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Oskars Heldentaten.; Der rettende Herzkrampf- ein verunglückter Frontausflvg Unsere Nachfrage nach den Heldentaten des deutschnationalen Hohenzollcrn-Oskar haben uns eine Anzahl sehr interessanter Zu- schriften von Kriegsteilnehmern eingebracht. Ein Leser, der beim Grenadierregiment König Wilhelm I. den Feldzug mitgemacht hat, dessenKommandeur"(pro lorma) Oskar war, verweist uns auf die gedruckte Regimentsgeschichte. Diese verherrlicht zunächst in byzantinischem Ueberschwang den Helden Oskar bei Schilderung eines Angrifss auf die Maashöhen(Seite 141). So liest man: Mitten unter den vordersten Abteilungen, die so todesmutig vorstürmten, befand sich unser Regimentskommandeur, S. Kgb H. Prinz Oskar von Preußen . Nicht achtend des ununterbrochenen Gewehr- und Schrapnellfeucrs stand der Prinz aufrecht, in der Hemd das Gewehr eines Gefallenen haltend, und gab den neben ihm stehenden Führern ruhig seine Befehls. Begeistert schauten unsere Leute zu ihrem prinzlichen Führer auf, den sie, jeder Gefahr trotzend, so heldenhaft unter sich sahen, usw. usw. Hierzu bemerkt unser Einsender mit Recht, daß jeder«in- fache Soldat, der sich anders verhalten hätte, wegen Feigheit vor dem Feinde schwer be st rast worden wäre Aber schon zwei Seiten später(Seite 143) nimmt das Helden­tum Oskars einen höchst kläglichen Ausgang. Die Regunentsgeschichte meldet: Unser Regimentskommandeur, Prinz Oskar, war infolge der seelischen und körperlichen Anstrengungen des Kampfes schwer erkrankt. Herzkrämpfe machten es unserem hohen Führer unmöglich, weiterhin an der Spitze des Regiments zu verbleiben. Mitten im siegreichen Vordringen hatten ihn feine Kräfte verlassen... Hiernach fuhr Prinz Oskar nach Metz zurück. Herzkrämpfe durfte sich der simple Soldat nach noch so gewaltigen Anstrengungen nicht leisten. Der Herr Stabsarzt hätte ihn nicht nach Metz , sondern alsDrückeberger" undSimulant" schleunigst an die Front zurückgeschickt. Erinnert man sich noch an das Schicksal des Kriegsfreiwilligen Helmhake? Bei dreißig Grad Kälte war er i» den Hochkarpathen auf den Tod erkrankt. Der Stabsarzt weigerte sich, Helmhake nach hinten zu schicken. Sein Leutnant H i l l e r ließ ihn alsSimulanten" in einen eiskalten Unter st and ahn«Nahrung einsperren. Als Helmhake sich beim Major von Köhler beschwerte, wurde er zur Strafe stundenlang an einen Baum gebunden(!). Kurz darauf ist H. an Krankheit, Kälte. Hunger und Erschöpfung gestorben. Die Rechts- presse hat dies Verfahren des Leutnants Hiller im Interesse der Disziplin" gelobt. Welch Unterschied in der Behandlung eines Oskar und eines Helmhake! Wie es sich mit Oskars Verwundung verhält, darüber teilt uns ein früherer Angehöriger des Reserveinfanterieregiments 261 folgendes mit: Das Regiment lag ungefähr 13 bis 2l) Kilometer von Smorgon (Rußland ) bei einem Dorfe Sutzko auf etwa 800 bis 1<X)(> Meter den Russen gegenüber. Am 6. Februar 1916 sollte eine Besichtigung durch Hindenburg stattfinden der jedoch absagte. Statt seiner er- schienen Prinz Oskar, General Eichhorn, General L i tz- mann und viele andere hohe Tiere. Die Herren benahmen sich jedoch skandalös unvorsichtig, sie behielten ihre hohen Mützen auf, traten in Gruppen auf usw., so daß die russischen Fesselballons sehr bald das ungewohnte Treiben im Graben entdeckten. Nach wenigen Minuten schoß die russische Artillerie genau nach der Stelle des Besuches. Dabei wurde einem Oberstleutnant von Mengelbicr glatt der Kopf vom Rumpfe getrennt. Oskar bekam einen Splitter in den Oberschenkel ab. Der pompöse Besuch endete mit einer überstürzten Flucht der hohen Gäste nach hinten. Der Sanitäter, der Oskap verband und abtransportierte, durfte dafür 14 Tage später ein Bild des Geretteten und 20 M. in Empfang nehmen. Die Frontsoldaten wird es gewiß sehr wundern, wenn dieser Betriebsunfall bei einem fürwitzigen Besuch mit ihren Leiden, Mühen und Gefahren auf gleichen Fuß gestellt wird.

