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Morgenausgabe

Nr. 107

A 54

49. Jahrgang

schentlich 73 Bt., sonatli 3,25 ( davon 87 Bf. monatlich für Zuftel lung ins Haus) im poraus zahlbar. Boftbezug 3.97 M. einschließlich 60 Pf. Bo zeinungs- und 72 Pf. Bostbestellge bühren. Auslandsabonnement 5,65 pro Monat; für Länder mit ermäßige tem Drudfachenporto 4.65 M

Der Borwärts" erscheint mochentage lich zweimal, Sonntags und Montags einmal die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Dez Abend", Jllustrierte Sonntagsbeilage Bolt und Beir

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Freitag

4. März 1932

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die etatpalt. Whillimeterzette 30 B. Rellamegeile 2.- Kleine n zeigen bas fettgebrudte Wort 20 Pf. ( zuläffig amet fettgebrudte Borte jebes meitere Bort 10. Rabatt It. Carif. Borte fiber 15 Buchstaben zählen für zwei Borte Arbeitsmartt Millimeter­seile 25 B1. Familienanzeigen Mi meterseile 16 Bf. Anzeigenannahme im Hauptgefchäft Lindenstraße 3, unchentäglich von 8 bis 17 Uhr. Der Bertag behält sich das Recht der Wh lehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

Hentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

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Schlagt die Arbeiterfeinde!

Gegen Scharfmacher, Faschisten und Spaltpilze.

Wenn Hitler im westlichen Industriegebiet spricht, stro­men die Unternehmer und Direktoren zusammen. Dann sieht man lange Reihen parfender Lurusautos Arbeiterpartei Die Scharfmacher besuchen ihre politische Rapitalsanlage. lleber die Pläne, die das in der Hitler - Partei und Armee angelegte Geld verfolgt, unterhält man sich im engeren reife. Ueber die Kapitalsanlage felbst spricht man nur im Kreise der Bertrauensleute.

Der Sinn dieser Kapitalsanlage heißt: Kampf der Sozialdemokratie. Der Sozialdemokratischen Partei gilt der Haß der Scharfmacher. Mit Hilfe des Scharfmacher­geldes ist der Haß der Unternehmer in jenen tobenden, freischenden Herenfabbat der infomsten Berleumdungen und Beschimpfungen, jenen Wahnwitz der Bluthezze verwandelt worden, der sich Hitler - Bewegung nennt.

Wenn die Meute des Scharfmachertums gegen das System" heult, meint sie die Sozialdemokratie!

Wir kennen den Haß aus viele Jahrzehnte alter Era­dition. Wir kennen das Geheul der Meute. Wir sehen das Qite im Neuen, und mir sehen die Unterschiede. Früher priesen die Gelben und die Klopffechter der Scharfmacher die Herrlichkeiten des tapitalistischen Systems. Heute wird mit Scharfmachergeld eine Propaganda betrieben, die sich eine fozialrevolutionäre Maste norgebunden hat. Dafür be­zahlen die Scharfmacher auch besser! Was für die sozial­renolutionäre Maskerade bezahlt wird, ist das, was für das Lob der kapitalistischen Herrlichkeit gezahlt wurde mal toufend!

Weil der ingrimmige Haß der gesamten Reaktion der Sozialdemokratic gilt, müssen die Nazis mit Hilfe des Scharf­machergeldes der Sozialdemokratie Arbeiterverrat" merfen!

Die Bürgerfriegsbanden des Faschismus, unterhalten von dem Gelde, das die Scharfmacher durch den Lohndrud aus der Arbeiterschaft herausgepreßt haben, spielen sich als Bertreter des schaffenden Bolles" auf. Während sie darauf warten, die Arbeiterschaft und ihre Dr ganisationen durd) blutigen Terror zu vernichten, spielen ihre literarischen Blänkler die Arbeiterfreunde!

Die faschistische Propaganda braucht sich bei dieser Ab­art ihrer Propaganda nicht in geistige Infosten zu stürzen. Sie findet alles, was sie dazu braucht, schon sig und fertig nor. Ein fühner Griff in die Presse und in die Flugblatt literatur der Kommunistischen Partei genügt, um ihr hin­reichend Material zu einem Feldzug der niederträchtigsten Lüge und des giftigsten Hasses gegen die Sozialdemokratie zu geben.

