20 Milliarden geschenkt!
Den Kapitalisten von ihren allergetreuesten Kommunisten. Der fozialdemokratische Abgeordnete Dr. Breitscheid hat in seiner großen Rede nom Mittwoch den Antrag erwähnt, den die tommunistische Frattion zur Streichung aller Zahlungen an das Ausland eingebracht hat. Dieser Antrag, der vom 19. Februar 1932 datiert ist, also schon nach Ablauf der Karnevalszeit, hat in Absatz 2 jolgenden Wortlaut:
,, Alle privaten Schuldverpflichtungen an das tapitalistische Ausland werden annulliert, die weitere 3inszahlung für solche Berpflichtungen wird verboten und im llebertretungsfall als Rapitalverschiebung bestraft."
Was bedeutet dieser Antrag? Der Baseler Ausschuß hat die private Verschuldung Deutschlands an das Ausland für Ende Juli 1931 auf 28 bis 30 Milliarden Mart geschätzt. Zieht man die Beträge ab, die bis zum Abschluß des Stillhalteabkommens zurüd gezahlt worden sind, und ferner die Anleihen, die von öffentlich rechtlichen Körperschaften aufgenommen wurden, so ist der Betrag der Schuldverpflichtungen des deutschen Kapitals an das Ausland auf mindestens 20 milliarden Mart zu berechnen. Diese gemaltige Summe wollen die Kommunisten dem privaten Kapital und vor allem dem GroßPapital schenken!
Frech und feig.
Das ist Goebbels , Reklamechef der Firma Hitler ! Frech das hat der förper aber nicht mautbehinderte junge Mann am Dienstag im Reichstag bewiesen, als er, der Heimkrieger, die Sozialdemokratie als Partei der Deserteure" beschimpfte.
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Feig das beweist er gestern in dem von ihm heraus gegebenen ,, Angriff". Dort schwäßt er seinen Lesern in ,, am Talmud geschulter" Spitfindigkeit vor, er habe niemand gemeint:
Dr. Goebbels fagt etwas von der. ,, Partei der Deserteure". Er hat nie ma nd dabei angesehen. Und wer fühlte sich automatisch getroffen? Die Sozialdemokratie.
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Das ist gelogen mie gebrudt! Alle Abgeordneten und Hunderte von Tribünenbesuchern waren Zeugen der Vorgänge. Sie alle fonnten genau beobachten, wie der berufsmäßige Reflamechef der Firma Hitler fast ausschließlich nach der äußersten Rechten, also zu feinen Bg's" sprach, aber gerade bei der entscheidenden Stelle fich fast rudartig herumdrehte und, auf die sozialdemokra tische Frattion mit ausgestrecktem Arm weisend, das demagogische Wort von der Partei der Deserteure" herausschleuderte!
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Biele Hunderte haben das miterlebt und mitangesehen. Aber der Held von vorgestern desertiert heute vor seiner eigenen Courage! Er mill ,, memanden angesehen" und niemand gemeint haben! Frech und feig! Jeder Zoll ein Hitler- Mann!
Uebrigens hatte sich ber Frechling Goebbels am Mittwoch zu Beginn der Reichstagssitzung zur Geschäftsordnung" zu Wort gemeldet. Präsident Löbe machte ihn vorsorglich darauf aufmerksam, daß im Rahmen von Geschäftsordnungsdebatten natürlich feine persönlichen Bemerkungen gemacht werden dürfen. Wenn er eine persönliche Erklärung abgeben molle, müsse er das zum Schluß der Sigung tun.
Am Schluß der Sigung aber hatte der fleine Goebbels nichts mehr zu fagen!
Ein Wettbewerb.
Die Schreiber des Herrn Hugenberg haben bei der Bericht erstattung über die gestrige Reichstagsfigung anscheinend unter fich einen Bettbewerb ber unanständigkeit veranstaltet. leberraschenderweise ist aber der sonst auf diesem Gebiete weit über legene Friedrich Suffong diesmal nicht als Gieger hervor. gegangen, obwohl er auch diesmal im Lokal- Anzeiger" eine recht ansprechende Leistung vollbrachte. Sein anonymer Kollege vom ,, Tag" bringt es fertig, über die Rede unseres im Kriege verstümmelten Genoffen Schumacher mit folgenden Worten zu berichten:
,, Als darauf Dr. Schumacher( S03.) von der ,, nationalen Bolitit" feiner Partei sprach, tam es zu stürmischem Gelächter und zu heftigsten Protestrujen auf der Rechten. Schumacher und feine Barteigenoffen bemühten sich daraufhin um den Nachweis ihres Heeresdienstes."
