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der Sohn Neville Chamberlain jetzt die PoMik durchführt, i die vor dreißig Jahren seinem Vater Joseph Chamber»' i a i n die schwerste Niederlage seines Lebens einbrachte. Was jetzt in England mit dem neuen Zollgesetz durchgeführt wird. ist die Verwirklichung der von Joseph Chamberlain im Wahl- kämpf 1902 ausgegebenen Parole:Schutzzölle um das gesamte britische Reich und Freihandel km Inner n." Vorzugszölle hat es innerhalb des britischen Weltreiches schon vor dem Kriege gegeben. In den vergangenen fünfzehn Jahren sind sie noch erheblich ausgebaut worden, aber schließ- lich fanden sie bei der Einfuhr nach England nur auf die Waren Anwendung, für die England Zölle eingeführt hatte. und dies waren bis 1931 relativ wenig Posten. M i t der Einführung des z e h n p r oze n t i g e n General- t a r i f e s für alle Länder außerhalb des briti- schen Empire aber wird schlagartig die Vor- zugsbehandlungderDominienundKolonien auf die gesamte englische Einfuhr ausge­dehnt. Kein Zweifel, daß die für den Juni d. J. angesetzte N e i ch s k o n f e r e n z in Ottaoa jetzt bereits ihre Schatten vorauswirft. Auf der letzten Reichskonferenz im Jahre 1930 erfuhr der von dem Presselord Beaverbroock propagierte Plan eines allgemeinen Freihandels innerhalb des britischen Reichs eine scharfe Abführ durch die Dominien. Der tana- dische Ministerpräsident B e n n e t t erklärte seinerzeit mit auffallender Schärfe, daß die Dominien sich selbst die nächsten seien und daß sie wohl für stark abgestufte Vorzugszölle. nicht aber für den Freihandel zu haben seien. Dies hieß mit anderen Worten, daß die britischen Dominien mit Ihrer Zollpolitik, die sie zum Schutze ihrer sonst lebens- unfähigen jungen Industrien eingeführt hatten, zugunsten Englands nicht brechen würden, sondern dem Mutterland höchstens mit Vorzugszöllen entgegenkommen wollten. Wäh- rend England bisher mit seinen wenigen Zollpositionen den Dominien aber nur geringe Zugeständnisse machen konnte, hat die Regierung jetzt mit dem neuen Generaltarif einen Trumpf in der Hand, den sie in Ottava mit Erfolg auszu- spielen hofft. Aus diesem Grunde hat England auch mit über- raschender Schroffheit alle Verhandlungen mit den Staaten, die sich durch die neue Zollpolitik geschädigt fühlen bis zur Beendigung der Reichskonferenz abgelehnt. Ob der Plan eines einheitlichen zollpolitischen Zusammen- schlusfes im britischen Imperium praktisch durchführbar ist, bleibt noch sehr zweifelhaft. Jedenfalls sind die Widerstände der einzelnen Dominien nicht zu unterschätzen, sie sich für sie aus der Tatsache ergeben, daß sie plötzlich aus wirtschaftlichen Zusammenhängen herausgerissen werden, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte organisch entwickelt haben. Außerdem werden sich die Dominien das hat die letzte Reichskonferenz deutlich genug gezeigt nicht von Gefühlen leiten lasten, sondern werden kaufmännisch berechnen, wieviel sie bei einer ausgesprochenen Empirepolitik zu gewinnen und zu verlieren haben. Und eine derartige Bilanz der Dominien dürfte für England nicht günstig aus- fallen,._____ J.............. Seit dem Weltkrieg ist der Anteil Englands an der Einfuhr der Dominien rapide zurückgegangen. Im Jahre 1913 lieferte England 64,2 Proz. der indischen Einfuhr, 56,8 Proz. der südafrikanischen und fast 52 Proz. der australischen Importe. Bis 1929 ging aber der englische Anteil bei Indien auf weniger als 45 Proz. und bei Süd- afrika und Australien auf 42 und 38 Proz. zurück, während die Vereinigten<s t a a t e n in der gleichen Zeit ihren Jmportanteil reichlich oerdoppeln und Deutschland und Japan gleichfalls als Einfuhrländer ständig an Boden ge- Winnen konnten. Noch ernster ist die Entwicklung in Ka- n a d a, das im Außenhandel wie in der Kapitaloersorgung unter stärkstem Einfluß der Vereinigten Staaten steht. Man schätzt das in Kanada investierte Kapital zur Zeit auf drei Milliarden, das englische Kapital dagegen nur auf 2,1 M:l- liarden Dollar, während vor dem Kriege 75 Proz. des aus- iändischcn Kapitals in Kanada aus Großbritannien stammte. Für die europäischen Länder hat das englische Zollgesetz eine völlig neue handelspolitische Situation geschaffen. Ein gefährlicher und falscher Weg wäre es, die englische Zollpolitik mit Vergeltungsmaßnahmen zu beantworten. Diese würden zwangsläufig zu schweren handelspolitischen Konflikten führen, für die England Kampfzölle bis zu 100 Proz. Aufschlag vor- bereitet hat. Es würde bei derartigen Handelskriegen nichts anderes herauskommen als eine weitere Erschütterung des internationalen Verkehrs. Dagegen läge es im Interesse aller Länder besonders der 100 Millionen Deutschen und Franzosen die von der englischen Zollpolitik und einer eventuellen reinen Empirepolitik betroffen werden, sich durch gegenseitige handelspolitische Zugeständnisse besondere Erleichterungen zu verschaffen und auf diesem Wege dem Block des britischen Imperium einen kontinental- europäischen Block entgegenzustellen. Bei den starken handelspolitischen Interessen, die England wie auch die ein- zelnen Dominien mit dem Kontinent verbinden, wäre ein 'olcher Block ein Faktor, den die Empirepolitik nicht übergehen könnte. Seine Existenz allein würde als Bremse gegen über- spannte Empire-Zollpläne wirken, zugleich aber würde eine derartige Organisation die notwendigen Vorbedingungen für weitgehende internationale Wirtfchaftsverständigung schaffen.__ B e. llrieil im Giolper Prozeß. 12 Monate Gefängnis für Jan Bauer. 5kolp, 11. Februar. Nach etwa 2)4stündiger Beratung verkündet der Vorsitzend« in Prozeß gegen den Geschöftführer des polnischen LchulvereinsIanBauerdas Urteil. Der Angeklagte wurde des Meineides für schuldig befunden und zu einer Gefängnis- strafe von zwölf Monaten verurteilt.

