Drei jugendliche Mörder.
Der Tod des Neunzehnjährigen in der Kösliner Giraße.
bliz
,, Frühjahrsherrlichkeit".
Es gibt Berbrechen, die bie fosialen Krebsdben bereit bm Konfektions- Vorfrühling- Hungerlohn und Elend der Heimarbeiter
artig beleuchten. Die Bluttat in der Kösliner Str. 4 vom November v. 3. ist solch ein Verbrechen. Zwanzigjährige Burschen, seit langem arbeit: los, verabreden einen Raub, besprechen alle Ginzelheiten, wie ein Gleichaltriger, in dessen Vertrauen sie sich ein. schleichen wollen, unschätlich gemacht merden soll, und führen den Plan aus mit einer Kaltblütigkeit und Brutalität, als ginge es nicht um einen jungen Menschen gleich ihnen, sondern um ein Objekt bei einer Filmaufnahme. Gestern standen sie vor dem Landgericht III unter der Anklage des Mordes: der Arbeiter Rudolf Baumann. der Arbeiter Friedrich Herforth, der Fleischer Edmund Holl. mann und Frizz Boß; die beiden ersten 20 Jahre, die beiden lekten 21 Jahre alt. Boß wurde nur Raub vorgeworfen. Die Vernehmung enthüllte die
befonders schlimmen fozialen Verhältnisse der Weddinger arbeitslosen Familien.
Das Frühjahrsrennen der Ronfettion und der Buzz| Beschäftigungslosen gegenüber dem Borjahr um ein Beträchtliches. industrie hat eingefeßt, und aus den Schaufenstern der Ber. Es wird wenig im Stundenlohn, fast alles in Afford gearbeitet, faufstäben grüßen fräftige Farbsinfonien. Zu der jeweiligen die Preisdrückeret treibt viele Seimarbeiterinnen, speziell Kleiderfarbe gibt es abgestimmte Hütchen aus genähtem Stroh in die älteren, in die Arme der Wohlfahrt; sie tönnen nicht einmal bie fecfen, spanischen Tellerformen, fleinen Kappen oder aufgeschlagene Miete aufbringen, obwohl sie„ Arbeit" haben! Wo bleibt da, ganz Südwester. In der augenblicklichen Temperatur, die einem Nord- abgesehen von der rein menschlichen Beurteilung der Dinge, die landwinter alle Ehre macht, wirft das alles ein wenig reichlich Logit solch eines Hungerlohnsystems? Die Lage speziell verfrüht, jedoch dem ehernen Spruch zufolge: Es muß doch der alleinstehenden älteren Frauen und Mädchen ist mehr als beFrühling werden!" gehen auch all die modischen Dinge ihren dauernswert und der Nachweis ist gar oft am Tage die Bühne traditionellen Gang. fleiner Alltagstragödien.
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Am Arbeitsmarkt all derer, die diese schönen, heißbegehrten Dinge mit flinken und geschickten Fingern herstellen, ist es allerdings auch noch herber Vorfrühling; nur sehr spärlich werden ein paar Arbeitsfräfte engagiert. Tausende und aber Tausende von Frauen und Mädchen warten und rennen und hoffen... Nach Die Angeklagten Baumann, Herforth und Hollmann stammen aus einer abnorm furzen Herbstsaison setzt nun, wenn auch arg hinfenden ganz armen Familien; alle drei waren arbeitslos und hatten bloß Schrittes, die Frühjahrsbeschäftigung ein. In der Mäntel und ein paar Mart flägliche Unterſtügung. Nur der Angeflagte Kostümbranche begann es verhältnismäßig gut, es fonnten seit AnBo lebte als Kind in leidlichen Verhältnissen; fein Bater, ein fauffang Januar etwa 20 Broz. der Arbeitsuchenden, deren Zahl männischer Angestellter, hatte ein Gehalt von 300 lis 400 Mart. allerdings Tausende beträgt, vermittelt werden, und man hofft, bei Er war aber mit dem Vater entzweit, war arbeitslos, erhielt von einer normalen, bis Pfingsten andauernden Saison auch noch den größten Teil der Berbleibenden beschäftigen zu können. Es macht arbeiten mit dem Nachweis bemerkbar und die Vermittlungsziffer sich in dieser Branche erfreulicherweise ein engeres 3usammen. umfaßt fast alle Beschäftigten. Die Damenmaßbrande, die die höchst qualifizierten Kräfte in ihren Reihen hat, liegt sehr im argen; die Herbstsaison war geradezu katastrophal, Mitte Januar gab es eine furze und geringe Belebung für die Ballsaison und die Frühjahrs. faison, die in normalen Zeiten Anfang Februar begann, erwartet man mit geringen Hoffnungen für den Märzmonat.
dem Bater keine Unterstügung und mußte mit der Wohlfahrtsunterstügung auskommen.
