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Wagen ihre frischgebadenen Buffer feilhielten. Seitdem aber hort Die Neubauten stehen, ist die Uhr dieser Pufferbäder abgelaufen. Ihr Erbe haben die großen Bufferküchen der Berliner Innenstadt angetreten. Der Puffer ist so gut mie salonfähig geworden.

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Schiebung mit dem Elefantenbaby

Dabei ernährt das Bufferbaden feinen Mann. Eigentlich Wie Nuri, der Elefant in das Leben von Sowjetangestellten eingriff

müßten die Berliner Buffermirte sammeln und dem Herrn Franz Drafe, der vor nunmehr 200 Jahren die Kartoffel nach Deutschland brachte, ein Denfmal segen. Das müßte dann auf dem Hausvogte: platz stehen. Und morgens, mittags und abends müßten die Unter nehmer sich den Kartoffelmann ansehen. Es scheint vollbracht: zwischen dem Spittelmarkt und Hennigsdorf ist der Kartoffelpuffer zum beinahe wichtigsten Instrument für die tägliche Reproduktion der Arbeitskraft geworden.

Kohlengrube explodiert!

Dreißig Bergleute vermißt.

New York , 27. februar. In Pocahontas( Virginia ) wurde die Kohlen grube Boissevain durch eine schwere Explosion zum größ ten Teil zerstört. 30 Bergleute werden vermit. Die Ursache der Explosion konnte noch nicht festgestellt werden. Die Washingtoner Bergbaubehörden haben im Laufe des Tages bereits mehrere Eisenbahnwagen mit Hilfsmaterial an die Unglücksstätte abgesandt.

Raubüberfall am Magdeburger Platz.

Banditen in der Autodroschte.- 3000 Mart erbeutet. E'n verwegener Banditenstreich wurde gestern am hellen Tage

in der Lützowstraße, unweit des Magdeburger Plakes, verübt. Zwei bewaffnete Männer drangen in das Zigarrengeschäft von Ra­gowiti ein und raubten mit vorgehaltener pistole etwa 3000 m.

Mit der Beute entkamen die Täter in einer Autodroschke.

Kurz vor 17 Uhr betraten zwei Männer unter der Maske von

harmlosen Kunden den Laden. Plötzlich zogen die vermeintlichen

Käufer Pistolen hervor und zwangen mit schußbereiten Waffen den Inhaber, die Hände hochzuheben. Während sich einer der Ban­diten an der Tür postierte, ging der Komplice auf die Ladenkasse zu, raubte die Tageseinnahme und eine Brieftasche, in der sich etwa 3000 m. Papiergeld befanden. Dann ergriffen die Räuber noch mehrere Batete Talatwaren und liefen mit der Beute auf die Straße. Dort sprangen fie in eine Autodroschte und rasten davon. Nach den bis herigen polizeilichen Ermittlungen ist die Autodroschte von den Ban diten zweifellos zu dem Raubüberfall irgendwo gestohlen wor. den. Die Nachforschungen haben noch zu feinem Ergebnis geführt.

Riefenbrand in Bremen . Großes Lagerhaus bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Bremen , 27. Februar.

Im Lagerhaus der deutschen Drogisten- Einkaufsgenossenschaft Bremen entstand heute abend aus bisher ungeflärter Ursache ein Brand, der an den leicht brennenden Materialien reiche Nahrung fand. In furzer Zeit stand das ganze Haus bis zum Dachstuhl in Flammen, die Feuerwehr mußte fich darauf beschränken, die be nachbarten Lagerhäuser zu schützen. Gegen 22 Uhr war es der Wehr gelungen, den Brand zu lokalisieren. Das Lagerhaus ist bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt.

Borsicht, das Eis hält nicht!

Die Verwaltung der märkischen Wasserstraßen we'ft darauf hin, daß bei dem zur Zeit herrschenden Wechsel von Frost und Tauwetter vor dem Betreten der Eisflächen gewarnt werden muß. Die Seen sowie Streifen an den Ufern und Buchten der Havel und Spree sind zwar mit Eis bedeckt; das Eis ist aber zum Teil schwach und nicht genügend tragfähig.

