Beilage
Sonnabend, 27. Februar 1932
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Die Geschichte der Woche: Gerhart Herrmann- Mostar
Heimkehr ins Chaos
Ein großstädtischer Fabrikbefizer seşte für ein Gut, das er fast nie besuchte, einen treuen Angestellten als Verwalter ein. Diefer jedoch ließ das Gut vollkommen verwahrlosen. Ms der Besizer ihn jetzt seines Postens entheben wollte, setzte sich der Mann mit der Waffe zur Wehr..
Der Fabrikbefizer hatte das Gut neben einigen anderen in der Inflationszeit gekauft. Es lag zwei Autostunden von der Stadt entfernt. Es umfaßte etwa zehntausend Morgen mit schönem Herren haus, fleinem Park, Acker, Wiese, Wald und Wasser. Das Dorf, zu dem es zählte, lag etwa eine halbe Fußstunde entfernt.
Der neue Gutsherr, unfähig und unlustig, sich selbst um die Bewirtschaftung zu fümmern, nur von dem einen Interesse bewegt, sein Geld in einem sicheren Objekt anzulegen und vielleicht gelegentlich einmal zu jagen, hielt Umschau nach einem Vertreter. Ein Inspektor, der tüchtig schien, war bald gefunden. Indes war es angesichts der Unmöglichkeit einer regelmäßigen Kontrolle unbedingt nötig, außerdem einen verläßlichen, dem Besizer genauestens bekannten und treu ergebenen Verwalter einzusehen. Landwirtschaftliche Kenntnisse schienen für diesen Posten leichter zu entbehren als Ordnungsliebe, Pflichtbewußtsein und Verwaltungstalent. So .kam der Fabrikherr auf den Gedanken, sich unter denjenigen Angestellten seines Betriebes umzusehen, die sich dort schon jahrelang bewährt hatten.
Seine Wahl fiel auf einen etwa fünfzigjährigen Buchhalter, der schon unter dem Vater des Besizers die Zahlenkolonnen in vorbildlicher Sauberkeit und Eraktheit niedergeschrieben hatte. Dieser Mann war so verwachsen mit seinem Beruf, daß ihn die sonst für jeden Büromenschen lockende Aussicht, aufs Land zu kommen, anfänglich nicht einmal erfreute; und dies, obwohl er außer seinem Hauptbuch nichts Liebgewordenes in der Stadt zurückließ: er besaß weder Frau noch Kinder. Indes hatte er es immer verstanden, seine Wünsche nach den ihm gewordenen Befehlen zu richten, und so ging er, wenn auch ohne starke innere Anteilnahme, so doch auch ohne Unluft aufs Gut hinaus.
Im Anfang hatte er es nicht leicht. Die Interessen der Knechte, Mägde und Hofgängerfamilien waren ihm fremd. Mit dem tüch tigen, aber etwas lauten Inspektor stand sich der ans stille Rascheln des Papiers Gewöhnte von Anfang an nicht sonderlich gut, ohne daß es jedoch zu Reibereien fam. Soweit seine Tätigkeit sich nicht im Rechnerischen erschöpfte, beschränkte er sich darauf, die Verlegung der häufig recht frummen und eigenwilligen Feldgrenzen und ihre Berwandlung in schnurgerade Linien anzuordnen, so daß bald die Ackerbreiten nebeneinander lagen wie die Spalten eines Hauptbuches. Die Landleute lachten darüber, doch leisteten fie feinen Widerstand; nützte es nichts, so schadete es doch auch nichts. Das war auch der Standpunkt des Inspektors.
Immerhin glaubte der Buchhalter zu bemerken, daß sein Stadtmenschentum bei den Gutsarbeitern auf eine gewisse lächelnde Berachtung stieß. Er wußte Spaten und Hade nicht zu führen, Rühe und Pferde nicht zu behandeln. Dieser Berachtung glaubte er durch eine Tat begegnen zu müssen. Als Kind war er hin und wieder auf Ponnns geritten. So schwang er sich eines Tages vertrauens. voll auf einen breitrückigen Adergaul und dirigierte ihn durchs Tor ins Freie. In diesem Augenblick kam unglücklicherweise das Auto eines Lieferanten vor dem Gutshof an. Das Pferd scheute und ging durch.
