Schacher um die Volkspartei. Öas starke Lateresse des Herrn Hugerberg. In der Deutschen Dolkspartei wackeln die Fundamente des Hauses. Dingeldsys Oppositianelur?, sein Bemühen, es der Schwerindustrie mit starkem Rechtskurs recht zu machen, stößt die besten Männer und Organisationen vor den Kops. Der Wahlkreis Baden steht mit Curtius gegen die Reichstagsfraktion, die Berliner Organisation der Deutschen Volkspartei hält zu Kardorsf. In Westsalen-Süd hat die Schwerindustrie die Karten auf» gedeckt. Sie wollte die Organisation der Deutschen Volkspartei ohne weitere- in die Hugenberg-Partei überführen. Der Vorsitzende H e m b e ck und der Generalsekretär Schütz hatten alles abgemacht, Mandats und Parteifunktionärstellen für sich und ihre Leute aus- gehandelt, und gerade am Tage der Abstimmungen im Reichstag sollte die Bombe in einer Sitzung des GeschSstssührenden Ausschusses platzen In der Sitzung wurde der Plan besonders von den Ver- tretern der Schwerindustrie mit stürmischem Beifall begrüßt, während, wie ein volksparteilicher Bericht feststellt...sich aus der anderen Seite heftiger Widerstand zeigte und der größte Teil der Versammlung vor Ueberraschung nicht wußte, was er mit den Wahlvorschlägen des Vorsitzenden, der das volle Vertrauen des Wahlkreisvorstandes besaß, machen sollte" Diese Schiebung ist mißlungen. Danach trat der Bergwerks» direktor 5> u e ck. ein früherer Reichstagsabgeordneter der Deutschen Bolkzpartei in Gelsenkirchen , aus der Partei aus— der Plan, die Volkspartei an Hugenberg zu verkaufen, sollte also im ganzen Westen durchgeführt werden. Elegisch schreibt die„Nationalliberale Korre» fpondenz": „Am allertrübsten ist es mit den Motiven, die heute klar zutage liegen, bestellt. Auf der einen Seite das größere Ver» langen der Großindustrie, die Parteien zusammenzu- schmelzen und dieses Ziel gegebenenfalls auch durch sinan» ziellen Druck zu erreichen, aus der anderen Seite das starke Interesse der Geschäftsführer des Wahlkreises, allerdings mit er- freulichen Ausnahmen, im neuen Gebilde die vermeintlich sichere materielle Basis zu finden. Drittens das starke Interesse des Herrn Hugenberg. eine wohlgefestigte Parteiorgani- sation zu gewinnen und durch den Einbruch in die Deutsche Volks- parte! zerstörend aus das Gesamtgefüge der Partei zu wirken." Da wird zu erkennen gegeben, daß die Schwerindustrie sich so sehr als Besitzerin der DVP. fühlt, daß sie glaubt, sie wie«ine Konzernfirma vorschachern zu können. Die letzten Kräfte des Libe- ralismus in der Volkspartei wehren sich dagegen— nur kann man Herrn Dingeldey nicht gerade als Führer dabei ansehen! Krach in der Berliner Oraan'sation. Die Pressestelle in der Deutschen Dolkspartei teilt mit: Der feit einigen Tagen eingeleitete Uebertritt einiger bisheriger Vor- fiandsmitglieder des Wahlkreises 2 Berlin der Deut- Ichen Volkspartei unter Führung des Stadtverordneten F a l tz zu den D e u t s ch n a t t o n a l e u ist am Montagabend er- folgt. Faltz hatte die Sitzung de» Reichsaueschusses der Partei unter dem Unwillen aller Teilnehmer verlassen müssen, well er die Hmdenburg-Parole ablehnte. Die in der Erklärung der Ausgetre- tenen erwähnten Motiv« sind nur Vorwände. Die Wahlkreis- organisation der Deutschen Volkspartei erleidet durch diesen Schritt keinen Verlust Ein« Versammlung führender Vertrauens- lsute der Partei hat bereits getagt und die Wahltreisleitung einem provisorischen Bor st and unter Vorsitz de» Ministe- rialrats Htldebrand übertragen Eine Vertretertagung des zweiten Wahlkreises wird sofort einberufen und endgültig eine neue Führung wählen. Die Klingel-Oingel-Klirrpartei Das war der Rechtsanwalt Dingeldey. Der schuf die Klingel-Dingel-Klirrpartei Di« war. ach. so welch wie Marzipan. Und brüchiger noch als Porzellan. Ei weih... Die Klingel-Dingel-Klirrpartei. Und als zur Abstimmung Lobe geklingelt, Da war schon das Ding auseinandergedingelt: Uebertritt rechts, zur Linken Ausschluß. In der Mitte hockte ein Häuflein Ausschuß. Entzwei! Di« Klingel-Dingel-Klirrpartei. Die Herren vom großen Portemonnaie Die schlugen sich rechts in die Büsche— o weh! Dingeldey blieb, daß einsam er sterbe. Das Ganze nennt sich: Stresemanns Erbe... Vorbei!— Vorbei! Di« Klingel-Dingel-Klirrpartei Jonathan.
