Wagen ihre frischgebackenen Buffer feithielten. Seitdem aber bort die Neubauten stehen, ist die Uhr diefer Bufferbäder abgelaufen. Ihr Erbe haben die großen Pufferküchen der Berliner Innenstadt angetreten. Der Puffer ist so gut wie salonfähig geworden.
Schiebung mit dem Elefantenbaby.
Dabei ernährt das Buſſerbacken feinen Mann. Eigentlich Wie Nuri, der Elefant in das Leben von Sowjetangestellten eingriff
müßten die Berliner Bufferwirte sammeln und dem Herrn Frantz Drafe, der vor nunmehr 200 Jahren die Kartoffel nach Deutschland brachte, ein Denkmal sezen. Das müßte dann auf dem Hausvogte: platz stehen. Und morgens, mittags und abends müßten die Unter nehmer sich den Kartoffelmann ansehen. Es scheint vollbracht: zwischen dem Spittelmarkt und Hennigsdorf ist der Kartoffelpuffer zum beinahe wichtigsten Instrument für die tägliche Reproduktion der Arbeitskraft geworden.
Kohlengrube explodiert!
Dreißig Bergleute vermißt.
New York , 27. Februar. Ju Pocahontas( Virginia ) wurde die Kohlen grube Boissevain durch eine schwere Explosion zum größten Teil zerstört. 30 Bergleute werden vermifit. Die Ursache der Explosion konnte noch nicht festgestellt werden. Die Washingtoner Bergbaubehörden haben im Laufe des Tages bereits mehrere Eisenbahnwagen mit Silfsmaterial an die Unglücksstätte abgesandt.
Nuri, das famose Elefantenjunge im gleichlaufenden, von der befannten Forschungsreisenden Lola Kreuzberg gedrehten Film, hat sich bestimmt nicht träumen lassen, daß es eines Tages im Leben des Leiters der Kino und Photoabteilung der Sowjethandelsvertre tung in Berlin , 3öhrer, und deffen Referenten Ronin eine verhängnisvolle Rolle spielen würde. Ein raffiniertes Betrugsspiel, von diesen beiden mit filmischer Gewandtheit durchgeführt, brachte ihnen gestern vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte je zwei Monate Gefängnis wegen Untreue in Tateinheit mit Betrug ein. Dem Kommunisten Zöhrer genügten anscheinend nicht seine Einnahmen in Höhe von 4000 m. monatlich; er beschloß, fich auf Kosten bes Sowfino zu bereichern.
3m Januar 1929 bot Lola Streuzberg durch den Terrafilm der Kino- und Photoabteilung der Handelsvertretung( Stinotorg) ihren Füm Nturi, der Elefant an. Der Kinotorg erflärte fich bereit, den Film nach Moskau zur Ansicht zu schicken. Sollte die Terrafilmgesellschaft 7 Wochen. nach Eintreffen des Nurifilms in Mostau feinen Befcheib erhalten, so sollte das Geschäft als zer. schlagen gelten. Erst im Februar schrieb der Stinotorg, alfo Herr 3öhrer, nach Moskau , daß der Film für 1000 Dollar zu er werlen sei; und erst Ende Mai traf der Film in Mostau ein. Seit den ersten Verhandlungen waren 5 Monate vergangen. Am 21. Juni erhielt Frau Lola Kreuzberg die Nachricht, daß die Moskauer 3en nach Moskau einen Brief, in dem er bat, die Erledigung der Angelegenheit zu Beschleunigen, um Unannehmlichkeiten mit der Terrafilmgesellschaft aus dem Wege zu gehen, habe er den Bertrag
Raubüberfall am Magdeburger Platz. fur den Film verboten habe, an demselben Tage schrieb Zöhrer
abgeschlossen.
Banditen in der Autodroschte.- 3000 Mart erbeutet. E'n verwegener Banditenstreich wurde gestern am hellen Tage in der Lützowstraße, unweit des Magdeburger Plates, verübt. Zwei Wie reimte sich mun dieser Brief mit dem angeblichen Verbot bewaffnete Männer drangen in das Zigarrengeschäft von Rades Films in Moskau zusammen? Das ergibt sich aus dem Fol gowski ein und raubten mit vorgehaltener piftole etwa 3000 2. genden: In Wirklichkeit hatte der Rinotorg aus Moskau die telegraphische Mitteilung erhalten, daß Nuri zur 3enfur ge gangen fei; 3öhrer zweifelte also feinen Augenblick daran, daß
Mit der Beute enttamen die Täter in einer Autodroschte.
