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Sozialismus als geitige Entscheidung. Wir greifen an- Wir stoßen vor!

Eröffnungsfundgebung der Sozialistischen

gemeinschaft.

3m überfüllten Gaal des Reichswirtschaftsrats trat gestern bie mit einer Sozialistische Hochschulgemeinschaft Kundgebung Der Sozialismus als geistige Ent. fcheidung" vor die Deffentlichkeit.

Der Junge Chor" gab dem Abend die künstlerische Umrahmung. Als erster Redner sprach Prof. Radbruch  - Heidelberg   über Willen und Ziel der Sozialistischen Hochschulgemeinschaft. Seine Richte linien werden demnächst bei uns erscheinen. Die Sozialistische Hoch­schulgemeinschaft wirbt für Ausbreitung sozialistischen Geistes im Hochschulleben, für Förderung der sozialistischen   Studenten und für Bef.uchtung der Wissenschaft durch den Sozialismus.

Prof. Heimann Hamburg sprach über Sozialis. mus als Ertenntnis und Bekenntnis". Sozialismus ist die lebendige Erkenntnis der geschichtlichen Vorgänge und der foziologischen und politischen Tatsachenwelt. Diese Erkenntnis führt vom Ursprung auf das Ziel hin und setzt als erstes Erfordernis Wirklichkeitsfinn voraus. Der Geist ist als Subjekt und Objekt nichts Feststehendes. 3iel ist, die Freiheit der Person mit der harmonie des sozialen Lebens in Eintlang zu bringen. Die Wirklichkeit aber zeigt die Bernichtung der Person durch die Dämonie des Erwerbes. Die Wucht des Kapitals tötete die Selbständigkeit des Handwerkers und des Kaufmanns und führte zur Enteignung und Entwurzelung von Schichten, die am Bürgerlichen   festhielten, obwohl sie die Bürgerlichkeit bereits ein gebüßt haben. Aus Einzelarbeit ist Rollettivarbeit geworden. Aber die Rechtsformen der Vergangenheit blieben unverändert, während Sinn und Tatbestand sich umgefehrt hatten. Die nur noch scheinbare Berfügungsgewalt war in Wahrheit ans Großfapital übergegangen. Seine Macht führte statt zu einer Belebung zu einer Berödung der Arbeit und zu einer Bedrohung der nackten Existenz von Arbeiter­fchaft und Bürgertum. Diefe Erfenntnis führt zur Forderung nach einer Gemeinwirtschaft des Gemeineigentums in Gerechtigkeit und Geborgenheit, die durch Planmäßigkeit Krisen verhütet. Wirklich feitssinn hat diese Zusammenhänge gesehen. Die Erfenntnis aber führt zu dem Befenntnis, aus neuem Sinn heraus zu leben, um diese Ausbeutungswelt abzulösen. Das läßt die Schmerzen einer Uebergangszeit ertragen. So fordert Notwendigkeitslehre Be fenntnis, die nur durch produktives Schaffen verwirklicht werden fann.

Prof. von After Gießen begann mit einem Rückblick auf die Geschichte des Sozialismus, über die Utopien der französischen  Revolution und der Renaissance bis zum Urdhristentum und Plato  . Der Sozialismus ist so alt wie die Ideale der Freiheit und Gerechtig­feit. Gewiß ist die Befreiung des Menschen aus törperlicher und feelischer Not wichtige Borbedingung. Der freie Mensch tann aber nie necht irgendeiner Idee sein und nie blindes Werkzeug eines Mannes, der ihm rausch artig Gefühle suggeriert( Stürmische Zustimmung.) Er mürde zu seelischer und geistiger Berfrüppelung gelangen. Wer an die eigene Freiheit glaubt, muß auch an die Freiheit der anderen glauben, mer die Knechtschaft der anderen will, ist selber eine Knechtsnatur. Fichte, zu Unrecht von den sogenannten Natio­nalen beansprucht, verlangt die Achtung vor der Rechtssphäre des anderen, und der Mensch ist nicht frei, ohne diese Achtung zu üben. Falschverstandener Sozialismus macht den einzelnen zum willenlofen Bertzeug eines irgendwie gedachten Ganzen Boll ist die frei wollende Gemeinschaft aller Einzelnen. Machttrieb geht immer zusammen mit einem Unterwerfungstrieb unter die Macht: der Mensch wird zum Stiaven ber Macht. Bor dem Kriege erlebten wir eine Bergötzung der Macht, das Bismarcksche Zeitalter gab uns Treitschte und Bernhardi. Heute wird gedankenlos nachgeschwaßt, was in der Bergangenheit gepredigt wurde und uns die Hölle brachte. Plato  , Spinoza   und Kant leiten mit Recht Freiheit und Gerechtigkeit auf die Bernunft zurüd. Heute verwirft man die Bernunf und betet einen Methos der Nation an Wenn die Bernunft in den Papierforb geworfen werden foll, dann wollen wir die Wissenschaft und die Zukunft der Hochs schulen eben dorthin werfen( Anhaltende Zustimmung.). Wenn wir als Sozialisten so die Dinge sehen, dann kommt die weitere Frage: wie ist der Sozialismus möglich? Drei Borbedingungen find flar: Die organisatorische Einheitsfront aller Schaffenden, die Völker­verständigung und die Erfüllung der Führer mit der Kenntnis der