Wir haben in Berlin mehrere Flugblätter der National sozialisten festgestellt, die sich weder im Jargon, noch in der Gemeinheit non fommunistischen Flugblättern unterscheiden, sondern lediglich in der Wahlparole. Ueber diesen Flug blättern fönnte die fommunistische Barole stehen: Haupt­feind ist und bleibt die Sozialdemokratie". In der Tat steht über dem einen dieser von Unternehmergeld gedruckten Hitler - Flugblätter: Was brachte euch die SPD . sechs Millionen ohne Arbeit und Brot." Diese Flugblätter fönnen für Kommunisten und Nazis gleichermaßen gedrudt werden, es läßt sich ebensogut die Parole: Wählt Hitler darunter setzen wie die Parole: Wählt Thälmann . Schließlich ist es auch eins;

denn: wer Thälmann wählt, wählt Hifler!

Eines dieser Naziflugblätter lügt:

-

,, Die SPD. tritt also erneut ein: für die Herabsegung der Löhne, für die Kürzungen der Erwerbslosenfäße, für den unge­heuren Steuerbrud, für die Beschneidung der Rechte des Bolkes, für die ungeheuren Tributlasten und damit für die Geschäfte der Hochfinanz."

entlarot,

daß Hitler der Vertrauensmann der Scharfmacher des Industriegebiets ist.

Rede von der Herabjegung der Löhne, sondern dapon, daß| tratie mit luternehmergeld wird durch die einzige Tatsache durch die Tätigkeit von Sozialdemokratie und Gewert schaften der Anteil von Löhnen und Gehältern am Bolts­einkommen von 1913 bis 1929 um 12 Broz gesteigert mor­den sei, es war die Rede von der Sozialisierung der intommen", und die Anklage der Unternehmer mündete in den Entrüstungsschrei, daß nun die Sozialdemokratie nach der Sozialisierung der Produktion greife.

In ihren eigenen Organen führen die Scharfmacher den Kampf gegen die Sozialdemokratie für die Sapitalisten mit offenem Visier, während derweilen ihre bezahlten Knechte versuchen müffen, im Rüden der Sozialdemo frafie mit den entgegengesetzten Parolen zu operieren!

Woher käme der ingrimmige Haß der Scharfmacher gegen die Sozialdemokratie, wenn die Sozialdemokratie das märe, als was sie diese gelben Naziflugblätter hinzustellen versuchen? Warum die riesigen Geldopfer der Kapitalisten für die faschistische Bürgerkriegstruppe, wenn diese Lügen gegen die Sozialdemokratie Wahrheit wären? Fragt doch Hitler, ob im Dritten Reich höhere Löhne und höhere Er werbslosensäge gezahlt werden und die Steuern gesenkt werden sollen!

Diese plumpe Lügenpropaganda gegen die Sozialdemo­

Wie kommt es aber, daß der Faschismus eine Speku­fation mit solcher Propaganda anstellen fann? Das fommt daher, daß die jahrelange verlogene tommunistische Heypropaganda gegen die Sozialdemokratie nicht nur das Material dazu geliefert, sondern weil sie in unaufgeklärten Arbeiterschichten auch den Boden dafür bereitet hat! Der Faschismus ist der Nutznießer der Früchte der kommunisti­ schen Lügenheze! Die fommunistische Heze gegen die Sozialdemokratie ist eine Hoffnung der Scharfmacher!

Die klassenbewußte Arbeiterfchaft muß für diese Ent­micklung die Burschen zur Rechenschaft ziehen, die durch Spaltung und Hezze der faschistischen Demagogie und der faschistischen Berwirrungspropaganda den Boden geebnet haben. Die Zusammenhänge liegen flar vor Augen, und die Konsequenzen für die Reichspräsidentenwahl ergeben sich von selbst. Die Kandidatur Thälmann dient der faschistischen Berwirrungspropaganda ebenso wie die kommunistische Lügenheze gegen die Sozialdemokratie.

Wer das Scharfmachertum und den Faschismus schlagen will, muß mit der Sozialdemokratie gehen!

Gegen Hitler!

Aufruf der republikanischen Berbände.

Das Kartell der republikanischen Verbände Deutschlands bezeichnet die Präsidentenwahl als Entschei. dungsschlacht und erflärt:

Hitlers Sieg würde Deutschland einer barbarischen Re attion ausliefern, die sozialen Errungenschaften der werktätigen Maffen vernichten, den Rechtsstaat Deutschland dem Terror einer ungezügelten Difiabur ausliefern. Der fiegreiche Faschts­mus würde das Werf von Weimar vernichten und bie Hoffnung auf die Berwirklichung eines wahrhaft fozialen Bolts­staates zerstören. Hindenburg ist Gewähr für Ruhe und Ordnung! Er steht zu feinem Eid auf die Reichsverfassung, den er geschworen. Er ist von dem hohen Willen beseelt, das Reich in Freiheit und Gerechtigkeit zu erneuern, dem inneren und äußeren Frieden zu dienen und den gesellschaftlichen Fortschritt zu fördern."