Der kosispieiige Landhund. protesifchkist 0es Avgeordneien Oori'ck»/ Er muß es wissen D arm st ad t. 22. Februar.(Clgenbericht.) Der Reichslagsabgeordnete des hessischen Landbundes Dorsch ist aus dem hessischen Landbund und dem Reichslaod- bund ausgetreten. Aus dem hessischen Landbund wegen dessen poli- tischer Neutralitätserklärung, die nur eine verkappte Offeuholtung gegenüber den Nazis bedeitte, und aus dem Reichelandbuod wegen dessen Ablehnung der Kandidatur hindenburg? als Reichspräsident. 3n einem Schreiben au ein oberhessisches Blatt bemerkte Dorsch zu seinem Auetrill:Wenn Präsidium und Vorstand des Reichs- landduudes glauben, in dieser Schicksalsfrage für alle Landbund- Mitglieder sprechen zu können, dann werden sie sich täuschen. Wo war in der Zeil des Zusammenbruch» die sogenanntenationale Opposition"?" Wir fchemt so schließt Dorsch sein Schreiben. daß die Leitung des Reichslandbundcs mit vier Präsidenten und drei hochbezahlten, auf Lebenszeit angestellten Direktoren für die verarmte Landwirtschosl zu kostspielig ist."

Stürme der Begeisterung...

Oer Arbeitsplan des Reichstags. Noch heute Dienslaa Rede ves Reichskanzlers. Der Reichstag tritt am Dienstag zwecks Beschlußfassung über den Termin der Reichsvräsidcntenwahl zu einer kurzen Tagung zusammen. In der Dienstagsitzung wird zunächst Reichsmimster Groener dem Parlament eine Vorlage über den Termin der Reichs- Präsidentenwahl, den 13. März, unterbreiten. Anschließend bcab- sichtigt der Reichskanzler Dr. Brüning das Wort zu nehmen. Die anschließende Debatte über die Innen- und Außenpolitik der Reichs- rsgierung dürfte am Freitag mit der Abstimmung über die Miß- trauonsanträge der Opposition beendet werden Von Dienstag bis Freitag. Der Aeltestenrat des Reichstags beschloß am Montag, daß m.t der Beratung der Vorlage über den Termin der Reichspräsidentenwahl in der am Dienstag beginnenden Beratung de» Reichstags die Mißtrauensanträge sowie die Anträge auf Aus» lösung des Reichstags verbunden werden sollen, desgleichen die von den Parteien gestellten neiien Anträge. Die Redezeit wurde iür jede Fraktion auf eins Gesamldauer von drei Stunden festgesetzt. Staatssekretär P ü n d e r äußerte für die Reichsregierung den Wunsch, daß sich der Reichstag jetzt auf die Fesis.-ßung des Termins der Reichspräsidentenwahl beichränken möge. Ein neuer Termin für den Zusammentritt des Reichstags könne für die Zeit nach der Erledigung der Reichspräsidentenwahl in Aussicht genommen werden. Ein entsprechender Beschluß wurde jedoch nicht gefaßt.

... erweckte in einer nationalsozialistischen Versammlung die Vorstellung des Kandidaten!

Die Schlacht um Schanghai . Japaner zurückgedrängi.- Chinesen schießen falsch.

