I.
Aus nationalsozialistischen Flugblättern des Reichspropagandaleiters der NSDAP . Joseph Goebbels :
Sechs Millionen ohne Arbeit und Brot, Millionen ohne Nahrung und Kleidung, weitere Millionen stehen vor einem Nichts." ,, Die deutschen Frontsoldaten haben nicht im Trommelfeuer gestanden für den Aufbau eines monarchistischen Deutsch lands, in dem die Knechtung der Arbeitermassen unter das Joch der Unternehmer wieder ermöglicht werden soll... Gebt den Schleppenträgern des monarchistischen Imperialismus die gebührende Antwort
II.
Gesellschaftsbericht der Neuen Freien Breffe" Wien Des Blattes des jüdisch- liberalen Bürgertumsaus Berlin :
... Um neue Mittel aufzubringen. für die von der Kron prinzessin schon vor dem Kriege gegründete Cäcilienhilfe- fand unter dem Protettorat und in Anwesenheit der Frau Kronprinzessin im Hotel Esplanade eine große Abendveranstaltung statt, die im Zeichen des Goethe- Jahres stand...
Der Kronprinz und die Kronprinzessin nahmen mit der Großherzogin von Sachsen- Weimar und ihrer Prinzessin- Tochter, Prinzeffin Friedrich- Sigismund von Preußen, ihrem Bruder Prinzen SchaumburgLippe und der Herzogin Adolf Friedrich zu Medienburg in der ersten Reihe Play. Auf der anderen Seite Ihrer Raiserlichen Hoheit, die den Darbietungen mit sichtlicher Freude und Anteilnahme folgte und das Zeichen zum lebhaft einfeßenden Beifall gab, saß Frau Staudt, erste Vorsitzende der Ca cilienhilfe, in deren umsichtigen Händen Borbereitung und Leitung des Abends lagen. Der Kronprinz unterhielt sich lebhaft mit dem Präsidenten der italienischen Handelstammer, Majore Renzetti, Bertrauter und naher Freund Musso= linis, und Frau Renzetti, während seine hohe Gemahlin sich in den anstoßenden Saal begab, um dort mit der ihr eigenen bezaubernden Liebenswürdigkeit Cercle zu halten...
Im Laufe des Abends ließ die hohe Frau noch verschiedene andere Persönlichkeiten an ihren Tisch bitten. So die junge Frau Dr. Goebbels , deren erstes Erscheinen in der Gesellschaft lebhaftes Interesse erregte. Frau von Dierksen, die von den führenden Damen der Gesellschaft als erste ihr Haus den Nationalfozialisten gastfreundlich geöffnet, stellte sie der Kronprinzessin vor. Eine munderschöne Frau in einer Wolfe von hauchzartem weißem Chiffon mit goldblondem Haar, strahlenden großen grauen Augen, von dunklen Wimpern umrahmt, und von bezaubernder Anmut.
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Ein braver Ochfe.
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PRÄSIDENTSCHAFT
Hitler:„ Zieh nur hübsch brav, mein Tierchen! Solange der Weg so schlecht ist, fann ich dich brauchen. Dafür wirst du am Ziel von mir geschlachtet und verspeist."
Zollbündnis der Donauföderation?
Ein ganz großer Abend- Träger von Namen, die mit der Geschichte des alten Preußens und des Raiser- hat, reichs identisch find... Freifrau von Rheinbaben, deren Gatte, der Staatssekretär a. D., sich zur Zeit bei der Abrüftungskonferenz in Genf befindet..." III.
Die ,, Kaiserliche Hoheit" und ihre hohe Gemahlin" werden sich ausschütten vor Lachen, wenn sie die Produtte Goebbelsscher Flug. blatt roduktion lesen. Was werden die Empfänger der Flugblätter, für die sie bestimmt sind, tun, wenn sie den Bericht der Neuen Freien Presse" lesen?
Das neueste Nazi- Märchen.
Puffchiftenseelen verraten sich.