Kurz vor 17 Uhr betraten zwei Männer unter der Maske von
harmlosen Runden den Laden. Plötzlich zogen die vermeintlichen Käufer Pistolen hervor und zwangen mit schußbereiten Waffen den Inhaber, die Hände hochzuheben. Während sich einer der Banditen an der Tür postierte, ging der Komplice auf die Ladenkasse zu, raubte die Tageseinnahme und eine Brieftasche, in der sich etwa 3000 M. Papiergeld befanden. Dann ergriffen die Räuber noch mehrere Batete Talatwaren und liefen mit der Beute auf die Straße. Dort sprangen sie in eine Autodroschte und rasten danon. Nach den biss herigen polizeilichen Ermittlungen ist die Autodroschte von den Banditen zweifellos zu dem Raubüberfall irgendwo gestohlen wor. den. Die Nachforschungen haben noch zu feinem Ergebnis geführt.
Riesenbrand in Bremen . Großes Lagerhaus bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
Im Lagerhaus der deutschen Drogisten- Eintaufsgenossenschaft Bremen entstand heute abend aus bisher ungeklärter Ursache ein Bremen entstand heute abend aus bisher ungeflärter Urfache ein Brand, der an den leicht brennenden Waterialien reiche Nahrung fand. In kurzer Zeit stand das ganze Haus bis zum Dachstuhl in Flammen, die Feuerwehr mußte sich darauf beschränken, die be nachbarten Lagerhäuser zu schüßen. Gegen 22 Uhr war es der Wehr gelungen, den Brand zu lokalisieren. Das Lagerhaus ist bis auf die Umfaffungsmauern niedergebrannt.
Borsicht, das Eis hält nicht!
Die Verwaltung der märkischen Wasserstraßen we'ft darauf hin, daß bei dem zur Zeit herrschenden Wechsel von Frost und Tauwetter vor dem Betreten der Eisflächen gewarnt werden muß. Die Seen fowie Streifen an den Ufern und Buchten der Havel und Spree find zwar mit Eis bedeckt; das Eis ist aber zum Teil schwach und nicht genügend tragfähig.
313
von
ROMAN S.Rosenfeld
bruch
Ein alter, von allen anerkannter Landstreicher, der ben größten Teil seines Lebens hinter Gefängnismauern verbracht hatte, ein amüsanter Erzähler und Bigbold, der allen Dingen fteptisch gegenüberstand und sich über alle Dinge luftig machte. hockte mit untergeschlagenen Beinen auf der Pritsche und sagte:„ Ach, und draußen habt ihr wohl chinesischen Tee mit Buder geschlect? Kinder, Leute wie euch, hätte man ja in feine Leeftube hereingelassen! Aber natürlich, ihr seid ja alles feine Herren, müßt richtigen Tee haben!"
Mir gab er gute Ratschläge und Hinweise, wie ich es mit der Kollegialität halten sollte:
,, Sei nur nicht zu ſpendabel, mein Junge! Hundert Reisetage wirst du mit deinem Kram auskommen müssen, Bruder. Mit den sieben Ropeten, die der Bar täglich aus wirft, kannst du dir nicht den Bauch vollschlagen. Da fann man schon eher schlapp machen."
Als ich antwortete, man fönnte doch nicht gut essen und trinken, wenn rings um einen herum Hungrige hoden und einem die Biffen in den Mund zählen, erklärte er lehrhaft: Alle fannst du sie doch nicht durchfüttern. Ich bin von Cherson unterwegs; feinem einzigen habe ich einen Bissen abgegeben. Und ich tu es auch weiter nicht. Wundere bidh nicht, daß ich einen so großen Sad habe. Ich muß bis Tobolst, und dann noch sechshundert erst zu Fuk."
"
Dieser Mann war ein richtiger Landstreicher, das heißt einer, der seinen eigentlichen Namen und seine Bergangenheit verschwieg. Diese Situation wird im Bolizeijargon gemöhn lich als Baklosigkeit" bezeichnet und gegen Landstreicher Dieser Art richtete sich oft der nicht unbegründete Berdacht aller möglichen Kapitalverbrechen. Diese Baßlosigkeit" wurde mit fünf Jahren Arrestantentompagnie und an schließender Ansiedlung in Sibirien bestraft.