Der Angeklagte Baumann erzählte stodend und unbeholfen, wie Berabredung und Tat zustandegekommen sind. Er ging am 1. November spazieren und lauschte vor dem Kino Lichtburg dem Gespräch einiger junger Burschen, die über Boren sprachen. Dann unterhielt man sich über die schlimmen Lebensverhältnisse. Herforth meinte, man könnte etwas verdienen. Am nächsten Tag gingen Baumann und sein Freund Wilhelm zu Herforth, der nun deutlicher wurde. Um 7 Uhr traf man sich wieder vor der Lichtburg. Herforth erzählte, daß man in der Wohnung der Portierfrau, Kösliner Str. 4, Mietgelder rauben könnte. Man traf sich noch einmal. Der Plan tourde in allen Einzelheiten besprochen. Man erwog, ob man einen Raub auf der Straße oder in der Wohnung begehen sollte. Man entschloß fich für den Raub in der Wohnung.
Am 4. August begaben sich Hollmann und Baumann in die Wohnung der Portierfrau Kichert, führten sich in der von ihnen verabredeten Weise bei dem 19jährigen Willi ein, faben aber von der Ausführung des Planes ab, da auch die Mutter zu Hause war. Am nächsten Morgen gegen 9 Uhr begaben sie sich zum zweiten Mal zur Rösliner Str. 4. Herforth blieb draußen, Willi ließ fie ein,
Da kommt ein junges Mädchen, ganz verzweifelt und erschöpft und fragt nach Arbeit: nein, es ist wieder nichts da! Da kann sie sich nicht länger halten, fie fängt bitterlich zu weinen an, erzählt, daß sie von Oberschöneweide zu Fuß nach der Vermittlungsstelle gekommen sei, ihre Angehörigen, bei denen sie wohnt, machten ihr unausgesezt Vorwürfe, weil sie nichts verdient, sie weiß sich feinen Rat mehr; und die Vermutlerin, die weiß, was das bedeutet und mitfühlt mit dem bedauernswerten Menschenfind, sie steht rat- und machtlos vor dieser Tragit, die sich ihr nun schon jahrelang immer und immer wieder offenbart.
In der Herrentonjeftion hat eine fleine Belebung des ArbeitsJanuarmitte ist gottlob überschritten, der Aufstieg ist zwar gering, marftes eingesezt, die Höchstzahl der Arbeitslosigkeit um die aber immerhin fonnten ein paar hundert Menschen Beschäftigung
erhalten; auch in der Gummimäntelbranche ist in geringem Maße Nachfrage nach Arbeitskräften: etwa 10 Proz. wurden angefordert. der Weißen Woche furzfristige Aushilfsarbeit, nun ist es wieder ſtill geworden. In der Buzindustrie fezt zögernd die Saison ein, Frühjahrstid geworden. In der Buzindustrie setzt zögernd die Saison ein, Strohhutnäherinnen find relativ gut befdäftigt, später hofft man noch ein gutes Teil Garniererinnen unterzubringen, während die Bugmacherinnen wiederum schlecht dran sind; bei den Blumen geht nur die Maffenware, die leider von der start unterbietenden fächsischen Konkurrenz hergestellt wird. In der Weißstickerei ist für Maschinenstickerei in Wäsche auf Spezialmaschinen noch etwas Befräftigungsmöglichkeit, die anderen haben nichts. So bunt und freudig uns all die hübschen Kleidchen und Hütchen der neuen Saison anlaten, so grau, bitter und trostlos sieht es hinter den Kulissen der Frühjahrsherrlichkeit aus.
Die Wäschebranche, auch ein ganz großes Sorgenfind, hatte in
Es liegen recht traurige Ergebnisse vor, die Zahl der Arbeitsuchenden im Dezember 1931 überſtieg die Zahl des vorangegangenen Jahres um mehr als das Anderthalbfache, die Arbeitsuchenden haben drei Jahre gelernt, doch all ihr gut fundiertes Wiffen, ihr guter Geschmack, ihre geschickten Hände können sie nicht vor der Trostlosigkeit einer fast völlig brachliegenden Branche bewahren.