„Vor allem bitte ich mir eine ritterliche Kampfesweise aus!" Lappo-Vutsch in Finnland . Regierung seht sich zur Wehr.
Oer Stahlhelm kennt Hitler . Befürchtung eines Verbotes.— Sie erwarten die Diktatur Der Sauführer des Leipziger Stahlhelms. Dr. P a ch». sprach im Leipziger Zoologischen Garten über„Stahlhelm und Reichspräsldentenwahl". Besonders interessant war Pachez Begründung dafür, daß der Stahlhelm nicht Hitler wählen könne. Nach verschiedenen anderen Motivierungen erklärte nämlich Pache zum Schluß: „Wir wissen, daß Hitler , wenn er zum Reichspräsidenten ge- wählt worden ist, die Eingliederung des Stahlhelm» in seine SA. verlangen wird. Venn wir dies ablehnen, würde Hiller den Stahlhelm auflosen!" Demgegenüber sollen die Stimmen für Duesterberg das Zünglein an der Waage für den„sicher" kommenden zweiten Wahlgang sein, für den man dann sein« Bedingungen stellen könne. Wetttennen im Londoner Hafen. Vor dem Inkrafttreten der neoen engt schon Schnelle. Der Londoner Hasen bot vorgestern ein für einen Sonntag außergewöhnliches Bild. Zahlreich« mit Waren aller Art gefüllt« Schiffe«Uten, gleichsam wie in einem Wettrennen, den Docks zu, um ihr« Waren noch zollfrei ausladen zu können Obwohl viel« Schiffs durch starten Wind und hohen Seegang aufgehalten werden, waren bis in die späten Nachmittagzswnden über 60 Schiffe in die Docks eingelaufen. Heute tritt nämlich die allgemeine zehn- prazentige Zollerhöhung in Kraft. Krau Gandhi wurde gestern in Bombay au» der Hast e n t- lassen.
Helsingfors , 29. Februar. Die sinuiscke Regierung hat heule abend aus Grund de» Gesetze» zum Schutze der Republik die Ausgabe ge- druckt« Nachrichten, Mitteilungen durch Telephon, Radio und Tele- aramme unter Sonlrolle gestellt. Auch Haussuchungen und Fest- nahmen ans bloßen verdacht hin sind gestattet. An» dem Lager der Aus ständischen in Mänlsälä sind keine neuen Nachrichten eiugelrosfea. Zu helsingfors ist alles ruhig. Die Anfahrtswege werden militärisch überwacht. Die Lappo-Zeikung „Ajausaoa" behauptet, daß ein Marsch nach helsingfors nicht beabsichtigt sei, da Lappo dort nichts zu suchen hätte. Augenblicklich ist noch nnbekannt. o b die Regierung ihre militärischen Machtmittel gegen die Aoffkändlschea einsetzen wird. Helsingfors . 29. Februar. Die Aufftandsdewsgunz ni-nmt ernste Formen an. Die heute in Hämeenlinna versammelten Führer der Lappo. Bewegung haben, wie verlautet, beschlossen, die AlSuksälä- Männer zu unlerslützen. Sie verlangen die Auflösung aller sozialistischen Organisationen nvd haben au die Re- gierung ein Telegramm gerichtet, das sie auffordert, zurückzutreten. Dieselben Phrasen w'e bei uns. Helsingfors . 29. Februar. Der Vertreter der Finnischen Telegraphenagentur hatte heut« eine Unterredung mit einem der Führer der Mäntsälä-Männer, der erklärt«, man fordere nur die gänzliche Ausrottung des Marxismus und an Stelle der bisherigen Regierung eine starke Herrschaft, die imstande sei, diese Aufgabe zu erfüllen. Die Mäntsälä -Männer hätten am Sonntag ihre Ziele und Forderungen dem Präsidenten der Republik bekanntgegeben.
Die Lappo-Bewegung ist ausgesprochen f a s ch i- st i s ch. Sie rekrutiert sich hauptsächlich in reaktionären Aauernkreisen. hat aber auch einigen Anhang im städtischen Kleinbürgertum Scheinbar richtete sie sich ursprünglich nur gegen die Kommunisten, denen vorgeworfen wurde, daß sie als Werkzeuge Moskaus Finnland an Rußland verraten wollen. In Wirklichkeit richtete sie sich auch gegen die So- zialdemokraten und sogar gegen das demokratische Bürger- tum. So wurden demokratische Politiker, wie der frühere demokratische Staatspräsident Stahlbcrg, im Hoch- sommer und Herbst 1930. als die Bewegung ihren Höhepunkt erreichte, gewaltsam entführt. Die Regierung Soinhufud zeigte gegenüber den Lappo- leuten eine bedenkliche Schwäche und'gab ihrem �Verlangen nach, durch eine Parlamentsauflösunz und Reuwahlen eine Verfassungsänderung herbeizuführen, durch die eine völlige Vernichtung der kommunistischen Bewegung ermög- licht wurde. Im neuen Finnischen Reichstag , der Anfang Ol- tober IllZsi gewählt wurde, kam eine ganz knappe Zweidrittel- Mehrheit des gesamten Bürgertums zustande, die diese Ver- fassungsänderungen beschloß. Indessen verfügt die Sozial- demokratische Partei über die meisten Mandats, näm- lich 63 von 200, und an ihrer Stärke scheiterten bisher alle westergehenden Pläne der finnischen Faschisten Die Parolen, unter denen der neue Lappo-Putsch in Szene gesetzt worden ist—.Lampf dem System".„Aus- rostung des Marxismus"—, könnten ebenlog'st von Hitler stammen. Wenn die Regierung nur ein Mindestmaß von Energie entfallet, müßte es für sie ein Leichtes sein, dem Spuk ein für allemal ein Ende zu bereiten. Aber frühere Erfahrungen sprechen leider dafür, daß das regierende Bürgertum sich mit der Verhinderung der schlimmsten politi- schen Ausschreitungen begnügen wird, anstatt das friedliche Land von diesen gewalltätigen Unruhestiftern endgültig zu befreien.