"
Explosion im Hotel.
Drei Schwerverlette. Eine Mauer eingestürzt.
S
Batlowik, 27. februar.
Im Hotel Bristol in Szczyrt bei Bielig ereignete sich eine folgenschwere Explosion. Der zwölfjährige Sohn des Hotelbesizers hatte in der Hotelküche ohne Wissen des Kochs einen Behälter mit fünf Liter Rohol zum Aufwärmen auf die Herdplatte gestellt. Die Dämpfe explodierten plöglich, so daß der Knabe, seine 23jährige Schwester und der Hotelkoch schwer verletzt wurden. Alle drei haben erhebliche Brandmunden erlitten und mußten in das Krankenhaus überführt werden. Die Explosion war so start, daß eine Mauer des Hotels einstürzte und sämtliche Fensterscheiben in Trümmer gingen. Der Gäste bemächtigte sich eine Panil. Während der allgemeinen Aufregung gelang es zwei Dieben, erhebliche Beute zu machen. Ein Schadenfeuer fonnte durch die Feuerwehr auf feinen Herd beschränkt werden.
Ausdehnung der Hackebeil- Affäre.
Die Affäre des ehemaligen Generaldirektors der Hackebeil A.-G., Guido Hadebeil, scheint jetzt eine weitere Ausdehnung zu nehmen. Hackebeil war befamtlich auf Grund einer Strafanzeige des ehemaligen Direktors der JG- Farben, Dr. Weidlich, in Haft genommen worden. Jetzt sind bei der Staatsanwaltschaft gegen Dr. Weidlichy zwei Strafanzeigen eingegangen, die ihm Betrug und Untreue vorwerfen.
Die Anzeige gegen Dr. Weidlich geht von dem legten Aufsichtsratsvorsitzenden der Guido Hackebeil A.-G., dem Berliner Rechtsanwalt und Notar Dr. Wösten bied, aus, ber allerdings nur die letzten zwei Monate dem Konzern angehört hat. Dr. Wösten
Landstreicher der genannten Kategorie gingen mit vollen Bewußtsein auf diese Art der Bestrafung aus; das heißt: die Strafe, die ihnen im Falle des Bekanntwerdens ihres eigentlichen Namens drohte, wäre eine viel härtere gewesen als die, die sie wegen Landstreicherei und Baßlosigkeit zu gewärtigen hatten. Bevor aber einer wegen Paßlosigkeit verurteilt werden konnte, wurde er monatelang, manchmal jahrelang, in ganz Rußland herumgefarrt, um identifiziert zu werden. Daher kannten diese Leute alle russischen Gefängnisse, darum fühlten sie sich im Gefängnis wie zu Hause, schleppten bis zu zwanzig Pfund Ruder mit sich herum, dazu pfundmeiſe Tee und Tabat, eine Menge Wäsche und außerdem verstanden sie es mit großer Gewandtheit, ihr Geld vor den Begleitmann schaften zu verstecken; denn der Besiz von Geldmitteln war im Gefängnis und auf dem Transport streng verboten. Im Gefängnis maren diese Landstreicher die großen Kanonen". Sie genossen eine beträchtliche Autorität bei den Mitgefangenen und sogar beim Gefängnispersonal Die Arrestanten pflegten mit einem ehrerbietigen Scherz zu faaen: Respekt, Bengels, Klappe auf, alter Tippelbruder will Tee trinten", und darunter verstanden sie die Situation, in der ein Landftrcicher den Kragen seiner Hemdbluse auftröpft und sich den Schweiß non der Stirn wischt. Bevor es wieder auf die Reife ging, versorgten sich die Landstreicher im Gefängnis beim Schmierbullen" mit allem Nötigen. Diefe Shmierbullen waren eine Institution, die in manchen Gefängnisfen nach und nach ihren ursprünglichen Sinn eingebüßt batte. In früheren Zeiten handelte es fich um eine interne Gefangenenunternehmung. die für eine bestimmte Reit von einer Gruppe ehemaliner Schidfalsgefährten gewiffen Arrestanten pachtweise überlassen worden war. Der Schmierbulle hatte in einer der Zellen eine halb legale Bertaifaftelle, wo es gewöhnlich Rucker, Tee, Tabat, Heringe, Weißbrot und mitmter fogar Schnaps nab. Außerdem hielt der Schmierbulle Spieltarten zur Verfüguna. für deren Be mhung er, wie in einem Rub, eine gewiffe Summe pro Spiel oder auch eine Tantieme vom Umfaz erhob. Die Schmierbullen nahmen auch Basseinrichtungen in Bacht und lieferten den Bodegäften nenen Barzahlung Badebedienung, Soffe, Balther und Roberuten. Sie nerdienten für Be fännnisverhältniffe große Summen mb lebten, ehenfalls für Gefängnisverhältniffe, mie Goft in Frankreich . Dafür waren fie verpflichtet, alte Gefängnisfimben, die einen langen Transport ror fich hatten. fei es in ein anderes Gefängnis, fei es nach Sibirien zur Ansiedlung, mit allem zu versorgen, was fie unterwegs brauchten.
