3Ir. 99* 49. Jahrgang
5. Beilage des Vorwärts
Sonntag, 2S Kebruar 1932
Der arme Linoleumkonzern. Wie er mit jedem Pfennig rechnet.
Wenn zwei sich streiten, erfährt der dritte die Wahrheit. Der dritte ist die Oeffentlichkeit. Von den vor dem Arbeitsgericht in Oldenburg stehenden Parteien war der Konzern deutscher Linoleumwerke der Beklagte und der Syndikus der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer, Professor Dr. D u r st h o s f, der klagende Arbeit- nehmer. Dr. Dursthoff war vertraglich aus Lebenszeit bzw. bei Dienst- Unfähigkeit mit Pension angestellt. Da der Konzern seine Preis- iiberwachungsstelle in Oldenburg aufgab, sollte auch der cherr Pro- sessar abgebaut, d. h. pensioniert werden. Da er jedoch nicht dienst- unfähig war, hatte er auf Weiterzahlung des Gehalts von jährlich ZlZ Soo Mark nebst 5000 Mark garantierter Tantieme geklagt. Diese erste Klage im September t93i endete mit einem Vergleich, wonach das Gehalt für 1932 weitergezahlt werden und ab 1933 die Pensionierung mit jährlich 12 999 Mark eintreten sollte. Die neue Klage, die jetzt vor dem Arbeitsgericht Oldenburg ver- handelt wurde, drehte sich darum, ob auf Grund der Notverordnung für 1932 Gehaltsabzüge gemacht oder aber das volle Gehalt gezahlt werden soll. Da der Ausgang der Klage hier weniger interessiert als die Verhandlung selbst, sei vorweg bemerkt, daß der Kläger sich einen monatlichen Gehaltsabzug von 599 Mark ge- »allen lasten muß, er also„nur"' noch 2999 Mark monallich in diesem Jahre bekommt, seine Pension jedoch von der Nowerord- nung unberührt bleibt, also 1999 Mark monatlich ab 1933 beträgt. Bei der Gehaltskürzung hatte der Konzern sich neben der Not- Verordnung auch daraus berufen, daß die Ungunst der Wirtschaft- lichen Verhältniste auch den Linoleumkonzern getroffen habe und deshalb alle Angestellte sich einen Abzug vom Gehalt gefallen lassen müssen. Der Richter hatte der Gesellschaft aufgegeben, einen Nachweis über cie Gehaltszahlung der Vorstandsmitglieder und Direktoren nebst deren Kürzungen herzugeben, um so unter Würdigung der Stellung Dr. Dursthosss beurteilen zu können, ob für ihn eine Kürzung in Frage kommt. Hier versagte die Auskunft. Dennoch ergab sich. daß die Generaldirektoren Gesamtbezüge von 599 999 Mark und höher im Zohr erhallen. lieber die Kürzungen der Direktorengehälter wurden Angaben ge- macht, die zwischen 23,39, 37 und 44 Proz. gegenüber den Gehältern von 1927 liegen und bis zu 69 und 65 Proz. der Gehälter von 1939 betragen. Die Erörterung der höchsten Gehälter schien dem Konzern sehr peinlich, auch Dr. Durschoff, der Andeutungen machte, hielt sich durch Schwelgepflicht für gebunden. Bei den Angestellten ist in verschieden abgestuften Graden das Geholt gekürzt, so bei einem Monatsgehalt und 499 Mark 5 Proz., 491 bis 1999 Mark 19 Proz., bis 1959 Mark 11 Proz., 1159 Mark 13 Proz.. 1299 Mark 14 Proz., über 1299 bis 2999 Mark 15 Proz., über. 2999 Mark Monatsgehalt 29 Proz. rückwirkend auf 1. Juli 1931. Interessant war die Feststellung, daß der Konzern acht Varstandsmilglirder, zwei Direktoren und drei General, direktoreu besaß: zu den Generaldirektoren ist ein Engländer bei dem Konzern- Zusammenschluß mit herübergenommen, da der Konzern in- t e r n a t i o n a l ist und alle Produktionsländer umfaßt. Interestant gestaltete sich die Erörterung der Frage über die wirl- schaftlichen Verhältnisse des Konzerns, wobei die Vertreter des Kon- zerns darauf hinwiesen, daß auch heute die Gesellschaft mit jedem Pfennig zu rechnen habe. Dr. Durschoff wollte diese Notloge nicht gelten lassen. Er schildert den Werdegang der velmenhorster tinoleumwerke seit 1915 und die Gründung des Konzerns 1926, dem in Deutschland alle Betriebe bis auf zwei kleine angeschlosten seien. Bei dieser Gelegenheit sei auch die Linoleum-Wirtschaftsstelle eingerichtet war- den, der Dr. Durschoff vorgestanden habe. Die Zentrale des