Was hat da geknackt? Warum Oeutschnaiionale Ltutersuchungsausschüsse verlangen
Der 20. Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages hielt am Freitag ein« zehnstündige Sitzung ab, die sich mit der verkrachten Bank für deutsche Beamte E. G. mb. H. be- schäftigte. Es stellte sich heraus, daß die Direktoren der Bank, Josef unü Alois Weber, gedeckt durch den mehr als llind vertrauen- den Aufsichtsratsvorsitzenden, Po st rat Rotscheid, eine furchi- bare Luderwirtschast in der Bank getrieben und die Einlagen von 16000 Beamten in wüsten Spekulationen vergeudet haben. Dos war jedoch nicht der Zweck, zu den, die d e u t s ch n a t i o n a l e n Antragsteller diese Untersuchung gefordert hasten. Sie wollten nämlich nachweisen, daß alles nur gekommen sei. weil das preu- ßisch« Handelsministerium nicht«ingegnffen habe. In dieser Beziehung verlies jedoch die Untersuchung völlig negativ. da ein Rechtsgrund für«in solches Eingreifen des Handelsministeriums überhaupt nicht bestand. In Wi.klichkcit sollte der deutsch- nationale Antrag Hilsestelbrng für ein« Anzahl prozcisier'-nde Be- omtengläudiger bieten, die jetzt bestrebt sind, den preußischen Staat zur Deckung der Verluste heranzuziehen, die durch die Unfähigkeit der LanNeitung und der Aufsichteorgane entstanden sind In dieser Beziehung war ew verlesener Brief des BeutschnaHonalen Abgeordneten B o r ck. des Berichterstatters für den Fall der Beamtenbank, außerordentlich aufschlußreich Anfang Juni 1931 sollt« eine Besprechung der Gläubiger der Beamtenbank im Handels. Ministerium stattfinden. Alz Vertreter dieser Gläubigergrupp» hasten sich der Syndikus Dr. M s y« r und der Rechtsanwalt Morel! bei dem Ministerialrat Neufeld angemeldet. Der Zweck der Besprechung war. den preußischen Staat zu einer wenigstens teikweifen Deckung des Schadens zu veranlaflen. Kurz vor dem Erscheinen dieser Herren schrieb nun der deutschnational«
Abgeordnete B o r ck den erwähnten Brief an Ministerialrat Reu- seid, in dem es wörtlich heißt: „Ich wäre außerordentlich dankbar, wenn ich nach der Ve- sprechung auch von Ihnen eine kurze M'tieilung bekomme« könnte, ob Sie auf Grund der Rücksprache an einen gütlichen vergleich mit den Herren d« Bank glauben. Ich muß ossen zugeben, daß es mir nicht sehr erwünscht erscheinen würde, die skrilkigen Anfsossunzen. die nun einmal an mehrere Fraktionen de» Landtags herangetragen sind, etwa durch einen Unter- suchungsausschuß aufklären zu lassen. V'r haben bisher von einer derartigen parlamentarischen Maßnahme Abstand ge- nommen. weil tatsächlich der Landlag technisch sehr schwer eine« weiteren Untersuchungsausschuß durchführen kann." Den Deutschnatianalen war die Verlesung dieses Briefes außer- ovdenstich peinlich, sie suchten durch geschäftsordnungsmößige Be- denken sie zu verhindern oder wenigstens in nichtösseistliche Sitzung zu oerlegen Der Sinn des Briefes spiegelt sich am besten m der Bemerkung eine» sozialdemokratischen Abgeordneten nach der Ver- lesung:„Also oerdanken wir diesen ganzen Unter- suchungsausschuß nur dem Umstand, daß der preußische Staat nichts gezahlt hat" Es ist in der Tat mehr als auffällig, daß der Brief des Abgeordneten Borck un- miltelbar im Anschluß an den Wunsch, daß der preußische Staat eine durch nichts gerechtfertigte Zahlung an die Ve- anstenbank im Dergleichswege leisten solle, von einem geplanten und bisher aus„technischen Gründen" nicht durchgeführten Unter» suchungsausschuß redet. Nachtigall, ich hör' dir lau senk