glich Qottgetreu: SilTICfC IßM IIOCll/ „Drageedchen —? Uff Draaeedchea sin mir gerate cmgefuggäb." Smanuel Etriess in:„Saub Oer Sabinerinnen". ötriefe, die klassische Gestalt des Schmierentheaterdirektors. :ebt noch. Wenn er auch nicht so heißt. Sondern Spindler. Und wenn er auch nicht alles auf Sächsisch spielt. Sondern auf— ja. der Dialekt, den der spricht, den gibt es eigentlich gar nicht;„nor- nehm" soll er wohl klingen.„Piittöh, nähmen Sie Platz oder läben Sie wohl—* So. Das Stück, in dem ich Striese begegnete. spielt nämlich bei Grafens . Und die ganze Sache selbst, die nach an Ort und Stelle aufgenommenem Stenogramm hier wortwörUich so aufgezeichnet ist, wie ich sie unlängst erlebte, in Geisingen . Wissen Sie, wo Geistngen liegt? Wenn man sich in Wurttem- berg sehr verfahren oder verlausen hat, kommt man bin. Die Schweizer Grenze ist nah« und übrigens auch die Landstraße, die von Donaueschingen nach Konstanz fuhrt. Ich macht« da Station, und'des Wirtes Töchterlein, rosig uno rundlich, lieb und blöd, M"d- lich und wirtlich unschuldsvoll, erzählte sprudelschnell und stolz, daß Geisingen zwar klein sei, aber doch mal Stadtrecht hatte und daher noch eine Apotheke und eine richtige Post und ein schönes Krankenhaus besäße, aber daß es eben doch trotz alledem klem fei, weshalb es durchaus nicht einfach wäre, gleich io den richtigen Mann zu finden, wo sie doch in zwei Jahren ans chestater. denken müsse: dann hat sie ihre zwanzig auf dem Buckel, den sie nicht hat. Ob ich nicht heute abend ins Theater ginge, fragte sie. Rem, eigentlich wollte ich weiter. Ja, aber ins Theater müßte ich dach, sie spielen so gut, man müßte immerzu weinen, heut« abend gäbe «s.Genoveva". Da hängt auch schon das Plakat, das sieht so aus:..Voltstheater. Eigen« Lichtanlage. Genoveva, die unschuldig zum Tode verurteilte Gräfin aus Brabant. 6 Akt«, nach der Ver- fasiung von Pfarrer Christian Schmidt." Unschuldig zum Tode verurteilt! Wer da noch nicht vor Schreck aus der Verfassung gekippt ist, der tut's sicher, wenn er dos Pro- gramm des nächsten Tages liest. Da gibt es:.Die feindlichen Brüder oder das steinerne cherz Ursula von Tannenbergs. Wt- deutsches Ritterschauspiel in vier Akten. Sinnreiche Lorführung einer wahren Begebenheit, in der Zwangsritter ihre Untertanen zum Tode verurteilen." Manchmal machen sie's auch ohne Todesurteil. Manchmal sind sie sogar sehr fromm. An Feiertagen gibt es.Das Leben und Leiden unseres Herrn und Heilands Jesu Christi in vierzehn Sta- tionen vom Oellerg bis zur Auferstehung. Ich bemerke, daß dies« hochwürdige Handlung in echten Kostümen unter Begleitung von . Trauermusik dargestellt wirv. Zum Beschluß Abrahams Brandopfer, Tragödie aus dem Alten Testament ." Ueberhaupt ist die Kostümsrage von eminenter Wichtigkeit. Schaurig schön muß„Das Grab auf der Heide oder der Wahn» sinnige" sein, denn„die Darbietung erfolgt in oberbayerischen Na- tionalkostümen". Weiter heißt es in der Ankündigung:.Dieses Schauspiel ist einzig in seiner Art und zeigt uns das große sinn. reich« Bild echter Bekehrung am Grab auf der Heid«. Nicht allein Kirche und Schule, Staat uno Presse sind erforderlich, auch die Theaterbühne muß ihre Beihllf« leisten." Und Striese leistet sich denn nun so sein Stückchen. Auch heute... Da» Haus ist schon gerammelt voll, wie ich um acht hinkomme —«in wenig verärgert, well das Abendessen, da« man aus der Erholungsreise doch gern gut liebt, so schlecht zubereitet war, aber dt« Babett. eben das Wirtetöchterle, hat ab halb sielen schon das gute TMkleid