Diesen giftigen Hohn über einen Kriegsamputierten fann nur ein Bursche fertig bringen, dem dieser Nachweis ebenso wenig gelingen würde, wie dem annektionistischen Kriegsun beschädigten Hussong.
Die ebenfalls nationale" Börsenzeitung " hat es sich allerdings noch einfacher gemacht, indem sie den Namen Schumacher in ihren Berichten überhaupt nicht erwähnt.
Duesterberg abgemeldet.
Der Harzburger egiffiert für die Nazis nicht mehr. Die Nazis fünden eine neue Angriffswelle" für den Berliner Often an. In einer Anzahl von Bersammlungen wollen sie erzählen über das Thema:
Das Bolt im Entscheidungskampf.- Wen will das Bolk? Hindenburg , Thälmann , Hitler?" Der Kandidat der Harzburger- Front- Freunde, Du esterberg, ist ganz abgemeldet. Bon thm sprechen die übrigen Frontfreunde gar nicht mehr. Auch ein Zeichen der Zeit!
Gipfel der Volkstümlichkeit.
In einer Kneipe streiten ein Kozi und ein Nazi, welche Partei die größere Zugkraft habe. Mensch, britftet sich der Nazi, wir brauchen bloß' ne öffentliche Bersammlung einzuberufen, da ist der Sportpalast trüppeldide voll.".
Is janischt", prahlt der Kozi . Bir berufen' ne Mitglie derversammlung ein, und schon ist um 7 Uhr im Sportpalast tein Play mehr."
Wat, Mitgliederversammlung", brüllt trebsrot vor Zorn der Razi, bei uns genügt' ne Funttionärperfammlung, um den Sportpolaft voll zu machen."
Hier mengt fich der Wirt in das Gespräch: Meine Herren, creifern Sie sich nicht. An unsere Birt fchaftspartei des deutschen Mittelstandes reichen Sie nicht heran. Wir brauchen nur' ne Gläubigerversamm Iung einzuberufen, da reicht sogar die effehalle nicht." Jonathan.
Henderson für unsere Kinder
Neuer Appell in Genf an die Menschlichkeit
Genf , 24. Februar.( Eigenbericht.)
Die Generaldebatte der Abrüstungstouferenz wurde am Mittwoch beendet. Die Konferenz nahm schließlich die Borfchläge des allgemeinen Ausschusses einstimmig an, so daß nunmehr die Hauptentscheidung bei dem großen politischen Ausschuß liegt, dem jeder Borschlag der einzusehenden Untertommiffionen erst unterbreitet werden muß.
Henderson nahm am Schluß der Mittwochsihung das Wort, um die Generaldebatte noch einmal zusammenzufassen. Er dankte der Bersammlung für das hohe Niveau der Diskussion und sprach die Hoffnung aus, daß der Geist sämtlicher Reden sich auch in der Arbeit fortseßen werde. Es gebe natürlich noch Schwierigkeiten, aber bei allen Arbeiten sei das Bertrauen so start, daß meittragende und gute Ergebnisse erzielt werden könnten. Keine Konferenz der Welt geschichte habe jemals soviel Hoffnungen der Bölfer getragen. Es gebe eine Gruppe, die auf der Konferenz nicht habe zu Worte tommen fönnen und doch hänge von ihr die Zukunft der Menschheit ab.
Die Kinder in der ganzen Welt hätten feinen Sprecher gehabt, aber für sie gerade fei der Erfolg der Arbeil am wichtigsten. Wieviele Millionen Kinder feien von den Folgen aller Kriege vernichtet worden. Welch eine furchtbare Verwundung der Kriegsgeneration in seelischer und förperlicher Beziehung sei vor aller Augen.
Die Debatte habe eine Reihe vorherrschender Prinzipien über die Arbeit der Konferenz aufgezeigt, dauernd und vor allem die feste Entschlossenheit, zu praktischen Ergebnissen zu tomanen. Es ei dadurch eine hoffnungsvollere Atmosphäre in die Welt gekommen. Die Konferenz wisse, daß die Zerstörungen eines neuen Krieges wohl noch viel furchtbarer sein würden als die des vergangenen. Die Ereignisse des Fernen Ostens zeigten, daß die modernen Zerstörungswaffen entseglich seien. Das Verbot dieser Waffen und die Herabsetzung der bestehenden Vorbereitungen auf
den Krieg miljje als Gemeingut der Ueberzeugung auf der Ston ferenz festgestellt werden. Bei aller Achtung für den Konventionsentwurf sei der Bersuch zu weitgehend, ihn zur einzigen Grundlage der Arbeit zu machen. Das habe die Debatte deutlich gezeigt. Das Prinzip der budgetären Leistungsbegrenzung fet fo gut wie allgemein anerkannt. Darüber hinaus fönnten die anderen Maßnahmen noch nicht abgesehen werden, aber bei diesem Prinzip allein würden die Arbeiten nicht stehen bleiben fönnen.