Die Wahl am 13. März ist für Hitler die letzte Gelegenheit, zur Macht zu tommen. Darum alle Stimmen Gegen Sitter- für Hindenburg .

Christliche Gewerkschaften gegen NSDAP . In einem Aufruf des Gesamtverbandes der Chriftlichen Ge­wertschaften Deutschlands heißt es:

,, Das äußere Gebaren des Nationalsozialismus, feine Gewalt­anwendungen, die dem Terror des Kommunismus gleichkommen, find barbarisch und stehen im Gegensatz zu jeder christlichen Lebensform. Der Nationalsozialismus gefährdet vor allem die foziale Entmidlung der deutschen Zukunft. Den Stampfformationen des Nationalsozialismus stehen Bereit

Sichere dein Wahlrecht!

sonntag aus! Die Stimmlisten liegen nur noch bis

Wo die Wählerlisten eingesehen werden können, sagen die Berliner Anschlagsäulen Einsehungszeit:

titet her Heute und morgen von 13 bis 20, Sonntag von 9 bis 18 Uhr! Wahlrecht ist Wahlpflicht! Schlagt Hitler !

Wir haben eben erst eine mittenden Artikel der Deutschen Bergmertszeitung" besprochen, in dem unter Anführung statistischen Materials der Sozialdemokratie das genaue Gegenteil norgemorfen wurde. Da war nicht die

schaften des Boltes gegenüber, die zur Abwehr jeder illegalen Machtergreifung und Machtführung entschlossen find. Die christliche Arbeiterschaft bejaht den Boltswillen zur Abwehr jeder Diktatur. Sie selbst steht in eigener geschlossener Front gegen kommunistischen und nationalsozialistischen Dittaturwillen. Ihr Kampf gilt der Freiheit der Arbeiterschaft, der Freiheit der christlichen Kultur und Lebensform, der nationalen Freiheit des deutschen Volkes. Ihr Kampf gilt der Sicherung einer zufünftigen fozialen Volfs- und Wirtschaftsordnung, die aus der freien Entfaltung und finnvollen Zusammenarbeit der Berufe und Stände erwächst. Für die Berteidigung diefer Zukunftsent midlung setzt sich die christliche Arbeiterschaft mit allen törperlichen und geistigen Kräften ein. Es geht um Leben und Freiheit des und geistigen Kräften ein. deutschen Bolkes!"

Der Goebbels: Entlarver.

Die Personalien des Nazi- Abgeordneten Albert Forster .

Wir haben fürzlich die wüsten Schimpfereien des national­fazialistischen Reichstagsabgeordneten Forster in Danziger Bor posten niedriger gehängt, durch die alle Versuche des Herrn Goebbels , sich wegen seiner Deserteurrede herauszulügen, durch­freuzt werden. Wir erfahren nun interessante Einzelheiten über die Berson des Raziabgeordneten Forster.

Dieser Abgeordnete Albert Forster ist nämlich) Be amter des Deutsch nationalen Handlungsge hilfen verbandes und wird von der Verbandsleitung des DHB befoldet Das ergibt sich einwandfrei aus der presse gefeßlichen Berichtigung des Herrn Habermann, die feiner Zeit in Hamburger Echo" vom 15. November 1931 erfolgte. Danach find auch die Abgeordneten Stöhr und Forster sowie Dr. Krebs, bekanntlich der Hauptschriftleiter des nationalsozialistischen Ham­burger Tageblattes", von der Verbandsleitung des DHB.

für die Erfüllung ihrer politischen Aufgaben in dem Maße beurlaubt worden, als die Inter­essen der deutschen Kaufmannsgehilfen es ge­bieten"

Es ergibt sich also folgendes verbandspolitische Kuriosum: Während der Verbandsvorsteher Herr Bechly mit Emphase für die Kandidatur Hindenburgs eintritt, darf der DHV.­Beamte Forster die Träger der Kandidatur Hindenburgs als un­anständige, Deutschland befämptende Menschen hinstellen, darf er im fchreienden Gegensaß zu feinem Verbandsvorsteher behaupten: Hindenburg ist heute der Ballstreder des Willens der Feinde Deutschlands geworden."

Und für diese Tätigkeit wird der nationalsozialistische DHB. Mann Forster non feiner Berbanhsleitung nicht nur beurlaubt, fondern auch bezahlt