Konzerns fei B i e t i g h e i m. Die Stellung Dursthoffs sei die eines Direktors gewesen, sein Gehalt gegenüber gleichartiger Stellung kein übermäßig hohes. Da die wiederholten Vergleichsvorschläge des Gerichts zu keiner Einigung führten, ging Dr. Durschoff zeitweise aus der sich auferlegten Reserve heraus, besonders gegenüber der Bemerkung der Konzernverwaltung, daß man sich auch in w i r t- schaftlicher Not befände. Die Erörterung der Bilanz von 1928 bis 1939 ergab«in glänzendes Geschäft. Kelue Industrie habe so guk abgeschnitten wie die Cinolram- industrie, die infolge des fast restlosen Zusammenschlustes kotostal hohe Preise habe nehmen können. Di« Stillegung von Betrieben sei doch de- absichtigt gewesen und habe mit dem Gang des Geschätts nichts zu tun. Die Schließung des Werkes Delmenhorst sei mit Absicht er- folgt. Di« Rohstoffe hätten rückläufig« Tendenz, Leinöl ist im Preis von 63 bis 199 M. auf 25 M. 1931 gefallen, während der Friedenepreis 45 bis 59 M. betrug. Wenn die Umsätze zurückgegangen seien, so deshalb, weil die Preise zu hoch lagen; erst jetzt ist man mit den Preisen heruntergegangen. 33 Proz. Dividende hätten verteilt werden können, wenn man nicht die Aktien verwässert und hohe Abschreibungen gemacht hätte. Es war ein typisches Bild der Wirtschaftsführung, das hier vor dem Arbeitsgericht — nicht vollständig— aufgerollt wurde. Die Arbeiterschaft in Delmenhorst ist schon durch den Zusammenbruchdes Nord wolle» Konzerns schwer betroffen worden, sie wurde durch d»e über- flüssig« Stillegung des Linoleumwerkes wiederum geschädigt. Die Aussage von Prof. Dr. D u r st h o s s über diese Stillegung ist ein Beweis dafür, daß sie nicht unbedingt notwendig war. Das trifft auf eine Reih« der ununterbrochenen Still- l e g u n g e n zu, von denen bei fach- und sachkundiger gewisten- haster Nachprüfung nianche vormieden werden konnten und damit für viele deutsche Arbeiter die Not der Arbeitslosigkeit. Das Treiben der Konzerne muß im Interesse der Wirtschaft, wie im öffentlichen Allgemeinintereste, schärfer und dauernd beob- achtet werden. Die Gewerkschastseroberung. Methoden und Spekulationen der?iGO. Nach dem Rezept von Cout läßt einer der RGO.-Gewerk- schaftsjeind, keinen■ Zweifel mehr darüber,„daß der Vorstoß der RGO. innerhalb der Gewertschaftsoerbände zur Gewinnung und Eroberung der unteren Gewerkschaftspositwnen immer erfolg- reicher durchgeführt wird... Nach einer unvollständigen Auf- ftellung wurden 45 Ortsoerrvalwngen bisher erobert. Jedoch meldet die Jndujttiegruppe Bau der RGO. 36 ganz oder testweis« eroberte Zahlstellen der Baugewerksverbänüe." Es erübrigt.sich, diesen„Eroberungen" hier nachzugehen, zumal Herr Erich Auer selber darauf hinweist, daß das eigentlich nicht allzuviel ist, denn der Metallarbeiterverband allein habe an die 699 Ortsoerwaltungen. „Die Organisation der Oppositionsbewegung geht nicht in dem Tempo vor sich, wie das angesichts der Situation möglich und nst- wendig wäre. Die Manöoeriertätigkeit und die Stärke des streik- brecherischen Gewerkschaftsapparats und die Wichtigkett der inner- gewerkschaftlichen Arbeit wird nur zu oft unterschätzt." Da» suggeriert die KPD . ihren Mitläufern nun schon seit über einem Jahrzehnt. Sie Hilst sich über ihren geringen Erfolg damit hinweg,„daß ein erheblicher Teil der Parleimilglieder und der Mit- glieder' revolutionärer Massenorganisationen(aus dem Papier! D. R. ) gewerkschafllich überhaupt nicht mehr organisiert sind, weder in der RGO. noch in den rejormistischen Verbänden und natürlich dort auch kein« revolutionäre Oppositionsarbeit leisten." „Der V. RGJ.-Kongrcß hat mit Recht die Losung:„Hinein in
die Gewerkschaftenl" aufgehoben. Das schließt jedoch die Hinein- dirigierung von Kommunisten in die Masten-Gewerkschaftsverbände mit dem Auftrag zur Organisierung der Oppositionsarbeit keineswegs aus." Nach einem Absatz, der durch die übliche Beschtnipfung der Ge- werkschaften die Provokateurmethode vernebeln soll, kommt die Spekulation auf die Krisenlage der Gewerkschaften. Die steigenden finanziellen Schwierigkeiten der Verbände,..die sich äußern im Abbau der ilnterslützungen, Verlängerung der Anwartfchaftsdauer, Einstellung der Sonderunterstützungen und auch Abbau des Apparats", bedeuten den Beginn der Vernichtung der Unter stütz n ngseinrichtungen. „Die Tatsachen— Begleiterscheinungen der Krise— sind Sprengpuloer für die Gewerkschaftsverbände. Die Hoffnungen von Millionen fett Jahrzehnten beitragzahlenden Mitgliedern auf wohlerworbene Rechte werden vernichtet." Der schuftigste Unternehme rknecht könnte das nicht bester machen als der„Revolutionär" Auer in der„Roten Fahne", der dann den täglichen Anbiederungsversuch macht:„Gewerkschafter, wir reichen euch die Hand."
