Einzelbild herunterladen
 

9wan Steilbvd: 3

Sie hatte ihn auf einer Bank in den Anlagen kennengelernt, als er mit hungrigen' Blicken Las Frühstück eines spielenden Kindes mu schlang. Et war Schauspieler, ahn« Engagement, sein Selbst- be wuschsein litt sehr unter seinen unglücklichen Derhültnissen Ge- legentlich kam er an einem Sonntagoormittag noch auf die Bühne und während einer Nachtvorstellung auf's Kabarettpodium. Sie bedauerte fein Unglück, aber um seinen Berus der ihr um vieles bydeutender als der eigene erschien: sie mar Bedienerin in einem Mittagstisch, um feinen Berus bewunderte sie chn. Geradezu erhöht kam sie sich vor, weil sie ihn vorm Hunger beschützen konnte. Ihm selber bot sich kein anderer Ausweg, er griff gierig zu. Mit- unter dachte er auch: Eigentlich ist sie beinah« schön. Die Umstände fügten es. daß sie einander heirateten, und wenig später wurde ihnen ein Kind geboren, ein Mädchen. Der Vater war noch immer ohne Engagement, aber durch ein« merkwürdig« Aehnlichkeit mit einem gleichfalls stellungslosen Schauspieler gelang es ihm, die Aufmerksamkeit eines Kabarettdirektors und späterhin des Publikums auf sich zu lenken. Eine Zeitlang sprachen Üe Leute in den Cafis von den phänomenalen Doppelgängern Paul und Max. Ihre Chansons, ihre Duette wurden mit Beifall ausgezeich- net, und die Nummer hielt sich zwei Monats lang im Programm. Dadurch ging es der kleinen Familie etwas besser, aber gut war es nicht. Und auch, als die wirtschaftlichen Zustände sich besser- ten durch den Tod der Inhaberin des Mittagstisches war das kleine Unternehmen, mangels einer Jnteressentin aus der Familie. der Vchieneiin zugefallen, das Mißverhältnis zwischen den Ehe- leuten, das gleich im Anfang, nein, schon vor der Eh«, in Erschei- nung getreten war. wirkte sich, je länger sie nebeneinander lebten. um so nachhaltiger aus. Sie gehörten so schien es nicht zu- sammen. Wenn Paul der Gatte es auch liebte, in Pantoffeln durch die Wohnung zu schluifen, so beanspruchte er von seiner Lebenspartnerin Anna, wenn sie ihm gefallen sollte, doch«in ge- wisses Maß von WeUläufigkeit, einen gewissen Duft von Verfeine­rung, ein wenig von dem Pudergeruch, den er von seinen Bekannt- schasten d«r gewöhnt war. Sie aber«ahnte nicht im Traum, daß dergleichen von ihr stillschwelgend erwartet wurde, daß sie in dieser Beziehung etwas schuldig blieb. Sie achtet« darauf, daß sie immer hübsch gekleidet war, wenn sie bei einer der übrigens seltenen Ge- legenheiten mit Paul zusammen ausging. Ihr Instinkt ließ sie nie auf den Godanken kommen, durch«in Hilfsmittel des Toiletten- tifches, etwa der Gesichtsfarbe nachzuhelfen. In ihren Mädchen- fahren hatte ein reizender Schmelz über ihrer Gestalt und über ihrem Wesen gelegen, eine kleine Zutat von Koketterie, die nichts anderes ist. als die Blüte am Strauch. Daß jene Zeit vorüler war, hatte sie niemals bedacht. Die Arbeit hatte ihre Hände hart gemacht und die. Sorge hatte Falten in ihre Stirn gezogen. Ihn langweilte dies Leben. Die Abende, die er im Cafe zu verbringen pflegte, schafften eine Abwechslung. Aber mit der Zeit wurde das Cafä für ihn, was für einen Angestellten das Büro ist. Es war der immer gleiche Weg und der immer gleiche Ablauf. Das Eigentliche, wonach jeder Mensch sich sehnt, das Erlebnis, die Erschütterung, fehlt« in seinem Leben. Und sogar das Mittel der meisten Leute, sich die Erschütterung durch Theaterbesuch« zu ver- schaffen, stand ihm nicht zur Verfügung: Weil ihm nämlich dos, was von der Bühne her kam, auf keinen Fall mehr zu erregen vermochte. Er sah nur die Maschinerie, den Apparat doswve es gemacht ist*. Nüchtern war das Dasein. ....'Sehnlich mißvergnügt p,ir. Pguh.'