Alle Redner hätten U- Boote, Flugzeugbomben, chemische und bakteriologische Kriegführung abgelehnt. Desgleichen sei allgemein anerkannt, daß jedes Abkommen, das auf der Konferenz schließlich erzielt werde, nur als erfier Schritt zu gelten habe. Die Probleme der Sicherheit, der Kontrolle der Fabrikation und des Handels von Waffen und Munition seien so eng mit der Arbeit der Konferenz verbunden, daß sie ebenfalls gelöst werden müßten. Die Arbeit habe mit gutem Geist begonnen, aber es sei erst der Anfang. Viel guter Wille gehöre dazu und eine Entschlußfähigfeit verantwortlicher Regierungen, zu ihren Worten auch in Taten zu stehen. Dann werde diese Konferenz einen großen Schritt für die Befriedung der Menschheit bedeuten.
Am Schluß der Rede Hendersons stimmte die Versammlung in einen starken und langanhaltenden Beifall ein.
Tardieu im Abrüftungsausschuß.
In der ersten Sigung des Allgemeinen Ausschusses der Abrüstungstonferenz erklärte der franzöfifche Ministerpräsident Tardieu am Mittwoch in Beantwortung der verbindlichen Rede des deutschen Delegationsführers Nadolmy, daß Frankreich an den Prinzipien des Konventionsentwurfes nicht rütteln lassen werde. Damit ist die Konferenz vor die Alternative gestellt, sich dem Willen der ab| rüstungsfeindlichen Rechtsmehrheit Tardieus zu beugen oder an ihren wichtigsten Aufgaben zu scheitern.
China muß unverletzlich bleiben.
Die Form eines Schreibens an Senator Borah, den Borsigenden des Auswärtigen Ausschusses, hat Staats. sekretär Stimson gewählt, um das Festhalten der USA . an dem Washingtoner Neunmächtepakt und damit an der Politik der Offenen Tür in China und seiner territorialen und regierungstechnischen Unabhängigkeit zu verkünden. Werde der Neunmächtepakt nicht befolgt, so seien die SA. an die vereinbarte Einschränkung des Linienschiff banes und der Weiterbefestigung der Philippinen und der Insel Guarn nicht mehr gebunden. Bu
anertennen werden, und menn die übrigen Mächte diesem Beispiel folgen, so wird das eine wirksame Schranke gegen die Legalität einer derartig vollzogenen Tatsache schaffen und, wie die Geschichte lehrt, schließlich zur Wiederherstelung der Rechte und Rechtstitel an China führen, die ihm etma genommen werden sollten. Amerika und die übrigen Mächte haben 1922 anerkannt, daß das chinesische Volt Ruhe brauche, um die schwere Aufgabe der Entwicklung des eigenen Landes durchführen zu können, und daß man angesichts der Eigenart der chinesischen Verhältnisse Geduld mit China haben müsse. Deswegen find diese Berträge geschaffen worden, und Amerika wird sie nach wie bor feiner Bolitit zugrunde legends
Stimson schreibt weiter u. a. Die friedliche Entwidlung des 400- Millionen- Boltes in China ist wesentlich für den Weltfrieden, London , 24. Februar.( Eigenbericht.) und der Kellogg- Batt, der sechs Jahre später von Japan und anderen unterzeichnet wurde, war eine meitere Sicherungsmaßnahme in Die Parlamentsfraktion der Labour Party fordert in einem dieser Hinsicht. Hätte man den Kellogg Patt fonal gehalten, so wäre| Manifest die Beendigung des Konflikts im Fernen Osten durch entDie gegenwärtige Situation nicht entstanden. 7. Jamuar erklärt, daß wir das durch Zwang oder Ber - fchiedene Handlungen der Mächte. Japan wird als tragsverlegung erzielte neue Abkommen nicht verantwortlicher Friedens störer bezeichnet.
Wir haben am
Nationalsozialistische Meineidsfabrik.
GA- Leute beim„ Herausschwören" erwischt.
Iung, die ihm vermutlich von Karpe und wohl auch von anderer Seite in den Mund gelegt worden war. Trozz Vorhaltungen, die auf Grund früherer Aussagen gemacht wurden, leugnet er hart. nädig, mit Karpe im Dorfe herumgegangen und an der Schlägerei beteiligt gewesen zu sein.
Schließlich brach der verführte junge Mensch unter der Wucht der Borhaltungen von Rechtsanwalt Dr. Braun zusammen. Unter atemlofer Spannung des gesamten Gerichtsjaals gab er nun die richtige Darstellung und belastete Karpe damit aufs schwerste.
