Einzelbild herunterladen
 

BERLIN Donnerstag 3. März

1932

10 Pf.

Der Abend

Erscheint tåglich außer Sonntags. Zugleich Abendausgabe des Borwärts" Bezugspreis für beide Ausgaben 75 Vf. pro Woche, 3,25 M. pro Monat ( davon 87 Vf. monatlich für 3ustellung ins Haus) im voraus zahlbar. Vost bezug 3,97 m. einschließlich 60 Pf. Postzeitungs­und 72 Vf. Vostbestellgebühren.

66

Spätausgabe des Vorwärts

49. Jahrgang

-

Anzeigenprets: Die einfpaltige Millimeterzeile 30 Vf., Reklamezelle 2.-M. Ermäßigungen nach Tarif. Boftfcheckkonto: Borwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin Rr. 37 536. Der Berlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor! Redaktion und.Erpedition: Berlin SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Dönboff( A 7) 292-297.

Die Würfel follen fallen!

Die Hitler Propaganda sagt: Wahlfieg oder Putsch

Am 8. November 1923 deflamierte Adolf Hitler : ,, Der morgige Tag findet entweder in Deutschland eine nationale Regierung oder uns tot. Es gibt nur eins von beiden." Der 9. November 1923 fand weder eine nationalistische Putschregierung, noch Hitler tot, der Held des Bürgerbräu­fellerputsches befand sich vielmehr am 9. November auf der Flucht.

Dafür werden jetzt die großsprecherischen Deflamationen wiederholt. Die nationalsozialistische Parteileitung sieht in der Reichspräsidentenwahl nichts anderes als einen neuen

Wählt Thälmann !

WÄHLT THALMANN K.P.D.

Oder: Parole Kopf in den Gand!"

Butsch, bei dem es für Hitler um ,, Sieg oder Untergang" geht. Die Herrschaften wollen aufs ganze gehen, so oder so! Das zeigt ein interessantes Dokument:

In seiner Eigenschaft als Reichspropagandaleiter der Nazis hat Deserteur Goebbels für die Reichspräsidentenwahl einen vertraulichen Erlaß an die Gauämter der NSDAP . herausgegeben. Er bestimmt in diesem Dokument, daß die Ent­scheidung schon am 13. März zu fallen habe. Man müsse sich darüber im Klaren sein, und er, Goebbels , ersuche die nachgeordneten Stellen, sich diese Tatsache stèts vor Augen zu, halten, daß die NSDAP .

den Kampf auf der legalen Plattform schon dann verloren habe, wenn Hitler nicht spontan bereits im

ersten Wahlgang unbestrittener Sieger sei.

Bei der ersten Attacke müßten die Gegner überrannt werden; Schon aus psychologischen Gründen wären die Chancen für einen zweiten Wahlgang erheblich ungünstiger für Hitler, ganz abgesehen davon, daß für den 13. März die letzten und nicht unerheblichen finanziellen Reserven der NSDAP . eingesetzt würden. Und würde der Propagandasturm verpuffen, ohne die Mehrheit für Hitler zu bringen,

dann blieben als einzige Waffe nur noch die SA. und die SS., die für alle Eventualfälle bereit ständen. Wenn jedoch die politischen Formationen der Partei ihre volle Pflicht tun, was Goebbels erwarte, dann bedürfe es des Aus spielens dieses legten Trumpfes( SA. und SS.) nicht, dann sei der endgültige Sieg des Nationalsozialismus gesichert,

Es geht so schließt der Erlaß des Herrn Goebbels - um

Schanghaischlacht eingestellt

Die neue Front wird befestigt

Schanghai , 3. März. I auf einem Zerstörer ein Geschüt vernichtet, zwei Ma trofen wurden getötet und neun verletzt. Bom Ober­kommando werden die Explosionen auf die Tätigkeit chinesischer Geheimverbände zurückgeführt. Neun angeblich beteiligte Chine­sen wurden verhaftet.

Der Oberbefehlshaber der japanischen Seekräfte vor Schanghai , Admiral Nomura, erklärte, daß das Ziel der Japaner erreicht worden sei und befahl infolgedessen die Einstellung der Feindseligkeiten um 2 Uhr nachmittags ( 7 Uhr früh ME3.). Der Oberbefehlshaber der japa­nischen Landtruppen ordnete ebenfalls die Einstellung der Operationen um 2.30 Uhr nachmitags an. Die Japaner haben nun haltgemacht und die Front Liuho­Taitfang- Nasiang- Tschefu befestigt.

*

Riesenbrände in Schanghai .

London , 3. März.( Eigenbericht.) Das internationale Konzessionsgebiet ist durch den Rückzug der Einesen in eine gefährliche Lage geraten. Die Chinesen haben, als sie ihre Stellungen verließen, an verschiedenen Punkten Feuer gelegt. Infolge des starken Windes entstanden gewaltige Brände. Die Japaner haben nichts getan, um dem Feuer Ein­minen zur Explosion bringen und chinesische Frantti­reurs zwingen werde, sich zurückzuziehen. Das Feuer ist schon dicht an die internationale Konzession herangekommen, über der eine schwere Rauchwolfe liegt. Die von den Bränden verursachten Schäden sind unübersehbar.