London . 22. Februar.(Eigenbericht.) An der Front nördlich von Schanghai waren die militärischen Operationen der Japaner am Montag noch weniger erfolg- r e i ch als in den letzten Tagen. Ein Gegenstoß der Chinesen warf die Japaner bei Kiangwan zurück. Im Westen drangen jedoch die Japaner vor. Dauerregen erschwert das Vordringen der Japaner. Sie erwarte» Verstärkungen. Die Chinesen sollen nach Meldungen aus Nanking mi� einem Krieg von langer Dauer rechnen und dem- entsprechend Kriegsmaterial kaufen. Die Verluste der Chinesen aus den letzten Tagen werden auf 500 Tote und 1500 Verletzte geschätzt. Die Japaner hatten nach offiziellen Angaben 300 Tote, in Wirklichkeit aber dürften ihre Verluste wesentlich größer sein.................. In den Abendstunden des Montag begann die chinesische Ar- tillerie mit Achtzollgeschützen(20,32 Zentimeter) den japanischen Teil der internationalen Zone zu beschießen. Zahlreiche Zivil- Personen wurden verletzt. Das Ziel der Geschosse war das japa- nisch« Konsulat. Das chinesische Feuer wurde von den japa- Nischen Schissen beantwortet. Vorher hatten chinesische Soldaten auf amerikanische Marinesoldaten, die an der Grenze der internationalen Zone Wache hielten, geschossen. Sie hielten sie wegen ihrer blauen Uniformen für Japaner. In der internationalen Zone erging allgemein die Aufforderung, bei der Räumung Frauen und Kindern den Vortritt zu lassen und möglichst viele Eßwaren mit- zunehmen. Die Flüchtlinge sollen in Konzentrationslagern untergebracht werden. Man hofft noch immer, daß die Räumung nicht nötig sein wird. Japan verhöhnt den Völkerbund. Tokio , 22. Februar. 3 a p a n» Antwort auf den Appell der Ratxmächke wird heute Nachmittag abgehen. Wie verlautet, wird darin u. o. daraus hingewiesen werden, daß der völkerbundspakt nicht aus China angewendet werden könne, da dieses infolge der dort dauernd herrschenden Unordnung, de» Bürgerkriege» und der Anarchie nicht als organisierter Staat angesehen werden könne.

Darüber, ob China einorganisierter Staat" ist oder nicht, kann jedenfalls Japan auf eigene Faust nicht entscheiden. Da» wäre ia zu einfach: man überfällt einen Schwächeren ohne Kriegzerklä- rung, und wenn sich dieser hilfesuchend an den Völkerbund wendet, antwortet man schnoddrig:Das geht den Völkerbund nichts an in diesem Staat herrscht Unordnung, und damit basta!" Japan wählt. T o k i o, 22. Februar. Das vollständige Wahlergebnis ist: Seiyukal(Regierungspartei)....30! Sitze Minseilo(Opposition)...... 149, Pro let ar terp arte i..... 5, Üebrige Parteien.......: 11» Dies war die dritte Wahl seit der Wahlreform von 1925. Diese Wahl brachte zum ersten Male einen Koreaner auf die Kau- didatenlifte. Die Seijukai war im alten Parlament in der Minder­heit. Die Seijukai, die etwa den europäischen Konservativen gleich- kommt, hat seit ihrer Amtsübernahme im vergangenen Dezember für einen günstigen Ausgang der Wahlen viele Posten von Prooln- zialgouverneuren und Polizeichefs mit Parteileuten besetzt. Der Kampsruf'des Seijukaiprogramms heißt:Wohlfahrt" (Prosperität). Sie beschuldigen die Minseito-Leute, die Wirtschosts- krlse durch das zu lange Beibehalten des Goldstandards verschärft zu haben. Die Seljukai-Regierung beschloß sofort nach ihrer Amtsübernahme im Dezember das Abgehen vom Goldstand.: rd. Als großen Vorteil haben sie zu buchen, daß während der Zeit des größten wirtschaftlichen Niederganzes die Gegenpartei am Ruder war. Zu den Ereignissen in China haben beide Parteien die gleiche Haltung eingenommen, aber im ganzen hat der chinesische Konflikt keine große Rolle bei den Wahlen gespielt, zumal die Parteien niemals einen ausschlaggebenden Einfluß auf die voll- kommen unabhängigen Militärbehörden, die nur dem Kaiser unter- stehen, gewonnen haben. Im übrigen ist zu beachten, daß es sich hier nicht wie in Europa um zwei scharf getrennte Interessen- oder Weltanschauungsparteien, sondern um zwei Parteiorganisationen traditionellen und persönlichen Charakters etwa nach amerikanischem Muster handelt.