Der Erfolg der Rüstwoche. Bisher über 200 000 Eintragungen. Höltermann antwortet Groener heute in Oessau.

Tie Rüstwoche der Eiserae» Front mit der Parole .schafft Maaittaa" findet am rommendea Sonntag ihr Ende. Jeder ütrpnblikaner, jeder Arbeiter und jede Arbeiterfraa» die sich noch nicht in die Liften der Eisernen Bücher eingetragen haben, nütze daher die noch der- bleibenden drei Tage, um dab öffentliche Bekenntnis für die Sache der Nepnblik und der Freiheit abzulegen. Wir veröffentlichen heute im lokale» Teil noch einmal ein Berzekchuiö der 170 Sammelftellen. Der starke Erfolg, den die Rüstwoche in Berlin verzeichnen konnte, ist in den letzten Tagen noch außerordentlich verstärkt wordcn. Vis.Mittwochabend hatten sich über 200 000 Männer und Frauen tu die Eisernen Bücher eingetragen. Auch der finanzielle Erfolg ist über Erwarten gut. Der großzügige Werbefeldzug der Eisernen Front wird in der kommen­den Woche in der Provinz seinen Fortgang nehmen. In der

Provinz Brandenburg und in der Grenzmark sind 104 Orte als Zentralfammelstellen sür die einzelnen Bezirke festgelegt worden. Am Zt. Februar werden dann im ganzen Reiche große öffent- liche Kundgebungen für die Slärkung der republikanischen Be­wegung werben. In Berlin findet an diesem Tage ein Appell sämtlicher Führer der Eisernen Front statt. Der Bundesvorstcutd des Reichsbanners«chwarz-Rot-Gold Hot beschlossen, den Sitz des politischen Büros des Reichs- banners, das unter der Leitung des Generalsekretärs Gebhardt steht, von Magdeburg nach Berlin zu verlegen. Heute abend wird in Dessau eine gewaltige öffentliche Kundgebung der Eisernen Front stattfinden, auf der Kamerad Holtermann sich ein­gehend mit dem Befehl Groeners an die Reichswehr beschäftigen wird, in dem bekanntlich das Reichsbanner in gleichem Atemzug« mit den Herstellern der Borheimer BlutdokumeM« ge- nannt worden ist.

Klagges im Landtag gestellt. Heftige Angriffe der Gozialdemokraiie.

