Einzelbild herunterladen
 

Nr. 97 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Eine willkürliche Brotteuerung.

Sonnabend, 27 Februar 1932

daran sind die Deutsche Bau- und Bodenbank( 4 Millionen Mark), das Reich und eine Reihe von Ländern beteiligt. Es wird die zulässige Höchst dividende von 5 Pro 3. verteilt. Die Bankguthaben sind von 4,2 auf 1,0 Millionen Mark zurüd­gegangen, hauptsächlich weil die Länder ihre Guthaben( 1,3 Mil­auf 0,08 Millionen Mark zurückgingen

Verantwortung der Bäcker und der Reichsregierung.- Schluß mit dem Brotpreissfandal. fionen Mart) zurüczogen und die Schulden von 1,4 millionen

Borgeffern versprach der Reichskanzler Brüning , daß die Reichsregierung fich bemühen werde, den Brotpreis so zu halten, wie er jetzt ist. Die Reichsregierung sei auch in der Lage, durch Zuteilung von Getreide an bestimmte Orte und Mühlen dafür zu forgen, daß der Brotpreis nicht weiter steigt. So die Theorie, die Praris sieht anders aus: Gestern beschlossen die Berliner Bäder­meister und Broffabrikanten, den Brotpreis ab Montag um 2 Pf. und zwar von 45 auf 47 Pf. zu erhöhen. Die kurze Abwesenheit des Preiskommissars Goerdeler wird also von dem Bädergewerbe benutzt, um auf diese Weise wiederum ihre Verdiensispanne zu er­weitern, die anfangs des Jahres beschnitten worden ist.

Das Reichsernährungsministerium nimmt zu dem Beschluß des Bädergewerbes in einer Mitteilung Stellung, in der es die beschloffene Brotpreiserhöhung als ungerechtfertigt bezeichnet. Die zugebilligte Bruttoverdienstspanne der Bäder sei wegen der Mehlpreiserhöhungen nur in den letzten Tagen ganz gering unterschritten worden. Gestern sei der Mehlpreis aber bereits wieder um 10 Pf. gefallen. Die Roggenpreise seien von ihrem höchsten Stand, von 201 m. schon wieder auf 194 m. je Zonne gesenkt worden, so daß in den nächsten Tagen auch eine Senfung der Mehlpreise zu erwarten sei. Die Bäder hätten also abwarten müffen und nicht sofort den Brotpreis erhöhen dürfen. Dies ist die

amtliche Stellungnahme.

In der Tat liegt für den Beschluß des Bädergewerbes, in dem jetzigen Augenblid den Brotpreis zu erhöhen, tein Grund vor. Seif Anfang Februar find die Roggenmehlpreise nicht mehr wesentlich gestiegen, und eine kleine Preissenkung ist wegen der gefunkenen Roggenpreise zu erwarten. Es handelt sich also um

1

nichts anderes, als daß die Bäder jeht versuchen, ihre seinerzeit ver­ringerte Berdienstspanne wieder zu erhöhen.

Aber auch die Erklärung des Reichsernährungs­ministeriums ist völlig unbefriedigend. Warum ist denn überhaupt von der Regierung zugelassen worden, daß die Roggenpreise auf über 200 m. je Tonne geftiegen find, wenn hier­durch die Gefahr einer Brotverteuerung atut wurde? Es ist selbst­verständlich, daß bei der gesenkten Verdienstspanne des Bäder­gewerbes dieses jeht versucht, auch geringe mehlpreissteigerungen durch Erhöhungen der Brotpreise auf die verbraucher abzuwälzen. Es liegt also eine

durch nichts zu rechtfertigende Nachläffigkeit des Reichs­ernährungsministeriums vor.

Da es überflüssig ist, ein Wort darüber zu verlieren, daß eine Brotpreiserhöhung völlig ausgefchloffen fein muß, hat die Reichsregierung fofort mit den schärfsten Mitteln einzugreifen, um die Brofpreissteigerung zu verhindern. Sie trägt die volle Ber­antwortung für die Gestaltung der Brotpreise, da ihr sämtliche Mittel zur Verfügung stehen, um den Brofpreis zu regulieren.