Nationalsozialistische Blätter in der Proping verbreiten die - angeblich auf eigenen Drahtnachrichten in Berlin beruhende Nachricht, daß aus dem preußischen Innenministerium an alle Landräte umfangreiche versiegelte Schreiben herausgegangen feien, die erst auf besondere Anweisung zu veröffentlichen wären Trogdem diese Briefe angeblich versiegelt sein sollen, ist diese nationalsozialistische Seite aber auch schon in der Lage, mitzuteilen, was darin stehen soll. Es set nämlich darin eine Anweisung an die Lanbräte und Polizeipräsidenten enthalten, durch die diese Behörden angemiesen merden, im Falle eines Hitler Sieges mit schärffter Gewaltanwendung gegen die Nationalsozialistische Partei vorzu
gehen.
Hierzu bemerkt der Amtliche Preußische Pressedienst: Derartige Briefe, wie sie hier ermähnt merden, tönnen schon deshalb nicht aus dem preußischen Innenministerium herausgegangen sein, weil man weder dort noch an irgendeiner verantwortlichen preußischen Stelle auch nur einen Augenblid ernsthaft die Möglichkeit eines nationalsozialistischen Sieges in Erwägung zieht. Im übrigen wiffen die Polizeibehörden auf Grund ihrer Anweisung ohnehin, daß sie gegenüber nationalsozialistischen Ausschreitungen mit aller Energie vorzugehen haben.
Minderheitenrecht.
Sozialdemokratie erfennt es an.
Der tschechoslomatische Schulminister Dr. Derer, ein Sozialdemokrat, hat in einer Rede zu Brünn ausgeführt: Der Student ist heute mit dem Arbeiterleben enger verknüpft als früher. Nach Erringung der staatlichen Selbständigkeit ist es Aufgabe der Schule, daß auch die Arbeiterföhne und Arbeitertöchter, welche studieren, für Die klasse arbeiten, aus der sie hervorgegangen find. Die Schule darf niemals ihrer hehrsten Aufgabe, den Menschen zu
dienen, unter denen sie wirti, entfremdet werden.
Jebes entnationalisierende Regime scheitert früher oder später. Der Arbeiterstudent muß jede Entnationalisierungsbestrebung und jede Entfremdung, nationale oder soziale, bekämpfen. Das bes deutet, daß man aus tschechischen Kindern niemals Deutsche erziehen darf und umgekehrt, und daß das Arbeiterkind nicht der Umwelt entfremdet werden darf, aus der es hervorgegangen ist. Schließlich lehnte der Minister auch die vormilitärische Jugenderziehung ab. Unsere Demokratie, sagte er, muß eine fulturelle Demokratie merden.
Die
Eine Berhaftung nach zehn Jahren. Bor zehn Jahren sind im tschechischen Turnverein der mest böhmischen Bergwerkstadt Laun Waffen entwendet worden. Gendarmerie hat jeßt in Laun und Kladno verschiedene ehemalige tommunistische Funktionäre verhört, darunter auch Leute, die heute schon längst bei der staatserhaltenden Nationaldemokratie gelandet sind. Der Gründer der KPC., gemejener Abgeordneter Munja , ist aus gleicher Urjade verhaftet worden.
Das Bierpfennigitüd läßt noch auf sich warten. Es sind erst für 30 000 m. dieser neuen Münzen geprägt. Das sind zwar schon 750 000 Stud, aber nach der Meinung ber Sachverständigen doch zu menig, um fie fchon in den Berfehr zu geben.
Paris , 4. März.( Eigenbericht.)
Die Mitglieder des Finanzkomitees des Böllerbundes, die zur Zeit in Paris weilen, find am Freitagnachmittag zu fammengetreten, um die finanzielle Lage verschiedener mitteleuropäischer Länder zu prüfen.
Die Erregung, die der Vorschlag Tardieus über ein 3011 bündnis der Donauländer in Deutschland hervorgerufen machte in Paris einiges Aufsehen, zumal die französische Presse über diesen Plan bisher so gut wie gar nichts mitgeteilt hat. Die erste Andeutung machte am Dienstag der Genfer Berichterstatter des Petit Baristen", der meldete, daß Tardieu Unter redungen mit den Bertretern der Kleinen Entente . Desterreich und Ungarn gehabt habe, und der daraus den Schluß zog, daß sich der Ministerpräsident für die Frage einer engeren wirtschaftlichen Zu fammenarbeit in Mitteleuropa intereffiert". Am Mittwoch meldete das gleiche Blatt, daß Tardieu vor dem Finanzausschuß der Kammer, der über den Gefeßentwurf über die 600- Millionen- Anleihe für die Tschechoslowakei beriet, erklärt hat, er habe bei den Vertretern der Donauländer in Genf dringend auf dem Abschluß eines 3ollabkommens auf der Basis von Borzugszöllen bestanden und ihnen für ein solches Abkommen die Unterstügung von Frant reich, England, Italien usm. versprochen.