Turime bruch

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ROMAN

von

S.Rosenfeld

Aus dem Russischen übertragen von Werner Bergengruen . Ein alter, von allen anerkannter Landstretcher, der den größten Teil seines Lebens hinter Gefängnismauern verbracht hatte, ein amüsanter Erzähler und Bigbold, der allen Dingen steptisch gegenüberstand und sich über alle Dinge luftig machte, hodte mit untergeschlagenen Beinen auf der Pritsche und fagte: Ach, und draußen habt ihr wohl chinesischen Tee mit Buder geschlect? Kinder, Leute wie eud), hätte man ja in feine Teestube hereingelassen! Aber natürlich, ihr seid ja alles feine Herren, müßt richtigen Tee haben!"

Mir gab er gute Ratschläge und Hinweise, wie ich es mit der Kollegialität halten sollte:

Sei nur nicht zu spendabel, mein Junge! Hundert Reisetage wirst du mit deinem Kram auskommen müssen, Bruder. Mit den sieben Ropelen, die der Bar täglich aus­wirft, kannst du dir nicht den Bauch vollschlagen. Da tann man schon eher schlapp machen."

Nuri, das famose Elefantenjunge im gleichlautenden, von der bekannten Forschungsreisenden Lola Kreuzberg gedrehten Film, hat sich bestimmt nicht träumen lassen, daß es eines Tages im Leben des Leiters der Kino- und Photoabteilung der Sowjethandelsvertre tung in Berlin , 3öhrer, und dessen Referenten Ronin eine verhängnisvolle Rolle spielen würde. Ein raffiniertes Betrugsspiel, von diesen beiden mit filmischer Gewandtheit durchgeführt, brachte ihnen gestern vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte je zwei Monate Gefängnis wegen Untreue in Tateinheit mit Betrug ein. Dem Kommunisten Zöhrer genügten anscheinend nicht seine Ein. nahmen in Höhe von 4000 m. monatlich; er beschloß, sich auf Rosten des Somkino zu bereichern.

Im Januar 1929 bot Lola Kreuzberg durch den Terrafilm der Kino und Photoabteilung der Handelsvertretung( Kinotorg) ihren Film Nuri, der Elefant" an. Der Kinotorg erflärte fich be­reit, den Film nach Moskau zur Ansicht zu schicken. Sollte die Terrafilmgesellschaft 7 Wochen nach Eintreffen des Nurifilms in Moskau feinen Bescheid erhalten, so sollte das Geschäft als zer. schlagen gelten. Erst im Februar schrieb der Kinotorg, also Herr 3öhrer, nach Moskau , daß der Film für 1000 Dollar zu er­werten sei; und erst Ende Mai traf der Film in Moskau ein. Seit den ersten Verhandlungen waren 5 Monate vergangen. Am 21. Juni erhielt Frau Lola Kreuzberg die Nachricht, daß die Moskauer 3en­fur den Film verboten habe, an demselben Tage schrieb Zöhrer nach Moskau einen Brief, in dem er bat, die Erledigung der An­gelegenheit zu beschleunigen, um Unannehmlichkeiten mit der Terrafilmgesellschaft aus dem Wege zu gehen, habe er den Vertrag

abgeschlossen.

Wie reimte sich nun dieser Brief mit dem angeblichen Verbot des Films in Moskau zusammen? Das ergibt sich aus dem Fol­genden: In Wirklichkeit hatte der Kinotorg aus Moskau die tele­graphische Mitteilung erhalten, daß Nuri zur 3enjur ge gangen fei; Zöhrer zweifelte also teinen Augenblick daran, daß

Explosion im Hotel.

Drei Schwerverlette.- Eine Mauer eingestürzt.

Saffowih, 27. februar.

Im Hotel Bristol in Szczyrt bei Bielik ereignete sich eine folgenschwere Explosion. Der zwölfjährige Sohn des Hotelbesizers hatte in der Hotelküche ohne Wissen des Kochs einen Behälter mit fünf Liter Rohöl zum Aufwärmen auf die Herdplatte gestellt. Die Dämpfe explodierten plöglich, so daß der Knabe, seine 23jährige Schwester und der Hotelkoch schwer verlegt wurden. Alle drei haben erhebliche Brandwunden erlitten und mußten in das Krankenhaus überführt werden. Die Explosion war so start, daß eine Mauer des Hotels einstürzte und sämtliche Fensterscheiben in Trümmer gingen. Der Gäste bemächtigte sich eine Panit. Während der all gemeinen Aufregung gelang es zwei Dieben, erhebliche Beute zu machen. Ein Schadenfeuer fonnte durch die Feuerwehr auf seinen Herd beschränkt werden.