Wir fordern nachdrücklichst, daß hierzu sofort alles getan wird. Die Regierung hat die Bädermeister zu veranlassen, die Herauf­fetzung des Brotpreises zu unterlassen; fie hat ferner sofort durch verstärkten Berkauf von Roggen einen schärferen Drud auf die Getreide- und Mehlpreise auszuüben. Eine Erhöhung der Brot­preise darf unter keinen Umständen eintreten. Es muß ein Ende werden mit der dauernden Beunruhigung durch Brotpreisffandale.

Staatsbank für Wohnungsbau.

Die Preußische Landespfandbriefanstalt hat 90 000 Wohnungen finanziert.

-

Im Jahre 1931 hat die Preußische Landespfandbriefanstalt von ihrem Kapital von 30,9 Miu. Mart sind 29,5 Mill. Mark im Besitz des Preußischen Staates ihren Geschäftsbereich erheblich erweitern können. Das Institut hat die Aufgabe, die Finanzierung des städtischen Wohnungsbauessei es durch direkte sei es durch direkte Beleihung der Bauten, sei es über die Kommunen zu fördern. Obwohl ein Verkauf von festverzinslichen Bapteren nach dem 13. Juli kaum mehr möglich war, ist der Umlauf an begebenen fandbriefen und Kommunalobligationen von 289,7 mill. Mart auf 351,9 mill. Mart gestiegen( außer dem befanden sich Ende 1931 Papiere im Rennbetrage von 8,3 Ml. Mart in eigenem Besitz).

sonstige Einnahmen( aus Wertpapieren) von 2,2 auf 1,6 Mill. Mark zurüdgingen. Es bleibt eine Mehreinnahme gegenüber dem Borjahre von 5,8 Mill. Mart, der eine Erhöhung der für die aus gegebenen Papiere zu zahlenden Zinsen um 5,3 Mill.( von 19,6 auf 24,9 min.) Mark gegenübersteht. Der erhöhte Reingewinn hätte die Zahlung der sagungsgemäßen Dividende von 5 Pro3. auf das etwas höhere Rapital erlaubt; man verteilt aber nur 4 Proz. Dividende, erhöhte dafür die Abschreibungen von 0.1 auf 0,26 Mill. Mark und den Vortrag auf neue Rechnung von 0,1 auf 0,3 Mill. Mart. Der Reserve murden wieder eine Million Mart zugeführt.

Der Geschäftsbericht nimmt ausführlich zu den Problemen der Dadurch war es möglich, die Darlehnsgewährung auszudehnen. Wohnungswirtschaft Stellung. Wenn auch die Einschrän­Die Summen der gewährten Hypothefendarlehen stieg von fung in der Gewährung von öffentlichen Mitteln für den Woh­250,4 auf 280,7 mill. Mart, die in 22 605 Darlehen zur Finan= nungsbau unberechtigtermeife els zwangsläufig angesehen wird, so gierung von 74679 Wohnungen begeben wurde. Von der wird doch betont, daß der Zahl der Darlehen entfielen 84 Broz. auf Hypotheken bis zu 10 000 Mark; nur vier Hypotheken lauteten über Beträge von mehr als 1,5 mill. Mark.

-

Neubau von fleinen Wohnungen für die minderbemittelte Bevölkerung stets der öffentlichen Förderung bedarf gerade auch nach den Erfahrungen der Vorkriegszeit. Die Bon den 75 000 finanzierten Wohnungen tamen 88 Proz. Serabjegung der Mieten, die Wiederherstellung der Rentabilität auf kleinwohnungen in der Wohnungswirtschaft wird als wichtigstes Problem bezeichnet. ( ein bis drei Zimmer); die Mietausfälle waren bei kleinen Boh- Zur Erreichung dieses Zieles aber die Tilgungsraten auf die ein Bor rungen auch prozentual geringer als bei den großen. Kapital- erststelligen Hypotheken( meistens 1 Proz.) zu senten ausfälle hat das Institut nicht erlitten, auch brauchten teine Grund| schlag, der zuerst von Kahn Frankfurt gemacht wurde hält stüde in Zwangsversteigerungen übernommen zu werden; aber vom man nicht für möglich. Man fordert den Ausbau der Bürg Zinsensoll in Höhe von 21,1 Mill. Mart blieben 2,3 Proz. rüdschaftssicherung für zweite Hypotheken, damit auf diesem ständig. Wege dem Wohnungsbau neues Kapital zufließen fönne.