Diese Information hat der ,, Temps" am Mithnoch aufgegriffen. Er bemerkt dazu, es müßten ernsthafte Anstrengungen in fürzester 3eit unternommen werden, um die Länder Mitteleuropas vor den unheilvollen Folgen der Lage zu bewahren, die durch die Weltwirtschaftskrise für sie geschaffen worden sei. Die Zeitung hatte weiter erklärt, daß die Idee einer mirtschaftlichen Verständigung zwischen den Donaustaaten nicht neu sei, daß ihre Durchführung bisher aber an politischen Ermägungen gescheitert sei. Berschiedene Länder hätten jedes Wirtschaftsablommen von einer politischen Regelung abhängig machen wollen, die direkt oder indirekt die bestehenden Berträge in Frage gestellt hätten Andere hätten die Not der DonauLänder dazu ausnuten wollen, um zum alleinigen Nugen der politischen Macht Deutschlands jenes Mitteleuropa zu schaffen, durch das das pangermanistische Deutschland seine Hegemonie über diese Länder sichern und einen neuen Drang nach dem Osten einleiten wollte. Der Ernst der Weltwirtschaftsfrise habe aber schließlich alle Regierungen zum Nachdenken und zur Berücksichtigung der Wirklich feit veranlaßt. Man habe sich darüber Rechenschaft abgelegt, daß, wenn man das Schlimmste verhindern wollte, man aufrichtig die
Der vom Gouverneur ernannte Präsident des Memeldiretto riums Simmat hat die bisherigen Mitglieder des geschäftsführen riums Simmat hat die bisherigen Mitglieder des geschäftsführenden Direktoriums Tolischus, aleitis und Vongehr mit der einstweiligen Führung der Geschäfte des Direktoriums betraut und die Führer der Mehrheitspartel en beauftragt, in weitere Berhandlungen über die Bildung eines Direttoriums einzutreten.
Der Sachverständige des Völkerbundes, Chapman, ist hier eingetroffen, um auf Grund bestimmter Richtlinien festzustellen, welcher Teil der 3011einnahmen auf das Memelgebiet und welcher auf das übrige Litauen entfällt. Chapman ist seit 1929 Beamter in der Finanz- und Wirtschaftsabteilung des Bölkerbundes. Bor seiner Ankunft in Memel war Chapman einige Tage in Row ito.
Die Sozialkommission der Kammer hat am Donnerstag den Arbeitsminister Laval auf die Notwendigkeit aufmerksam gemacht, die Arbeitslosenunterstützung für Ledige und für die Kinder arbeits. loser Eltern zu erhöhen. Sie hat ferner von der Regierung gewisse Bestimmungen für die Zahlung von Unterstüßung an Sturzarbeiter und die schnelle Annahme eines Gefeßentwurfes verlangt, der staat liche Hilfe für solche Gemeinden vorfieht, die Motstandsarbeiten durch Arbeitslose ausführen lassen. Baval hat versprochen, diese Forde rungen mohimollend zu prüfen.
wirtschaftliche Tätigkeit der Länder reorganisieren müßte, ohne dabei ihrer politischen Unabhängigkeit Abbruch zu tun. und in parlamentarischen Kreisen keinerlei Beachtung geschenkt Diesen Ausführungen ist in der übrigen französischen Presse worden, da abgesehen von den Genfer Beratungen die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung durch die Budgetdebatte und die bevorstehenden Wahlen in Anspruch genommen ist. Infolgedessen haben die Kommentare der Berliner Zeitungen hier sehr überrascht.
