszuwerden. Die„ Diskussions= gemeinschaft politisch Andersdenkender" hat zu einem Abend mit dem Thema: Was wählen wir in Preußen?" die Ver­treter der Jugendorganisationen von ganz links bis rechts eingeladen. Den Reigen eröffnet ein nicht gerade sehr jugendlicher, mit Ordens­bändchen geschmückter Herr, der mit knarriger Stimme die ſtock­

sönliche Streitfäße losgeschossen werden, ist flar. Wenn eine solche überparteiliche Diskussionsplattform entstehen soll, wäre es vielleicht besser, zunächst mal an grundsätzlichere Fragen heranzugehen. Immerhin, die Biergläser sind nicht geflogen...

Försterchristel am Küstriner Play.

Die Plaza am Küstriner Platz, ursprünglich als Varieté ge= dacht, spielt seit einiger Zeit mit größtem Erfolg Operetten. Als neueste die Förster christel" von Buchbinder, mit der Musik von Georg Jarno , in der Originalinszenierung der Rotterbühnen. Eine kleine zarte Liebelei des im alten Desterreich populärsten Mon­archen Josef II. mit der naturfrischen hübschen Tochter Christel seines Försters Lange steht im Mittelpunkt der bescheidenen Hand­lung. Lotte Carol a singt die Christel wie ein rechtes munteres Vöglein aus dem Wiener Wald und hat auch sonst Mund und Herz auf dem rechten Fleck, eine wahre Freude für Auge und Dhr. Ihr großmächtiger Gönner Josef II., dem sie, als sie ihn noch nicht fennt, ihre, das heißt die Meinung des Volkes recht gründlich sagt, wird von Emil Mamlod zurückhaltend und sehr sympathisch gegeben. Einen Bombenerfolg holt sich der Liebling des Oftens, 3go Gutmann, in der Rolle des Ungarn Földessy, mit dem volkstümlichen Lied:„ Ich grüße dich, mein Heimatland". Er muß es dreimal singen. Mag Tobien als Oberhofmeister zeichnet sich durch Diskretion, Arnim Münch als aufschneidendes Schneiderlein durch grotesken Humor aus. Wunderschön ein Menuett, das man gerne noch etwas länger ausgedehnt gesehen hätte. Kurz und gut, es lohnt sich durchaus, zum Küstriner Play hinauszufahren.

Für die Bau- und Siedlungsgenossenschaft„ Die kinderreiche Familie" findet Sonntag, den 7. Februar 1932, vormittags 9 Uhr, eine vom Registergericht festgesetzte Generalversammlung statt. Die Genossenschaft befindet sich im Konkurs, und der Aufsichtsrat ist neu zu wählen. Alle Mitglieder müssen daher unbedingt erscheinen.

reaktionäre Politik der Deutsch nationalen vertritt, ohne da Vorträge, Vereine und Versammlungen

bei auch nur auf Gegenliebe bei der anwesenden nationalen Jugend zu stoßen. Die hat heute ganz andere Ziele, wie aus den Worten der Vertreter der verschiedensten nationalen, sozialen und revolu= tionär scheinenden Gruppen zu hören war. Sie sind heute so ent­täuscht, daß sie am entgegengesetzten User Anhalt suchen, nämlich bei den Kommunisten. Wozu sie dabei mißbraucht werden, könnte ihnen der Fall Scheringer wohl am besten beweisen. Ein SAP.­Mann entwickelte seine dialektisch- marristisch untermauerten Thesen, gab seiner Sympathie zu Rußland und den Kommunisten Ausdruck und mußte nachher unter dem Gelächter der anderen von dem parteitreuen Moskowiter die Quittung einstecken, daß die KPD . heute nichts besseres zu tun hat, als den Kampf gegen die Sozial­demokratie mit allen Mitteln aufzunehmen.

In wirksamer Weise vertrat der Vorsitzende der sozialisti= schen Studentenschaft, Emil Groß , die Position der Sozialdemokratie: Die Kommunisten haben heute nicht das Ver­trauen der großen, verelendeien Masse. Die RGD. hat im Ruhr­ gebiet ein großes Fiasko erlitten. Der Hauptkampf der sozialdemo­fratischen Jugend geht gegen rechts, gegen den Faschismus. Beim Kampf gegen die Bonzen ist die Sozialpolitik gemeint und der Neid läßt die anderen nicht ruhen, gegen die sogenannten Parteibuch­beamten" zu wettern. In der Sozialdemokratie aber steht eine geschulte Jugend, die bereit ist, das Erbe der Alten zu übernehmen."

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Um Mitternacht nahm die manchmal recht stürmische Diskussion ein plögliches Ende. Vielleicht muß man es heute schon als Erfolg buchen, daß überhaupt Gegner aus den verschiedensten Richtungen zu einem solch brennenden politischen Problem Stellung nehmen. Daß dabei aber nicht mehr als Schlagworte und demagogische, per­

Reichsbanner ,, Schwarz- Rot- Gold".

