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Ballade von den Hammerschaften

Von Max Barthel  

Achtzehnhundertfünfundsiebzig, nach dem großen Krieg, Als der Kriegsgewinn vielen wie Wein in die Köpfe stieg, Ging in Mitteldeutschland   ein Streik um einige Pfennige. mehr Lohn,

Die Arbeiter flogen auf die Straße, das kennen wir schon, Kampf ist unser Leben.

Die Proleten trugen damals den Hammer unter dem Rock, Des Tageswerkes klingenden Schlegelstock,

Das Schlagzeug der Arbeit, das stählerne Aufgebot, Aber der Hammer allein gibt noch lange kein Brot, Der Hammer muß schlagen!

Die Bäcker sagten: ,, Nein, ohne Geld gibt es nichts!" Die Fleischer sagten: ,, Nein, ohne Geld gibt es nichts!" Die Krämer sagten: Ohne Geld gibt es nichts, nein", Die Organisation war damals noch klein. Streikunterstützung gab es nicht, Kamerad!

Der Hunger von damals tat weher als weh,

Die Tränen der Kinder flossen in einen Elendssee,

Die Arbeiter standen damals für sich allein,

Ihr Mut war groß, aber ihre Macht war klein.

Sie ergaben sich nicht. Nein!

Sie gingen verbittert durch alle Straßen der Stadt, Sie waren verhungert, die Bürger waren satt,

So krochen die Wochen und brachten nur Jammer, Die Arbeiter faßten sehr oft nach dem Hammer, Nach dem Hammer unter dem Rock.

Als aber der letzte Hausrat versetzt war,

Als von der Polizei das große Werk besetzt war, Als in der Garnison   das Militär bereit war, Als es die allerhöchste Zeit war,

Da stand einer auf!

Da stand einer auf im verräucherten Streiklokal, Seine Stimme klang wie gehämmerter Stahl

Morgen", so sprach er, alle heraus aus der Kammer! Morgen marschieren wir alle gegen den Jammer! Alsdann: steckt in den Gürtel sichtbar den Hammer!"*

Sie marschierten auf am anderen Tag,

Es war in ihnen ein ganz andrer Zug und Schlag, Die Stadt erdröhnte von ihrem Gestampf,

Und sie gewannen den Streik, gewannen den Kampf, Denn sie trugen im Gürtel sichtbar den Hammer!

Den Hammer, den Hammer, den tragen wir,

Die Feinde der Freiheit zerschlagen wir,

Wir alle fühlen die zündende Kraft

Und grüßen die erste Hammerschaft!

Wir schmieden den Frieden! Vorwärts!

Die Fürftenrenten.

Gie fönnen herobgesetzt werden.

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Beschluß des Rechts

ausfchuffes. Der Rechtsausschuß des Reichstags nahm am Mittwoch die Abstimmung über die perschiedenen zur Neuregelung der Der mögensrechtlichen Auseinanderlegung mit den vormals regierenden Fürstenhäusern und standesherrlichen Familien gestellten An­träge por.

Zur Abstimmung tam so der sozialdemokratische An­trag, durch den die Länderregierungen ermächtigt merben, alle Leistungen aus Verträgen oder Urteilen an ehemalige Fürsten und Mitglieder der standesherrlichen Familien mit sofortiger Wirkung einzustellen, somie die auf Grund von Urteilen oder Ber­trägen zustande gefommenen Auseinandersegungen mit diesen unter Berücksichtigung der mirtschaftlichen Notlage der Länder und meitester Boltsfreise neu zu regeln.

Die Rommunisten erflärten, diesem Antrag zustimmen zu wollen, obwohl sie ausdrücklich betonten, daß die allgemeine Not lage eine völlige Enteignung der ehemaligen Fürstenhäufer Der lange. Durch diese Zustimmung mollten fie auch feinerlei Eigen fumsansprüche der Fürstenhäuser anerkennen.

Der fozialdemokratische Antrag wurde mit, elf 3u zehn Stimmen abgelehnt. Für ihn stimmten nur die Sozialdemokraten und Kommunisten, die Vertreter aller anderen Frattionen dagegen..