Infolge des chinesischen Rückzuges haben die Japaner auch die Wufung Forts besegen fönnen, deren Erhalt zu gebieten. Sie hoffen, daß der Brand verborgene oberung ihnen versagt geblieben ist. Die chinesische Besagung hielt bis zuletzt im Bombardement aus, fügte der Angriffs= truppe noch einige Verluste zu und zog dann westwärts ab. Die Befestigung der neuen Front zeigt, daß die Japaner vielleicht japanische Gegenangriffe befürchten, ficher aber nicht daran denken, Schanghai so bald wieder dem Reich zu über­lassen, dessen größte und wichtigste Hafenstadt es ist. Selbst­verständlich hat Japan die Einstellung seines Schanghai­Krieges sofort in Genf bekanntgegeben, um jede vielleicht vorhandene Absicht, Japan zur Achtung vor dem Recht zu zwingen, von vornherein zu entfräften. Vielleicht wird es gar nicht lange dauern, und Japan wird ,, durch chinesische Banditenangriffe gezwungen sein", wieder vorzurüden! Explosionen auf japanischen Kriegsschiffen.

Schanghai , 3. März.

Wie das japanische Oberkommando mitteilt, haben sich auf zwei japanischen Kriegsschiffen geheimnisvolle Explosionen ereignet. Auf dem Panzerfreuzer Idzumo" wurden dabei zwei Geschütze und

Sichert das Wahlrecht!

Die Stimmliften liegen aus.

An den Anschlagsäulen sind die Wahl. lokale bekanntgegeben, wo am 13. März die Stimmen für die Hindenburg - Wahl abzugeben sind. An den Anschlagsäulen ist auch festzustellen, wo die Stimmlisten eingesehen werden können. Die Listen liegen

nur von heute bis einschließlich Sonntag aus von mittags 1 Uhr bis 8 Uhr abends, am Sonntag von 9 bis 4 Uhr. Wer nicht eingetragen ist, hat tein Wahlrecht.

Wähler, die am 13. März nicht in Berlin sein können, erhalten auf schriftlichen Antrag bei ihren Bezirksämtern Wahlscheine, durch die sie berechtigt werden, dort ihre Stimme abzugeben, wo sie sich gerade aufhalten.

Den Anträgen ist eine Begründung beizulegen. Die Anträge für die Ausstellung von Wahlscheinen müssen bis zum 11. März nachmittags 4 Uhr, gestellt sein.

alles, um Sein oder Nichtsein, um Sieg oder Untergang der Sache Adolf Hitlers . Die letzte Entscheidung läßt sich nicht mehr vertagen, und sie wird nicht mehr vertagt. Die Würfel sollen fallen!" unsere Der Faschismus will nach der Macht greifen Antwort darauf lautet: schlagt Hitler , darum wählt Hinden­ burg ! Der Mille zum Staatsstreich geht aus dieser offiziellen

|

Lappo- Putsch erledigt.

Die Führer flüchtig.

Helsingfors , 3. März.( Eigenbericht.) Der Lappo- Putsch kann nunmehr als vollständig erledigt betrachtet werden. Die meisten Lappolente haben bereits die Aussichtslosigkeit ihres Bemühens ein­gesehen und sind in ihre Heimat zurückgekehrt. Ihre Führer Wallenius und Kossola, gegen die Haftbefehl erlassen worden ist, sind flüchtig. Das gestern beschlagnahmte sozialdemokratische Hauptorgan ist heute wieder erschienen, dagegen ist das Lappoorgan weiter verboten. Die zurückgetretenen konservativen Minister sind durch den Abg. Baawolainen und den General Boesch ersetzt, die sich in die innere Verwaltung teilen. Beide sind Lappo gegner.

Für die gesamte Lage ist kennzeichnend, daß der schärfste Gegner der Lappobewegung, Freiherrn v. Born, in der Regierung bleibt.

Bier fließt wieder.

Ansturm auf die Berliner Brauereien.

Die Nachricht von dem Beschluß der Lokalkommiffion, den Bier­ffreit abzubrechen, um heute Verhandlungen mit der Regierung zu ermöglichen, verbreitete sich unter den Berliner Gastwirten noch in der Nacht wie ein Lauffeuer und die Brauereien hatten einen An­sturl von telephonischen Aufträgen für fofortige Faß­bierlieferung zu verzeichnen. Praktisch war der Bierstreit schon am geffrigen Mittwochabend erledigt, weil von den großen Lokalen eins nach dem anderen, ohne die Beschlüsse der Organi­fation abzuwarten, den Bierausschant wieder aufnahm und außerdem bekannt wurde, daß auch die Aschinger A.-G. für heute auf alle Fälle den Ausschank von Bier wieder angeordnet hat.

Die Brauereien trafen infolgendessen schon gestern und im Laufe der Nacht alle Vorbereitungen für die Faßbierlieferung, und heute morgen ist der größte Teil des Fuhrparks der Brauereien wieder

Anweisung an die nationalsozialistischen Gaue flar hervor, ebenso das Wesen der SA. als Bürgerkriegstruppe. Die so wollen es die Faschisten! Sie Würfel sollen fallen werden fallen, aber gegen fie! An uns ist es, Hitler die entsprechende Niederlage beizubringen.

-

Wer nicht für Hindenburg stimmt, hilft Hitler !