.«ar.ßön Kppp«lgSn«r.Max, nur daß seine Scranlagüng- ihn in seelischen Notlagen wenig-c aus sich heran», als vielmehr tn sich hineintrieb. Wohl besuchte auch er das Casö, er saß gewöhnlich mit Paul am selben Tisch, aber er sprach wenig und sein Blick war holbgeschlossen, der Mund herunter- gezogen, unausgesetzt zeichnete er auf die Marmorplatte. Man sah ihm an. wie er dacht«. Dazu kam. daß«in« Zuneigung zu einer jungen Dame zu der Paul sich aler auch hingezogen suhlte ihn vor den anderen, ober vor allem vor sich selber, in eine komische Beleuchtung setzte. Die Doppelgänger auch als Liebhaber Doppel- gänger! Ein junger Künstler fertigt« eine Karikatur an: Paul und Max als ein Ochsengespann vor einer Equipage, in der Lilli saß'. Sie war launenhaft. Halbwelt, geschminkt bis zur Verlarvung. ober eben durch dies« kultiviert« Unnatur fühlten sich die Beiden, die nach Erleben und Welt hungerten, an sie gefesselt. Sie besaß ein Auto und hotte Beziehungen, sie erhielt Angebote für den Film und so bildete sie sür Paul und Max eine Art von Brücke zu dem Traumland, dem sie so nah« waren und dos so schwer zu er- reichen war. Maxens Abhängigkeit von Lillis Reichtum und von ihren Launen, die immer wiederholten Enttäuschungen, das tat seine' zer- mürbend« Arbeit an ihm. Als Jüngling hatte er ernsthaft mit einer großen Zukunft gerechnet, und nun wenige Iah'« waren seitdem vergangen sah er sich in dieser entwürdigenden Lage. Sobald Lilli sich in anregender Gesellschaft iefand, vergaß, nein, übersah sie ihn. Cr besaß kein Mittel um sich Vagegen zu ver- wahren, um sich zur Gellung zu bringen. Andererseits wußte er nicht, woher den Mut nehmen, um sich unabhängig zu machen. Ja. er war so hilflos, daß er mit Schrecken an den Tag dacht«, wenn er. durch«ine Laune Lillis gezwungen, wieder aus eigenen Beinen würde stehen müssen, in einem Leben, das ihm keine Ge- kegenheit zu Arbeit in seinem Berus , keine Gelegenheit zum Ber - dienen gab. Mit den Jahren war ihm der jugeirdliche Schwung, der Hindernisse im Sprung nimmt, abhanden gekommen. Woran lag das? Er hätte ein Beamter, ein Kaufmannsgehllfe sein mögen, der Tag für Tag an seine Arbeit geht, am Moncklsende sein Geld zum Lebe» erhält, mit einfachen, ganz und gar nicht künstlerischen Menschen Umgang lzat, und nicht in Eaf�s und Kabaretts bis eins oder zwei in der Nacht herumsitzt, um dort übersehen zu werden und sein« Nervenkraft zu verlieren: ein ganz einfacher Mann. ja. der abends ein schönes Buch liest und zufrieden mit dem oergange- nen, neugierig auf den kommenden Tag. vor Mitternacht einschläft. Zwischendurch empfand er regelrechte Scham wegen solcher oerzag- ier Gedanken. Bor allem sagte er sich dann, daß es l«ileibe nicht etwa der künstlerisch« Beruf war, der sein zermürbendes Leben bodingi«! auch in einem bürgerlichen Beruf hätten ihn in dieser Zeit Strecken völligen Leerlaufs aus dem Tempo