Der fleine, etwas frumme Buchhalter hielt sich an der Mähne feft. Er machte eine höchst unglüdliche Figur: das Gelächter der Knechte und Mägde scholl hinter ihm her, er hörte es durch das Stampfen der schweren Hufe. Er hätte sich fallen laffen tömmen, ohne Gefahr, denn unter ihm war weicher Sandboden. Er tat es nicht. Er glaubte sich beweisen zu müssen. Er blieb auf dem Gaul, der weit in den Wald hineingerajt war und brachte ihn mit einer für seine Verhältnisse übermenschlichen Willenskraft zur Raison. Als das geschehen war und das Pferd langsam ging, sah er von weitem Knechte herbeilaufen, die Hilfe bringen wollten. Da ritt er nicht auf sie zu, sondern wich ihnen aus und leitete das Pferd quer durch den unterholzlofen Wald. Erst langsam wurde er sich darüber klar, daß nicht Scham ihn dazu trieb, sondern ein ihm seltsam dünkendes Wohlgefallen am Geschaufeltwerden auf dem breiten Pferdeleib, an der scharfen und doch guten Ausdünstung des schweißnassen Pferdefells; und ein Wohlgefallen auch am Rauschen des Windes in den Kiefern, am Knarren der Stämme, am dunklen Schimmer des Mooses.
Er ritt lange, immer querwaldein, immer ohne Sattel. Er sah die Nacht sinken eigentlich zum erstenmal. Er lauschte mit einem dunklen Entzücken den gespenstischen Geräuschen der Nacht. Erst um Mitternacht fehrte er zum Hof zurück, brachte das Pferd selbst in den Stall, striegelte, tränkte und fütterte es.
In dieser Nacht glaubte er selbst, daß er nun ein begeisterter Landwirt werden würde. Aber in den Tagen, die folgten, sah er ein, daß er die von ihm selbst geordneten Aecker nicht liebte; seine Liebe gehörte weiter dem Wald, und auch hier nicht den sorgfältig aufgeforsteten Beständen, sondern der regellosen, verwahrlosten Heide. Er vernachlässigte sein Aeußeres, vernachlässigte seine Aufsichtspflicht, schrieb unmutig seine Rapporte und Abrechnungen für den Herrn in der Stadt, ritt und ritt und ritt. Dann begann er zu jagen. Er schoß mur, fortgesetzt, sinnlos und blutdürftig; er hegte nicht. Als die Schonzeit begann, vermochte er nicht innezuhalten. Er wilderte im eigenen Revier.
Mit dem Inspektor geriet er in Streit. Er setzte es bei dem fast nie erscheinenden und ihm ganz vertrauenden Befizer durch, daß der Inspektor entlassen wurde und kein anderer an dessen Stelle trat. Wo der Boden des Gutes sandig war, wurde Spargel gebaut. Eines Tages, als er aus dem Walde geritten fam, während der Kampagne, sah er die leeren, glatten, mathematisch genauen, langgestreckten Sandfärge mißmutig anwarf den Kopf hoch, auf warf den Kopf hoch, auf dem das Haar jetzt wirr wucherte, und schrie den Arbeitern zu: Laßt ihn schießen!" Und als sie nicht begriffen: Schießen lassen den Spargel! Packt euch!" Und er entließ die Saisonarbeiter noch am selben Abend.
Nach der Stadt schrieb er, daß der Spargel in diesem Jahre zu schwach sei, um eine Rampagne auszuhalten, und daß er ihn habe durchschießen lassen müssen. Man protestierte nicht; man ver stand ja nichts davon; das Gut mar ja nichts als ein Objekt, eins von vielen; cer Fabritbefizer war sehr leidend geworden und meist im Ausland. Der Spargel aber schoß auf, gedieh, wie es seinem Befreier von der Hand des Menschen düntte, zu nie gesehener Pracht. Mannshoch wuchs et, ein grünes, magendes meer zartefter Blatt
tropfen
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der Buchhalter stapfte hindurch, taumelnd fast, sein Kopf war rot vor Erregung, sein Hirn schrie: mein Werk, mein Wert! Sein flachbrüftiger Körper hatte sich gedehnt und gestreckt, er war ein beinahe massiger Mann geworden. Die wenigen Arbeiter, die er behalten hatte, behandelte er nicht schlecht, nicht gut; er war ihnen nur fremd. Einmal, im Stall, griff er tierhaft derb nach einer Mago; als sie sich nicht wehrte, warf er sie achtlos in eine Ecke. Er entließ sie bald und nach ihr alle Frauen.