Die Summe der Kommunaldarlehen erhöhte sich von 54,1 auf 87,6 Mill. Mark. Unter den Kommunaldarlehen ist ein Posten non 30 Mill. Mart, der in 15 Darlehen an einen Pro­vinzialverband für seine Bauten begeben wurde; die eni­sprechenden 30 Mill. Mark Obligationen sind von einem provinzialen Kreditinstitut übernommen worden. Im übrigen sind durch die Kommunaldarlehen Neubauten von 16 422 Wohnungen finan­ziert worden. Insgesamt wurden also über 90 000 Wohnungen finanziert. Sehr beachtlich ist, daß der Zinsenrückstand viel ge ringer ist als bei den an Private oder Baugesellschaften begebenen Hypotheken; es sind vom Zinsensoll von 4,5 mill. Marf nur 0,6 Pro 3. rüdständig. Die Ausdehnung des Geschäfts zeigt fish deutlich in den Ziffern der

Gewinn. und Berlustrechnung.

Die 3inseneinnahmen für gewährte Darlehen( einschließlich der Unfostenbeiträge) stiegen von 21,6 auf 28,0 mill. Mart, während

-

3

10 800 Wohnungen der Deutschen Wohn­stätten- Hypothekenbank.

4

T

Die Deutsche Wohnftättenhypothekenbant Berlin ist das Hypothekeninstitut der Deutschen Bau und Bodenbank A. G. Sie hat 1931 die Kreditkrise und die Stille am Pfandbrief martt stärker zu spüren bekommen als die Preußische Landespfand­briefanstalt. Bei ihr ist der Umlauf an Pfandbriefen und Kommunal obligationen um etwa 1 Bro3. auf 39,5 Millionen Mart zurück­gegangen. Ende Dezember war ein Hypothekenbestand von 41,2 Mil­lionen vorhanden, durch den der Neubau von 10.817 Woh nungen finanziert worden ist; Der Bestand an Kommunaldar­lehen belief sich auf 4,4 Millionen Mart. 3insrüdstände auf Kommunaldarlehen waren überhaupt nicht, auf Hypotheken in Höhe von 2 Proz. zu verzeichnen.

Das Kapital von 7 Millionen Mart ist jetzt voll eingezahlt;

Die Deutsche Landesbankenzentrale. Die Deutsche Landesbankenzentrale das Ausgleichs- und Kapitalbeschaffungsinstitut für die deutschen öffentlich- rechtlichen Kreditanstalten hat in den Tagen der Banktrise vom 22. Juni bis 13. Juli nicht weniger als 69 Millionen Mart auszahlen müssen, so daß das Institut vorübergehend auf die Akzept und Garantiebant zurückgreifen mußte. Eine neue Aufgabe ergab fich im September mit der Börseneröffnung. als die Landesbanken­zentrale den angeschlossenen öffentlichen Realkreditanstalten Lom barbfrebite zur Befriedigung ihrer Geldbedürfnisse zur Ber­fügung stellen mußte. Die starke Beanspruchung der Landesbanken­zentrale geht aus zwei Bilanzziffern hervor: Die Banfgut­haben der Landesbankenzentrale gingen von 35,5 auf 7,8 Mil­lionen Mark zurüd und auf der anderen Seite ermäßigten sich die Einlagen der Kreditinstitute von 54,0 auf 23,4. Millionen Mark. Aus dem etwas erhöhten Reingewinn( 0.4 Millionen M.) wird auf das jetzt vollgezahlte Kapital von 5 Mill. M. eine Dividende von 5( im Vorjahr 8) Broz. verteilt.

AEG. Umsatz starf gesunken. AEG.- Umsatz

Hohe Berlufte.- Deckung durch Reserven.