Braunschweig , 11. Februar.(Eigenbericht.) Am Donnerstag faß im Braunschweigischen Landtag der R a z i- minister Klajgges und sein System aus der Anklagebank. Ein sozialdemokratischar Antrag, der die Aufhebung des Verbots der Zu- gehörtgteit zum Polizeibeamten-Verband verlangte, gab Gelegenheit, mit der nationalsozialistischen Mißwirtschaft im Lande Braunschweig gründlich abzurechnen. Der Sprecher der SPD. -Fraktion, G e- nasse Thielemann, beschuldigte Klagges. daß er seit dem 17. und 18. Oktober vorigen Jahres(Reichsaufmarfch der SA.) systematisch versuche, pslichtlrene polizeibeamle. die gegen den Razilerror vorgingen, einzuschüchtern und mürbe zu machen. Das Anklagcmaterial über die nationalsozialistische Unterminierung der Polizei sei derart angewachsen, daß die Sozialdemokratische Partei die Einsetzung eines Untersuchungsaus. s ch u f s« s plane. Diese Ankündigung entlockte dem Polizeuninister Klagges die höhnische Bemerkung:Entsetzlich!" Der Minister, so fuhr der sozialdemokratische Redner fort, setze sich über die Koalitionsfreiheit der Beamtenschaft hinweg. Die Klagges zu Hilfe kommenden Nazis suchten dauernd unseren Redner durch Zwischen- rufe zu stören. Als«in großer SA.-Mann dem Genossen Thielemann persönliche Feigheit vorwarf, erwiderte dieser erregt:

Zch lag im Schützengraben, als Sie noch die Hofen vollmachten!" Stürmisches Gelächter im Hause und demonstrativer Beifall der Tribüne» folgte der Abfertigung des Razunonnes. Die Sitzung wurde aufgehoben. Nach ihrer Wiedereröffnung setzte der sozialdemokratische Redner seine Anklagen fort. Klagges habe au, Drauufchweig einen Unruheherd erster Ordnung gemacht; er fei ein Bliuister gegen die Polizei und gegen die Ordnung. Auf den Polizeiwachen seien geradezu tolle Zustände eingerissen. Die Beamten, die ihrem Vorgesetzten dienstliche Meldungen er- statteten, mußten erleben, wie diese von danebenstehenden SA.-Leuten nottert wurden.(Stürmisches Hört, hört! auf der Linken.) Klagges kam als starker Man». Zu unrecht berief er sich auf das Verhalten seines.Kollegen Ssvering in Preußen". Gegen den braunschweigischen PolizeibeanUen-Verband hätte eingeschritten werden müssen, well dieser intt der Einladung an die KPD. seilten politisch neutralen Charakter ausgegeben habe. Mtt den: Verbot sei angeblich die Mehrheit der Polizeibeamten einverstanden. Dabei ist nachweisbar das Gegenteil der Fall. Nach weiteren stürmischen Szenen ging der Antrag an den Ausschuß.

Die Memel -Beratung angesetzt. Oer Jiai auf Gounabend einberufen.