Eines Tages, als er im Dorf zu tun hatte, fielen ihm die Grabsteine auf, die ringsum an der Kirchenmauer lehnten. Er studierte sie: sie wiesen immer dieselben Namen auf, immer die selben Namen die Reihe der Jahrhunderte hinab, und immer stand dahinter: Bauerngutsbesizer... Bauerngutsbesizer... Da wandte er sich an Standesämter und Kirchenbehörden in Briefen, deren Schrift ungelenf und flotig geworden war und nichts mehr von der falligraphischen Schönheit seiner Zahlenkolonnen aufwies, und verfolgte die Reihe seiner Ahnen zurück. Er erkannte, daß diese Ahnen Buchhalter, Kaufleute, Beamte, kurz: Schreib- und Ordnungsmenschen gewesen waren alle Generationen hindurch erkannte es und begriff sich jäh. Aus ihm brach heraus, was zurückgedämmt worden war seit Jahrhunderten; Natur, Freiheit, Unabhängigkeit, Berwilderung. Darum war auch ihm das Bauerntum keine Erlösung: Bauer oder Schreiber, das tam auf eins heraus, beides hieß Bergewaltigung des Ichs und der Dinge, beides hieß Systeme schaf fen, herrschen wollen, also beherrscht werden. Allzeit hat es zwei Arten Mensch gegeben: Bauer und Jäger, Zahmer und Bilder. In ihm erstand wieder, mit unzähmbarer Wucht, die Kreatur, der Nomade, der Urjäger.
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ibol Der Abend
Spalausgabe des Vorwärts
Das Herrenhaus verfiel. Er schlief und wohnte im Stall bei dem einzigen Pferd, das er von allem Wiehbestand behalten hatte. Mit einem wirren Hohnlächeln fälschte er die Berichte und Abrechnungen. Daß er sie überhaupt abschickte, war die letzte Konzession an den 3wang, sie erkaufte ihm die Freiheit; das bedrückte ihn nicht, in ihm war die Tücke und die Rachelust des Nomaden. Aus den Feldern schoß das Unkraut hervor, die Wege verwuchsen, die zehntausend Morgen waren eine Wildnis, in der er haufte, hetzte und herrschte.
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Eines Tages fam ein Herr, das Gut zu besichtigen. Er wolle es kaufen und habe bereits mit dem Besizer verhandelt jagte er, Der Buchhalter nahm schweigsam die Flinte über den Rücken und ging mit dem Käufer durch den Wald bis an einen Bach. Dort lachte er gell auf und schrie, auf das Wasser deutend:„ Das ist die Grenze. Hinüber oder und er nahm das Gewehr in beide Hände. Der Fremde floh durch den ziemlich tiefen Bach. Ein wildes Gelächter folgte ihm und freischte noch lange durch den Wald. In der Folgezeit tamen mehrere Briefe aus der Stadt. Er las sie gar nicht. Er lehnte die Annahme eingeschriebener Senbungen ab.
In seinen Phantasien identifizierte er sich mit seinen Vorfahren, wurde eine Person mit ihnen, wurde ihre Erfüllung, die Fleischwerdung ihrer Sehnsüchte, ihre Rache an allen, die sie unterdrückt hatten, abgedrängt hatten vom Ursprung. Ein nebelhafter Gedanke, der nach Blutrache schmeckte, erfüllte ihn auf seinen einsamen Streifen durch die Wildnis, durch seine Wildnis.
Und als eines Tages ein Auto sich durch die Sandwege wühlte, als vor dem Hof der Fabrik- und Gutsbesizer, der Käufer und zwei Gendarmen ihm entstiegen, trat der verwilderte Buchhalter in die Stalltür und schoß zweimal aus der doppelläufigen Flinte. Er erlegte den Fabrikbesitzer und einen Gendarmen, wie man Wölfe erlegt.
Ehe er wieder laden konnte, traf ihn die Kugel des zweiten Gendarmen mitten in den tierhaft brüllenden Mund.
Morgen früh war...
oder: Verwirrung der Tageszeiten/ Von Wilhelm Tietgens
Es ist erstaunlich, wie sehr unser modernes technisches Können| die Erde verkleinert hat. Sie ist so klein geworden, daß der Mensch fich schon an den Grenzen ihrer Enge stößt. Doch das will erzählt fein.