Schwierigkeiten überhaupt nicht entstehen würden. Eben deshalb melcete sich unmittelbar nach dem 21. Juni bei Lola Kreuzberg ein Herr Montano und erklärte sich bereit, trotz des angeblichen Filmverbots in Rußland den Nurifilm für 200 Dollar zu erwerben. Die Erlaubnis würde er schon erhalten. Das Geschäft wurde für 5 Jahre abgeschlossen, und am 24. Juni war der Film bereits von Rinotorg, d. h. von demselben Herrn Zöhrer, für 2000 Dollar er worben. Somfino in Moskau hatte aber von diesem Aschluß feine blaffe Ahnung. Am 6. Juli betam Herr 3öhrer den Bescheid, daß der Film von der Moskauer Zensur genehmigt sei; am 12. Juli schrieb er darauf nach Mostau, daß er den Film für 2000 Dollar erworben habe. Was, schrieb man ihm zurüd, er sollte doch für 1000 Dollar getauft werden! Das war ein Mißperständnis, antwor tete man ihm aus Berlin , wir hatten im Februar statt 2000 Dollar versehentlich 1000 geschrieben. Zur selben Zeit aber traf Herr S. Lolq Streuzbergs Bertreter, der von dem Erwerb des Nurifalms durch Herrn 3öhrer unter Umgehung von Lola Kreuzberg erfahren hatte, Herrn Montano auf der Straße, machte ihm heftige Vorwürfe wegen des al gefarteten Spiels und drohte mit einer Anzeige, worauf Herr Montano sich bereit erklärte, weitere 500 Dollar zu zahlen und davon sprach, daß auch andere an der Sache beteiligt seien. Die Die 500 Dollar blieben ungezahlt, Montano hatte kein Geld. anderen" fonnten aber nur 3öhrer und Ronin gewesen sein.
Montano ist inzwischen zu Grabe getragen worden, gegen seine beiden Spießgesellen erstattete die Sowjethandelsvertretung Strafanzeige wegen Beirugs, allerdings erft, nachdem sie im Zusammenhang mit dem Krach des Derufsfafilms fristlos entlassen
morden waren.
Nuri, der Elefant, wandert mit großem Erfolg auf der Leinwand durch Rußlands Kinos. Die Herren Zöhrer und Ronin wer= den aber, falls die zweite Instanz das erste Urteil nicht aufhebt, auf je zwei Monate ins Gefängnis wandern.
died hat mir eine turze Anzeige an die Staatsanwaltschaft gerichtet, in der er sich auf die Mitteilungen beruft, die ihm von dem letzten Vorstand der Hadebeil A.-G., Dr. Brüh!, auf Grund der Atten gemacht worden sind. Die zweite Anzeige geht von der Leitung der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt in Leipzig aus. Gegen Beidlich wird in den Strafanzeigen der Vorwurf erhoben, daß er in dem fogenannten Einsiedel- Rompler mitgemirtt habe, in dem Hadebeil die Unterschlagung von über 400 000 Mart zur Last gelegt wird. Im anderen Fall handelt es sich um den Erwerb der Bapierfabrit Rottewiß, wobei Dr. Weidlich sich der Untreue gegenüber der Hadebeil A.-G. schuldig gemacht haben soll.