Geschichte.

Montag, den 29. Februar:

Die Eiserne Front ruft!

Schöneberg  . 19½ Uhr, Bürgersaal des Rathauses Friedenau  , Am Lauterplatz. Britz  - Buckow  . 19% Uhr, Beckers Gesellschaftshaus, Britz  , Chausseestr. 97.- Lokal Lindenpark, Britz  , Chausseestr. 18 ( in der Nähe der Schule).

Reinickendorf  . 20 Uhr, Lokel Manthey, Rosenthal 1, Hauptstr. 1.

Dienstag, den 1. März:

Mitte. 19% Uhr, Deutscher Hof, Luckauer Str. 15. Prenzlauer Berg   und Friedrichshain  . 19% Uhr, Saalbau Fried­richshain, Am Friedrichshain 16-23. Fahneneinmarsch, Tam­bourkorps und Bläserkorps des Reichsbanners. Rezitationen: Martha John.

Prenzlauer Berg  . 19% Uhr, Schulaula, Gleimstr. 46.

Steglitz  . 20 Uhr, Parkrestaurant Südende, Am Bahnhof Südende. Neukölln  . 89. und 90. Abteilung. 19% Uhr, in den Hohen­staufensälen, Kottbusser Damm 76.

Neukölln. 91. Abteilung. 19% Uhr, Lokal Bergschloßhöhe, Karlsgartenstr. 6-11. Weißensee  . 20 Uhr, Schloßpavillon, Berliner Allee 205-210. Mittwoch, den 2. März:

Tiergarten. 19% Uhr, Moabiter Gesellschaftshaus, Wiclefstr. 24. Wedding. 19% Uhr, Pharussäle, Müllerstr. 142.19% Uhr,

in beiden Sälen der Atlantik  - Festsäle, Behmstr. am Bahnhof. Gesundbrunnen  . 19% Uhr, Swinemünder Gesellschafts­haus, Swinemünder Str. 42.

Kreuzberg  . 19½ Uhr, Kammersäle, Teltower Str. 1-4. Spandau. 20 Uhr, in der Havelkrone"( früher Brauerelaus­schank Pichelsdorf). Zehlendorf  . 20 Uhr, Lokal Lindenpark, Berliner Str. Ecke Gartenstr.

Schöneberg  . 19% Uhr, Aula der Hohenzollernschule, Belziger

Straße.

Neukölln. 92. und 93. Abteilung. 19% Uhr, Städtischer Saal­bau, Bergstr. 147.

Neukölln. 96., 97. und 98. Abteilung. 19% Uhr, Aula der Ober­realschule, Emser Str.

Treptow und Baumschulenweg  . 19% Uhr, im Spreegarten in Treptow  .

Pankow  . 19% Uhr, Lindners Konzerthaus, Breite Str.

Donnerstag, den 3. März:

Mitte. 19% Uhr, Hackescher Hof, Rosenthaler Str. 40-41. Charlottenburg  . 19% Uhr, Türkisches Zelt, Berliner   Str. 53. Edenpalast, Kaiser Friedrich- Str. 24.