Ich saß dieser Tage bei einem Freund, einem begeisterten Radiohörer. Wir wollten gern unmittelbar Funtberichte aus China auffangen und ließen uns das geduldige Warten nicht verdrießen. Dafür wurden wir auch auf eigene Art entschädigt. Spät in der Nacht griff unser Apparat eine Meldung auf: Schanghai ist Donnerstag früh von japanischen Flugzeugen angegriffen worden, das Bombardement dauerte vier Stunden.... Donnerstag früh? Das ist doch er st morgen! Nein, inzwischen war Mitternacht vorbei aber wenn das Bombardement vier Stunden gedauert hat, konnte es doch nicht Donnerstag früh gewesen sein? Vor vier Stunden hatten wir uns doch erst, Mittwoch abend, getroffen! Sollte der Ansager sich versprochen haben und Mittwoch früh meinen? Warum fäme aber dann die Nachricht so spät? Bei solch wichtigem Ereignis-?!
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Aber der Ansager hatte sich nicht versprochen, das Bombarde ment mar mirklich am Donnerstag in aller Frühe erfolgt, und bereits am Mittwoch spät abends hatten wir
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internationale Vereinbarung. Die aus verkehrstechnischen Gründen sehr wichtige Festsetzung der Eisenbahnzeit besagt also, daß bei= spielsweise die Sonne in Königsberg etwa 20 minuten zu früh", in Köln etwa 30 Minuten ,, zu spät" aufgeht, d. h. also, daß die Ortszeit von der M. E. 3. um diese Minuten vereinfacht, zentralisiert ist. Und ebenso vereinfachen die anderen Zeitgruppen, die osteuropäische(. E. 3.), die westeuropäische ( W. E. 3.), die amerikanischen und die asiatischen Zeitgruppen die jeweiligen Zeitdifferenzen ihres Gebietes.
Das Vorhandensein so vieler Zeitgruppen deutet aber schon an, daß die Vereinfachung der Ortszeiten in Verkehrszeit eine Grenze hat. Und tatsächlich kann man nur, auf die ganze Erde gesehen, ganz fleine Gebiete zu einer Zeitgruppe zusammenfassen. Das kleine Europa hat schon drei Zeiten, die untereinander um je eine Stunde differieren. Noch größer wird die Zahl und die Differenz, wenn
wir Europa und Asien oder gar Asien und Amerika zusammennehmen. Sie müssen ja auch größer werden, denn sie sollen doch eine Erdumdrehung, also 24 Stunden füllen. Wenn wir ,, Tag" haben, ist es auf der anderen Seite der Erde Nacht". denn wir liegen im Sonnenschein und die andere Seite liegt im Schatten. Dieser natürliche Wechsel bestimmt auch den Ablauf des Wochentags.
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in Europa die funtentelegraphische Meldung! Wie das möglich ist? Nun, die Funkentelegraphie hat die Erde so klein werden lassen, daß die 3eit scheinbar rüdwärts geht.
Die Erklärung liegt im System unserer Zeitrechnung. Bekannt lich bestimmt die Sonnenhöhe, also die Beziehung zwischen Erdumdrehung und Sonnenstand die Tageszeit. Wenn in einem Ort die Sonnenstrahlen senkrecht einfallen, die Sonne also am höchsten steht( kulminiert), ist für den Astronomen an diesem Ort Mittag, d. h. 12 Uhr ,, Sonnenzeit". Gleiche Sonnenzeit haben aber nur alle Orte, die auf dem gleichen Längengrad, also genau nördlich oder genau füdlich liegen und für die die Sonne gleichzeitig fuíminiert. Dagegen haben alle Orte, die öftlich oder westlich von dieser NordSüd- Linie liegen, eine andere Sonnenzeit. Die Sonnenstrahlen fallen hier früher oder später senkrecht ein. Dieses früher" oder später" ist durch die Erdumdrehung bestimmt. Die Erde breht sich von Westen nach Osten um ihre Achse, die Sonne geht also für uns Erdenbewohner im Osten auf und im Westen unter, weil wir die Umdrehung der Erde ja nur an der Sonnenverschie bung verspüren. Die Sonne läßt aber den Tag anbrechen. Infolgedessen haben alle Orte östlich von uns eher Tag und eher Mittag als wir, alle Orte westlich von uns später. Die Differenz beträgt 4 Minuten für jeden Grad, das fird 4 Minuten für rund 110 Kilometer.