Kommunalbeamte in der Eisernen Front Am Freitag fand im Verbandshaus des Gesamtoerbandes eine stark besuchte Delcgiertenversammlung der Reichsgewerkschaft deutscher Kommunalbeamten und Angestellten im Ge- samtverland statt, in der Genoste Soldes in einem Referat über die beamtenpolitische Lage auch zur Bildung einer Hammer- schaft der Kommunalbeamten aufforderte. Nach einer regen Aussprach«, in der Einzelheiten der Bildung von Hammer- schaften besprochen wurden, fand folgende Entschließung Annahme: „In der Erkenntnis, daß ein Sieg des Faschismus in Deutsch - land zu einer völligen Entrechtung der Beamten führen und sie zu willenlosen Handlangern des zufälligen Diktators degradieren würde, begrüßen die in der Reichsgewerkschaft deutscher Kommunalbeam- ten und Angestellten organisierten Kommunalbeamten der Stadt Berlin die Bildung der Eisernen Fronst zur Bekämpfung von Reaktion und Faschismus und zur Erhaltung von Demokratie und Re- publik. Die Delegiertenversammlung der R. d. K. fordert die repu- blikanische Berliner Kommunalbeamtenschaft auf. sich restlos in die von den freien Gewerkschaften gebildeten Hommerjchaften einzugliedern und Schüller an Schulter mit den Arbeitern und Angestell- ten der städtischen Betriebe und Verwaltungen den nationalsozialisti- schen Terror zu brechen und die Bürgerkriegspropaganda zu schlagen."
posthammerschast Charlottenburg . Auch unter der Beamtenschaft hat die Eisern« Front starke Unterstützung gesunden. So hat sich in C h a r- l o t t e n b u r g eine Po st Hammer schaft gebildet, die einen Aufruf erläßt, in dem es heißt: Di« tägliche Erfahrung in Verwaltung und Betrieb lehrt die Beamten leider, daß nicht diejenigen, die ihrem Eide getreu, mit Bewußtsein und Hingabe dem republikanischen Volksstaat dienen, den Schutz dieses Staates genießen, sondern daß diejenigen Teile der Beamtenschaft, die mehr, oder minder osjen den republi- konische n Bo l sssta a t bekämpfe.», bespötteln oder gor verächtlich machen, an(Einfluß und Rückhalt gewinnen.. Aus un- serer Pflicht heraus und aus innerster. Uebsrzeugung sind wir ent- jchlosten, die republikanische Verfassung des Deutscheu Reichs mit allen Kräften zu verteidigen und sie vor jedein Angriff, woher er auch komme, zu schützen. Zur Bekräftigung dessen fordern wir alle republikanischen Beamten aus. sich unserer Post- hammerschaft republikanischer Beamten in Charlollenburg anzu- schließen. Von den Unterzeichneten des Austufs seien genannt: Oberpost- direktor P l e g e r, Major d. R. a. D., Oberpostsekretär Erich Fischer. Postschaffner Fritz Körb er. Postschaffner Franz Liese. Postschafsner Fritz Neubauer, Hilfspoftschaffner E. Fischer. Die Geschäftsstelle der Hammerschaft, die ZustimmungserNärun- gen entgegennimmt, befindet sich bei Erich Fischer, Charlotten- bürg 2, Guerickestr. 31a, P o st h e i m st S t t e
>"-7-rn-," I ini/vae i/ioiio>
QcuoÄKifiila /MoiMßel
ist deutsches Edel- Fabrikat hoher Klasse, einzig in seinen vorzüglichen Passformen und vollendet durch seine Präzisionsarbeit— also ein guter, ein dankbarer Schuh. Seit 50 Jahren ist Rheinberger Namen und Begriff für echte deutsche Qualitätl
Neue Modeschöpfungen für die verwöhnte Dame können heute auch schon für wenig Geld gekauft werden.
clclg£icK Sifitga�vonhieuheUm!
Denken Sie auch an unsere Total- Ausverkä ufe TAUENTZI EN STRASSE 19a und FRIEüRiCHSTRASSE 75,