„Prima Leute" Die Seeienanalyse des Stadtbankdlrekteriums
Republikaner schutzlos? Befremdende Areifprüche vor Berliner Gerichten. Am 8. August v. I. veranstaltete das Schöneberger Reichsbanner am Vorabend zum Volksentscheid eine Kund- gebung. Mit einem Fackelzug auf dem Rudols-Wilde-Platz wurde sie abgeschlossen. Vor und nach der Kundgebung gefielen sich Gruppen von Nationalsozialisten darin, die Reichsbannerleute an- zurempeln. Einem jungen Reichsbannermann, der aus der Elet - irischen steigt, wird von einem Nazi, einem gewissen Härtung, ein Bein gestellt, so daß er stürzt, einem anderen Reichsbannermann wird ein Augenglas zertrümmert, so daß die Splitter ins Auge drangen. Sieben insgesamt werden festgenommen, darunter ein Handlungsgehilfe Christian!, ein Apothekerpraktikant Gott - schalt und ein Kaufmannslehrling Laupenmühlen, und alle sieben hatten sich vor dem Schöffengericht Schöne- berg zu verantworten. Der Staatsanwalt sah die Missetaten der Nazis für so gefährlich an, daß er gegen Härtung 10 Monate Gefängnis wegen schweren Landfriedensbruches und gegen S An- geklagte 6 Monate Gefängnis beantragte, für einen Angeklagten Freispruch. Das Gericht sprach sämtliche Nazi-Angeftagten frei. Es sei sehr bedauerlich, führt« Landgerichtsdirektohr Ziegel in der Urteilsbegründung aus, daß das Verfahren diesen Ausgang nehmen mußte: das dem Gericht vorgelegte Beweismaterial reichte aber nicht aus, um die Angeklagten als Tellnehmer einer Gruppe zu kennzeichnen, die mit gemeinsamen Kräften Gewalttätigkeit be- gangen hätte. Zu bedauern sei es auch, daß der Reichsbanner- mann, dem in so häßlicher, hinterhältiger und unwürdiger Weis« das Bein gestellt worden ist, nicht Strafantrag wegen Körperver- letzung gestellt hat, sondern einfach seines Weges gegangen ist. Der zweit« Fall geschah erst kürzlich. Die Natlonalsozia- listen kchrten in größeren Trupps von einer Versammlung heim, und in der Gitschiner Straße sah sich der Reichsbannermann solch einem Trupp gegenüber. Ein Versuch ihnen auszuweichen mißlang: sie folgten ihm und mißhandelten ihn in gemeinster Weise. Das alarmierte Ueberfallkommando holte die Rowdys ein. Einer von ihnen wurde als Schläger erkannt, vor dem Amtsgericht Lerliu- Mitte wurde der SA.-Mana von der Anklage der Körperverletzung freigesprochen. Vier SA.-Leute, unter denen einer im Laufe der letzten zwei Wochen viermal als Zeuge im Gerichtssaale erschienen ist, beschworen, daß der Angeklagte als Täter nicht in Betracht komm« und das Gericht glaubte ihm das auch.