Der Aufsichtsrat der AEG. hat in feiner geftrigen- Sigung den Abschluß für das am 30. September beendete Geschäftsjahr 1930/31 genehmigt. Daß die AEG. für das vergangene Krisenjahr be­trächtliche Verluste ausweisen würde, war nach den vorangegangenen Mitteilungen der Verwaltung bekannt. Ueberraschend ist jedoch die Höhe des Jahresverluftes. Allein von den offenen Referven wurden zu feiner Dedung 19,3 millionen entnommen. Da mit ziem­licher Sicherheit anzunehmen ist, daß vor der Inanspruchnahme des offenen Refervefonds in erheblich größerem Umfang stille Re­serven zur Berluftdeckung herangezogen wurden, muß der tal­fächliche Betriebsverluft bei der AEG. einen außerordentlichen Um­fang erreicht haben.

Der Umfah, der noch im vorhergehenden Jahr 520 gegen 580 Millionen Mart im letzten Konjunkturjahr 1928/29 betrug, ist auf 370 Millionen Mart gefunten. Der Umfahschwund in den letzten beiden Jahren beträgt 36,2 Proz., entspricht also ziemlich genau der Geschäftsschrumpfung bei den betriebsmäßig ähnlich ge­lagerten Siemens- Schudert- Werken. In den Beteiligungen, die infolge der starken Expansionspolitif des Konzerns in den lehten beiden Jahren von 90,4 auf 142,3 millionen Mark gestiegen waren, sollen nach der Verwaltungsmitteilung auch heute noch stille Reserven enthalten sein. Durch Einziehung von 15 Millionen Mart eigener Aftien wird das Stammkapital von 200 auf 185 Mil­lionen Mart herabgesetzt. Nach Veröffentlichung des Geschäftsberich's fommen wir auf den Abschluß des Unternehmens noch zurüd.

Aktiengeschenke statt Dividende.

Die privaten Charlottenburger Wasser- und Industriewerke A.-G., deren Tarifpolitik wiederholt scharfe Proteste in der Deffent­lichkeit hervorgerufen hat, schließt das Geschäftsjahr 1931 mit einem Reingewinn von 3,84 gegen 4,93 millionen Mark im Borjahr ab. Diesmal find aber vor Feststellung des Reingewinns über 218 000 gegen nur 52 807 m. im vorhergehenden Jahr abgeschrieben worden.

Da

Die Gesellschaft hat also auch in dem letzten Krisenjahr große Gewinne erzielt. Da die Auszahlung einer Dividende auf das Attientapital von 60 Millionen die flüssigen Mittel start angreifen würde, hat die Verwaltung beschlossen, ihren Aktionären statt einer Bardividende Genußscheine( Attien ohne Stimmrecht) zu schenken, die einer Dividende von 7 Pro 3. entsprechen. für die Auszahlung dieser Dividende eine Summe von 4,2 Millionen Mart notwendig wäre, werden in zwei gleich starten Serien A und B Genußscheine im entsprechenden Rennmert ausgegeben, wobei Serie A aus den Geminnen der folgenden fünf Jahre und Serie B aus den Gewinnen der folgenden zehn Jahre getilgt werden sollen. Die Inhaber der Genußscheine Serie A tönnen ihre Papiere zum Kurse von 80 Proz. auf Verlangen sofort cinlösen lassen. 2015 Käufer dürfte ein Berliner Banktonsortium in Frage kommen. Die Aktionäre, die ihre Genußscheine zu diesem Kurs einlösen, erhalten also eine effettive Dividende von 5,6 Proz.

Sombart über Die Zukunft des Kapitalismus". lleber das Thema Die Zukunft des Kapitalismus" spricht am Montag, dem 29. Februar, abends 8 Uhr, im Herrenhaus Prof. Berner Sombart. Karten durch die Studiengesellschaft für Geld- und Kreditwirtschaft, Berlin W 35, Potsdamer Str. 103a, und an der Abendkasse.

UNS

KENNT

JEDER

BERLINER

Josetti

JUNO

o/ M.rund

JE

Josetti

JUNO

o/ M.rund

6

STÜCK

20%

KON LINON