Das Zentralwohnungsamt teilt mit: Die gesegliche Miete für den Monat März beträgt in Berlin umerändert 111 Broz. und, wenn der Mieter die Schönheitsreparaturen übernonunen hat, 107 Broz. berreinen Friedensmlete"; fie ermäßigt sich bei Umlage, des Waffergeldes auf 108 bzm. 104 Proz. Zu diesen festen Sägen fommt wie bisher eine Grundvermögenssteuerumlage, die für die einzelnen Rauminhaber des Hauses nach dem Verhältnis der ,, reinen Friedensmieten" zu berechnen ist. Den gefeßlichen Bestimmungen entspricht es nicht, wenn der Vermieter wie es vielfach üblich ist, an Stelle des im einzelnen zu berechnenden Umlagebetrages für die Grundvermögenssteuer einen Mietzuschlag in Höhe von 12% Proz. der reinen Friedensmiete" erhebt; die Umlage der Grundvermögenssteuer ergibt oft einen erheblich anderen Betrag als einen Zuschlag von 12% Proz.
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Die nächste Stadtverordnetenversammlung wird am fommenden Donnerstag, dem 3. März 1932, abgehalten werden. Auf der Tagesordnung stehen u. a. die 2. Beratung der neuen Ortssagung. Beginn der Beratungen um 16.45 Uhr.
Ein alter Tippelbruder, ehemaliger Schmierbulle und große Kanone dieser Art war Iman ,, ohne Gedächtnis", wie er offiziell bezeichnet wurde, und das also war mein neuer Freund, mein Lehrmeister und Ratgeber. Ruhig, nie sein Gleichgewicht verlierend, mit angenehm ausgeglichenen Bemegungen, ohne die sonst bei Arrestanten so häufige zwedlose Haft, machte er den Eindruck eines gutmütigen und leutfeligen Professors inmitten eines jungen, laut durcheinanderfummenden Auditoriums.
Fast den ganzen Tag hockte er auf der Pritsche, ohne sich vom Fled zu rühren; er faß mit untergeschlagenen Beinen, brehte sich langsam eine Bigarette, machte hier und da eine der Bemerkungen, mit denen er der Reihe nach alle Häft linge durchhechelte, imitierte ihre Sprechweise, jagte sie mit Schilderungen bevorstehender Schrednisse in Angst, schalt sie, daß fie es nicht verstanden hatten, fich praktisch einzurichten, sich Mittel zu beschaffen und allerlei Vorsorge für die Reise zu treffen und dergleichen mehr.
Während des Tages ließ man uns zum Holzsägen auf den Hof. Ich schloß mich mit Freuden den paar Leuten an. Belle, im Laufe der Nacht hatte ich es freilich fertig bedie fich freiwillig zur Arbeit meldeten. Nach der Stickluft der fommen, mich ein wenig einzuriechen", erschien mir die frofttlare, reine und durchsichtige Luft wie ein Labsal, wie ein Glas falten Wassers zur Zeit sommerlicher Dürre. Ich lägte Holz, ruhte mich aus und fägte von neuem, um nur so lange wie irgend möglich im Freien fein zu fönnen. Aber diese Freude war viel zu früh zu Ende, und es hieß: wieder zurüd in die Zelle mit ihrem Tabakqualm und ihren äzenden Ausdünstungen.
Um die Lampe herum hatte sich schon ein Kreis von Gefangenen gesammelt, und einer von ihnen erzählte zum hundertsten Male:
,, Wir sind bei Nowochoperst zu Hause... nachher mußten mir wegziehen... also, wie das fchon ist, wir leben zusam men, bie ganze Familie. Der Bruder, was der älteste iſt, tommt auf Urlaub, so von seinem Dienst, und irgend jemand erzählt ihm, der Bater hat sich an seine Frau herangemacht. Na, er also mit dem Beil auf ihn... ich auf ihn! Na ja...
Diese Geschichte hatte er schon unzählige Male mit seiner eintönigen, gleichgültigen Stimme vorgetragen.
Ich ging zu dem alten Landstreicher, meil ich dachte, er würde zu diesem Thema irgendeine treffende Bemerkung, vielleicht irgendeinen Spaß von sich geben.
( Fortfegung folgt.)