anziehen müssen, weil sie doch xepräfentieren muß. wenn sie auf dem ersten Platz sitzt, aus dem ganz teuren, auf dem für«in« Mark. Wohlstand verpflichtet. Auch in Geisingen . Das gerammelt volle Haus ist ein großes Zelt. An der der Straße zugekehrten Seite oes Zeltes ist die Reihe der drei Wogen mit Fundus und Wohnung und Küche der Schauspielerschar auf- gestellt: das hält, bildet man sich ein, den Straßenlärm ab. Das yiär« der ein« Feind. Gegen den anoeren, den Regen-r das Zclt cht nach obtn offen, die Stern« sehen zu— möge Gott helfen, in- dem er es eben nicht regnen läßt. Und nicht nur die Sterne, auch Gatt hat«in Einsehen. Der Regisseur des Spiels ist der Direktor, und 0er Direktor ist überhaupt all«»: Plakatankleber, Zetteloerteiler, Regisseur. Requifl- teur. Kapellmeister. Mann an der Kasse— dort löst ihn seine Frau. die wo die erste Heldin ist, manchmal ab: das richtet sich nun eben nach den Auftritten, nach denen auf der Bühne und nach den mehr privaten des Ehelebens, die man auch» gleich miterlebt—, und tm Stück spiest der Herr Direktor nicht mehr und nicht weniger als zwes Hauptrollen, und wenn er sich mit sich selber unterhasten muß, das ist ihm alles ganz egal. Kainz hat Karl und Franz Moor zu- gleich gespielt? Kainz kann sich verstiiken Die Frau de» Direktors ist die unschuldig zum Tode Verurtlilte. Tagsüber hatte sie die Requisiten, Tisch und Stuhl, vors Thealer geschleppt und Wäsche geplättet noch und noch, wahrscheinlich auch das Totenhemd: in Geisingen weiß man noch in Schönheit zu sterben. Ihr etwa zwölfjähriger Sohn saß ihr zu Füßen, hestig mit einem Zusammensetzspiel beschäftigt, das den Neid der gesamten Jugend erregte. Ich erschrak nicht wenig, als ich im sechsten Akt den jungen Mann in bitterer Not, in Linnen, wie sie im Stück sagten, und in«in Bärenfell gehüllt, d. h. also im Nachthemd und mit der Boa seiner Mutter um oen Hals, vorfand. Dabei fängt die Sache so sesttich, freudig an. Wie der Vor- hang nach etlichen Aufforderungen quietschend und quarrend hoch. geht, da steht, als Ritter vermummt, der Herr Theatersirektor auf der Bühne, um mitzuteilen, daß er gegen den bösen Feind in den Kamps zöge. Wer d«n Ritter zur Hauptrolle l)at, braucht für den bösen Feind nicht zu sorgen. E, gilt also Abschied nehmen, in der Hand hält Siegfried, denn natürlich heißt der R.iler©fegfried. das Schwert, das am Tage vor aller Augen geputzt worden war, und in seinem Busen seinem Weib die Treue. In seinem Herzen aber führt er die.Wäffe der Geröchtigkeut". So spricht er. Er ist eben ein Graf. Zu Haus« bleibt Hofmeister Gollo. ein Schuft. Ein ganz großer Schuft. Ein ausgekochter Schuft. Siegfried ahnt nicht, von seiner Schuftigkeit, er vertraut ihm, mahnt:„Gedenke dein«, Aemtes!" Dann zu allen:„Lädst wohl! Labet wohl' Macht doch Licht!" Das letzte gilt wieder nur fürs technische Personal, da, die Anleitung leider befolgt. Denn man sieht nun all« Löcher in den Strümpfen, alle Flicken in den Trikots: sonst'onnte man da» alles ganz gut verbergen., aber die Abfchiodsgest« besteh: nun einmal darin, daß alle im Elonz der Abendsonne und der Lampen die Anne weit von sich strecken. Im zweiten Akt will Gollo wo»— was: da, ist nicht schwer zu raten Die Zensur streicht ihm den Wunsch nicht, aber dl« Gräsin. Boller Entschlossenhett erwidert sie wörtlich:„Ich fühle mich var» änläßt, Ihnen in das ruchlose Antlitz zu spucken." Das läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, selbst der Schuft Gollo licht. daß auf direktem Weg« nicht» zu machen ist. Er