In der Kleiderbranche macht sich das Fehlen der Auslandsaufträge empfindlich bemerkbar, auch hier stieg die Zahl der
Hollmann hielt ihm eine Schredicuspistole vor, die er von Oeffentliche Studentinnenversammlung Butterpreis um 3 bis 3 Bf gelegen. Schrippen toften heute in
Herforth erhalten hatte, versezte ihm mehrere Schläge gegen den Hintertopf, schleifte den sich Wehrenden mit Hilfe von Baumann aus dem Korridor in das Wohnzimmer, warf ihn aufs Bett, mit dem Kopf in das Stiffen. Baumann band ihm ein Handtuch um den Hals, ein zweites Tuch um den Mund, und während Hollmann ihn fefthielt, fuchte er nach dem Gelde, fand aber nichts. Jeht machte fich Hollmann auf ble Suche, während Baumann den 19jährigen Willi festhielt. Als dieser vom Bett herunterrutschte, verfegte ihm hollmann noch einen Schlag mit der Pistole auf den Hintertopf, so daß er zu Boden fiel. Beide durchwühlten die Woh mung nach dem Geld und fanden wieder nichts. Baumann gab dem leblos am Boden Liegenden noch einen Fußtritt. Dann flüchteten fie aus der Wohnung. Draußen Jagte Baumann zu Herforth: S glaube, er ist tot". Wird nicht lo Ichlimm fein", erwiderte Herforth.
2.
Das Gericht verurteilte die beiden ersten Angeklagten zu je awölf Jahren 3uchthaus, Herforth zu zehn Jahren 3uchthaus und den Angeklagten Boß wegen Beihilfe zu acht Jahren Suchthaus. Sämtlichen vier Angeklagten wurden die bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von zehn Jahren aberfannt.
Das Eiferne Buch" als Schreckgespenst. Wie sehr den Nationalsozialisten der unaufhaltsame Aufbau der Eisernen Front auf die Nerven geht, beweist ein Vorfall, der fich gestern abend in Lichterfelde abgespielt hat Am Hinden burgdamm, Ede Moltkestraße. befindet sich ein Lokal, in dem das Buch für die Eintragungen zur Eisernen Front aufgelegt ist. Etwa um 21 Uhr holten Reichsbannerkameraden das Buch ab, um es an der vorgeschriebenen Stelle abzugeben. Plötzlich wurden sie Den etwa 40 Rationalfozialisten überfallen, deren einziges Beftreben war, ihnen das Eiserne Buch zu entreißen. Es gelang den Kameraden, rechtzeitig von einem nahegelegenen Lotal aus bas Ueberfallkommando der Schuhpolizei zu benachrichtigen. Beim Eintreffen der Beamten waren freilich die Herren National fozialisten schon nach allen Winden hin auseinandergeftoben. Der Versuch, das Eiserne Buch zu rauben, ist ihnen mißglückt. Bielleicht
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Freitag, 12 Februar. 20 Uhr, Hochschule für Politik, Schinke! platz:
,, Die Frau im Dritten Reich"
Ref. Genossin Käthe Kern. Alle politischen Studentinnengruppen sind zur Diskussion eingeladen. Sozialistische Studenter schaft Berlin .
könnte es ihnen, wenn sie in großer Uebermacht sind, einmal glüden, ein Eisernes Buch zu rauben; die Eiserne Front einzurennen, bas ist und bleibt eine Unmöglichkeit.
Salonplauderei über zu hohe Preise.
Im Programm der Deutschen Belle unterhielt sich ber Bertreter des Reichstommiffars für Preisübermachung, Oberbürgermeiſter Dr. Schröber mit einer ausfrau über Preisfentungen. Unendlich viele Einkommen, fagte Dr. Schröder, seien so anormal gefenti, daß feine Anpassung der Preise an sie möglich ist. Außerdem würden sich eine ganze Reihe von Breisfendungen frühestens Ende Februar auswirken. Leiber verriet er nicht, für welche Waren, und die Hausfrau fragte auch nicht danach. So tam bei dem Gespräch recht wenig heraus. Einzig die Versicherung, daß auch, wenn ber Reichskommissar, wie vorgesehen, am Ende dieses Monats zurückträte, dafür Vorsorge getroffen werde, daß die Breisfest fegungen durchgehalten werden, fann als wichtige Feststellung dieser Aussprache verbucht werden. Es wäre aber viel Wesentliches zu sagen und zu fragen gewefen. Daß Herrenmaßanzüge von 150 bis 160 m. auf 100 bis 110 m, herunter gegangen sind, und daß Kalbsleber in einem guten Geschäft im gegangen sind, und daß Kalbsleber in einem guten Geschäft im Berliner Westen 2 m. das Pfund, gegenüber aber 3 m.(?) toftet, M. ist schließlich für das Problem der Preisfentung, hinter dem der Hunger von Millionen Menschen steht, ebensowenig besonders be deutungsvoll wie der Preis von 3 bis 4 M. für guten Bohnentaffee, über den sich die Hausfrau beklagte. Gerstentaffee, meinte fie, fei boch schließlich Geschmackssache. Bon Margarine war in ihrem gut bürgerlichen Interviem überhaupt nicht die Rede. Für diese ist aber gerade bei den billigsten Gorten der Preis vielfach mit dem
Eiserne Front!