Ausdehnung der Hackebeil- Affäre.

Die Affäre des ehemaligen Generaldirektors der Hadebeil 2.-G., Guido Hadebeil, scheint jetzt eine weitere Ausdehnung zu nehmen. Hadebeil mar befanntlich auf Grund einer Strafanzeige des ehemaligen Direktors der IG- Farben , Dr. Weiblich, in Haft genommen worden. Jetzt sind bei der Staatsanwaltschaft gegen Dr. Weiblich zwei Strafanzeigen eingegangen, die ihm Betrug

und Untreue vorwerfen.

Die Anzeige gegen Dr. Weidlich geht von dem legten Aufsichts­ratsvorsitzenden der Guido Hackebeil A.-G., dem Berliner Rechts­anwalt und Notar Dr. Bösten died, aus, der allerdings nur die legten zwei Monate dem Konzern angehört hat. Dr. Wösten

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Landstreicher der genannten Kategorie gingen mit vollen Bewußtsein auf diese Art der Bestrafung aus; das heißt: die Strafe, die ihnen im Falle des Bekanntwerdens ihres eigent lichen Namens drohte, wäre eine viel härtere gewesen als die, die sie wegen Landstreicherei und Paßlosigkeit zu gewärtigen hatten. Bevor aber einer wegen Paßlosigkeit verurteilt werden konnte, wurde er monatelang, manchmal jahrelang, in ganz Rußland herumgekarrt, um identifiziert zu werden. Daher kannten diese Leute alle russischen Gefängnisse, darum fühlten sie sich im Gefängnis wie zu Hause, schleppten bis zu zwanzig Pfund Zucker mit sich herum, dazu pfundweise Tee und Tabat, eine Menge Wäsche und außerdem verstanden sie es mit großer Gewandtheit, ihr Geld vor den Begleitmann schaften zu verstecken; denn der Besitz von Geldmitteln war im Gefängnis und auf dem Transport streng verboten.

Im Gefängnis waren diese Landstreicher die großen Kanonen". Sie genossen eine beträchtliche Autorität bei den Mitgefangenen und fogar beim Gefängnispersonal. Die Arrestanten pflegten mit einem ehrerbietigen Scherz zu fagen: Respekt, Bengels, Klappe auf, alter Tippelbruder will Tee trinken",- und darunter verstanden sie die Situa tion, in der ein Landstrcicher den Kragen seiner Hemdbluse auftnöpft und sich den Schweiß von der Stirn mischt. Bevor es wieder auf die Reise aing, versorgten sich die Landstreicher im Gefängnis beim Schmierbuffen" mit allem Nötigen. Diese Schmierbullen waren eine Institution, die in manchen Gefängnisfen nach und nach ihren ursprünglichen Sinn eingebüßt batte. In früheren Beiten bandelte es fich um eine interne Gefangenenunternehmung. Die für eine be­stimmte Beit von einer Gruppe ehemaliger Schicksalsgefährten Als ich antwortete, man fönnte doch nicht gut essen und gewiffen Arreftanten pachtweise überlassen worden war. Der trinfen, wenn rings um einen herum Hungrige hoden und Schmierbulle hatte in einer der 3ellen eine halb legale Ber­einem die Bissen in den Mund zählen, erklärte er lehrhaft: faufaftelle, mo es gewöhnlich Ruder, Tee, Tabat, Herinae, ,, Alle tannst du sie doch nicht durchfüttern. Ich bin von Weikhrot und mitmter fogar Schnaps nab. Außerdem hielt Cherson unterwegs; feinem einzigen habe ich einen Bissen der Schmierbulle Spielfarten zur Verfüguna. für deren Be abgegeben. Und ich tu es auch meiter nicht. Wundere dich mukung er, wie in einem Klub, eine periffe Summe pro nicht, daß ich einen fo großen Sac habe. Ich muß bis Tobolit, Spiel oder auch eine Tantieme vom Umfaß erhob. Die und dann noch sechshundert erst zu Fuß. Schmierbullen nahmen auch Badeinrichtungen in Baht und Diefer Mann war ein richtiger Landstreicher, bas heißt lieferten hen Bohegälten nenen Barzahlung Badebedienung, einer, der seinen eigentlichen Namen und seine Bergangenheit| Seife, Baftfhher und Raderuten. Sie nerdienten für Ge­verschwieg. Diese Situation wird im Polizeijargon gewöhn fännnisverhältniffe aroße Summen und lebten, ebenfalls für lich als Baklofigteit" bezeichnet und gegen Landstreicher Gefängnisverhältniffe, mie Gott in Frankreich . Dafür waren Dieser Art richtete sich oft der nicht unbegründete Berdacht fie verpflichtet, alte Gefängnisfinden, die einen langen aller möglichen Kapitalverbrechen. Diese Paßlosigkeit" Transport nor fich hatten. fei es in ein anderes Gefängnis, wurde mit fünf Jahren Arrestantentompagnie und an fet es nach Sibirien zur Ansiedlung, mit allem zu versorgen, schließender Ansiedlung in Sibirien bestraft. was sie unterwegs brauchten.