gebracht. In jedem Beruf gab es ein« Armee von Stellungslosen, zweifellos erging es vielen von ihnen je nach Maß der inneren Kraft-- ähnlich oder genau so. Das vei fluchte Gefühl des Uberflüssigseins. Ihm zu entrinnen ist noch weit schwerer, als dem Hunger selbst. Daß er sich so gänzlich überflussig suhlt«, ja. das war wohl sein Unglück. Sogar, wenn er gelegentlich selber auf dem Podium stand. schien es ihm, als ob dieser ganze Berus , dem er sich verschrieben hatte, überflüssig wäre. War es wirklich so wichtig, schmausende und trinkende Herren und Damen zum Lachen anzuregen? Er hatte ganz vergessen, daß es immerhin eine dankenswerte Aufgabe ist, Menschen mit Humor zu erfreuen, eine Ausgabe, die'' in der Oekonomie de, Weltlauss durchaus ihre Berechtigung hat. Aber war das verwunderlicb? Mußte er nicht in seiner Lag? die? Pulli- tum verachten, das sich, dem Elend in der Well zum Troß, von

zweifelhaften Witzen zum Lachen bringen ließ? Er verachtete sich selber, weil es sein Geschäft war. an dieser Erheiterung der An- geheiterten mitzuwirken, dazu für ein lausiges Geld, für«inen winzigen Anteil am Kassenbestand des Abends, von dem er sich gerade oder noch nicht einmal die Schuhe flicken lassen konnte Und dabei hatte er noch Grund, für solchen gelegentlichen Verdienst dankbar zu sein. Er dachte oft an sein« Cllern, die in einer kleinen sächsischen Stadt als unauffällige Bürger lebten. Der Vater war Schneider. Hatten sie ihm zu solchem Ende mst dem Aufwand ihre- winzigen Vermögens gut erzogen? War er chnen davongelaufen, um so zu enden? Sie waren alt. Und er saß herum, tat so, als� wäre er mit sich selber zufrieden, und nahm die Witze zur Kenntnis, die man betreffs der Aehnlichkest zwischen ihm und Paul und betreffs der Abhängigkest beider von Lilli zum Besten gab. Er war peinlich darauf bedacht, daß niemand ihm seine Gedanken und Gefühle an- merken sollte. Und heimlich beneidete er Paul wegen des ge- rmgeren Matzes von Unglück denn Paul hat« immerhin fein Kind, feine Frau, durch sie ein wenn auch geringes Existenz. Minimum, seine Wohnung. Er aber? Mit der Zeit ging ihm alle natürliche Sicherheit verloren, er faßte immer neue phantastische Pläne, um durch nütz- liche Bekanntschaften sein« Loge zu oerbessern. Mit der Zest merkte er, daß die Fruchtlosigkeit seiner Versuche ihren inneren Grund hatte, nämlich in der Mutlosigkeit und Ermattung, die immer mehr Besitz von ihm nahmen. Alle Bemühungen, seinen innerlichen Zu- stand ,zu verbergen, konnten nichts helfen im Gegenteil, sie ver- schlimmerten seinen Zustand und seine Lage: die Menschen sahen ihm trotzdem an, was in ihm vorging ein Lächeln genügte eben nicht mehr, um darüber hinwegzutäuschen: und diese Entdeckmig, daß alle Anspannung, seine Müdigkell zu verbergen, nutzlos war und ihn geradezu der Lächerlichkeit preisgab, führte zu einer noch tieferen Lebensqual. Lillis gute Beziehungen hatten ihr zu einem Filmengagement nach Paris verholfen. Eine junge Parisierin, die ihren Vertrag schon fest in der Handtasche zu hoben glaubte, erhielt die überraschend« Nachricht, daß sie leider nicht die geeignete Darstellerin für die be- treffende Roll« sei und daß man sich im Bedarfsfall wieder an sie wenden würde. Die junge Pariserin hatte wahrscheinlich das größere Talent aber ihre.Beziehungen' waren nicht so groß wie Lillis. Lilli spielte ein« reiche, vielumworbene Dam« in diesem Tonfilm, der später in den großen Lichtspielhäusern wie in den Vorstadt- theatern überall in der Welt mit Vergnügen vom Publikum auf- genommen werden sollte. Dabei hätten viele, die sich im Kino von