Wilmersdorf  . 20 Uhr, Viktoriagarten, Wilhelmsaue 114-115. Tempelhof  . 20 Uhr, Schulaula, Mariendorf  , Kurfürstenstr. Köpenick  . 108. und 108a. Abteilung. 20 Uhr, Stadttheater, Friedrichstr. 6.

Lichtenberg  . 20 Uhr, Schulaula, Schlichteallee. Efha. 16 Uhr, Lokal Tristram, Britz  , Bürgerstraße 48/49. Redner: Karl Dressel  .

Freitag, den 4. März:

Tiergarten. 8. Abteilung. 20 Uhr, Nationalhof, Bülowstr. 37. Friedrichshain  . 20 Uhr, Schonerts Festsäle, Stralau, Kynaststr. Fahneneinmarsch, Tambourkorps, Bläserkorps des Reichs­banners Friedrichshain  . Rezitationen: Martha John. Wannsee  . 20 Uhr, Deutsche Eiche, Königstr

Tempelhof  . 20 Uhr, Lokal Lierse, Marienfelde  , Berliner   Str. 54 Ecke Lankwitzer Str.

Neukölln. 94. und 95. Abteilung. 19% Uhr, Kindi- Brauerei, Her­

mannstr.

Grünau  - Bohnsdorf  . 19% Uhr, Gesellschaftshaus in Grünau  . Reinickendorf  . 20 Uhr, Lokal Eberhard, Wittenau  , Lübarser Str. Sonnabend, den 5. März:

Reinickendorf  . 19 Uhr, Lokal Beck, Heiligensee, Straße 115 am Flugplatz.

Montag, den 7. März:

Tempelhof  . 20 Uhr, Lokal Rohrmann, Lichtenrade  , Hilbertstr. 19. Siedlung Lindenhof. 20 Uhr, Ledigenheim Eythstr. Dienstag, den 8. März:

Tempelhof  . 20 Uhr, Aula des Realgymnasiums, Kaiserin Augusta- Str. Mahlsdorf. 20 Uhr, Lokal Anders, Bahnhofstr. 37. Adlershof   und Alt- Glienicke- Falkenberg. 19% Uhr, Lokal Wöll­ stein  , Adlershof  , Bismarckstr. 75.

Redner: Siegfried Aufhäuser  , M. d. R. Clara Bohm- Schuch  , M. d. R. Alwin Brandes  , M. d. R. Arthur Crispien  , M. d. R. Gustav Eckhardt. Albert Falkenberg  , Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes. Dr. Otto Friedländer  . Hans Gott­ furcht  . Gertrud Hanna  , M. d. L. Dr. Theodor Haubach  . Kurt Heinig  , M. d. R. Max Heydemann. Luise Kähler, M. d. L Georg Klaußner, M. d. L. Franz Künstler  , M. d. R. Erich Kuttner  , M. d. L. Siegfried Leo. Carl Litke, M. d R. Dr. Richard Lohmann, M. d. L. Dr. Kurt Löwenstein  , M. d. R. Georg Maderholz, M. d. L. Jockel Meier. Otto Meier  , M. d. L. Dr. Richard Mischler. Dr. Julius Moses  , M. d. R. Stadtrat Otto Ortmann. Anton Reißner  , M. d. R. Hermann Schlimme. Fritz Tarnow  , M. d. R. Max Urich  , Stadtverordneter. Hans Vogel  , M. d. R., Parteivorsitzender. Mathilde Wurm  , M. d. R. Mittwoch, den 9. März:

Telefunken. 17% Uhr, Blüchersäle, Blücherstr. 61. Redner: Dr. Kurt Löwenstein  , M. d. R.

Botinnen der A. O. K., Berlin  . 16.30 Uhr, im Speiseraum der A. O. K., Köpenicker Straße 80-82. Redner: Luise Kähler, M. d. L.

Männer und Frauen, bekämpft den Faschismus!

flaffischen Humanismus, die den Atademiker allein in das Dach stübchen des Geistes verwiesen, find zerschlagen, es fehlen aber die neuen Tafeln. Uns ift legtes Ziel die Emanzipation des Menschen. Hierfür aber brauchen wir freies Kampffeld für eigenen Einfah, das heißt radikale Lehrfreiheit. Dann ist uns der Sieg ficher, denn der Geist steht links.( Stürmischer Beifall.)