geht ab, gibt der Gräfin Gelegenheit zu einem Monolog:„Siegfried, warum Host du mich in die Hände dieses Bösewichts überliefert?", kerkert endlich den unschuldigen Küchenmeister mir nicht, dir nichts ein, den der Thsaterdirektor auch iwch spiest— mit verstellter Stimme, nein, es merkt natürlich keiner. Der küchenmeisterliche Greis von achtund- siebzig Jahren, behauptet Gollo, soll was mst der Gräfin gehabt haben, wohl wäre ihm gewesen, wenn er gekonnt hätte— aber daran könnt ihr doch gleich erkennen, was für ein Schurke dieser Gollo ist. Der Küchenmeister sitzt, nun kommt als nächste die Gräfin dran und ins Loch. Aber gleich zwei auf einmal, das ist em bißchen kompliziert für das Publikum und auch ein bißchen schwierig für die Gefängnisoerwallung, wo doch gleich so viel zu schreiben ist mst der Statistik und so: also wird der eine gestorben. Der Küchenmeister mutz dran glauben. Aber klagen soll er nicht, nein klagen, das nicht: er hat einen schönen Abgang, einer macht so richtig wehmutoolle Zithermusik hinter der Bühne, und ganz lange darf er sich in Giftqualen winden, kein Souffleur, gar nichts stört ihn. Pause. Große Trauer im Zuschauerraum. Das Publikum heult, selbst der Herr Gendarm und der Herr Postrat veraießen amllichc Tränen. Die Kinder stellen fest, daß die Bänke als Wippe benutzt werden können, fallen hin, heulen nun auch. Die Mienen hellen sich erst auf, als eine Schauspielerin in der zarten Jugend Adele Sandrocks etwa, die einen, wie sie meinte, spaßigen Edelknaben gegeben haste, damit ler Witz in der orausen Tragödie nicht fehl«, zur Lockung mst dem Teller und der Kälte mit den Zähnen klappernd, Geld«insammell und Lob einheimst:„Sie machen'? gut" — sagen die Leute wohlwollend zu ihr, sie sind ja so nett. Wer zehn Pfennig gibt, bekommt eine Ansichtskarte, viele kaufen sich eine Ansichtskarte, infolgedessen läuft das Stück nicht gleich weiter. Die ganze Pause über muh nun die arm« Gräfin im Gefängnis Ichmachten. Wie sich der Vorhang wieder hebt, schmachtet sie immer noch. „Ihr Stein«, seid ihr auch so hart al» wie die Menschen?" Auf den Armen hält die Frau Gräfin so etwas wie ein Sieckkisscn, wir sollen glauben, daß da«in Kind drin ist. und wir sollen weiter glauben, daß das nicht Gollo sein? ist, sondern, natürlich, Siegfried seins. Das Kind wird getauft.„Schmerzensreich" soll sein Name sein. Den Gollo, den Lump, den rührt das ja nun alle« nicht. Er besucht die Gräfin im Kerker, sagt:„Geben Sie sich mir hin, gnädige Frau!", aber sie gibt sich ihm nicht mal her. Da? Maß seiner Wut und der Kelch chres Leidens sind nun voll, der letzte Akt rückt näher schon. Ein Brief Siegfrieds tritt ebenso unvermtttelt auf wie der de» Kaisers Tstus Tatius, den beim seligen Cmanuel Striese der römische Landbriefträger verloren hat, da kein Bote mehr zum Ueberbringen frei war, zumal der klein« Gotlli«b gerade mit der Veranstaltung des„Schwchdgedeeses" hinter der Bühne beschästiot war. Aber Siegfrieds Brief kommt überhaupt nicht auf die Bühne: er wird ganz einfach hinter der Szene vorgelesen, Striese kann noch lernen. Der Brief oerkündet das gegen dl«(beim Grafen schnöde verleum- deie) Gräfin gefällte Todesurteil. Gräfin klagt, Gollo geht, jeder Zoll«in Schuft, durch die Mitte ab, Berta, die getreu« Tochter des Turmwarts, tritt auf, um von der gnädigen Frau Abschied zu nehmen. Berta hat kein« große Rolle, aber«in gutes Kleid, das muß lange und von allen Seiten gezeigt werden, das Publikum soll doch was haben für fein Geld. Fünfundzwauzigmal sagt sie mit tränenerftickter Stimme und seidenbesticktem Kleid„Cäbet wohl!