Nun gab es für Karpe feinen Ausweg mehr. Kleinlaut gab er endlich zu, in die Schlägerei vermidelt gemefen zu fein. Er mußte auch einräumen, daß seine S2.- Kameraden Meineid geleistet hatten, erklärte jedoch zynisch, das Gericht hätte den S.Leuten doch nicht vollständig geglaubt.
Gleich darauf plagte die zweite Bombe.
Dem Geerhardt wurden sogar zwei Meineide zugedacht. Der zweite Meineid sollte 3 ugunsten des Messerhelden Schmidt geleistet werden. Geerhardt sollte aussagen, nicht Schmidt, fondern der Nazi Pahlisch habe die Messerstecherei ausgeführt. Er habe das selbst gesehen. Damit Bahlisch dabei nicht in Ungelegen
Am 27. November vorigen Jahres veranstaltete das Reichsbanner in Eidendorf bei Magdeburg eine Versammlung, in der ein Vortrag über den Film Im Westen nichts Neues" veranstaltet wurde. Sur gleichen Zeit hielten die Nationalsozialisten in Eidendorf einen deutschen Tanzabend" ab, der offenbar arran. giert wurde, um der Reichsbannerveranstaltung Abbruch zu tun. Nach der Beendigung der beiden Beranstaltungen fam es in Eidendorf zu Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Reichsbannerleuten, die dadurch ausgelöst wurden, daß eine Anzahl Reichsbannerleute auf dem Wege zum Bahnhof Don Nationalsozialisten überfallen wurden. Auch der Amtsvorsteher Klingensfein wurde, als er einschreiten wollte, von den Nationalsozialisten niedergestochen und schwer verleht. Wegen dieser Borgänge stehen jetzt fünf Nationalsozialisten vor dem ermei. terten Schöffengericht in Magdeburg , das seine Verhandlung in Schönebed abhält. Die Montagsfißung im Schönebecker Prozeß wegen der Blutnacht in Eickendorf enthüllte die Stellung der Nationalsozialisten zum Eide. Es konnte aufgededtheiten fomme, follte die Sache so geschildert werden, als habe werden, daß das Gericht ,, nach bestem Wissen und Gewissen" anDer„ tapfere" Sturmführer gelogen werden sollte. Karpe hatte behauptet, in der Blutnacht von Eickendorf nur einmal auf furze Zeit das Nazilofal verlassen" zu haben, unt. Anhänger seiner Partei nach Hause zu geleiten. Er sei nicht nur an Leiner Schlägerei beteiligt, sondern auch in der fraglichen Zeit nicht in den Dorfstraßen gewesen. In der Tat aber ist er von Berletzten und anderen Dorfbewohnern bei den Schlägereien erkannt worden. Die Nationalsozialisten Gähms, Beder, Behling und Landgräber befchworen aber, daß Karpe, wie er angibt, zur Zeit der Schlägereien den Saal nicht verlassen habe. Insbesondere beschwor ber Unterführer Gähms, daß er seinen Borgesetzten", den wegen Erpressung mit einem Jahr Gefängnis por= bestraften Sturmführer Karpe, nicht aus den Augen gelassen
habe.
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Diese Zeugen blieben bei dieser offenbar falschen Aussage, trotzdem ihnen an Hand ihrer früheren Aussagen die Unrichtigkeit nachgewiesen wurde. Dabei erklärte der Obermensch" des Dritten Reiches, Landgräber, daß er allerdings vor der Polizei anders ausgesagt habe, aber das fet ja doch gana gleichgültig!
Die Bombe plagte bei der Vernehmung des Nationalfozialisten Geerhardt. Zu seinem Glück blieb dieser Zeuge, nach den Erfahrungen, die das Gericht mit Landgräber gemacht hatte, un vereidigt. Auch er gab die wohlpräparierte Darstele
Bahlisch in Notmehr gegen pier Reichsbannerleute gehandelt. Geerhardt erklärte jedoch nim trotz eindringlichen Zuredens des Schmidt, er habe berartiges nicht erlebt und misse davon nichts! Der Plan der Naziverteidigung ist zerbrochen und eine Mein eibsfabrik kam zum Vorschein.
3 630 000 in zehn Tagen.
Nachdem die Meldungen der an der Einzeichnungsattion beteiligten Stellen nunmehr zum größten Teil vorliegen, stellt sich die burgs auf über 3 630 000, davon wurden mehr als 3 Millionen Gesamtzahl der Einzeichnungen für die Volkskandidatur Hinden Eintragungen von rund 1100 deutschen Zeitungen aufgebracht, die in rund 800 Städten die Einzeichnungslisten zehn Tage lang aus Iegten.