Sozialdemokraitfche Ltnterbeztrke tagen. Die Unterbezirke Teltow -Beestow und Oflhavelland-Zauch- Belzig nahmen auf ihren Tagungen im Preußischen Landtag Stel- luna zu der politischen Lage. Die Genossen Anton Reißner, M. d. R., und Fritz N a p t h a l i hielten die einleitenden Referate. Durch stürmischen Beifall unterstrichen die Delegierten die Ausführungen der beiden Redner, in denen die wichtigste Aufgabe für die nächste Zukunft, die Zurückdrängung des Faschismus, auf- gezeigt worden war. Auch die Präsidentenwahl ist unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten: die Stellungnahme der Sozialdemo- kratischen Partei wird beeinflußt sein von dem Kampf für die Repu- blik. Die Preußenwahl wird die Partei auf dem Posten finden; », geht nicht nur um Preußen, sondern es geht um da» Reich. Aktivität ist das Gebot der Stunde: für die„Eiserne Front" muß auch im kleinsten Landortsverein gerüstet werden. Den weiteren Teil der Tagungen füllten die Geschäfts- und Kassenberichte, die Neuwahlen der Vorstände sowie die Ausstellung der Kandidaten für den Preußischen Landtag aus. Der dem Bezirks- tag vorzuschlagende Kandidat des Unterbezirks Teftow-Beeskow ist der Genosse Willi Drügemüller. Des weiteren werden vor- geschlagen di« Abgeordneten Fechner, Harnisch, Luise Köhler und K l a u ß n e r. Tragischer Tod eines Greises im Altersheim. Im Virchow-Krankenhaus starb gestern nachmittag der 84jährige frühere Zigarrenmacher Julius R o t s ch i l d an den Folgen von Brandoerletzungen, die er in der Nacht zum Dienstag bei einem Unfall im Israelitischen Heimathaus in der Gormannstr. 13, wo er untergebracht ist, erlitten hatte. Der Greis wollte in der Nacht, von plötzlichem Unwohlsein befallen, die Toilette aussucheit,
„Was ist los, zum Teufel? Du willst wohl eins in die Fresse? Mit dir spreche ich noch ein Wörtchen, du rothaariges Aas!... Schnauze halten! Der Familienname?" Dem armen Burstein verschlug es die Sprache. Er ver- suchte irgend etwas zu antworten, aber aus seine Kehle kamen nur heisere und sinnlose Laute. Der Transportbegleiter brüllte von neuem:„Familien- name? He, du! Ich spreche mit dir!" Cr trat ganz dicht an ibn heran. Burstein riß alle seine Kräfte zusammen und antwortete: „Burstein." „Jude? Paß nur auf, du Iudenbiest, mit dir werde ich noch ein Hühnchen rupfen." Cr schmetterte seine riesige Faust gegen Bursteins Nase. Burstein taumelte, und sein Kopf schlug hörbar gegen die Lehne. Dies erheiterte den Transportbegleiter ungemein, und er verzog sich. Inzwischen hatte der Transportführer den Personal- appell sortgesetzt. Jetzt trat er an eine der Bänke heran und schrüe, wie man wohl auf der Straße oder in der Taub» stummenanstalt schreit:„Gnaschenko!" Niemand antwortete,. „Enaschenko!" Wieder keine Antwort. Ader einige Sekunden später sagte der am äußersten Bankende sitz ende Häftling:.Mel- kttcht Gnatento? Gnatenkno, das bin ich." Der Transportführer sah ihn an. holte plötzllch aus und schlug ihm die Faust aus aller Kraft ins Gesicht. „Aas verfluchtes! Kannst du nicht gleich antworten. wenn du aufgerusen wirst?" Gnatenko fiel infolge der Gewalt des Schlages auf seinen Nebenmann und stieß ihn mit dem Schädel gegen das Ohr.
lla der ZNitlwoch-verhandlung im Sklarek-Prozeß .äußerte sich der als Zeuge vernommene Sladtbanksyndikus Dr. L e h- mann über den Ruf. den die Firma Sklarek bei der Skadt Berlin genoß. Der verstorbene Sladkrat Busch habe den Sklarek-Krcdit als den„besten Kredit der Stadt" bezeichnet; die angeklagten Stadtbankdirektorea Hoffmann nnd Schmitt hätten stets versichert, daß die Sklareks„prima Deute und über jeden Zweifel erhaben" seien. Der Zeuge erzählt weiter von den wilhelminischen M a- nieren Hosfmanns, der, ein Tyrann im Westentaschenfor- mat den ganzen Betrieb fast militärisch organisierte, immer große Volksreden, aber auch'„philosophische" Ansprachen hielt. Die philo-
krauen Im itempki Gegen Faschismus und Bürgerkrieg 8 Für die„Eiserne Front" Am Donnerstag, dem 3 März, um 19� Uhr, im großen Saal des ,, Lehrervereinshauses" am Alexanderplatz Oeffentl. Frauenkuncegebung Es sprechen: Für die Sozialdemokratie Genossin Johanna Reitze, MdR— Für die fre en Gewerkschaften Genossin Frida Gladosch- FUrdie Freien Arbeitersportlerinnen Genossin Aenne Wolter Fahneneinmarsch der Sportgenossinnen— Rezitationen: Genossin Martha John— Musik; Freie Sport- und Musikvereinigung
wobei er eine Kerze anzündete, um sich in der Dunkecheft zurecht- zufinden. Die brennende Kerze setzte sein Hemd in Brand, und der Greis wurde vor Schreck ohnmächtig und wurde von Heiminsasien mit schweren Brandverletzungen ins Virchow-Krankenhaus gebracht, wo er im Laufe des Tages verstarb.