ihr fesseln ließen, im Leben nur einen Blick der Verachtung fvr sie übrig gehabt.kandierte Puppe' hätten sie gesagt und oerächrlich gelächelt, aber nicht bewundert. Es sei«in« merkwürdige Tat- fache, daß die Menschen dasienige. was sie im Leben am abscheu- lichsten finden, aus dem Becher der sogenannten.Kunst mit Enthv- siasmus schlürfen. Lillis Name, der sich übrigens zweckentsprechend in Lilian um- gezvandelt hatte, besah nun Klang und Marktwert Wie ein Laus- ieuer ging die Kunde von ihrem Erfolg unter ihren Bekannten in Berlin herum und mancher von ihnen knüpfte sein« geheimen Hofs« nungen daran. Paris .... Paul und Max hätten keine Doppel» gänger zu sein brauchen, um in diesem Fall« die gleichen Empfin- düngen zu haben. Der Unterschied war nur der, daß Paul sich abwartend verhallen und seine Wünsche vorerst nur durch Briefe vortragen konnte während Max, von seiner quälenden Ungeduld nach Arbell, Geldverdienst, Erfolg getrieben, las Geschick zu zwin- gen versucht«, ittlem er sich unter Aufbietung aller seiner Kräfte das Reisegeld oerschafste, um sich dann sogleich mit seinem Pah in der Tasche auf die Fahrt nach Paris zu begeben. Paul mar eben vorsichtiger Natur übrigens, dies ist kein Verdienst, seine Umstände erlaubten es ihm, vorsichtig zu fein Es hätte ihm nicht schlecht behagt, ohne Risiko nach Paris und durch Lillis.Beziehungen' in ein Filmengagement himmzukontmen. Er betrachtete Max als die Taube, die er wie Noah zur Arche hinausflattern'ließ, um mit ihrer Hilf« feststellen zu lassen, wie das Wetter draußen stünde. Von Max hatte er sich einen Bericht über Lilli versprechen lassen, ihren Einfluß auf maßgebende Filmkreise betreffend. Es erschien ihm leicht möglich und leicht verständlich, daß sie in ihrem neuen Milieu für die alten Bekanntschaften nicht mehr recht zu sprechen wäre. Durch eine Unterstützung für die Reil« halle er Max oerpflichtet und konnte nun auf Nachrichten warten. Seine Frau war in diesen Wochen mst dem Kinde in ihrer Heimat im Harz. Die Wirtschaft hatte sie einer Nachbarin über- lassen. Das Kind, wenn es mit der Mutter in die nahen Berg- wälder ging, wußte nicht, weshalb die Mutter.oft still stand und vor sich hin sann und seufzt«..Siehst du.' sagt« Anna einmal zu dem Kinde,.chies ist meine Heimat, nicht die grauen Straßen, nicht die atembeklemmenken Häuser. Diese Bäume kenne ich ganz genau, jeden einzelnen, als ob«s meine Verwandten wären' Oft empfand das Kind, daß sein« Mutter mit der Großmutter heimlich« Sachen sprach, die es nicht hören sollte. Die dunkelnden Nachmittagestunden in dem kleinen Haus« ihrer Mutter lösten Annas Zunge, sie«rzählls von den Berhällnissen, unter denen sie fast von Beginn ihrer Ehe litt, von der Fremdheit in Gedanken und Empfin- düngen, von der Flucht ihres Mannes aus der Familie in das Cafe zu den Freunden, von ihrem Unglück, an dem sie sich nicht die Schuld zuschreiben konnte aber ihm auch nicht und endlich von ihrem Glück, dem Kinde.(Schluß folgt.)