Mobiimachung sür blutigen Wahckampf Heereslikfcrunsen für die SA. der NEOAY. Bei der V e r b a n d st o f s a b r i k Paul Hartmann A.-G. in Heidenheim (Bergstraße) ist vom 15. Februar ab die Arbeits- zeit von 43 auf 50 und 52 Stunden erhöht worden. Der Betrieb beschäftigt rund 500 Personen. Die Ursache für diese Ar- beitszeitverlängerung liegt darin, Laß die Firma starke Aufträge sür SA.-Be r b a n dp a k e t e(Verbandpäckchen für erste Hilfe) er- hallen hat. Die Bestellungen gehen in die Hundert- tausend« von Päckchen und sind direkt von Mün» ch en der Firma zugeschrieben. Bon München werden die SA.- und SS.-Formationen in ollen Gauen versorgt. Die Leitung im Braunen Haus in München richtet sich also heute schon darauf ein, daß die bevorstehenden Wahlkämpfe zahl- reickze Blutopser fordern! Es ist notwendig, daß. nicht nur die Oesfenllichkeit, sondern auch die Sicherheitsorgane hiervon Kenntnis nehmen! Bewaffneie Nazis als Verbrecher. Darmsladt, 22. Februar.(Eigenbericht.) 3n Eich (Rheinhessen) schoß ein Nazi aus Hamm zwei Kommunisten in die Beine. Einem zweiten Nazi aus Hamm wurde ein gezückter Dolch abgenommen. Beide sind ge- ständig. Sie hatten sich vorher in einer Wirtschaft mit ihrer Stärke aebrüslet. Als sie dann am Orleausgang mehrere Kommunisten stehen sahen, griffen die Maulhelden ohne jede Veranlassung zu ihren; Mordwaffen.

Oesterreich-Prozeß in Berlin . Freisprechung aus H-193. Das Amtsgericht Berlin-Mitte verhandelte eine Privatbe­leidigungsklage eines Dr. B e s m c r t n y gegen den Redakteur der ZeitschriftOesterreich-Deiitschland", Dr. Öli schier. In einer ZeitschriftNeue Revue", herausgegeben yon Herrn v. Gontard jr. hatte die Kläger gegen den Anschlußgedonken geschrieben, dabei Deutschösterreich als korrumpiert hingestellt, wo? besonders mit dem österreichischen Einsührungsnwnopol für Mineralwasser illustriert wurde. In der ZeitschriftOesterreich- Deutschland" wurde darauf dem Kläger vorgeworfen, er sei wobl von der deutschen Mincralwasserindusirie bestochen worden. Die Prioatbeleidigungskloge sollte eigentlich den Presserescrenten der österreichischen Gesandtschaft, Dr. Wasserböck, al? Verfasser jener Erwiderung treffen: da dieser jedoch exterritorial ist. konnte er nicht verklagt werden. Das Gericht sprach M i s ch l e r frei. Der Artikel sagt, die Be- gründung enthält wohl eine Beleidigung: sein« Vorwürfe gegen Besmortny seien zu unrecht erhoben, doch stehe dem Angeklagten der ß 193. Wahrung berechtigter Interessen, z-ir Seite.

Tod des Hamburger Wachtmeisters. Hamburg , 22. Februar.(Eigenbericht.) Der P o l i z e l w a ch l m e i st e r. der am 14. Februar an» geschossen wurde, ist seinen Verletzungen erlegen. Der Wachtmeister wurde bei einem Zusammenstoß mit Kommunisten schwer verwundet.