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Schwierigkeiten überhaupt nicht entstehen würden. Eben deshalb meldete sich unmittelbar nach dem 21. Juni bei Lola Kreuzberg ein Herr Montano und erklärte sich bereit, trotz des angeblichen Fumverbots in Rußland den Nurifilm für 200 Dollar zu erwerben. Die Erlaubnis würde er schon erhalten. Das Geschäft wurde für 5 Jahre abgeschlossen, und am 24. Juni war der Film bereits von Rinotorg, d. h. von demselben Herrn 3öhrer, für 2000 Dollar er worben. Sowfino in Mostau hatte aber von diesem A. schluß teine blaffe Ahnung. Am 6. Juli bekam Herr Zöhrer den Bescheid, daß der Film von der Moskauer Zensur genehmigt sei; am 12. Juli schrieb er darauf nach Mostau, daß er den Film für 2000 Dollar er worben habe. Was, schrieb man ihm zurüd, er sollte doch für 1000 Dollar getauft werden! Das war ein Mißverständnis, antwor tete man ihm aus Berlin , wir hatten im Februar statt 2000 Dollar versehentlich 1000 geschrieben. Zur selben Zeit aber traf Herr S. Lola Kreuzbergs Vertreter, der von dem Erwerb des Nurifalms durch Herrn Zöhrer unter Umgehung von Lola Kreuzberg erfahren hatte, Herrn Montano auf der Straße, machte ihm heftige Vorwürfe wegen des al gefarteten Spiels und drohte mit einer Anzeige, worauf Herr Montano sich bereit erflärte, weitere 500 Dollar zu zahlen und davon sprach, daß auch andere an der Sache beteiligt seien. Die Die 500 Dollar blieben ungezahlt, Montano hatte kein Geld. anderen" fonnten aber nur Zöhrer und Ronin gewesen sein.

Montano ist inzwischen zu Grabe getragen worden, gegen seine beiden Spießgesellen erstattete die Sowjethandelsvertretung Straf anzeige wegen Betrugs, allerdings erst, nachdem sie im Zu­sammenhang mit dem Krach des Derufsafilms fristlos entlassen

morden waren.

Nuri, der Elefant, wandert mit großem Erfolg auf der Lein­wand durch Rußlands Kinos. Die Herren Zöhrer und Ronin wer­den aber, falls die zweite Instanz das erste Urteil nicht aufhebt, auf je zwei Monate ins Gefängnis wandern.

died hat mur eine kurze Anzeige an die Staatsanwaltschaft gerichtet, in der er sich auf die Mitteilungen beruft, die ihm von dem letzten Borstand der Hackebeil A.-G., Dr. Brühl, auf Grund der Atten gemacht worden sind. Die zweite Anzeige geht von der Leitung der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt in Leipzig aus. Gegen Beidlich wird in den Strafanzeigen der Bormurf erhoben, daß er. in dem sogenannten Einsiedel Kompler mitgewirkt habe, in dem Hackebeil die Unterschlagung von über 400 000 Mart zur Last gelegt wird. Im anderen Fall handelt es sich um den Erwerb der. Papierfabrik Köttewig, wobei Dr. Weidlich sich der Untreue gegenüber der Hackebeil A.-G. schuldig gemacht haben soll.