Marga v. Etzdorf in Hongkong . Rückflug nach Berlin . Schanghai , 2. März. Die Fliegerin Marga von Etzdorf , die im August vorigen Jahres von Berlin nach Tokio flog, ist mit dem Hapagdampfer „Oldenburg " von Schanghai kommend in Hongkong eingetroffen. Mit ihrem Junkers-Sportflugzeug wird sie von hier aus den Flug nach Berlin antreten. Nach Besserung der augenblicklich fchlech. ten Wetterlage an der Küste Südchinas wird sie in den nächsten Tagen nach Hanoi und Bangkok starten. t
Dienstentlassung eines Amtsarztes. Der große Disziplinarsenat beim Kammergericht erkannte am Montag in einem Disziplinarverfahren gegen den beim Polizei- Präsidium in Recklinghausen tätigen Polizei-Medizinalrat Dr. Hans Lindow auf Dienstentlassung. Polizei-Medizinalrat Dr. Lindow wurde beschuldigt, sich um seine Patienten nicht genügend gekümmert und sonstige schwere Taktfehler begangen zu haben. So wurde Dr. Lindow vorgeworfen, von ihm behandelte Frauen von Polizeibeamten während der ärztlichen Untersuchung belästigt zu haben. Hohenzollerndammbrücke wird renoviert. Die Abdeckung der Hohenzollerndammbrücke in Wilmersdorf hat sich als so wasserdurchlässig gezeigt, daß die darunter liegende Eisen- konstruktion in ihrem Bestände auf das ernsteste gefährdet ist. Für die vorzunehmenden Jnstandsetzungsarbeiten sowie für die Ausbesse- rungen der Geländerbrüstungen und der Mosaikbilder an den beiden südlichen Brückenköpfen, die durch Witterungseinflüsie teilweise zer-
Er hatte sich noch nicht wieder aufrichten können, als er den zweiten Hieb ins Gesicht bekam. Jetzt sprang er auf und schrie wild:„Wie kommst du dazu, mich zu schlagen? Was? Warum haust du mich denn?" Ein dritter Fausthieb brachte ihn auf seinen Sitzplatz zurück. Der Transportführer briUste:„Ich lasse dich in Fesseln legen, du Lump! Ich knalle dich über den Haufen, du Hand! Dir werde ich es noch beibringen!" Im Waggon entstand eine unheilschwangere Stille. Bur- stein in setner Ecke duckte sich zusammen und versteckte den Kopf zwischen den Schultern. Er sah mich an, wie tränte Hunde einen wohl ansehen. Der Mann ohne Gedächtnis, der uns gegenübersaß, machte ein finsteres Gesicht. Seine Augen versprühten grüne Funken in der Dunkelheit. In der anderen Ecke saß der Zigeuner, der Pferdedieb. Der plötzliche Schrecken schlug sich ihm auf die Gedärme. Er flehte:«Herr Offizier, Herr Ossizier, laß mir auf Latrine! Laß mir doch!" „Vielleicht sonst noch was, du Zigeuneraas? Der Zug steht noch und du willst schon.. „Laß mir doch. Herr Offizier, ich kann nicht länger... Laß mir, Bauch tut so weh.. „Na, geh schon, damit wir den Gestank nicht in den Wagen kriegen. Verdammtes ägyptisches Pack!" Dieser tragikomische Zwischenfall entgiftete übrigens keineswegs die Atmosphäre. Die Kontrolle ging weiter. Gnatentos Gesicht war geschwollen und gerötet. Aus seiner Nase lies BluL Er preßte irgendeinen Schmutzlappen gegen die Nase, gleich daraus war er mit Blut vollgesogen. Seine Hände bluteten ebenfalls: Gnatenko wischte sie am Mantel- schoß ab. Der Transportführer und seine Leute kamen jetzt auf uns zu. Je mehr sie sich uns näberten, um so düsterer wurde das Gesicht des Mannes ohne Gedächtnis. Solange ich ihn kannte, hatte ich ihn noch nie in einem derartigen Zustande gesehen. Seine Augen blitzten und starrten unverwandt auf die Leute von der Eskorte. Ich spürte die gewaltige Kraft und Intensität seiner Empfindungen. Burstein saß da wie erstarrt und glotzte mit gefrorenem Blick vor sich hin. Mich überkam ein Gefühl des Hasses gegen die Begleit» Mannschaften und ihre stupide und durch nichts begründete Grausamkeit. Ich bebte vor Erregung. Ich hatte schon mchr als einmal mitansehen müssen, wie