Mit demselben Stimmenverhältnis murde ein sozialdemo fratischer Eventualantrag abgelehnt, der die Herabsetzung der wiederkehrenden Leistungen an die Fürsten   unter Anmendung der Grundsäße der Notverordnungen vom August und Oftober 1931 forderte, falls über die Herabsehung eine Einigung zwischen dem Lande und dem Berechtigten nicht erzielt wird.

Daraufhin wurde gegen die sechs Stimmen der Deutschnatio­nalen, der Deutschen   Boltspartei und der Landvolfpartei mit fünf­zehn Stimmen der Sozialdemokraten, des Zentrums, der Bayeri schen Volkspartei und der Chriftlichsozialen somie der Kommunisten cin von sozialdemokratischer Seite gestellter Antrag angenommen.

Dieser besagt, daß die auf Grund von Urteilen, Bergleichen, Berträgen oder Candesgesehen von einem Land an das vormals reglerende Fürstenhaus zu entrichtenden wiederkehrenden Leistungen, wenn sich die wirtschaftlichen Borauslegungen für diefe zuungunsten des Candes wesentlich verändert haben, in An­mendung der Grundjähe der Berordnung des Reichspräsidenten   vom 24. Auguft her abgefeht werden können. Ueber das Maß der Herabsehung entscheidet auf Antrag der Landesregierung eine ..Reichsschiedsstelle", die beim Reichsinnenminifterium zu bilden ist und von diesem, dem Reichsjuftiz- und dem Reichsfinanz­ministerium durch je ein Mitglied besetzt wird.

Die Reicheschiedsffelle entscheidet nach Anhörung der Parteien nach billigem Ermessen endgültig. Auf der anderen Selte follen sich, wenn die Leistungen herabgefeht werden, die unmittelbar der Erfüllung privatrechtlicher Berpflichtungen des Berechtigten zu dienen beftimmt sind, diese in demselben Berhältnis ermäßigen, in dem die entsprechenden Ceiffungen des Caudes herabgefeßt find. Das Verfahren vor der Schiedsstelle ft toftenftel.

Angewandte Pädagogik.

( Sitter trainiert für den neuen Beruf.)

SELDTE  

Früh übt sich, was ein Profeffor für angewandte Pädagogik werden will!

Preußens Sparverordnungen.

Aussprache im Landtag abgeschlossen.

des Arbeitnehmerschuhes abgerüdt; fic wolle nur den fech. nischen Apparat vereinfachen.

Der Preußische Landtag   sette am Mittwoch die am Bortage Die Regierung sei auch im Ausschuß von einer Beschränkung begonnene Aussprache über die zu den Ratnerordnungen gestellten Anträge der Parteien beim Abschnitt Pädagogise fabe. mien und sonstige Schulangelegenheiten fort.

Abg. Dr. Bohner( Staatsp.) mendet sich gegen die Anschauung. haß die Frage des Lehrer- Nachwuchses und damit die der Päd­ogogischen Akademien nicht so dringlich sei, da noch zahlreiche un beschäftigte Junglehrer vorhanden seien.

Abg. Prelle( Dt.jann.) fordert Aufrechterhaltung der Bad agogischen Akademie in Hannoner.

Ein Regierungsvertreter erinnert daran, daß die Regierung schon im Ausschuß erklärt habe, die hannoversche tabemie bei einer Erleichterung der jetzigen finanziellen Page. wieder eröffnen Bu molber

Abg. Dr. Lauscher( 3.) bezeichnet es als unverständlich, bas bie Abademien verlangten, während sie die Babagogischen tabamien

als falche rundweg abgelehnt hätten.

Abg. Koch( Dnat.) tritt für die Erhaltung des staatliche Schiller Theaters in Berlin   ein.

Abg. Frhr.   v. Wangenheim( Dt.- hann.) nimmt gegen die be. abfichtigte Schließuna des Staatstheaters in Raffel Stellung. Abg. Stendel( D. Bp.) unterstützt die Forderung auf Weiter gewährung der Zuschüsse für die Theater in Kassel   und Wiesbaden  .