Prof. Radbruch   schloß die Kundgebung mit den Zeilen des Arbeiterliedes: Des Geistes Licht, des Wissens Macht, dem ganzen Bolte sei's gegeben Das ist das Ziel, das wir erstreben!"

Aus der Nazi- Reflamefabrit. Adolf Hitler   mit Schaukelpferdangen.

Hannover  , 27. Februar.( Eigenbericht.) Uns steht heute das vertrauliche Rundschreiben Nr. 2 der Natio­nalfozialistischen Arbeiterpartei, Gau Südhannover- Braunschweig  , zur Verfügung. Daraus entnehmen wir, daß die Reichspropaganda leitung der Nazis vier Bildplakate herausbringt, die im Wahlkampf gegen Hindenburg   verwandt werden sollen. Das erste Plakat erscheint unter dem Titel Schluß jegt", von Micelnir ent

"

Prof. Loewe Frankfurt   sprach über das Verhältnis von Sozialismus und Hochschule. Die Arbeiterschaft stellt heute faum 6 Proz. der Studentenschaft. Die Hochschule soll teine Genies züchten, sondern den guten Durchschnitt pflegen. Hierdurch unterworfen, und stellt einen Mann dar, der eine Kette zerbricht mit scheidet sich der Sozialismus vom Liberalismus. Heute sehen wir aber, daß der Durchschnitt recht schlecht ist. Wir wissen wohl, daß die Radaustudenten nur einen fleinen Teil der Studentenschaft bilden, und wir freuen uns, daß die Abgesperrtheit der Studenten­schaft von Kampf und Leben nachgelassen hat. Der Geist muß fich burch den Blick auf die Wirklichkeit verlebendigen. Die Tafeln des

schreiender roter Farbe nach dem Motto: Bon roten Ketten macht euch frei allein die Deutsche   Bolkspartei. Wir kennen diefes Plakat ja von früher! Weiter ist die Veröffentlichung eines Elends. platats vorgesehen. Eines dieser Bildplafate wird den Ober­Olaf Hitler   persönlich zeigen, allerdings nicht sein wahres Ge­sicht, sondern mit Napoleonlode und Schaufelpferdaugen, als Held

| frisiert. Ein anderes Platat ist eine gedrudte Bhotomontage. Die andere Hälfte des Plakats soll zwölf Köpfe non ,, Margisten" bringen, in verzerrter Darstellung. Darüber steht als Legt: Wir wählen Hindenburg  ." Die untere Hälfte bringt zwölf Photographien von nationalsozialistischen Abgeordneten. Diefe lezten zwölf Nazibilder werden auf Heldenmiene und mit Blizaugen retuschiert und be­tommen als Tegt: Wir wählen den Adolf Hitler  ." Als abschrecken­des Beispiel wollen die Nationalsozialisten neben den sozialistischen  Führern auch einige prominente jüdische Bankdirektoren mit Hafen­nase und durch technische Entstellung verzerrten Gefichtern bringen.

91

Theodor Müller gestorben. In Breslau   ist der frühere preußische Landtagsabgeordnete Genosse Theodor Müller furz vor Bollendung feines 61. Lebensjahres verstorben. Genosse Müller war mehrere Jahre Redakteur der Breslauer Bolfswacht" und später Parteisekretär der dortigen Organisation. Seit 1919 lebte er als freier Schriftsteller. Er hat sich besonders verdient gemacht durch seine Abhandlungen aus der schlesischen Parteigeschichte. Dem Land­tag gehörte er von 1919 bis 1928 an.

Gewerkschaftliches fiche 3. Beilage.

Berantwortlich für Politit: Bictor Schiff; Wirtschuft: 6. Klingelhäfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton  : Dr. John Schilowsti; 2otales und Sonstiges: Frig Rarstäbt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin  . Verlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts- Buchdruderei und Verlagsanftalt Paul Singer u. Co., Berlin   SW. 68, Lindenstraße 3. Sieran 5 Beilagen.

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