Geschäftsstelle: Berlin S. 14, Sebastianfte. 37-38, Hof 2 Tr. Reinidendorf- West( Kameradschaft). Freitag, 5. Februar, 20 Uhr, Kameradschaftsversammlung im Boltshaus. Vorstand 19 Uhr. NWA., Zug Tegel . Sonntag, 7. Februar, 17 Uhr, Mitgliederversammlung mit Angehörigen. Wintersportabteilung. Die Meisterschaften in Beneckenstein ( Harz ) find auf den 13. und 14. Februar verlegt. Lichtenberg . Freitag, 5. Februar, 111 Uhr, Urnenbeisegung des verstorbenen Kameraden Grinda in Baumschulenweg. Alle dienstfreien und erwerbslosen Rameraden des Innen­bezirks nehmen teil. Fahnen mitbringen.

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Ganvorstand. Alle Kameraden, soweit irgend ablömmlich, beteiligen sich an der Flugblattverbreitung der Eisernen Front am Freitag, dem 5. Februar, von ben bekannten Stellen aus.

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Arbeiter- Samariter- Bund e. V., Kolonne Berlin . Geschäftsstelle: N. 24, Gr. Hamburger Str. 20. Tel.: D 1 Norden 3340. Jugendgruppe Groß- Berlin. Versammlung am Montag, dem 8. Fe­bruar, 20 Uhr, in der Geschäftsstelle. Thema: Arbeitersportbewegung, ihre Entstehung und ihre Organisationen. Referent: Genosse Robert Dehl­schläger.

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Zentralverband der Arbeitsinvaliden und Witwen Deutschlands , Gau Groß- Berlin. Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Bülowftr. 49, r. Stfl. Freitag, 5. Februar. Alt- Glienice: Lokal Habrecht, Friedrichstr. 2, 19 Uhr. Kreuz­Kreuz­berg III: Lokal Reichenberger Hof, Reichenberger Str. 147, 17 Uhr. berg II: Lokal Wollschläger, Adalbertstr. 21, 16 Uhr. Brenzlauer Berg 1: Lokal Bogenfestfäle, Schwedter Str. 23-24, 16 Uhr. Tegel : Lofal Lehn­hardt, Berliner Str. 84, 18 Uhr. Mitte la: Lokal Arndt, Schröderstr. 2, 18 Uhr. Reinickendorf - West: Lokal Boltshaus, Scharnweberstr. 115, 19 Uhr. Gesellschaft für soziale Reform, Ortsgruppe Berlin . Montag, 8. Februar, 20% Uhr, Reichswirtschaftsrat, Bellevueftr. 15, Diskussionsabend über 6: zialversicherung. Bortrag von Reichswirtschaftsminister a. D. Robert Schmidt . Anmeldungen an die Geschäftsstelle: Berlin W. 30, Nollendorfstr. 29-30. Fern sprecher: Ballas B 7 0809.

Bereinigung der Freunde von Religion und Bölkerfrieden. Montag, 8. Februar, 20 Uhr, spricht Pfarrer Bleier in der Aula der Kaiser- Friedrich Schule, Knesebecstraße, am Savignyplaz, über das Thema: Die Waffen nieder.

pimes a monotioopdog

Reichsvereinigung chem. Kriegsgefangener, Ortsgruppe Charlottenburg. straße 11. Redner: Barsanti. Freitag, 5. Februar, Monatsversammlung in der Suarez- Klause, Suarez­

Sozialistischer Esperanto- Bund. Gruppe Centrum: Freitag, 5. Fe­bruar, im Metallarbeiter- Verbandshaus, Linienstraße 83-85( Eingang Elsasser Straße), 19.30 Uhr: ,, Kantoj deklamoj muziko".-Kindergruppe Libereco": Freitag, 5. Februar, 17 bis 19 Uhr, in der Schule Danziger Straße: ,, Grupaj aferoj.

Allgemeine Wetterlage.

4. Febr. 1932, abds.

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Owolkenlos, heiter, halb bedeckt wolkig, bedeckt, Regen, Graupeln Schnee, Nebel, GewitterWindstille

Das Mittwoch über Nordskandinavien gelegne Tiefdruckgebiet ist nach Südost gezagen und befindet sich jetzt über dem westlichen Rußland . Dem Tief folgt ein Ausbruch falter arktischer Luftmassen. In Nordfinnland ist die Temperatur auf 27 Grad Kälte gesunken. Eine erste Staffel kühlerer Luft hatte am Donnerstagabend die deutsche Ostseeküste erreicht. Sie bringt Aufheiterung, aber nur einen unwesentlichen Temperaturrückgang. Das westliche Hoch baut jetzt schneller ab; infolgedessen hat auch der um es herumfließende Wärmestrom nachgelassen. Es ist daher nicht wahrscheinlich, daß unser Bezirk zunächst wieder in den Bereich feucht- milder maritimer Luftmassen kommt. Später dürfte sich auch die kalte arktische Luft bei uns bemerkbar machen, deren Vorderrand von Nordostpolen nach den Lofoten verläuft.

Wetteraussichten für Berlin : Wechselnd bewölkt, nur geringe Niederschläge, Temperaturen etwas niedriger als bisher, nördliche Winde. Für Deutschland : Im Südwesten und Süden meist be­wölkt und ziemlich mild mit Niederschlägen; in Ostpreußen nach Schneefällen Bewölkungsabnahme mit zunehmendem Frost, im übrigen Reiche wechselnd bewölkt, vereinzelt Schauer, tühler.

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