Abg. Simon- Neufalz( Soz.)

unterstreicht die Ansicht, daß die Idee der neuen Lehrerbildung erhalten werden müsse. Die Simultanakademie in Frankfurt   a. M. müsse erhalten bleiben.

Es folgt die Aussprache über den Abschnitt Berwaltungs­reform.

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Abg. Werdes( Lando.) fragt, ob die Gerüchte über einen reft lofen Abbau der Gestüte richtig seien.

Abg. Stendel( D. Bp.) fieht in den Anfündigungen einer Ber­maltungsreform leere Deflamationen.

Abg. Rhiel Fulda( 3.) bittet bas Justizministerium, die Frage der Zusammenlegung von Amtsgerichten noch einmal zu prüfen. Abg. Freiherr v. Wangenheim( Dt.- Sann.) bestreitet, daß durch die Zusammenlegung von Kreisen, namentlich in Hannover  , wesent lidhe Ersparnifie erzielt werben tönnten.

Abg. Haase- Liegniß( Bp.) betont, daß unter der Zusammen legung von Kreisen besonders die Grenzbevölkerung des Dftens zu leiden haben werde.

Abg. Barfeld( Staatsp.) wirst der Deutschen Bolkspartei vor, die Berwaltungsreformpläne vereitelt zu haben.

Beim Abschnitt Oeffentliche Fürsorgeleistungen nimmt Abg. Aloft( 3.) entschieden gegen eine meitere Kürzung der Unter­stützungsfäße Stellung. Zum Abschnitt Gewerbeaufsichtsämter und Berg­reniere führt

"

Abg. Frau Hanna( Goz.)

aus, fie habe den Vorwurf zurückzuweisen, als ob die SPD  . ihre Haltung zur Gewerbeaufsicht geändert habe. Die SPD  . sei von jeher für einen mirtfamen Arbeiteridyutz eingetreten. Die Sozial bemotraten feien aber der Meinung, daß nicht die Zahl der Auf­fichtsinstanzen den Arbeiterschutz gewährleiste,

sondern die Zahl der zur Verfügung stehenden Kontrollbeamten und die Art der Handhabung der Kontrolle.

3war reiche die Zahl der Kontrollbeamten jezt nicht aus; aber im ugentlid tönne man eine höhere Sahl nicht durchsetzen. Keines falls dürften die neuen Sparmaßnahmen zu einer Einschräntung des Arbeiterschuhes führen, das würde ja auch nicht einmal eine Einsparung für den Staat bedeuten. Im Gegenteil fönnten aus mangelhaftem Arbeiterschuß dem Staat durch Regreßtlagen fogar höhere Ausgaben erwachsen. Sehr mahr! bei den S03.)

Theater in der Gtresemannstraße

3n jeder Ehe--."

Was gestern im Deutschen   Theater von Gerhart Hauptnam hoch tragisch abgehandelt wurde, die Liebe des alten Mannes zu bem jungen Mädel, das haben die sartastischen Engländer Chester intan und Reale zu einer recht amüsanten Komödie verarbeitet. Es wurde durch die sehr hübsche Darstellung der Fran Ron antin ein unbestrittener Erfolg M. H..

Um die endgültige Verabschiedung des Gesezentmurfes Blenum möglichst reibungslos por fich gehen zu toffen, beschloß der Ausschuß eine meite Lesung zu veranstalten.

In einer Bolemit gegen den Abg. Stenbel D. Bp.) sagt die Red­nerin, die Sozialdemokraten hätten die Maßnahmen des Arbeiter. schutzes und die der Sozialpolitik veranlaßt, menn fie audy bamals noch nicht an der Regierung beteiligt waren. Das habe der Reichs­fanzler Bismard schon in den achtziger Jahren öffentlich zugegeben. ( Sehr wahr! bei den Soz.) Insbesondere habe die SPD.   auch schon in der Vorfriegszeit für die Ausgestaltung des Bergarbeiterschuhes gefämpft. Gerabe aber die Rechtsparteien hätten& B 1925 ben Landtag beschlußunfähig gemacht, als fozialdemokratische Antrage auf Ermeiterung des Arbeiterschutzes zur Abstimmung standen: ( Sehr mahr! bet ben Soz.)