sophischen Bemühungen Hoffmanns, der seinen typischen Minder- wertigkeitskomplex häufig durch Gebrüll abzureagieren versucht hätte, seien im übrigen krasser Dilettantismus gewesen: einmal sei Leo Sklarek ganz verzweifelt aus Hoffmanns Zimmer gekommen und hätte gerufen:„Jetzt habe ich anderthalb Stunden mit Hoff- mann philosophieren müssen, und ich wollte doch ganz- etwas an- deres!" Der Zeuge gab ferner eine anschauliche Charakterisierung des angeklagten Äadtbankdirektors Dr. S ch m i t t, der in seinem Zimmer eine recht merkwürdige Schließoorrichtung anbringen ließ: „Er brauchte nur aus einen Knopf zu drücken, dann war die Tür für jeden verschlossen. An manchen Tagen ist es mir überhaupt nicht möglich gewesen zu Schmitt zu gelangen. Einmal habe ich es 33mal vergeblich versucht."(Große Heiterkeit.) Zu der Frage der Zessionen erklärte Dr. Lehmann, daß er im Kreditausschuß mehrmals auf die Gefährlichkeft eines solchen Geschäftes hingewiesen und es als glatte Vertrauenssache bezeichnet habe. Auch Hofsmann und Schmitt gegenüber hat er Bedenken geäußert und einmal gesagt: �Die reichen Skia- reks brauchen nur Rubel rollen zu lassen und dann ist es gleich möglich, daß die Beamten In den Bezirksämtern bei den Bestellungen ihre Bollmachten überschreiten." An direkte Fat- schungen habe er dabei aber nicht gedacht, sondern nur an Etats- Überschreitungen. Hosfmann habe diese Bedenken mit der Be- merkung abgetan:„Ach, Sie greifen ja wieder nach Schlangen" und Schmitt habe nur ein verächtliches Achselzucken übrig gehabt. Bemerkenswert war dann noch die Bekundung des Zeugen, ihm sei unheimlich gewesen, daß die Sklareks immer alles von der Stadtbank gewußt hätten. Die Vernehmung des Zeugen wurde dann abgebrochen und wird am Freitogvormittag um g Uhr fort- gesetzt.
stört sind, ist ein Betrag in Höhe von 57 000 Mark erforderlich. Mit den Arbeiten soll sofort begonnen werden. Da eine Sperrung des Bauwerks bei dem sehr starken Verkehr unmöglich ist, sollen die Arbeiten in drei Bauabschnitten unter voller Aufrechterhaftung des Verkehrs durchgeführt werden. Der Magistrat hat der Bereitstellung der erforderlichen Mittel zugestimmt und der Stadtoerord- netenoersammlung eine entsprechende Vorlage zugeleitet. Der Prozess um den Leoparden. Am IS. März um 3>4 Uhr findet die Haupwerhandlung gegen den Maler von Othegraven wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung vor dem Schöffengericht Schönsberg statt. Die Portierfrau S ch a r r> e s, die Mutter des von dem Leoparden NanosH getöteten Kindes, die selbst bei der Abwehr Verletzungen davongetragen hatte, ist vom Gericht zur Nebenkloge zugelassen worden. Tteistende Verkehrssicherheit bei der Lufthansa. Im Flugverkehr der Luft-Hansa kann für das Jahr 1931 eine weitere Steigerung der Verkehrssicherheit verzeichnet werden. Auf einen Unfall mit getöteten oder verletzten Passagieren entfielen im Jahre 1331 2 832 574 Kilometer gegenüber 1 510 445 Kilometer im Jahre 1330.