Äc*: Warnt als Wann der ItillenjehaH

Wir kennen Mo rat als den Revolutionär, den Herausgeber des.Ami du peuple', den Pamphletisten, und kennen ihn als den Deputierten im Konvent. Wir wissen, wie die in leidenschaftlicher Sprache gehallenen Pamphlet«, die«r, messt oersolgt, oersteckt in Kellerwohnungen schreiben mußte, einen großen Einfluß auf das Pariser Boll und den Gang der Revolution ausgeübt hohen. Weniger bekannt ist Marats Bedeutung als Philosoph, als Physiker und als Mediziner.. Jean Paul Marat war von Geburt nicht Fränzos«, er'ifl in Boudry am Neuchäteler See«in Gebiet, das damals unter preußischer Hohett stand am 24. Mai 1744 geboren. Sein Vater stammte aus Sardinien , war nach Genf eingewandert und hatte dort den calvlnistsschen Glauben angenommen. Die Mitttsr Marats war die Tochter eines französischen Protestanten, der die Kunst des Perückenmachers betrieb Eigentlich lautete der Familien- nawe Maro, das J" hängte der jüngere Marat später nach fran- zösischer Ichreibweise seinem Namen an. Usber seine Jugendzell Ichreibt Marat selbst in seinem.Journal de la Republique franqoise'(Nachfolge des.Ami du peupl«') u. a.: er habe das außerordentliche Glück einer sorgsamen Erziehung genossen. Mit großem Eifer habe er sich seinen Studien gewidmet. Einen starten Drang nach Ruhm habe er von frühestem Alter an in sich>;«- spürt, er habe alles getan, diese Mitgab« der Natur, dasglimmende Feuer unter dar Asche' zu pflegen. Seine natürlichsten Gaben charaktervoll geformt zu haben, habe er seiner Mutter zu danken. Geistige Arbell sei stets«in« absolute Notwendigkeit für ihn ge- wesen, selbst in Zellen von Krankheit. In Bordeaux studierte Marat Medizin, Literatur, Philosophie und Politik. Später kam er nach Paris , ging von dort nach Dublin und London . Hier in England halle Marat große pekurnäre Schwierigkeiten zu bestehen. Er soll sogar in Neweastle einmal wegen kleiner Schulden im Schuldgefängnis gesessen haben. Der englische Sozialist B e l f o r t B a x, der über Marat ein großes Werk herausgegeben hat, zieht diese Erzählung stark in Zweifel, denn es sei positiv erwiesen, daß Marat um 1776 in London als Arzt praktiziert habe, ilebrigens müsse bemerkt werden, daß im 18. Jahrhundert es das Los vieler ehrenwerter Leute gewesen ist, von ihren Gläubigern selbst woge» geringer Schulden ins Schuld­gefängnis gebracht zu werden. Bereits in England hat Marat mehrer« philosophisch� Werk« herausgegeben. Sein erstes Buch erschien 177.? und hatte nach damaligem Gebrauch«inen langen Tllel, wie folgt:Ein philv'o- phisches Essay über den Menschen, oder die Prinzipien und die Gesetz« des Einflusses der Seele auf den Körper und des Körpers auf die Seele.' Das Werk, das in englischer Sprache, die Marat vollkommen beherrschte, geschrieben war, umfaßte zwei Bände. Zwei Jahre später gab er dasselbe in französischer Sprache heraus. Marat war Delst wie Rousseau und glaubte wie dieser an den Gott der Natur", der..außerhalb der Maschine' die Natur regu- liere wie die Seele den Körper, nur war Marat weniger sentimental und verfügte über mehr Logik und größere philosophische Kennt- nisse als sein kerühmter ZeitgeWpsse. Das oben bezeichnete Wert wurde von Voltaire abfällig krllisiert. was Marat lange Zeit sehr schmerzte. In-Paris gab sich Marat eifrigen Studien über die Elettrizi.ät hin: diesen Studien entsprangen mehrere Werk«. Das BuchDie Entdeckung Mr. Marats über Feuer, Elektrizität und Licht" fand die ehrende Anerkennung der sranzöfischen Akademie o«r Wissenschaften. Diesem folgte zwei Jahre späterUntersuchungen über Elektrizität', ein Werk von 466 Seiten. Alle diese Werke blieben nicht ohne Erfolg. Marat wurde aufgefordert, Borlesungen über Optik zu halten. Das letztgenannte Werk ist übrigens auch ins Deutsche übertragen und von Goethe lobend anerkannt worden. 1784 gab Marat ein Wert über Optik heraus und 1788 folgte die Uebersetzung von NewtonsOptik" Marat befand sich in wesentlichen Punkten mit Newton in Wider- spruch, und so versah er dieses Werk mit Noten, die seine eigenen Anschauungen enthielten. Di« Autorschaft des Uebersetzers wurde

so streng geheim gehalten, daß der Verleger Bauzee dem König erklärte, der Autor der Ueiersetzung sei ihm nicht b'annt. Dies Buch wurde mit der höchsten Anerkennung der iaadernie der Wissenschaften beehrt. Kurz daraus erschien sein letztes Wissenschaft- liches Werk:Reue Entdeckungen über Licht." Marat hatte noch mehr Arbellen in Vorberellung, jedoch man stand am Vorabend der Revolution, in die sich Marat mll vollem Eifer, hineinstürzte. Die. Veröffentlichung seiner.Manuskripte unter- blied.'iWßlche-'Sttllunq'Marut unter dett Männern der Wissen» schaft einnahm, geht daraus hervor, daß ihm«inmal der Direktor» posten der Akademie der Wissenschaften zu Madrid angeboten wurde:«in gleiches Anerbieten war ihm auch von Rußland ge- macht. Das Doktordiplom hatte er von der schottischen Universität Saint Andrews erhalten. In früheren Iahren hatte der junge Marat auch eine Anzahl medizinischer Schriften herausgegeben.