Abg. Freiherr n. Wangenheim( Dt- hann.) verwahrt fich ba­

gegen, baß man im Oberharger Bergbau Abbaumaßnahmen burch­

führen molle.

Beim Abschnitt Rulturbauämter argibt sich eine längere Aussprache.

Abg. Diel( 3.) hält die Auflösung der Kulturbauämter für eine technische Frage. Auf feinen Fall dürfe fie einen Berzicht auf die fadlichen Aufgaben der Kulturbauämter bedeuten.

Abg. Weißermel( Dnat.) vermißt eine Regierungserklärung über die durch die Aenderung der Behörden- Organisation erwarte­ten Ersparnisse.

Abg. Schiftan( D. Bp.) weist darauf hin, daß Friedrich II.   in richtiger Erkenntnis wirksamer Sparmaßnahmen gerade Geld in Landesmeliorationen hineingestedt habe.

Abg. v. Wangenheim( Dt- Hann.) lehnt gleichfalls den Abbqu der Kulturbauämter ab. Abg. Keller( Dt. Fr.) meint, man hätte eher einige Abteilungen des Wohlfahrtsministeriums beseitigen sollen, statt der Kulturbou

ämter.

Abg. Hestermann( v.) empfiehlt eine nochmalige Ausschuß verhandlung über die Kulturbauämter.

Zum Abschnitt Schuh Des inneren Friedens" pole­misiert Abg. Kasper( Komm.) gegen die faschistische Front von Deutschnationalen bis Sozialdemokraten", oegen die Demonstrations verbote und verlangt Aufhebung des Berbots der Roten Fahne".

Damit ist die gesamte Aussprache über die Svarverordnungen erledigt. Nach 17% Uhr vertagt das Haus die Abstimmungen ind die Erledigung fleiner Borlagen auf Donnerstag, 12 Uhr.

Schlägerei im Badischen Landtag. Roziabgeordneter provoziert.

Karlsruhe  , 17. februar.

Am Schluß der Mittwoch- Vormittagsigung des Badischen Land­tags bekam der Zentrumsabgeordnete Hilbert das Bort zu einer persönlichen Erklärung, meil er in der Dienstagsfizung den Führer der Nationalsozialisten Hitler  , einen österreichischen De ferteur genannt hatte. Hilbert sagte, die ihm wegen dieser Bemer­fung von dem nationalsozialistischen Abgeordneten Kraft zugerufenen Worte Schmein, 2ump" tönne er nicht ernst nehmen, da für den Abgeordneten Kraft der§ 51 in Frage fomme. Es entstand eine ungeheure Unruhe und der Präsident rügte diese Bemerkung. Die Nationalsozialisten riefen zum Zene trum rüber: Warum schütteln Sie denn diesen Menschen nicht ab?"

Als der nationalsozialistische Abgeordnete Köhler dem Abgeord neten Hilbert antworten wollte, entstand ein derartiger Lärm im Saal, daß der Präsident die Sigung schloß. Hierauf ging ber Abgeordnete Kraft zu Hilbert und gab ihm eine Ohrfeige. Hilbert stürzt sich auf Kraft und warf ihn zu Boden. Im Augenblid war eine allgemeine Schlägerei im Gange. Nur der Besonnenheit einiger Abgeordneter gelang es, bie Streitenden zu trennen.

Der Vertrauensmännerausschuß des Badischen Landtags be­Schloß, den nationalsozialistischen Abgeordneten Kraft megen ber Borgänge in der Bormittagssigung auf 60 Tage von allen Gigungen auszuschließen. Der Präsident foll die Mög lichfeit erhalten, fünftig ähnlichen Borkommnissen, wie sie sich am Bormittag ereignet haben, durch polizeiliche Maßnahmen vorzu­beugen.