Unsere nächsten Veranstaltungen.
Donnerstag, den 11. Februar: Betriebe der Metallindustrie des Ostens: 16% Uhr, Andreas
Festsäle, Andreasstraße 21. Redner: Carl Litke, MdR. Gummiwarenfabrik Müller: 16% Uhr, Lokal Wolter, Weißensee , Wörthstraße 15, Ecke Metzstraße. Redner: Emil Barth . Stadtgut Werben: 15 Uhr. Redner: Genosse Heymuth. Berliner Feuerwehr, Arbeitsgemeinschaft Groß- Berlin: 19 Uhr, Lokal ,, Schlesische Heimat", Neue Friedrichstraße 1. Redner: Max Gillmeister.
Fritz Werner A.-G., Daimler und Kämper, Lindear: 16% Uhr, Lokal Wildgrube", Marienfelde , Kleperplatz 1. Redner: Hermann Harnisch, MdL.
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Heil- und Pflegeanstalt Wittenau: 16 Uhr, Lokal Marx, Reinickendorf- West, Berliner Straße 70. Redner: Max Heydemann.
Freitag, den 12. Februar:
100. Abt. - Rudow : 20 Uhr, Lokal Julluspark, Großer Seal. Redner: Dr. Otto Friedländer ..
Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten: 18 Uhr, Aula des Köllnischen Gymnasiums, Inselstraße 5. Redner:] Emil Barth .
Heil- und Pflegeanstalt Herzberge: 20 Uhr, Lokal Otto, HerzHeil- und Pflegeanstalt Herzberge: 20 Uhr, Lokal Otto, Herzbergstraße 78. Redner: Max Heydemann. Baer& Stein, Metallwaren: 16% Uhr, Lokal Stock, Warschauer Platz 10. Redner: Max Heydemann. Stadtgut Falkenberg: 15 Uhr, auf dem Gut. Redner: Genosse Heymuth.
Berliner Feuerwehr, Arbeitsgemeinschaft Groß- Berlin: 19 Uhr, Im Lokal„ Schlesische Heimat", Neue Friedrichstraße 1. Redner: Max Gillmeister. Bezirksamt Wellensee: 16% Uhr, Lokal„ Zum Pferdemarkt", Weißensee , Schönstraße. Redner: Otto Meier , MdL Allgemeine Ortskrankenkasse der Stadt Berlin : 16 Uhr, Gewerkschaftshaus, Engelufer 24/25. Redner: S. Aufhäuser, MdR. Bezirksamt Lichtenberg: 20 Uhr, Cecilien- Lyzeum, Lichtenberg , Rathausstraße 8. Redner: Bürgermeister Paul Mielitz. Bezirksamt Reinickendorf : 20 Uhr, Schützenhaus, ReinickendorfOst, Residenzstraße. Redner: Dr. Richard Lohmann, Mdl. Stadtfuhrpark, Fuhrhöfe 1-4 und Hauptwerkstatt der Straßenreinigung: 19 Uhr, Lokal Stock, Warschauer Platz, Bogen 12. Redner: Gustav Schaum, Bevollmächtigter des Gesamtverbandes.
Wir stoßen vor!- Wir greifen
いす
an!
zahlreichen Geschäften bereits mieber 3 Bf. und trotz aller troftreichen Bersicherungen von Herrn Dr. Schröder ist der Brotpreis bisher meder allgemein im Reiche auf das versprochene Niveau gesentt noch gar auf diesem Niveau stabilisiert worden. Andere Waren, die dem Massenfonsum dienen, sind noch nahezu unerfindlich teuer: Briketts, überhaupt Brennstoffe, Zucker, Milch. Die Hausfrau fragte felber offensichtlich gar nicht baran intereffiert, mit einer Antwort pflichtgemäß zwar nach den Gründen dafür, gab sich dann aber, zufrieden, die Erörterungen darüber als besonders schwierig" beiseite schob. Es war sehr zu bedauern, daß aus diesem Gespräch, bas für viele in wirtlichem Sinne lebenswichtige Fragen behandeln follte, eine Salonplauberei wurde.