—"— ganz Geistngen weidet sich an dieser Modenichou mit Seele. Wenn nicht endlich mit G-sang und Bibber der Edelknabe der früheren Akte in lila und rosa beleuchtetem Nachthemd als Schutzengel auftreten würde— Berta, die getreue Tochter des Turmwarts(nie wird sie anders genannt im Stück) riefe noch immer ihr erschütterndes„Labet wohl!" Im fünften Akt schmückt ein Parkprospekt die Bühne. Emanuel Striese hängt, wie er Gollwitzens„Raub der Sabinerinnen" auf- führt, feinen alten Waldprospcst umgekehrt auf und behauptet dann. es sei die» ein sehr exotisch aussehender„reemscher Binchenham (römischer Pinienhain), bei Spindler in Geistngen entsteht ungefähr auf dieselbe Weise ein Urwald. Die Henker, tag-üler sah man sie alz Aettelo-rteiler und Leierkastendreher im Dorf, sollen hier die Gräfin enthaupten, haben außer dem scharfen Schwert ein schlechtes Gewissen.„Mein Freund, wir begehen ein« falsche Tatsache�, meint der ein«: darauf der andere:„Tröstet euch, Herr Graf—"— in diesem Stück sind nämlich fast alle mindestens Graf, das zieht in Geisingen immer—,„es ist bestimmt in Gottes Rat, daß man vom Liebsten, was man hat. leider mutz scheioen." Aber dieses schöne Zitat beendet dann erfreulicherweise doch nicht die Diskussion, son- dern vielmehr der mutige Entschluß, Gollo nicht das verlangte Herz der Gräfin, sondern das eines toten Hundes zu überbringen. Jahre und Akte gehen ins Land. Siegfried ist aus dem Krieg siegreich, wie-s der Name und das Theaterprestige verlangen, aber doch traurig zurückgekehrt. Eines Tages gelüstet«S ihn, in eben dem Wald eine Hirschkuh zu jagen, in dem eine Höhl« die in schlauer Absicht nicht ermordete Gräfin birgt. Natürlich führt die Jagd nur scheinbar in gefährliche Urwaldtiefe, in Wirklichkeit leitet sie das Stück, die gräflich« Familie und das gerührte Publikum dem glück- lichen Ende zu. Das Hifthorn hallt, die Büchse knallt, und die ausgestopfte bühnenhoh« Hirschkuh fällt prompt vor ihrer in der Seitenkulisse untergebrachten Höhle zu Boden. Man will dos schwerverletzte Tier holen und findet bei ihr—: „Meine unvergeßliche Gattin!" Entzückt ruft's der Graf. Und das Entzücken steigert sich noch. als er ficht, daß die Gräfin außer der Kuh auch noch ihr Kind bei sich hat— und auch das Entzücken der Jugend im Publikum steigert sich, denn die freut sich so. wie sie im Grafenkind Spmdlers Jüngsten mit dem feinen Zusammensetzspiel wiedererkennt. Der Zustand der Aufgefundenen ist nicht gerade gräflich, aber das hindert mcht die Freude. Jetzt, im Dickicht des Urwaldes, kommt das Dickicht der bösen Pläne und Taten Gallas ans Tageellcht. er selbst gleich in den Kerker. Natürlich setzt sich die Gräfin noch für ihn«in, denn wenn sie nicht großmütig wäre, wäre sie keine richtige Gräsin nicht, doch Siegsried kann sich da mir wundern:„Auch Ihr fleht um Gnade für diesen Mensch?" Nein. Gollo muß sterben. Bier wilde Ochsen sollen ihn zer- reißen. Strafe muh sein, das Volk von Geisingen will Blut sehen. Ich habe den Eindruck, es ist sogar etwas enttäuscht, daß die Direk- tion von Gollos Ende überhaupt nichts zeigt. Nicht einmal einen der Ochsen. Der letzte Akt ist vielmehr festlich und glänzend, ein Freuden- tag am Hof de, Grafen Siegfried. Bei der Schlußapotheose ruft Direktor Siegfried in die Seitenkuliss«:„Mehr Licht!" Und mi: diesen Worten nähert er sich doch wieder einem großen Kollegen Alired ZPrugel: 3)(51* Da» möblierte Zimmer bei der Postschaffnerswstw« hatte ein großer, kränklich aussehender