Diese Berschiedenheit der Sonnenzeit an allen Orten, die nicht auf gleicher Erdlänge liegen, hat im Zeitalter der Eisenbahnen zu großen Schwierigkeiten geführt. Ein Zug, der 3. B. um 12 Uhr mittags aus Berlin abfährt und genau 8 Stunden Fahrzeit bis Köln hat, wäre nach Berliner Ortszeit genau um 20 Uhr in Köln , nach Kölner Ortszeit aber schon um 19.35 Uhr! In Köln ( 7 Grab östlich, Greenwich ) beginnt der Tag etwa 25 Minuten später als in Berlin ( 13,5 Grad östlich Greenwich ), weil Köln 6% Grad westlicher liegt, die Sonne also hier 25 Minuten später fulminiert. Ein pünktlicher Eisenbahnverkehr muß aber überall gleiche Zeit antreffen. Man wählte daher für ein größeres Ver tehrsgebiet die Sonnenzeit eines ziemlich zentral gelegenen Längen grades und bestimmte, daß alle Orte dieses Verkehrsgebietes diese Berkehrs. ober Eisenbahnzeit annehmen sollten, un abhängig von ihrer jeweiligen Ortszeit.
Die Mitteleuropäische Zeit( M. E. 3.) richtet sich nach der Sonnenhöhe für den 15. Längengrad ö. Gr.( Stargard ) und gilt für Deutschland , Skandinavien , Litauen , Polen , Desterreich, Tschechei, Schweiz . Italien , Albanien , Südslawien und Ungarn . Sie würde natürlich auch Gültigkeit haben für alle afrikanischen Länder, die sich um den 15. Längengrab gruppieren, nur fehlt Bisher die
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Man hat vereinbart, daß der Tag des Datums, also der Wochentag, 12 Stunden vor Mittag", also 12 Stunden vor dem höchsten Sonnenstand am 180. Längengrad beginnt. Dieser Längengrad ist die Datumslinie. Alle Schiffe, die von Osten nach Westen fahren, müssen einen Wochentag überschlagen, weil der Westen um einen Tag hinter dem Osten zurück ist. Alle Schiffe, die von Westen nach Osten fahren, müssen einen Wochentag zweimal durchmachen, weil der Osten noch nicht so weit ist. Die Datumslinie ist also eine sehr einschneidende Linie. Daß man sie in den Pazifischen Ozean gelegt hat, zeigt, wie Bei dem steigenden Berkehr wenig er damals befahren war. wird die Datumslinie wohl noch manchen Aerger erregen. Vom 180. Längengrad begannt nun der Wochentag mit der Sonne nach Westen zu wandern, und zwar rückt er alle Stunde um 15 Grad vor. Shanghai liegt etwa auf dem 120. Längengrad östlich. d. h. über 105 Grad östlicher als m. E. 3. Die Zeit Ostchinas hat mithin rund 7 Stunden früher Sonnenaufgang als Mitteleuropa . Wenn wir Mittag haben, ist es dort schon Abend. Und wenn unser Tag zu Ende geht, hat dort schon ein neuer Tag begonnen. New York liegt dagegen rund 90 Grad westlich der M. E. 3. Die Tageszeit ist dort also 6 Stunden hinter uns zurüd, 13 Stunden hinter Schanghai . Diese eigentümliche Ver Schiebung der Zeiten für alle Stunden des Tages ist aus der zweispaltigen Zahlenreihe ersichtlich.
Wir haben die Verschiedenheit des Datums und der Tageszeit praktisch kaum gemerkt, weil kein Verkehrsmittel so schnell ist wie die Erdumdrehung, also niemals große Räume in fürzester Zeit zurückgelegt werden. Nun aber haben wir das technische Wunder des Radioberichtes. Die erdbeherrschende Geschwindigkeit die Zeit dieses Nachrichtenmittels ist schneller als die und jetzt wird plötzlich die Verschiedenheit der Tagesstunden bemertbar. Der Funkbericht, der in Schanghai um 7 Uhr früh beispielsweise an die großen Tageszeitungen aller Welt gegeben wird, eilt westwärts nach Europa dem schon verflossenen Tag hinterher und holt ihn noch ein: er fommt bei uns bereits um Mitternacht an! und gegen Osten, nach Amerika , funkt der Bericht schon in die Mittagszeit des verflossenen Tages! San Franzisko differiert mit Shanghai um 16 Stunden. Der Bericht, der in Schanghai am Donnerstag um 8 Uhr dem Aether übergeben wird und die Ereignisse von Donnerstag früh schildert, tritt in San Die Franzisko schon am Mittwochnachmittag ein. dortigen Abendzeitungen können also, dank der Verkleinerung der Welt durch die Technit, das bisher unlogische Wort schreiben Morgen früh war...