Qibt es dlrokodilslränen? Daß das Weinen wie das Lachen ein Vorrecht des Menschen sei, ist oft behauptet worden, und der Mensch dürfte eigentlich stolz sein aus dieGabe der Tränen", die ihm eine gütige Natur zur Erleichterung seines Schmerzes verliehen. Aber von einem Tier hat man immer wieder behauptet, daß es ein besonderer Künstler des Weinens sei, und den Menschen sogar darin übertreffe, daß es imstande ist, seineWasserwerke" auch ohne besonderen Grund spielen zu lassen. Jahrhunderte hindurch hat man das Krokodil als einen großen Heuchler verleumdet, der mit seinen Tränen Mitleid erregen wolle, ohne es zu verdienen, und so sind dieKrpkodlls- tränen" sprichwörtlich geworden. Die Zoologen haben schon immer einen berechtigten Zweifel an der Wahrheit dieser Geschichte ge- hegt, aber keiner hatte bisher Pen bündigen Beweis dasür dringen können, daß die Krokodilsträne ins Reich der Fabel gehöre. Nun endlich ist ein unerschrockener Gelehrter aufgetreten, der. von heißem Wissensdrang bcseell, dem Problem auf den Grund gegangen ist. In der englischen ärztlichen FachzeitschriftLancet" berichtet Lindsay Johnson über seine Versuche mll Krokodilen und seine Ergebnisse in bezug auf ihre Fähigkeit zu weinen und Tränen vergießen. Mit einer starken Mischung aus Zwiebelsaft und Solz bewaffnet, deren Reizung keine Tränendrüse widerstehen kann, hat er sich den Reptilien genaht und ihre Augen damit behandelt Nicht nur Heuchler, die ihre Tränendrüsen nach Belieben in Tätigkeit setzen, sondern jedes des Weinens überhaupt fähige Wesen hätte daraufhin wahr« Wasserbäche aus den Augen strömen lassen Müssen. Aber die Augen der Krokodile blieben trocken, kein Tropfen zeigte sich, und so hält es der Engländer sür vollkommen erwiesen, daß Krokodile nicht weinen, weil sie ganz unfähig sind, Tränen zu ver- gießen. Da sie mit dem feuchten Element in so nahe Berührung kommen, so mag es aus einiger Entfernung so aussehen, wie wen» das Wasser, das ihnen aus den Augenhöhlen läuft. Tränen dar- stelle, aber es ist nur Wasser, nichts anderes Wen» Babys schon bald nach ihrer Geburt ohne jeden besonderen Unterricht von dem Menschenrecht des Weinen» reichlich Gebrauch machen, so verdanken sie dies der Uebung zahlloser Generationen von Vorsahren. die durch lange schmerzliche Erfahrungen allmählich dazu gelangt sind. chren Kummer durch Tränensluten fortzuschwemmen. Das gleich- mutige, den Stürmen des Daseins weniger ausgesetzte Krokodil hat solchenTrost der Tränen" nicht nötig...

Der älteste Saum der Erde, ver größte und älteste Baum der Erde befindet sich im amerrkamschen Sequoia-Nationalpark und heißt General-Sherman-Sequoia-Baum": mehr als IE» Messungen, die vor kurzem durchgerührt wurden, ergaben, daß er derzeit eine Höh- von 81,61 Meter und am Boden einen Umfang von'26 �4 Metern hat. Ein zweiter, ebenso bekannter Baum, der in Kalifornien General-Grant-Laum" genannt wird, ist unten breite-- hat aber nur 96 Vroz. des Rauminhalt» des"General-Sherman-Baums". Er ist wahrscheinlich älter als jener, del'en Alter auf zumindest 4000. von manchen Forschern sogar auf 5000 Jahre geschätzt wird.