Mann gemietet. Die Frau machte am ersten Abend sleich das Bett zurecht, füllte frisches Wasser in den Waschkrug unh stellte zuletzt noch ein paar billige Schnittblumen auf den Tisch, damtt dos Zimmer freundlicher aussah. Als sie je» doch am nächsten Morgen dem neuen Mieter den Kaffee bringen wollte, waren Bett und Waschzeug unbenutzt, und auch am folgen- den Tage war es nicht anders. Sie wunderte sich darüber, denn es war ihr gewesen, als hätte sie ihren neuen Untermieter am Abend vorher die Türe aufschließen hören. Am Vormittag erzählte sie es der Nachbarin auf der Treppe. Die beiden Frauen standen noch beisammen, al» ein schneller, unsicherer Schrttt die Treppe herauf- kam und der Fremde plötzlich vor ihnen auftauchte. Sie sahen ihn an. Der blonde Schnurrbart hing ihm verdrossen um den Mund, und wie in Gedanken hatte der Fremde die Stirn in Fallen ge- leg». In der linken Hand hielt er elnen Koffer und seine lange Ge> stylt war leicht vornüber geneigt. Als er an den Frauen vorüber- ging, grüßte er flüchtig die Wirtin, schloß die Wohnungstür aus und verschwand In der Wohnung. Die Frauen blickten ihn nach. „Ein unheimlicher Mensch", sagte die Postschasfnerswttwe Die Nachbarin, eine jüngere Frau, zuckte die Achseln:„Man kann richtig das Fürchten kriegen". Darauf die andere:„Wenn ich das Geld nicht so zur Miete brauchte, würde ich das Zimmer lieber leerstehen lassen. Es ist doch nicht schön, wenn man immer einen fremden Menschen in der Wohnung hat." Es dauerte nicht lange, da wurden auch die anderen Leute im Hause aufmerksam und verfolgten ihn mit ihren Blickei», als wäre hinter ihm ein Geheimnis versteckt, dem man auf die vpur kommen müßte. Sonst währte es immer nicht lange, da wurde.ein Neuer von ihnen als gleichberechtigt aufgenommen, und nach ein paar Tagen sah man ihn schon an, als hätte er immer in dem Hause ge- wohnt. Nur dl«ser machte eine Ausnahme. Wenn er die Treppen hinaufging, verstummten die Gespräche. Die Gesichter der Frauen verschlossen sich von selber, und die Männer betrachteten Ihn prü- send von oben bis unten, als wären sie darüber einig, daß sie mit ihm niemals reden würden. Doch der Fremde schien sich nichts daraus zu machen. Er blickte weder nach rechts noch nach links. Er ließ sich nie zu einem Gespräch herbei. Immer war er allein.„Was mag er bloß in seinem Koffer haben?" fragten die Leute. Niemand konnte es ihnen sagen. Nicht einmal die Postschaffnerswitwe.„Er macht au» ollem ein Geheimnis", erzählte sie der Nachbarin. „Manchmal bleibt er eine ganze Woche weg. Wenn er wieder- kommt, hat er dicke Schmutzkrusten an den Schuhen, als wäre er über sieben Dörfer gelaufen. Der Mantel ist zerdrückt: wer weiß. wo er schläft! Und er sieht aus. als wären sie hinter ihm her Noch im Zimmer läuft er in einem fort auf und ab. Dahinter kann doch nichts Gutes stecken." Die Nachbarin hörte sich olles genau an und trug dann das Gehörte im Hause herum.— Er blieb„der Fremde" Selbst sein Name war so merkwürdig, daß ihn niemand richtig aussprechen konnte. Manchmal streifte ihn eins der jungen Mädchen verstohlen mit einem neugierigen Blick Aber es sah nur das müde, unordentlich« und abgehetzte Gesicht eines alten Mannes. Vielleicht stieg da auch in so einem jungen Ding ein bißchen Mitleid auf; aber das zerging wohl auch schnell wieder. Darüber verstrichen mehrere Monat«. Der Winter war ge- kommen. Die Leute verkrochen sich in ihre warmen Stuben. Nie mand stand mehr auf der Treppe. Nur wenn mal die Sonn« schien, versammetten sich die Arbeitslosen des Hauses