Erst in den heutigen Sigungen der auswärtigen Ausschüsse des Senats und der Kammer ist der Plan Tardieus erwähnt worden, ohne daß es zu cingehenden Debatten darüber lam. Wie wir heute abend erfahren, hat die französische Regierung inzwischen die Reichsregierung von der den Vertretern der Donauländer in Genf gemachten Anregung offiziell unterrichtet. In politischen Kreisen wird betont, daß der französische Vorschlag, der übrigens auf eine Anregung Briands in der Europa - Kommiffion zurückgehe, teinen egtlusiven Charakter haben solle. Die Verständigung zwischen den Donauländern solle gewissermaßen nur den Kern eines Organisationsplanes für die zerrüttete Wirtschaft bilden, dem sich dann nach Belieben jedes andere Land anschließen tönne.
Deutschland will Borzugszölle zugestehen.
Wir haben schon mitgeteilt, daß die Reichsregierung als erjte die Aufforderung des deutschösterreichischen Bundeskanzlers Dr. Buresch an alle Länder vom 16. Februar beantwortet hat, Desterreich in seiner steigenden Not durch Erleichterung seiner Ausfuhr zu helfen. Nun hat der deutsche Gesandte Dr. Rieth in Wien die Bereitschaftserklärung des Reiches überbracht, Desterreich Zugeständnisse für feine Ausfuhr, unabhängig von den Folgen der Meistbegünstigung zu machen, wenn die Möglichkeit dazu durch Finanzkomitee und Bolterbundsrat und die Mitwirtung anderer Mächte eröffnet
wird.
Die Attion Tardieus zur Errichtung einer zolpolitischen Donauföderation foll noch nicht über gesprächsweise Anregung in Genf hinaus gediehen sein.
Selbstverständlich kann die verbürgte Gleich berechtigung aller meistbegünstigten Staaten nicht außer acht gefassen werden. Die Vorzugszölle fönnten nur in Kraft treten, wenn keiner dieser Staaten widerspricht.
Die Verwaltungstommission der Kammer hat zwei ihrer Mitglieder ermächtigt, ihren Bericht über den Borschlag auf Einrichtung einer staatlichen Lotterie vorzulegen, mit deren Ertrag den ArbeitsLofen eine sofortige Hilfe geschaffen werden foll. Die Kommiffion will alles tun, um schnelle Genehmigung dieses Borschlages durch das Parlament zu erreichen.
„ Es. lebe der Schah..." Zu der Notiz in Nr. 83 des Vor
märis vom 19. Februar wird uns von zuständiger Seite mitgeteilt, daß der Strafantrag gegen den persischen Studenten Mami von der persischen Regierung durch ihren hiesigen, Gesandten gestellt morden ift, entsprechend dem§ 103 des Reichs- Strafgesez uchos. Dieser Baragraph fezt allerdings die unbedingte Gegenseitigkeit voraus und es ist zumindest zweifelhaft, ob diese Voraussetzung gegeben ist. Das Schöffengericht hatte dies verneint. Die Staatsanwaltschaft hätte sich ruhig mit diesem Beschluß abfinden können, anstatt Beschwerde einzulegen und sich damit etwas übereifrig zugunsten der Belange des derzeitigen persischen Machthabers einzusetzen.
Abschiedsfeier für Gradnauer. Der Reichsrat veranstaltete gestern eine Abschiedsfeier für den ausscheidenden sächsischen Gez fandten und Reichsratsbevollmächtigten, Reichsminister a. D. Dr. Gradnauer. An ihr nahm der gesamte Reichsrat teil Geund auch die Reichsregierung war vertreten. sandter Boden würdigte in herzlichen Worten die Arbeit Dr. Grad nauers als fächsischer Ministerpräsident, Reichsminister des Innern und zulegt als Mitglied des Reichsrats, in welchem er länger als ein Jahrzehnt Sachsen vertrat. In allen diesen Stellungen habe Gradnauer erfolgreich für Reich, Staat und Bolt gewirft.
Die Preußische 3eitung" für 3 mochen verbofen. Der Ober3 Wochen, und zwar vom 5. März bis zum 25. März einschließlich präsident der Provinz Ostpreußen hat die" Preußische Zeitung " für verboten. Das Berbot erfolgte wegen eines Artikels Ohne Hitler die Heimat in Gefahr." Außenpolitisches Versagen in Memel ge fährdet Ostpreußen ." In Nr. 47 der Zeitung vom 3. März