Ausstellung„Kampf dem Krebs" bis 6. ZNärz verlängerk. Nahezu 40 000 Menschen sind bis jetzt schon in der Ausstellung „Kampf dem Krebs" im Europahaus gewesen. Die Ausstellung ist jeden Tag beängstigend voll— allein am vergangenen Mittwoch (Frauentag) würben 4562 Personen gezählt: Absperrungen sind zur regelmäßigen Erscheinung geworden. Das Deutsche Hygiene-Museum kann sich deshalb den dringenden Vorstellungen, die Ausstellung zu verlängern, nicht verschließen Die Ausstellung„Kamps dem Krebs" bleibt noch bis einschließlich 6. März in Berlin . Eine nochmalige Verlängerung ist dann aber keinesfalls möglich, weil die Ausstellung bereits am 12. März wieder in Braunschweig eröffnet werden muß. Auch die an Brmmschmcig anschließenden Termine liegen schon eno- gültig fest. Der 6. März ist also unwiderruflich letzter Ausstellungs» tag in Berlin .
schutzlose Menschen von bewaffneten Halunken mißhandelt wurden. Während eines Possroms sah ich eine Anzahl Strolche mit Stöcken und Steinen aus einen grauhaarigen Alten einschlagen. Er lag. blutig und beschmutzt, auf dem Fahrdamm. Er machte keinen Versuch, sich zu verteidigen, was ja auch ganz ohne Sinn gewesen wäre. Er war völlig wehrlos, aber diese kräftigen jungen Lümmels schlugen ihn so lange, bis er keinen Laut mehr von sich gab. Dann sah ich, wie eine rasende Menge einen mißhandelten und ver- mundeten Studenten den Sanitätsleuten aus den Händen riß und weiter auf ihn loswütete. Ich sah auf einem Polizei- revier, wie ein einzelner Mensch auf die Anweisung des diensthabenden Polizeioffiziers,«ihn entsprechend zu emp- fangen", von zehn Schutzleuten„entsprechend" empfangen wurde. Während des kurzen Weges vom Revierzimmer bis zur Zelle bekam er Hunderte von Faustschlägen, Fußtritten, Hieben mit Säbelscheiden. Als er in die Zelle taumelte, war er über und über mit Blut bedeckt, das Gesicht war zer- schlagen... Aus meiner Zelle im Odessaer Gefängnis sah ich, wie in der„politischen" Frauenabteilung eine„Empö- rung" erstickt wurde, wie sie geschlagen, wie sie an den Haaren und an den Füßen über den Hof in die Strafzellen geschleppt wurden. Auf der Straße einer großen Stadt sah ich, wie Hausportiers und Schutzleute gemeinsam einen Dieb verprügelten, einen mageren und zerlumpten� Menschen, den jeder einzelne Hieb einer schweren Portierfaust zu Boden warf. Ich sah einmal, wie eine betrunkene Prostituierte mit Stricken gefesselt und aus dem feuchten und schmutzigen Fahr- dämm die ganze Straße entlang geschleift und schließlich in eine halbgefrorene Pfütze geworfen wurde. Was jetzt im Eisenbahnwagen geschah, war also für mich nichts Neues mehr. Es war mir fast schon etwas Gewohntes. Aber diese grauenvoll kindliche Hilflosigkeit erwachsener Menschen, dies völlige Abgeschlossensem von der ganzen Welt, diese völlige Unmöglichkeit, sich zu wehren, und diese völlige Nutzlosigkeit sedes Versuches, die Quäler mit einer Bitte oder einem Argument zum Einhalten zu bewegen � das alles war in der Tat furchtbar. Die Transportbegleiter kamen auf uns zu. „Burstein!— und Vatersname? Wie alt? Woher? Wohin? Besondere Kennzeichen?" Auf die letzte Frage gab Burstein keine Antwort. „Besondere Kennzeichen?" „Was soll ich haben für Zeichen?" (Fortsetzung folgt.)