unten an der Haustür und blickten die Straße entlang, als könnte plötzlich von Irgendeiner Gests her die Arbeii herangeschritten kommen Unter den arbeitslosen Burschen war auch der Sohn der Postschaffners- witwe, ein ruhiger Mensch, der d'e andern reden ließ- Eine, Tages sagten einige zu ihm:„Was macht der denn eigentlich, oder wißt ihr immer noch nichts von ihm?" Dabei sahen sie ihn heraus- fordernd an. Der Sohn zuckte die Achseln und erwiderte:„Fragt lbn doch selbst, da kommt er ja." Sie sahen all« nach links die Straße hinunter, wo der Fremd« mit langen Schritten herankam. Der Mantel wehte förmlich hinter ihm her, und im Gehen schüttelte er den Kopf.„Der hat es aber eilig", sagte einer der jungen Leute. Ei» machten ihm Platz, und der Fremde ging an ihnen vorbei, als hätte er sie alle nicht gesehen. Sein Gesicht war bleich, und die dünnen, schmalen Lippen bewegten sich, alz spräche er fortwährend mit sich selber. Am nächsten Morgen standen sie wieder wie sonst vor der Haus- tür und strttten sich. Da wurde plötzlich hinter ihnen die Tür aus- gerissen, und die dicke Pastschaffnerswitwe schoß ausgeregt an ihnen vorbei. Sie sah ihren Sohn nicht stehen und lief schnell die Straße hinunter. Bald darauf kam sie mst einem Schupo wieder. Der Sohn löste sich von der Gruppe und ging hinter den Beiden her. In einigem Abstand folgten dann auch die übrigen. Als sie oben in die Wohnung eintraten, blieben sie ganz erschrocken stehen. Der Fremde hatte sich in seinem Zimmer nm Fensterkreuz aufgehängt. Sein Gesicht war so müde und oerzweifett anzuschauen, daß jeder sofort das Gefühl hatte: Den mutz da» Leben aber hart am Genick gepackt haben. Es lagen auch noch zwei Briese auf dem Tisch und das Geld für die Miete, das er noch schuldig war. Auf Heller und Pfennig... Am übernächsten Tage kam eine Verwandt« und holte seine Sachen ab. Von ihr erfuhren auch dt« Leute im Hause, daß dem Fremden früher ein Geschäft gehört hatte. In der Inflation hatte er sein Geld verloren, und die ganzen letzten Jahre hatte er sich als Reifen- der mühsam durchgeschlagen. Zuletzt brachte er immer weniger Bestellungen nach Haus«. Nun hatte da» Geschäft, für dos er reiste, Konkurs angemeldet. Es zag sich olles um ihn zusammen: er stand ganz allein. Seine Schwester, die in guten Verhältnissen lebte, bezahlte das Begräbnis, vie und die Wirtin waren die einzigen Menschen, die hinter dem Sorge hergingen. Eine Zeitlang war es den Leuten im Hause, als fehlte ihnen etwas. Die Frauen im Haufe wartete» beinahe darauf, daß er noch einmal die Treppe hinaufkommen würde. Und wenn sie jetzt was nur leiten geschah— von ihm zu reden begannen, dann sagten sie:„Er muß doch sehr unglück.ich gewesen sein. Das hat auch schon in seinem Gesicht gelegen." Tierparks für amflerbende Tierarien In Südafrika hat man an verschiedenen klimatisch geeigneten Plätzen Tierpark» errichtet, die dazu dienen sollen, im Aussterben begriffene Tierarten zu erhalten. Unter diesen sind verschiedene Arten von Antilopen, wie der ganz seltene„Bontbock", für den in der südwestlichen Kapkolonie ein großer Zoo geschaffen wurde. > Andere Anttlopen wurden am Rande der Wüste Kalahari angesiedelt Eine besondere Elefantenart, der„Addo", wurde In der östlichen Kapprovinz untergebracht. Der Addo soll kleiner sein al, seine indischen Verwandten, aber viel temperamentvoller. Das Krüger-Notionalmuseum m Transoaal beherbergt das letzte weiß« Rhinozeros. Die vorgesehenen Zoos sind alle von ungewöhn- sicher Größe. Das Krüger-Mus-um umfaßt 7000 vuadratmeilen.