Genf . 11. Februar. Der Ratspräfident hat. wie das Völkerbnadssetreta- riat mitteilt, im Einvernehmen mit dem Generalsekretär beschlossen, den Bölkerbundsrat ans Sounabendnachmittng zur Prüfung der von der deutschen Regierung ihm zur Kenntnis gebrachten Ereignisse im Memelgebiet einzn- berufen. Tie litauische Regierung hat mitgeteilt, daß Außenminister Zaunius Litauen in dieser Sitzung vcr- treten wird. Mittags hatte Staatssekretär v. B ü l o w eine wettere Note gegen Verschleppung überreicht. Der litauische Außenminister Zaunius hat am Donnerstag- mittag den Zug noch Deutschland nicht benützt: er wollte abends im Auto nach Cydkuhnen fahren, um den Anschluß zu erreichen, der ihn bis Sonnabend nach Genf bringt. Es heißt aber, daß die Straße Kowno Cydtkuhnen pannendrohend sei, man also darauf gefaßt sein müsie, daß Herr Zaunius auch am Sonnabend nicht in Genf eintrifft. Dort will man sich anscheinend nicht be» gnügen, da, Couplet aus jener Zeit zu trällern, in dem es den Song (und das litauische Staatswesen) noch nicht gab:.Konnnt er oder kommt er nicht?" Oeuifchlands vier Korderungen. Zwischen dem Völkerbundssekretariat und der deutschen Abord- nung haben am Donnerstag Beratungen über die Memelsrage stattgefunden. Die Reichsregierung dürfte im Völkerbundsrat folgende oierForderungenandie lttauische Regierung stellen: 1. Nichtigkeitserklärung sämtlicher von der lttaui- schen Regierung während der letzten Vorgänge in Memel er- grifsenen Maßnahmen; 2. Sofortige Absetzung des von der lttauischen Regie­rung gewaltsam gebildeten Direktoriums und Wieder- einfetzung des bisherigen verfasiungsmäßigen Direktoriums. 3. Eine amtliche Erklärung der lttauischen Regierung auf strengstes Einhalten der Memelkonvention und des Memelstcttuts für die Zukunft. 4. Sofortige Absetzung des Gouverneurs Wer- ky s.. Die litauische Regierung wird, wie jetzt beretts bekannt wird, im Völkerbundsrar den Standpunkt vertreten, daß ein Rechtsbruch der Memelkonvention nicht vorliegt, und daß Merkys zu der Absetzung des Direktoriums berechtigt war. Diese Behauptung entbehrt jedoch jeder Rechtsgrundlage, da die Memellonventton keinerlei Bestimmun- gen enthält, die dem litauischen Gouverneur des Memelgebiets dos Recht einräumen, den Präsidenten und das Direktorium des Memel- gebiets abzufetzen. Heber die Maßnahmen, die im Falle einer Wei­gerung der lttauischen Regierung, die deutscheu Forderungen anzu-

nehmen, durch den Völkerbundsrat ergriffen werden mühten, sind die Verhandlungen noch im Gange.

Waffenstillstand in Tschapei. Ovrch Vermittlung eines lnegerischen Paters. Schanghai . 11. Februar. Dank der Vermittlung des französischen Paters I a c q u i n o t ist für das Gebiet von Tschapei ein vierstündiger Waffenstillstand abgeschlosien worden, der morgen vormittaz 8 Uhr beginnt. Dieser Waffenstttlstand soll es den chinesischen Frauen und Kindern ermöglichen, Tschapei zu verlassen upd sich ui die internationale Konzessionszane zu begeben. Pater Jarquinot ist Letter des St.-Franz-Taoer-Kollegiums und ist auch in führender Stellung im F r e i w i l l i g e Ii k o r p s in Schanghai . Er hat i ni Weltkrieg mitgekämpft und in den Kämpfen um Vcr- dun einen Arm verloren. Nach den üblichen Artillerie- und Flugzeugbombardenients trat am Donnerstagnachmillag zunächst völlige Wafsenruhe ein. Diese wurde unterbrochen, als die japanischen Kriegsschisse de» Befehl des japanischen Zldmirals, 21 Salutschüsse zur Feier des Jahrestages der Gründung des japanischen Kaiserreichs abzufeuern. ausführte Kaum hatten sie zwei Schüsse abgefeuert, als die Chinesen das vermeintliche scharfe Feuer er- widerten- Darauf wurde einige Stunden lang hm und her geschossen. Vielleicht Vollversammlung des Völkerbundes. Genf , 11. Februar.(Eigenbericht.) Es sind Bemühungen im Gange, im chmesisch-japamschen Kon­flikt trotz dem vorsichtigen Auftreten Amerikas . Frankreichs und Englands ein wirksames Handeln zu ermöglichen, und zwar durch Einberufung der Vollnersammlung des Völkerbundes zur Meinungsäußerung für den Rat. Auf Grund des von China angerufenen Artikels 15 kium der Rat jederzett nitt Mehrheit die Vollversammlung einberufen Man rechnet auch damtt, die Zustimmung einer Seegroßmacht für die Initiative zu einer eindeutigen Stellungnahme der Volloersammlung, gegen Japan zu erreichen, besonders zu der Erklärung, daß keine Regierung die durch Gewatt erzwungen-!" Entscheidungen zugunsten Japans nach dessen indirekter Besitz- ergreifung von chinesischem Land anerkennen werde. LlSA.'proiest gegen Bombenabwürfe. Schanghai , 11. Februar.(Havas.) Der amerikanische Konsul hat beim japanischen Konsul Protest dagegen erhoben, daß zwei Bomben eines japanischen Flugzeuges in der internationalen Zone ein» Spinnerei zerstört haben. wobei fünf Chinesinnen getötet und 1« verletzt wurde».