Die Märzmiete in Berlin .

Das Zentralwohnungsamt teilt mit: Die gefeßliche Miete für den Monat März beträgt in Berlin unverändert 111 Broz. und, wenn der Mieter die Schönheitsreparaturen übernommen hat, 107 Pro3. der reinen Friedensmiete"; sie ermäßigt sich bei Umlage­des Wassergeldes auf 108 bzw. 104 Proz. Zu diesen festen Sägen tommt wie bisher eine Grundvermögenssteuerumlage, die für die einzelnen Rauminhaber des Hauses nach dem Verhältnis der, reinen Friedensmieten" zu berechnen ist. Den gesetzlichen Bestimmungen entspricht es nicht, wenn der Vermieter wie es vielfach üblich ist, an Stelle des im einzelnen zu berechnenden Umlagebetrages für die Grundvermögenssteuer einen Mietzuschlag in Höhe von 12% Proz. der reinen Friedensmiete" erhebt; die Umlage der Grundvermögenssteuer ergibt oft einen erheblich anderen Betrag als einen Zuschlag von 12% Proz.

Die nächste Stadtverordnetenversammlung wird am fommen­den Donnerstag, dem 3. März 1932, abgehalten werden. Auf der Tagesordnung stehen u. a. die 2. Beratung der neuen Orts­fagung. Beginn der Beratungen um 16.45 Uhr.

Ein alter Tippelbruder, ehemaliger Schmierbulle und große Kanone dieser Art war Jwan ,, ohne Gedächtnis", wie er offiziell bezeichnet wurde, und das also war mein neuer Freund, mein Lehrmeister und Ratgeber. Ruhig, nie sein Gleichgewicht verlierend, mit angenehm ausgeglichenen Be­wegungen, ohne die sonst bei Arrestanten so häufige zwecklose Hast, machte er den Eindruck eines gutmütigen und leut­feligen Professors inmitten eines jungen, laut durcheinander­summenden Auditoriums.

Fast den ganzen Tag hoďte er auf der Pritsche, ohne sich vom Fled zu rühren; er saß mit untergeschlagenen Beinen, drehte sich langsam eine Bigarette, machte hier und da eine der Bemerkungen, mit denen er der Reihe nach alle Häft­linge durchhechelte, imitierte ihre Sprechweise, jagte sie mit Schilderungen bevorstehender Schrednisse in Angst, schalt sie, baß fie es nicht verstanden hatten, sich praktisch einzurichten, fich Mittel zu beschaffen und allerlei Vorsorge für die Reise zu treffen und dergleichen mehr.

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Während des Tages ließ man uns zum Holzsägen auf den Hof. Ich schloß mich mit Freuden den paar Leuten an, die fich freiwillig zur Arbeit meldeten. Nach der Stickluft der Belle, im Laufe der Nacht hatte ich es freilich fertig be­fommen, mich ein wenig einzuriechen", erschien mir die frostflare, reine und durchsichtige Luft wie ein Labsal, wie ein Glas falten Wassers zur Beit sommerlicher Dürre. Ich fägte Hola, ruhte mich aus und fägte von neuem, um nur o lange wie irgend möglich im Freien fein zu können. Aber diese Freude war viel zu früh zu Ende, und es hieß: wieder zurück in die Belle mit ihrem Tabakqualm und ihren äzenden Ausdünstungen.

Um die Lampe herum hatte sich schon ein Kreis von Ge­fangenen gesammelt, und einer von ihnen erzählte zum hun­deristen Male:

,, Wir sind bei Nowochoperst zu Hause... nachher mußten mir megziehen... also, mie das schon ist, mir leben zusam men, die ganze Familie. Der Bruder, was ber ältefte ist, tommt auf Urlaub, fo von seinem Dienst, und irgend jemand erzählt ihm, der Bater hat sich an seine Frau herangemacht. Na, er also mit dem Beil auf ihn... ich auf ihn! Na ja..." Diese Geschichte hatte er schon unzählige Male mit seiner eintönigen, gleichgültigen Stimme vorgetragen.

Ich ging zu dem alten Landstreicher, weil ich dachte, er würde zu diesem Thema irgendeine treffende Bemerkung, vielleicht irgendeinen Spaß von sich geben.

( Fortsegung folgt.)