Drei Nazis vor dem Ghneffrichter.
Und ein vierter fam unverhofft dazn.
Einen unerwarteten Ausgang nahm eine Berhandlung des Schnellgerichts gegen drei Nationalsozialisten, die am vergangenen Sonntag in der Michaelfirchstraße einen Ueberfall auf Flugblattverteller der Eisernen Front" verübt hatten.
Das Ueberfallfommando hatte nach dem Zusammenstoß, bei bem eine Berson verlegt wurde, in einem nationalsozialistischen Berkehrslofal brei Nationalsozialisten festgenommen, die von den Ueberfallenen als Täter bezeichnet wurden. Diese drei, die Erwerbslosen Alfred Meyenburg. Alfred Strypala und Willi Söhne, hatten sich nun vor dem Schnellgericht zu verantworten. Als Entlastungszeugen hatten sie einen ihrer Parteigenossen, ben Studenten Se e ge, geladen, der als Beuge behauptete, zu ber fraglichen Zeit ständig mit dem Angeklagten Höhne zusammengewesen zu zu fein und von einer Schlägeret ül erhaupt nichts bemerkt zu haben. Der Prozeß nahm aber plöglich eine überraschende und für den Seugen Seege sehr unangenehme Wendung. Die Ueberfallenen machten den Borsigenden bei ihrer Aussage nämlich darauf aufmerksam, daß sich ber Stubent felbft als Schläger an dem Ueberfall beteiligt habe. Seege mußte sofort vom Zeugentisch abtreten und auf der Anflagebant Plaz nehmen. Er wurde, wie die übrigen Angeklagten, zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt.
Nochmals Pfandleihzinsen.
Bom Reichsverband der Pfandleiher Deutschlands E. B. geht uns als Erwiderung auf unseren Artitel vom 15. Januar folgendes Schreiben zu:
Das Wort 3insen" ist unser Unglüd. Unter Zinsen ver Binjen " find aber nid te weniger als cies. Gibt ein Geldbefizer fteht man Stapitalmiete oder mühelosen Kapitalertrag. Unsere als Arbeit nur die vierteljährliche Quittungsunterschrift für die eine Hypothet in Höhe von 10 000 m., so ist neben dieser Hingabe Zinsen zu leisten. Das Durchschnittsbarlehen im PfandLeihgewerbe beträgt zur Zeit weniger als 10 M.( genau 9,38 m.). Will also ein fantteiher ebenso wie der eben aufgeführte Geldbefizer 10 000 m2. ausleihen, so muß er dafür 1000( in Worten eintaufeno) Pfandgegenstände tagieren, annehmen, verbuchen, Pfandscheine ausschrei. en, einlage: n, pfleglich behandeln, wieder herausgeben, ben polizeiligen Borschriften entsprechend ausbud en usw. Für je 1 solches Darlehnsgeschäft erhält der Pfartleiher 40 Pj. pro Monat Daß dieser Betrag mehr als befheiden ist, wib burdy folgende Beispiele flar, die wir verhundertfachen können. Die Aufbewahrung eines Paletats in einer Theatergarderobe toftet im Durdschnitt 50 f. Der Pfan leiher bewahrt tenselben Paletot für 40 Pf. einen ganzen Monat auf und leiht noch darauf 10 9. Die Gepädaufbewahrungsstellen bei der Reichsbahn beredynen für ein größeres Gepäcftüd( Reiseforb mit Inhalt) pro Tag 40 Pf. Der Pfandlether bewahrt bas gleiche Gepäcftid für 40 Bf. einen ganzen Monat auf und gibt noch obendrein 10 m. als Darlehen. ad schlimmer werden tie Unterfdiebe bei größeren D.jeften, tie Don Banten oder Lagerhaltern in Berwahrung genommen werden. Beber objeftine Beurteller muß zugeben daß die pon den Pfardleihern berechneten 3insen", als Berwahrungsgebühr bezeichnet, noch zu hoch sind. Daß aber bei der Höhe der augenblicklichen Berwahrungsgebühren die Pfandleiher nicht reich werden fönnen,